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Volker Tesmer - Deutsche Geodätische Kommission

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10<br />

2. Grundlagen der geodätischen VLBI<br />

Wegen der endlichen Lichtgeschwindigkeit c kommt das von der Radioquelle ausgesandte Signal um den Laufzeitunterschied<br />

τ zeitlich versetzt bei den beiden Teleskopen zu den Zeitpunkten t 1 bzw. t 2 an. In der Beobachtungsgleichung<br />

der VLBI wird der Basislinienvektor b durch das Skalarprodukt in die Richtung k projiziert. Als<br />

primäre Beobachtungsgröße ergibt sich so der Laufzeitunterschied τ durch:<br />

b ⋅ k<br />

= t1<br />

− t = .<br />

c<br />

τ 2<br />

Mit dem von der Basislinie und der Richtung zur Quelle aufgespannten Winkel ϕ und der Länge der Basislinie<br />

b zwischen den beiden Teleskopen lässt sich (2-3) auch als<br />

b cosϕ<br />

τ =<br />

c<br />

darstellen, wobei ϕ sich wie folgt berechnet:<br />

∆x cos α cos δ + ∆y sin α cos δ + ∆z sin δ<br />

cosϕ<br />

= −<br />

.<br />

b<br />

Der Laufzeitunterschied ist also abhängig von der Lichtgeschwindigkeit c, dem Abstand b der beobachtenden<br />

Teleskope und der Orientierung dieser Basislinie gegenüber der beobachteten Quelle zum Beobachtungszeitpunkt,<br />

z.B. ausgedrückt durch den Winkel ϕ (entsprechend Abbildung 2-1). Dabei ist unter anderem darauf zu achten,<br />

dass die Koordinaten der Teleskope und die der Quellen im selben System gegeben sind (siehe Abschnitt 2.1.2).<br />

Zusätzlich können viele weitere Effekte den Laufzeitunterschied beeinflussen. So dreht sich die Erde z.B. während<br />

des Laufzeitunterschieds zwischen den zwei Teleskopen einer Basislinie, weshalb sich die beiden Ortsvektoren<br />

r 1 und r 2 der beiden Teleskope in der Regel auf unterschiedliche Zeitargumente beziehen.<br />

Um den Laufzeitunterschied τ ermitteln zu können, werden bei beiden Teleskopen die von den Radioquellen<br />

ausgesendeten Mikrowellensignale zusammen mit Zeitmarken auf Magnetbänder aufgezeichnet. Später werden<br />

die Signale im Korrelator, einem speziell dafür entwickelten Prozessor, multiplikativ überlagert (kreuzkorreliert).<br />

Anhand der Zeitmarken kann somit festgestellt werden, wie groß der Laufzeitunterschied τ des Signals zwischen<br />

beiden Teleskopen war (siehe Abschnitt 2.2).<br />

In den folgenden Unterkapiteln wird genauer auf die übliche Modellierung geometrisch-physikalischer Eigenschaften<br />

von Beobachtungen (auch funktionales Modell genannt) der geodätischen VLBI eingegangen: Abschnitt<br />

2.1.1 beschreibt Eigenschaften der Radioquellen, mit deren Koordinaten, gegeben in einem zälestischen Referenzrahmen<br />

(„celestial reference frame“, CRF), ein quasi-inertiales, zälestisches Referenzsystem („celestial reference<br />

system“, CRS) realisiert werden kann. In Abschnitt 2.1.2 werden die Rotationen erläutert, mit denen die Beziehung<br />

des CRS zum terrestrischen Referenzsystem („terrestrial reference system“, TRS) hergestellt wird. Auf die<br />

Modellierung der Koordinaten der Teleskope, die das terrestrische Referenzsystem realisieren, wird in Abschnitt<br />

2.1.3 eingegangen. Da in dieser Arbeit im Folgenden öfter darauf zurückgegriffen wird, beschreibt Abschnitt 2.1.4<br />

schließlich weitere, die VLBI-Beobachtungen beeinflussende Größen.<br />

2.1.1 Quellenkoordinaten im zälestischen Referenzsystem<br />

Um die Bewegung der Erde, anderer Himmelskörper sowie von Satelliten im Raum beschreiben zu können, wird<br />

ein Inertialsystem benötigt, das sich im inertialen Raum entweder nicht bewegt, zumindest aber nicht beschleunigt<br />

ist bzw. nicht rotiert (z.B. TORGE 2001, S. 25). Als quasi-inertiale Approximation kann ein zälestisches Referenzsystem<br />

als „vereinbartes inertiales Referenzsystem (Conventional Inertial System, CIS)“ verwendet werden.<br />

Wie in MCCARTHY (1992) beschrieben, soll das „International Celestial Reference System (ICRS)“ nach den<br />

Resolutionen der „International Astronomical Union“ (IAU) ein quasi-inertiales Bezugssystem repräsentieren,<br />

dessen Ursprung das Baryzentrum unseres Sonnensystems ist. Der zälestische Pol (bzw. Äquator) sollte mit dem,<br />

durch Modelle prädizierten mittleren Pol der Erde (Äquator) zu J2000.0 (entspricht 1. Januar 2000, 12.00 Weltzeit<br />

UT1) zusammenfallen und konsistent mit dem Pol des vorher gültigen Sternkatalogs FK5 sein. Der Nullpunkt der<br />

(2-3)<br />

(2-4)<br />

(2-5)

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