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Aus dem Institut für Geschichte der Medizin der - OPUS - Universität ...

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Fincke einen Personenkreis auf, darunter unter an<strong>der</strong>em Herzkranke, „Engbrüstige“<br />

und „Personen, die zu Krämpfen geneigt sind“, bei denen er eindeutige Kontraindika-<br />

tionen <strong>für</strong> die Chloroformnarkose sah. Des weiteren riet er davon ab, bei erfolglosem<br />

Erstversuch <strong>der</strong> Narkose einen zweiten Versuch an <strong>dem</strong>selben Tage vorzunehmen. 88<br />

Es wurde an entsprechen<strong>der</strong> Stelle oft auf die Wichtigkeit hingewiesen, „die Chloro-<br />

formdämpfe gehörig mit atmosphärischer Luft“ zu mischen, und auch beim Eintreten<br />

unerwünschter Zwischenfälle bis hin zur Ohnmacht galt „das Eindringen des reinen<br />

Oxygengases“ in die Atemwege nach wie vor als probate Gegenmaßnahme. 89<br />

Jedoch machte Courty in einem langen Beitrag in <strong>der</strong> Oktoberausgabe des sechsten<br />

Jahrgangs im Jahre 1851 gerade die zu geringe Initialdosis an Chloroform durch Luft-<br />

beimischung <strong>für</strong> die unerwünschten Nebenwirkungen und die Todesfälle verantwort-<br />

lich. Seiner aus eigenen Beobachtungen in einem französischen Klinikum abgeleiteten<br />

Theorie zufolge führte die anfänglich zu schwach angesetzte Chloroformdosis zur<br />

Entstehung einer unzureichenden Unempfindlichkeit und eines Erregungszustandes,<br />

<strong>der</strong> sonst nur bei Benutzung des Äthers ausgeprägt war. Dies veranlaßte dann den Be-<br />

handler zu weiterer Gabe des mit Umgebungsluft angereicherten Narkotikums, was<br />

schließlich „nicht den gewünschten Zustand, son<strong>der</strong>n eine Intoxikation verursachte“.<br />

Courty schlußfolgerte daher, daß eine schnelle Chloroformierung mit relativ hoher<br />

Anfangsdosis, vergleichbar mit einer „Ueberrumpelung“ des Körpers, am effektivsten<br />

wirkte und mit <strong>dem</strong> geringsten Gefahrenpotential verbunden war.<br />

Überdies warf er erstmalig die Frage auf, ob das Chloroform bei den Patienten even-<br />

tuell eine Amnesie hervorrufe. Diese These basierte auf Courtys Beobachtungen, daß<br />

Patienten während <strong>der</strong> Operation zwar offensichtlich Schmerzen gespürt hatten, sich<br />

jedoch nachher keiner Schmerzempfindung mehr entsinnen konnten. 90<br />

In <strong>der</strong> Dezemberausgabe wies Dr. Melicher auf „die Schädlichkeit <strong>der</strong> Chloroform-<br />

Narkose <strong>für</strong> den Fötus“ hin, und riet daher von <strong>der</strong> Anwendung bei Schwangeren ab,<br />

empfahl jedoch auch generell, „bei Frauenzimmern sich nur in <strong>Aus</strong>nahmefällen des<br />

Chloroforms zu bedienen“. 91<br />

88 Zahnarzt 5 (1850), S. 33-36.<br />

89 Zahnarzt 5 (1850), S. 63-64; S. 253.<br />

90 Zahnarzt 6 (1851), S. 306 ff.<br />

91 Zahnarzt 6 (1851), S. 370-371.

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