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Aus dem Institut für Geschichte der Medizin der - OPUS - Universität ...

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tenden Wirkung bestehende Gefahr <strong>für</strong> den Patienten waren Gründe, <strong>dem</strong> Chloroform<br />

nicht uneingeschränkt den Vorzug zu geben. 80<br />

Auch Zahnarzt Joseph Weiger aus Wien schil<strong>der</strong>te in seinem Beitrag im Juniheft des<br />

Jahres 1848 seine Überzeugung, daß das Chloroform den Äther nicht verdrängen kön-<br />

ne, auch wenn er sich <strong>der</strong> bekannten Nachteile <strong>der</strong> Ätherinhalation bewußt war. Als<br />

Kompromiß schlug er eine exakt dosierte Mischung aus Äther und Chloroform vor,<br />

mit <strong>der</strong> er nach eigenen Angaben hervorragende Ergebnisse erzielt hatte. 81<br />

In <strong>der</strong> Oktoberausgabe wurde vom Tode eines jungen Mädchens berichtet, das durch<br />

Rettungsversuche nach eingetretener Ohnmacht bei <strong>der</strong> Chloroformnarkose mit Hilfe<br />

von Flüssigkeiten, die in die Lunge gelangten, verstorben war. Simpson, <strong>der</strong> diesen<br />

Artikel <strong>für</strong> ‚The Lancet’ verfaßte, empfahl daraufhin, bei Ohnmacht ausschließlich die<br />

Chloroforminhalation zu unterbrechen, um das Bewußtsein des Patienten wie<strong>der</strong>zuer-<br />

langen. 82<br />

Eine direkt mit <strong>der</strong> Chloroformeinatmung in Verbindung stehende Todesursache sah<br />

man teilweise in einer „die Muskelkraft des Herzens lähmenden Einwirkung“. 83<br />

Nach weiteren aufgetretenen Todesfällen, über die teilweise auch Schmedicke als Re-<br />

dakteur des ‚Zahnarzt’ in einem Artikel berichtete, galt als Ursache weniger die Ge-<br />

samtmenge des inhalierten Chloroforms; vielmehr wurde die Dauer <strong>der</strong> Einatmung<br />

und <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> atmosphärischen Luft an <strong>der</strong> eingeatmeten Gasmenge als wichtiges<br />

Kriterium diskutiert. 84<br />

Einige Ärzte und Zahnärzte betrachteten das Chloroform nicht nur als potentes Narko-<br />

tikum, son<strong>der</strong>n auch als Mittel, um bei lokaler Einwirkung eine gewisse Schmerzfrei-<br />

heit zu erreichen. Die Autoren einiger Beiträge in <strong>der</strong> Januar-, März- und Augustaus-<br />

gabe des Jahres 1849 berichteten von ihren positiven Erfahrungen, bei denen sie das<br />

Chloroform sowohl als schmerzstillendes Mittel direkt auf den betreffenden Zahn auf-<br />

trugen als auch vor operativen Eingriffen durch Applikation auf das Operationsgebiet<br />

eine ausreichende Anästhesie erzielten. 85<br />

80 Zahnarzt 3 (1848), S. 158-160.<br />

81 Zahnarzt 3 (1848), S. 161-166.<br />

82 Zahnarzt 3 (1848), S. 312.<br />

83 Zahnarzt 3 (1848), S. 351.<br />

84 Zahnarzt 4 (1849), S. 348-349; S. 353-355.<br />

85 Zahnarzt 4 (1849), S. 31; S. 94-95; S. 252.

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