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Weg vom Kleinschrittigen - Literaturmachen

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<strong>Weg</strong> <strong>vom</strong> <strong>Kleinschrittigen</strong><br />

SD: Das ist etwas, das ich sehr wichtig finde, und wir haben es im Unterricht auch sehr oft gemacht: es ist<br />

für mich eine Frage von Respekt, Leute zu über-fordern. Dass ich sie nicht nur fordere, sondern möchte,<br />

dass ich sie noch mehr fordern kann. Also über-fordern als positiv zu sehen, als ein Zu-trauen. Den Schülern<br />

zu sagen: »Du kannst so hoch springen, du musst es einfach nur versuchen. Ich weiß, dass das in dir ist. Und ich will,<br />

dass du das jetzt versuchst.« Ich mag das durchaus auch gerne, wenn Leute so auf mich zukommen. Weil es<br />

eben eine Sorte von Respekt ist, wenn dir jemand zu verstehen gibt: »Ich glaube, du bist noch nicht an deinem<br />

Level von Inkompetenz angekommen«. Und ich finde, das hat im Unterricht auch gut funktioniert. Weil die<br />

Schüler dadurch von Anfang an für voll genommen werden und das merken.<br />

SL: Was die Schüler auch sehr schätzen, ist, dass sie sehen, dass vieles vernetzt ist. Das wird ja auch immer<br />

gefordert und wir versuchen es auch im Unterricht zu praktizieren: Bezüge herzustellen, zu zeigen, dass die<br />

Dinge miteinander zusammenhängen. Und bei dir geht das nochmal auf eine selbstverständlichere Art und<br />

Weise. Dass du zum Beispiel in einer Besprechung, in der es um die Umsetzung der Geschichte auf der<br />

Comicseite geht, zum Film übergehst und über Filmtechniken sprichst. Und sie da Zusammenhänge sehen,<br />

die ihnen vorher nicht klar waren. Oder wenn es darum geht, über geschichtliche Kontexte zu sprechen,<br />

dass sie dabei direkter sehen, wie sich ein geschichtliches Ereignis in der Literatur ausgewirkt hat, zum<br />

Beispiel die Situation nach dem Vietnamkrieg in den USA und die damit einhergehende Umgestaltung<br />

der Superheldencomics. Dieses Springen zwischen den Medien und Themen, das macht Spaß. Da werden<br />

die Schüler auch wieder gefordert und denken mit, können sich selber auch einbringen. Das gefällt ihnen<br />

gut und das passt auch wieder zu der Rolle, die sie dir zugeschrieben haben, nämlich, dass du generell eher<br />

springen darfst.<br />

Schwächen eingestehen<br />

SD: Passt das jetzt für dich? Passt das in die Schule? Du hast ja die Last gehabt, dass dir ein Drittel deines<br />

Unterrichts »geklaut« wurde, für einen Unterrichtsabschnitt, der eigentlich kein ganzes Drittel braucht. War<br />

es schwierig für dich, das Projekt in deinen Gesamtzeitablauf einzubauen?<br />

SL: Natürlich ist es schwierig. Bestimmte Themen, für die schlicht keine Zeit war, sind nicht behandelt<br />

worden. Als wir in diesem Schuljahr die Ballade durchgenommen haben, haben wir die Novelle überhaupt<br />

nicht gemacht. Oder das Thema Werbesprache.<br />

SD: Das hätte man hervorragend bei uns einflechten können.<br />

SL: Lyrik wurde auch nicht viel gemacht. Aber, was wir ja in den letzten Jahren immer wieder besprochen<br />

haben, es sind eben andere Kompetenzen, die durch diese intensive Comicumsetzung erlangt werden. Kompetenzen,<br />

die auch sehr wichtig sind.<br />

SD: Sind die Themen, die zu kurz kamen, dann welche, von denen du weißt, dass sie eben im nächsten<br />

Schuljahr durchgenommen werden? Dass man die verschiebt?<br />

SL: Ja. Man ist da ja auch flexibel, klar. Das habe ich mit dem Lehrer, der die Klasse übernommen hat,<br />

besprochen. Dass keine Novelle gelesen wurde, die Gedichtanalyse nicht explizit gemacht wurde. Da achtet<br />

er im Folgejahr mehr drauf. Dafür haben wir in diesem Schuljahr die Ballade etwas länger behandelt, als das<br />

normalerweise der Fall gewesen wäre. Und haben dadurch exemplarisch noch eine Menge anderer Dinge<br />

mitgenommen, die man sonst über andere Themen hätte machen müssen. Gerade solche Dinge wie Dramaturgie,<br />

Perspektivik, Erzählebenen – es sind so viele verschiedene Balladen gewesen, und bei jeder kann man<br />

andere Schwerpunkte setzen.<br />

SD: Es war dieses Mal ja eine Menge Geschichte dabei, und auch Recherche. Bei der »Johanna Sebus« von<br />

Goethe zum Beispiel, die jetzt nicht im Buch ist, aber die wir exemplarisch gemacht haben, haben die Schüler<br />

ja einiges zu recherchieren gehabt. Und dann auch ganz selbstverständlich einiges recherchiert.<br />

SL: Auch bei »Caesars Tod«. Sie haben aus ganz verschiedenen Epochen Balladen bearbeitet, von ganz verschiedenen<br />

Autoren, mit ganz verschiedenem Inhalt. Und das Thema Recherche als notwendige Voraussetzung,<br />

um sich mit dem Text befassen zu können, gelernt.<br />

SD: Ja, wir hatten die Bürgerrechtsbewegung in den USA im »William L. Moore«…<br />

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