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Aus dem Institut für Geschichte der Medizin der - OPUS - Universität ...

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2<br />

2. Die Zeitschrift ‚Der Zahnarzt’ und ihr Begrün<strong>der</strong> Carl Wilhelm<br />

Ludwig Schmedicke<br />

2.1 Die Situation <strong>der</strong> deutschen Zahnärzteschaft in <strong>der</strong> ersten Hälfte des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts besaß die Zahnheilkunde in Deutschland aus mehre-<br />

ren Gründen einen geringen Stellenwert. Das Bestreben nach einem ästhetischen Ge-<br />

biß mit gesunden Zähnen war nicht allzu groß, zu<strong>dem</strong> mangelte es im zahnmedizini-<br />

schen Behandlungsspektrum an therapeutischen Alternativen zu chirurgischen Maß-<br />

nahmen, insbeson<strong>der</strong>e zur Extraktion. Der prothetische Ersatz fehlen<strong>der</strong> Zähne war bei<br />

weitem keine Standardtherapie, „und auch das Exkavieren <strong>der</strong> Zähne stellte zumindest<br />

bis zur Einführung <strong>der</strong> Tretbohrmaschine im Jahr 1870 ein mühsames, umstrittenes<br />

und nicht zuletzt schmerzhaftes Unterfangen dar“ 1 , denn es wurden dazu handge-<br />

schliffene, erhitzte Bohrer zwischen den Fingern hin- und hergedreht. Fortschritte auf<br />

<strong>dem</strong> Gebiet <strong>der</strong> Allgemein- und Lokalanästhesie ab Mitte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts (Lach-<br />

gas durch Horace Wells [1844], Äther durch William T.G. Morton [1846], Chloro-<br />

form durch James Young Simpson [1847], Kokain als erstes Lokalanästhetikum<br />

[1884], Leitungsanästhesie [1885], Infiltrationsanästhesie [1894]) verbesserten die<br />

Behandlungsmöglichkeiten und gestatteten <strong>dem</strong> Patienten eine schmerzarme Thera-<br />

pie, auch wenn <strong>der</strong> Einsatz <strong>der</strong> entsprechenden Narkotika und Anästhetika oft mit<br />

starken Nebenwirkungen verbunden war. 2<br />

Von einem Berufsstand einheitlich ausgebildeter Zahnärzte konnte nicht die Rede<br />

sein; beson<strong>der</strong>s aus den Kreisen <strong>der</strong> Wundärzte 3 formierte sich die zahnärztliche Be-<br />

1 Groß (1999b), S. 16.<br />

2 Groß (1999b), S. 16; Brunn (1928), S. 271-275.<br />

3 Im Gegensatz zu den gelehrten o<strong>der</strong> „promovierten“ Ärzten, die zur Aufnahme des Hochschulstudiums<br />

<strong>Medizin</strong> die gymnasiale Reifeprüfung nachzuweisen hatten, genügte zur <strong>Aus</strong>bildung des<br />

Wundarztes I. Klasse als schulische Vorbildung die Sekundarreife. Neben ihrer eigentlichen Aufgabe,<br />

die ärmere Landbevölkerung medizinisch zu betreuen, durften die Wundärzte I. Klasse, sofern sie<br />

„die praktischen Erfor<strong>der</strong>nisse eines Zahnarztes“ vorweisen konnten, auf <strong>dem</strong> Gebiet <strong>der</strong><br />

Zahnheilkunde tätig sein. Auch die Wundärzte II. Klasse, die unter an<strong>der</strong>em als medizinisches<br />

Hilfspersonal beschäftigt waren, durften mit einem entsprechenden Befähigungsnachweis<br />

Zahnbehandlungen durchführen: vgl. Groß (1994), S. 31-32; Groß (1999c), S. 362.

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