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Ängste in Strategien verwandeln<br />

Toni Hinterdobler betont positive Effekte des europäischen Marktes –Verdrängungswettbewerb<br />

onJürgen Herda<br />

berpfalz. Toni Hinterdobler hat<br />

ein ausgefallenesHobby: Die Politik<br />

der Europäischen Union. Im<br />

nterview erläutert er, warum<br />

das Handwerkdie EU braucht.<br />

Herr Hinterdobler,die Wahl hat gezeigt,<br />

dass die Bürger die Europäische<br />

Union noch immer nicht<br />

ernst nehmen –wie groß ist eigentlich<br />

der Einfluss europäischer Politik<br />

auf das Handwerk?<br />

interdobler: Das Handwerksrecht<br />

st zu 80 Prozent von der EU geprägt,<br />

obei das Gesellschaftsrecht glückliherweise<br />

überwiegend kontinentaluropäischen<br />

und nicht angelsächsichen<br />

Regeln unterliegt. Die EU ist<br />

Wenn Europa es nicht<br />

schafft, einen einheitlichen<br />

Marktaufzuziehen,<br />

haben wir schlechte<br />

Karten, dann sind wir<br />

als Handwerker auch<br />

nicht mehr dabei –nicht<br />

als Zulieferer,nicht als<br />

Monteure.<br />

Toni Hinterdobler,<br />

HWK-Hauptgeschäftsführer<br />

m Gegensatz zur landläufigen Meiung<br />

kein anonymes Gebilde. Die<br />

egeln werden grundsätzlich von<br />

den Landesministern verabschiedet:<br />

ie Kommission schlägt vor, dann<br />

eht’s durchs Parlament.<br />

Wie steht die Handwerkskammer<br />

zur Europäischen Union?<br />

interdobler: Das Handwerk<br />

raucht die EU. Wir erfahren mehr<br />

ynamik über den gemeinsamen<br />

arkt und wir brauchen Wachstums-<br />

effekte, damit auch das Handwerk<br />

von der Gesamtwirtschaft mitgezogen<br />

wird. Europa ist die einzige<br />

Chance für uns Deutsche und Ostbayern,<br />

uns einigermaßen wettbewerbsfähig<br />

in dieser Welt aufzustellen.<br />

Wenn Europa es nicht schafft, einen<br />

einheitlichen, funktionierenden<br />

Markt aufzuziehen, haben wir<br />

schlechte Karten neben den Wirtschaftsmächten<br />

USA, China und Indien.<br />

Dann sind wir als Handwerker<br />

auch nicht mehr dabei, nicht als Zulieferer,<br />

nicht als Monteure –wir sind<br />

unverzichtbarer Teil der Wertschöpfungskette.<br />

Und deshalb dürfen wir<br />

das deutsche Begleitgesetz zum Lissabon-Vertrag<br />

auch nicht zu eng umsetzen.<br />

Die EU-Ministerräte müssen<br />

handlungsfähig bleiben.<br />

Inwiefern profitiert der Handwerker<br />

von der EU?<br />

Hinterdobler: Es ist heute normal,<br />

dass sich ein Handwerker Schrauben<br />

aus Norditalien, Dämmstoff aus Polen,<br />

Maschinenteile aus Frankreich<br />

besorgt. Er nutzt die Transparenz der<br />

Märkte, auch dann, wenn er Material<br />

beim Lieferanten in Weiden kauft.<br />

Er kauft in ganz Europa ein, verkauft<br />

er dort aber auch?<br />

Hinterdobler: Zunehmend nutzen<br />

unsere Handwerker die freien Märkte<br />

in Österreich, Italien, auch in Tschechien,<br />

wo gutes Geld zu verdienen<br />

ist. Die Handwerkskammer ist da mit<br />

unterwegs. Wir begleiten den Erweiterungsprozess<br />

positiv, wollen Ängste<br />

in Strategien verwandeln.<br />

Was erwarten Sie vom neuen EU-<br />

Parlament und der Kommission?<br />

Hinterdobler: Erleichterungen für<br />

Kleinstunternehmen mit bis zu zehn<br />

Mitarbeitern und 500 000 Jahresumsatz.<br />

Der Kommissionsvorschlag zur<br />

Befreiung von allen formalen Bilanzierungsregeln<br />

wurde von 13 Mitgliedsstaaten<br />

nicht mitgetragen –<br />

hier wird nachverhandelt.<br />

Man hört, Sie sind mit der Materie<br />

gut vertraut...<br />

Hinterdobler: Das ist mein Hobby.<br />

Als bei einer Konsultation mit dem<br />

EU-Beamten Reinhard Biebl dessen<br />

Handy die Melodie „Heit gibt’s<br />

aRehragout“ spielte, wusste ich, mit<br />

dem kann man reden.<br />

Haben Sie auch über die deutschen<br />

Bedenken bezüglich der Offenlegungsregeln<br />

gesprochen?<br />

Hinterdobler: Viele haben Angst,<br />

Kommunen sollen investieren<br />

Anders als die Politik hat Toni Hinterdobler<br />

keine Angst vor der Freizügigkeit<br />

tschechischer Arbeitnehmer:<br />

„Da konnten wir uns leider<br />

Gottes nicht durchsetzen. Wirtschaftlich<br />

ist das falsch, politisch<br />

nachvollziehbar.InÖsterreich funktioniert’s<br />

in beide Richtungen, da<br />

geht’s nur um die Qualifikation.“<br />

@<br />

5<br />

Verleihung des EuropäischenUnternehmerpreises<br />

2009<br />

in Prag (von links):<br />

EU-Kommissar<br />

Günter Verheugen,<br />

Edmund Stoiber und<br />

Otto Kentzler,Vorsitzender<br />

des Zentralverbandes<br />

des<br />

Deutschen Handwerks<br />

(ZDH). „Das<br />

Handwerk trägt am<br />

meisten zur Entbürokratisierung<br />

Europas bei“, sagt<br />

Otto Kentzler.<br />

Bild: dpa<br />

Vonden Konjunkturprogrammen<br />

der Bundesregierung erwartet sich<br />

Hinterdobler auch mehr Investitionen<br />

seitens der Kommunen: „Sie<br />

sollen antizyklisch handeln, der<br />

Freistaat hilft bei der Wahrnehmung<br />

ihrer öffentlichen Verantwortung<br />

mit einer entsprechenden Co-Finanzierung.“<br />

(jrh)<br />

Bau –Beton –Fertighaus –Massiv<br />

Hoch- und Tiefbau<br />

Renovierung<br />

Ingenieurbau<br />

Modernisierung<br />

Objektsanierung<br />

dass sie ein Problem mit den Lieferanten<br />

oder Kunden bekommen, weil<br />

die mit Verweis auf den Gewinn den<br />

Preis drücken könnten. Aus diesem<br />

Grund gründen viele Unternehmer<br />

keine Kapitalgesellschaft, sondern<br />

bleiben bei ihrer Personengesellschaft<br />

– mit dem Nachteil, dass sie<br />

steuerlich bis 47 Prozent belastet<br />

sind gegenüber einer Belastung von<br />

30 Prozent bei Kapitalgesellschaften.<br />

Sehen Sie die EU als Ordnungsmacht<br />

in der Finanzkrise gefordert?<br />

Hinterdobler: Bei der Rechnungslegung<br />

ist die EU gefordert, die europäischen<br />

Grundsätze des Vorsichts-,<br />

Realisations- und Anschaffungskosten-Prinzips<br />

festzuschreiben. Der<br />

Gesetzgeber sollte die Regeln bestimmen,<br />

nicht Gremien, die aus Vertretern<br />

der Marktteilnehmer selbst bestehen<br />

–das war die Ursache der Finanzmarktkrise.<br />

Wir haben zunehmend<br />

die Gefahr, dass uns vom<br />

Großkapital forcierte Regeln aufgezwungen<br />

werden –Basel II ist so ein<br />

Thema, mit der Folge eines Konzentrationsprozesses.<br />

Gott sei Dank<br />

konnten wir Ausnahmen durchsetzen,<br />

so dass die kleineren Banken<br />

mehr Spielraum behielten.<br />

Sind womöglich Qualitätsmanagementsysteme<br />

auch so ein Thema,<br />

das von großen Unternehmen forciertwird?<br />

Hinterdobler: Unser deutsches System<br />

baut auf persönlichen Qualifikationen<br />

auf, wie zum Beispiel der<br />

Meisterbrief. Komplizierte Qualitäts-<br />

Managementsysteme müssen dagegen<br />

mit viel Aufwand betrieben werden.<br />

Die Bürokratie ist oft ein bewusst<br />

eingesetzter Verdrängungswettbewerb.<br />

Ich habe den Verdacht,<br />

dass sich die Konzerne auch bei der<br />

Hygienevorschrift für Metzger oder<br />

der Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln<br />

mit diesem Ziel durchgesetzt<br />

haben.<br />

Viele europäische Regeln verfolgen<br />

das Ziel eines besseren Verbraucherschutzes.<br />

Hinterdobler: In puncto „Fahrpersonalverordnung“<br />

gibt es handfesten<br />

Streit zwischen Verbraucherschützern<br />

und Unternehmern. Die Verbraucher<br />

wissen nicht, dass davon<br />

auch der Handwerker betroffen ist,<br />

wenn er seine Materialien mit dem<br />

Lieferwagen hin- und herfährt. Die<br />

Grundfrage der Politik lautet immer:<br />

Regulieren oder Verantwortung?<br />

ichl<br />

Bauunternehmung<br />

GmbH &Co.KG<br />

Teichbauarbeiten<br />

Aussenanlagen<br />

Kanalreinigung<br />

Erdarbeiten<br />

92272 Hiltersdorf Hofstraße 9 Tel: 09621 /7745-0 Fax 09621 /7745-45<br />

www.pichl-bau.de mail: info@pichl-bau.de<br />

Hintergrund<br />

Höhere Handwerks-<br />

Mathematik<br />

Regensburg. (jrh) „Wir fordern,<br />

dass die Progression flacher wird“,<br />

erklärt Kammerhauptgeschäftsführer<br />

Hinterdobler ein politisches<br />

Ziel. „1990 unter Max Streibl<br />

haben wir es geschafft, dass ein linear-progressiver<br />

Tarif eingeführt<br />

wurde –zwar bei 53 Prozent, aber<br />

immerhin“. Der „Mittelstandsbauch“<br />

ist mitnichten ein Diätproblem<br />

von Wohlstandsbürgern,<br />

sondern die Beschreibung einer<br />

Grafik, die anzeigt, dass Unternehmer<br />

viel zu steil in höchste Besteuerungssphären<br />

geraten: „Wir<br />

müssen den Knick begradigen,<br />

aber dieses Delta kostet sehr viel<br />

Geld –das ist nur schwer isoliert<br />

für Unternehmen umsetzbar.“<br />

Betroffen von dieser so genannten<br />

kalten Progression seien allerdings<br />

auch leistungsfähige Mitarbeiter:<br />

„Sie haben steigende Löhne,aber<br />

real haben die Leute nicht<br />

mehr in der Tasche. Schon mit<br />

32 000 Euro rutscht man in eine<br />

andereProgression, da schöpft der<br />

Staat permanent ab.“ Die„letzten“<br />

2000 Euro würden heute kaufkraftbereinigt<br />

prozentual mehr<br />

Steuernkosten als vorfünf Jahren:<br />

„Diese Besteuerung hemmt die<br />

Leistungsbereitschaft“, ist sich<br />

Hinterdobler sicher.<br />

Handwerk inEuropa.<br />

Die Steuerbefreiung von Handwerkerrechnungen<br />

sei dagegen eine<br />

gute Stimulanz für Privatleute<br />

gewesen, überhaupt darüber<br />

nachzudenken, einen Auftrag an<br />

einen Handwerker zu vergeben:<br />

„Und es ist ein konkreter Anreiz,<br />

mehr zu renovieren –ein außerordentlich<br />

gutes Instrument, gerade<br />

in einer Zeit, in der wieder mehr in<br />

Sachwerte investiert wird.“ Die<br />

Wirtschaftskrise sei bei den Handwerkern<br />

nur in einigen Branchen<br />

angekommen: „Man merkt sie nur<br />

bei Zulieferern.“ Zurückhaltung<br />

sei bei Nahrungsmitteln feststellbar.<br />

„Im innovativen Bereich gehen<br />

manche gerade jetzt erfolgreich<br />

in Neuentwicklungen rein.“<br />

EDUARD<br />

KOHL<br />

BauunternehmenGmbH<br />

HOCH- UNDTIEFBAU<br />

92256 Hahnbach<br />

Ursulapoppenricht<br />

Waldstraße17<br />

Telefon 09621/62231<br />

Telefax 09621/64771

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