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SPECIAL - Staufenbiel.de

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mangeln<strong>de</strong> Kommunikation zwischen Behör<strong>de</strong>n und Medien<br />

zurückzuführen. Dennoch wur<strong>de</strong> unser Netzwerk ins<br />

Thema EHEC involviert. Da das Bakterium vor allem zum<br />

Nierenversagen führt, arbeiten wir seit September mit <strong>de</strong>r<br />

Deutschen Gesellschaft für Nephrologie daran, mithilfe<br />

von Researchgate ihre Spezialisten besser zu vernetzen.<br />

Was steht bei Researchgate im Fokus: das Vernetzen von<br />

Personen, die einen beruflich weiterbringen können, o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Austausch über Forschungsprojekte?<br />

Im Fokus <strong>de</strong>r Plattform stehen <strong>de</strong>r Wissenschaftler und<br />

sein individuelles Profil, seine Schwerpunktsetzung im jeweiligen<br />

Forschungsgebiet, sein Beitrag zur Wissenschaft.<br />

Der Austausch mit an<strong>de</strong>ren Forschern erweitert sein Fachwissen<br />

und hilft durch neue, dazugewonnene Blickwinkel<br />

bestimmte Probleme schneller zu lösen. Also kommt er<br />

auch beruflich weiter.<br />

Ihr Projekt wird auch als „Facebook für Forscher“ bezeichnet.<br />

Fin<strong>de</strong>n Sie das Etikett treffend?<br />

Nein, zumin<strong>de</strong>st nicht ganz. Facebook vernetzt<br />

die Menschen privat. Bei uns steht <strong>de</strong>r wissenschaftliche<br />

Austausch im Vor<strong>de</strong>rgrund und<br />

nicht die Unterhaltung. Die Menschen tauschen<br />

sich beruflich aus, publizieren wissenschaftliche<br />

Arbeiten, diskutieren zu vielen Themen in<br />

Foren. Ich persönlich verwen<strong>de</strong> die Bezeichnung<br />

„Facebook für Wissenschaftler“ nicht.<br />

Wie muss ein Social-Media-Netzwerk konzipiert sein, damit ein<br />

interdisziplinärer Austausch stattfin<strong>de</strong>t? Ein Informatiker und ein<br />

Biologe müssen sich ja erst einmal fin<strong>de</strong>n.<br />

Darüber mussten wir uns keine Gedanken machen. Gibt<br />

man ihnen die Möglichkeit, frei zu diskutieren und sich<br />

auszutauschen, fin<strong>de</strong>n Menschen verschie<strong>de</strong>ner Fachrichtungen<br />

einan<strong>de</strong>r von selbst. Wenn ich ein Biologe bin und<br />

einen Programmierer für mein Projekt suche, schaue ich<br />

einfach in entsprechen<strong>de</strong>n Foren o<strong>de</strong>r Gruppen nach. So<br />

fin<strong>de</strong>t man Spezialisten, die man sucht.<br />

Sie sind Virologe und Informatiker und forschten 2007 an <strong>de</strong>r<br />

Harvard Medical School in Boston. Wieso grün<strong>de</strong>t man dann ein<br />

Online-Portal mit Sitz in Hannover?<br />

Ich war damals in Boston, mein Freund und Mitbegrün<strong>de</strong>r<br />

von Researchgate, Sören Hofmayer, jedoch in Hannover.<br />

Researchgate wur<strong>de</strong> also in bei<strong>de</strong>n Städten gegrün<strong>de</strong>t.<br />

Wie kamen Sie auf die I<strong>de</strong>e für Researchgate??<br />

Die I<strong>de</strong>e verdanke ich meiner wissenschaftlichen Arbeit.<br />

Während meiner Forschung kam ich wegen eines Problems<br />

nicht weiter. Nach langem, erfolglosem Suchen und<br />

Stöbern in <strong>de</strong>r Fachliteratur dachte ich mir, dass man<br />

durch ein Netzwerk für Wissenschaftler solche Wissens-<br />

staufenbiel.<strong>de</strong>/naturwissenschaftler<br />

WEITERKOMMEN: ONLINE-NETZWERKE<br />

sackgassen umgehen könnte. Inzwischen beschäftige ich<br />

mich ausschließlich mit Researchgate. Für die Wissenschaft<br />

habe ich gar keine Zeit mehr.<br />

Sie konnten Kapitalgeber im Silicon Valley gewinnen, <strong>de</strong>r<br />

Firmensitz liegt jetzt in Berlin. Wieso sie<strong>de</strong>ln Sie nicht mit<br />

Researchgate in die USA um?<br />

Zuerst hatten wir uns tatsächlich überlegt in die USA zu<br />

gehen. San Francisco hatten wir im Blick. Doch dann entschie<strong>de</strong>n<br />

wir uns bewusst gegen diese Möglichkeit, weil<br />

die Stadt als Finanzzentrum Kaliforniens gilt und wir somit<br />

mit starker Konkurrenz und hohen Kosten hätten<br />

kämpfen müssen.<br />

Eine Geldfrage?<br />

Absolut. In Berlin sind die Kosten niedriger, man muss<br />

nicht so hart wie in Amerika um etwa IT-Spezialisten<br />

kämpfen. Außer<strong>de</strong>m ist Berlin eine wun<strong>de</strong>rvolle Stadt, die<br />

in kultureller Hinsicht vieles bietet.<br />

Unser Netzwerk hat inzwischen 1,1 Millionen<br />

Mitglie<strong>de</strong>r und es wer<strong>de</strong>n immer mehr.<br />

Vermitteln die Hochschulen ausreichend, wie wichtig <strong>de</strong>r<br />

Austausch zwischen Wissenschaftlern ist?<br />

Hier wür<strong>de</strong> ich differenzieren: Deutsche Universitäten vermitteln<br />

die Wichtigkeit <strong>de</strong>s wissenschaftlichen Austausches<br />

nicht genügend. In <strong>de</strong>n USA sieht es an<strong>de</strong>rs aus. Dort<br />

wird beson<strong>de</strong>rs viel Wert auf Netzwerke und Wissenstransfer<br />

zwischen <strong>de</strong>n Forschern gelegt. Dass sollte sich in<br />

Deutschland unbedingt än<strong>de</strong>rn. Vor allem für junge Wissenschaftler<br />

wür<strong>de</strong> dies vieles erleichtern.<br />

Kennen Naturwissenschaftler die Möglichkeiten <strong>de</strong>s<br />

Wissenstransfers?<br />

Langsam verbreitet es sich. Unser Netzwerk hat inzwischen<br />

1,1 Millionen Mitglie<strong>de</strong>r, und es wer<strong>de</strong>n immer<br />

mehr. Wissenschaftler erkennen und nutzen die Möglichkeiten<br />

zum Austausch gern.<br />

Befürchten Sie manchmal, dass <strong>de</strong>r Erfolg das Projekt<br />

erschlagen könnte?<br />

Nein, auf keinen Fall. Ich bin davon überzeugt, dass die<br />

wachsen<strong>de</strong> Mitglie<strong>de</strong>rzahl Netzwerkausbau be<strong>de</strong>utet. Das<br />

Konzept von Researchgate ist so angelegt, dass Menschen<br />

vom Wissen an<strong>de</strong>rer profitieren können. Je mehr Menschen,<br />

<strong>de</strong>sto mehr Wissen. Das eröffnet immer mehr Möglichkeiten,<br />

die eigene Forschung voranzutreiben.<br />

<strong>Staufenbiel</strong> Naturwissenschaftler 2011/12 | 47<br />

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