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Pfadabhängigkeiten - IAMO

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1 Zielsetzung und Vorgehensweise<br />

Der Begriff der Pfadabhängigkeit wird seit Mitte der 80’er Jahre für die Erklärung einer Reihe<br />

wirtschaftlich-technischer Phänomene verwendet. Prominente Beispiele finden sich zum einen<br />

bei Industriestandards, wie die Tastaturbelegung von Schreibmaschinen und Computern, sowie<br />

bei institutionellen Regelungen, wie das Rechts- bzw. Linksfahrgebot im Straßenverkehr. Zum<br />

anderen existieren aber auch einige Beispiele, in denen mit Hilfe von <strong>Pfadabhängigkeiten</strong> die<br />

Entwicklung wirtschaftlicher Strukturen erklärt werden kann. Hierzu läßt sich beispielsweise<br />

die enorme Ansammlung von Unternehmen der Computerbranche im sogenannten ‘Silicon<br />

Valley’ in Californien nennen. 1 Diesen Systemen standen anfangs mehrere Entwicklungspfade<br />

zur Auswahl. Nachdem sie aber zu einem bestimmten Zeitpunkt einen Weg eingeschlagen ha-<br />

ben, d.h. ein Standard oder eine Norm wurde festgelegt, ist es ihnen heute kaum noch möglich,<br />

diesen Pfad wieder zu verlassen.<br />

Die Existenz von <strong>Pfadabhängigkeiten</strong> in einem dynamischen System kann nach ARTHUR (1989)<br />

einige wesentliche ökonomische Implikationen haben:<br />

- die Vorhersagbarkeit der zukünftigen Entwicklung kann zu bestimmten Zeitpunkten der<br />

Entwicklung sehr gering, zu anderen jedoch sehr groß sein, abhängig davon, ob bereits<br />

ein stabiler Zustand erreicht wurde,<br />

- kleine historische Ereignisse können dauerhafte Auswirkungen haben,<br />

- ein einmal eingeschlagener Pfad läßt sich möglicherweise nicht oder nur unter hohen<br />

Kosten wieder verlassen,<br />

- es besteht eine potentielle Ineffizienz eines solchen Systems.<br />

Die aufgeführten Beispiele und Zusammenhänge lassen ARTHUR (1990a) zufolge Pfadabhän-<br />

gigkeiten vor allem in Hochtechnologiebereichen der Wirtschaft vermuten; insbesondere dort,<br />

wo positive Rückkopplungen in Form von Skalenerträgen und Netzwerkexternalitäten vorhan-<br />

den sind. Er erwartet sie dagegen weniger im Agrarsektor. Bei einer Betrachtung der gegen-<br />

wärtigen deutschen Agrarstruktur erkennt man jedoch zwischen den alten und neuen Bundes-<br />

ländern deutliche strukturelle Unterschiede. Die alten Bundesländer sind durch eine eher klein-<br />

betrieblich organisierte Struktur gekennzeichnet, wenngleich mit gewissen regionalen Unter-<br />

schieden. Hier wurden 1993 lediglich 12,5% der landwirtschaftlich genutzten Fläche von Be-<br />

trieben mit mehr als 100 ha bewirtschaftet. Dagegen existiert in Ostdeutschland eine Struktur,<br />

die von vergleichsweise großen Betrieben dominiert wird. 1993 wurden in den neuen Ländern<br />

78,8% der Fläche von Betrieben mit mehr als 500 ha genutzt. 2 Die Unterschiede werden auch<br />

am Standardbetriebseinkommen deutlich: in Ostdeutschland betrug es 1991 mit 269612 DM je<br />

Betrieb das Zehnfache der westdeutschen Betriebe. 3<br />

1 ARTHUR (1990b).<br />

2 AGRARBERICHT 1994, Materialband S. 14f.<br />

3 AGRARBERICHT 1993, Materialband S. 23.

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