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„Bei uns daheim ist alles durchsichtig“<br />

Glaserdynastie Bernd und Michael Schnappauf hat eine besondere Beziehung zum Transparenten<br />

onJürgen Herda<br />

loß. „Natürlich habe ich eine<br />

besondere Beziehung zum<br />

las“, antwortet der Junioreister.<br />

Schließlich ist nicht nur<br />

sein Vater Bernd Schnappauf<br />

laser. Seit 1905 ist die Glaserei<br />

an der Hauptstraße in Familienbesitz.<br />

„Wenn ich so nachdenke,<br />

ist bei uns daheim fast alles<br />

durchsichtig“, lacht Michael<br />

Schnappauf, „die Türen sowieso,<br />

die Duschen, der Küchenarbeitsplatz,<br />

Trennwände –die Decken<br />

und Wändesind verspiegelt“.<br />

er Blick aus der Werkstatt ergänzt<br />

die Aufzählung. Ins Auge sticht ein<br />

intergarten mit raffinierter Jalouien-Führung<br />

zwischen zwei Glascheiben.<br />

„Alles selbstreinigend“, erlärt<br />

Michael, „wenn es regnet und<br />

danach die Sonne drauf scheint, sind<br />

die Scheiben blitzblank“.<br />

Sicherer als Holztüre<br />

iele Gründe fallen den Glasexperten<br />

icht ein, auch mal Holz oder Stein<br />

elten zu lassen: „Mit einer Glastür<br />

haben’S einen besseren Lichteinfall<br />

im dunklen Gang“, nennt der Seniorchef<br />

als Beispiel den aktuellen Auftrag<br />

einer älteren Frau, „und sie ist sicherer<br />

als eine Holztür –dawenn’S<br />

dagegen treten, tuat Eahrna bloß da<br />

uaß weh und es macht an Riesenlärm.“<br />

Auch bei Großprojekten prophezeit<br />

der Meister seinem Handerk<br />

gute Zukunftsperspektiven:<br />

Für die vorgehängte Glasfassade der<br />

15<br />

Technischen Universität Prag haben<br />

wir in Kooperation mit der Wunsiedeler<br />

Glasfabrik Lampertz eine spezielle<br />

Lochbohrung entwickelt –eine<br />

echte Herausforderung bei einer 250<br />

Meter langen und 28 Meter hohen<br />

Fassade aus gehärtetem Profilglas .“<br />

Das Atelier der Schappaufs ist eine<br />

begehbare Galerie, deren Kunstwerke<br />

Teil der Werkstattverglasung, gefärbte<br />

Glasleuchten oder achtlos an der<br />

Wand lehnende Unikate mit sandge-<br />

Zwei Generationen<br />

einer Glaserdynastie:<br />

Vater Bernd<br />

Schnappauf (64), seit<br />

seinem 15. Lebensjahr<br />

in der Werkstatt,<br />

und Sohn Michael<br />

(32),auch Meister<br />

seines Faches.Schon<br />

Urgroßvater Karl und<br />

dessen Sohn Willi<br />

waren inFloß als<br />

Glaser und Zinngießer<br />

bekannt und<br />

geschätzt.<br />

Bilder:Herda (6)<br />

strahlten Motiven sind. Kaum zu<br />

glauben, dass diese gläserne Vielfalt<br />

mit nur zwei Mitarbeitern entstanden<br />

sein soll.<br />

Dabei ist das Hauptwerk der<br />

Schnappaufs nicht am 1995 neugebauten<br />

Firmensitz, wo Bernd<br />

Schnappauf auch ein Ladengeschäft<br />

mit Haushaltswaren und Wohndekoration<br />

führt, sondern inder ganzen<br />

Oberpfalz und darüberhinaus zu besichtigen:<br />

„Wir sanieren Kirchenfens-<br />

ter“, erzählt der 64-Jährige, der sein<br />

Fachwissen in vielen Restaurierungsseminaren<br />

vertiefte. „Unser Radius<br />

reicht bis Regensburg, Hof und<br />

Nürnberg.“ Früher habe er noch öfter<br />

Neubauten mit bunten Glasfenstern<br />

ausgestattet: „Die Künstler hatten<br />

uns die Vorlagen gebracht, wir haben<br />

sie aufs Glas übertragen.“ Aber der<br />

Rückgang bei den Kirchensteuereinnahmen<br />

hat den Bau-Enthusiasmus<br />

des Bistums spürbar gebremst.<br />

Breites Spektrum<br />

Gläserne Vielfalt: Marmorierte Glasleuchte, sandgestrahlter Wolfskopf. Bleiverglasungen mit Christuskopf und Baum des Lebens.<br />

Elektro<br />

Planungund<br />

Ausführungvon<br />

Photovoltaikanlagen<br />

Die Zeiten seien härter geworden,<br />

bedauert Altmeister Schnappauf den<br />

Trend zur Standardisierung: „Noch in<br />

den 70er Jahren wurde im Wohnungsbau<br />

alles von uns eingeglast,<br />

heute nimmt man fast nur noch Fertigfenster.“<br />

Um am Markt bestehen<br />

zu können, versuchen die findigen<br />

Handwerker ihren Umsatz auf möglichst<br />

viele Standbeine zu verteilen:<br />

„Wir machen spezielle Fenster,Türen<br />

und Trennwände für Schreiner, andere<br />

Glaser und Großhändler, verglasen<br />

für Architekten Badewannen und<br />

bieten eine große Bandbreite an<br />

Sandstrahldekoren“, zählt der Flosser<br />

auf. „Oder liefern eben mal 500<br />

Duschabtrennungen für ein Hotel.“<br />

Andererseits sei das Auftragsvolumen<br />

bei einer Kirche natürlich viel<br />

höher: „Das ist ein Gesamtpaket mit<br />

Ausbau, Restaurierung, neuer Rahmung,<br />

da kommen schnell 50 000<br />

Euro zusammen.“ Wie etwa bei der<br />

St.-Josephs-Kirche in Amberg-Raigering,<br />

bei der die Schnappaufs kürzlich<br />

die Energiebilanz aufpolierten,<br />

indem sie Isolierglas einsetzten.<br />

Hintergrund<br />

Fragile Zunft<br />

Duschtür mit stilisiertem Fischornament.<br />

Floß. (jrh) „Das Glaserhandwerk<br />

ist eine fragile Zunft“, sagt Juniorchef<br />

Michael Schnappauf, „da<br />

muss man ständig neue Ideen entwickeln,<br />

um im Geschäft zu bleiben.“<br />

Neue Glasdekore etwa mit<br />

Klebearbeiten an sandgestrahlten<br />

Türen sind eine neue Errungenschaft<br />

aus dem Flosser Glashaus.<br />

Ohne Kooperationen käme man<br />

heutzutage nicht mehr weit, da<br />

der Kunde beste Qualität aus einer<br />

Hand suche. Die Schnappaufs arbeiten<br />

mit Architekten, einem<br />

Holzhausanbieter oder auch dem<br />

Luhe-Wildenauer Großhändler<br />

Glasprofi zusammen.<br />

Künftig möchten die Schnappaufs<br />

auch dem Nachwuchs eine Chance<br />

einräumen: „Wir stellen ab<br />

Herbst einen Lehrling ein“, sagt<br />

Senior Bernd. Kein leichtes Unterfangen,<br />

schließlich wollten die<br />

meisten jungen Leute lieber ins<br />

Bürooder hätten hochtrabende finanzielle<br />

Vorstellungen: „Wer sich<br />

im Handwerk bewirbt, hat oft<br />

schlechtere Qualifikationen, aber<br />

ich stelle auch nicht nach Noten<br />

ein.“ Den künftigen Lehrling<br />

möchte er auf Probe eine Woche<br />

mit auf die Baustellen nehmen,<br />

schließlich sei die Lehrstellenwahl<br />

eine Entscheidung fürs Leben: „Da<br />

sollen sich beide Seiten sicher<br />

sein, dass es das Richtige ist.“<br />

Beim Glaser gebe es nichts vonder<br />

Stange, damüsse man bereit sein,<br />

alle Stunde was anderes zu machen:<br />

„Jede Scheibe ist maßgefertigt,<br />

das ist ja auch das Schöne.“

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