RetteR 2012 in WelS - Blaulicht

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Die Männer der „naga White Volunteer fire Rescue“ im Ausbildungsgelände Die Ausrüstung der „naga White Volunteer fire Rescue“ wird vorwiegend aus eigenmittel finanziert präs. Albert Kern mit firemarshall Oscar lee. fotos: Meier kaleiDosk0p Filipinos trainierten in Lebring Erstmals trainierten acht philippinische Feuerwehrmänner in der steirischen Feuerwehrschule. Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr von Naga City – die Stadt liegt im südöstlichen Teil der Insel Luzon etwa 280 km südöstlich von Manila – waren vor allem von den praktischen Ausbildungsmöglichkeiten in Lebring begeistert. Die Feuerwehr- und Zivilschutzschule – als wichtige Basis für die professionelle Aus- und Weiterbildung von Feuerwehrangehörigen im Steirerland – findet nicht nur nationale, sondern nun auch internationale Beachtung. Ab Montag, dem 24. September, trainierten im südsteirischen Lebring für eine Woche erstmals acht Filipino, Mitglieder der 25-köpfigen Freiwilligen Feuerwehr „Naga White Volunteer Fire Rescue“, unter dem Kommando von Firemarshall Oscar Lee. Unter anderem wurden die philippinischen Gäste – sowohl in theoretischen als auch praktischen Einheiten – in den Bereichen Kleinlöschgeräte, Entstehungsbrandbekämpfung, Zimmerbrand mit Verwendung von schwerem Atemschutz, Technische Einsätze mit hydraulischem Rettungsgerät, Seil- und 26 Blaulicht 10-2012 Knotentechnik – von den Ausbildern der FWZS trainiert. Die Verständigung erfolgte auf Englisch. NAGA CITy Naga City ist eine Stadt in der Provinz Camarines Sur, liegt 400 km etwa 45 Flugminuten oder zehn Busstunden südlich von Manila und zählt rund 175.000 Einwohner. Die Entdeckung des Ortes durch den Konquistador Juan de Salcedo lässt sich auf das Jahr 1573 zurückführen. Erst seit dem Jahre 1919 heißt der Ort Naga, davor hieß der von den Spaniern genannte Ort noch Nueva Caceres. Neben den staatlichen Feuerwehrkräften wurde – um den Brandschutz zu verbessern – am 25. November 2002 die freiwillige Feuerwehr „Naga White Volunteer Fire Rescue“ gegründet. Zurzeit zählt sie 25 Mitglieder, vorwiegend aus örtlichen Geschäftsleuten/selbständigenUnternehmern (z.B. Bäcker, Autozubehörgeschäft etc.) bestehend. Die Alarmierung erfolgt über Mobiltelefone, einerseits nachdem Freunde/Bekannte etc. einen Notfall melden, andererseits auch auf Anforderung durch staatliche Feuerwehrkräfte. Fi- Die Atemschutz-Ausbildung stellte einen schwerpunkt des trainings dar taifune und Hochwässer fordern jährlich auf den philippinen viele Menschenleben ABI d. LFV THOMAs MEIER nanziert wird die Einheit über Zuwendungen der öffentlichen Hand, vorwiegend jedoch aus Eigenmitteln, welche einerseits Spender und andererseits vor allem die Mitglieder selbst einbringen. Der wohl größte Einsatz, welchen die Feuerwehrkräfte zu meistern hatten, war der Brand eines dreistöckigen Einkaufszentrums vor drei Jahren, den sie gemeinsam mit den staatlichen Feuerwehreinheiten rund 20 Stunden bis zum „Brand aus“ bekämpften. TRAININGs IN HONGKONG UNd TAIPEH Trainings nahmen die engagierten Filipinos bis jetzt in Hong- Kong und Taipeh in Anspruch. Über Philipp Kern, Sohn des ÖBFV-Präsidenten, der im Frühjahr 2012 im Rahmen eines Praktikums bei der Außenhandelsstelle der WKÖ in Manila beschäftigt war, entstand der Kontakt zur Feuerwehr von Naga City. Philipp Kern, selbst begeisterter Feuerwehrmann in seiner HeimatgemeindeHainsdorf-Brunnsee (RA), kam über den Kontakt einer Arbeitskollegin in Manila zur Feuerwehr von Naga City.
Hier wurden im gemeinsamen Erfahrungsaustausch die ersten Ideen zu diesem Training in der Steiermark geschmiedet. Kern begleitet seine philippinischen Freunde auch in dieser Woche durch das Trainingsprogramm in der FWZS. Die acht Filipino zeigen sich vom dem für sie zusammengestellten Training, vor allem aber von der hohen Qualität an Informationstransfer und der vorhandenen Infrastruktur begeistert. OPFER dEs KLIMAWANdELs Die Philippinen gehören zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Ländern der Welt. Rund 200 Taifune jährlich treffen die Inseln im Pazifischen Ozean. Die jüngste Flutkatastrophe auf den Philippinen ist nicht nur dem Klimawandel geschuldet, sondern auch Ausdruck eines mangelnden Risiko- und Katastrophen-Managements. Obwohl der Klimawandel ein nationales Sicherheitsproblem ist, fehlt es der Regierung an einem umfassenden Konzept, welches von der Risikoanalyse über die Katastrophenvorbeugung bis hin zur Vorbereitung auf den Katastrophenfall reicht. Dabei ist weniger die Wettervorhersage auf den Philippinen das Problem, denn diese informiere die Bevölkerung früh über den Anmarsch eines Taifuns. Der kritische Moment ist der Umgang der Behörden mit herausgegebenen Warnungen. Nämlich die Warnungen für die Bevölkerung mit entsprechenden Handlungsanweisungen zu konkretisieren. So werden auf den Philippinen u. a. dringend flächendeckende Risikoanalysen benötigt, die besonders gefährdete Gebiete, wie Küsten- und Bergregionen, ausweisen. Während in Japan kaum Menschen infolge von Taifunen sterben und die materiellen Schäden begrenzt bleiben, kosten dieselben Stürme auf den Philippinen jedes Jahr viele Menschenleben und zerstören die Existenzgrundlagen Tausender. Der Grund: kaum Katastrophenprävention infolge geringer ökonomischer und infrastruktureller Kapazitäten. Dabei gibt es bereits Vorzeigepro- jekte für ein erfolgreiches Katastrophen-Risikomanagement auf den östlichen Inseln Leyte und Samar. Hier in der „Haupteinflugschneise“ der Taifune wird ein Monitoring- und Frühwarnsystem in 21 ländlichen und urbanen Bezirken aufgebaut. Zusätzlich wurden Hangstabilisierungs- und Aufforstungsmaßnahmen durchgeführt. Von dem 2006 gestarteten Projekt zur Etablierung eines Hochwasser- Frühwarnsystems profitieren 185.000 Menschen. UNKONTROLLIERTEs sTÄdTEWACHsTUM Die überwiegend ländlich dicht besiedelten Gebiete stellen ein weiteres Problem dar, da sie infrastrukturell nur schwach ausgestattet sind. Auch wachsen die philippinischen Städte infolge des hohen Bevölkerungsdrucks weitgehend ungeplant. Es werden Siedlungen in Niederungen, dIE PHILIPPINEN Die philippinen bestehen aus 7107 inseln, von denen 3144 mit einem namen benannt und etwa 880 bewohnt sind. Der Archipel bildet den fünftgrößten inselstaat der Welt nach indonesien, Madagaskar, papua-neuguinea und Japan mit mehr als 93 Mio. einwohnern. 1565 beanspruchten die Spanier die Philippinen als ihre Kolonie. Von 1896 bis 1898 fand die philippinische Revolution statt, die in ihrer Endphase praktisch in den Spanisch-Amerikanischen Krieg überging. Im Juni 1898 erfolgte die philippinische Unabhängigkeitserklärung, welche weder von der alten noch der neuen Kolonialmacht anerkannt wurde. Nach dem Philippinisch-Amerikanischen Krieg (1899 bis 1902) wurde das Land zur amerikanischen Kolonie. In den 1920er und 1950er Jahren kam es zu staatlich geförderten Siedlungsprogrammen, bei denen Christen aus dem Norden und aus der Mitte der Philippinen in den Süden gebracht wurden. Der heutige Konflikt im Süden der Philippinen hat seine Wurzeln aus dieser Zeit. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen kam und kommt es immer wieder zu terroristischen Angriffen, wie etwa den Bombenanschlägen auf den internationalen Flughafen in Davao City im Frühjahr 2003 sowie auf ein Hafenterminal in Davao. Am 4. Juli 1946 wurden die Filippinen offiziell in die Unabhängigkeit entlassen. Die USA an Flussläufen und an absturzgefährdeten Hängen angelegt. Neue Stadtteile werden selten einer Risikoanalyse unterzogen und entstehen erneut in hochwassergefährdeten Gebieten. Die schnelle Entwaldung ist weiters für das Ausmaß der Katastrophe verantwortlich. So haben in den vergangenen Jahrzehnten riesige Ananasplantagen einen Großteil des ehemaligen Regenwaldes ersetzt. Ein intakter Regenwald hätte dagegen einem zwölf Stunden andauernden Niederschlag besser standgehalten. Das Baumdach hätte den Regen davon abgehalten, direkt auf den Boden aufzuprallen und die Bäume hätten außerdem einen Teil des Wassers absorbiert. Es wäre womöglich bei lokalen Überschwemmungen geblieben. praktische Übungen am Brandplatz der feuerwehr- und Zivilschutzschule steiermark behielten einige Jahrzehnte lang wirtschaftliche Sonderrechte und militärische Stützpunkte. Obwohl die Philippinen zu den aufstrebenden Next Eleven gerechnet werden, herrscht ein starker wirtschaftlicher Gegensatz zwischen einer kleinen reichen Oberschicht und der breiten Bevölkerungsmehrheit. In der Metropolregion Manila etwa gibt es einerseits die saubere und sichere Wolkenkratzerstadt Makati City mit zahlreichen internationalen Unternehmen, auf der anderen Seite aber auch viele ausgedehnte Slums ohne ausreichende Wasser- und Stromversorgung. Blaulicht 10-2012 27
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