Aus dem Institut für Geschichte der Medizin der - OPUS - Universität ...
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Im ‚Zahnarzt’ des Jahres 1869 schrieb Widmann aus Ravensburg eine vereinfachte<br />
Anweisung, das Lachgas herzustellen. Auch er war <strong>der</strong> Meinung, daß „alle die Appa-<br />
rate, welche zur Herstellung des Gases beschrieben worden sind, zu groß, <strong>der</strong> Kosten-<br />
punkt zu bedeutend, auch in gewisser Beziehung die Consumtionsweise zu umständ-<br />
lich“ wären. 121<br />
Auch über die richtige Dosierung und den Grad <strong>der</strong> Sauerstoffbeimengung bei <strong>der</strong><br />
Einatmung herrschte keineswegs Einigkeit. Ein weiterer aus <strong>dem</strong> ‚Dental Register’<br />
übernommener Artikel von Watt, in <strong>dem</strong> <strong>der</strong> Autor ausführliche Informationen über<br />
die chemischen Eigenschaften und die Wirkungsweise des Lachgases auf den mensch-<br />
lichen Organismus gab, sollte Abhilfe schaffen. 122<br />
Im ‚Zahnarzt’ fanden sich nun verstärkt Beiträge über das Lachgas, wodurch <strong>der</strong><br />
Äther und das Chloroform in <strong>der</strong> Zeitschrift ein wenig in den Hintergrund gerieten.<br />
Doch wurde auch weiterhin nach an<strong>der</strong>en Methoden zur Erlangung <strong>der</strong> Schmerzfrei-<br />
heit gesucht. Im Jahrgang 1870 des ‚Zahnarzt’ tauchte das Chloral-Hydrat auf. Diese<br />
von Dr. Liebreich beschriebene „Verbindung des wasserfreien Chlorals mit einer<br />
Quantität Wasser“ sollte, innerlich verabreicht, eine <strong>dem</strong> Chloroform ähnliche, inten-<br />
sive Narkose hervorrufen, die aber nicht mit den bekannten Nebenwirkungen verbun-<br />
den war. 123<br />
Jedoch fanden sich im darauffolgenden Jahrgang auch beim Chloral die ersten Mel-<br />
dungen über Todesfälle. Liebreich, <strong>der</strong> als Entdecker des Chlorals zum Zwecke <strong>der</strong><br />
Narkose galt, empfahl bei Überdosierungen „Strychnin-Nitrat“ zu spritzen, um „die<br />
durch große Gaben Chloral entstandenen Wirkungen“ aufzuheben. 124<br />
Langsdorff, <strong>der</strong> bezüglich des Themas <strong>der</strong> Narkose und Anästhesie mit Seiffert, <strong>dem</strong><br />
damaligen Redakteur des ‚Zahnarzt’, durch die in <strong>dem</strong> Magazin abgedruckten soge-<br />
nannten „Anästhetischen Briefe“ in regelmäßigem Kontakt stand, kritisierte im 26.<br />
Jahrgang die leichtfertige Anwendung des Lachgases beson<strong>der</strong>s in Amerika. Zusätz-<br />
lich führte er noch einige Todesfälle auf, die seiner Meinung nach eindeutig auf <strong>der</strong><br />
Gabe dieses Narkotikums beruhten. In einem veröffentlichten Protokoll einer Ver-<br />
121 Zahnarzt 24 (1869), S. 4-9.<br />
122 Zahnarzt 24 (1869), S. 339-342.<br />
123 Zahnarzt 25 (1870), S. 16-19.<br />
124 Zahnarzt 26 (1871), S. 62-63; S. 309.