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BEWERBEN: ERFOLGREICH IM VORSTELLUNGSGESPRÄCH „PRAKTISCHE ERFAH- RUN GEN HERVORHEBEN“ MYRIAM HERRMANN, Jahrgang 1966 POSITION Leiterin HR- Personalmarketing UNTERNEHMEN LANXESS AG STUDIUM Europäische BWL an der ESB Reutlingen Eine Bewerbung ist wie ein sportlicher Wettkampf: Wer auf dem Siegertreppchen stehen will, muss mehr trainieren, sprich: sich optimal vorbereiten. Regelverstöße werden hier wie dort geahndet. Eindeutig und vollständig Elementar ist die eindeutige Zuordnung der Bewerbung. Denn bei größeren Unternehmen gehen viele Online-Bewerbungen ein. Tragen Sie die Kenn ziffer der Stellenanzeige in die Betreffzeile des Anschreibens ein, bei Initiativ bewerbungen den gewünschten Fach bereich und die angestrebte Position. Zentrale Grundlage für das Vor stellungsgespräch ist der Lebenslauf. Er muss sinnvoll strukturiert und sollte chronologisch rückläufig verfasst sein. Nennen Sie hier unbedingt Ihre Zeugnisnoten. Die Unterlagen müssen vollständig sein. Lassen Sie sich deshalb für jede praktische Tätigkeit zeitnah ein Arbeitszeugnis ausstellen. Um fachspezifisches Know-how und praktische Erfahrungen hervorzuheben, sollten Naturwissenschaftler ihr Profil mit den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle abgleichen. Auch die Persönlichkeit des Bewerbers sollte zum Unternehmen passen. Führen Sie deshalb im Lebens lauf auch Kenntnisse und Aktivitäten auf, die mit Ihrer fachlichen Qualifikation scheinbar nichts zu tun haben – im Vorstellungsgespräch werden sie ebenfalls Thema sein. Denn Unternehmen sehen es gerne, wenn Bewerber außerhalb des Studiums praktische Erfahrungen gesammelt haben. Recruiting-Veranstaltungen nutzen Nutzen Sie jede Gelegenheit, sich über das Unternehmen Ihrer Wahl vorab zu informieren. Dazu bieten sich das Internet, Recruiting-Veranstaltungen und organisierte Betriebs besich tigungen an. 38 | Staufenbiel Naturwissenschaftler 2011/12 Schritte Eine Einladung zum Vorstellungsgespräch zeigt, dass der Bewerber auf dem Papier schon mal überzeugen konnte. Nun gilt es, die fachliche und persönliche Eignung auch im Gespräch zu beweisen. Um diese Herausforderung zu meistern, ist eine fundierte Vorbereitung notwendig. Vor allem für jüngere Bewerber ist ein Vorstellungsgespräch oft eine Stresssituation. Gegen eine zittrige Stimme und kalte Hände hilft, sich im Vorfeld gut zu informieren und intensiv mit dem Unternehmen und der Branche zu beschäftigen. Fakten sammeln Naturwissenschaftler werden wegen ihrer präzisen und sorgfältigen Arbeitsweise geschätzt. So sollten sie auch bei der Recherche vorgehen. Im Bewerbungsgespräch geht es um Kriterien, die dem Lebenslauf nicht unmittelbar zu entnehmen sind. Hier fit zu sein, gibt Sicherheit und schont die Nerven. Erste Informationsquelle ist das Internet. Produkt- und Dienstleistungsangebote, Geschäfts- und Jahresberichte, aktuelle Projekte des Unternehmens – auf der Unternehmenswebseite finden sich meist alle notwendigen Informationen über den möglichen Arbeitgeber. Wer nicht fündig wird, kann zum Hörer greifen und sich Image-Broschüren oder den letz- zum Job Die Einladung zum Vorstellungsgespräch liegt auf dem Tisch. Jetzt geht es darum, nicht nur mit Fachwissen, sondern auch persönlich zu überzeugen. Wer die wichtigsten Tipps beherzigt, hat gute Karten. STEP 1 VORBEREITUNG ten Jahresbericht zusenden lassen. Über Suchmaschinen, Online-Archive und soziale Netzwerke können weitere Informationen zum Unternehmen gesammelt werden. Auch ein Besuch auf einer Jobmesse lohnt sich. Welche Unternehmen dort vertreten sind, steht vorher auf der Messe-Website. Und selbst wenn der Wunsch-Arbeitgeber nicht vor Ort ist, lässt sich im Gespräch mit Personalern einiges über mögliche Berufe und Anforderungen an Naturwissenschaftler erfahren. Anschaulicher Lebenslauf Zur Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch gehört außerdem, den eigenen Lebenslauf erläutern zu können. Dabei geht es nicht um die bloße Wiedergabe oder die Überprüfung des Fachwissens. Bewerber sollten praktische Erfahrungen belegen und anschaulich beschreiben können. Hier punktet, wer Praktika, studentische Werktätigkeiten und Forschungsprojekte vorweisen kann und dabei eine Verbindung zu den Anforderungen der ausgeschriebenen Stelle herstellt. Offenes Auftreten und ein gepflegtes Äußeres bringen zusätzliche Pluspunkte. Bei der Kleiderfrage gilt: im Zweifelsfall lieber seriös als leger. Das gilt besonders bei Jobs mit häufigem Kundenkontakt. Natalia Kotischewski staufenbiel.de/naturwissenschaftler
STEP 2 DAS GESPRÄCH Jedes Vorstellungsgespräch verläuft individuell – und doch ähnlich. Die Personalentscheider wollen herausfinden, ob der Bewerber fachlich und persönlich für die Stelle geeignet ist. Der Bewerber erhält weitere Informationen zur offenen Position und Einblicke in die Unternehmenskultur. „Erzählen Sie doch mal…“ Oft werden Vorstellungsgespräche mit folgender Bitte eröffnet: „Erzählen Sie doch mal über sich…“. Auf diese Weise versuchen die Personalexperten, unangenehme Spannung aus dem Gespräch zu nehmen und dem Bewerber die Möglichkeit zu geben, sich vorzustellen. Diese Chance sollte der Kandidat nutzen, denn die wenigen ihm zur Verfügung stehenden Minuten können viele Sympathiepunkte bringen. Es geht hier nicht darum, die Daten aus dem Lebenslauf nochmals aufzuzählen. Der Bewerber sollte vielmehr seine Selbstpräsentation auf die zu besetzende Stelle abstimmen. Dabei hilft, individuelle Interessen und Erfahrungen anzusprechen, die zum Studium eines naturwissenschaftlichen Fachs und zum Interesse für den Job geführt haben. Vom Studium sollten Bewerber berichten, wo ihre Schwerpunkte lagen, an welchen Forschungs- staufenbiel.de/naturwissenschaftler BEWERBEN: ERFOLGREICH IM VORSTELLUNGSGESPRÄCH projekten sie sich beteiligt haben und welche praktischen Erfahrungen sich im Unternehmen nutzen lassen. Wer Auslandserfahrungen vorweisen kann, sollte sie auch ansprechen. Denn in forschenden Unternehmen wird in internationalen Teams gearbeitet, und die Fachsprache in der Forschung ist Englisch. Naturwissenschaftler mit sehr guten Sprachkenntnissen und interkulturellen Kompetenzen stehen hoch im Kurs. Kein Fachchinesisch Einige Fachtermini dürfen durchaus fallen. Schließlich wollen Unternehmensvertreter die Angaben aus dem Lebenslauf überprüfen. Im Vorstellungsgespräch sitzen dem Bewerber aber nicht nur Experten aus der Forschung gegenüber. Deshalb ist es wichtig, sich auch von der Fachsprache lösen und die eigenen Kenntnisse anschaulich darstellen zu können. Das Angebot, selbst Fragen zum Unternehmen und der ausgeschriebenen Position zu stellen, sollte auf keinen Fall höflich abgelehnt werden. Hier handelt es sich um keine Floskel, sondern um die Chance, mehr über den Job und das Unternehmen zu erfahren. Und um einen Test, ob der Kandidat sich nur oberflächlich oder wirklich intensiv auf seine Bewerbung vorbereitet hat. Natalia Kotischewski © IStockphoto/craftvision „MÖGLICHST VIEL VON- EINANDER ERFAHREN“ CLAUDIA ISRAEL, Jahrgang 1979 POSITION Recruiting Managerin UNTERNEHMEN QIAGEN GmbH STUDIUM Internationale Betriebswirtschaft (ISM Dortmund) Die Struktur eines Vorstellungsgesprächs lässt sich vom Bewerber nur grob planen, da sie stark vom jeweiligen Interviewer abhängt. Dennoch gibt es einige allgemeine Regeln, auf die sich der Kandidat einstellen kann. Warming-up Ein Vorstellungsgespräch beginnt grundsätzlich mit der Begrüßung und einem kurzen Warming-up. Gerade das Warming-up („Haben Sie uns gut gefunden?“, „Wie war die Anreise?“, ...) hilft, die Atmosphäre aufzulockern und dem Bewerber die Nervosität zu nehmen. Anschließend wird der Kandidat meist gebeten, sich selbst vorzustellen und einen fundierten Überblick über seine fachlichen und persönlichen Erfahrungen zu geben. Der Bewerber sollte dabei den Fokus auf das für die Position relevante Know-how legen. Stationen, die für den Interviewer weniger interessant sind, sollten – wenn überhaupt – nur kurz angesprochen werden. Passende Beispiele wählen Sein fachliches Wissen sollte der Bewerber immer anhand passender Beispiele erläutern, etwa durch Projekte, an denen er teilgenommen hat. Der Interviewer wird dabei Zwischen fragen stellen. Hier ist wichtig, nicht den roten Faden zu verlieren und die angesprochenen Punkte zu Ende zu führen. Im letzten Teil des Gesprächs stellen die Interviewer üblicherweise das Unter nehmen und die ausgeschriebene Position im Detail vor. Dann ist der Bewerber mit seinen Fragen an der Reihe, falls dazu während des Gesprächs keine Gelegenheit war. Ein gutes Vorstellungsgespräch ist immer ein Dialog zwischen Interviewer und Bewer ber – mit dem Ziel, dass beide Seiten möglichst viel voneinander erfahren. Staufenbiel Naturwissenschaftler 2011/12 | 39
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