Download - stephan landgraf
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„Bei uns daheim ist alles durchsichtig“<br />
Glaserdynastie Bernd und Michael Schnappauf hat eine besondere Beziehung zum Transparenten<br />
onJürgen Herda<br />
loß. „Natürlich habe ich eine<br />
besondere Beziehung zum<br />
las“, antwortet der Junioreister.<br />
Schließlich ist nicht nur<br />
sein Vater Bernd Schnappauf<br />
laser. Seit 1905 ist die Glaserei<br />
an der Hauptstraße in Familienbesitz.<br />
„Wenn ich so nachdenke,<br />
ist bei uns daheim fast alles<br />
durchsichtig“, lacht Michael<br />
Schnappauf, „die Türen sowieso,<br />
die Duschen, der Küchenarbeitsplatz,<br />
Trennwände –die Decken<br />
und Wändesind verspiegelt“.<br />
er Blick aus der Werkstatt ergänzt<br />
die Aufzählung. Ins Auge sticht ein<br />
intergarten mit raffinierter Jalouien-Führung<br />
zwischen zwei Glascheiben.<br />
„Alles selbstreinigend“, erlärt<br />
Michael, „wenn es regnet und<br />
danach die Sonne drauf scheint, sind<br />
die Scheiben blitzblank“.<br />
Sicherer als Holztüre<br />
iele Gründe fallen den Glasexperten<br />
icht ein, auch mal Holz oder Stein<br />
elten zu lassen: „Mit einer Glastür<br />
haben’S einen besseren Lichteinfall<br />
im dunklen Gang“, nennt der Seniorchef<br />
als Beispiel den aktuellen Auftrag<br />
einer älteren Frau, „und sie ist sicherer<br />
als eine Holztür –dawenn’S<br />
dagegen treten, tuat Eahrna bloß da<br />
uaß weh und es macht an Riesenlärm.“<br />
Auch bei Großprojekten prophezeit<br />
der Meister seinem Handerk<br />
gute Zukunftsperspektiven:<br />
Für die vorgehängte Glasfassade der<br />
15<br />
Technischen Universität Prag haben<br />
wir in Kooperation mit der Wunsiedeler<br />
Glasfabrik Lampertz eine spezielle<br />
Lochbohrung entwickelt –eine<br />
echte Herausforderung bei einer 250<br />
Meter langen und 28 Meter hohen<br />
Fassade aus gehärtetem Profilglas .“<br />
Das Atelier der Schappaufs ist eine<br />
begehbare Galerie, deren Kunstwerke<br />
Teil der Werkstattverglasung, gefärbte<br />
Glasleuchten oder achtlos an der<br />
Wand lehnende Unikate mit sandge-<br />
Zwei Generationen<br />
einer Glaserdynastie:<br />
Vater Bernd<br />
Schnappauf (64), seit<br />
seinem 15. Lebensjahr<br />
in der Werkstatt,<br />
und Sohn Michael<br />
(32),auch Meister<br />
seines Faches.Schon<br />
Urgroßvater Karl und<br />
dessen Sohn Willi<br />
waren inFloß als<br />
Glaser und Zinngießer<br />
bekannt und<br />
geschätzt.<br />
Bilder:Herda (6)<br />
strahlten Motiven sind. Kaum zu<br />
glauben, dass diese gläserne Vielfalt<br />
mit nur zwei Mitarbeitern entstanden<br />
sein soll.<br />
Dabei ist das Hauptwerk der<br />
Schnappaufs nicht am 1995 neugebauten<br />
Firmensitz, wo Bernd<br />
Schnappauf auch ein Ladengeschäft<br />
mit Haushaltswaren und Wohndekoration<br />
führt, sondern inder ganzen<br />
Oberpfalz und darüberhinaus zu besichtigen:<br />
„Wir sanieren Kirchenfens-<br />
ter“, erzählt der 64-Jährige, der sein<br />
Fachwissen in vielen Restaurierungsseminaren<br />
vertiefte. „Unser Radius<br />
reicht bis Regensburg, Hof und<br />
Nürnberg.“ Früher habe er noch öfter<br />
Neubauten mit bunten Glasfenstern<br />
ausgestattet: „Die Künstler hatten<br />
uns die Vorlagen gebracht, wir haben<br />
sie aufs Glas übertragen.“ Aber der<br />
Rückgang bei den Kirchensteuereinnahmen<br />
hat den Bau-Enthusiasmus<br />
des Bistums spürbar gebremst.<br />
Breites Spektrum<br />
Gläserne Vielfalt: Marmorierte Glasleuchte, sandgestrahlter Wolfskopf. Bleiverglasungen mit Christuskopf und Baum des Lebens.<br />
Elektro<br />
Planungund<br />
Ausführungvon<br />
Photovoltaikanlagen<br />
Die Zeiten seien härter geworden,<br />
bedauert Altmeister Schnappauf den<br />
Trend zur Standardisierung: „Noch in<br />
den 70er Jahren wurde im Wohnungsbau<br />
alles von uns eingeglast,<br />
heute nimmt man fast nur noch Fertigfenster.“<br />
Um am Markt bestehen<br />
zu können, versuchen die findigen<br />
Handwerker ihren Umsatz auf möglichst<br />
viele Standbeine zu verteilen:<br />
„Wir machen spezielle Fenster,Türen<br />
und Trennwände für Schreiner, andere<br />
Glaser und Großhändler, verglasen<br />
für Architekten Badewannen und<br />
bieten eine große Bandbreite an<br />
Sandstrahldekoren“, zählt der Flosser<br />
auf. „Oder liefern eben mal 500<br />
Duschabtrennungen für ein Hotel.“<br />
Andererseits sei das Auftragsvolumen<br />
bei einer Kirche natürlich viel<br />
höher: „Das ist ein Gesamtpaket mit<br />
Ausbau, Restaurierung, neuer Rahmung,<br />
da kommen schnell 50 000<br />
Euro zusammen.“ Wie etwa bei der<br />
St.-Josephs-Kirche in Amberg-Raigering,<br />
bei der die Schnappaufs kürzlich<br />
die Energiebilanz aufpolierten,<br />
indem sie Isolierglas einsetzten.<br />
Hintergrund<br />
Fragile Zunft<br />
Duschtür mit stilisiertem Fischornament.<br />
Floß. (jrh) „Das Glaserhandwerk<br />
ist eine fragile Zunft“, sagt Juniorchef<br />
Michael Schnappauf, „da<br />
muss man ständig neue Ideen entwickeln,<br />
um im Geschäft zu bleiben.“<br />
Neue Glasdekore etwa mit<br />
Klebearbeiten an sandgestrahlten<br />
Türen sind eine neue Errungenschaft<br />
aus dem Flosser Glashaus.<br />
Ohne Kooperationen käme man<br />
heutzutage nicht mehr weit, da<br />
der Kunde beste Qualität aus einer<br />
Hand suche. Die Schnappaufs arbeiten<br />
mit Architekten, einem<br />
Holzhausanbieter oder auch dem<br />
Luhe-Wildenauer Großhändler<br />
Glasprofi zusammen.<br />
Künftig möchten die Schnappaufs<br />
auch dem Nachwuchs eine Chance<br />
einräumen: „Wir stellen ab<br />
Herbst einen Lehrling ein“, sagt<br />
Senior Bernd. Kein leichtes Unterfangen,<br />
schließlich wollten die<br />
meisten jungen Leute lieber ins<br />
Bürooder hätten hochtrabende finanzielle<br />
Vorstellungen: „Wer sich<br />
im Handwerk bewirbt, hat oft<br />
schlechtere Qualifikationen, aber<br />
ich stelle auch nicht nach Noten<br />
ein.“ Den künftigen Lehrling<br />
möchte er auf Probe eine Woche<br />
mit auf die Baustellen nehmen,<br />
schließlich sei die Lehrstellenwahl<br />
eine Entscheidung fürs Leben: „Da<br />
sollen sich beide Seiten sicher<br />
sein, dass es das Richtige ist.“<br />
Beim Glaser gebe es nichts vonder<br />
Stange, damüsse man bereit sein,<br />
alle Stunde was anderes zu machen:<br />
„Jede Scheibe ist maßgefertigt,<br />
das ist ja auch das Schöne.“