Volker Tesmer - Deutsche Geodätische Kommission
Volker Tesmer - Deutsche Geodätische Kommission
Volker Tesmer - Deutsche Geodätische Kommission
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
40<br />
3. Grundlagen der Ausgleichungsrechnung<br />
Da im linearen Gauß-Markoff-Modell gearbeitet werden soll, muss der funktionale Zusammenhang E( y ) = f ( β)<br />
linear sein bzw. gegebenenfalls linearisiert werden. Dazu wird die Funktion f(β ) unter Verwendung einer hinreichenden<br />
Näherung β 0 für die Parameter durch eine Taylorentwicklung mit i = 1,2, K,<br />
n und j = 1,2, K,<br />
u approximiert:<br />
⎛ ∂y<br />
i ⎞<br />
y = f ( β)<br />
= f ( β 0 ) + ⎜ ⎟<br />
⎜ ⎟<br />
∆β<br />
+ O 2 ≈ f ( β 0 ) + X ∆β<br />
⎝ ∂β<br />
j ⎠<br />
Sind die Näherungswerte β 0 nicht genau genug, muss die später in diesem Abschnitt beschriebene Schätzung der<br />
Parameter mit den Schätzwerten als verbesserten Näherungswerten wiederholt werden. Zur Vereinfachung der<br />
Schreibweise wird im Folgenden kurz y anstelle von y − ( β ) und β für ( β − β 0 ) = ∆β<br />
geschrieben.<br />
Anmerkung: Den Beobachtungsgleichungen bei der VLBI-Parameterschätzung werden neben den eigentlichen<br />
VLBI-Beobachtungen oft zusätzlich zwei Arten „künstlicher“ Information hinzugefügt:<br />
f 0<br />
- Manche Parameter (nicht die in Tabelle 2-1 des Abschnitts 2.3 beschriebenen primären Zielparameter) sind in<br />
Einzelfällen durch die Beobachtungen nur sehr schwach bestimmt. Deshalb werden sie in der Regel durch<br />
Pseudobeobachtungen („Constraints“) mit kleinen Gewicht stabilisiert, wobei der entsprechende Parameterwert<br />
mangels besserem Wissen meist Null ist (mehr dazu in Abschnitt 2.1.4 unter „Troposphärische Refraktion“<br />
und im einleitenden Teil von Kapitel 6 unter „Indirekte Auswirkungen verschiedener stochastischer Ansätze<br />
auf die Parameterschätzung“).<br />
- Mit VLBI-Beobachtungen lassen sich nicht direkt geozentrische Koordinaten von VLBI-Teleskopen ableiten.<br />
Bei Bestimmung von Positionen muss stets ein Datumsdefekt sechs (drei Rotationen und drei Translationen)<br />
behoben werden. Sollen auch Geschwindigkeiten ermittelt werden, sind 12 Freiheitsgrade zu definieren. Dafür<br />
müssen den ursprünglichen Beobachtungsgleichungen geeignete Restriktionen durch Pseudobeobachtungen<br />
oder Bedingungsgleichungen hinzugefügt werden (siehe dazu Abschnitt 2.4 unter „terrestrischer Referenzrahmen“<br />
und Abschnitt 5.4.1).<br />
Parameterschätzung nach der Methode der kleinsten Quadrate im Gauß-Markoff-Modell<br />
Das in (3-1) bzw. (3-2) dargestellte Gleichungssystem hat wegen n > u keine eindeutige Lösung β . Eine mögliche<br />
Lösung kann z.B. mit der Methode der kleinsten Quadrate gefunden werden, die eine „beste lineare unverzerrte<br />
Schätzung“ oder auch „Best Linear Unbiased Estimation“ (BLUE) ist (z.B. NIEMEIER 2002, S. 114). Dafür sind<br />
die Schätzwerte für β durch einen linearen Schätzer so zu ermitteln, dass die Quadratsumme der Abweichungen<br />
der Beobachtungen y von den Schätzwerten ihrer Erwartungswerte s(E( y ) ) minimal wird:<br />
( y s( E( y))<br />
) 'P<br />
( y − s(<br />
E( y))<br />
)<br />
− → min .<br />
Der Zusammenhang zu den Parametern wird mit (3-1) zu s(E( y )) = s( X β)<br />
= X s( β)<br />
hergestellt, womit folgende<br />
Forderung formuliert werden kann:<br />
Ω = ( y − X s(<br />
β))'P<br />
( y − X s(<br />
β))<br />
→ min .<br />
Einen Extremwert hat Ω für<br />
∂Ω<br />
= 0<br />
∂s(<br />
β)<br />
bei folgender Schätzung β ˆ der unbekannten Parameter:<br />
ˆ 1<br />
β = ( X'<br />
P X)<br />
− X'<br />
P y .<br />
(3-3)<br />
(3-4)<br />
(3-5)<br />
(3-6)