Das Abenteuer kann beginnen! - Quax.at
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Fotos: Doris Rausch<br />
Tasche wirkte viel zu groß und reichte bis<br />
zum Boden, obwohl der Gurt aufs Kürzeste<br />
gestellt war.<br />
Kindergarten ist anstrengend<br />
Zu den ersten Tagen im Kindergarten<br />
erklärt Melanie Binder: „Die ersten Tage<br />
werden ganz individuell abgestimmt. Die<br />
Kinder fangen mit kurzen Besuchen in der<br />
Gruppe an, welche stetig gesteigert werden<br />
und die ‚Trennungsphase‘ mit der<br />
Mutter dabei immer verlängern. Die Kinder<br />
werden in die Rituale miteinbezogen<br />
und von Anfang an in den Alltag integriert.“<br />
Obwohl man die Kinder normalerweise<br />
bis spätestens 8:30 Uhr bringen muss,<br />
begann unser erster Tag im Kindergarten<br />
erst um 9:00, da sich zu diesem Zeitpunkt<br />
die Pädagogin mehr Zeit nehmen konnte,<br />
um Emma zu begrüßen. Selbstverständlich<br />
ließ sich Emmas Papa dieses Ereignis<br />
auch nicht entgehen und nahm sich einen<br />
Urlaubstag. Pünktlich im Kindergarten<br />
angekommen, stellte sich bei der ansonsten<br />
doch eher quirligen Emma plötzlich<br />
Schüchternheit ein. Nach einer zaghaften<br />
Begrüßung durfte sie sich dann ein „Zeichen“<br />
aussuchen. Danach erklärte mir<br />
die Pädagogin, wie die nächsten Tage ablaufen<br />
würden, und wie ich mich dabei<br />
verhalten sollte. Auch für uns Eltern ist<br />
alles neu. Unsere Einstellung gegenüber<br />
dem Kindergarten sollte positiv sein. Es<br />
ist wichtig, rasch eine Vertrauensbasis<br />
mit der Pädagogin und der Betreuerin<br />
bzw. dem Pädagogen und dem Betreuer<br />
aufzubauen.<br />
Nach dem Gespräch durften wir alle<br />
drei gemeinsam in die Gruppe und konnten<br />
eine Stunde zusehen. Klingt sehr banal,<br />
aber man merkte an Emmas Reaktion,<br />
dass diese Stunde Beobachtung mehr<br />
als genug für den ersten Tag war. Denn<br />
sobald wir draußen waren, kam unsere<br />
Tochter wieder in Fahrt und war vor lauter<br />
Plaudern und Erzählen, was ihr besonders<br />
gut gefallen h<strong>at</strong>te, nicht mehr zu<br />
stoppen.<br />
„Der Kindergartenalltag ist für die Kinder<br />
ein sehr anstrengender Teil des Tages.<br />
Sie lernen auf spielerische Weise viel<br />
Neues. Sie müssen sich in verschiedenen<br />
sozialen Rollen zurechtfinden, müssen<br />
Aufgaben in einer Gruppe übernehmen,<br />
müssen sich an Regeln halten und Rücksicht<br />
auf andere nehmen“, verdeutlicht<br />
Kindergartenpädagogin Binder, selbst<br />
Mutter von zwei Kindern, den anstrengenden<br />
Kindergartenstart.<br />
Verabschiedung:<br />
Hart, aber herzlich<br />
Die nächsten Tage begleitete ich<br />
Emma jeden Morgen in die Gruppe. Nach<br />
ca. fünf bis zehn Minuten setzte ich mich<br />
für 30 bis 60 Minuten in die Garderobe.<br />
Bevor ich die Gruppe verließ, musste ich<br />
mich von Emma verabschieden. Herzlich,<br />
aber nicht zu lange, war hier der R<strong>at</strong> der<br />
Pädagogin. Da ich ja in der Garderobe war<br />
(wo sie mich nicht sehen konnte), fühlte<br />
Emma sich alleine in der Gruppe, wusste<br />
mich jedoch in Reichweite, was am Anfang<br />
sicherlich noch ganz wichtig für sie<br />
war. Doch schon nach drei Tagen forderte<br />
Emma mich von selbst auf, nach Hause<br />
zu gehen, weil sie schon alleine im Kindergarten<br />
bleiben könne. Zuerst ging ich<br />
für eine Stunde, dann für zwei Stunden<br />
und nach eineinhalb Wochen konnte ich<br />
Emma morgens bringen und erst um<br />
11:30 abholen. Eltern sollten hier unbedingt<br />
verlässlich sein. Ist ausgemacht,<br />
dass das Kind um 11:30 abgeholt wird,<br />
muss man dann auch da.<br />
Vertrauen der Eltern in<br />
Pädagoginnen ist wichtig<br />
<strong>Das</strong>s die Eingewöhnungsphase bei den<br />
Kindergartenkindern unterschiedlich<br />
verlaufen <strong>kann</strong>, weiß Kindergartenpädagogin<br />
Melanie Binder aus Erfahrung:<br />
„Laut Lehrbüchern dauert die Eingewöh-<br />
nung zwei bis drei Wochen. In der Praxis<br />
<strong>kann</strong> es von Kind zu Kind jedoch vollkommen<br />
verschieden ablaufen. Oftmals haben<br />
auch nicht nur die Kinder Probleme,<br />
sondern auch für die Eltern ist es schwierig,<br />
loszulassen. Für die Eltern ist der Kindergarten<br />
auch Neuland und sie sollten<br />
den PädagogInnen vertrauen und eventuell<br />
selbst das Gespräch mit ihnen suchen,<br />
um sich einige Ängste nehmen zu lassen<br />
oder gemeinsam Lösungen zu finden.“<br />
Emma ging jeden Tag wirklich gerne in<br />
den Kindergarten und freute sich auf das<br />
Spielen und die anderen Kinder. Besonders<br />
Rituale wie der „Guten-Morgen-<br />
Kreis“, die gemeinsame Jause und das<br />
Singen und Gitarrespielen unserer Pädagogin<br />
Lisa h<strong>at</strong>ten es ihr angetan.<br />
Bei uns im Kindergarten versucht man,<br />
die Eltern miteinzubeziehen. So habe ich<br />
gemeinsam mit allen anderen Eltern und<br />
Kindern L<strong>at</strong>ernen für den L<strong>at</strong>ernenumzug<br />
gebastelt. Auch ein Kaffeekränzchen, wo<br />
die Kinder Kaffee und selbstgebackenen<br />
Kuchen servierten, und ein Zirkusfest<br />
durften wir besuchen. <strong>Das</strong> erleichtert<br />
auch den Eltern das Loslassen. Die Kinder<br />
verbringen jetzt einen Teil ihres Alltags<br />
ohne Eltern und werden unabhängiger.<br />
Wenn man miteingebunden ist und<br />
einen Teil dieses Lebensabschnitts des<br />
Kindes miterleben und mitgestalten <strong>kann</strong>,<br />
ist das für die Eltern schön.<br />
Ich bin mir sicher: Wir h<strong>at</strong>ten das Glück,<br />
eine ganz problemlose Eingewöhnung zu<br />
erleben! Sowohl für Emma als auch für<br />
uns ist der Kindergarten eine tolle Bereicherung.<br />
Buchtipp:<br />
Wieso? Weshalb? Warum? Junior 24:<br />
Mein Kindergarten<br />
ISBN: 978-3-473-32786-7<br />
Ravensburger Buchverlag Otto Maier GmbH<br />
Foto: Ravensburger Buchverlag<br />
QUAX.<strong>at</strong>#11