Download - stephan landgraf
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Ängste in Strategien verwandeln<br />
Toni Hinterdobler betont positive Effekte des europäischen Marktes –Verdrängungswettbewerb<br />
onJürgen Herda<br />
berpfalz. Toni Hinterdobler hat<br />
ein ausgefallenesHobby: Die Politik<br />
der Europäischen Union. Im<br />
nterview erläutert er, warum<br />
das Handwerkdie EU braucht.<br />
Herr Hinterdobler,die Wahl hat gezeigt,<br />
dass die Bürger die Europäische<br />
Union noch immer nicht<br />
ernst nehmen –wie groß ist eigentlich<br />
der Einfluss europäischer Politik<br />
auf das Handwerk?<br />
interdobler: Das Handwerksrecht<br />
st zu 80 Prozent von der EU geprägt,<br />
obei das Gesellschaftsrecht glückliherweise<br />
überwiegend kontinentaluropäischen<br />
und nicht angelsächsichen<br />
Regeln unterliegt. Die EU ist<br />
Wenn Europa es nicht<br />
schafft, einen einheitlichen<br />
Marktaufzuziehen,<br />
haben wir schlechte<br />
Karten, dann sind wir<br />
als Handwerker auch<br />
nicht mehr dabei –nicht<br />
als Zulieferer,nicht als<br />
Monteure.<br />
Toni Hinterdobler,<br />
HWK-Hauptgeschäftsführer<br />
m Gegensatz zur landläufigen Meiung<br />
kein anonymes Gebilde. Die<br />
egeln werden grundsätzlich von<br />
den Landesministern verabschiedet:<br />
ie Kommission schlägt vor, dann<br />
eht’s durchs Parlament.<br />
Wie steht die Handwerkskammer<br />
zur Europäischen Union?<br />
interdobler: Das Handwerk<br />
raucht die EU. Wir erfahren mehr<br />
ynamik über den gemeinsamen<br />
arkt und wir brauchen Wachstums-<br />
effekte, damit auch das Handwerk<br />
von der Gesamtwirtschaft mitgezogen<br />
wird. Europa ist die einzige<br />
Chance für uns Deutsche und Ostbayern,<br />
uns einigermaßen wettbewerbsfähig<br />
in dieser Welt aufzustellen.<br />
Wenn Europa es nicht schafft, einen<br />
einheitlichen, funktionierenden<br />
Markt aufzuziehen, haben wir<br />
schlechte Karten neben den Wirtschaftsmächten<br />
USA, China und Indien.<br />
Dann sind wir als Handwerker<br />
auch nicht mehr dabei, nicht als Zulieferer,<br />
nicht als Monteure –wir sind<br />
unverzichtbarer Teil der Wertschöpfungskette.<br />
Und deshalb dürfen wir<br />
das deutsche Begleitgesetz zum Lissabon-Vertrag<br />
auch nicht zu eng umsetzen.<br />
Die EU-Ministerräte müssen<br />
handlungsfähig bleiben.<br />
Inwiefern profitiert der Handwerker<br />
von der EU?<br />
Hinterdobler: Es ist heute normal,<br />
dass sich ein Handwerker Schrauben<br />
aus Norditalien, Dämmstoff aus Polen,<br />
Maschinenteile aus Frankreich<br />
besorgt. Er nutzt die Transparenz der<br />
Märkte, auch dann, wenn er Material<br />
beim Lieferanten in Weiden kauft.<br />
Er kauft in ganz Europa ein, verkauft<br />
er dort aber auch?<br />
Hinterdobler: Zunehmend nutzen<br />
unsere Handwerker die freien Märkte<br />
in Österreich, Italien, auch in Tschechien,<br />
wo gutes Geld zu verdienen<br />
ist. Die Handwerkskammer ist da mit<br />
unterwegs. Wir begleiten den Erweiterungsprozess<br />
positiv, wollen Ängste<br />
in Strategien verwandeln.<br />
Was erwarten Sie vom neuen EU-<br />
Parlament und der Kommission?<br />
Hinterdobler: Erleichterungen für<br />
Kleinstunternehmen mit bis zu zehn<br />
Mitarbeitern und 500 000 Jahresumsatz.<br />
Der Kommissionsvorschlag zur<br />
Befreiung von allen formalen Bilanzierungsregeln<br />
wurde von 13 Mitgliedsstaaten<br />
nicht mitgetragen –<br />
hier wird nachverhandelt.<br />
Man hört, Sie sind mit der Materie<br />
gut vertraut...<br />
Hinterdobler: Das ist mein Hobby.<br />
Als bei einer Konsultation mit dem<br />
EU-Beamten Reinhard Biebl dessen<br />
Handy die Melodie „Heit gibt’s<br />
aRehragout“ spielte, wusste ich, mit<br />
dem kann man reden.<br />
Haben Sie auch über die deutschen<br />
Bedenken bezüglich der Offenlegungsregeln<br />
gesprochen?<br />
Hinterdobler: Viele haben Angst,<br />
Kommunen sollen investieren<br />
Anders als die Politik hat Toni Hinterdobler<br />
keine Angst vor der Freizügigkeit<br />
tschechischer Arbeitnehmer:<br />
„Da konnten wir uns leider<br />
Gottes nicht durchsetzen. Wirtschaftlich<br />
ist das falsch, politisch<br />
nachvollziehbar.InÖsterreich funktioniert’s<br />
in beide Richtungen, da<br />
geht’s nur um die Qualifikation.“<br />
@<br />
5<br />
Verleihung des EuropäischenUnternehmerpreises<br />
2009<br />
in Prag (von links):<br />
EU-Kommissar<br />
Günter Verheugen,<br />
Edmund Stoiber und<br />
Otto Kentzler,Vorsitzender<br />
des Zentralverbandes<br />
des<br />
Deutschen Handwerks<br />
(ZDH). „Das<br />
Handwerk trägt am<br />
meisten zur Entbürokratisierung<br />
Europas bei“, sagt<br />
Otto Kentzler.<br />
Bild: dpa<br />
Vonden Konjunkturprogrammen<br />
der Bundesregierung erwartet sich<br />
Hinterdobler auch mehr Investitionen<br />
seitens der Kommunen: „Sie<br />
sollen antizyklisch handeln, der<br />
Freistaat hilft bei der Wahrnehmung<br />
ihrer öffentlichen Verantwortung<br />
mit einer entsprechenden Co-Finanzierung.“<br />
(jrh)<br />
Bau –Beton –Fertighaus –Massiv<br />
Hoch- und Tiefbau<br />
Renovierung<br />
Ingenieurbau<br />
Modernisierung<br />
Objektsanierung<br />
dass sie ein Problem mit den Lieferanten<br />
oder Kunden bekommen, weil<br />
die mit Verweis auf den Gewinn den<br />
Preis drücken könnten. Aus diesem<br />
Grund gründen viele Unternehmer<br />
keine Kapitalgesellschaft, sondern<br />
bleiben bei ihrer Personengesellschaft<br />
– mit dem Nachteil, dass sie<br />
steuerlich bis 47 Prozent belastet<br />
sind gegenüber einer Belastung von<br />
30 Prozent bei Kapitalgesellschaften.<br />
Sehen Sie die EU als Ordnungsmacht<br />
in der Finanzkrise gefordert?<br />
Hinterdobler: Bei der Rechnungslegung<br />
ist die EU gefordert, die europäischen<br />
Grundsätze des Vorsichts-,<br />
Realisations- und Anschaffungskosten-Prinzips<br />
festzuschreiben. Der<br />
Gesetzgeber sollte die Regeln bestimmen,<br />
nicht Gremien, die aus Vertretern<br />
der Marktteilnehmer selbst bestehen<br />
–das war die Ursache der Finanzmarktkrise.<br />
Wir haben zunehmend<br />
die Gefahr, dass uns vom<br />
Großkapital forcierte Regeln aufgezwungen<br />
werden –Basel II ist so ein<br />
Thema, mit der Folge eines Konzentrationsprozesses.<br />
Gott sei Dank<br />
konnten wir Ausnahmen durchsetzen,<br />
so dass die kleineren Banken<br />
mehr Spielraum behielten.<br />
Sind womöglich Qualitätsmanagementsysteme<br />
auch so ein Thema,<br />
das von großen Unternehmen forciertwird?<br />
Hinterdobler: Unser deutsches System<br />
baut auf persönlichen Qualifikationen<br />
auf, wie zum Beispiel der<br />
Meisterbrief. Komplizierte Qualitäts-<br />
Managementsysteme müssen dagegen<br />
mit viel Aufwand betrieben werden.<br />
Die Bürokratie ist oft ein bewusst<br />
eingesetzter Verdrängungswettbewerb.<br />
Ich habe den Verdacht,<br />
dass sich die Konzerne auch bei der<br />
Hygienevorschrift für Metzger oder<br />
der Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln<br />
mit diesem Ziel durchgesetzt<br />
haben.<br />
Viele europäische Regeln verfolgen<br />
das Ziel eines besseren Verbraucherschutzes.<br />
Hinterdobler: In puncto „Fahrpersonalverordnung“<br />
gibt es handfesten<br />
Streit zwischen Verbraucherschützern<br />
und Unternehmern. Die Verbraucher<br />
wissen nicht, dass davon<br />
auch der Handwerker betroffen ist,<br />
wenn er seine Materialien mit dem<br />
Lieferwagen hin- und herfährt. Die<br />
Grundfrage der Politik lautet immer:<br />
Regulieren oder Verantwortung?<br />
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Hintergrund<br />
Höhere Handwerks-<br />
Mathematik<br />
Regensburg. (jrh) „Wir fordern,<br />
dass die Progression flacher wird“,<br />
erklärt Kammerhauptgeschäftsführer<br />
Hinterdobler ein politisches<br />
Ziel. „1990 unter Max Streibl<br />
haben wir es geschafft, dass ein linear-progressiver<br />
Tarif eingeführt<br />
wurde –zwar bei 53 Prozent, aber<br />
immerhin“. Der „Mittelstandsbauch“<br />
ist mitnichten ein Diätproblem<br />
von Wohlstandsbürgern,<br />
sondern die Beschreibung einer<br />
Grafik, die anzeigt, dass Unternehmer<br />
viel zu steil in höchste Besteuerungssphären<br />
geraten: „Wir<br />
müssen den Knick begradigen,<br />
aber dieses Delta kostet sehr viel<br />
Geld –das ist nur schwer isoliert<br />
für Unternehmen umsetzbar.“<br />
Betroffen von dieser so genannten<br />
kalten Progression seien allerdings<br />
auch leistungsfähige Mitarbeiter:<br />
„Sie haben steigende Löhne,aber<br />
real haben die Leute nicht<br />
mehr in der Tasche. Schon mit<br />
32 000 Euro rutscht man in eine<br />
andereProgression, da schöpft der<br />
Staat permanent ab.“ Die„letzten“<br />
2000 Euro würden heute kaufkraftbereinigt<br />
prozentual mehr<br />
Steuernkosten als vorfünf Jahren:<br />
„Diese Besteuerung hemmt die<br />
Leistungsbereitschaft“, ist sich<br />
Hinterdobler sicher.<br />
Handwerk inEuropa.<br />
Die Steuerbefreiung von Handwerkerrechnungen<br />
sei dagegen eine<br />
gute Stimulanz für Privatleute<br />
gewesen, überhaupt darüber<br />
nachzudenken, einen Auftrag an<br />
einen Handwerker zu vergeben:<br />
„Und es ist ein konkreter Anreiz,<br />
mehr zu renovieren –ein außerordentlich<br />
gutes Instrument, gerade<br />
in einer Zeit, in der wieder mehr in<br />
Sachwerte investiert wird.“ Die<br />
Wirtschaftskrise sei bei den Handwerkern<br />
nur in einigen Branchen<br />
angekommen: „Man merkt sie nur<br />
bei Zulieferern.“ Zurückhaltung<br />
sei bei Nahrungsmitteln feststellbar.<br />
„Im innovativen Bereich gehen<br />
manche gerade jetzt erfolgreich<br />
in Neuentwicklungen rein.“<br />
EDUARD<br />
KOHL<br />
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