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ARBEITEN: EINSATZFELDER „13 JAHRE IM BERATUNGSGESCHÄFT“ DR. JÖRN RANK, Jahrgang 1969 POSITION Partner UNTERNEHMEN d-fine GmbH STUDIUM Physik an der Universität Bielefeld und am Supercomputer Computations Research Institute, Tallahassee (Florida/USA) Zwei Gründe waren ausschlaggebend für meine Entscheidung, Physik zu studieren: zum einen die Aussicht auf eine mathematisch fundierte Ausbildung, die die lösungsorientierte Anwendung der Mathematik auf Fragestellungen der Physik im Fokus hat. Zum anderen war es die auch heute noch zutreffende Meinung, als fertiger Physiker ein klassischer Generalist zu sein, dem bei einem Wechsel in die Berufswelt vielfältige Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung offenstehen. Ähnliche Arbeitsweisen Nach 13 Jahren im Beratungsgeschäft kann ich sagen, dass mich das Physikstudium hervorragend auf meine jetzige Rolle als Berater vorbereitet hat. Sie ähnelt, gerade in den ersten Jahren der Beraterlaufbahn, stark der Arbeitsweise gegen Ende des Physikstudiums und während meiner Zeit als Doktorand. Damals ging es darum, physikalische Sachverhalte näher zu untersuchen und die Ergebnisse in Form wissenschaftlicher Artikel oder Konferenzbeiträge zu veröffentlichen. In meiner heutigen Rolle als Berater schlage ich unseren Kunden etwa neue Geschäftsprozesse vor und beschreibe sie in Form von Fachkonzepten. Mathematik-Kenntnisse die Grundlage Die Gebiete Risk und Finance, in denen ich heute beheimatet bin, beinhalten in den sich anschließenden Umsetzungsphasen häufig nicht nur die Erzeugung von Risiko- und Bewertungs-Kennziffern mithilfe entsprechender Systeme, sondern auch die quantitative Validierung der eingesetzten Modelle. Meine während des Studiums erworbenen Mathematik- und IT-Kenntnisse sind hierfür die notwendige Grundlage. Consulting Consulting-Gesellschaften suchen Persönlichkeiten, die Soft Skills wie analytische Fähigkeiten, Überzeugungskraft und Stressresistenz vorweisen können. Für gewöhnlich werden diese Attribute ambitionierten Wirtschaftswissenschaftlern zuge - schrieben. Doch die wachsende Bedeutung von Beratungsfeldern, die Spezialwissen verlangen, ermöglichen auch Absolventen naturwissen - schaftlicher und mathematischer Studienrichtungen den Einstieg in die Consulting-Branche. Lösungsorientierte Berater Naturwissenschaftler werden zwar primär forschungsorientiert ausgebildet, Beratungsgesellschaften schätzen qualifizierte Biologen, Chemiker, Physiker und Co. aber wegen ihrer Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge zu durchschauen und, wenn nötig, zu © fotolia/vgstudio vereinfachen. Dank ihrer Ausbildung arbeiten sie lösungsorientiert und sorgfältig. In betriebswirtschaftlich ausgerichtete Teams bringen sie frische Ideen und innovative Lösungen. Besonders gefragt sind Naturwissenschaftler in Consulting-Unternehmen, die etwa Pharmagesellschaften, Energieversorger und Telekommunikationsanbieter beraten. Hier gibt es häufig Fragestellungen, die spezifisches Fachwissen und progressive Lösungen verlangen. Auch die Kunden legen ihre Anliegen vorzugsweise in Hände von Beratern, die mit branchentypischen Fragen vertraut sind. Deshalb können Absolventen mit naturwissenschaftlichem Hintergrund auch im Inhouse Consulting großer Konzerne einsteigen, etwa als Projektmanager. Wirtschaftliche Kenntnisse Naturwissenschaftler, die sich für eine Karriere in der Consulting-Branche entscheiden, sollten über betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse verfügen. Ob über Ergänzungsseminare während des Erststudiums oder ein MBA-Studium – wer sich ökonomische Zusatzqualifikationen aneignet, erleichtert sich den Einstieg. Ideal ist die Mitarbeit in einer studentischen Unternehmensberatung. Diese Gruppen sind an vielen Hochschulen aktiv sind und suchen fast immer Mitglieder aus allen Fakultäten. Extrovertierte Naturwissenschaftler, die Affinität zu Zahlen besitzen und sich ein spannendes Berufsleben wünschen, sind bei einem Consulting- Unternehmen gut aufgehoben. Mobilität und Stressresistenz sind notwendig. Dafür bietet die Consulting-Branche neben attraktiver Bezahlung vielseitige Projekte, viel Kundenkontakt und gute Aufstiegs - chancen. Natalia Kotischewski 26 | Staufenbiel Naturwissenschaftler 2011/12 staufenbiel.de/naturwissenschaftler
Forschung Für Naturwissenschaftler lautet die Gretchenfrage nach Abschluss des Studiums: Hochschulforschung oder eine Stelle in der Industrie? Attraktiv sind beide Wege. Die Exzellenzinitiative hat dazu beigetragen, die Forschung in Deutschland wieder attraktiver zu machen. Spitzenkräfte hält es häufiger im Inland als noch vor einigen Jahren. Aber auch in der Industrie sind die Naturwissenschaftler begehrt. Sie werden dringend benötigt, um innovative Produkte für den Markt entwickeln zu können. Anwendungsforschung in der Industrie Die Grenzen zwischen den Bereichen sind oft durchlässiger, als viele glauben. In den Forschungseinrichtungen der Hochschulen wird häufig die Grundlagenforschung betrieben, während in der Industrie die Anwendungsforschung und Produktentwicklung im Fokus stehen. Gesonderte Abteilungen in den Hochschulen organisieren den Wissenstransfer und die Lizenzierung der Entwicklungen. Wer plant, in der Industrie zu starten, sollte schon während des Studiums kennenlernen, wie ein produzierendes Unternehmen funktioniert – etwa, wie eine Entwicklung marktfähig gemacht werden kann. Auch der begabteste For- scher muss den Kollegen aus der Qualitätssicherung, der Produktzulassung oder dem Marketing seine Ergebnisse darstellen können. Deshalb sind Berufspraktika oder die Teilnahme an Forschungskooperationen mit Unternehmen während des Studiums so wertvoll. Forschung findet nicht nur in Teams, sondern häufig interdisziplinär und in Kooperationen über das eigene Unternehmen hinaus statt. Kommunikationsfähigkeit ist deshalb enorm wichtig. Auch Projekte zu managen oder ein Team zu leiten und zu motivieren, gehört heute zu den Aufgaben eines Forschers. Und: Spitzenforschung findet auf Englisch statt. Ohne entsprechende Sprachkenntnisse geht es nicht. Promotion als Research Assistant Eine mögliche Einstiegsposition für Naturwissenschaftler ist die des Re - search Assistant. An Instituten der Hochschulen wird sie oft als Promotionsstelle angeboten. Eine Promotion zahlt sich in der Forschung fast immer aus. Für eine Stelle als Laborleiter ist sie die Grundvoraussetzung. Aber auch ohne Doktortitel haben Absolventen die Chance, in einer Forschungsgruppe mitzuarbeiten und dort Projekte zu betreuen. Heinz Peter Krieger ARBEITEN: EINSATZFELDER „ZWISCHEN BÜRO UND LABOR“ CORNELIA BRENDEL, Jahrgang 1980 POSITION Senior Engineer Advanced Electrochemistry UNTERNEHMEN Johnson Controls Power Solutions EMEA STUDIUM Chemie an der TU Clausthal Was meine Arbeit besonders spannend und anspruchsvoll macht, ist die Abwechslung zwischen Büro- und Labortätigkeit. So arbeite ich an Literaturrecherchen und stelle Prüfaufträge an die Labore der Entwicklungsabteilung, führe aber auch selbstständig Experimente an ganzen Batterien und Einzelteilen durch. Bei Sonderprüfungen, die auch verschiedene Labore betreffen können, bespreche ich die Termine und die genauen Prüfabläufe vorher mit unseren technischen Angestellten. Laborergebnisse präsentieren Gelegentlich besuche ich selbst die Produktionslinie und führe Messungen im Labor durch. Die gewonnenen Messdaten werte ich aus und interpretiere sie. Die Ergebnisse bespreche ich mit dem Vorgesetzten, schreibe sie in Wochenberichte und präsentiere sie mit den weiteren Plänen vor der Geschäftsleitung und dem Management. Bei meiner Arbeit kommen mir viele Komponenten aus den Elektrochemie- Veranstaltungen meines Studiums zugute. Wenn es darum geht, zu fundierten Aussagen zu kommen, helfen die Fähigkeit zu analytischem Denken und wissenschaftlichem Arbeiten. Genauso notwendig ist eine ausgeprägte Kommunikationsstärke – gerade gegenüber Kollegen aus anderen Fachrichtungen, die einen ganz anderen Blick auf den gleichen Sachverhalt haben können. Viele Aufgaben in der Industrie Studenten, die in der Forschung arbeiten möchten, sollten offen und neugierig sein. In der Industrie gibt es viele Aufgaben, von denen man in den naturwissenschaftlichen Studiengängen wenig mitkriegt. staufenbiel.de/naturwissenschaftler Staufenbiel Naturwissenschaftler 2011/12 | 27 © fotolia.de/Olivier
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