Pfadabhängigkeiten - IAMO
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mit einem Verlauf, der einer doppelt-sigmoidförmigen Kurve 8 wie in Abbildung 2.2 entspricht.<br />
In diesem Fall wird die Beantwortung der Frage nach optimalen Betriebsgrößen schwieriger.<br />
Neben dem globalen Optimum D existiert noch ein lokales Optimum C. In beiden Punkten ent-<br />
spricht die Grenzwertschöpfung der Durchschnittswertschöpfung. Bei einer komparativ stati-<br />
schen Betrachtung ergibt sich auch hier eine eindeutig optimale Betriebsgröße, nämlich D. 9<br />
Betrachtet man diesen Fall jedoch dynamisch und unterstellt, daß im Ausgangszustand aus be-<br />
liebigen Gründen die Betriebsgröße C vorherrscht, dann muß überlegt werden, ob sich der<br />
Sektor von der kleinbetrieblichen Struktur C zur global optimalen Struktur D verändern kann.<br />
Für diese Frage soll unterstellt werden, daß für diesen Übergang zunächst nicht näher defi-<br />
nierte Kosten anfallen. Wenn diese zum Zeitpunkt t 0 in der Höhe S C→D anfallen, dann muß bei<br />
einem unendlichen Betrachtungszeitraum als Übergangsbedingung gelten, daß die Kosten des<br />
Übergangs geringer sind als der Gegenwartswert der zusätzlichen Wertschöpfung, d.h.<br />
SC→D X ⎛ Π(<br />
D)<br />
Π(<br />
C)<br />
≤ ⎜ −<br />
i ⎝ D C<br />
mit i als Kalkulationszins und X als Gesamtfläche des Sektors.<br />
⎞<br />
⎟<br />
⎠<br />
10<br />
Sind die Übergangskosten S C→D höher als der Gegenwartswert der Übergangserträge befindet<br />
sich der Sektor in einer locked in Situation, das heißt, der Sektor ist festgefahren. Unterstellt<br />
man, daß die Höhe der Übergangskosten unabhängig vom Ausmaß der Änderung der Struktur<br />
ist, also lediglich durch die Strukturänderung selbst bedingt wird, kann auch keine langsame<br />
Anpassung an das globale Optimum stattfinden. Die Folge wäre, daß der Endzustand der<br />
Struktur vom Ausgangszustand abhängt. Gegenüber einem Sektor, der sich erst entwickelt und<br />
seine Struktur frei wählen kann, wäre ein Sektor, der bei C beginnt, pfadabhängig. Die Konse-<br />
quenz für den pfadabhängigen Sektor ist, daß ihm die komparativ statisch gesehen überlegene<br />
Struktur verwehrt bleibt. 11<br />
Welches sind nun die Determinanten einer Pfadabhängigkeit? Die Werte für X und i sollen<br />
Π( ) Π(<br />
)<br />
einmal als gegeben angesehen werden. Somit verbleiben die Terme SC→D und D C<br />
− .<br />
D C<br />
Hinter S C→D verbergen sich, wie gesagt, Kosten des Übergangs von C nach D. Diese können<br />
als Transformationskosten bezeichnet werden. Der zweite Term ist etwas komplexer. Zum<br />
einen besagt er, daß bei einem Übergang von C nach D auf etwas verzichtet werden muß;<br />
nämlich auf die Durchschnittswertschöpfung von C. Zum anderen muß berücksichtigt werden,<br />
8 Eine doppelt sigmoidförmige Kurve soll im folgenden definiert werden als eine Funktion f(x), die in ihrem Definitionsbereich<br />
- monoton steigend ist, d. h. f'(x) > 0 und<br />
- genau drei Wendepunkte P - P besitzt, mit f''(x) > 0 für x < P .<br />
1 3 1<br />
9 An der Stelle E erreicht die Durchschnittswertschöpfung i.Ü. ein lokales Minimum; denn die Ableitung der Grenzwertschöpfung<br />
nach dem Faktoreinsatz ist positiv.<br />
10 Der Gegenwartswert des Übergangsertrages ergibt sich aus dem Produkt der Gesamtfläche mit der Differenz der mit<br />
C und D verbundenen Durchschnittswertschöpfungen. Die Kapitalisierung der Erträge erfolgt, bei unendlichen Betrachtungszeitraum,<br />
mit 1/i.<br />
11 Vgl. zur Plausibilität der Existenz mehrerer lokaler Optima und von Übergangskosten BALMANN (1994b).<br />
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