Pfadabhängigkeiten - IAMO
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stände von Systemen, die über einen längeren Zeitraum stabil sind, sollen als Quasi-Attraktoren<br />
bezeichnet werden. Ein Quasi-Attraktor läßt sich folgendermaßen definieren:<br />
Definition: Für ein n-dimensionales dynamisches System &x = Φ( x, u(t))<br />
mit x ∈ Rn , und<br />
exogenen Einflüssen u(t) ∈ R n , ist eine beschränkte Menge A ⊂ R n ein<br />
Quasi-Attraktor des Systems, wenn es eine Menge U mit den folgenden Ei-<br />
genschaften gibt:<br />
• U ist eine n-dimensionale Umgebung von A.<br />
• Falls x(0) ∈ U, dann existiert ein δ(u(t)) >> 0 mit x(t) ∈ U ∀ 0 < t < δ<br />
(u(t)), d.h. jede Trajektorie die in U beginnt, verbleibt zumindest für einen<br />
Zeitraum δ(u(t)) in U.<br />
Der Begriff des Quasi-Attraktors gilt aufgrund der ausdrücklichen Berücksichtigung der exo-<br />
genen Größe u(t) ebenfalls für stochastische Systeme. Gleichzeitig ist er grundsätzlich geeig-<br />
net, die oben angesprochenen temporär stabilen Zustände, die sich mit Hilfe des konventionel-<br />
len Attraktorenbegriffs nicht einfangen lassen, zu beschreiben. Die Problematik dieser Definiti-<br />
on besteht aber darin, daß jeweils festgelegt werden muß, was ein hinreichend langer Zeitraum<br />
ist. Dieser Zeitraum wird sich jedoch wohl kaum allgemein festlegen lassen, sondern muß für<br />
jedes betrachtete System individuell ermittelt werden.<br />
3.2 Versuch einer Definition von <strong>Pfadabhängigkeiten</strong><br />
In den obigen Überlegungen zur optimalen Größe landwirtschaftlicher Betriebe konnte das<br />
Phänomen Pfadabhängigkeit damit erklärt werden, daß mehrere lokale Optima existieren und<br />
der Übergang von einem Optimum zu einem anderen mit Kosten verbunden ist. Derartige Op-<br />
tima können als Attraktoren interpretiert werden. Die Verwendung des Begriffs Attraktor ist<br />
jedoch, wie gezeigt, für der Beschreibung des Verhaltens evolvierender Systeme problema-<br />
tisch. Es dürfte ausreichen, wenn die Stabilität eines lokalen Optimums der Definition eines<br />
Quasi-Attraktors genügt. Landwirtschaftliche Betriebe bzw. Agrarstrukturen wären demnach<br />
pfadabhängig, wenn sie in Abhängigkeit vom Ausgangszustand oder exogenen Einflüssen in<br />
die Nähe eines lokalen Optimums gelangen und es ihnen über einen längeren Zeitraum nicht<br />
gelingt, das lokale Optimum zu verlassen, um zum globalen Optimum zu streben.<br />
Es bietet sich daher an, <strong>Pfadabhängigkeiten</strong> folgendermaßen zu definieren:<br />
Definition: Ein dynamisches System &x = Φ ( x, u(t))<br />
, x ∈ Rn , u(t) ∈ Rm , ist pfadabhän-<br />
gig, wenn es mehr als einen Quasi-Attraktor A i ⊂ R n besitzt, mit A i ∩ A j =<br />
∅ für i ≠ j.<br />
Diese Definition impliziert, daß es, um die Pfadabhängigkeit eines Systems zu zeigen, hinrei-<br />
chend ist, mehrere Quasi-Attraktoren zu identifizieren.<br />
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