Kurier Nr. 92 - Hochdorf Nutritec AG
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milchmarkT schweiz<br />
So viel Milch wie noch nie<br />
Dieser Frühling wurde in der Schweiz so viel<br />
Mich produziert wie nie zuvor. Auch wir von<br />
HOCHDORF verarbeiteten Rekordeingänge.<br />
Die Anhänger einer Mengenregulierung<br />
sagen, es sei zu viel Milch. Wir – als Anhänger<br />
der marktorientierten Sicht meinen:<br />
nein, es ist nicht zu viel Milch. Es ist gut,<br />
wenn die Schweizer Bauern fleissig mel-<br />
ken – für sie und für uns.<br />
die Meinung ist weit verbreitet: der Milchmarkt<br />
müsse reguliert werden. es müsse zentral<br />
entschieden werden, wie viel Milch für den<br />
Markt gut sei. früher durch die staatliche kontingentierung,<br />
heute durch lieferrechte, die<br />
durch die sMP vergeben werden sollen. die<br />
anhänger der Mengensteuerung gehen davon<br />
aus, dass ohne diese regelung jeder so viel<br />
wie möglich produziert. dadurch entstehe ein<br />
Überangebot und automatisch ein Preiszerfall.<br />
Die Marktsicht<br />
die Vertreter des Marktes halten dem entgegen,<br />
dass der Milchpreis von den Möglichkeiten<br />
des (Milchprodukte)Marktes bestimmt<br />
werde und sich das schweizer Milchpreisniveau<br />
so oder so dem eu bzw. Weltmarktniveau<br />
annähern müsse. Mit einer Mengenbeschränkung<br />
würde man nur Marktanteile<br />
verlieren, weil der import von Produkten und<br />
der einkauf im grenznahen ausland zunehmen<br />
würden, ganz zu schweigen von den Marktanteilen,<br />
die man im export verlieren würde.<br />
Wir von der HocHdorfgruppe vertreten<br />
ganz klar den zweiten standpunkt, jenen der<br />
marktorientierten sichtweise. Wir sind davon<br />
überzeugt, dass eine Beschränkung der Milchmenge<br />
nicht zu höheren Preisen, sondern nur<br />
zu Marktanteilsverlusten führen würde. Beim<br />
Milchproduzenten würde eine Beschränkung<br />
zu höheren Produktionskosten wegen nicht<br />
genutzter kuhplätzer führen. alles in allem<br />
würde die ganze schweizer Milchbranche<br />
(Produzent und Verarbeiter) an Wettbewerbsfähigkeit<br />
verlieren. Preis und Menge haben<br />
aber durchaus einen Zusammenhang, und<br />
jeder am Markt – Milchproduzent und verarbeiter<br />
– möchte möglichst viel Menge zu möglichst<br />
guten Preisen verkaufen. um dies zu<br />
erreichen und um den noch bestehenden<br />
grenzschutz und die bestehenden stützungsmassnahmen<br />
zu nutzen, hat die BoM die<br />
segmentierung eingeführt. Wenn diese konsequent<br />
umgesetzt wird, werden alle Marktakteure<br />
profitieren.<br />
Die Sicht des Milchproduzenten<br />
der einzelne Milchproduzent muss sich gut<br />
überlegen, welche Menge für ihn sinnvoll ist.<br />
dabei ist es vor allem wichtig, dass er einen<br />
verlässlichen abnehmer hat und damit eine<br />
10 HocHdorf<br />
hochDorf-gruppe<br />
Die Milchsammelfahrzeuge hatten dieses Frühjahr besonders viel zu tun. Noch nie wurde so viel Milch produziert wie in diesem Frühjar – das stärkt die Schweizer<br />
Milchproduzenten und Milchverarbeiter.<br />
gewisse Planungssicherheit. er sollte wissen,<br />
welche Mengen er heute und in den nächsten<br />
Jahren in die einzelnen segmente liefern kann<br />
und wie sich die Preise in diesen segmenten in<br />
etwa entwickeln. Mit seinen Möglichkeiten und<br />
seiner kostenstruktur kann er dann entscheiden,<br />
was für ihn am besten ist. die aMenge,<br />
die er absetzen kann, wird er, wenn immer<br />
möglich, produzieren. Bei der cMenge wird er<br />
sich fragen, ob es für ihn lohnend ist, diese<br />
zusätzliche Milch zu produzieren. das wird für<br />
jeden Betrieb anders aussehen. Vielleicht wird<br />
er sich auch dafür entscheiden, die Milch<br />
schon zu produzieren, aber nicht abzuliefern,<br />
sondern auf dem Betrieb in der kälbermast zu<br />
verwenden.<br />
grundsätzlich gelangen wahrscheinlich die<br />
meisten Bauern zur Überzeugung, dass es sich<br />
lohnt, so viel zusätzliche cMilch zu produzieren,<br />
wie es ohne grossen zusätzlichen aufwand<br />
möglich ist – also ohne zusätzliche investitionen<br />
in stallplätze und ohne teuren futterzukauf.<br />
aufgrund dieser Überlegungen könnte<br />
das Milchmengenwachstum noch etwas weitergehen.<br />
allerdings nicht sehr viel weiter, weil<br />
das weitere Wachstum mit der nur beschränkt<br />
verfügbaren landfläche zusammenhängt.<br />
graswirtschaft und futteranbau und damit<br />
auch Milchproduktion sind für schweizerische<br />
Verhältnisse sicher die sinnvollste form der<br />
landwirtschaft. dies, weil Milch im Vergleich zu<br />
anderen landwirtschaft lichen Produktionszweigen,<br />
wie zum Beispiel getreide oder fleischproduktion,<br />
am wett bewerbfähigsten produziert<br />
werden kann – v.a. im Vergleich mit der<br />
eu. aber auch wenn man hier die nutzung<br />
noch verbessern kann, die landfläche in der<br />
schweiz ist begrenzt – und damit auch die<br />
futterproduktions und die düngefläche.<br />
Die Sicht der Milchverarbeiter<br />
Bäuerliche Vertreter denken häufig, die Milchverwerter<br />
seien an einer hohen Milchmenge<br />
interessiert, um dadurch den Milchpreis<br />
senken zu können. das ist – oder wäre – eine<br />
kurzsichtige denkweise. kurzfristig mag es<br />
stimmen, dass man mit Milchpreissenkungen<br />
die Marge etwas verbessern kann. das ist aber<br />
kurzsichtig, denn sehr schnell wird man diese<br />
Preissenkungen auch an den Markt weitergeben<br />
müssen. und dann bleibt keine bessere<br />
Marge, sondern nur noch weniger umsatz.<br />
und langfristig ist es jedem Milchverarbeiter<br />
klar, dass sein geschäft nur dann eine Zukunft<br />
hat, wenn auch die Milchproduzenten eine<br />
Zukunft haben. er will also die Milchmenge<br />
nicht ausdehnen, um die Preise zu senken. im<br />
gegenteil, der umsatz ist bei guten Preisen<br />
höher, und die Marge ist häufig irgendwie<br />
prozentual bestimmt, da wirken sich höhere<br />
Preise auch positiv aus.<br />
Wenn der Milchverarbeiter die Milchmenge,<br />
die er beschafft, ausdehnen will, hat das vor<br />
allem drei gründe. der naheliegendste ist<br />
sicher die bessere auslastung seiner anlagen.<br />
einleuchtend ist auch das argument, dass<br />
grössere Menge Wachstum und mehr Marktanteil<br />
bedeutet – daran hat jeder unternehmer<br />
interesse. etwas weniger offensichtlich und für<br />
schweizerische Verhältnisse auch etwas gewagt<br />
ist das dritte argument: Viel Menge heisst<br />
auch Marktmacht. Man wird anders wahrgenommen,<br />
wenn man zu den grossen Playern<br />
gehört. es ist kein Zufall, dass die drei strategischen<br />
schlagworte von fonterra Volume,<br />
Value und Velocity heissen. Value (Wert) ist<br />
logisch, was mit Velocity (geschwindigkeit)<br />
gemeint ist, darüber muss man vielleicht noch<br />
etwas nachdenken. aber das erste schlagwort<br />
heisst Volume (Volumen oder Masse). Wenn<br />
der grösste und wichtigste Milchverarbeiter<br />
der Welt das an die erste stelle stellt, hat er<br />
sich dabei sicherlich etwas überlegt.<br />
Werner Schweizer<br />
Geschäftsführer HOCHDORF Swiss Milk <strong>AG</strong>