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2 <strong>IAMO</strong><br />

Impressum<br />

�otos<br />

Herausgeber<br />

Internet<br />

Endredaktion<br />

Verantwortlich<br />

Satz/Layout<br />

Reproduktion/<br />

Lithographie/Druck<br />

Die Veröffentlichungen des <strong>IAMO</strong> umfassen neben der vorliegenden Publikationsreihe die intern<br />

referierte Serie Discussion Paper, die Schriftenreihe Studies on the Agricultural and �ood Sector<br />

in Central and Eastern Europe sowie die Jahresberichte des Institutes.<br />

A. Borkowski (S. 5, 14, 34, 48, 51, 53, 54, 64, 69, 71), S. von Cramon-Taubadel (S. 3),<br />

I. Lajtos (S. 26, 40), L. Lehmann (S. 33), I. Weinland (S. 61, 62).<br />

Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (<strong>IAMO</strong>)<br />

Theodor-Lieser-Straße 2<br />

06120 Halle (Saale)<br />

Tel.: 49 (345) 29 28 0<br />

�ax: 49 (345) 29 28 199<br />

Email: iamo@iamo.de<br />

http://www.iamo.de<br />

Margot Heimlich<br />

Peter Weingarten<br />

Margot Heimlich<br />

Druck-Zuck GmbH, Seebener Straße 4, 06114 Halle (Saale)<br />

© Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa<br />

Das „<strong>IAMO</strong> 2004“ ist als <strong>pdf</strong>-Datei unter www.iamo.de verfügbar.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise,nur mit Genehmigung und Quellenangabe des Herausgebers.<br />

ISSN 1617-6448


<strong>IAMO</strong> 3<br />

<strong>IAMO</strong> 3<br />

Grußwort<br />

Mit dieser sechsten Ausgabe der Publikationsreihe <strong>IAMO</strong> Jahreszahl blickt das Institut für<br />

Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa zurück auf ein erfolgreiches Jahr, aber auch nach<br />

vorn in eine vielversprechende und interessante Zukunft. In dem zurückliegenden Jahr konnte<br />

das <strong>IAMO</strong> seine Stellung als Kompetenzzentrum für �ragen der Transformation der Landwirtschaft<br />

in den Ländern Mittel- und Osteuropas weiter festigen. Die in diesem Heft enthaltenen<br />

Beiträge zeigen, welche Expertise über �ragen der Auswirkungen der EU-Osterweiterung,<br />

der Entwicklung ländlicher Räume unter den besonderen Bedingungen der Transformation<br />

sowie der Agrarentwicklung in Beitrittskandidaten wie beispielsweise Kroatien angesammelt<br />

und vernetzt worden ist. Diese Expertise wird national und international anerkannt, was sich<br />

in einer regen Veröffentlichungstätigkeit und in der Präsenz von Mitarbeitern des <strong>IAMO</strong> auf<br />

wichtigen agrarökonomischen Konferenzen weltweit widerspiegelt. Anlässlich des <strong>IAMO</strong>-�orums<br />

2003 Ende November des abgelaufenen Jahres ist es dem Institut gelungen, mit seiner<br />

hochrangig besetzten internationalen Konferenz über Large �arm Management einen besonderen<br />

Glanzpunkt zu setzen. An dieser Stelle möchte ich im Namen des Wissenschaftlichen<br />

Beirates allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des <strong>IAMO</strong> Dank und Anerkennung für die<br />

erbrachte Leistung zum Ausdruck bringen.<br />

Die im Laufe des letzten Jahres erbrachten Leistungen sind um so beeindruckender vor dem<br />

Hintergrund wichtiger personeller Umstrukturierungen und Unsicherheiten. Hochschulen und<br />

�orschungseinrichtungen in Deutschland insgesamt, aber insbesondere im Bereich Landwirtschaft,<br />

stehen vor großen Herausforderungen. Dabei wird häufig auf die abnehmende<br />

wirtschaftliche Bedeutung des Agrarsektors in Deutschland als Begründung für Kürzungen<br />

hingewiesen. Das <strong>IAMO</strong> ist aber gerade ein ideales Beispiel dafür, dass diese Sichtweise viel<br />

zu kurz greift: Deutschland hat ein klares und direktes Interesse an einer möglichst erfolgreichen<br />

und raschen Transformation der Landwirtschaft in den Ländern Mittel- und Osteuropas<br />

und ist daher nicht zuletzt aus Eigeninteresse dazu verpflichtet, diesen Transformationsprozess<br />

unter anderem durch �orschung und damit verbunden Beratung nach Möglichkeiten<br />

zu unterstützen. Das <strong>IAMO</strong> spielt hierbei eine wichtige Rolle, die es zu erhalten und stärken<br />

gilt. Hierbei ist die �örderung des wissenschaftlichen Nachwuchses – sowohl junge Mittelund<br />

Osteuropäer, die in Halle ausgebildet werden und forschen, als auch Deutsche, die in<br />

den und über die Länder Mittel- und Osteuropas arbeiten, – besonders wichtig. Es handelt<br />

sich hierbei um Investitionen in Humankapital, die sich zwar oft nur mittel- und langfristig, aber<br />

dafür um so höher auszahlen und die nicht nur in Sonntagsreden gelobt, sondern auch<br />

tatkräftig unterstützt werden sollten.<br />

Ereignisse der letzten Wochen und Monate wie z.B. die WTO-Konferenz in Cancún und der<br />

EU-Verfassungsgipfel in Brüssel belegen, dass wichtige Herausforderungen in den Bereichen<br />

Osterweiterung der EU, des Weltagrarhandelssystems, aber auch die stärkere Integration<br />

der Märkte in den GUS-Ländern in europäische und internationale Strukturen noch zu<br />

meistern sind. Es ist daher von einem starken und steigenden Bedarf an wissenschaftlichen<br />

Analysen und Begleitung auszugehen. Das <strong>IAMO</strong> wird dabei nach wie vor ein geschätzter<br />

Partner für Wirtschaft, Wissenschaft und Politik bleiben.<br />

Prof. Dr. Stephan von Cramon-<br />

Taubadel ist Vorsitzender<br />

des Wissenschaftlichen Beirates


INHALT<br />

4 <strong>IAMO</strong><br />

Vorwort 5<br />

Wirkungen der Entkopplung von Direktzahlungen 9<br />

Gemeinsame Agrarpolitik vor gravierenden Veränderungen. Vollständige Entkopplung:<br />

beschleunigter Strukturwandel, sinkende Pacht- und Kaufpreise. Chancen für Wachstumsbetriebe.<br />

Übernahme der GAP in den Beitrittsländern: Bodeneigentümer profitieren.<br />

Auswirkungen von agrarpolitischen Änderungen auf den<br />

Milchmarkt in Polen 15<br />

Erhöhung der Regelungsintensität. Durchsetzbarkeit der Milchquote. Polen zukünftig<br />

Nettoimporteur? Rohmilchqulität deutlich verbessert. Umstrukturierungsbedarf im<br />

Molkereisektor weiterhin groß.<br />

Auswirkungen des EU-Beitritts auf landwirtschaftliche Betriebe in<br />

Polen und Ungarn 21<br />

Übernahme der Gemeinsamen Agrarpolitik. Einzelbetriebliche Modellrechnungen für<br />

typische Betriebe: Verbesserung der Einkommenssituation auch bei geringem Niveau<br />

der Direktzahlungen.<br />

Typisierung ländlicher Räume in Mittel- und Osteuropa 27<br />

EU-Beitritt: steigende politische Bedeutung ländlicher Räume. Wachsende Disparitäten<br />

zwischen urbanen und ruralen Regionen. Große Unterschiede zwischen ländlichen<br />

Räumen.<br />

Nach der Erweiterung = vor der Erweiterung: Kroatien auf dem<br />

Weg in die Europäische Union 35<br />

EU-25, EU-27, EU??. Ziel Kroatiens: beitrittsreif bis Ende 2006. Liberalisierung des<br />

Agrarhandels mit der EU. �reihandelsabkommen im Rahmen des Stabilitätspaktes für<br />

Südosteuropa.<br />

Die aktuellen WTO-Agrarverhandlungen im Rahmen der<br />

Doha-Runde und die europäische Agrarpolitik 41<br />

Uruguay-Runde 1986-1994. Interessen der EU in der Doha-Runde.<br />

EU-Osterweiterung mit bestehenden WTO-Verpflichtungen vereinbar. Nach Cancun.<br />

Das <strong>IAMO</strong> – ein kurzes Portrait 49<br />

Kooperationen. DoktorandInnen. GastwissenschaftlerInnnen. Ausgewählte drittmittelfinanzierte<br />

Projekte. Konferenzen und Seminare. Veröffentlichungen. <strong>IAMO</strong>-Informationssystem.<br />

Institutionelle Struktur. Koordination im <strong>IAMO</strong>. Konzeption der �orschungsarbeit.<br />

Zentrale Dienstleistungen.


<strong>IAMO</strong> 5<br />

<strong>IAMO</strong> 5<br />

Vorwort<br />

Die vorliegende Ausgabe der Publikation <strong>IAMO</strong> „Jahreszahl“ erscheint zu einem Zeitpunkt, an<br />

dem die Vorbereitungen zur Osterweiterung der Europäischen Union zu einem großen Teil<br />

abgeschlossen sind. Ungeachtet dessen werden aber auch nach dem am 1. Mai 2004 vollzogenen<br />

Beitritt vor allem für den Agrar- und Ernährungssektor �ragen nach den Auswirkungen der<br />

Erweiterung aktuell bleiben.<br />

Einige dieser Bereiche, die teilweise in und zwischen den Ländern kontrovers diskutiert werden,<br />

greift die hier getroffene Auswahl von Beiträgen auf. Das betrifft insbesondere die Reform der<br />

Agrarpolitik der EU, die Auswirkungen von Quoten für landwirtschaftliche Erzeugnisse auf ausgewählte<br />

Produktmärkte der neuen Mitgliedsstaaten, die Konsequenzen des Beitritts für landwirtschaftliche<br />

Unternehmen in einzelnen Ländern und die �olgen für die Entwicklung ländlicher<br />

Räume. Mit der sich nun vollziehenden Erweiterungsrunde findet der europäische Einigungsprozess<br />

aber keinen Abschluss. Weitere Länder bereiten sich auf den Beitritt vor, wie am Beispiel<br />

Kroatiens gezeigt wird. Und schließlich darf vor dem Hintergrund der aktuellen WTO-Verhandlungen<br />

nicht übersehen werden, dass sich die Europäische Agrarpolitik nicht losgelöst von der<br />

Entwicklung auf den internationalen Agrarmärkten vollziehen kann.<br />

Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU unterliegt in den nächsten Jahren einer weitgehenden<br />

Umgestaltung. Das wesentlichste Element besteht darin, die Direktzahlungen für landwirtschaftliche<br />

Unternehmen von der Produktion zu entkoppeln und an die Einhaltung bestimmter Auflagen<br />

zu binden, die eine nachhaltige Landbewirtschaftung gewährleisten. Welche Auswirkungen mit<br />

dieser grundsätzlichen Entscheidung des Agrarministerrates einerseits und den den Mitgliedsländern<br />

eingeräumten Handlungsspielräumen andererseits verbunden sind, diskutieren AL�ONS<br />

BALMANN und KATRIN HAPPE in dem Beitrag Wirkungen der Entkoppelung von Direktzahlungen.<br />

Den wesentlichen Vorteil der vorgesehenen Entkoppelung von Prämienzahlungen und Produktion<br />

sehen die Autoren darin, dass die Landwirte ihre Produktionsentscheidungen stärker nach<br />

Marktsignalen ausrichten können. Anhand von Modellrechnungen mit einem Simulationsmodell<br />

werden Konsequenzen unterschiedlicher Politikszenarien (regional einheitliche �lächenprämie,<br />

völlige Entkoppelung) aufgezeigt. Sie bestehen in den bisherigen Mitgliedsländern vor allem in<br />

einer Beschleunigung des Strukturwandels in der Landwirtschaft und in verbesserten Wachstumsmöglichkeiten<br />

für entwicklungsfähige Unternehmen infolge sinkender Pachtpreise. �ür die Beitrittsländer<br />

ist davon auszugehen, dass eine schrittweise Einführung der EU-Direktzahlungen vorwiegend<br />

den Bodeneigentümern zugute kommt, weil die verhältnismäßig geringen Boden- und<br />

Pachtpreise sich angleichen und damit ansteigen dürften.<br />

Der zweite Beitrag Auswirkungen von agrarpolitischen Änderungen auf den Milchmarkt in Polen<br />

befasst sich mit Problemen, mit denen sich sowohl polnische Landwirte als auch Milchverarbeiter<br />

in den nächsten Jahren auseinandersetzen müssen. AGATA PIENIADZ zählt dazu vor allem<br />

Produktionsquoten und die Implementierung von EU-Standards für die Erzeugung und Verarbeitung<br />

von Rohmilch. Ein wesentliches Problem der Durchsetzung der Milchmarktordnung<br />

besteht in der kleinbetrieblichen Struktur der Landwirtschaft Polens. Nur etwa 45% der Halter<br />

von Kühen liefern an Verarbeitungsbetriebe, während die restlichen Milcherzeuger für den<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Tillack<br />

ist Geschäftsführender<br />

Direktor des <strong>IAMO</strong>


6 <strong>IAMO</strong><br />

eigenen Bedarf produzieren bzw. direkt vermarkten. Die auf die Direktvermarkter entfallende<br />

Milchquote dürfte praktisch kaum kontrollierbar sein. Allerdings bleibt zu erwarten, dass Kleinerzeuger<br />

die Milchproduktion aus Rentabilitätsgründen bzw. wegen mangelnder Möglichkeiten,<br />

in leistungsfähige Melk- und Kühltechnik zu investieren, einschränken oder völlig einstellen. Die<br />

�olge wäre – in Verbindung mit dem zu erwartenden allgemeinen Anstieg der Kaufkraft in Polen<br />

– eine wachsende Nachfrage nach Milchprodukten höherer Verarbeitungsstufen. Die Quotenbegrenzung<br />

könnte dann dazu führen, dass Polen sich zum Nettoimporteur für Milcherzeugnisse<br />

entwickelt. Einen besonderen Schwerpunkt der Beitrittsverhandlungen mit Polen bildete die Übernahme<br />

der EU-Qualitätsstandards. Mit der Einräumung von Übergangsfristen bis 2006 wurde<br />

ein Kompromiss gefunden, den mit umfangreichen Investitionen verbundenen Modernisierungsprozess<br />

der Milchverarbeitungsunternehmen zeitlich zu strecken. Allerdings wird der durch den<br />

Beitritt verstärkte Anpassungsdruck den Strukturwandel in der polnischen Milchindustrie beschleunigen<br />

und weniger leistungsfähige Unternehmen zur Aufgabe zwingen. In den meisten<br />

Beitrittsländern bestehen bei den Landwirten Befürchtungen, ihre wirtschaftliche Situation könnte<br />

sich durch den Beitritt verschlechtern.<br />

Am Beispiel von betrieblichen Modellrechnungen zeigen LUDGER HINNERS-TOBRÄGEL und KRISZTIÁN<br />

KESZTHELYI Auswirkungen des EU-Beitritts auf landwirtschaftliche Betriebe in Polen und Ungarn.<br />

�ür Polen belegen die Modellrechnungen, dass die mit dem Beitritt wirksam werdenden Direktzahlungen<br />

generell zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Betriebe führen,<br />

wobei die fruchtbareren Standorte deutlich besser gestellt sind als Grenzstandorte. Besonders<br />

profitieren Betriebe mit Milch- und Rinderproduktion sowie Marktfruchtbetriebe. In Ungarn wird<br />

durch zu erwartende Preisanstiege für landwirtschaftliche Erzeugnisse eine Verbesserung der<br />

Wirtschaftlichkeit unabhängig von einem EU-Beitritt erwartet. Diese positive Tendenz verstärkt<br />

sich weiter, wenn die Regelungen der Europäischen Agrarpolitik in Ungarn greifen. Damit lässt<br />

sich für beide Länder die Aussage treffen, dass die Übertragung der GAP zwar zu strukturellen<br />

Anpassungsreaktionen führen wird, prinzipiell aber davon auszugehen ist, dass der Agrarsektor<br />

vom Beitritt profitiert. Vor dem Hintergrund der in den Modellrechnungen unterstellten unveränderten<br />

Intensität ist sogar zu erwarten, dass verbesserte Möglichkeiten der Verfügbarkeit von<br />

ertragssteigernden Betriebsmitteln die insgesamt positiven Erwartungen tatsächlich noch übertreffen<br />

könnten.<br />

Nach Kriterien der OECD leben 43% der Bevölkerung in den zehn mittel- und osteuropäischen<br />

Beitrittsländern in ländlichen Gemeinden, und mit der Einführung der Strukturpolitik der EU werden<br />

hohe Erwartungen für die Entwicklung ländlicher Räume verknüpft. Wie wichtig eine genaue<br />

Abgrenzung verschiedener Kategorien ländlicher Räume angesichts deren Heterogenität für<br />

eine differenzierte Ausgestaltung von �örderinstrumenten ist, stellt SABINE BAUM in ihrem Beitrag<br />

Typisierung ländlicher Räume in Mittel- und Osteuropa dar. Die Erarbeitung angepasster spezifischer<br />

Entwicklungsprogramme setzt eine Typisierung ländlicher Räume voraus, um strukturpolitische<br />

Maßnahmen besser auf die konkreten Belange einzelner Regionstypen abstimmen zu<br />

können. Eine solche Typisierung wurde am <strong>IAMO</strong> mit Hilfe von sieben Variablen, die verschiedene<br />

sozioökonomische und demographische Sachverhalte abbilden, entwickelt. Im Ergebnis der<br />

Untersuchungen konnten fünf Gruppen bzw. Regionstypen identifiziert werden, die zugleich als


<strong>IAMO</strong> 7<br />

<strong>IAMO</strong> 7<br />

Ausgangspunkt für tiefer gehende Analysen genutzt werden können. Die Ergebnisse zeigen,<br />

dass von dem ländlichen Raum nicht gesprochen werden kann und pauschale Merkmale, wie<br />

z.B. Überalterung der Bevölkerung, für die Charakterisierung ländlicher Räume nicht uneingeschränkt<br />

zutreffen. Die erstellte Typisierung bietet erste Orientierungspunkte für die Ausarbeitung<br />

von Leitlinien für die Entwicklung ländlicher Räume.<br />

Die Erweiterung der EU im Jahre 2004 ist (nur) eine Etappe auf dem Weg zu einem geeinten<br />

Europa – das wird aus dem Beitrag von PETER WEINGARTEN Nach der Erweiterung = vor der<br />

Erweiterung: Kroatien auf dem Weg in die Europäische Union deutlich. Der Europäische Rat<br />

betrachtet die Staaten des Westbalkans als potentielle Beitrittskandidaten, und Kroatien, das im<br />

�ebruar 2003 einen Beitrittsantrag gestellt hat, unternahm in den vergangenen Jahren wichtige<br />

Schritte, um sich für eine Aufnahme in die EU zu qualifizieren. Zu nennen sind hier die Mitarbeit im<br />

Stabilitätspakt für Südosteuropa, der Beitritt zur WTO und damit verbunden, Maßnahmen zur<br />

Handelsliberalisierung und das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU. In der<br />

Agrarpolitik wird bereits eine Übernahme bestimmter Politikinstrumente der GAP praktiziert.<br />

Eine am <strong>IAMO</strong> durchgeführten Studie zur Auswirkung von Handelsliberalisierungen auf den<br />

kroatischen Agrarsektor führte zu dem Ergebnis, dass die Politik der Marktöffnung fortgesetzt<br />

werden sollte, wobei die Auswirkungen auf den Agrarsektor relativ unbedeutend sind, der Zugang<br />

der kroatischen Ernährungsindustrie zu den internationalen Märkten aber deutlich verbessert<br />

würde. Bezüglich des notwendigen Strukturwandels sieht sich Kroatien ähnlichen Problemen<br />

ausgesetzt wie alle Transformationsländer – die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der<br />

Landwirtschaft muss einhergehen mit der Schaffung von außerlandwirtschaftlichen Arbeitsmöglichkeiten<br />

im ländlichen Raum, um die Entwicklung leistungsfähiger Betriebsstrukturen nicht zu<br />

bremsen. Die für 2004 erwartete Zuerkennung des Status eines Kandidatenlandes dürfte dazu<br />

beitragen, das Land in seinen Reformbemühungen zu bestärken, so dass eine Mitgliedschaft in<br />

der EU gegen Ende dieses Jahrzehnts realistisch erscheint.<br />

Der abschließende Beitrag von ILDIKO LAJTOS und INNA LEVKOVYCH Die aktuellen WTO-Verhandlungen<br />

im Rahmen der Doha-Runde und die europäische Agrarpolitik geht auf Probleme ein, die<br />

aus der Einbindung der stark auf Export ausgerichteten europäischen Agrarwirtschaft in den<br />

internationalen Handel erwachsen. Die gegenüber den Märkten für Industriegüter geringere<br />

Liberalisierung der Agrarmärkte ging in der Vergangenheit vor allem in der EU mit einem hoch<br />

protektionierten Binnenmarkt einher, der im internationalem Maßstab zu starken Handelsverzerrungen<br />

führte. Obwohl es mit der Uruguay-Runde (1986-1994) gelang, den Agrarsektor<br />

in das Welthandelssystem einzubeziehen, reicht der bisherige Abbau der Welthandelsbarrieren<br />

vor allem gegenüber den Erwartungen der wichtigsten Agrarexportstaaten und der Entwicklungsländer<br />

nicht aus. Streitpunkte sind neben dem Abbau der Zolltarife die Zahlung von Exportsubventionen<br />

und andere �ormen der Exportförderung sowie interne Stützungsmaßnahmen<br />

einzelner Länder.<br />

Die Auswirkungen der Erweiterung der EU auf die Position der Union in den laufenden WTO-<br />

Verhandlungen im Rahmen der Doha-Runde dürften relativ gering sein. Trotzdem ist eine Weiterführung<br />

der GAP-Reformen nach dem Scheitern der Ministerkonferenz in Cancun (September


8 <strong>IAMO</strong><br />

2003) geboten, um zu einem erfolgreichen Abschluss der WTO-Verhandlungen zu kommen und<br />

damit den europäischen Landwirten auf der Grundlage klarer Handelsregelungen verlässliche<br />

politische Rahmenbedingungen zu sichern.<br />

Der kurze Abriss der in dieser Publikation zusammengefassten Beiträge zeigt einige wichtige<br />

Themenfelder auf, die MitarbeiterInnen des <strong>IAMO</strong> im letzten Jahr untersucht haben. Die gesamte<br />

Palette der bearbeiteten Schwerpunkte ist wesentlich breiter, wie die Publikationsliste, die Vorträge<br />

von MitarbeiterInnen des Institutes auf wissenschaftlichen Konferenzen, die abgeschlossenen<br />

Promotionsverfahren oder die große Zahl der im Institut tätigen GastwissenschaftlerInnen belegen.<br />

Auf wichtigen �eldern der Tätigkeit, besonders auf dem Gebiet der Drittmitteleinwerbung,<br />

gelang eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorjahren. Nähere Informationen über<br />

wichtige Aktivitäten des vergangenen Jahres 2003 enthält das Portrait des <strong>IAMO</strong> am Ende dieser<br />

Publikation.<br />

Wie in den vergangenen Jahren konnte das <strong>IAMO</strong> auch 2002 auf Hilfe und Unterstützung des<br />

Stiftungsrates und des Wissenschaftlichen Beirates zählen. Den Mitgliedern beider Gremien gebührt<br />

Dank für konstruktive Hinweise und Vorschläge zur Profilierung der Arbeit des Institutes.<br />

Namentlich danken möchten wir den Ende 2003 turnusmäßig ausgeschiedenen Mitgliedern des<br />

Stiftungsrates, Prof. Dr. Nienhaus und Prof. Dr. Waschke, und den bisherigen Mitgliedern des<br />

Wissenschaftlichen Beirates, Prof. Dr. v. Braun, Prof. Dr. Csáki, Prof. Dr. Thoroe und Dr. Gabrisch.<br />

Ein besonderer Dank gilt dem langjährigen Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirates, Prof.<br />

Dr. Isermeyer, der das <strong>IAMO</strong> seit seiner Gründung mit großem Engagement begleitete und nun<br />

diese �unktion an Prof. Dr. von Cramon-Taubadel übergab.<br />

Am Ende der kurzen Einführung sei mir noch ein persönliches Wort gestattet. Mit Beginn des<br />

Jahres 2004 werde ich das <strong>IAMO</strong> verlassen und – obwohl offiziell im Ruhestand – eine andere<br />

Aufgabe übernehmen. Es hat mir in den vergangenen Jahren viel �reude bereitet, mit einem<br />

hochmotivierten Team ein wissenschaftliches �eld zu bearbeiten, das für viele der jungen Mitarbeiter<br />

Neuland darstellte. Inzwischen hat sich das <strong>IAMO</strong> einen guten Ruf im In- und Ausland als<br />

Kompetenzzentrum für den Agrar- und Ernährungssektor der Länder Mittel- und Osteuropas<br />

erarbeitet. Obwohl die bevorstehende Erweiterung der EU dazu beitragen wird, manche Probleme<br />

leichter und zügiger zu lösen, ist nicht zu erwarten, dass das wissenschaftliche Interesse an<br />

Themen nachlässt, die mit der Entwicklung des Agrar- und Ernährungssektors in den Beitrittsländern<br />

und bei den (dann) neuen Nachbarn der EU im Osten verbunden sind. Mein Wunsch für<br />

das Institut besteht darin, dass es die richtigen (und wichtigen) Themen identifiziert und erfolgreich<br />

bearbeitet, dafür bereitwillige �örderer findet und die aus wissenschaftlich begründeten<br />

Analysen abgeleiteten Empfehlungen in zunehmendem Maße in agrarpolitische Entscheidungen<br />

Eingang finden.


<strong>IAMO</strong> 9<br />

<strong>IAMO</strong> 9<br />

Wirkungen der Entkopplung von Direktzahlungen<br />

AL�ONS BALMANN UND KATHRIN HAPPE<br />

Die Gemeinsame Agrarpolitik der EU steht vor erheblichen Veränderungen. Bedingt durch den<br />

äußeren Druck der WTO-Verhandlungen zur weiteren Liberalisierung der Agrarpolitik, sich wandelnder<br />

gesellschaftlicher Ansprüche an die Landwirtschaft, der bevorstehenden Osterweiterung<br />

der EU und nicht zuletzt angesichts von Budgetgesichtspunkten hat sich der Agrarrat im Juni 2003<br />

auf eine grundsätzliche Reform der Agrarpolitik verständigt. Ein wesentliches Element besteht<br />

darin, dass Direktzahlungen für landwirtschaftliche Unternehmen künftig nicht länger an deren<br />

Produktion gekoppelt werden. Stattdessen werden Prämienzahlungen, die Landwirte in der Vergangenheit<br />

erhielten, in Prämienrechte aufgeteilt, deren Zahlung lediglich an eine minimale Bewirtschaftung<br />

eines bestimmten �lächenumfangs gebunden ist. Zusätzlich sind bestimmte<br />

Produktionsauflagen zu erfüllen, wie z.B. die Einhaltung von Umweltstandards. Allerdings kann<br />

ein Landwirt grundsätzlich seine Prämienrechte sogar ganz oder teilweise an andere Landwirte<br />

verkaufen, die wiederum eine entsprechende �läche bewirtschaften müssen, um die Prämienrechte<br />

zu aktivieren. Im Extremfall könnte das bedeuten, dass ein Landwirt, der momentan mehrere<br />

hunderttausend Euro für den Anbau von Getreide und Raps erhält, einen Großteil dieser<br />

Zahlungen zukünftig auch dann erhalten würde, wenn er die �läche gar nicht mehr selber bewirtschaftet,<br />

sondern die Rechte verkauft und aus der Landwirtschaft ausscheidet.<br />

Aus wissenschaftlicher Sicht besteht der Vorteil einer Entkopplung grundsätzlich darin, dass Landwirte<br />

mit eher ungünstigen Produktionsvoraussetzungen (z.B. kleinstrukturiert oder ungünstige<br />

Standortbedingungen) zukünftig nicht länger gezwungen sind, etwas zu produzieren, was eigentlich<br />

unrentabel ist, nur um Direktzahlungen zu erhalten. Vielmehr können sie ihre Produktionsentscheidungen<br />

stärker an Marktsignalen und den natürlichen und technischen Rahmenbedingungen<br />

und weniger an der jeweiligen Subventionshöhe eines Produktionsverfahrens orientieren.<br />

Hinzu kommt, dass überlegenere Unternehmen besseren Zugang zu den Produktionsfaktoren,<br />

wie z.B. dem Boden, erhalten, weil die Aufgabebereitschaft unrentabler Betriebe erhöht<br />

wird. Probleme werden darin gesehen, dass auf ungünstigen Standorten viele �lächen aus der<br />

landwirtschaftlichen Nutzung herausfallen und Arbeitsplätze verloren gehen können, was dem<br />

Anspruch der EU-Agrarpolitik auf eine nachhaltige und multifunktionale Landwirtschaft entgegenstünde.<br />

Leider ist die Quantifizierung der einzelnen Effekte nicht so einfach, was sich unter anderem<br />

darin widerspiegelt, dass die EU-Kommission bereits im Vorfeld der Beschlüsse mehrere<br />

wissenschaftliche Studien in Auftrag gegeben hat, deren Ergebnisse mittlerweile auch vorliegen<br />

und die zu einer Reihe von Aspekten wertvolle Einsichten liefern. Hinzu kommt, dass die Beschlüsse<br />

des Agrarrats den Mitgliedsländern erhebliche Spielräume bei der Umsetzung eröffnen<br />

und Übergangszeiträume zulassen. Noch nicht entschieden ist auch, wie hinsichtlich der Etablierung<br />

der Prämienrechte bei den Beitrittsländern längerfristig verfahren wird.<br />

Aufgrund der erforderlichen weiteren Konkretisierung der Ausgestaltung der Beschlüsse ergibt<br />

sich momentan ein erheblicher Bedarf an Politikberatung. Im �olgenden werden daher einige<br />

grundsätzliche Aspekte der Entkopplung diskutiert. Diese Überlegungen basieren auf Simulationsexperimente<br />

mit AgriPoliS (Agricultural Policy Simulator), einem räumlich-dynamischen Modell<br />

einer Agrarstruktur, in dem eine Vielzahl individuell abgebildeter landwirtschaftlicher Unternehmen in<br />

Erhebliche Veränderung<br />

der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />

Entkopplung bringt<br />

Vorteile


10 <strong>IAMO</strong><br />

Wirkungsanalyse<br />

mit Simulationsmodell<br />

AgriPoliS<br />

Beschleunigter Strukturwandel<br />

Abbildung 1:<br />

Entwicklung der durchschnittlichen�lächenausstattung<br />

bei<br />

unterschiedlichen<br />

Entkopplungsvarianten<br />

einer vereinfacht dargestellten Agrarregion agiert und um die lokal nur begrenzt verfügbaren<br />

landwirtschaftlichen �lächen, in die die Region aufgeteilt ist, konkurriert. Jedes Unternehmen<br />

kann zwecks Einkommensmaximierung zwischen verschiedenen landwirtschaftlichen Produktionsverfahren<br />

wählen, es kann in Anlagen verschiedener Produktionsrichtungen und Größen investieren,<br />

Arbeitskräfte können aufgestockt oder abgebaut werden, Kredite aufgenommen und liquide<br />

Mittel außerhalb des Betriebes angelegt werden, und nicht zuletzt können die Betriebe aus der<br />

Produktion ausscheiden. Letzteres ermöglicht, den landwirtschaftlichen Strukturwandel endogen<br />

abzubilden, so dass beispielsweise die Strukturwirkungen von Politiken untersucht werden können.<br />

Die explizite Abbildung der Interaktion der Betriebe auf dem Bodenmarkt erlaubt darüber<br />

hinaus, Pachtpreiseffekte zu quantifizieren. Kalibriert wurde AgriPoliS für die kleinbetrieblich strukturierte<br />

Veredlungsregion Hohenlohe im Nordosten Baden-Württembergs, wobei die Modellbetriebe<br />

aus realen Betrieben der Region abgeleitet wurden. Die Überlegungen basieren nicht<br />

im einzelnen auf dem Agrarratsbeschluss, sondern sind eher grundsätzlicher Natur. Unterschieden<br />

werden vier Szenarien: eine vollständige Entkopplung der Direktzahlungen unabhängig von<br />

landwirtschaftlicher Aktivität, eine einheitliche �lächenprämie von 300 €/ha sowie eine vollständige<br />

Entkopplung von Direktzahlungen bei gleichzeitig geringer �lächenprämie. Letztere Politik<br />

wurde eingeführt, um einem großflächigen Brachfallen von �läche entgegen zu wirken.<br />

Die Modellrechnungen zeigen, dass eine regional einheitliche �lächenprämie keine größeren<br />

strukturellen Auswirkungen hat. Eine solche Prämie käme grundsätzlich dem Bewirtschafter einer<br />

�läche zu. Es gibt im Wesentlichen<br />

nur eine mehr oder minder starke<br />

Umverteilung zwischen Marktfrucht-<br />

und �utterbaubetrieben.<br />

Eine völlige Entkopplung der<br />

Prämienzahlungen, bei der von<br />

den Betrieben überhaupt keine<br />

Gegenleistungen mehr für die Gewährung<br />

von Transferzahlungen<br />

verlangt würde (d.h. sie könnten<br />

sogar gänzlich aus der Produktion<br />

ausscheiden), hätte dagegen drastische<br />

Auswirkungen auf die<br />

Untersuchungsregion.Der Strukturwandel<br />

würde erheblich beschleunigt.<br />

Verglichen mit einer Weiterführung<br />

der Agenda 2000 würde<br />

sich die durchschnittliche Betriebsgröße<br />

innerhalb von 20 Jahren mehr<br />

als verdoppeln. Dieser Effekt ist in<br />

erster Linie mit dem Ausscheiden<br />

kleiner Betriebe und gleichzeitig<br />

Quelle: Eigene Berechnung.


<strong>IAMO</strong> 11<br />

<strong>IAMO</strong> 11<br />

starkem Wachstum der verbleibenden<br />

Betriebe zu erklären.<br />

Bei den Varianten mit vollständig<br />

entkoppelten Zahlungen<br />

würde ein deutlicher Anstieg der<br />

durchschnittlichen Betriebsgröße<br />

bereits direkt nach dem<br />

Politikwechsel zu verzeichnen<br />

sein, da ein sofortiger Anreiz für<br />

wenig rentable Betriebe besteht,<br />

aus der Produktion auszusteigen.<br />

Verglichen damit würden<br />

bei �ortführung der Agenda<br />

2000 insgesamt über einen Zeitraum<br />

von 20 Jahren nur etwa<br />

40% der Betriebe ausscheiden.<br />

Politikbedingte Veränderungen<br />

zeigen sich auch beim Arbeitskräfteeinsatz<br />

(Abbildung 2).<br />

Hervorgerufen würde der Rückgang<br />

des Arbeitseinsatzes zu einem<br />

gewissen Teil durch Produktionseinschränkungen<br />

im arbeitsintensiven<br />

Bereich Milch<br />

und Rindfleisch, wobei zugleich<br />

ein Teil des Grünlandes aus der<br />

Quelle: Eigene Berechnung.<br />

Produktion herausfallen bzw. nur minimal gepflegt würde. Ebenfalls wesentlich für den Arbeitskräfteeffekt<br />

wäre jedoch der beschleunigte Strukturwandel, weil insbesondere die Wachstumsbetriebe<br />

rationeller wirtschaften als die ausscheidenden Kleinbetriebe und durch deren Aufgabe verstärkt<br />

Größenvorteile realisieren können.<br />

Neben verbesserten Wachstumsmöglichkeiten profitieren die potenziellen Wachstumsbetriebe bei<br />

den entkoppelten Politikvarianten von einem deutlichen Pachtpreiseinbruch. Dadurch, dass Betriebe<br />

für Prämienzahlungen nicht länger �läche benötigen, sinkt mittel- bis längerfristig der Wert<br />

von zu bewirtschaftenden �lächen aus Sicht der wirtschaftenden Betriebe in einer Größenordnung,<br />

die in etwa der heutigen Prämienzahlung je �läche entspricht. Im Durchschnitt würde der<br />

Pachtpreis von 350 € je ha auf 150 € sinken. Geht man davon aus, dass Betriebe mit Wachstumsperspektiven<br />

bereits heute den größten Teil ihrer �lächen gepachtet haben, ist dieser Vorteil<br />

erheblich und erreicht bei 40 ha Pachtfläche eine Größenordnung von etwa 10.000 €, was mehr<br />

als einem Drittel des Gewinns eines durchschnittlichen Haupterwerbsbetriebes in der Region<br />

entspricht. Hinzu kommt, dass ein solcher Betrieb seine historischen Prämienzahlungen weiterhin<br />

erhält.<br />

Abbildung 2:<br />

Entwicklung des durchschnittlichen<br />

Arbeitskräfteeinsatzes<br />

bei unterschiedlichen<br />

Entkopplungsvarianten<br />

Verbesserte Wachstumsmöglichkeiten<br />

durch<br />

sinkende Pachtpreise


12 <strong>IAMO</strong><br />

Abbildung 3:<br />

Entwicklung der Pachtpreise<br />

bei unterschiedlichen<br />

Entkopplungsvarianten<br />

Preisbildung für Prämienrechte<br />

auf heterogenen<br />

Standortverhältnissen<br />

Quelle: Eigene Berechnung.<br />

Kleinere und ausscheidende<br />

Betriebe leiden unter einer<br />

Entkopplung ebenfalls nicht<br />

deutlich hinsichtlich der erzielbaren<br />

Einkommen. Anders<br />

sieht es wohl bei ihrer Vermögenssituation<br />

aus. Es ist<br />

nämlich davon auszugehen,<br />

dass die Kaufpreise für landwirtschaftliche<br />

Nutzflächen<br />

ebenfalls deutlich sinken.<br />

Unterstellt man einen Wertverfall<br />

um 50%, entspricht<br />

das bei 20 ha Eigenland und<br />

einem heutigen Grundstückswert<br />

von 15.000 € je ha Vermögensverlusten<br />

von 150.000<br />

€, also etwa 25% des durchschnittlichen<br />

Eigenkapitals<br />

landwirtschaftlicher Haupterwerbsbetriebe.Problematisch<br />

ist auch, dass Pachteinnahmen<br />

für viele Betriebe ein<br />

wichtiger Bestandteil der<br />

Alterssicherung sind. Betroffen<br />

wären von diesem<br />

Vermögenseffekt neben den Eigentümern der Betriebe nicht zuletzt auch die Banken, die um ihre<br />

Sicherheiten bei Krediten fürchten müssen. Hieraus könnten sich insbesondere bei Betrieben, die<br />

in die kapitalintensive Veredlungswirtschaft (d. h. Mastschweine, �erkel und Geflügel) investiert<br />

haben oder zu investieren beabsichtigen, Probleme ergeben. Aus dieser Sicht erscheint eine<br />

schrittweise Entkopplung, wie sie die aktuellen Beschlüsse zulassen, vorteilhaft.<br />

Abgeschwächt werden dürfte der Pachtpreisverfall auch durch die im Agrarrat vereinbarte Anbindung<br />

der entkoppelten Prämienregelung an eine Minimalbewirtschaftung von �lächen. Der<br />

Abschwächungseffekt hängt jedoch stark von dem Knappheitsverhältnis von Boden zu Prämienrechten<br />

ab. Die nachstehende Abbildung verdeutlicht die folgenden Überlegungen. Dabei wird<br />

zum einen unterstellt, dass alle �lächen prämienberechtigt sind und zum anderen, dass hohe<br />

Prämienrechte tendenziell auf gute Standorte mit hoher Grundrente wandern, während sehr<br />

niedrige Prämienrechte nicht genutzt werden, wenn sie nicht die Verluste bei der Bewirtschaftung<br />

der erforderlichen �lächen decken. Dieses spielt eine Rolle auf schlechteren Standorten. Die<br />

Abbildung zeigt die Höhe der Prämienrechte (entlang der X-Achse absteigend sortiert) ebenso<br />

wie die Grundrenten der Bewirtschaftung von �lächen (ohne Berücksichtigung von Prämienzahlungen).<br />

Letztere ist zur besseren Veranschaulichung negativ abgetragen, d.h. der Teil der


<strong>IAMO</strong> 13<br />

<strong>IAMO</strong> 13<br />

Kurve oberhalb der X-Achse impliziert �lächen mit negativer Grundrente. Um gerade diese<br />

�lächen wirtschaftlich zu nutzen, bedarf es eines Prämienrechtes in entsprechender Höhe. Die<br />

zum Schnittpunkt der Kurven gehörende �läche �g entspricht dann der optimal landwirtschaftlich<br />

genutzten �läche, bei der die negative Grundrente gerade durch die Höhe des Prämienrechts<br />

gedeckt ist. Um Prämienrechte und �lächen links von �g besteht ein Wettbewerb, der zu Renten<br />

für die Eigentümer der entsprechenden Prämienrechte und �lächen führt. Die Prämienrechteinhaber<br />

erhalten demzufolge eine Prämienrente, die der Differenz aus der jeweiligen Prämienhöhe<br />

und Pg entspricht (orangene �läche), während die Grundrente sich aus der Grundrente<br />

ohne Prämienzahlung und Pg zusammensetzt (grüne �läche). �lächen und Prämienrechte rechts<br />

von �g wären wertlos. Die Höhe von Pg und �g hängt sehr eng mit den Verläufen der Prämienrechts-<br />

und der Grundrentenkurve ab. Ein schlechter Standort bzw. ein Defizit an Böden bedingt<br />

demzufolge eine niedrige Prämienrente, während gute Standorte bzw. ein Bodenüberschuss zu<br />

einer hohen Prämienrente führen. Eine regional einheitliche �lächenprämie, d.h. die Prämienrechtskurve<br />

wäre waagerecht und würde zwischen Pg und Pmax verlaufen, würde demnach voll den<br />

Bodeneigentümern zugute<br />

kommen und zugleich auch<br />

schlechtere Standorte in der<br />

Produktion belassen. Umgekehrt<br />

würden heterogene<br />

Prämienrechtshöhen dazu<br />

führen, dass schlechtere<br />

Standorte eher aus der Produktion<br />

genommen würden<br />

und ein Teil der Prämienrechte<br />

nicht genutzt würden.<br />

�ür die Beitrittsländer ist<br />

davon auszugehen, dass regional<br />

einheitliche �lächenprämien<br />

eingeführt werden,<br />

deren Niveau ohne nationale Aufstockung von nur 25% der Zahlungen in den alten Mitgliedsländern<br />

im Jahr 2004 auf 100% im Jahr 2013 ansteigen. Mit der maximal erlaubten Aufstockung<br />

von 30 Prozentpunkten wir der Gleichstand mit der EU-15 2010 erreicht. Mit Blick auf die Wirkungen<br />

dieser �orm der Ausgestaltung sind einige agrarstrukturelle Besonderheiten der Beitrittsländer<br />

zu beachten. Hierzu gehört insbesondere die Dualität der Agrarstruktur. Diese ist zwar<br />

regional sehr unterschiedlich ausgeprägt, doch lassen sich folgende Aspekte verallgemeinern:<br />

• Aus ehemaligen Kollektiv- und Staatsbetrieben hervorgegangene sowie neu gegründete<br />

Großbetriebe wirtschaften zumeist mit sehr hohen Pachtflächenanteilen von 90% und mehr.<br />

• Die meisten Subsistenz- und Kleinstbetriebe sind in ihrer jetzigen �orm längerfristig kaum<br />

wirtschaftlich überlebensfähig. Ähnliches gilt auch für viele kleinere Betriebe.<br />

• Kleinere und mittlere Betriebe benötigen für längerfristige Entwicklungsperspektiven ein<br />

erhebliches Wachstum über �lächenausweitung und Investitionen.<br />

Abbildung 4:<br />

Preisbildung für Prämienrechte<br />

bei unterschiedlicher<br />

Standortgüte<br />

Wirkungen<br />

auf die Beitrittsländer


14 <strong>IAMO</strong><br />

Weiterführende Literatur<br />

Es ist somit davon auszugehen, dass die aus den Prämienzahlungen resultierenden Renten überwiegend<br />

den Bodeneigentümern zugute kommen, indem Pacht- und Kaufpreise steigen. �ür Länder wie<br />

die Tschechische Republik, wo bereits heute ein durchschnittlicher Pachtflächenanteil von etwa 75%<br />

besteht, bedeutet dies, dass die Unternehmen nur in geringem Umfang profitieren werden. Es sei<br />

denn, es gelingt ihnen, eine Überwälzung der Renten durch strategisches Agieren auf dem Bodenmarkt<br />

zu vermeiden. In kleinbetrieblich strukturierten Ländern wie Polen werden kurz- bis mittelfristig<br />

die meisten Betriebe angesichts des hohen Eigenlandanteils für ihre Eigentumsflächen bis zu 100%<br />

profitieren. Doch gerade hier besteht ein enormer Entwicklungsbedarf, der sich im Wesentlichen über<br />

�lächenzupacht vollziehen wird, so dass die entwicklungsfähigen Betriebe von der �lächenprämie<br />

anteilsmäßig in geringem Umfang profitieren werden.<br />

HAPPE, K., BALMANN, A. (2002): Struktur-, Effizienz- und Einkommenswirkungen von Direktzahlungen, Agrarwirtschaft,<br />

Jg. 51, S. 376-388.<br />

Blühendes Rapsfeld


<strong>IAMO</strong> 15<br />

<strong>IAMO</strong> 15<br />

Auswirkungen von agrarpolitischen Änderungen auf den<br />

Milchmarkt in Polen<br />

AGATA PIENIADZ<br />

Mit der erfolgreichen Volksabstimmung im Mai 2003 wurde eine der letzten Hürden vor dem<br />

Beitritt Polens in die Europäische Union (EU) im Mai 2004 genommen. Die Beitrittsbedingungen<br />

für Polen sind Ergebnis mühsamer Verhandlungen zwischen den einzelnen politischen Akteuren<br />

(EU, Beitrittsländern) sowie verschiedenen Interessengruppen (u.a. polnische Bauernpartei),<br />

die eine möglichst günstige Wohlfahrts- bzw. Einkommensverteilung zu erzielen versuchten. Im<br />

Hinblick auf den polnischen Milchmarkt gehörten Produktionsquoten und Übergangszeiten für die<br />

Implementierung der EU-Standards zu den schwierigsten Diskussionsthemen. In diesem Beitrag<br />

werden die Verhandlungsergebnisse in den beiden Bereichen sowie die hieraus resultierenden<br />

Herausforderungen und Entwicklungsrichtungen betrachtet.<br />

Der EU-Milchmarkt ist durch einen relativ hohen Außenschutz, eine hohe Regelungsintensität auf<br />

dem Binnenmarkt sowie Quotierung der Produktion gekennzeichnet. Gleichzeitig herrscht auf<br />

dem EU-Markt ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage bei Milch und Milcherzeugnissen.<br />

Um die daraus resultierenden strukturellen Überschüsse zu verringern, wird die<br />

Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) reformiert. In diesem Rahmen soll u.a. die Marktstützung<br />

insbesondere durch eine schrittweise Kürzung der Interventionspreise für Butter und Magermilchpulver<br />

ab dem 1. April 2004 verringert werden. Um die Auswirkungen der Preissenkung auf das<br />

Agrareinkommen abzuschwächen, werden die Milcherzeuger im Rahmen der zugeteilten<br />

Produktionsquoten mit Direktzahlungen per Tonne Rohmilch unterstützt. Die reformierte Milchquotenregelung<br />

wird bis zum Wirtschaftsjahr 2014/15 beibehalten. Mit der Integration Polens in<br />

den Binnenmarkt der Union wird die GAP und somit die Marktordnung für Milch und Milcherzeugnisse<br />

der EU übernommen. Dadurch wird die Entwicklung des polnischen Milchmarktes viel<br />

stärker durch agrarpolitische Einflussnahme bestimmt, denn die bisherigen Maßnahmen beinhalteten<br />

ausschließlich eine Interventionsregelung für Milchpulver und Butter und seit 1997 eine<br />

Subventionierung der Exporte. Die Umgestaltung der nationalen Agrarpolitik lässt somit organisatorische<br />

und kostspielige Probleme der Regelungsintensivierung erwarten.<br />

Die Durchsetzbarkeit der Produktionsquoten für Rohmilch kann ebenfalls mit einigen Problemen<br />

behaftet sein. Im Laufe der Transformation unterlag die Milchproduktion in Polen keinen administrativen<br />

Einschränkungen. Im Beschluss von Kopenhagen im Dezember 2002 wurden die Milchreferenzmengen<br />

für die neuen Mitgliedstaaten festgelegt. Dabei wurde für Polen eine jährliche<br />

Gesamtquote von 8,96 Mio. t bestimmt, die ca. 50% der Referenzmenge für die zehn Beitrittsländer<br />

entspricht. Von der gesamten Quote entfallen in Polen 95% auf Milchlieferungen an die<br />

Industrie und 5% auf Direktverkäufe. Die zugeteilten Mengen legen die oberen Limits für eine<br />

Steigerung der Milchproduktion fest und sind viel niedriger als die vorher geäußerten Vorschläge<br />

Polens: Nach Einschätzungen polnischer Experten werden hierdurch weitgehende Potentiale im<br />

Milchsektor unausgenutzt bleiben. Insbesondere, wenn die Umstrukturierung und der technische<br />

�ortschritt im Zeitablauf an Bedeutung gewinnen werden, werden einige Landwirte unterhalb der<br />

Dem EU-Beitritt Polens<br />

steht nichts mehr im<br />

Wege<br />

Stärkere politische<br />

Einflussnahme auf<br />

Milchsektor durch<br />

Übernahme der GAP<br />

Umsetzung der Milchquoten<br />

gestaltet sich<br />

schwierig


16 <strong>IAMO</strong><br />

Tabelle 1:<br />

Vergleich der Milchsektoren<br />

in Polen, Deutschland und<br />

in der EU<br />

Quote für Direktverkauf<br />

kontrollierbar?<br />

optimalen (gewinnmaximierenden) Ausbringungsmenge produzieren müssen. Obwohl die Milchquote<br />

in Polen handelbar sein wird, werden hiervon unmittelbar nach dem Beitritt kaum Effizienzgewinne<br />

erwartet. Einer besseren Quotenallokation werden hauptsächlich die große �ragmentierung<br />

der Milchlieferanten sowie die fehlende Erfahrung mit der Quotenverwaltung (u.a. fehlender Milchquotenbörsenhandel)<br />

und somit hohe Transaktionskosten eines Tauschs im Weg stehen.<br />

Merkmale<br />

Anm.: * Angaben für 2001.<br />

Quellen: BMVEL (2002), IERIGZ (2003), GUS (2003), ZMP (2003).<br />

2002 2001<br />

Polen Deutschland EU-15<br />

Zahl der Kuhhalter [Tsd.] 875 132 685<br />

Halter mit Beständen von 1-9 Kühen [%] 94 18 29<br />

- " - 10-50 Kühen [%] 6 64 54<br />

- " - > 50 Kühen [%] 0,1 18 17<br />

Milchkühe [Tsd.] 2967 4475 20068<br />

Kühe unter Milchleistungskontrolle [%] 15 82 k.a.<br />

Kühe je Halter 3,4 34 32<br />

Kuhmilcherzeugung [Mio. t] 11.433 28.191 121.662<br />

Anlieferungen an Molkereien [%] 63 96 95<br />

Direktverkäufe [%] 11 0,3 1,1<br />

Eigenverbrauch [%] 26 4 4<br />

Æ Milchleistung [l / Kuh] 3871 6213 6000<br />

Anzahl der Lieferanten je Molkereibetrieb 960 480 157<br />

Æ Milchverarbeitung je Molkereibetrieb [Tsd. t] 18 100 31<br />

Anteil der Milch in Güteklasse „Extra“ 70 100 100<br />

Æ Erzeugerpreis für Milch [Euro/100 kg] 20,67* 32,82 31,50<br />

Die Milchproduktion in Polen ist nach wie vor kleinbäuerlich geprägt und Änderungen der Betriebsstruktur<br />

werden sich eher langsam vollziehen. Nach der allgemeinen Zählung existierten in Polen<br />

Ende 2002 ca. 885 Tsd. Kuhhalter, wobei ca. 94% von ihnen zwischen einer und neun Milchkühen<br />

hielten (vgl. Tabelle). Die große Zersplitterung und eine geringe Spezialisierung der Milchproduktion<br />

werden die Durchsetzbarkeit der Milchquotierung behindern. Während in Deutschland<br />

fast alle Kuhhalter die produzierte Rohmilch auf den Markt bringen, sind in Polen nur 45%<br />

der Kuhhalter gleichzeitig Milchlieferanten. Die restlichen bäuerlichen Wirtschaften erzeugen Milch<br />

für den Direktverkauf bzw. Eigenverbrauch. Der bereits große Anteil der Direktverkäufe in Polen<br />

wird eine effektive Kontrolle der Direktquote erschweren. Nach dem EU-Beitritt werden vor allem<br />

kleine Betriebe auf eine Kuhhaltung aus Rentabilitätsgründen verzichten müssen, wodurch sich<br />

die Nachfrage nach zugekauften Milcherzeugnissen in ländlichen Gebieten erhöhen wird. Dies<br />

kann zu einem Anstieg von nichtregistriertem Direkthandel insbesondere zwischen benachbarten


<strong>IAMO</strong> 17<br />

<strong>IAMO</strong> 17<br />

Haushalten führen. Daraus ergibt sich die Vermutung, dass die Quotierung in Polen insbesondere<br />

den Verkauf an Großabnehmer bzw. Molkereien, weniger hingegen den Direktverkauf beschränken<br />

wird.<br />

Mit dem Ausstieg ineffizienter Milcherzeuger aus dem Markt wird sich das allgemeine Niveau der<br />

Selbstversorgung der landwirtschaftlichen Haushalte verringern. Der rückläufige innerbetriebliche<br />

Konsum ist eine Voraussetzung für die �reigabe der Sonderreserve für die Umstrukturierung,<br />

die für die einzelnen Beitrittskandidaten ab dem 1. April 2006 vorgesehen wurde. Im Hinblick auf<br />

die Besonderheiten der Milchproduktion wurde Polen die höchste Sonderreserve bzw. Milchmenge<br />

gewährt (416 Tsd. t), die 60% der gesamten Reserve für alle Beitrittskandidaten entspricht.<br />

Mit dem steigenden Niveau des Realeinkommens der polnischen Bevölkerung nach dem EU-<br />

Beitritt wird sich die Gesamtnachfrage nach Milcherzeugnissen erhöhen. �ür Milchprodukte übertreffen<br />

die Produktionsmengen seit 1992 den Bedarf, sodass der Selbstversorgungsgrad bei<br />

diesen Produkten weit über 100% liegt. Bei der quotenbedingten Begrenzung der Milchlieferungen<br />

wird sich ein Unterangebot auf dem nationalen Markt ergeben. Infolgedessen wird Polen zum<br />

Nettoimporteur von Milcherzeugnissen. Es wird prognostiziert, dass sich diese Situation spätestens<br />

ab 2006/07 einstellen wird.<br />

Eine der wohl größten Herausforderungen im Hinblick auf die Erfüllung der von Polen eingegangenen<br />

Verpflichtungen im Rahmen der Beitrittsverhandlungen ist die Adaptation von EU-Vorschriften<br />

der Lebensmittelhygiene. Der Anpassung an die EU-Standards sind insbesondere in<br />

den Milch-, �leisch- und �ischsektoren durch die vorhandenen finanziellen Möglichkeiten der<br />

Produzenten und Verarbeiter Grenzen gesetzt. Aus diesem Grund hat Polen Übergangszeiten<br />

gefordert, um diese, gegenüber der ausländischen Konkurrenz „empfindlichen“ Bereiche zu<br />

schützen. Dies ist besonders in den ersten Jahren der Mitgliedschaft von besonderer Relevanz.<br />

Bestimmten Betrieben der polnischen Milchwirtschaft wurde eine Übergangszeit bis zum 31. Dezember<br />

2006 eingeräumt.<br />

Trotzt einiger �ortschritten in den letzten Jahren erfüllt nach wie vor nur ein Bruchteil der polnischen<br />

Milchproduzenten die obligatorischen EU-Standards. Im Jahr 2002 herrschten zufriedenstellende<br />

Hygienebedingungen lediglich bei 3,3% der Milchlieferanten, d.h. bei 12,7 Tsd. Erzeugern.<br />

Laut dem polnischen Beratungsdienst für Landwirtschaft liegen die meisten Probleme darin,<br />

dass Kontaminationsquellen wie Dungstätten von den Räumen, in denen die Tiere gemolken<br />

werden, nicht ausreichend getrennt sind. Die Milchqualität (Zellgehalt) wird maßgeblich durch die<br />

verwendete (Melk)-Technik beeinflusst. So weist bereits der Einsatz verschiedener Typen von<br />

Melkanlagen auf potentielle Risiken einer Milchkontamination hin: 55,4% der Milchproduzenten<br />

verwenden Eimermelkanlagen, 5,1% installierte Rohrmelkanlagen, während nur 1% der Erzeuger<br />

über Melkstandanlagen verfügt. Die restlichen Produzenten praktizieren manuelles Melken.<br />

Des Weiteren verfügen nur knapp 60% der Milchproduzenten über eine geeignete Milchkühlausrüstung.<br />

Dies zeigt, dass kurz vor dem Beitritt nur die wenigsten polnischen Milchbetriebe der<br />

�orderung nach guter Erzeugungspraxis und einwandfreier Milchqualität entsprechen. Bis zum Ende<br />

der Übergangszeit müssen sich die Erzeuger von Rohmilch für den Markt den EU-Anforderungen<br />

Sonderreserve<br />

für die Umstrukturierung<br />

vorgesehen<br />

Polen wird zum<br />

Nettoimporteur von<br />

Milcherzeugnissen<br />

Übergangszeiten für<br />

Anpassung an acquis<br />

EU-Normen stellen<br />

hohe Anforderungen an<br />

die Milchproduzenten


18 <strong>IAMO</strong><br />

Wachstumspotentiale für<br />

Großbetriebe gegeben<br />

Qualität von Rohmilch<br />

steigt schrittweise<br />

Umstrukturierungsbedarf<br />

in der Milchindustrie nach<br />

wie vor groß<br />

anpassen oder ihre Tätigkeit aufgeben. Der Marktaustritt wird wahrscheinlich ca. eine halbe<br />

Million bäuerlicher Betriebe betreffen (2002: 594 Tsd.), die ein bis zwei Kühe halten. Diese<br />

Wirtschaften werden auf Investitionen in normgerechte Melk- und Kühlanlagen aus Rentabilitätsgründen<br />

verzichten müssen. Ob und inwieweit diese Betriebe die Produktion für den Eigenverbrauch<br />

ebenfalls aufgeben werden, wird von den alternativen Einkommensquellen abhängen,<br />

die unter anderen mit der Unterstützung von EU-Mitteln in ländlichem Gebiet geschaffen werden<br />

sollen.<br />

Durch diese Entwicklungen werden sich die Wachstumspotentiale für private Großbetriebe (private<br />

Handelsgesellschaften und Produktionsgenossenschaften) erhöhen. Eine allmähliche<br />

Entkopplung der Produktion von Rohmilch und Schlachtrindern sowie eine Beschleunigung der<br />

Umstrukturierung nach dem Beitritt sind ebenfalls abzusehen. Mit der fortschreitenden Konzentration,<br />

Modernisierung und Spezialisierung in der Milchproduktion wird eine intensivere Diffusion<br />

von EU-Standards und folglich eine Verbesserung der Qualität von Rohmilch erwartet.<br />

Die Aktivitäten der polnischen Regierung hinsichtlich der Verbesserung der Milchqualität wurden<br />

vor dem Hintergrund des künftigen EU-Beitritts unternommen. Im Jahr 1998 trat eine neue polnische<br />

Norm in Kraft, welche die Bedingungen für die Annahme von Rohmilch im Verarbeitungsbetrieb<br />

regelte. Diese Norm führte zum ersten Mal eine obligatorische Aufteilung der aufgekauften<br />

Milch in vier Klassen ein, hierunter die Extra-Klasse von Milch, welche dem gesetzlich fixierten<br />

minimalen Qualitätsniveau in der EU entspricht (Richtlinie 92/46/EWG). Basierend auf der Norm<br />

verhängten die anschließenden gesetzlichen Grundlagen ein Aufkaufverbot für die jeweils niedrigste<br />

Qualitätsklasse: für die III-Klasse im Januar 2000 und für die II-Klasse im Januar 2003.<br />

Milch der I-Klasse darf im Rahmen der zugeteilten Übergangszeiten bis Ende 2006 aufgekauft<br />

werden. Mit der Verschärfung der gesetzlichen Vorschriften verbesserte sich schrittweise die<br />

durchschnittliche Milchqualität. Während im Jahr 1999 ca. 30% auf die Extra-Klasse entfielen,<br />

wurden 2002 rund 70% der aufgekauften Milch in diese Klasse eingestuft. �ür die kommenden<br />

Jahre sind weitere Qualitätsverbesserungen zu erwarten. Dabei werden die milcherzeugenden<br />

und -verarbeitenden Betriebe mit der Alternative konfrontiert, sich entweder den Standards anzupassen<br />

oder den Milchmarkt zu verlassen. Die Qualität der gesamten Rohmilch dürfte erst im<br />

Jahr 2007 das Niveau der EU erreichen. Mit der Qualitätsverbesserung wird weiterhin eine<br />

Steigerung bzw. Angleichung der Aufkaufpreise für Rohmilch erwartet.<br />

Der polnische Molkereisektor ist überwiegend mittelständisch geprägt, doch haben die<br />

Konzentrationsbestrebungen bedingt durch die Vorbereitung auf die EU-Mitgliedschaft deutlich<br />

an Dynamik gewonnen. Die polnischen Produktionsstätten können jedoch von weiteren Skalenvorteilen<br />

profitieren. Betrachtet man die Betriebe nach dem Umfang der Milchverarbeitung, so<br />

liegen die polnischen Molkereien nach wie vor weit unter dem EU-Durchschnitt (vgl. Tabelle).<br />

�ür den Wettbewerb in der erweiterten Union scheinen nur die größten Wirtschaftseinheiten<br />

ausreichend gerüstet. Dies betraf im September 2003 ca. 12% (49) der milchverarbeitenden<br />

Betriebe mit einem Marktanteil von 50%. Unter diesen Betrieben befinden sich in der Regel<br />

�irmen mit ausländischer Beteiligung (Arla �oods, Campina, Danone, Hochland, Nestle, Nutricia,<br />

Zott) sowie einige polnische Privatgesellschaften und Genossenschaften (Bakoma, Mlekowita,<br />

Mlekpol, Lacpol, £owicz, Spomlek). Diese Molkereien haben sich im nationalen Wirtschaftsraum


<strong>IAMO</strong> 19<br />

<strong>IAMO</strong> 19<br />

bereits Wettbewerbsvorteile verschafft. Darüber hinaus verfügen sie über EU-Exportlizenzen,<br />

wodurch sie einen erleichterten Zugang zum integrierten Markt nach dem EU-Beitritt haben<br />

werden.<br />

Die meisten polnischen milchverarbeitenden Unternehmen sind allerdings für die zu erwartenden<br />

Herausforderungen in den kommenden Jahren nur unzureichend gerüstet. Als Schwachstellen<br />

insbesondere der kleinen bzw. der mittelständischen und genossenschaftlichen Unternehmen<br />

werden deren eingeschränkte finanzielle und personelle Ressourcen gesehen, die eine<br />

Umstrukturierung abbremsen. Die größten Probleme liegen im Bereich der Organisation des<br />

Milchaufkaufs und der Anpassung der Produktionsstätten an die Hygiene- und Umweltstandards.<br />

Allerdings beabsichtigen ca. 42% (174) der Molkereien, alle bestehenden Mängel bis zum Datum<br />

des Beitritts (Mai 2004) zu beheben. �ür weitere 27% (112) der Molkereien wurde für die<br />

Implementierung von EU-Standards eine Übergangszeit bis Ende 2006 eingeräumt. Im Zuge der<br />

Anpassung an die EU-Mitgliedschaft werden die weniger leistungsfähigen Unternehmen selektiert.<br />

Durch den prognostizierten Ausstieg von knappen 20% der Betriebe werden die Ressourcen<br />

auf die verbleibenden Molkereien effizienter alloziiert.<br />

Quelle: Polnische Veterinärinspektorate (2003).<br />

Erzeugnisse von Molkereien, welche die EU-Anforderungen nicht erfüllen, dürfen nach dem<br />

Beitritt nur auf dem inländischen Markt verkauft werden. Diese Erzeugnisse müssen besonders<br />

gekennzeichnet sein. Ähnliche Restriktionen betreffen Milcherzeugnisse, die aus nicht-EU-konformer<br />

Rohmilch hergestellt werden. Dies betrifft Lieferungen, die der Extra-Klasse Milch nicht<br />

entsprechen bzw. die aus milcherzeugenden Betrieben stammen, welche die entsprechenden<br />

Hygienevorschriften der EU nicht erfüllen (Richtlinie 92/46/EWG).<br />

Nur 14% (56) aller Molkereien werden gleichzeitig EU­konforme und nicht-EU-konforme Milch im<br />

Laufe der Übergangszeit annehmen und verarbeiten dürfen, wodurch sich ernsthafte Konsequenzen<br />

für die betroffenen Milcherzeuger und -verarbeiter ergeben werden: Erzeuger, welche<br />

die EU-Normen nicht erfüllen, werden mit einer verstärkten Rivalität um Abnehmer konfrontiert<br />

sein, weil es in vielen Regionen nur noch Molkereien geben wird, die lediglich EU-konforme<br />

Bessere<br />

Resourcenallokation<br />

durch Marktaustritt von<br />

anpassungsunfähigen<br />

Molkereien<br />

Abbildung 1:<br />

Erfüllung der EU-Normen in<br />

der polnischen Milchindustrie:<br />

Stand und Perspektiven zum<br />

Sept. 2003<br />

(Betriebsanzahl: 413)<br />

Wettbewerbsverzerrungen<br />

durch Nichterfüllen der<br />

EU-Standards


20 <strong>IAMO</strong><br />

Wettbewerbsdruck<br />

intensiviert die Diffusion<br />

von Standards<br />

Weiterführende Literatur<br />

Milch ankaufen werden. Es ist zu vermuten, dass sich unmittelbar nach der EU-Integration eine<br />

regionale Monopsonsituation auf dem Markt für Rohmilch von niedriger Qualität einstellen wird.<br />

Diese Situation wird vermutlich einen vorübergehenden Charakter haben, da sie sowohl für die<br />

Erzeuger als auch für die Verarbeiter unbefriedigend sein wird. So werden auf die betroffenen<br />

Molkereien höhere Verarbeitungskosten entfallen. Diese ergeben sich einerseits aus der obligatorischen<br />

Anpassung an die EU-Anforderungen, einschließlich der Anwendung des Hazard<br />

Analysis Critical Control Point (HACCP)-Systems. Andererseits werden zusätzliche Kosten durch<br />

die Verarbeitung von EU-konformer und nicht-EU-konformer Milch in getrennten Produktionslinien,<br />

durch getrennte Kennzeichnung der Erzeugnisse und Sicherstellung der Rückverfolgbarkeit<br />

der Rohstoffe entstehen. Einen weiteren kostensteigernden �aktor stellen technologische und<br />

moralische Risiken dar, die durch eine parallele Aufnahme von diversen und stark abweichenden<br />

Milchqualitäten verstärkt werden können.<br />

Durch eine vollständige Anpassung an die EU-Standards können Landwirte und Verarbeiter ihre<br />

Lage verbessern, indem sie ihre Erlöse hauptsächlich durch Reduzierung der Produktionskosten<br />

und Vermarktungshemmnissen und durch höhere Preise für Qualitätsmilch bzw. Qualitätserzeugnisse<br />

vergrößern können. Viele der notwendigen Investitionen werden bis zum Datum<br />

des Beitritts im Rahmen von SAPARD-Programmen unterstützt. Zusätzlich gewährt der polnische<br />

Staat Zuschüsse zur Modernisierung der Milchproduktion und -verarbeitung in �orm von subventionierten<br />

Krediten. Auch nach dem EU-Beitritt werden vielfältige Programme zur Steigerung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit der einheimischen Erzeuger und Verarbeiter angeboten. Durch den<br />

verstärkten Wettbewerb nach der Integration wird sich der Druck auf Preise und Produktionskosten<br />

weiterhin erhöhen. Verlust- oder sogar Existenzrisiko bei passivem Verhalten wird<br />

insbesondere die finanzkräftigeren Betriebe zu einer weitgehenden Anpassung veranlassen.<br />

Unternehmen, welche die erforderlichen Normen frühzeitig implementieren, werden ebenfalls<br />

von einer langfristigen Kapitalkumulation profitieren können. Es wird damit gerechnet, dass sich<br />

durch ein überproportionales internes Wachstum der bereits größeren Milcherzeuger und Molkereien<br />

sowie diverse Marktbereinigungsprozesse die Struktur des Milchmarktes weiter ändern<br />

wird. Diese Entwicklungen werden die Diffusion von EU-Standards im polnischen Milchsektor<br />

zusätzlich vorantreiben.<br />

HOCKMANN, H., PIENIADZ, A., (2003): Is a full diffusion of EU standards optimal for the development of the food<br />

sectors in the CEEC? The case of the Polish dairy sector, Beitrag zum 83. EAAE Seminar „�ood Quality<br />

Products in the Advent of the 21 st Century: Production, Demand and Public Policy“, 4.-7. Sept. 2003,<br />

Chania, Griechenland.


<strong>IAMO</strong> 21<br />

<strong>IAMO</strong> 21<br />

Auswirkungen des EU-Beitritts<br />

auf landwirtschaftliche Betriebe in Polen und Ungarn<br />

LUDGER HINNERS-TOBRÄGEL UND KRISZTIÁN KESZTHELYI<br />

In den EU-Beitrittsverhandlungen war die Höhe der Direktzahlungen, die die Europäische Union<br />

den landwirtschaftlichen Unternehmen in den künftigen Mitgliedsländern zahlen wird, eines der<br />

am meisten umstrittenen Themen. Auf dem EU-Gipfel in Kopenhagen wurde beschlossen, dass<br />

die betreffenden Landwirte im Jahr 2004 Direktzahlungen in Höhe von 25% des Niveaus der<br />

alten EU erhalten werden. Dieser Prozentsatz soll bis 2013 auf 100% ansteigen. Den nationalen<br />

Regierungen wurde zugestanden, die Zahlungen um bis zu 30 Prozentpunkte aufzustocken,<br />

sofern das Niveau in den alten Mitgliedsstaaten damit nicht übertroffen wird.<br />

In diesem Beitrag wird anhand eines Planungsmodells beschrieben, wie sich verschiedene Politikvarianten<br />

(von Nicht-EU-Beitritt bis zu Direktzahlungen in voller Höhe) auf das Produktionsprogramm<br />

und die Wirtschaftlichkeit landwirtschaftlicher Unternehmen auswirken. Dafür werden<br />

die Länder Polen und Ungarn beispielhaft herausgegriffen und die folgenden Szenarien betrachtet<br />

(in Klammern die später in Abbildung 3 und 4 gebrauchten Kurzbezeichnungen der Szenarien):<br />

• Basis-Szenario: Agrarpolitik und Preise des Jahres 2001 in Polen und Ungarn [Referenz]<br />

• kein EU-Beitritt: �ortführung der gegenwärtigen nationalen Agrarpolitik [kein Beitritt]<br />

• EU-Beitritt und keine Direktzahlungen [Agenda 0%]<br />

• EU-Beitritt und Direktzahlungen in Höhe von 25% des Niveaus in der EU [Agenda 25%]<br />

• EU-Beitritt und Direktzahlungen in Höhe von 40% [Agenda 40%]<br />

• EU-Beitritt und Direktzahlungen in Höhe von 100% [Agenda 100%]<br />

Das Basis-Szenario reflektiert die agrarpolitischen Rahmen- und Marktbedingungen im Jahr<br />

2001, einschließlich Direktzahlungen und anderer nationaler Unterstützungen. Die übrigen Szenarien<br />

beziehen sich auf das Jahr 2004, das vereinbarte Beitrittsjahr. Dabei unterstellen die<br />

Agenda-Szenarien die Anwendung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Die bisherigen<br />

Produktionsquoten der Betriebe bleiben unverändert. Die im Sommer 2003 beschlossene Reform<br />

der GAP wird bekanntlich erst ab 2005 umgesetzt.<br />

In der Untersuchung wird das Ausgangsjahr 2001 mit den genannten Varianten des Zieljahres<br />

2004 verglichen. In einer komparativ-statischen Analyse werden einzelbetriebliche Modellrechnungen<br />

für typische Betriebe in den beiden Ländern durchgeführt. �ür Polen erfolgt eine<br />

Untersuchung von je 15 Betrieben auf guten und schlechten Standorten, für Ungarn von insgesamt<br />

14 Unternehmen mit durchschnittlicher Bodengüte. Die Betriebe wurden aus einer großangelegten<br />

Befragung in Polen bzw. aus den Daten des Testbetriebsnetzes in Ungarn synthetisiert. Die hier<br />

verwendete Stichprobe ist deutlich größer als in vergleichbaren Studien.<br />

Untersuchte<br />

Politikvarianten<br />

Einzelbetriebliche<br />

Modellrechnungen<br />

für typische Betriebe


22 <strong>IAMO</strong><br />

Abbildung 1:<br />

Erzeuger- und<br />

Vorleistungspreise in Ungarn<br />

(EU-Preis = 100%)<br />

Das Entscheidungsverhalten der Landwirte wird mittels statischer linearer Programmierungsmodelle<br />

(LP-Modelle) abgebildet. Die Landwirte versuchen, bei gegebenen, nicht veränderbaren<br />

Ressourcen ihr Betriebsergebnis zu maximieren. Wegen der Kürze des Betrachtungshorizonts<br />

haben wir auf die Berücksichtigung von technischem �ortschritt und Investitionen verzichtet.<br />

Die Preise für In- wie Outputs werden sich in den Beitrittsländern dem EU-Niveau tendenziell<br />

anpassen, wobei zu berücksichtigen ist, dass auch innerhalb der EU große Preisunterschiede<br />

bestehen. Die unterstellten Preise für 2004 basieren auf Prognosen der OECD und des �ood<br />

and Agricultural Policy Research Institute (�APRI).<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Aus verschiedenen Gründen, wie insbesondere Überschussproduktion und Qualitätsmängel,<br />

kann davon ausgegangen werden, dass bei einigen Produkten das EU-Preisniveau und teilweise<br />

sogar die Interventionspreise nicht erreicht werden. Dennoch erwarten wir für die meisten Verkaufsprodukte<br />

in Ungarn einen Anstieg der Preise, insbesondere bei Getreide, Milch, Eier und Vorleistungen<br />

(siehe Abbildung 1). Bei Kartoffeln und Sonnenblumen mit gegenwärtig weit über dem EU-<br />

Niveau liegenden Preisen ist mit einem deutlichen Preisrückgang zu rechnen. Das Preisgefüge in<br />

Polen (siehe Abbildung 2) ist einheitlicher. Die Erzeugerpreise für fast alle betrachteten Produkte<br />

mit Ausnahme von Raps und Kartoffeln werden ansteigen. Auch bei den Vorleistungen sind durch<br />

die Preisangleichung teilweise drastische Preisanstiege zu erwarten. Trotz dieser Entwicklung<br />

bleiben bei den polnischen wie auch bei den ungarischen Agrarbetrieben Kostenvorteile bei<br />

Maschinen und Löhnen und damit Wettbewerbsvorteile bestehen.<br />

Ein Ziel der Modellrechnungen ist, die Auswirkungen des EU-Beitritts und der unterstellten Prämienhöhen<br />

auf die Produktionsstruktur und das Betriebseinkommen in der polnischen und ungarischen


<strong>IAMO</strong> 23<br />

<strong>IAMO</strong> 23<br />

Landwirtschaft zu quantifizieren. Abbildung 3 gibt die Veränderung der Ackernutzung in beiden<br />

Ländern wieder. Die polnischen Säulen beziehen sich hier nur auf gute Standorte, da diese eher<br />

mit den ungarischen Bedingungen vergleichbar sind.<br />

Den Berechnungen liegt die Annahme zugrunde, dass die Verpflichtung zur einzelbetrieblichen<br />

�lächenstilllegung nur entstehen wird, wenn Direktzahlungen gewährt werden, also in den Szenarien<br />

Agenda 25% bis Agenda 100%. Die Stilllegung geht in beiden Ländern hauptsächlich zu<br />

Lasten von Getreide, in Polen werden zusätzlich Eiweißpflanzen eingeschränkt. Darüber hinaus<br />

wird die polnische Produktion durch die politischen Szenarien wenig beeinflusst, so dass in dieser<br />

Hinsicht für die Landwirte wenig Anpassungsbedarf nach einem EU-Beitritt besteht. In Bezug auf<br />

die ungarische �lächennutzung ist der hohe Grad der Austauschbarkeit von Halmgetreide und<br />

Mais bemerkenswert. Daher sind bereits geringfügige Preisänderungen ausreichend, das Anbauverhältnis<br />

dieser beiden Kulturen erheblich zu verschieben.<br />

Quelle: Eigene Darstellung.<br />

Die oben beschriebenen Anpassungen der Produktion dienen der Gewinnmaximierung in den<br />

landwirtschaftlichen Unternehmen. Daher wollen wir im Weiteren einen Blick auf die finanziellen<br />

Auswirkungen der einzelnen Szenarien werfen. Abbildung 4 zeigt, dass die Untersuchungsbetriebe<br />

in Ungarn ihr Produktionsprogramm bereits annähernd optimal gestalten. Durch eine<br />

Anpassung lässt sich das durchschnittliche Betriebsergebnis im Modell nur leicht verbessern,<br />

obwohl die Änderungen in der �ruchtfolge nicht unerheblich sind. Dies zeigt ein Vergleich der<br />

beiden ersten Säulengruppen in der Abbildung, die die Situation im Basisjahr ohne und daneben<br />

mit Optimierung darstellen. Im Unterschied zu Ungarn scheinen in Polen noch erhebliche<br />

Rationalisierungsreserven zu bestehen. Im Modell wird der wirtschaftliche Erfolg durch eine<br />

Optimierung des Produktionsprogramms um mehr als 25 % verbessert.<br />

Stilllegung geht<br />

hauptsächlich zu Lasten<br />

von Getreide<br />

Abbildung 2:<br />

Erzeuger- und<br />

Vorleistungspreise in Polen<br />

(EU-Preis = 100%)<br />

Erhebliche<br />

Rationalisierungsreserven<br />

in Polen


24 <strong>IAMO</strong><br />

Abbildung 3:<br />

�lächennutzung in den<br />

verschiedenen Szenarien<br />

Polnische Milchvieh- und<br />

Marktfruchtbaubetriebe<br />

profitieren von Beitritt<br />

Erfolgversprechende<br />

Einkommensentwicklung<br />

in Ungarn<br />

Quelle: Eigene Berechnungen.<br />

�ür Polen kann generell festgehalten werden, dass sich das durchschnittliche Betriebseinkommen<br />

ohne einen EU-Beitritt zwischen 2001 und 2004 verschlechtert, insbesondere wegen des Rückgangs<br />

der Preise für Veredlungsprodukte. Eine EU-Mitgliedschaft ohne Direktzahlungen kann<br />

diesen Negativtrend nur leicht abschwächen. Erst 25% Direktzahlungen ermöglichen, das Einkommensniveau<br />

des Ausgangsjahres zu übertreffen. Bei höheren Direktzahlungen können sich<br />

die Landwirte im Durchschnitt über mittlere bis starke Einkommenszuwächse freuen. Dies trifft auf<br />

beide Bodenqualitäten gleichermaßen zu. Gleichwohl bestehen zwischen beiden Standorten<br />

erhebliche Unterschiede in der Rentabilität. Während auf den guten Böden in allen Szenarien<br />

positive Betriebseinkommen erzielt werden können, benötigen Landwirte, die auf schlechten<br />

Böden wirtschaften, mindestens 50 % der Direktzahlungen, um die Verlustzone zu verlassen.<br />

Es gibt in Polen zwei Gruppen von Betrieben, die von einem EU-Beitritt profitieren. Zum einen<br />

können Milchviehbetriebe ihr Betriebseinkommen steigern. Dazu tragen die Erhöhung der Milchund<br />

Rindfleischpreise sowie die Tier- und Schlachtprämien bei. Zum anderen profitieren Marktfruchtbetriebe<br />

stark von den �lächenprämien. Bei einer Rate von 25% ist bereits ein beträchtlicher<br />

Teil und bei 40% die überwiegende Zahl der Betriebe besser gestellt als im Referenzjahr.<br />

Dabei hängt die Verbesserung deutlich vom Betriebstyp und der Bodengüte ab. Schweinemastbetriebe<br />

beispielsweise benötigen 40%ige Direktzahlungen, damit der Rückgang der Schweinepreise<br />

aufgefangen werden kann.<br />

In Ungarn sind die wirtschaftlichen Aussichten der untersuchten Betriebe erfolgversprechend. In<br />

allen Szenarien für das Jahr 2004 verbessert sich das Betriebseinkommen im Durchschnitt über<br />

alle Betriebstypen. Die günstigen Aussichten für die Zukunft werden durch einen Beitritt, selbst<br />

ohne Direktzahlungen, noch weiter erhöht. Ein differenzierterer Blick lässt erkennen, dass Markt-


<strong>IAMO</strong> 25<br />

<strong>IAMO</strong> 25<br />

Quelle: Eigene Berechnungen.<br />

fruchtbetriebe bei maximalen �lächenprämien ihr Betriebseinkommen vervielfachen können. Dass<br />

sich auch ohne Direktzahlungen die wirtschaftliche Situation der Ackerbauern verbessert, ist auf<br />

die angenommene Erhöhung des Körnermaispreises im �alle eines EU-Beitritts zurückzuführen.<br />

Problematisch ist die Situation im Ausgangsjahr für kleine Veredlungs- und Marktfruchtbetriebe.<br />

Während Betriebe mit einer hinreichenden �lächenausstattung bei hohen Direktzahlungen die<br />

Gewinnzone erreichen können, helfen landarmen kleinen Veredlungsbetrieben auch maximale<br />

Direktzahlungen kaum.<br />

Die bisherige Interpretation erfolgte auf der Grundlage von durchschnittlichen Ergebnissen für<br />

die einzelnen Betriebstypen. Dabei darf nicht übersehen werden, dass unter Berücksichtigung<br />

der Agrarstruktur die Beurteilung eines EU-Beitritts weniger optimistisch ausfällt, als es die Betrachtung<br />

der durchschnittlichen Auswirkungen erwarten lässt. So wird die Agrarstruktur Polens<br />

durch kleine Betriebe dominiert. 55% der Betriebe bewirtschaften weniger als 5 ha und 80%<br />

weniger als 10 ha. Die niedrigen für das erste Beitrittsjahr vereinbarten Direktzahlungen sind für<br />

diese Unternehmen unzureichend. Ohne nationale Aufstockung der EU-Prämien werden sie<br />

durch den EU-Beitritt keine Verbesserung ihrer finanziellen Lage erfahren werden, teilweise<br />

sogar eine Verschlechterung im Vergleich zum Referenzjahr 2001. Es muss hinzugefügt werden,<br />

dass die berechneten Einkommen für die Mehrheit der repräsentierten Unternehmen nicht ausreichen,<br />

das Existenzminimum der �amilie zu sichern. Daher können auch keine Wachstumsinvestitionen<br />

finanziert werden, um die missliche Einkommenssituation zu verbessern.<br />

�assen wir zusammen. Auf Grundlage von einzelbetrieblichen komparativ-statischen Analysen<br />

wurden die Auswirkungen eines EU-Beitritts auf die landwirtschaftlichen Betriebe in Polen und<br />

Ungarn simuliert. Besondere Beachtung fand die Bedeutung der Höhe der Direktzahlungen, die<br />

zwischen 0 und 100% der Niveaus der gegenwärtigen EU variiert wurde. Als Grundlage dienten<br />

Abbildung 4:<br />

Einkommen<br />

landwirtschaftlicher Betriebe<br />

in Polen und Ungarn<br />

Zusammenfassung


26 <strong>IAMO</strong><br />

Weiterführende Literatur<br />

insgesamt 44 typische Betriebe aus beiden Ländern. In den verwendeten LP-Modellen waren<br />

nur Anpassungen des Produktionsprogramms möglich, die Intensität der Produktion sowie die<br />

�aktorausstattung blieben unverändert. Auswirkungen der sogenannten zweiten Säule der Gemeinsamen<br />

Agrarpolitik blieben unberücksichtigt.<br />

�ür Ungarn wird ein Preisanstieg der wichtigsten Produkte zwischen 2001 und 2004 erwartet,<br />

der durch einen EU-Beitritt verstärkt wird. Der dadurch resultierende positive Effekt auf die<br />

Wirtschaftlichkeit der Unternehmen wird durch Direktzahlung nach einem EU-Beitritt weiter erhöht.<br />

Besonders profitieren Ackerbauern, die ihre Nachfrage auf den Bodenmärkten ausweiten<br />

werden. In �olge dürften sich die Pachten erhöhen. Gleiches gilt auch für die Löhne, wenn der<br />

Beitritt das wirtschaftliche Wachstum beschleunigt. Dadurch sehen sich die �utterbau- und<br />

Veredlungsbetriebe steigenden Nutzungskosten für Boden und Arbeit ausgesetzt, denen keine<br />

entsprechenden Gewinnverbesserungen auf der Outputseite gegenüber stehen. In Polen hängen<br />

die �olgen der verschiedenen Zukunftszenarien für die landwirtschaftlichen Betriebe wesentlich<br />

vom Betriebstyp und den natürlichen Standortbedingungen ab. Milchvieh- und Marktfruchtbaubetriebe<br />

werden nach einem Beitritt schon bei geringen Direktzahlungen deutliche Vorteile<br />

verbuchen, während die Entwicklungschancen der Betriebe auf schlechten Standorten sowie<br />

der zahlreichen polnischen Kleinbetriebe durch einen EU-Beitritt nicht entscheidend verbessert<br />

werden.<br />

MAJEWSKI, E., WAS, A., HINNERS-TOBRÄGEL, L., KESZTHELYI, K. (IN DRUCK): Impact of direct payments and the MTR<br />

proposal on agricultural enterprises in Poland, Beitrag zur 43. Jahrestagung der Gesellschaft für Wirtschaftsund<br />

Sozialwissenschaften des Landbaus e. V. in Hohenheim.<br />

Gemüsepaprika in Tiszadob/Ungarn


<strong>IAMO</strong> 27<br />

<strong>IAMO</strong> 27<br />

Typisierung ländlicher Räume in Mittel- und Osteuropa<br />

SABINE BAUM<br />

Am 1. Mai 2004 werden acht mittel- und osteuropäische Staaten – neben den Mittelmeerländern<br />

Malta und Zypern – der Europäischen Union beitreten. 2007 werden wahrscheinlich Bulgarien<br />

und Rumänien folgen. Der EU-Beitritt und damit die Einführung der zwei größten Politikbereiche<br />

der Union, der Gemeinsamen Agrarpolitik und der Strukturpolitik, wird in den zehn mittel- und<br />

osteuropäischen Ländern (MOEL) bedeutende Auswirkungen auf die ländlichen Räume haben.<br />

Diese haben in der Vergangenheit häufig zu wenig Aufmerksamkeit erfahren. Regionalpolitische<br />

Maßnahmen und lokale Institutionen spielten in Mittel- und Osteuropa während der sozialistischen<br />

Zeit nur eine unbedeutende Rolle. Seit 1990 haben insbesondere die großen Städte vom<br />

Transformationsprozess profitiert und die Disparitäten zwischen ruralen und urbanen Räumen<br />

sind gewachsen. Erst im Zuge der Vorbereitungen auf den nahenden EU-Beitritt haben die<br />

ländlichen Räume an Aufmerksamkeit gewonnen. Die Einführung strukturpolitischer Maßnahmen<br />

kann die Zukunftsaussichten dieser Räume in den MOEL verbessern, da das Hauptziel der EU-<br />

Strukturpolitik in der Verringerung der regionalen Entwicklungsunterschiede bzw. des Rückstandes<br />

der am stärksten benachteiligten Gebiete liegt (Artikel 158 des Vertrages zur Gründung der<br />

Europäischen Gemeinschaft).<br />

Die Erarbeitung angepasster Entwicklungsprogramme setzt spezifische Kenntnisse über die zu<br />

entwickelnden Regionen voraus. Dabei ist die erste Schwierigkeit, ländliche Räume eindeutig<br />

abzugrenzen. Bis heute fehlt eine einheitliche Definition. Häufig werden diese Gebiete als Restkategorie<br />

außerhalb der Städte und Verdichtungsräume betrachtet, was ihrem vielfältigen, komplizierten<br />

Wirtschafts- und Sozialgefüge jedoch nicht gerecht wird.<br />

Eine relativ einfache Definition wurde 1994 von der OECD entwickelt. Als einziges Abgrenzungskriterium<br />

dient die Bevölkerungsdichte. Gemeinden mit unter 150 Einwohner/km2 EU-Beitritt<br />

mit Auswirkungen auf<br />

ländliche Räume<br />

Definition ländlicher<br />

Räume<br />

... nach der OECD<br />

werden als<br />

ländlich eingestuft. Auf regionaler Ebene werden drei Regionstypen unterschieden:<br />

• überwiegend ländliche Gebiete: über 50% der Bevölkerung in ländlichen Gemeinden;<br />

• stark ländlich geprägte Gebiete: 15 bis 50% der Bevölkerung in ländlichen Gemeinden;<br />

• überwiegend städtische Gebiete: unter 15% der Bevölkerung in ländlichen Gemeinden.<br />

Die regionale Ebene entspricht den Ebenen NUTS-2 oder NUTS-3 (z.B. in Deutschland Regierungsbezirke<br />

und Kreise). Die französische Abkürzung NUTS steht hierbei für die Systematik der<br />

Gebietseinheiten für die Statistik der EU, die von NUTS-0 (das ganze Land) bis zu NUTS-5<br />

(Gemeinden) reicht. In den zehn MOEL leben gemäß OECD-Kriterien insgesamt 43% der Bevölkerung<br />

in ländlichen Gemeinden. Auf der regionalen Ebene gehen viele der lokalen Unterschiede<br />

verloren. Die meisten Regionen fallen unter die mittlere OECD-Kategorie und können<br />

auch große Städte einschließen (s. Karte 1). Der Anteil der Bevölkerung in „überwiegend ländlichen<br />

Gebieten“ beträgt 28%. Nimmt man noch die mittlere Kategorie „stark ländlich geprägte<br />

Gebiete“ hinzu, so steigt der Anteil auf 90%. Die überwiegend ländlichen Gebiete dominieren in


28 <strong>IAMO</strong><br />

Karte 1:<br />

Regionen in Mittel- und<br />

Osteuropa nach OECD-<br />

Kriterien<br />

... und ihre Probleme<br />

Quelle: NETWORK O� INDEPENDENT AGRICULTURAL EXPERTS IN THE CEE CANDIDATE COUNTRIES (2003).<br />

Bulgarien und Estland, daneben sind sie in Rumänien, Ungarn, der Ost-Slowakei, Südost-Polen,<br />

Slowenien und Litauen zu finden.<br />

Die Bevölkerungsdichte als einziges Definitionskriterium heranzuziehen, ist nicht unproblematisch,<br />

da sie stark zwischen einzelnen Ländern variieren kann und daher ein einheitlicher<br />

Schwellenwert nicht immer adäquat ist. Auch können die Gemeindeabgrenzungen, welche die<br />

Grundlage der Klassifikation bilden, in den einzelnen Ländern voneinander abweichen. Schließlich<br />

werden keine funktionalen oder strukturellen Aspekte berücksichtigt. Die OECD-Definition dient<br />

vor allem der Aufgabe, grobe internationale Vergleiche zu ermöglichen, und stellt nur geringe<br />

Anforderungen an die Datenverfügbarkeit. Um �ragen ländlicher Entwicklung für einzelne Länder<br />

oder Regionen behandeln zu können, scheint dagegen eine Anpassung bzw. Neudefinition<br />

angebracht.


<strong>IAMO</strong> 29<br />

<strong>IAMO</strong> 29<br />

Ländliche Räume in den MOEL werden häufig verallgemeinernd als Gebiete mit einer geringen<br />

Bevölkerungsdichte, einer unzureichenden Infrastruktur, einem niedrigen Pro-Kopf-Einkommen,<br />

einer immer noch relativ starken Abhängigkeit von der Landwirtschaft, hoher Arbeitslosigkeit,<br />

fehlenden Beschäftigungsalternativen und einer ungünstigen Altersstruktur beschrieben. Die<br />

Realität stellt sich jedoch vielfältiger dar und die einzelnen ländlichen Regionen besitzen jeweils<br />

sehr individuelle Charakteristika. Daher ist eine Typisierung sinnvoll, um strukturpolitische Maßnahmen<br />

besser auf die spezifischen Probleme einzelner Regionstypen abstimmen zu können.<br />

Eine solche Typisierung wurde im Rahmen einer vom „Netzwerk unabhängiger Agrarexperten<br />

für die mittel- und osteuropäischen Kandidatenländer“ erstellten Studie zur Zukunft ländlicher<br />

Räume vorgenommen. In diesem von der Europäischen Kommission finanzierten Netzwerk kommt<br />

dem <strong>IAMO</strong> eine herausgehobene Bedeutung zu. Die Regionstypisierung wurde ausgehend von<br />

den eben genannten, generalisierenden Problembereichen ländlicher Räume anhand von sieben<br />

Variablen vorgenommen. Bei diesen handelt es sich um die Bevölkerungsdichte sowie die<br />

Geburten- und Sterberate (als Indikator für die Altersstruktur) im Jahr 2000, den Anteil der Landwirtschaft<br />

und Industrie an der Bruttowertschöpfung (BWS) im Jahr 1999 (Rumänien 1997), das<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf in Kaufkraftstandards (KKS) im Jahr 2000 und die Arbeitslosenrate<br />

im Jahr 2001. Die räumliche Ebene für die Analyse entspricht den NUTS-3-Regionen der<br />

MOEL. Slowenien konnte aufgrund unvollständiger Daten allerdings nur als ganzes Land einbezogen<br />

werden. Der „Ländlichkeitsgrad“ der Gebiete wurde nicht berücksichtigt, da für die MOEL<br />

keine zufriedenstellende, einheitliche Definition auf der NUTS-3-Ebene vorliegt. Als statistisches<br />

Verfahren kam die hierarchische Clusteranalyse zum Einsatz. Sie hat zum Ziel, eine uneinheitliche<br />

Grundgesamtheit von Regionen anhand mehrerer Merkmale in verschiedene Gruppen einzuteilen,<br />

die sowohl intern möglichst homogen als auch gut voneinander abgrenzbar sind.<br />

�ünf Gruppen bzw. Regionstypen wurden mit Hilfe der Analyse identifiziert (s. Karte 2): drei<br />

davon sind weithin ländlich (Typ A, B und C), einer schließt sowohl ländliche als auch insbesondere<br />

städtisch-industrialisierte Gebiete mit ein (Typ D) und einer beinhaltet die großen Städte (Typ E).<br />

Der erste Regionstyp umfasst 17 relativ dünn besiedelte Regionen mit durchschnittlich 57 Einwohnern/km2<br />

(MOEL-Durchschnitt: 97 Einwohner/km2 ), die fast ausschließlich in Nord-Bulgarien<br />

liegen. In Bulgarien kommt dem Agrarsektor noch eine große volkswirtschaftliche Bedeutung zu.<br />

Er trug im Jahr 2000 im Landesdurchschnitt zu 14,5% zum BIP und 25,7% zur Gesamtbeschäftigung<br />

bei. Ungefähr ein Viertel der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche wurde in<br />

Bulgarien 1999 von kleinen Privatbetrieben oder Haushalten mit weniger als einem Hektar bewirtschaftet.<br />

Häufig dienen diese �lächen der Selbstversorgung. Nach einer Untersuchung der<br />

Weltbank erreichte die Armut der ländlichen Bevölkerung im Jahr 1997 mit 41% ihren Höhepunkt.<br />

Der Regionstyp A enthält diejenigen bulgarischen Regionen (neben Latgale in Lettland), in denen<br />

sehr ungünstige Entwicklungsfaktoren aufeinandertreffen: Der Anteil der Landwirtschaft an der<br />

BWS ist mit durchschnittlich 25,8% sehr hoch (MOEL: 6,3%), das Pro-Kopf-Einkommen weist mit<br />

4.739 KKS (MOEL: 8.694 KKS; EU-15: 22.603 KKS) im Mittel den niedrigsten Wert und die<br />

Vielfalt ländlicher Räume<br />

erfordert Typisierung von<br />

Regionen<br />

... in den MOEL<br />

Typ A: Agrarisch geprägte<br />

Regionen mit niedrigstem<br />

Einkommen und sehr<br />

hoher Arbeitslosenrate


30 <strong>IAMO</strong><br />

Typ B: Agrarisch geprägte<br />

Regionen mit<br />

niedrigem Einkommen<br />

Typ C: Durchschnittlich<br />

entwickelte Regionen mit<br />

mittlerem Einkommen und<br />

hoher Arbeitslosenrate<br />

Arbeitslosenrate mit 29,0% (MOEL: 13,1%) den höchsten Wert von allen Gruppen auf. Die<br />

Industrie hat nur einen Anteil von 21,3% an der BWS (MOEL: 34,6%). Der hohe Anteil über 60jähriger<br />

an der Bevölkerung (23,1% – MOEL: 18,1%) kann vermutlich durch eine starke Abwanderung<br />

der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter erklärt werden.<br />

In den Regionen des Typs B – in Rumänien, Ungarn, Bulgarien, Ost-Polen und im Baltikum –<br />

besitzt die Landwirtschaft ebenfalls noch eine relativ hohe ökonomische Bedeutung (Anteil an der<br />

BWS durchschnittlich 22,4%) und das BIP pro Kopf ist niedrig (5.390 KKS). Im Gegensatz zum<br />

Typ A sind in dieser Gruppe jedoch das Einkommen und der Industrieanteil an der BWS (31,0%)<br />

durchschnittlich höher sowie der Anteil der über 60-jährigen (19,5%) und die Arbeitslosenrate<br />

(10,0%) im Mittel geringer. Letztere weist allerdings eine relativ hohe Streuung innerhalb der<br />

Gruppe auf (von 3% in Nordwest-Rumänien bis zu 28% in Süd-Bulgarien). Obwohl es sich<br />

insgesamt um landwirtschaftlich geprägte Regionen handelt, bestehen Unterschiede in der Agrarstruktur,<br />

die durch die verwendeten Variablen nicht abgedeckt werden konnten. Dies wird deutlich,<br />

wenn man Rumänien und Ungarn miteinander vergleicht. In Rumänien insgesamt betrug der<br />

Anteil der im Agrarsektor Beschäftigten im Jahr 2001 ca. 44% - mit einer steigenden Tendenz<br />

während der neunziger Jahre. Die Landwirtschaft ist eher klein strukturiert und durch einen<br />

geringen Vorleistungseinsatz und niedrige Erträge gekennzeichnet. Dagegen ist in Ungarn im<br />

Landesdurchschnitt der Beschäftigungsanteil der Landwirtschaft von ca. 20% zu Beginn der<br />

Transformation auf ca. 5% im Jahr 2001 gesunken – im Süden bis auf 10%. Der Agrarsektor<br />

weist im Vergleich zu Rumänien eine höhere Effizienz, besser entwickelte Märkte und eine hohe<br />

Bedeutung großer Genossenschaften und Kapitalgesellschaften neben den �amilienbetrieben<br />

auf.<br />

Eine hohe Arbeitslosenrate mit einem Wert von durchschnittlich 21,0% ist das hervorstechendste<br />

gemeinsame Merkmal des dritten Regionstyps C, der sich auf Polen, die Slowakei und Litauen<br />

konzentriert. Obwohl das BIP pro Kopf, nach dem massiven Einbruch zu Beginn der Transformation,<br />

seit 1993 beachtlich gewachsen ist und in dieser Gruppe nun mit durchschnittlich 7.378 KKS<br />

im mittleren Bereich liegt, hat kein vergleichbarer Anstieg (formaler) Beschäftigung stattgefunden.<br />

Die durch die notwendigen Umstrukturierungs- und Privatisierungsprozesse arbeitslos<br />

gewordenen Arbeitskräfte aus Landwirtschaft und Industrie konnten nicht durch eine ausreichende<br />

Anzahl neuer Stellen aufgefangen werden. Die eher junge Bevölkerung – aufgezeigt durch<br />

den vergleichsweise geringen Anteil über 60-jähriger (16,4%) – verschärft das Problem. Die<br />

sektorale Wirtschaftsstruktur entspricht in etwa dem Durchschnitt aller MOEL. Der prosperierendste<br />

Sektor sind die Dienstleistungen, welche mit 58% den zweithöchsten Anteil an der BWS nach den<br />

Städten (Typ E) aufweisen. In 40% der Regionen des Typs C beträgt der Anteil der Dienstleistungen<br />

sogar über 60%. Dazu gehören eher touristische Regionen wie die polnische Ostseeküste,<br />

Masuren oder die Hohe Tatra, aber auch Regionen mit großen Städten wie Kauno oder Klaipedos<br />

in Litauen. In Kauno ist der Anteil der Dienstleistungen zwischen 1995 und 1999 um 9%-Punkte<br />

gewachsen, in vielen polnischen und slowakischen Regionen um über 6%-Punkte.


<strong>IAMO</strong> 31<br />

<strong>IAMO</strong> 31<br />

Quelle: NETWORK O� INDEPENDENT AGRICULTURAL EXPERTS IN THE CEE CANDIDATE COUNTRIES (2003).<br />

Karte 2:<br />

Ergebnis der Clusteranalyse:<br />

�ünf Regionstypen


32 <strong>IAMO</strong><br />

Typ D: Industriell geprägte<br />

Regionen mit leicht<br />

überdurchschnittlichem<br />

Einkommen<br />

Typ E: Hauptstadtregionen<br />

und andere große Städte<br />

mit hohem Einkommen<br />

Typisierung als<br />

Ausgangspunkt für tiefer<br />

gehende Analysen<br />

Das Hauptmerkmal des Regionstyps D ist der hohe Anteil der Industrie an der BWS mit durchschnittlich<br />

45,9%, während die Anteile von Landwirtschaft (9,2%) und Dienstleistungen (44,9%)<br />

eher gering sind. Diese Gruppe enthält sowohl Regionen mit langer industrieller Tradition – wie<br />

in der Tschechischen Republik – als auch Industrieregionen, die insbesondere während der<br />

sozialistischen Zeit entstanden sind – wie in Bulgarien. Sie sind häufig monostrukturiert, in einem<br />

schwierigen Diversifizierungs- und Modernisierungsprozess und haben teilweise große Umweltprobleme.<br />

Die Umstrukturierung bewirkt hohe lokale Arbeitslosenraten, wofür das Altindustriegebiet<br />

Oberschlesien in Südpolen mit einem Wert um 25% ein Beispiel ist. Treten geringe Arbeitslosenraten<br />

unter dem Gruppendurchschnitt von 10,0% auf, ist dies wahrscheinlich durch die Größe der<br />

Regionen bedingt, die nicht nur lokal konzentrierte Industriegebiete, sondern auch große landwirtschaftlich<br />

geprägte Gebiete umfassen. Darüber hinaus sind in Rumänien die Arbeitslosenraten<br />

generell niedrig aufgrund der geringen Anreize, sich arbeitslos zu melden, der hohen Bedeutung<br />

kleiner landwirtschaftlicher �amilienbetriebe für die Beschäftigung und Maßnahmen wie verkürzten<br />

Arbeitszeiten. Einige Gebiete – z.B. Gliwice im Westen Oberschlesiens – zeigen in mancher<br />

Hinsicht bereits eine positive Entwicklung. Unternehmensneugründungen, ausländische Direktinvestitionen<br />

und der Ausbau von Autobahnen und Bildungsinfrastruktur haben dazu beigetragen.<br />

Allgemein besitzen industriell geprägte Regionen eine höhere Bevölkerungsdichte, eine<br />

bessere Infrastruktur, ein höheres Bildungsniveau und Einkommen (8,895 KKS) als agrarisch<br />

geprägte Regionen.<br />

Der letzte Regionstyp E umfasst mit den großen Städten die Gewinner des Transformationsprozesses.<br />

Sie besitzen ein hohes, wachsendes Einkommen von durchschnittlich 15.757 KKS,<br />

einen hohen Dienstleistungsanteil an der BWS von 71,8% (MOEL: 59,1%) und eine eher geringe<br />

Arbeitslosenrate von 9,0%. Die Infrastruktur kann als vergleichsweise gut bezeichnet werden<br />

und in der Ansiedlung von ausländischen Direktinvestitionen waren die Städte im Gegensatz zu<br />

anderen Regionen relativ erfolgreich. In der Slowakei und in Ungarn wurden beispielsweise<br />

Mitte der neunziger Jahre bis zu zwei Drittel des ausländischen Kapitals in der jeweiligen Hauptstadtregion<br />

investiert. Die Unterschiede zwischen Städten und ländlichen Regionen im BIP pro Kopf<br />

haben sich in den meisten MOEL in den letzten Jahren verschärft – besonders ausgeprägt in<br />

Polen und Lettland. Dieser Anstieg der Disparitäten ist nicht auf eine absolute Abnahme des<br />

Einkommens in den ländlichen Regionen zurückzuführen, sondern auf das starke Wachstum in<br />

den Hauptstädten, mit dem die ärmeren Regionen nicht Schritt halten konnten. Trotz dieses<br />

Wachstums sind die Städte jedoch auch mit Problemen konfrontiert. In Budapest sind zum Beispiel<br />

Schwierigkeiten mit lange vernachlässigten Altbaubeständen in der Innenstadt oder eine wachsende<br />

sozialräumliche Polarisierung zu beobachten. Suburbanisierungsprozesse nehmen zu,<br />

von denen das Umland der Städte profitiert.<br />

Mit dieser Gruppierung in fünf Typen wurde eine Einstufung der Regionen nach demographischen<br />

und sozioökonomischen Kriterien erreicht. Andere Indikatoren können zu anderen Gruppenzuordnungen<br />

führen. Das Ergebnis bestätigt, dass von dem ländlichen Raum nicht gesprochen<br />

werden kann und Pauschalurteile wie Überalterung nicht zutreffen. Die Typisierung bietet erste<br />

Orientierungspunkte für die Politik zur Ausarbeitung von Leitlinien für die Entwicklung ländlicher


<strong>IAMO</strong> 33<br />

<strong>IAMO</strong> 33<br />

Räume. So sollten beispielsweise Bildungsmaßnahmen an die jeweilige Altersstruktur angepasst<br />

werden oder in noch stark agrarisch geprägten Regionen insbesondere der notwendige Strukturwandel<br />

unterstützt werden. �ür differenzierte Politikempfehlungen erweisen sich tiefer gehende<br />

Analysen als notwendig, wobei es sinnvoll ist, diese für einzelne Länder durchzuführen. Damit<br />

werden die großen Entwicklungsunterschiede in der Grundgesamtheit vermieden, die hier zwischen<br />

den MOEL deutlich wurden, und bessere Voraussetzungen geschaffen, auf spezielle<br />

Problemlagen einzugehen. Zusätzlich verfügbare Daten für eine weitere Differenzierung der<br />

Regionstypen wären wünschenswert, z.B. zur Betriebsstruktur der Landwirtschaft, natürlichen<br />

Standortbedingungen, Infrastruktur oder Beschäftigung. Außerdem ist die Verwendung einer<br />

niedrigeren regionalen Ebene erstrebenswert, in der die Regionen eine größere interne Homogenität<br />

aufweisen. Eine wichtige zukünftige �orschungsaufgabe wird darüber hinaus sein, die<br />

durchgeführten regionalpolitischen Maßnahmen zu evaluieren und die Auswirkungen auf verschiedene<br />

Regionstypen zu untersuchen.<br />

NETWORK O� INDEPENDENT AGRICULTURAL EXPERTS IN THE CEE CANDIDATE COUNTRIES (2003): The �uture of Rural Areas<br />

in the Candidate Countries, Halle (Saale).<br />

WEINGARTEN, P., BAUM, S. (2003): Current situation and future prospects of rural areas in the Central and East<br />

European Candidate Countries, Beitrag zur Konferenz der slowenischen und der österreichischen Gesellschaften<br />

der Agrarökonomen, 18.-19.09.2003, Ljubljana/Slowenien.<br />

�amilienbetrieb in den Masuren<br />

Weiterführende Literatur


34 <strong>IAMO</strong><br />

Ländliche Gebiete in Niederschlesien/Polen


<strong>IAMO</strong> 35<br />

<strong>IAMO</strong> 35<br />

Nach der Erweiterung = vor der Erweiterung:<br />

Kroatien auf dem Weg in die Europäische Union<br />

PETER WEINGARTEN<br />

Im Zuge der oftmals als historisch bezeichneten Osterweiterung treten der Europäischen Union<br />

zum 1. Mai 2004 Estland, Lettland, Litauen, Polen, die Tschechische Republik, die Slowakei,<br />

Ungarn und Slowenien sowie außerdem die beiden Mittelmeerländer Malta und Zypern bei. Die<br />

EU-15 vergrößert sich damit um zehn Mitgliedstaaten zur EU-25. Diese wird als solche aber nur<br />

kurze Zeit Bestand haben: Allgemein wird erwartet, dass Bulgarien und Rumänien 2007 in die<br />

Union aufgenommen werden. Hoffnungen auf diesen Beitrittstermin macht sich auch Kroatien, das<br />

am 21. �ebruar 2003 einen Aufnahmeantrag gestellt hat. Wie der Europäische Rat seit Juni 2000<br />

bereits mehrfach betont hat, betrachtet er die Länder des Westbalkans (neben Kroatien sind dies<br />

Albanien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien sowie Serbien und Montenegro) als potentielle<br />

Beitrittskandidaten, deren Zukunft in der EU liegt. Über die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen<br />

mit der Türkei, die bereits 1987 einen solchen Antrag eingereicht und seit 1999 den Status eines<br />

Kandidatenlandes hat, wird der Europäische Rat Ende 2004 entscheiden.<br />

Nachdem sich Kroatien 1991 von Jugoslawien unabhängig erklärt hatte, war es in den folgenden<br />

Jahren in die Kriegsgeschehnisse in dieser Region einbezogen, die für Kroatien mit dem �riedensabkommen<br />

von Dayton 1995 beendet wurden. Unter dem autoritären Regime von TUDJMAN blieb<br />

Kroatien international isoliert. Dies änderte sich mit dem Regimewechsel 1999/2000. Seitdem hat<br />

das Land in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht beachtliche �ortschritte erzielt. So wurde es im<br />

Jahr 2000 in die NATO-Initiative „Partnerschaft für den �rieden“ einbezogen und trat der<br />

Welthandelsorganisation WTO bei. Außerdem gehört es dem Stabilitätspakt für Südosteuropa an<br />

und schloss 2001 ein Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit der EU. (Dieses wurde<br />

allerdings bisher von Großbritannien und den Niederlanden mit der Begründung, Kroatien arbeite<br />

nur unzureichend mit dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zusammen, noch nicht ratifiziert.)<br />

Im Dezember 2002 verabschiedete die kroatische Regierung ihr erstes jährliches „Nationales<br />

Programm für die Integration Kroatiens in die EU“ und hofft, bis Ende 2006 die Kriterien für<br />

eine Aufnahme in die Union zu erfüllen. In ihrem Jahresbericht 2003 zum Stabilisierungs- und<br />

Assoziierungsprozess Kroatiens würdigt die Europäische Kommission dieses ehrgeizige Programm<br />

und die bisher unternommenen Anstrengungen zu dessen Umsetzung.<br />

Kroatien ist mit 4,4 Millionen Einwohnern und einer Gesamtfläche von rund 56.500 km2 , von<br />

denen 56% landwirtschaftlich genutzt werden, ein relativ kleines Land (s. Tabelle 1). Von der<br />

Einwohnerzahl liegt es damit im EU-25-Vergleich zwischen Litauen und �innland. Die landwirtschaftliche<br />

�läche entspricht etwa der von Schweden oder Österreich. Verglichen mit den übrigen<br />

Staaten Südosteuropas steht Kroatien in wirtschaftlicher Hinsicht recht gut da. 2001 betrug das<br />

kroatische Bruttoinlandsprodukt pro Kopf knapp 8.000 USD (ausgedrückt in Kaufkraftstandards,<br />

KKS) oder 34% des Vergleichswertes für die EU-15. In Bosnien und Herzegowina, Rumänien<br />

und Bulgarien lag es dagegen nur bei rund 6.000 USD KKS. Im Vergleich zu diesen Ländern<br />

kommt der Landwirtschaft in Kroatien auch nur eine geringere gesamtwirtschaftliche Bedeutung<br />

Von der EU-15<br />

über die EU-25 zur EU-27+<br />

Ziel:<br />

Beitrittsreife bis<br />

Ende 2006<br />

Hohes<br />

Pro-Kopf-Einkommen<br />

für südosteuropäische<br />

Verhältnisse


36 <strong>IAMO</strong><br />

Tabelle 1:<br />

Kenngrößen für Kroatien<br />

und andere Länder<br />

Südosteuropas sowie der<br />

EU-15 im Jahr 2001<br />

zu. Allerdings liegt der Anteil dieses Sektors am Bruttoinlandsprodukt mit 9,1% im Jahr 2001 und<br />

einem Anteil von Land- und �orstwirtschaft an der Gesamtbeschäftigung mit 7,5% deutlich höher<br />

als im Durchschnitt der EU-15, für die die entsprechenden Werte 2,1% bzw. 4,3% betragen.<br />

Im Gegensatz zum nördlichen Nachbarland Slowenien weist die Landwirtschaft in Kroatien wie in<br />

vielen anderen Ländern Mittel- und Osteuropas eine duale Betriebsstruktur auf. Etwa vier �ünftel<br />

der �läche entfällt auf Kleinbetriebe, die in der Regel nur wenige Hektar bewirtschaften und nur<br />

geringe Mengen für den Markt produzieren. Rund ein �ünftel der �läche wird von staatlichen<br />

Agrarkombinaten genutzt. Wichtige landwirtschaftliche Erzeugnisse sind Getreide (19% des sektoralen<br />

Produktionswertes im Durchschnitt der Jahre 1999/2000), Gemüse (17%), Wein und Obst<br />

(jeweils 12%) und Schweinefleisch (11%). Betrachtet man die durchschnittliche Produktivität am<br />

Beispiel der Getreideproduktion und der Milcherzeugung, ergibt sich kein einheitliches Bild. Der<br />

mittlere Getreideertrag lag im Zeitraum 2000 bis 2002 mit 46,3 dt/ha deutlich über dem südosteuropäischen<br />

Niveau und erreichte 82% des Vergleichswertes der EU-15. Die Milchleistung pro<br />

Kuh von rund 2.600 kg war zwar höher als in einigen der übrigen Länder dieser Region, betrug<br />

aber nur 44% des EU-15-Durchschnittes.<br />

Kroatien<br />

Slowenien<br />

Bosnien und<br />

Herzegowina<br />

�läche (1.000 km 2 ) 56,5 20,3 51,2 238,4 110,9 28,8 3.242,6<br />

Einwohner (Mio.) 4,4 2,0 4,1 22,4 7,9 3,1 377,2<br />

Bruttoinlandsprodukt (BIP)<br />

pro Kopf (USD KKS)<br />

Anteil der Landwirtschaft<br />

am BIP (%)<br />

Anm.: 1) 2) 2000. Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2002.<br />

Quellen: �AOSTAT (2003), B�AI (2003), EUROSTAT (2003): Statistische Jahrbücher der Länder (versch. Jgg.),<br />

OECD (2002), World Bank (2003).<br />

Rumänien<br />

Bulgarien<br />

Albanien<br />

EU-15<br />

7.982 16.100 1) 5.970 6.125 1) 5.990 3.680 23.180<br />

9,1 3,3 14,8 13,4 12,1 51,0 2,1<br />

Agrarquote (%) 7,5 9,8 n.v. 40,8 1) 25,8 71,9 1) 4,3<br />

Landwirtschaftliche �läche<br />

(Mio. ha)<br />

3,1 0,5 1,9 14,9 6,3 1,1 140,3<br />

Getreideproduktion (Mio. t) 2) 3,3 0,5 1,1 14,5 6,1 0,5 211,6<br />

Getreideertrag (dt/ha) 2) 46,3 48,4 27,7 25,2 30,8 29,6 56,3<br />

Milchleistung (kg/Kuh) 2) 2.637 4.497 1.736 2.537 3.167 1.908 6.022


<strong>IAMO</strong> 37<br />

<strong>IAMO</strong> 37<br />

Die große Bedeutung der Subsistenzproduktion zeigt, dass die institutionellen und ökonomischen<br />

Rahmenbedingungen weiter verbessert werden sollten, um die Vorteile von Arbeitsteilung und<br />

Spezialisierung ausnutzen zu können. Die Entwicklung einer wettbewerbsfähigen Landwirtschaft<br />

wird durch mehrere �aktoren erschwert, die typisch für Transformationsländer sind, im �alle<br />

Kroatiens durch die Kriegsgeschehnisse zu Beginn der neunziger Jahre zum Teil aber verschärft<br />

werden. Marktwirtschaftliche Institutionen sind vielfach nach wie vor noch nicht ausreichend<br />

entwickelt. Der Kapitalbedarf zur Modernisierung der Landwirtschaft, aber auch der Ernährungsindustrie<br />

ist hoch, gleichzeitig fehlen funktionierende Kreditmärkte. Ein Wettbewerbshemmnis stellen<br />

auch die kleinbetriebliche Struktur und die starke Landfragmentierung dar, insbesondere da<br />

ein Bodenmarkt kaum vorhanden ist. Die Konkurrenzfähigkeit der kroatischen Landwirtschaft wird<br />

auch durch die geringe Wettbewerbsfähigkeit der vor- und nachgelagerten Sektoren negativ<br />

beeinflusst.<br />

Die Agrarpolitik in Kroatien ist gekennzeichnet durch die Vorbereitung auf einen Beitritt zur Europäischen<br />

Union und die Umsetzung der gegenüber der WTO eingegangenen Verpflichtungen.<br />

Die Ziele der kroatischen Agrarpolitik entsprechen weitgehend denen der Gemeinsamen Agrarpolitik<br />

der EU. Sie sind in dem 2001 verabschiedeten Landwirtschaftsgesetz festgelegt. Die kroatische<br />

Regierung stützt die Einkommen der Landwirte durch Mindestpreise für Weizen. Zudem<br />

werden Betriebsmittel wie Düngemittel oder zertifiziertes Saatgut subventioniert. 1999 wurde das<br />

System der Agrarsubventionen reformiert, um es mit den Anforderungen der WTO in Übereinstimmung<br />

zu bringen. Die Mittel für Marktpreisstützungen wurden reduziert und im Gegenzug Direktzahlungen<br />

in �orm von �lächen- und Tierprämien eingeführt.<br />

In den letzten Jahren hat Kroatien seine vormals protektionistische Außenhandelspolitik zunehmend<br />

liberalisiert. Kernelemente dieser Politik sind der Beitritt zur WTO, das Stabilisierung- und<br />

Assoziierungsabkommen mit der EU und eine Reihe von bilateralen Handelsvereinbarungen im<br />

Rahmen des Stabilitätspaktes für Südosteuropa und der mitteleuropäischen �reihandelszone<br />

CE�TA. Die derzeit angewendeten �reihandelsabkommen erfassen rund 80% des kroatischen<br />

Außenhandels mit Agrar- und Ernährungsgütern.<br />

Im Rahmen des WTO-Beitritts verpflichtete sich Kroatien, sein aggregiertes Stützungsniveau<br />

(„aggregate measure of support“, AMS) von 168 Mio. € schrittweise bis 2004 auf 134 Mio. € zu<br />

begrenzen und auch weiterhin keine Exportsubventionen zu gewähren. Mit dem Beitritt reduzierte<br />

es den durchschnittlichen Importzoll für Agrarprodukte von 34% auf 25% (zum Vergleich: für<br />

Industriegüter wurde der Durchschnittszoll von 9,7% auf 6,5% gesenkt). Weitere Kürzungen sind<br />

vereinbart. Nach einer siebenjährigen Übergangsperiode wird auf Agrareinfuhren im Durchschnitt<br />

ein Zollsatz von 16,4% erhoben.<br />

Als Bestandteil ihrer Stabilisierungspolitik für Südosteuropa gewährt die EU Kroatien seit 2002 für<br />

Agrarprodukte einen zollfreien Zugang zum Binnenmarkt. Ausgenommen sind lediglich Wein und<br />

bestimmte �isch- und Rindfleischprodukte. Kroatien darf Importe aus der EU dagegen nach wie<br />

vor mit einem Zoll belegen. Während der durchschnittliche Importzoll 1999/2000 noch bei 39%<br />

lag, wird er 2005 nur noch 13% betragen.<br />

Wettbewerbshemmnisse<br />

für Kroatiens<br />

Landwirtschaft<br />

Agrarpolitik:<br />

Steigende Bedeutung<br />

von Direktzahlungen<br />

Zunehmende<br />

Handelsliberalisierung<br />

�reier Zugang<br />

zum EU-Markt


38 <strong>IAMO</strong><br />

�reihandelsabkommen in<br />

Südosteuropa<br />

Abbildung 1:<br />

Aggregierte Importzölle für<br />

Agrar- und Ernährungsgüter<br />

<strong>IAMO</strong>-Studie zur<br />

Handelsliberalisierung<br />

Der Stabilitätspakt für Südosteuropa wurde 1999 von mehr als 40 Ländern und Organisationen<br />

ins Leben gerufen, um die Staaten dieser Region dabei zu unterstützen, �rieden, Demokratie,<br />

Achtung der Menschenrechte und eine prosperierende wirtschaftliche Entwicklung zu erreichen.<br />

Eine wichtige Bedeutung kommt hierbei der Schaffung von freiem Handel im westlichen Balkan<br />

zu. Anfang 2003 waren die Verhandlungen über 21 bilaterale �reihandelsabkommen zwischen<br />

den Stabilitätspaktländern Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Mazedonien,<br />

Rumänien sowie Serbien und Montenegro abgeschlossen. Mit der erst später dem Stabilitätspakt<br />

beigetretenen Republik Moldau dauern<br />

die Verhandlungen dagegen<br />

noch an. Seit März 2003 gehört Kroatien<br />

wie Polen, die Tschechische<br />

Republik, Ungarn, Slowenien, Bulgarien<br />

und Rumänien der CE�TA an.<br />

Hierbei arbeitete das Institut mit<br />

kroatischen Experten aus dem<br />

Landwirtschaftsministerium, der<br />

Handelskammer und dem Zagreber<br />

Institut für internationale Beziehungen<br />

zusammen. Die quantitative<br />

Analyse erfolgte mit einem partialen<br />

Gleichgewichtsmodell, das<br />

den Agrar- und Ernährungssektor<br />

Kroatiens und die bilateralen<br />

Handelsströme mit der EU-<br />

15, Bosnien und Herzegowina,<br />

Slowenien, Ungarn und dem Aggregat<br />

„Rest der Welt“ abbildet.<br />

In einer vom kroatischen Ministerium<br />

für Europäische Integration initiierten<br />

Studie hat das <strong>IAMO</strong> mit finanzieller<br />

und organisatorischer Unterstützung<br />

der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />

(GTZ) die Auswirkungen<br />

der Handelsliberalisierung auf<br />

den Agrar- und Ernährungssektor<br />

Kroatiens untersucht.<br />

Anm.: �ür 2002 und 2005 mit den Importmengen des Durchschnitts<br />

der Jahre 1999/2000 gewichtet.<br />

Quelle: WEINGARTEN et al. (2002).


<strong>IAMO</strong> 39<br />

<strong>IAMO</strong> 39<br />

Abbildung 1 zeigt für das den Analysen zugrunde liegende Basisjahr 1999/2000 und die<br />

Simulationsjahre 2002 und 2005 zum einen die aggregierten Importzölle Kroatiens auf Einfuhren<br />

von Agrar- und Ernährungsgütern aus diesen Ländern. Zum anderen sind die entsprechenden<br />

Zölle der Handelspartner für Importe kroatischer Güter dargestellt, basierend auf den derzeitigen<br />

Handelsabkommen und den gehandelten Mengen des Basisjahres. Nach dem Beitritt von Slowenien<br />

und Ungarn zur EU gelten für diese Länder allerdings die Zölle der EU.<br />

Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass die kroatische Regierung ihre Politik der Marktöffnung<br />

fortsetzen sollte. So ist zu erwarten, dass im Bereich des Agrar- und Ernährungssektors<br />

die Vorteile für die Verbraucher die Nachteile für die landwirtschaftlichen Erzeuger und den<br />

Verlust an Zolleinnahmen überkompensieren werden. Die Modellanalysen zeigen aber auch,<br />

dass die untersuchten Handelsabkommen, die zu einer Zunahme sowohl der Importe als auch<br />

der Exporte führen, die existierenden Probleme der Land- und Ernährungswirtschaft Kroatiens<br />

wahrscheinlich weder extrem verstärken noch deutlich verringern können. Die Handelsliberalisierung<br />

verbessert den Zugang für kroatische Unternehmen der Ernährungsindustrie zu<br />

internationalen Märkten. Dies kann es ihnen ermöglichen, Größenvorteile zu realisieren, die bei<br />

einer ausschließlichen Produktion für den (kleinen) heimischen Markt nicht erzielbar wären.<br />

Andererseits setzt sie die Unternehmen zudem einem größeren Wettbewerbsdruck aus. Dies wird<br />

zwar zu einem Ausscheiden unrentabler Betriebe führen, mittelfristig aber auch die Effizienz des<br />

Ernährungssektors erhöhen. Neben der Reduzierung von Importzöllen sollte auch die Verringerung<br />

nichttarifärer Handelshemmnisse ein wichtiges Ziel der Handelspolitik sein. �ür die Vorbereitung<br />

auf den EU-Beitritt kommt der Harmonisierung der Qualitäts- und Verbraucherschutzstandards<br />

eine große Bedeutung zu.<br />

Bi- und multilaterale Handelsabkommen stellen eine Art supranationaler vertraglicher Regelungen<br />

oder Institutionen dar. Diese können die interne und internationale politische Glaubwürdigkeit<br />

erhöhen und die Gefahr abrupter Politikänderungen verringern. Damit erleichtern sie langfristige<br />

Planungen von Wirtschaftsunternehmen, was zu einer effizienteren heimischen Produktion und<br />

einer verstärkten Investitionstätigkeit, auch von ausländischen Kapitalgebern, beitragen kann.<br />

Um zukünftig dem Wettbewerbsdruck innerhalb der EU standhalten zu können, sind weitere<br />

Anstrengungen notwendig. In der Landwirtschaft ist ein Strukturwandel hin zu leistungsfähigeren,<br />

größeren Betrieben unerlässlich. Wie schnell dieser Wandel vonstatten gehen wird, hängt maßgeblich<br />

von den außerlandwirtschaftlichen Erwerbsmöglichkeiten und damit der Abwanderung<br />

von Arbeitskräften aus dem Agrarsektor ab. Hier setzt Kroatien große Hoffnungen darin, sein<br />

touristisches Potential zukünftig verstärkt auszuschöpfen.<br />

�ür das �rühjahr 2004 wird die Stellungnahme der Kommission zum Aufnahmeantrag Kroatiens<br />

erwartet. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass Kroatien dann in der Mitte des nächsten<br />

Jahres offiziell als Kandidatenland anerkannt wird und Beitrittsverhandlungen begonnen werden.<br />

Unterstellt man, dass diese mindestens zwei Jahre dauern, erscheint ein Abschluss vor Mitte 2006<br />

wenig wahrscheinlich. Die Verhandlungen mit den zehn zum 1. Mai 2004 beitretenden Ländern<br />

wurden im Dezember 2002 beendet. Es ist daher realistisch, vom Ende der Verhandlungen über<br />

die Unterzeichnung des Beitrittsvertrages und dessen Ratifzierung durch alle EU-Mitgliedstaaten,<br />

Vorteile durch<br />

Handelsliberalisierung<br />

Strukturwandel<br />

in der Landwirtschaft<br />

unerlässlich<br />

EU-Beitritt:<br />

2007 zu optimistisch,<br />

2008 realistisch?


40 <strong>IAMO</strong><br />

Weiterführende Literatur<br />

das Europäische Parlament und Kroatien bis zur tatsächlichen Aufnahme in die Union etwa<br />

eineinhalb Jahre zu veranschlagen. Damit ist es nur schwer vorstellbar, dass Kroatien bereits<br />

2007 Mitglied der EU werden kann. Dies scheint frühestens 2008 möglich zu sein. Kroatien ist<br />

heute auf seinem Weg in die Europäische Union bereits weiter fortgeschritten, als dies noch vor<br />

wenigen Jahren vorstellbar war, und dass es diesen Weg auch erfolgreich zu Ende gehen wird,<br />

dies scheint gewiss zu sein.<br />

WEINGARTEN, P., �ROHBERG, K., WINTER, E., SCHREIBER, C. (2002): Quantitative Analysis of the Impact of Croatia’s<br />

Agricultural Trade Policy on the Agri-�ood Sector, �orschungsbericht für das Ministerium für Landwirtschaft<br />

und �orsten Kroatiens, erstellt im Rahmen des GTZ-Projektes „Wirkungsanalyse Agrar- und Ernährungswirtschaft<br />

(EU- und WTO-Beitritt)“, Halle (Saale), unveröffentlicht. Kroatische Übersetzung verfügbar unter<br />

dem Titel „Kvantitativna analiza uèinaka hrvatske politike poljoprivredne trgovine na agrarno-prehrambeni<br />

sektor“.<br />

Blühende Sonnenblumen


<strong>IAMO</strong> 41<br />

<strong>IAMO</strong> 41<br />

Die aktuellen WTO-Agrarverhandlungen im Rahmen der<br />

Doha-Runde und die europäische Agrarpolitik<br />

ILDIKO LAJTOS UND INNA LEVKOVYCH<br />

Seit der Gründung des Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommens (GATT) 1947 wird auf multilateraler<br />

Ebene versucht, durch graduellen Zollabbau und die Reduzierung nicht-tarifärer Handelshemmnisse<br />

ein freies Welthandelssystem zu schaffen. Die Bemühungen um eine Liberalisierung<br />

der Märkte beruhen entsprechend der Theorie des Außenhandels auf den Erkenntnissen, dass<br />

�reihandel zu einer effizienten Allokation der Ressourcen führt und die wirtschaftliche Wohlfahrt<br />

eines Landes bzw. der gesamten Welt erhöht. Die Intensivierung des Handels ist treibende Kraft<br />

für das Wachstum der Weltwirtschaft.<br />

Seit dem 1.1.1995 führt die WTO (World Trade Organization) das GATT-Übereinkommen als<br />

dessen organisatorische Nachfolgerin fort. Als einzige international anerkannte Vertragsinstitution<br />

legt die WTO die Regeln im Welthandel fest und schlichtet bei Streitigkeiten über deren Anwendung.<br />

Wesentliches Ziel der WTO ist der möglichst umfassende Abbau aller Hemmnisse, die den<br />

weltweiten Handelsverkehr behindern. Die WTO hat inzwischen 148 Mitglieder, wobei die Europäische<br />

Kommission die gemeinsame Position aller 15 bzw. 25 EU-Mitglieder „una voce“ vertritt.<br />

Die Liberalisierung der Agrarmärkte ist weniger weit fortgeschritten als die der Industriegüter. Die<br />

Landwirtschaft ist ein traditionell stark reglementierter Wirtschaftssektor und wurde lange Zeit von<br />

den multilateralen Liberalisierungsverhandlungen im Rahmen des GATT ausgeschlossen. Vor<br />

allem die gemeinsame europäische Agrarpolitik (GAP) hat in der Vergangenheit der Öffnung der<br />

Agrarmärkte Steine in den Weg gelegt.<br />

Im Rahmen der GAP hat die EU mit dem Ziel der Erhöhung der Produktivität der Landwirtschaft,<br />

der Gewährleistung einer angemessenen Lebenshaltung der landwirtschaftlichen Bevölkerung<br />

sowie der Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung zu angemessenen Preisen (Art. 39<br />

des EWG-Vertrages) in der Vergangenheit einen hoch protektionierten Binnenmarkt aufgebaut.<br />

Die Zölle für Agrarprodukte liegen in der Union im Durchschnitt bei 62%, wobei es deutliche<br />

Unterschiede der Zollhöhe zwischen sensiblen und weniger sensiblen Produkten gibt. Obwohl<br />

die EU in den letzten Jahren die Mittel für Exportsubventionen deutlich reduziert hat, lagen sie im<br />

Jahr 2000 bei 5 Mrd. USD. Diese vom Staat gewährten finanziellen Unterstützungen für Exporte<br />

erhöhen künstlich die Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Produzenten gegenüber den Konkurrenten<br />

auf den Exportmärkten. Aufgrund der Größe der EU hat dies starke Handelsverzerrungen<br />

auf den internationalen Märkten hervorgerufen und die Weltagrarpreise beeinflusst.<br />

Ein weiteres wichtiges Instrument der GAP sind die internen Unterstützungsmaßnahmen,<br />

die nach dem 3-Boxensystem zu klassifizieren sind. Zu den „amber-box“-Maßnahmen zählen die<br />

produktionsgebundenen und handelsverzerrenden Preisstützungen, zu den „blue-box“ Maßnahmen<br />

die staatlichen Direktzahlungen, die keine bzw. nur geringe Handelsverzerrungen verursachen<br />

(z.B. Tier- und �lächenprämien) und zu den „green-box“-Maßnahmen zählen staatliche<br />

Hilfen, die weder an die Produktion gekoppelt sind noch handelsverzerrende Wirkung haben<br />

(z.B. Strukturanpassungshilfen, Agrarumweltprogramme, Regionalbeihilfeprogramme,<br />

Welthandelssystem<br />

Die europäische Agrarpolitik


42 <strong>IAMO</strong><br />

Abbildung 1:<br />

Prozentuale PSE<br />

für ausgewählte Länder<br />

Erste Liberalisierungsverpflichtungen<br />

und<br />

tatsächliches Protektionsniveau<br />

Nahrungsmittelhilfen). Entsprechend dieser Boxenklassifikation der WTO verteilen sich in der EU<br />

die gesamten internen Unterstützungszahlungen auf ca. 54% amber-box- und zu ca. je einem<br />

Viertel auf blue- und green-box-Maßnahmen. Diese �orm der EU-Agrarpolitik führt zu starken<br />

Haushaltsbelastungen (2003 wurden für die GAP 45% des EU-Haushaltes in Anspruch genommen)<br />

und aufgrund der starken Handelsverzerrungen zu internationalen Handelskonflikten.<br />

Anm.: * Die Angaben des ersten Balkens beziehen sich auf 1991-1993.<br />

Quelle: Eigene Darstellung nach OECD (2003): Agricultural Policies in OECD Countries, Paris.<br />

Ein erster �ortschritt in Richtung Liberalisierung der Agrarmärkte gelang nach dem langen<br />

Verhandlungsmarathon der Uruguay-Runde (1986-1994) mit der Einigung auf ein erstes multilaterales<br />

Landwirtschaftabkommen (Agreement of Agriculture; AoA). Mit diesem wurden<br />

Reduktionsverpflichtungen für Exportsubventionen und interne landwirtschaftliche Stützungen<br />

sowie die Verbesserung des Zuganges der Agrarmärkte beschlossen. Dieses Agrarabkommen<br />

kann dahingehend als Erfolg gewertet werden, als dass es erstmals gelungen ist, den Agrarsektor<br />

in das Welthandelssystem einzubeziehen. Trotz dieses Agrarabkommens fällt aber der<br />

effektive Abbau der Wettbewerbsverzerrungen noch zu gering aus, die Barrieren im Handel mit<br />

Agrargütern sind noch übermäßig. Zur Messung der landwirtschaftlichen Protektion kann das<br />

von der OECD entwickelte PSE (Producer Support Estimate) herangezogen werden, welches<br />

als Absolutbetrag dem Bruttotransfer entspricht, der von den Konsumenten und Steuerzahlern<br />

zur Unterstützung landwirtschaftlicher Erzeuger geleistet wird. Als Indikator schließt das PSE alle<br />

Politikmaßnahmen unabhängig von ihrer Art, ihren Zielen und Auswirkungen auf die landwirtschaftliche<br />

Erzeugung und Einkommen ein. In Abbildung 1 ist das prozentuale PSE (Anteil der


<strong>IAMO</strong> 43<br />

<strong>IAMO</strong> 43<br />

Transfers an den gesamten landwirtschaftlichen Erträgen) für ausgewählte Länder angegeben.<br />

Nach dem Ausmaß der gesamten Protektion über alle Produkte hinweg nimmt die EU mit 34%<br />

PSE hinter der Schweiz und Japan einen Spitzenplatz ein. Es ist zu beachten, dass einige wenige<br />

Produkte stark und andere kaum unterstützt werden. So betrug das prozentuale PSE in der EU<br />

2001 für Rindfleisch 73%, für Zucker 44%, für Getreide 46% und für Milch 41%, während<br />

beispielsweise das PSE für Schweinefleisch nur 20% betrug. Gerade diese unterschiedlichen<br />

Stützungsniveaus zwischen den Produkten innerhalb der EU, aber auch zwischen den Ländern<br />

(das prozentuale PSE beträgt in Neuseeland lediglich 1%) sind ursächlich für die verzerrten<br />

Handelsströme. Es ist weiterhin festzustellen, dass die Werte der prozentualen PSE, trotz multilateralen<br />

Landwirtschaftsabkommens, im Zeitraum von 1986/88 bis 2001 zum größten Teil nur<br />

geringfügig gesunken sind. Es ist aber darauf hinzuweisen, dass die EU seit Ende der 80er Jahre<br />

ihre Exportsubventionen reduziert und dadurch die Handelsverzerrungen abgenommen haben.<br />

Außerdem ist eine Abkehr der Einkommensstützung durch Preisstützung hin zu einer Stützung<br />

durch interne Direktzahlungen in der EU zu verzeichnen.<br />

Da schon während der Uruguay-Runde die Notwendigkeit für weitere Verhandlungen erkannt<br />

wurde, hat man die Wiederaufnahme der Gespräche für den Agrarbereich formal festgeschrieben.<br />

In Artikel 20 AoA verpflichteten sich die Mitgliedstaaten der WTO, die Verhandlungen für eine<br />

Weiterentwicklung der Landwirtschaftsliberalisierung im Jahr 2000 aufzunehmen. Mit der Einleitung<br />

der Doha-Runde (2001) sind die Agrarverhandlungen auch Teil der 9. Handelsrunde<br />

geworden. Entsprechend der Ministererklärung von Doha ist „das langfristige Ziel die Etablierung<br />

einer fairen und marktorientierten Handelsordnung durch ein fundamentales Reformprogramm,<br />

das verschärfte Regeln und spezifische Verpflichtungen bei der Stützung und beim Schutz der<br />

Märkte umfasst, um Beschränkungen und Verzerrungen der Weltagrarmärkte zu korrigieren und<br />

zu vermeiden.“ (Ministerial Declaration, Art. 13). Dafür ist eine substantielle Verbesserung des<br />

Marktzuganges sowie die Senkung bzw. das Auslaufen sämtlicher �ormen von Exportsubventionen<br />

und die weitere Reduktion der handelsverzerrenden internen Stützung nötig .<br />

Im Herbst 1999 einigte sich der Rat der EU auf eine gemeinsame Linie für die anstehenden WTO-<br />

Verhandlungen. Es wurde betont, dass es angesichts des multifunktionalen Charakters der europäischen<br />

Landwirtschaft und der Rolle, welche die Landwirtschaft für Wirtschaft, Umwelt und<br />

Gesellschaft spielt, von grundlegender Bedeutung sei, die Zukunft des europäischen Modells der<br />

Landwirtschaft als Wirtschaftssektor und als Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung zu sichern.<br />

Im Verhandlungsvorschlag der EU wird die Bedeutung der weiteren Liberalisierung des<br />

Agrarhandels und dessen Ausweitung als Beitrag zu einem stetigen und nachhaltigen Wirtschaftswachstum<br />

anerkannt.<br />

Als zweitgrößter Agrarexporteur der Welt hat die EU ein großes Interesse, einen besseren<br />

Zugang zu den ausländischen Märkten zu erhalten und ihren Anteil am Weltagrarmarkt zu sichern.<br />

So wäre beispielsweise aus europäischer Sicht die Öffnung des amerikanischen Milchmarktes<br />

oder des Marktes für Schweinefleisch in Japan wünschenswert. Der weltweite durchschnittliche<br />

Zollsatz für landwirtschaftliche Produkte liegt bei 40%. Um eine Verbesserung des<br />

Marktzugangs zu erreichen, fordert die Europäische Kommission lineare Zollsenkungen für Agrarerzeugnisse<br />

um durchschnittlich 36%, mindestens aber um 15% der Tariflinie. Darin kommt der<br />

Die aktuellen Agrarverhandlungen<br />

in der<br />

Doha-Runde<br />

Die Interessen der EU<br />

in den multilateralen<br />

Agrarverhandlungen<br />

Marktzugang:<br />

Tarifäre Aspekte ...


44 <strong>IAMO</strong><br />

... und<br />

nicht-tarifäre Aspekte<br />

Exportwettbewerb<br />

europäische Wille zum Ausdruck, beim weiteren Zollabbau auch die unterschiedlichen Sensibilitäten<br />

der einzelnen Produktbereiche zu berücksichtigen. Vor allem in den Industriestaaten sind die<br />

Zolltarife durch eine progressive Zollstruktur gekennzeichnet, d.h. dass mit zunehmendem<br />

Verarbeitungsgrad die Zollsätze innerhalb einer Verarbeitungskette steigen. Die von der EU,<br />

aber auch Ländern Mittel- und Osteuropas sowie der Schweiz, Norwegen und Japan geforderte<br />

Anwendung des einfachen arithmetischen Mittels beim Zollabbau ermöglicht es, die bestehende<br />

Zollstruktur beizubehalten. In der EU werden v.a. Importe von Zucker, Magermilchpulver, Obst<br />

und Gemüse, aber auch Rindfleisch, durch hohe Zölle behindert.<br />

Um einen effektiven Zollabbau zu erzielen, drängen Länder wie die USA und viele Entwicklungsländer<br />

auf den Abbau der Zolleskalation. Entsprechend der Schweizer �ormel sollen höhere<br />

Zölle stärker abgebaut werden. Vor allem in den Entwicklungsländern wird durch die progressive<br />

Zollpolitik der Industrieländer der Aufbau exportfähiger Industriezweige (v.a. verarbeitende<br />

Nahrungsmittelindustrie) verhindert. �ür die EU würde eine derartige Verpflichtung (überproportionale<br />

Reduktion der Spitzenzölle) zu erheblichen Anpassungszwängen auf ihren hoch<br />

protektionierten Märkten, wie z.B. für Milch und Zucker, führen.<br />

Bei den Verhandlungen bezüglich des Marktzuganges legt die EU auch besonderen Wert auf die<br />

Behandlung der nicht-tarifären Probleme. Dazu zählen neben den sanitären und phytosanitären<br />

�ragen auch Aspekte des Verbraucherschutzes, wie Nahrungsmittelsicherheit (besonders nach<br />

den Erfahrungen der BSE-Krise in Europa), Produktauszeichnung und Herkunftsbezeichnungen.<br />

Der Schutz und die Anerkennung von Produkt- und Herkunftsangaben sind in der WTO<br />

noch unbefriedigend geregelt. Gerade für die EU, die international erfolgreich bekannte regionale<br />

Spezialitäten produziert und exportiert, ist es von großem Interesse, dass andere Länder<br />

solche Produkte nicht „kopieren“ können.<br />

Ein weiterer Streitpunkt sind die künftigen Ausfuhrbestimmungen für gentechnisch veränderte<br />

Lebensmittel. Vor allem in den USA setzen große Unternehmen wie Monsanto und Novartis auf<br />

genverändertes Saatgut für den Anbau von Mais, Weizen und Soja. Die US-Regierung legt<br />

deshalb nicht nur großen Wert auf die gegenseitige Anerkennung von gentechnischen Patenten,<br />

sie will auch keine Grenzen für den Handel mit Genfood akzeptieren. In der EU und in Japan<br />

häufen sich jedoch gesundheitliche Bedenken und Verbraucherschutzfragen haben an politischem<br />

Gewicht gewonnen. Diese Entwicklungen lassen vermuten, dass die EU bei der �rage<br />

gentechnisch veränderter Lebensmittel auf ihrer Position beharren wird.<br />

Von großer Bedeutung und daher immer wieder diskutiert ist die �rage der Verwendung von<br />

Exportsubventionen. 90% der weltweit gezahlten Exportsubventionen für Agrarerzeugnisse<br />

entfallen auf die EU. Aus diesem Grund fordern v.a. die großen Agrarexportstaaten wie die USA,<br />

Länder der Cairns-Gruppe (z.B. Australien, Neuseeland) sowie Entwicklungs- und Schwellenländer<br />

(z.B. Indien, Brasilien) von der EU den vollständigen Abbau der Exportsubventionen in<br />

den kommenden Jahren. Die EU ist allerdings nur zu einer schrittweisen Reduzierung bereit.<br />

Obwohl in Doha vereinbart wurde, die Exportsubventionen auslaufen zu lassen, blieb die EU<br />

hier kompromisslos und widersetzt sich bisher dem Doha-Mandat.


<strong>IAMO</strong> 45<br />

<strong>IAMO</strong> 45<br />

Exportsubventionen stellen nicht die einzige �orm der Exportförderung dar. So führen u.a. auch<br />

Ausfuhrkredite, die hauptsächlich von den USA verwendet werden, zu Verzerrungen im internationalen<br />

Handel. Weitere �ormen der Exportförderung sind die Aktivitäten von Staatshandelsunternehmen<br />

sowie der Missbrauch von Nahrungsmittelhilfen. Im Interesse der EU, aber auch<br />

der MOEL, der Schweiz, Japans und Norwegens ist es, diese Exportförderungsmaßnahmen<br />

ebenfalls im Rahmen des WTO-Agrarabkommens zu reglementieren.<br />

Neben den Verhandlungen über einen verbesserten Marktzugang und den Abbau der Exportsubventionen<br />

wird in der aktuellen Doha-Runde auch über eine Verringerung der internen<br />

Stützungsmaßnahmen debattiert. Während sich die USA für eine Reduktion der wesentlich handelsverzerrenden<br />

Maßnahmen aussprechen, fordern sowohl die Cairns-Staaten als auch die der G-<br />

21 zugehörigen Entwicklungsländer eine radikale Kürzung der staatlichen Beihilfen.<br />

Demgegenüber ist die EU zu einer substantiellen Reduktion der handelsverzerrenden Unterstützungszahlungen<br />

um 55% des aggregierten Stützungsniveaus AMS (Aggregate Measurement<br />

of Support, Maß für die handelsverzerrenden Unterstützungszahlungen und entspricht als Indikator<br />

dem Unterschied zwischen den internen Preisen und den Weltmarktpreisen multipliziert mit<br />

dem Produktionsvolumen) bereit. Aufgrund des starken Gewichts der internen Subventionierung<br />

der europäischen Landwirte besteht die EU auf der Beibehaltung des Boxensystems und wehrt<br />

sich gegen eine geforderte Abschaffung der blue-box. Eine Abschaffung der blue-box-Maßnahmen<br />

würde den Spielraum für landwirtschaftliche Unterstützung drastisch einschränken. Aufgrund<br />

des starken Einflusses der landwirtschaftlichen Interessengruppen ist dies agrarpolitisch in der<br />

EU schwer durchsetzbar.<br />

Von großem Interesse ist in diesem Zusammenhang aus europäischer Sicht die Verlängerung der<br />

„Peace Clause“, welche Ende 2003 ausläuft. Obwohl grundsätzlich ein Subventionsverbot im<br />

WTO-Regelwerk verankert ist, wird mit der sogenannten �riedensklausel (Art. 13 AoA) die<br />

Angreifbarkeit von green- und blue-box-Maßnahmen sowie von Exportsubventionen beschränkt.<br />

Im Mai 2004 wird die Europäische Union um zehn weitere Staaten wachsen. Zweifelsohne<br />

beeinflusst die Osterweiterung auch die agrarpolitische Position der Union bei den WTO-Verhandlungen.<br />

Der EU-Beitritt ist für die neuen Mitgliedsstaaten unmittelbar mit der Übernahme der<br />

europäischen Handelspolitik bzw. Agrarpolitik verbunden. Alle Beitrittskandidaten sind bereits<br />

Mitglieder der WTO und haben im Durchschnitt niedrigere Zölle gebunden als die EU. Während<br />

nach WTO-Angaben vom März 2002 im Jahr 2000 die durchschnittlichen Agrarzölle der EU 62%<br />

betrugen, lagen sie in Polen bei 41%, in Ungarn bei 45%, in der Tschechischen Republik bei<br />

54%; in der Slowakei bei 27% und in Lettland bei 25%. Mit der Erweiterung werden die Beitrittsländer<br />

das höhere Zollniveau der EU übernehmen. Entsprechend dem WTO-Grundprinzips der<br />

Meistbegünstigung dürfen die neuen Belastungen durch die übernommenen Zoll- und Handelsschranken<br />

gegenüber den anderen WTO-Mitgliedstaaten „in ihrer Gesamtheit nicht höher oder<br />

einschränkender“ sein als dies vor der Integration in die Zollunion der �all war. Gemäß Art. XXIV<br />

Abs. 6 GATT dürfen WTO-Mitglieder im �alle einer sich ergebenden Beeinträchtigung der eigenen<br />

Handelsinteressen einen handelspolitischen Ausgleich einfordern. In diesem �alle muss die<br />

EU für bestimmte Produkte und Einfuhrmengen Zollvergünstigungen für die geschädigten Länder<br />

einräumen. Dies erfolgte schon im Rahmen der letzten EU-Erweiterung.<br />

Interne Unterstützung<br />

EU-Osterweiterung


46 <strong>IAMO</strong><br />

Das Scheitern der<br />

5. Ministerkonferenz<br />

in Cancún<br />

Ausblick<br />

Der Beitritt führt zu keiner Erhöhung des Exportsubventionsrahmens der EU, da die MOEL in der<br />

WTO kaum bzw. gar keine Exportsubventionen gebunden haben. Tatsächlich verringern sich<br />

per Saldo die für die Union zulässigen Exportsubventionen, wenn diese um den Teil verringert<br />

werden, der bisher auf Exporte der EU in die MOEL entfiel (sog. „netting-out“), wie es auch beim<br />

EU-Beitritt von Schweden, Österreich und �innland der �all war.<br />

Die Osterweiterung wird keinen nennenswerten Einfluss auf das AMS-Volumen der EU ausüben,<br />

da auch hier die MOEL im Rahmen des GATT nur sehr geringe Stützungsbeiträge gebunden<br />

haben. Nach WTO-Angaben entfielen im Jahr 2000 beispielsweise in Polen als dem größten<br />

Beitrittsland 28,4% der gesamten internen Unterstützungszahlungen auf amber-box-Maßnahmen<br />

und 72% auf green-box-Maßnahmen, während Unterstützungszahlungen, die der bluebox<br />

entsprechen, gar nicht verwendet wurden. �ür Slowenien, dem Land Mittel- und Osteuropas<br />

mit dem höchsten Protektionsniveau, ergab sich eine Aufteilung der Unterstützungsleistungen auf<br />

die Boxen von 9% amber-box; 14% blue-box und 77% green-box. Die entsprechenden Anteile<br />

für Lettland belaufen sich auf 24% amber-box, 0% blue-box und 76% green-box.<br />

Die seit 2001 laufende Doha-Verhandlungsrunde ist mit der 5. Ministerkonferenz in Cancún (10.-<br />

14. September 2003) ins Stocken geraten. Schon vor Beginn der Konferenz wurde die Bedeutung<br />

einer Einigung in der Agrarfrage für den Gesamterfolg der Verhandlungen betont. Tatsächlich<br />

konnte während der fünftägigen Konferenz keine Annäherung erzielt werden. Man konnte<br />

nicht einmal die Modalitäten, also die Verhandlungsbasis, festlegen. Ursächlich dafür ist das<br />

unerwartete Erstarken der Entwicklungsländer, welche sich kurz vor Beginn der Verhandlungen<br />

zu einer Gruppe G-21 unter der �ührung Brasiliens, Indiens und Chinas zusammengeschlossen<br />

haben. Sie forderten von den Industrieländern eine deutliche Öffnung ihrer Märkte, während den<br />

Entwicklungsländern zahlreiche Sonderregelungen zugestanden werden sollten. Die EU bewertete<br />

den Vorschlag der G-21 als „mangelhaft und unausgewogen“.<br />

Da es auch deutliche Differenzen in anderen Themenbereichen (so genannte Singapur-Themen:<br />

Investitionen, Wettbewerb, Transparenz im staatlichen Beschaffungswesen und Handelserleichterungen)<br />

gab und kaum eine Annäherung der Positionen im Agrarbereich zwischen Nord<br />

und Süd erzielt wurde, wurde die 5. Ministerkonferenz ohne Ergebnis abgebrochen. Mit dem<br />

unerwarteten Scheitern der Ministerkonferenz wurde die Doha-Handelsrunde weit zurück geworfen.<br />

Eine große Chance zur Weiterentwicklung des Welthandelssystems wurde verpasst.<br />

Die EU drängt auf eine schnelle �ortführung der Verhandlungen und signalisiert Kompromissbereitschaft<br />

bei den Agrarfragen. Nach dem Auslaufen der �riedensklausel Ende 2003 besteht die<br />

Gefahr, dass die EU in zahlreiche und langwierige Streitschlichtungsverfahren mit ungewissem<br />

Ausgang verwickelt wird. Eine Verlängerung der �riedensklausel ist daher in großem Interesse<br />

der Union. Außerdem besteht die EU auf der Beibehaltung des Boxensystems, insbesondere der<br />

weiteren Legitimation der blue-box-Maßnahmen, welche auch nach den Luxemburger Reformbeschlüssen<br />

zur GAP eine zunehmende Bedeutung in der europäischen Agrarpolitik einnehmen<br />

werden. Dies wird aus politischer Sicht auch als notwendig erachtet, um die multifunktionale Rolle<br />

der Landwirtschaft abzusichern. Die Weiterführung der Reformen ist unumgänglich, nicht nur um<br />

den �orderungen der anderen Verhandlungsteilnehmer (v.a. Entwicklungsländer) entgegen zu


<strong>IAMO</strong> 47<br />

<strong>IAMO</strong> 47<br />

kommen, sondern auch um den europäischen Landwirten klare Handelsregeln und verlässliche<br />

politische Rahmenbedingungen zu gewährleisten. Die Wiederaufnahme der Gespräche und ein<br />

möglicher Verhandlungserfolg hängen auch davon ab, ob bei den Beteiligten der politische Wille<br />

in Zukunft stark genug sein wird, sich weiter im multilateralen Prozess zu engagieren oder ob den<br />

bilateralen Handelsvereinbarungen mehr Bedeutung beigemessen werden wird.


48 <strong>IAMO</strong><br />

Blick auf das Institutsgebäude


<strong>IAMO</strong> 49<br />

<strong>IAMO</strong> 49<br />

Das <strong>IAMO</strong> – ein kurzes Portrait<br />

Das <strong>IAMO</strong> wurde 1994 gegründet, um die Entwicklung der Agrar- und Ernährungswirtschaft in<br />

den Ländern Mittel- und Osteuropas wissenschaftlich zu begleiten. Als außeruniversitäre<br />

�orschungseinrichtung gehört es der Wissenschaftsgemeinschaft „Gottfried Wilhelm Leibniz“ (WGL)<br />

an. Eine enge Zusammenarbeit besteht mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg,<br />

insbesondere mit der Landwirtschaftlichen �akultät. Ziel des <strong>IAMO</strong> ist es, fundierte Wissensgrundlagen<br />

für eine umfassende und sozial ausgewogene Transformation im Agrar- und<br />

Ernährungssektor zu erarbeiten. Der hohe Anspruch an die �orschung ergibt sich dabei aus der<br />

großen Komplexität der Veränderungen in den ehemals zentral gelenkten Wirtschafts- und<br />

Gesellschaftssystemen. Diese Veränderungen erwachsen nicht nur aus der in den einzelnen<br />

Ländern bereits in unterschiedlichem Maße fortgeschrittenen Transformation zu marktwirtschaftlichen<br />

und demokratischen Systemen, sondern auch aus der zunehmenden<br />

Globalisierung. �ür die EU-Beitrittsländer kommt als weiterer Grund die Vorbereitung auf die<br />

Mitgliedschaft in der Europäischen Union hinzu.<br />

Die Aufgabenschwerpunkte des Institutes liegen in der �orschung zur Agrarentwicklung in den<br />

mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) sowie in der Aus- und Weiterbildung von in- und<br />

ausländischen WissenschaftlerInnen. Das <strong>IAMO</strong> versteht sich zudem als Diskussionsforum und<br />

Vermittler von Informationen zu �ragen des Agrar- und Ernährungssektors dieser Region. So<br />

fördert das Institut die Vernetzung innerhalb der Wissenschaftsgemeinschaft. Wie alle Institute der<br />

WGL muss sich das <strong>IAMO</strong> einer regelmäßigen Begutachtung durch eine unabhängige Kommission<br />

unterziehen, welche die Arbeit des Institutes im Hinblick auf seine Ziele und Ergebnisse überprüft.<br />

Die nächste Evaluierung steht in drei Jahren an, nachdem der Wissenschaftsrat dem Institut<br />

bei der letzten Begutachtung im Jahr 2000 „gute bis sehr gute �orschungsleistungen“ und damit<br />

eine erfolgreiche Arbeit bescheinigt hat.<br />

In den meisten Ländern Mittel- und Osteuropas kommt dem Agrar- und Ernährungssektor nach<br />

wie vor eine große wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung zu. Dies zeigt sich beispielsweise<br />

an dem hohen Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten und dem Beitrag dieses Sektors zum<br />

Bruttoinlandsprodukt. Vielfach dient die Landwirtschaft als „Auffangbecken“ für Arbeitskräfte, die<br />

im Zuge der Umstrukturierung in anderen Sektoren frei gesetzt wurden. Diese in vielen<br />

Transformationsländern zu beobachtende Erscheinung hat gemeinsam mit dem �ehlen alternativer<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten und unzureichend entwickelten sozialen Sicherungssystemen<br />

den Übergang zu weitreichender Subsistenzwirtschaft forciert. Dadurch konnten zwar soziale<br />

Härten im Transformationsprozess gemindert werden. Gleichzeitig ist dies aber auch ein Zeichen<br />

dafür, dass der Agrar- und Ernährungssektor vielerorts noch einen langen und schwierigen Weg<br />

der Reformen und Umstrukturierungen vor sich hat, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.<br />

Es gilt deshalb, die Transformation in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft zügig<br />

voranzutreiben und mit Rücksicht auf die besondere Bedeutung des Agrar- und Ernährungssektors<br />

– vor allem hinsichtlich der Entwicklung ländlicher Räume – diesen Bereich zielgenau zu<br />

fördern. Dies trägt auch dazu bei, den in vielen Ländern zu beobachtenden wachsenden Disparitäten<br />

zwischen ruralen und urbanen Regionen entgegenzuwirken. Maßnahmen zur Entwicklung<br />

Ziele und Kernaufgaben<br />

des <strong>IAMO</strong><br />

Der Agrar- und<br />

Ernährungssektor in der<br />

Transformation


50 <strong>IAMO</strong><br />

Der Wissenschaftsstandort<br />

Halle (Saale)<br />

ländlicher Räume müssen aber über den Agrarbereich hinausgehen und zur Schaffung außerlandwirtschaftlicher<br />

Erwerbsmöglichkeiten beitragen.<br />

Auch wenn die Transformation im Agrar- und Ernährungssektor Mittel- und Osteuropas noch<br />

lange nicht abgeschlossen ist und die einzelnen Länder hierbei unterschiedlich weit fortgeschritten<br />

sind, wurde doch bereits vieles erreicht. Ein sichtbares Zeichen hierfür ist der Beitritt von acht<br />

mittel- und osteuropäischen Ländern zur Europäischen Union am 1. Mai 2004. �ür diese Länder<br />

und die weiteren Beitrittskandidaten stellt die Erfüllung der EU-Qualitätsstandards eine entscheidende<br />

Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit im Gemeinsamen Binnenmarkt, aber auch auf<br />

den internationalen Agrarmärkten dar. Die Implementierung der komplexen Gemeinsamen Agrarpolitik<br />

bedeutet für die Agrarverwaltungen dieser Länder eine große Herausforderung.<br />

Der Wissenschaftsstandort Halle verfügt über eine lange Tradition auf dem Gebiet der Agrarforschung.<br />

Die Landwirtschaftliche �akultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU)<br />

widmet sich im agrarökonomischen Bereich insbesondere den Transformationsprozessen in den<br />

neuen Bundesländern. Inhaltlich ergeben sich daraus viele Anknüpfungspunkte. Die Beziehungen<br />

umfassen aber nicht nur gemeinsame �orschungsprojekte. Besonders hervorzuheben ist in<br />

diesem Zusammenhang die Ausbildung der Studierenden. Die wissenschaftlichen AbteilungsleiterInnen<br />

des <strong>IAMO</strong> sind als Mitglieder der MLU in deren Lehr- und Gremienarbeit eingebunden.<br />

Auch das Doktorandenseminar und das Agrarökonomische Kolloquium werden gemeinsam<br />

von der Landwirtschaftlichen �akultät und dem <strong>IAMO</strong> veranstaltet. �ür das Wintersemester<br />

2003/2004 haben folgende ReferentInnen ihre Teilnahme am Kolloquium zugesagt: Dr. Steven<br />

Schilizzi, School of Agricultural and Resource Economics, University of Western Australia,Perth,<br />

Australien, Prof. Robert Weaver, The Pennsylvania State University, USA, Prof. Klaus Salhofer,<br />

Technische Universität München, Dr. Siegfried Anz, Gesellschaft für Unternehmensberatung,<br />

Buchführung und Büroservice Halle mbH, sowie Prof. Dr. Tosiho Tsuzuki, Japan.<br />

Auf den jährlich von der �akultät veranstalteten Hochschultagungen der Agrarwissenschaft wirken<br />

WissenschaftlerInnen des <strong>IAMO</strong> regelmäßig mit.<br />

Hervorzuheben ist des Weiteren die gemeinsam von der Landwirtschaftlichen �akultät und dem<br />

<strong>IAMO</strong> durchgeführte Sommerschule, die 2003 in Minsk (Weißrussland) stattfand (siehe unter<br />

Abschnitt „Sommerschule“). Eine Verzahnung zwischen MLU und <strong>IAMO</strong> findet auch durch die<br />

Mitgliedschaften von Prof. Heinz Ahrens aus dem Institut für Agrarökonomie und Agrarraumgestaltung<br />

im Wissenschaftlichen Beirat und Prorektor Prof. Hans-Joachim Solms im Stiftungsrat<br />

des <strong>IAMO</strong> statt.<br />

Enge Beziehungen bestehen auch zu dem 1998 gegründeten An-Institut für Genossenschaftswesen<br />

der MLU.<br />

Die vielfältigen Kooperationen am Standort Halle ermöglichen es, fundierte Kenntnisse über die<br />

Transformationsprozesse in der ostdeutschen Landwirtschaft wirkungsvoll in die �orschungsarbeiten<br />

zur Entwicklung des Agrar- und Ernährungssektors in Mittel- und Osteuropa einzubringen.


<strong>IAMO</strong> 51<br />

<strong>IAMO</strong> 51<br />

Das <strong>IAMO</strong> arbeitet eng mit agrar- und wirtschaftswissenschaftlichen �akultäten anderer Universitäten<br />

zusammen. Zu nennen sind insbesondere die Standorte Berlin, Bonn, Hohenheim und Göttingen.<br />

Vielseitigen wissenschaftlichen Austausch pflegen das <strong>IAMO</strong> und das Institut für Agrarökonomik der<br />

Katholischen Universität in Leuven, Belgien. Gleiches gilt für die Universität Wageningen in den Niederlanden.<br />

Es bestehen außerdem zahlreiche Verbindungen mit agrarökonomischen Lehrstühlen<br />

bzw. Instituten an landwirtschaftlichen Hochschulen und Universitäten in Mittel- und Osteuropa. Dies<br />

sind u.a. die Landwirtschaftliche Universität Stettin, die Landwirtschaftliche Universität Warschau sowie<br />

die Landwirtschaftliche Universität Krakau in Polen, die Timirjasew-Akademie Moskau und die Staatliche<br />

Agraruniversität Kostroma in Russland, die Agraruniversität Nitra in der Slowakei, die Universität<br />

für Wirtschaftswissenschaften Budapest sowie die Agraruniversität Gödöllö in Ungarn, die Thrakische<br />

Universität Stara Zagora und die Universität für nationale Wirtschaft und Weltwirtschaft Sofia in Bulgarien,<br />

die Nationale Agraruniversität der Ukraine (NAUU) Kiew sowie die Nationale Agraruniversität<br />

Sumy und die Staatliche Agrarökologische Akademie der Ukraine, Zhitomir, sowie die Nationale Universität<br />

„Kyiv-Mohyla Academy“ Kiew, Ukraine, die Universität Vilnius in Litauen sowie die Universität<br />

Ljubljana in Slowenien.<br />

Auch die zahlreichen Kontakte zu außeruniversitären Einrichtungen sind von großer Bedeutung<br />

für die Arbeit des <strong>IAMO</strong>. Kooperationen bestehen mit dem Institut für Betriebswirtschaft, Agrarstruktur<br />

und ländliche Räume und dem Institut für Marktanalyse und Agrarhandelspolitik der<br />

Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (�AL) in Braunschweig-Völkenrode, dem Zentrum<br />

für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZAL�) in Müncheberg, dem Institut für Agrartechnik<br />

Bornim e.V. (ATB) in Potsdam-Bornim, dem Max-Planck-Institut für<br />

ehtnologische �orschung, Halle, dem Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) in Leipzig<br />

sowie der Internationalen Weiterbildung und Entwicklung gGmbH (Inwent). Im westund<br />

nordeuropäischen Ausland sind das Agrarökonomische �orschungsinstitut (LEI-<br />

DLO) in Den Haag, Niederlande, das Nationale �orschungsinstitut für Landwirtschaft<br />

(INRA) in Rennes, �rankreich, sowie das Österreichische Bundesinstitut für<br />

Agrarökonomie in Wien Partner des <strong>IAMO</strong>. Die Beziehungen zu außeruniversitären<br />

Einrichtungen in Mittel- und Osteuropa bereichern ebenfalls die �orschung des<br />

<strong>IAMO</strong>. Als Kooperationseinrichtungen sind beispielhaft zu nennen: das Allrussische<br />

Institut für Agrarprobleme und Informatik, das �orschungsinstitut für Agrarökonomik<br />

der Russischen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften und das Institut für<br />

Transformationsökonomik (IET) in Moskau, sowie das Nordwest-Institut für Agrarökonomik<br />

in St. Petersburg-Puschkin, Russland, das �orschungsinstitut für Agrarund<br />

Ernährungsökonomik in Bratislava, Slowakei, das �orschungsinstitut für Agrarökonomik<br />

in Prag (VUZE), Tschechische Republik, das Institut für Agrarökonomik<br />

der Akademie der Landwirtschaftswissenschaften und das �orschungsinstitut für<br />

Statistik in Kiew, Ukraine, das �orschungs- und Informationsinstitut für Agrarökonomik<br />

(AKII) in Budapest, Ungarn, und das Institut für Agrarökonomik in Minsk, Weißrussland.<br />

Kooperation mit<br />

weiteren universitären<br />

Einrichtungen<br />

Kooperation mit<br />

außeruniversitären<br />

Einrichtungen<br />

Enge Verbindung mit Russland<br />

Prof. Boris I. Schaitan, Prof. Peter<br />

Tillack (v.l.n.r.)


52 <strong>IAMO</strong><br />

Sommerschule<br />

„Landwirtschaft im<br />

Transformationsprozess“<br />

DoktorandInnen<br />

Vom 01.-19.09.2003 fand in Minsk (Weißrussland) zum zweiten Mal die Sommerschule für Agrarökonomen<br />

statt, die wiederum gemeinsam von Mitarbeitern des Institutes für Agrarökonomie und<br />

Agrarraumgestaltung der Landwirtschaftlichen �akultät der Martin-Luther-Universität Halle-<br />

Wittenberg und des <strong>IAMO</strong> mit Unterstützung des DAAD gestaltet wurde. Auf belorussischer Seite<br />

war das Institut für Agrarökonomik der Akademie der Wissenschaften einbezogen, das in hervorragender<br />

Weise logistische Unterstützung leistete. Mit dem Kurs wurden jüngeren �ührungskräften<br />

aus dem Agrarsektor und Dozenten aus Agrarhochschulen Kenntnisse auf den Gebieten<br />

der Agrarpolitik, der Marktentwicklung sowie der Betriebsführung vertiefend vermittelt. Hierbei<br />

wurden insbesondere �ragestellungen behandelt, die bei der marktwirtschaftlichen Umgestaltung<br />

der Landwirtschaft Osteuropas auftreten. Als Lehrkräfte wirkten die Professoren Ahrens, �rohberg,<br />

Grings, Petersen und Tillack sowie Dr. Kopprasch und Dr. Wandel.<br />

�ür den Kurs hatten sich 31 Interessenten beworben, mit denen die Professoren Grings und<br />

Tillack bei einer Vorbereitungsreise in Minsk Gespräche führten. Anschließend wurden die für<br />

den Kurs vorgesehenen 20 Teilnehmer ausgewählt. Die inhaltliche Palette der Veranstaltungen<br />

umfasste verschiedene �elder der Agrarpolitik (Agrarmarkt-, -struktur-, -sozialpolitik), die Rolle<br />

von Institutionen, Preisbildung im Agrar- und Ernährungssektor, Betriebsorganisation und Unternehmensführung,<br />

Strukturwandel landwirtschaftlicher Unternehmen, Bodenmärkte sowie �inanzierung<br />

von Investitionen. Mehrere Kurzexkursionen ergänzten das Ausbildungsprogramm. Als<br />

Leistungsnachweis diente eine Abschlussklausur, die von allen Teilnehmern erfolgreich bestanden<br />

wurde. Die Ausgabe von Zertifikaten über die erfolgreiche Lehrgangsteilnahme bildete den<br />

Höhepunkt der dreiwöchigen Veranstaltung.<br />

Die Teilnehmer waren sehr wissbegierig und aufgeschlossen. Alle Lehrkräfte hoben die angenehme<br />

Atmosphäre sowohl in den Lehrveranstaltungen als auch bei persönlichen Gesprächen<br />

hervor. Im Abschlussgespräch betonten die Teilnehmer, dass sie vor allem die Vermittlung theoretischer<br />

Kenntnisse und internationaler Erfahrungen als außerordentlich wichtig für ihre weitere<br />

Tätigkeit empfanden. Sie regten an, den Kurs mit den gleichen Teilnehmern weiterzuführen, um<br />

auf diese Weise Möglichkeiten einer kontinuierlichen Weiterbildung zu schaffen. Angesichts dieser<br />

Anregung und der aus zwei Jahren Sommerschule gewonnenen Erfahrungen wird gegenwärtig<br />

geprüft, jährlich neben neuen Lehrgängen in weiteren Ländern Aufbaukurse für bisherige Teilnehmer<br />

zu organisieren.<br />

Zu den Kernaufgaben des <strong>IAMO</strong> gehört die �örderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.<br />

Das Institut unterstützt insbesondere die Durchführung von Promotionsvorhaben. 15 Dissertationen<br />

wurden 2003 vom <strong>IAMO</strong> betreut.<br />

Im vergangenen Jahr verteidigten 4 MitarbeiterInnen erfolgreich ihre Dissertation, wodurch folgende<br />

�orschungsvorhaben ihren vorläufigen Abschluss fanden:<br />

• „Analyse und Bewertung des ungarischen Terminmarktes für Agrarprodukte“<br />

(Günter Peter)<br />

• „Credit rationing of Polish farm households – a theoretical and empirical analysis“<br />

(Martin Petrick)


<strong>IAMO</strong> 53<br />

<strong>IAMO</strong> 53<br />

• „Pfadabhängigkeiten und Effizienz der Betriebsstrukturen<br />

in der ukrainischen Landwirtschaft – eine theoretische und<br />

empirische Analyse“<br />

(Andriy Nedoborovskyy)<br />

• „Nichtmonetäre Transaktionen in der ukrainischen<br />

Landwirtschaft: Determinanten, Spezifika und �olgen“<br />

(Olena Dolud)<br />

Im Rahmen der Ausbildung der DoktorandInnen führt das <strong>IAMO</strong><br />

gemeinsam mit dem Institut für Agrarökonomie und Agrarraumgestaltung<br />

der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ein<br />

Doktorandenseminar durch. Den NachwuchswissenschaftlerInnen<br />

beider Institute wird hiermit ein �orum geschaffen, �orschungsansätze,<br />

deren methodische Umsetzung sowie Zwischenergebnisse<br />

zu diskutieren. Darüber hinaus bieten die „Agrarökonomischen<br />

Kaffeerunden“ im <strong>IAMO</strong> ein Diskussionsforum für<br />

die DoktorandInnen.<br />

Der �örderung des wissenschaftlichen Nachwuchses diente auch<br />

der 2003 erstmals vom <strong>IAMO</strong> veranstaltete Doktorandenworkshop,<br />

der vom 22. bis 24. Mai in Halle (Saale) stattfand.<br />

Die Zusammenarbeit mit anderen �orschungseinrichtungen wurde auch im Jahr 2003 durch eine<br />

Reihe von Gastaufenthalten ausländischer WissenschaftlerInnen vertieft. �olgende Gäste arbeiteten<br />

am <strong>IAMO</strong>:<br />

J. Choi, Nationale Universität Seoul, Institut für Landwirtschaft Nordkoreas, Seoul, Südkorea,<br />

12.12. 2002 – 07.03.2003 und seit dem 18.03.2003<br />

Prof. Dr. V. Zinovchuk, Staatliche Agrarökologische Akademie der Ukraine, Zhitomir, und Institut<br />

für Agrarökonomik, Kiew, Ukraine, 20.01.-16.02.2003<br />

A. Tuèkova, Universität Bratislava, Slowakei, 20.01.-19.03.2003<br />

Dr. M. Galas, Allrussisches Institut für Agrarprobleme und Informatik der Russischen Akademie<br />

der Landwirtschaftswissenschaften, Moskau, Russland, 24.01.-21.02.2003<br />

Prof. A. Revenko, Akademie der Landwirtschaftswissenschaften, Institut für Agrarökonomik, Kiew,<br />

Ukraine, 23.01.-25.01.2003<br />

A. Sakiyeva, Deutsche Management Akademie Niedersachsen, Celle, 27.01.-03.04.2003<br />

Z. Sakiyev, Deutsche Management Akademie Niedersachsen, Celle, 27.01.-10.02.2003<br />

A. Sarnatskiy, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />

des Landbaus, 05.02.-11.02.2003<br />

L. Latruffe, Nationales �orschungsinstitut für Landwirtschaft (INRA), Rennes, �rankreich, 17.02.-<br />

25.02.2003<br />

Erfolgreicher Abschluss: Dr. Andriy Nedoborovskyy,<br />

Dr. Olena Dolud, Dr. Martin Petrick, Dr. Günter Peter<br />

(v.r.n.l.)<br />

GastwissenschaftlerInnen<br />

am <strong>IAMO</strong>


54 <strong>IAMO</strong><br />

Dr. Vladislav Valentinov (Ukraine) im Gespräch<br />

mit Jeong Nam Choi (Korea) (v.l.n.r.)<br />

T. Babitscheva, Nationale Agraruniversität der Ukraine, Institut für Agrarbusiness, Kiew, Ukraine,<br />

26.02.-10.05.2003<br />

E. Vöneki, �orschungsinstitut für Agrarwirtschaft und Informatik (AKII), Budapest, Ungarn, 17.03.-<br />

16.06.2003<br />

Dr. V. Valentinov, Akademie der Landwirtschaftswissenschaften, Institut für Agrarökonomik, Kiew,<br />

Ukraine, 03.03.-29.05.2003 und 01.09.2003-29.02.2004<br />

Assoc. Prof. Dr. O. Kovtoun, Nationale Agraruniversität der Ukraine, �akultät für landwirtschaftliche<br />

Betriebslehre, Kiew, Ukraine, 23.03.-13.04.2003<br />

Prof. Dr. N. S. Kharitonov, Staatliche Lomonossow-Universität Moskau, Lehrstuhl für Agrarökonomik,<br />

Russland, 24.03.-30.03.2003<br />

Doz. Dr. O. Grychtchenko, Staatliche Technische Universität für Landwirtschaft, Charkow, Ukraine,<br />

24.03.-25.04.2003<br />

Dr. A. Khujabekov, Agentur für ländliche Restrukturierung, Leiter des Beratungszentrums,<br />

Taschkent, Usbekistan, 07.04.-07.11.2003<br />

C. Prifti, Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung, Abteilung für Europäische Integration,<br />

Tirana, Albanien, 13.04.-18.04.2003<br />

E. Petanaj, Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung, Programm für die Landwirtschaft,<br />

Tirana, Albanien, 13.04.-18.04.2003<br />

O. Lutsenko, Staatliche Technische Universität für Landwirtschaft, Charkow, Ukraine, 12.05.-<br />

28.05.2003<br />

K. Irgashev, Agrartechnisches Produktionszentrum,<br />

Taschkent, Usbekistan, 01.07.-27.09.2003<br />

T. Kalenska, Nationale Taras-Shevchenko-Universität,<br />

Wirtschaftswissenschaftliche �akultät, Kiew, Ukraine,<br />

15.07.-15.09.2003<br />

Prof. Dr. V. Zelenyuk, Nationale Universität „Kyiv-<br />

Mohyla Akademie“, Bildungs- und �orschungszentrum<br />

für Wirtschaftswissenschaften, Kiew, Ukraine, 20.07.-<br />

10.08.2003 und 25.11.-04.12.2003<br />

Dr. E. Shaikina, Timirjasew-Akademie, Lehrstuhl für<br />

Agrarmärkte und Marktverhältnisse in Russland,<br />

Moskau, Russland, 15.07.-22.07.2003


<strong>IAMO</strong> 55<br />

<strong>IAMO</strong> 55<br />

Dr. V. Shaikin, Timirjasew-Akademie, Lehrstuhl für Agrarmärkte und Marktverhältnisse in Russland,<br />

Moskau, Russland, 15.07.-22.07.2003<br />

Dr. T. Kussaiynov, Agraruniversität Astana, Kasachstan, 20.07.-15.08.2003<br />

D. Ostrikova, Institut für Agrarwirtschaft und Agrarmanagement Almaty, Kasachstan, 20.07.-<br />

17.08.2003<br />

M. Damgaard, Königlich Tierärztliche und Landwirtschaftliche Universität, Kopenhagen, Dänemark,<br />

23.07.-30.07.2003<br />

P. Kulakov, Agrarministerium der Russischen �öderation, Moskau, Russland, 25.8.-22.9.2003<br />

Dr. D. Cimpoies, Staatliche Agraruniversität Moldau, �akultät für Ökonomie, Abteilung für Management,<br />

Chisinau, Moldau, 25.08.-03.12.2003<br />

M. Romanovich, Institut für Agrarökonomik, Minsk, Weißrussland, 26.08.-30.11.2003<br />

A. Oboitchouk, Timirjasew-Akademie, Ökonomische �akultät, Institut für Weltlandwirtschaft und<br />

Internationale Agrarentwicklung, Moskau, Russland, 23.09.-18.10.2003<br />

O. Luka, Nationale Agraruniversität der Ukraine, Kiew, Ukraine, 01.10.-30.11.2003<br />

N. Zinych, Nationale Agraruniversität der Ukraine, Kiew, Ukraine, 11.10.-30.11.2003<br />

N. Skachek, Nationale Agraruniversität der Ukraine, Kiew, Ukraine, 02.09.-30.11.2003<br />

A. Natyagach, Ministerium für Agrarpolitik der Ukraine, Kiew, Ukraine, 01.11.-30.11.2003<br />

L. Harchenko, Ministerium für Agrarpolitik der Ukraine, Kiew, Ukraine, 01.11.-30.11.2003<br />

T. Medonos, �orschungsinstitut für Agrarökonomie (VUZE), Prag, Tschechische Republik, 10.11.-<br />

30.11.2003<br />

V. Jelinek, �orschungsinstitut für Agrarökonomie (VUZE), Prag, Tschechische Republik, 10.11.-<br />

30.11.2003<br />

Prof. Dr. R. Weaver, The Pennsylvania State University, USA. 22.11.-28.11.2003<br />

Prof. Dr. D. Epstein, Nord-West-Institut für Agrarökonomie, St. Petersburg-Puschkin, Russland,<br />

23.11.-07.12.2003<br />

A. Oussoltsev, Institut für ökonomische Probleme der Transformationsperiode (IET), Moskau,<br />

Russland, 25.11.-03.12.2003


56 <strong>IAMO</strong><br />

Ausgewählte drittmittelfinanzierte<br />

Projekte<br />

<strong>IAMO</strong> stellt Expertise für<br />

das kasachische Parlament<br />

bereit<br />

Im Jahr 2003 konnte das <strong>IAMO</strong> seine für �orschungsprojekte eingeworbenen Drittmittel deutlich<br />

steigern. So erteilte die Volkswagenstiftung die �örderzusage für ein zweieinhalb Jahre laufendes<br />

Projekt, das sich mit der Ernteversicherung als Instrument der Risikovorsorge in Kasachstan auseinandersetzt.<br />

Im Rahmen des ersten Aufrufs zum 6. �orschungsrahmenprogramm der EU war das<br />

Institut mit zwei Projektanträgen erfolgreich. Der vom <strong>IAMO</strong> zu bearbeitende Teil des ersten Projektes,<br />

das von der Universität Lund in Schweden koordiniert wird, analysiert die Auswirkungen der<br />

Entkopplung von Direktzahlungen. In dem zweiten �orschungsvorhaben werden vom Institut �ragen<br />

der Landnutzung untersucht. Die Koordination dieses Vorhabens obliegt dem Zentrum für Agrarlandschafts-<br />

und Landnutzungsforschung (ZAL�) in Müncheberg. Im Rahmen eines von der EU gewährten<br />

Marie-Curie-Stipendiums konnte eine hochrangige Wissenschaftlerin gewonnen werden, die Untersuchungen<br />

zu Transaktionskosten in der Landwirtschaft durchführt. Wie in den Vorjahren wurde<br />

auch 2003 das ebenfalls von der EU geförderte „Netzwerk unabhängiger Agrarexperten für die mittelund<br />

osteuropäischen Kandidatenländer“ weitergeführt. Gleiches gilt auch für ein Projekt, das zur<br />

capacity building in der zentralen und regionalen Agrarverwaltung in der Ukraine beiträgt und von der<br />

G�A-Terra Systems GmbH als Mandatar des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung<br />

und Landwirtschaft finanziert wird. Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) förderte<br />

eine Untersuchung der Wettbewerbsfähigkeit des Milch- und Weinsektors in Albanien. Das sächsische<br />

Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft beauftragte das <strong>IAMO</strong>, die Auswirkungen der EU-<br />

Osterweiterung und der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik auf die Land- und Ernährungswirtschaft<br />

des �reistaates zu analysieren. Gutachten über die zukünftige Entwicklung der Landwirtschaft in Mittelund<br />

Osteuropa bzw. über die Nachfrage nach Molkereiprodukten wurden für die BAS� AG und die<br />

Sachsenmilch AG erstellt.<br />

Die Landwirtschaft in Kasachstan ist aufgrund der natürlichen Standortbedingungen großen<br />

jährlichen Ertragsschwankungen ausgesetzt. Zudem führt die Transformation zu vorher nicht<br />

gekannten Marktrisiken. Im Rahmen des Programms der Volkswagenstiftung „Zwischen Europa<br />

und Orient – Mittelasien und Kaukasus im �ocus der Wissenschaft“ führt das <strong>IAMO</strong> seit April 2003<br />

das Projekt „Ernteversicherung in Kasachstan: Optionen zum Aufbau einer nachhaltigen Institution<br />

in der Landwirtschaft“ durch.<br />

Das Ziel dieses bis Oktober 2005 laufenden �orschungsvorhabens ist es, die Auswirkungen<br />

einer hohen Risikobelastung des Agrarsektors auf dessen Produktivität zu ermitteln und Möglichkeiten<br />

für die Einführung einer wirtschaftlich tragfähigen und marktgerechten Ertragsausfallversicherung<br />

unter Transformationsbedingungen zu analysieren. Das Projekt hat einen sowohl<br />

methodisch-theoretischen als auch empirischen Charakter. Zum einen soll es insgesamt zu einem<br />

besseren Verständnis des �aktors Risiko und der Mechanismen von ‘risk-sharing’-Instrumenten<br />

im Prozess der ökonomischen Transformation beitragen. Zum anderen strebt es an, durch die<br />

Bestimmung der Voraussetzungen für eine funktionsfähige Ertragsausfallversicherung und die<br />

Erarbeitung politischer Empfehlungen einen praktischen Beitrag zur Institutionalisierung eines<br />

solchen Risikomanagementinstruments zu leisten.<br />

Im Jahr 2003 wurde die erste �elduntersuchung durchgeführt. Sie umfasste ausführliche Interviews<br />

mit lokalen Schlüssel-Informanten (Mitglieder der Agrarfraktion des kasachischen Parlaments,


<strong>IAMO</strong> 57<br />

<strong>IAMO</strong> 57<br />

des Landwirtschaftsministeriums und privater Versicherungsgesellschaften, der regionalen Administrationen),<br />

die ersten Befragungen auf Betriebsebene sowie einen Workshop zu Gestaltungsmöglichkeiten<br />

eines Ernteausfallversicherungssystems in Kasachstan. Diese empirischen Projektaktivitäten<br />

haben bereits eine hohe Anerkennung in Kasachstan gefunden. So wurde auf Anfrage<br />

des kasachischen Parlaments eine Stellungnahme zu dem sich in der Lesung befindenden Gesetzentwurf<br />

über eine Ernteausfallversicherung vorbereitet.<br />

WissenschaftlerInnen des <strong>IAMO</strong> waren im Jahr 2003 erfolgreich bei der Einwerbung von Drittmitteln<br />

im Rahmen des 6. EU-�orschungsrahmenprogramms. Das Projekt IDEMA (The impact of<br />

decoupling and modulation in the Enlarged Union: a sectoral and farm level assessment) beschäftigt<br />

sich mit der Entwicklung von Methoden und Techniken zur umfassenden Analyse der Auswirklungen<br />

von Entkopplung und Modulation auf den landwirtschaftlichen Sektor in der EU. Neben<br />

ökonomischen Gesichtspunkten bilden Umweltauswirkungen sowie verschiedene Implikationen<br />

der „Cross-compliance“ den Schwerpunkt des Projektes. Das Projekt wird vom Schwedischen<br />

Agrarökonomischen �orschungsinstitut in Lund koordiniert. Es läuft über einen Zeitraum von drei<br />

Jahren. Insgesamt umfasst IDEMA die Teilnahme von neun Projektpartnern. Unter anderem sind<br />

dieses das Imperial College London, das tschechische agrarökonomische �orschungsinstitut<br />

(VUZE), das litauische �orschungsinstitut für Agrarökonomie (LAEI), das �orschungsinstitut für<br />

Agrar- und Ernährungsökonomie der Slowakischen Republik (VUEPP) und INRA in Rennes.<br />

Das Projekt besteht aus drei Modellebenen: (a) Analyse strategischer Entscheidungen von Landwirten<br />

mittels Befragungen, (b) Simulation der agrarstrukturellen Entwicklung in ausgewählten<br />

Regionen, und (c) Analyse auf sektoraler Ebene mittels eines allgemeinen Gleichgewichtsmodells.<br />

Der Beitrag des <strong>IAMO</strong> besteht im wesentlichen in der Modellierung der strukturellen Anpassungsprozesse<br />

in den ausgewählten Regionen. Dazu wird das agentenbasierte Modell AgriPoliS um<br />

relevante Aspekte erweitert auf die jeweiligen Regionen angepasst. Ziel ist es, Aussagen über<br />

Einkommensverläufe bzw. Effizienzaspekte zu treffen. Das <strong>IAMO</strong> arbeitet dabei eng mit anderen<br />

Projektpartnern zusammen.<br />

Ein weiteres Projekt im Rahmen des 6. EU-�orschungsrahmenprogramms behandelt das Thema<br />

Multifunktionalität in der Landwirtschaft. Das Projekt MEA-Scope (Micro-economic instruments for<br />

impact assessment of multifunctional agriculture to implement the Model of European Agriculture)<br />

wird vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschafts- und Landnutzungsforschung (ZAL�) in<br />

Müncheberg koordiniert und hat eine Projektlaufzeit von insgesamt drei Jahren. Mit insgesamt 12<br />

Projektpartnern aus Ländern der EU und Beitrittsländern ist das Projekt regional breit angelegt.<br />

Hinzu kommt der starke interdisziplinäre Ansatz, der in dem Projekt verfolgt wird durch Einbeziehung<br />

solch unterschiedlicher Disziplinen wie Agrarökonomie, Bodenkunde, Ökologie und<br />

Geographie. Ziel des Projektes ist die Entwicklung von analytischen Werkzeugen, die eine Abschätzung<br />

der Wirkungen von landwirtschaftlicher Produktion und Agrarpolitiken auf die vielfältigen<br />

�unktionen der Landwirtschaft im ländlichen Raum erlauben. Dazu werden drei unterschiedliche<br />

Modellansätze kombiniert, so dass jeweils wichtige Aspekte der Multifunktionalität (Umweltwirkungen,<br />

Landschaftsaspekte, Einkommens- und Strukturaspekte) abgedeckt sind. Wie schon<br />

im IDEMA-Projekt wird von Seiten des <strong>IAMO</strong> auch in MEA-Scope das agentenbasierte Agrarstrukturmodell<br />

AgriPoliS eingesetzt. Insbesondere wird AgriPoliS um einige Umweltaspekte sowie<br />

Entkopplung<br />

von Direktzahlungen<br />

Multifunktionalität<br />

der Landwirtschaft


58 <strong>IAMO</strong><br />

Transaktionskosten landwirtschaftlicher<br />

Unternehmen<br />

Netzwerk unabhängiger<br />

Agrarexperten:<br />

Zukunft ländlicher Räume<br />

eine räumlich explizite Abbildung von Regionen erweitert. Der in MEA-Scope zu entwickelnde<br />

Modellverbund wird exemplarisch auf sieben Regionen in Europa mit dem Schwerpunkt Rinderproduktion<br />

ausgelegt.<br />

Seit dem 1. �ebruar 2003 forscht Dr. Jarmila Curtiss im Rahmen eines Marie-Curie-Institutsstipendiums,<br />

das vom <strong>IAMO</strong> bei der EU eingeworben wurde, am Institut. Dieses Stipendium soll es �orschungseinrichtungen<br />

ermöglichen, überragende junge �orscher für einen befristeten Zeitraum zu beschäftigen,<br />

um ein zentrales, aber bisher wenig erforschtes Thema bearbeiten zu lassen. �rau Dr. Curtiss untersucht<br />

Transaktionskosten und deren Auswirkungen auf die Effizienz landwirtschaftlicher Unternehmen<br />

in Mittel- und Osteuropa. Zur empirischen Transaktionskostenforschung in Transformationsländern<br />

liegen bisher nur wenige Studien vor, obwohl den Transaktionskosten in der Theorie eine wichtige<br />

Erklärungskraft für den strukturellen (institutionellen) Wandel und dessen Effizienz beigemessen wird.<br />

Erste Ergebnisse dieser �orschung wurden auf dem 80. EAAE-Seminar zum Thema „New<br />

Policies and Institutions for European Agriculture“ in Ghent/Belgien im September 2003 präsentiert.<br />

Diese stützen sich auf empirische Effizienzanalysen und besonders auf �allstudien, die im<br />

Juni 2003 in tschechischen Agrarunternehmen durchgeführt wurden. Sie zeigen, dass unterschiedliche<br />

Unternehmensformen zu einem unterschiedlichen Grad durch Transaktionskosten<br />

belastet sind. Die Kosten der Arbeitskoordination und -kontrolle, Anbahnung, Vereinbarung,<br />

Durchsetzung und Anpassung von Verträgen sind für große Agrarunternehmen, insbesondere<br />

Produzentengenossenschaften, bedeutend. Allerdings spielen diese Kosten eine geringere Rolle<br />

für die Wahl der Organisationsform als die �aktoren, die mit der Pfadabhängigkeit von Organisationen<br />

und der externen Koordination zusammenhängen. Die strukturellen Veränderungen in<br />

der tschechischen Landwirtschaft weisen darauf hin, dass sich Transaktionskosten der Organisation<br />

durch die Tendenzen der Eigentumskonzentration verringern werden, aber hohe Transaktionskosten<br />

des Unternehmensaustausches mit externen Partnern zu steigenden sozialen Ineffizienzen<br />

und deshalb Ressourcenverlusten führen werden.<br />

Wie bereits in den Vorjahren übernahm das <strong>IAMO</strong> auch 2003 im „Netzwerk unabhängiger Agrarexperten<br />

für die mittel- und osteuropäischen Beitrittsländer“ Koordinierungs- und Beratungsfunktionen<br />

für die EU-Kommission. Die Generaldirektion Landwirtschaft der Europäischen Kommission<br />

hatte das Netzwerk Ende 2000 gegründet. Es bestand aus über 20 Länderexperten (in<br />

der Regel zwei WissenschaftlerInnen pro Beitrittsland) und einem Beratungsgremium („Advisory<br />

Body“). Die Arbeiten des Netzwerkes wurden 2003 von Dr. Peter Weingarten koordiniert. Aufgabe<br />

des Advisory Body war es, die Europäische Kommission in �ragen der Entwicklung von<br />

Agrarwirtschaft und ländlichen Räumen in Mittel- und Osteuropa zu beraten. Die 2003 erstellte<br />

Studie zur Zukunft ruraler Räume zeigt deren Vielfältigkeit, die es nicht rechtfertigt, von dem<br />

ländlichen Raum zu sprechen. �ür die Entwicklung ländlicher Räume kommt der Schaffung<br />

außerlandwirtschaftlicher Arbeitsplätze eine überragende Bedeutung zu. Die Studie wird 2004<br />

von der Europäischen Kommission veröffentlicht. Vier Berichte zu den Themenbereichen<br />

Ernährungsindustrie, soziale Sicherungssysteme, Entwicklung der Nachfrage nach tierischen<br />

Erzeugnissen und �uttermitteln sowie zur Agrarmarkt- und -handelspolitik wurden 2003 publiziert.<br />

Diese Veröffentlichungen können von den Webseiten der Europäischen Kommission bzw.


<strong>IAMO</strong> 59<br />

<strong>IAMO</strong> 59<br />

des <strong>IAMO</strong> heruntergeladen werden. Das Interesse der Europäischen Kommission an den Arbeiten<br />

des Netzwerkes äußert sich auch darin, dass das ursprünglich auf zwölf Monate befristete Projekt<br />

zweimal verlängert wurde. Eine weitere Verlängerung über 2003 hinaus war aus rechtlichen<br />

Gründen nicht möglich.<br />

In den letzten drei Jahren konnte die Ukraine eine positive wirtschaftliche Entwicklung aufweisen.<br />

Um die wirtschaftliche und auch politische Transformation zukünftig fortzusetzen, sind vor allem in<br />

der staatlichen Verwaltung weitere Reformen erforderlich. Als einen besonderen Schwerpunkt<br />

identifizierte die ukrainische Regierung hierbei sowohl auf zentraler als auch auf regionaler<br />

Ebene die Agrarverwaltung. Das ukrainische Agrarministerium war deshalb an das Bundesministerium<br />

für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft mit der Bitte herangetreten, es<br />

bei dieser Umgestaltung der Agrarverwaltung zu unterstützen. Im Rahmen eines vom Bundesministerium<br />

finanzierten Projektes ist das <strong>IAMO</strong> dem Landwirtschaftsministerium in Kiew hierbei<br />

behilflich. Projektpartner in der Ukraine sind neben dem Ministerium die Nationale Agraruniversität<br />

sowie das �orschungsinstitut für Statistik in Kiew. Seminare in der Ukraine und Schulungsreisen<br />

von �ach- und �ührungskräften nach Deutschland vermitteln einen Überblick über die �unktionen<br />

der Verwaltung in einem marktwirtschaftlichen System und ihre Verteilung zwischen der<br />

zentralen und den regionalen Ebenen. Thematisch stand 2003 die Agrarstatistik im Mittelpunkt.<br />

Vor dem Hintergrund eines langfristig von der ukrainischen Regierung angestrebten Beitritts zur<br />

Europäischen Union orientiert sich die Entwicklung eines neuen Agrarstatistiksystems an dem der<br />

EU. Hierzu wurden die Unterschiede zwischen den bestehenden Systemen in der Ukraine und<br />

der EU untersucht und eine Durchführbarkeitsstudie zur Einführung eines Testbetriebsnetzes<br />

erstellt.<br />

Der Europäische Rat hat Albanien wie auch den übrigen Ländern des westlichen Balkans 2000<br />

eine grundsätzliche Beitrittsperspektive eröffnet. Allerdings ist das Land noch weit davon entfernt,<br />

beitrittsfähig zu sein und zum Beispiel dem Wettbewerbsdruck innerhalb der EU standhalten zu<br />

können. Im Auftrag der GTZ hat das <strong>IAMO</strong> in einer durch das Bundesministerium für wirtschaftliche<br />

Zusammenarbeit (BMZ) finanzierten Studie die Wettbewerbsfähigkeit des albanischen Milchund<br />

des Weinsektors analysiert. Das 2003 abgeschlossene Projekt wurde in Kooperation mit dem<br />

Landwirtschaftsministerium Albaniens und weiteren lokalen Experten durchgeführt. Ergebnisse<br />

der Studie wurden im April 2003 auf einem vom nationalen GTZ-Büro organisierten Workshop in<br />

Tirana mit Entscheidungsträgern aus Politik und Wirtschaft diskutiert.<br />

Die quantitative Studie basiert auf Befragungsdaten von Landwirten und Verarbeitungsunternehmen<br />

der Molkerei- und Weinbranche, die vom <strong>IAMO</strong> in Kooperation mit Experten vor Ort in<br />

sechs Distrikten erhoben wurden. Die regional und nach Verarbeitungsstufen differenzierte Rentabilitäts-<br />

und Wettbewerbsfähigkeitsanalyse verwendete neben herkömmlichen Gewinnkalkulationen<br />

auch die sogenannte Resource Cost Analysis. Daneben wurden produktspezifische<br />

Expertenberichte ausgewertet. Insgesamt präsentiert sich der albanische Weinsektor in ökonomisch<br />

günstigerer Verfassung als der Milchsektor. Auch wenn der Export von albanischem Wein<br />

derzeit keine Rolle spielt, könnte zukünftig an frühere Erfahrungen angeknüpft werden. Die notwendigen<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen für die Sicherung von Qualität und Herkunftsbe-<br />

Beratung zur Organisation der<br />

ukrainischen Agrarverwaltung<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

des albanischen Milch- und<br />

Weinsektors


60 <strong>IAMO</strong><br />

EU-Osterweiterung:<br />

Chance und Herausforderung<br />

für Sachsen<br />

Tagungen und Seminare<br />

zeichnung bei Wein werden derzeit geschaffen. Auf der Erzeugerebene wurden in den<br />

vergangenen Jahren bereits größere Investitionen durchgeführt. Die Verarbeitungsstufe weist im<br />

Gegensatz zur Erzeugerstufe positive wirtschaftliche Ergebnisse auf. Die Milcherzeugung erfolgt<br />

in Albanien in Kleinstbetrieben, und die Rohmilch weist in der Regel nur eine sehr schlechte<br />

Qualität auf. Hierunter leiden die Molkereien ebenso wie unter einem stark informell geprägten,<br />

wenig transparenten Markt für �rischprodukte. Unter diesen Bedingungen fällt es den Molkereien<br />

schwer, sich wirtschaftlich zu behaupten. Es ist daher nicht zu erwarten, dass albanische Milchprodukte<br />

in nächster Zeit international wettbewerbsfähig sein werden.<br />

Sachsen ist als Grenzregion zu Polen und der Tschechischen Republik in besonderer Weise von<br />

der Osterweiterung der EU berührt. Die Grenzen Sachsens zu diesen beiden Ländern verlieren<br />

mit deren Beitritt zum Gemeinsamen Binnenmarkt ihre bisherige Bedeutung, was für die sächsische<br />

Agrar- und Ernährungswirtschaft eine Chance und Herausforderung darstellt. Gleichzeitig<br />

müssen sich die landwirtschaftlichen Unternehmen auf tiefgreifende Änderungen der Gemeinsamen<br />

Agrarpolitik einstellen. Dieses ist der Hintergrund für eine seit August 2003 laufende Studie,<br />

die im Auftrag des Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft des �reistaates Sachsen vom<br />

Institut durchgeführt wird. Dabei kooperiert das <strong>IAMO</strong> mit dem tschechischen �orschungsinstitut<br />

für Agrarökonomik (VUZE, Prag) und dem polnischen Institut für Agrarökonomie und Nahrungswirtschaft<br />

(IERiGZ, Warschau) sowie Prof. Majewski, Landwirtschaftliche Universität zu Warschau.<br />

Ziel der Studie ist es, die Auswirkungen des EU-Beitritts der beiden Nachbarländer und<br />

der Reform der GAP auf die Agrarstruktur und die Wettbewerbsfähigkeit der sächsischen Agrarund<br />

Ernährungswirtschaft sowie den ländlichen Raum zu untersuchen, Konfliktpotenziale zu identifizieren<br />

und Politikempfehlungen auszusprechen.<br />

Die Studie kombiniert quantitative und qualitative Analysemethoden. Die quantitativen Untersuchungen<br />

setzen auf unterschiedlichen Ebenen an. Die sektoralen Auswirkungen auf die Produktion<br />

von und Nachfrage nach Agrarerzeugnissen in Polen und der Tschechischen Republik sowie<br />

deren Agrarhandel werden mit Hilfe des partialen Gleichgewichtsmodells CEEC-ASIM untersucht,<br />

um hieraus Rückschlüsse für die Agrar- und Ernährungswirtschaft in Sachsen zu ziehen.<br />

Struktur- und Einkommensauswirkungen auf die sächsische Landwirtschaft werden mit dem<br />

agentenbasierten Modell AgriPolis ermittelt. Aussagen über die Wettbewerbsfähigkeit einzelner<br />

Produktionsverfahren lassen sich schließlich aus der Anwendung einzelbetrieblicher Modelle<br />

gewinnen. Die qualitative Analyse stützt sich auf eine Literaturauswertung und Experteninterviews.<br />

Ergebnisse der bis Sommer 2004 laufenden Studie werden in Workshops mit Vertretern aus<br />

Land- und Ernährungswirtschaft, Politik und Verwaltung diskutiert.<br />

Tagungen und Seminare stellen für das <strong>IAMO</strong> ein wichtiges �orum für den wissenschaftlichen<br />

Austausch mit ExpertInnen aus dem In- und Ausland dar. Angeregt durch die Vorträge und<br />

Diskussionen, aber auch durch die informellen Kontakte am Rande dieser Veranstaltungen entstehen<br />

oftmals neue Kooperationsbeziehungen oder es werden bestehende Beziehungen vertieft.<br />

Das Zusammenkommen von WissenschaftlerInnen mit Entscheidungsträgern aus Politik und<br />

Ernährungswirtschaft liefert oft wichtige Impulse für die Arbeit zur Umstrukturierung des Agrarund<br />

Ernährungssektors.


<strong>IAMO</strong> 61<br />

<strong>IAMO</strong> 61<br />

Auf der Grünen Woche in Berlin veranstaltete das <strong>IAMO</strong> am Vortag des Ost-West-Agrarforums<br />

gemeinsam mit dem Institut für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften des Landbaus der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen<br />

�akultät der Humboldt-Universität zu Berlin und dem Institut für<br />

Tierzucht der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (�AL) unter Mitwirkung der<br />

Arbeitsgemeinschaft Tropische und Subtropische Agrarforschung e.V.(ATSA�) einen<br />

Wissenschaftstag zum Thema „EU-Agrarpolitik im Spannungsfeld der Osterweiterung“.<br />

VertreterInnen aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Beratungsorganisationen, Verbänden,<br />

der Wirtschaft und Verantwortungsträger aus Ministerien und Verwaltungen diskutierten<br />

in diesem �orum Lösungsmöglichkeiten für im Transformationsprozess sichtbar<br />

gewordene Probleme.<br />

Im Mittelpunkt der Plenarveranstaltung standen dabei relevante �ragen für die Entwicklung<br />

des Agrar- und Ernährungssektors in Mittel- und Osteuropa:<br />

• die Veränderungen des politischen Kräfteverhältnisses innerhalb der erweiterten Union<br />

und deren Auswirkungen auf agrarpolitische Entscheidungsprozesse,<br />

• die Konsequenzen einer Entkopplung der Direktzahlungen von Produktion und Beihilfen,<br />

• der Bedarf an wissenschaftlich basierter Politikberatung als eine Herausforderung für<br />

Wissenschaft und �orschung.<br />

In den anschließenden Parallelveranstaltungen wurden die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft in<br />

Mittel- und Osteuropa und die Prozess- und Produktqualität von Agrarerzeugnissen in den MOEL<br />

diskutiert. Die positive Resonanz auf die Veranstaltung bestärkt das Institut, diese �orm eines<br />

internationalen Meinungsaustausches über aktuelle Themen der europäischen Agrarpolitik fortzuführen.<br />

Das Institut hat 2003 eine Veranstaltungsform ins Leben gerufen, mit der wir eine Tradition begründen<br />

möchten: das <strong>IAMO</strong>-�orum, welches aus einer anspruchsvollen wissenschaftlichen Konferenz<br />

und einem anschließenden <strong>IAMO</strong>-Tag<br />

bestand. Während die Konferenz Wissenschaftler<br />

aus Ost und West zusammenführen sollte,<br />

war der <strong>IAMO</strong>-Tag dem Dialog zwischen Wissenschaftlern,<br />

Vertretern der Wirtschaft und Politik<br />

sowie der interessierten Öffentlichkeit gewidmet.<br />

Das erste <strong>IAMO</strong>-�orum 2003 stand unter<br />

dem Thema „Large Scale Agriculture“. Im Rahmen<br />

dieses �orums fand am 27. November 2003<br />

erstmals der <strong>IAMO</strong>-Tag zu �ragen der Bedeutung<br />

und Entwicklung großer landwirtschaftlicher<br />

Unternehmen statt. Schwerpunkte der Veranstaltungen<br />

waren:<br />

Gespräche am Rande des <strong>IAMO</strong>-�orums (v.r.n.l.):<br />

Prof. Zelenyuk, Prof. Greene, Prof. Balmann<br />

Wissenschaftstag zur<br />

Grünen Woche 2003<br />

<strong>IAMO</strong>-�orum 2003


62 <strong>IAMO</strong><br />

Doktorandenworkshop<br />

• Unternehmerische Handlungsfelder und besondere<br />

Problembereiche großer landwirtschaftlicher Unternehmen<br />

einschließlich ihrer Einbettung in vertikale<br />

Strukturen,<br />

• Perspektiven für die Weiterentwicklung der Unternehmensführung<br />

in den Bereichen interne und<br />

externe Organisation, Personalführung, �inanzierung,<br />

Risikomanagement, Controlling und strategische<br />

Unternehmensführung,<br />

• Curriculumentwicklung für die Ausbildung landwirtschaftlicher<br />

�ührungskräfte,<br />

• Anforderungen an die institutionellen und recht-<br />

<strong>IAMO</strong>-�orum 2003 lichen Rahmenbedingungen als Voraussetzung<br />

für die Weiterentwicklung landwirtschaftlicher Unternehmen,<br />

• Gesellschaftliche Akzeptanz und gesellschaftliche<br />

Anforderungen an eine großbetriebliche Landwirtschaft.<br />

Ca. 200 Teilnehmer aus mehr als 30 Ländern haben an der Veranstaltung teilgenommen,<br />

darunter viele prominente Wissenschaftler, Politiker und andere gesellschaftliche Verantwortungsträger.<br />

Vom 22. bis 24. Mai 2003 fand am <strong>IAMO</strong> erstmals ein Workshop zur Agrarentwicklung in Mittelund<br />

Osteuropa statt, der sich explizit an NachwuchswissenschaftlerInnen richtete. Er bot elf<br />

DoktorandInnen verschiedener Nationalitäten von zehn unterschiedlichen �orschungseinrichtungen<br />

im deutschsprachigen Raum die Gelegenheit, ihre Projekte vor einem Publikum aus<br />

etwa 25 WissenschaftlerInnen zu<br />

präsentieren. Das inhaltliche Spektrum<br />

erstreckte sich dabei von �ragen<br />

der Kommerzialisierung und des<br />

einzelbetrieblichen Managements im<br />

Agrarsektor einschließlich der sozialen<br />

Konsequenzen der Umstrukturierung<br />

von Großbetrieben über Probleme<br />

der Wettbewerbsfähigkeit und<br />

des Zugangs zu Produktionsfaktoren<br />

bis hin zu Arbeiten, die sich mit politischem<br />

Lobbyismus und dem Aufbau<br />

von Agrarverwaltungen befassten.<br />

Erfahrungsaustausch


<strong>IAMO</strong> 63<br />

<strong>IAMO</strong> 63<br />

Besonderer Wert wurde darauf gelegt, dass hinreichend Zeit für die intensive Diskussion der zum<br />

Teil noch in einem frühen Stadium befindlichen �orschungsprojekte zur Verfügung stand. Nach<br />

der Präsentation durch den jeweiligen Doktoranden leitete ein Korreferat in die Diskussion über.<br />

Die Korreferate wurden von MitarbeiterInnen des <strong>IAMO</strong> sowie der Martin-Luther-Universität<br />

Halle-Wittenberg und des Institutes für Länderkunde (IfL) in Leipzig gehalten. Abgerundet wurde<br />

das Programm durch mehrere �achvorträge von <strong>IAMO</strong>-MitarbeiterInnen sowie einer Abendveranstaltung<br />

zum Thema „Ausgewählte Konzepte in der agrarökonomischen �orschung – Rückblick<br />

und Ausblick“, die Prof. Dr. Wilhelm Brandes von der Georg-August-Universität Göttingen<br />

gestaltete. Der Doktorandenworkshop stieß bei den Teilnehmern auf sehr positive Resonanz.<br />

Insbesondere begrüßten sie die Möglichkeit zum ausgiebigen formellen und informellen Austausch<br />

über das eigene �orschungsvorhaben, die sonst eher selten geboten wird. �ür das <strong>IAMO</strong><br />

ist der Doktorandenworkshop ein wichtiger Bestandteil seiner beiden Kernaufgaben, in- und<br />

ausländische WissenschaftlerInnen weiterzubilden und Diskussionsforum für �ragen zur Agrarentwicklung<br />

in Mittel- und Osteuropa zu sein. Zudem konnte durch die Veranstaltung ein verstärktes<br />

Interesse an der �orschungstätigkeit des Institutes geweckt werden. Die positiven Erfahrungen<br />

bestärken das Institut darin, eine ähnlich strukturierte Veranstaltung im kommenden �rühjahr<br />

durchzuführen.<br />

Vom 16. bis 22. August 2003 fand in Durban, Südafrika, die in dreijährigem Rhythmus stattfindende<br />

Konferenz des Internationalen Verbandes der Agrarökonomen (IAAE) statt. Unter dem breit<br />

formulierten Generalthema „Reshaping Agriculture’s Contribution to Society“ hatte ein wesentlicher<br />

Teil der Vorträge und Arbeitsgruppen �ragen der Armutsbekämpfung, Ernährungssicherung<br />

und der ländlichen Entwicklung zum Inhalt. WissenschaftlerInnen des <strong>IAMO</strong> haben ihre Arbeit in<br />

neun Beiträgen mit Vortrag, Computersimulation oder Poster einem internationalen �achpublikum<br />

präsentiert. Darüber hinaus wurde im Rahmen dieser Tagung die Gelegenheit zum Austausch<br />

insbesondere mit �achkollegInnen, die in der �orschung zu Transformationsländern tätig sind,<br />

vielfältig genutzt.<br />

�ür das Jahr 2004 sind bereits mehrere wichtige Veranstaltungen geplant. Es beginnt am 16. Januar<br />

mit einem wissenschaftlichen Symposium, das als Begleitveranstaltung im Rahmen des 11. Ost-West-<br />

Agrarforums der Grünen Woche 2004 in Berlin stattfindet. Es wird vom <strong>IAMO</strong> in Zusammenarbeit mit<br />

der Internationalen Weiterbildungs und Entwicklungs gGmbH, Leipzig-Zschortau, im Auftrag des<br />

Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft organisiert. Das Symposium<br />

als jährlich durchgeführte Veranstaltung steht in diesem Jahr unter dem Thema „Die<br />

erweiterte EU und ihre neuen Nachbarn – Herausforderungen für Agrarproduktion und Agrarhandel“.<br />

Das Ziel ist die Vermittlung von �orschungsergebnissen an Entscheidungsträger im<br />

Agrar- und Ernährungssektor vornehmlich aus Mittel- und Osteuropa. Wissenschaftler und Politiker<br />

aus Deutschland, der Europäischen Kommission und Mittel- und Osteuropa stellen mögliche<br />

Auswirkungen und Chancen für die Entwicklung des Agrarsektors einschließlich der europäischen<br />

Agrarmärkte nach der EU-Erweiterung dar. Ein erster Schwerpunkt liegt auf Herausforderungen<br />

für die Agrarpolitik aus den laufenden WTO-Verhandlungen und aus der EU-Erweiterung.<br />

Der regionale Schwerpunkt betrifft hierbei sowohl die erweiterte EU als auch deren östliche<br />

Nachbarn. Ein zweiter inhaltlicher Schwerpunkt beschäftigt sich mit den durch die Liberalisierung<br />

induzierten Veränderungen der Agrarproduktion in den mittel- und osteuropäischen Ländern.<br />

IAAE Kongress, Durban<br />

Wissenschaftliches Symposium<br />

Grüne Woche 2004


64 <strong>IAMO</strong><br />

Veröffentlichungen<br />

Diskussionspapiere<br />

Im �rühjahr 2004 veranstaltet das <strong>IAMO</strong> erneut einen Doktorandenworkshop zur Agrarentwicklung<br />

in Mittel- und Osteuropa. Die gemeinsam mit dem Institut für Agrarökonomie und Agrarraumgestaltung<br />

der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg durchgeführte Sommerschule findet<br />

2004 bereits zum dritten Mal statt.<br />

Höhepunkt der wissenschaftlichen Veranstaltungen des <strong>IAMO</strong> wird das <strong>IAMO</strong>-�orum sein, das<br />

vom 4. bis 6. November anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Institutes stattfindet. Es setzt<br />

sich mit der Rolle der Landwirtschaft für die ländliche Entwicklung in Mittel- und Osteuropa<br />

auseinander.<br />

Die wissenschaftlichen MitarbeiterInnen veröffentlichen ihre �orschungsergebnisse in �achzeitschriften,<br />

Monographien, Sammelbänden und Diskussionspapieren. Eine vollständige Liste der<br />

Publikationen kann im Internet auf der Homepage des <strong>IAMO</strong> (www.iamo.de) eingesehen werden.<br />

Die Reihe der <strong>IAMO</strong> Discussion Paper wurde 2003 mit folgenden Ausgaben fortgesetzt, die alle<br />

als PD�-Datei kostenfrei von der <strong>IAMO</strong>-Homepage (www.iamo.de) heruntergeladen werden<br />

können:<br />

PETRICK, M. (2003): Empirical measurement of credit rationing in agriculture:<br />

a methodological survey, <strong>IAMO</strong> Discussion Paper No. 45, Halle (Saale).<br />

PETRICK, M., LATRU��E, L. (2003): Credit access and borrowing costs in Poland’s agricultural<br />

credit market: a hedonic pricing approach, <strong>IAMO</strong> Discussion Paper No. 46, Halle (Saale).<br />

PETRICK, M., BALMANN, A., LISSITSA, A. (Hrsg.) (2003): Beiträge des Doktorandenworkshops<br />

zur Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa 2003, <strong>IAMO</strong> Discussion Paper<br />

No. 47, Halle (Saale).<br />

SCHULZE, E., TILLACK, P., MOSASHWILI, N. (2003): Zur wirtschaftlichen Situation georgischer<br />

Landwirtschaftsbetriebe, <strong>IAMO</strong> Discussion Paper No. 48, Halle (Saale).<br />

L ISSITSA, A., BABIèEVA, T. (2003): Òåîðåòè÷åñêèå îñíîâû àíàëèçà<br />

ïðîäóêòèâíîñòè è ýôôåêòèâíîñòè cåëüñêîõîçÿéñòâåííûõ ïðåäïðèÿòèé [Theoretische<br />

Grundlagen der Analyse der Produktivität und Effizienz landwirtschaftlicher<br />

Unternehmen], <strong>IAMO</strong> Discussion Paper No. 49, Halle (Saale).<br />

LISSITSA, A., BABIèEVA, T. (2003): Aíàëèç Îáîëî÷êè Äàííûõ (DEA) –<br />

ñîâðåìåííàÿ ìåòîäèêà îïðåäåëåíèÿ ýôôåêòèâíîñòè ïðîèçâîäñòâà<br />

[Data Envelopment Analysis (DEA) – Moderne Methodik der Bestimmung der<br />

Produktionseffizienz], <strong>IAMO</strong> Discussion Paper No. 50, Halle (Saale).<br />

LISSITSA, A., ODENING, M., BABIèEVA, T. (2003): 10 ëåò ýêîíîìè÷åñêèõ<br />

ïðåîáðàçîâàíèé â ñåëüñêîì õîçÿéñòâå Óêðàèíû – Àíàëèç ýôôåêòèâíîñòè<br />

è ïðîäóêòèâíîñòè ïðåäïðèÿòèé [10 Jahre ökonomische Transformation in<br />

der ukrainischen Landwirtschaft – Analyse der Effizienz und Produktivität von<br />

Unternehmen], <strong>IAMO</strong> Discussion Paper No. 51, Halle (Saale).<br />

www.iamo.de


<strong>IAMO</strong> 65<br />

<strong>IAMO</strong> 65<br />

LISSITSA, A., STANGE, H. (2003): Russische Agrarunternehmen im Transformationsprozess<br />

– eine Data Envelopment Analyse, <strong>IAMO</strong> Discussion Paper No. 52, Halle (Saale).<br />

VALENTINOV, V. (2003): Social capital, transition in agriculture, and economic organisation:<br />

a theoretical perspective, <strong>IAMO</strong> Discussion Paper No. 53, Halle (Saale).<br />

BORKOWSKI, A. (2003): Machtverteilung im Ministerrat nach dem Vertrag von Nizza und<br />

den Konventsvorschlägen in einer erweiterten Union, <strong>IAMO</strong> Discussion Paper No. 54,<br />

Halle (Saale).<br />

KISS, P., WEINGARTEN, P. (2003): Cost of compliance with the acquis communautaire in<br />

the Hungarian dairy sector, <strong>IAMO</strong> Discussion Paper No. 55, Halle (Saale).<br />

WEINGARTEN, P., �ROHBERG, K., WINTER, E., SCHREIBER, C. (2003): Quantitative Analysis of<br />

the Impacts of Croatia’s Agricultural Trade Policy on the Agri-food Sector, <strong>IAMO</strong> Discussion<br />

Paper No. 56, Halle (Saale).<br />

In der Schriftenreihe „Studies on the Agricultural and �ood Sector in Central and Eastern Europe“<br />

werden durch das <strong>IAMO</strong> Monographien und Tagungsberichte herausgegeben, die sich mit agrarökonomischen<br />

�ragestellungen zu Mittel- und Osteuropa beschäftigen. Ab 2003 werden ausgesuchte<br />

Bände der Reihe als PD�-Datei zum kostenfreien Internet-Download bereitgestellt. Bislang<br />

sind in der Schriftenreihe dreizehn Tagungsbände und neun Monographien erschienen. Die<br />

Publikation der folgenden sechs Studien erfolgte 2003:<br />

TILLACK, P., ZINOVÈUK, V. V. (Hrsg.) (2003): Ðåãèîíàëüíûå àñïåêòû àãðàðíûõ<br />

ïðåîáðàçîâàíèé: ïîëèòèêà, ðåñòðóêòóðèçàöèÿ, ðûíî÷íàÿ àäàïòàöèÿ [Regionale<br />

Aspekte der Agrartransformation: Politik, Umstrukturierung, Marktanpassung], Bd. 17.<br />

SCHULZE, E. (2003): Alexander Vasilievich Chayanov – the Tragedy of the Outstanding<br />

Agricultural Economist, Bd. 18.<br />

NETWORK O� INDEPENDENT AGRICULTURAL EXPERTS IN THE CEE CANDIDATE COUNTRIES (2003):<br />

Development of Agricultural Market and Trade Policies in the CEE Candidate Countries,<br />

Bd. 19.<br />

BALMANN, A., LISSITSA, A. (Hrsg.) (2003): Large �arm Management, Bd. 20.<br />

SCHULZE, E., KNAPPE, E., SEROVA, E., WEHRHEIM, P. (Hrsg.) (2003): Success and �ailures of<br />

Transition – the Russian Agriculture between �all and Resurrection, Bd. 21.<br />

ABELE, S., �ROHBERG, K. (Hrsg.) (2003):Subsistence Agriculture in Central and Eastern<br />

Europe: How to Break the Vicious Circle?, Bd. 22.<br />

In seinen Jahresberichten informiert das <strong>IAMO</strong> über die wissenschaftliche Arbeit des Institutes,<br />

die aktuellen �orschungsaktivitäten der MitarbeiterInnen, über Veranstaltungen, an denen das<br />

<strong>IAMO</strong> beteiligt war, über Kooperationen und Projekte sowie über Personal- und Haushaltsangelegenheiten.<br />

Darüber hinaus stellt sich das Institut in seiner ebenfalls jährlich erscheinenden<br />

Reihe <strong>IAMO</strong> „Jahreszahl“ vor, zu der die vorliegende Publikation gehört und die ebenfalls in<br />

Studies on the Agricultural<br />

and �ood Sector in Central<br />

and Eastern Europe<br />

Sonstige eigene Schriftenreihen


66 <strong>IAMO</strong><br />

<strong>IAMO</strong>-Informationssystem<br />

Homepage<br />

englischer und russischer Sprache erscheint. Hier soll einem breiten Publikum ein Überblick über<br />

die Arbeit des <strong>IAMO</strong> geboten sowie über die derzeitige Situation und über zu erwartende Entwicklungen<br />

in den Ländern Mittel- und Osteuropas informiert werden.<br />

Im Zeitalter von Informationsgesellschaft und Internet ist es nicht mehr primär das Problem, Informationen<br />

und Daten zu bekommen, sondern im zunehmenden Maße besteht die Herausforderung<br />

darin, in der Informationsflut schnell verlässliche Daten zu finden. Vor allem im Bereich der<br />

Wirtschaftswissenschaften stellen Behörden wie Landwirtschaftsministerien und statistische Ämter,<br />

Organisationen wie die �AO und die OECD sowie verschiedene Medien wie der �ischer Weltalmanach<br />

forschungsrelevante Informationen nicht nur in gedruckter �orm, sondern auch als CD<br />

und Internetseite zur Verfügung. Die mit der Datenbereitstellung betrauten MitarbeiterInnen des<br />

<strong>IAMO</strong> sehen sich mit der Aufgabe konfrontiert, diese Informationsvielfalt so übersichtlich zu gestalten,<br />

dass sich die Datensuche für die einzelnen WissenschaftlerInnen möglichst wenig zeitaufwendig<br />

gestaltet.<br />

In enger Zusammenarbeit mit dem �achbereich Informatik und �achkommunikation der Hochschule<br />

Anhalt (�H) wurde das Konzept eines Informationssystems für das <strong>IAMO</strong> erarbeitet. Die<br />

Umsetzung erfolgt schrittweise, wobei eine ständige Überarbeitung der bereits bestehenden<br />

Komponenten erfolgt. Das Informationssystem basiert auf den fünf Standbeinen Homepage,<br />

Informationsportal, CD-Server, aktuelle Mitteilungen und hausinterne Datenbank. Der Zugriff auf<br />

alle Teile des Informationssystems wurde über Web-Browser realisiert, um den WissenschaftlerInnen<br />

einen einheitlichen Zugang zu allen verfügbaren Informationen zu ermöglichen.<br />

Ein umfangreiches Hilfesystem ist vorhanden.<br />

Die Homepage des Instituts (www.iamo.de) informiert ausführlich über Ziele, Organisationsstruktur<br />

und gegenwärtigen Stand der Tätigkeiten am <strong>IAMO</strong>. Damit wird ein hohes Maß an Transparenz<br />

und Aktualität gewährleistet. Persönliche Seiten der wissenschaftlichen MitarbeiterInnen sind mit<br />

den Projektbeschreibungen und den Seiten der einzelnen Abteilungen verknüpft. Über die Seite<br />

„Bibliothek“ lassen sich mittels OPAC Onlinerecherchen im Bibliothekskatalog durchführen. Darüber<br />

hinaus wird über die Website ein umfangreicher Onlineservice für hauseigene Publikationen<br />

organisiert. So können das jährlich neu erscheinende <strong>IAMO</strong> „Jahreszahl“ vollständig und in<br />

mehreren Sprachversionen sowie sämtliche Discussion Papers und die Jahresberichte in Dateiform<br />

heruntergeladen werden. Diese Möglichkeit besteht jetzt auch für ausgewählte Bände aus<br />

der Schriftenreihe „Studies on the Agricultural and �ood Sector in Central and Eastern Europe“.<br />

�ür die Ankündigung und organisatorische Vorbereitung von Konferenzen und Workshops ist die<br />

Homepage zu einem inzwischen unverzichtbaren Informations- und Kommunikationsinstrument<br />

geworden. Tagungsteilnehmer können sich vorab über die Referenten informieren und die eingereichten<br />

Kurzfassungen der Vorträge einsehen. Eine frühzeitige Onlineregistrierung erlaubt<br />

eine verbesserte logistische Vorbereitung und Abstimmung auf persönliche Wünsche und Bedürfnisse<br />

der Teilnehmer und Referenten. Pressemitteilungen, die über den Informationsdienst Wissenschaft<br />

(idw) verbreitet werden, finden sich unter der Rubrik „Presse“.<br />

Die Internetseiten des <strong>IAMO</strong> stehen größtenteils auch in englischer Sprache zur Verfügung.


<strong>IAMO</strong> 67<br />

<strong>IAMO</strong> 67<br />

Die Aufgabe des Informationsportals ist es, allgemein zugängliche Informationen in strukturierter<br />

�orm zur Verfügung zu stellen. Es beinhaltet Zugriffe auf externe Webseiten mit Informationen und<br />

statistischen Daten zu politischen, makroökonomischen und agrarwirtschaftlichen Problemen der<br />

europäischen Länder und der Staaten der GUS. Die Links wurden nach den Schwerpunkten<br />

Bibliotheken, �orschung, Indikatoren, statistische Landesämter, Landwirtschaftsministerien und<br />

andere Datenquellen angeordnet. Besonders nutzerfreundlich ist die Aufarbeitung der im Internet<br />

zur Verfügung gestellten Informationen über Indikatoren. In dieser Rubrik werden die Daten nach<br />

Schwerpunkten vernetzt. Der Nutzer muss nicht mehr wissen, auf welcher Webseite die gewünschten<br />

Informationen stehen. Er kann gezielt nach bestimmten Daten suchen und wird automatisch<br />

auf die Seite der betreffenden Institution geleitet. So ermöglicht das Informationsportal<br />

auch Studenten und Nichtökonomen einen schnellen Zugang zu gewünschten Daten. Über eine<br />

Linksuchmaschine ist es möglich, entsprechende Informationen nach Schlagwörtern zu finden.<br />

Das Informationsportal enthält zur Zeit über 300 Links.Es wurde so gestaltet, dass es auch von<br />

externen Nutzern über die Homepage des <strong>IAMO</strong> erreichbar ist.<br />

Informationsportal<br />

Abbildung 1:<br />

Aufbau des<br />

<strong>IAMO</strong>-Informationssystems


68 <strong>IAMO</strong><br />

CD-Server<br />

Hausinterne Datenbank<br />

Aktuelle Informationen<br />

Institutionelle Struktur<br />

Im zunehmenden Maße werden Daten von staatlichen und nichtstaatlichen Stellen periodisch<br />

über CD zugänglich gemacht. Das <strong>IAMO</strong> verfügt über einen umfangreichen Bestand an Daten-<br />

CD und digitalisierten Nachschlagewerken. Als problematisch erweist sich nicht nur die schnelle<br />

Nutzbarmachung des regelmäßig aktualisierten Datenbestandes, sondern auch ein anwenderfreundlicher<br />

Zugang zu dieser Informationsfülle, die pro CD mehrere hundert Megabyte umfassen<br />

kann. Die Hauptaufgabe besteht darin, die Informationen zu strukturieren und den Wissenschaftlern<br />

einen nutzerfreundlichen Zugriff zu ermöglichen. �ür den Zugriff auf den CD-Server<br />

wurde deshalb eine Benutzeroberfläche implementiert, die analog zu den Indikatoren des<br />

Informationsportals den Nutzer zu den gesuchten Informationen leitet. Der CD-Server umfasst<br />

zur Zeit 45 CDs. Der Zugriff auf Informationen über den CD-Server ist nur für Mitarbeiter und<br />

Gäste des <strong>IAMO</strong> möglich.<br />

Die Wissenschaftler des <strong>IAMO</strong> benötigen für ihre �orschungsarbeit einen konsistenten Grundbestand<br />

an Daten, der nicht immer über Internetquellen oder auf CD verfügbar ist. Diese Daten<br />

müssen mit viel Aufwand in statistischen Jahrbüchern der jeweiligen Landesämter und anderen<br />

Printmedien recherchiert werden. Darüber hinaus werden Daten in spezieller Aggregation (z.B.<br />

EU-15, MOEL, bestimmte Produktgruppen) benötigt. �ür diese Anforderungen steht eine hausinterne<br />

Datenbank bereit. Zur Zeit enthält sie allgemeine Angaben zu den Ländern Europas und<br />

der GUS, Daten zur landwirtschaftlichen Primärproduktion, Angaben zu Subventionen und Wechselkursen<br />

sowie zu ausgesuchten Parametern der Makroökonomie. Die Datenbank befindet sich<br />

noch im Aufbau. Erweiterungen der Datenbankstruktur werden mit Hilfe des �achbereichs Informatik<br />

und �achkommunikation der Hochschule Anhalt (�H) realisiert. Die Pflege und Erweiterung<br />

des Datenbestandes erfolgt regelmäßig von einer Mitarbeiterin des <strong>IAMO</strong>. Die Datenbank wurde<br />

unter dem relationalen Datenbankmanagementsystem ORACLE implementiert. Der Zugriff auf<br />

ORACLE erfolgt mit einer webbasierten Benutzeroberfläche unter Verwendung von PHP. Die<br />

hausinterne Datenbank ist nur für Mitarbeiter und Gäste des <strong>IAMO</strong> zugänglich.<br />

Die aktuellen Informationen sind das hausinterne Mitteilungssystem des <strong>IAMO</strong>. Es umfasst unter<br />

anderem Konferenzankündigungen, Termine und aktuelle Mitteilungen.<br />

Das <strong>IAMO</strong> ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts. Ihre Organe sind der Stiftungsrat, das Direktorium<br />

und der Wissenschaftliche Beirat. Geschäftsführender Direktor des <strong>IAMO</strong> ist zur Zeit<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Tillack, der im Januar 2004, ein Jahr nach Erreichen des Rentenalters,<br />

das Institut verlässt. Ab �ebruar wird Prof. Dr. Alfons Balmann als Geschäftsführender Direktor<br />

amtieren. Um eine große Bandbreite der agrarökonomischen �orschung abdecken zu können,<br />

gliedert sich das Institut in drei wissenschaftliche Abteilungen:<br />

– Rahmenbedingungen des Agrarsektors und Politikanalyse; amtierender Leiter ist zur Zeit<br />

Dr. Peter Weingarten;<br />

– Agrarmärkte, Agrarvermarktung und Weltagrarhandel; amtierender Leiter ist zur Zeit<br />

PD Dr. Heinz Hockmann;<br />

– Betriebs- und Strukturentwicklung im ländlichen Raum; Abteilungsleiter ist<br />

Prof. Dr. Alfons Balmann.


<strong>IAMO</strong> 69<br />

<strong>IAMO</strong> 69<br />

Der Geschäftsführende Direktor und die Leiter der wissenschaftlichen Abteilungen bilden zusammen<br />

mit der Leiterin der Abteilung<br />

– Administration und Zentrale Dienste, Hannelore Zerjeski,<br />

das Direktorium des Institutes. In Abstimmung mit dem Stiftungsrat führt dieses Kollegialorgan die<br />

Institutsgeschäfte und gestaltet die langfristige �orschungs- und Entwicklungsplanung des <strong>IAMO</strong>.<br />

Der Wissenschaftliche Beirat berät das Direktorium und den Stiftungsrat in wissenschaftlichen<br />

Angelegenheiten und nimmt eine regelmäßige Bewertung der Arbeit des Institutes vor.<br />

Dem Stiftungsrat gehören zum 01.01.2004<br />

folgende Persönlichkeiten an: MinDirig. Dr.<br />

Jörg Wendisch (Vorsitzender; Bundesministerium<br />

für Verbraucherschutz, Ernährung<br />

und Landwirtschaft), MinDirig. Dr.<br />

Manfred Lückemeyer (Stellvertretender Vorsitzender;<br />

Bundesministerium für Verbraucherschutz,<br />

Ernährung und Landwirtschaft),<br />

MinDirig. Dr. Joachim Welz (Kultusministerium<br />

des Landes Sachsen-Anhalt), Staatssekretär<br />

Dr. Hermann Onko Aeikens (Ministerium<br />

für Landwirtschaft und Umwelt des Landes<br />

Sachsen-Anhalt), Prof. Dr. Stephan von<br />

Cramon-Taubadel (Georg-August-Universität<br />

Göttingen), Prof. Dr. Peter Michael<br />

Schmitz (Justus-Liebig-Universität Gießen),<br />

Prof. Dr. Hans-Joachim Solms (Martin-<br />

Luther-Universität Halle-Wittenberg), Dr.<br />

�ranz-Georg von Busse (Geschäftsführer<br />

der Lemken KG).<br />

Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates sind zum 01.01.2004 Prof. Dr. Stephan von Cramon-<br />

Taubadel (Vorsitzender; Georg-August-Universität Göttingen), Prof. Dr. Peter Michael Schmitz<br />

(Stellvertretender Vorsitzender; Justus-Liebig-Universität Gießen), Prof. Dr. Heinz Ahrens (Martin-<br />

Luther-Universität Halle-Wittenberg), Prof. Dr. Ernst Berg (Rheinische �riedrich-Wilhelms-Universität<br />

Bonn), Dr. Tomáš Doucha (�orschungsinstitut für Agrarökonomik (VÚZE), Prag), Prof.<br />

Dr. Konrad Hagedorn (Humboldt-Universität zu Berlin), Prof. Dr. Michael Kirk (Philipps-Universität<br />

Marburg), Prof. Dr. Ewa Rabinowicz (Schwedisches Institut für Ernährung und Agrarökonomik<br />

(SLI), Lund), Prof. Dr. Eugenia Serova (Institut für Transformationsökonomik (IET), Moskau).<br />

Als eine effiziente �orm des Informationsaustausches am <strong>IAMO</strong> haben sich die wöchentlichen<br />

Abteilungsbesprechungen erwiesen. Dabei werden sowohl wissenschaftliche als auch organisatorische<br />

Belange diskutiert. Die Plattform zur Erörterung abteilungsübergreifender Aspekte bilden<br />

regelmäßig einberufene Institutsvollversammlungen. Somit können sich alle MitarbeiterInnen des<br />

Das <strong>IAMO</strong>-Direktorium 2003<br />

(v.l.n.r.):<br />

PD Dr. Heinrich Hockmann,<br />

Dipl.-Ök. Hannelore Zerjeski,<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Peter Tillack,<br />

Dr. Peter Weingarten,<br />

Prof. Dr. Alfons Balmann<br />

Koordination im <strong>IAMO</strong>


70 <strong>IAMO</strong><br />

Konzeption der<br />

wissenschaftlichen Arbeit<br />

Organigramm des Institutes für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa<br />

Institutes auf verschiedenen Wegen in die Willensbildung am <strong>IAMO</strong> einbringen. �ür die Bewältigung<br />

routinemäßig anfallender Arbeiten hat sich die Arbeit der vier abteilungsübergreifenden<br />

Arbeitsgruppen: Bibliothek, Elektronische Informationssysteme, Öffentlichkeitsarbeit und Veröffentlichungen<br />

bewährt.<br />

Die Transformation der Land- und Ernährungswirtschaft ist ein Prozess, dessen Analyse das<br />

gesamte Spektrum der agrarökonomischen �orschung erfordert. Das <strong>IAMO</strong> kann mit seinen<br />

Kapazitäten jedoch nicht diese Vielfalt abdecken. Daher werden Schwerpunkte gesetzt. Diese


<strong>IAMO</strong> 71<br />

<strong>IAMO</strong> 71<br />

erheben den Anspruch, die wichtigsten Probleme zu berücksichtigen. Die derzeitige �orschung<br />

am <strong>IAMO</strong> orientiert sich an drei Leitbegriffen: Institutionen, Integration und ländlicher Raum.<br />

Diese Leitbegriffe grenzen die Aufgabengebiete sowohl thematisch als auch räumlich ein. Bei der<br />

Auswahl der �orschungsschwerpunkte wurden für die mittelfristige Ausrichtung des Institutes die<br />

folgenden Kriterien zu Grunde gelegt: politische Relevanz, Dringlichkeit der Probleme, Akzeptanz<br />

und Umsetzbarkeit der Ergebnisse, Durchführbarkeit sowie langfristige Effekte der �orschungsprojekte.<br />

Im Jahr 2003 wurde das Mittelfristkonzept, das der Wissenschaftliche Beirat des <strong>IAMO</strong> am<br />

17.10.2001 verabschiedet und der Stiftungsrat am 31.01.2002 bestätigt hat, weiter umgesetzt.<br />

Das Mittelfristkonzept umfasst gegenwärtig folgende vier �orschungsschwerpunkte:<br />

1. Modellgestützte Politikanalyse auf Sektor- und Betriebsebene<br />

2. Agrarverfassung in den MOEL<br />

3. Marginalisierung in ländlichen Räumen<br />

4. Produkt- und Prozessqualität<br />

Jedem �orschungsschwerpunkt ist ein Arbeitskreis zugeordnet, den ein promovierter Wissenschaftler<br />

leitet. Die Arbeitskreisleiter bilden gemeinsam mit den wissenschaftlichen Abteilungsleitern<br />

die Koordinierungsgruppe �orschung. Deren Aufgabe ist es, neue �orschungsprojekte zu<br />

initiieren, abteilungs- und institutsübergreifende �orschungsaktivitäten zu organisieren, wissenschaftliche<br />

Veranstaltungen zu konzipieren sowie die wissenschaftliche Weiterbildung der<br />

MitarbeiterInnen des Instituts anzuregen.<br />

Wissenschaftliche Arbeit am <strong>IAMO</strong> ist auf effiziente zentrale Dienstleistungen angewiesen. Das<br />

EDV-Personal arbeitet am kontinuierlichen Aufbau sowie an der Pflege und Aktualisierung des<br />

Hard- und Softwarebestandes. Abteilungsübergreifende Arbeitsgruppen koordinieren die Dienstleistungen<br />

und optimieren ihren Nutzen für die �orschungsarbeit. Über<br />

die Arbeitsgruppen Öffentlichkeitsarbeit und Veröffentlichungen sind die<br />

WissenschaftlerInnen des <strong>IAMO</strong> daran beteiligt, Aufgabenstellung und<br />

Ergebnisse der �orschung zu vermitteln. Die Arbeitsgruppe Elektronische<br />

Informationssysteme koordiniert die Entscheidungen zur Ausstattung mit<br />

Computersoftware sowie die Einrichtung und Pflege einer Datenbank zum<br />

Agrar- und Ernährungssektor der Transformationsländer Mittel- und Osteuropas.<br />

Die organisatorische und inhaltliche Ausrichtung der Bibliothek an<br />

den Erfordernissen der �orschung wird von der Arbeitsgruppe Bibliothek<br />

unterstützt.<br />

Blick in die Institutsbibliothek<br />

Zentrale Dienstleistungen


72 <strong>IAMO</strong><br />

Anreise mit dem PKW<br />

von Süden<br />

von Norden<br />

von Nordwesten<br />

von Westen (auf der B 80)<br />

Anreise mit der Bahn<br />

Anreise mit dem �lugzeug<br />

So finden Sie uns<br />

�ahren Sie auf der A9 (München – Berlin) bis zum Schkeuditzer Kreuz. Wechseln Sie auf die<br />

A14 in Richtung Halle/Magdeburg und verlassen Sie sie an der Ausfahrt Halle-Peißen. �olgen<br />

Sie der B100 Richtung Halle bis zum Stadtgebiet (Ampelkreuzung Dessauer Brücke). Ordnen<br />

Sie sich rechts ein und biegen Sie mit der B100 nach links ab Richtung Zentrum und Magdeburg.<br />

Biegen Sie sofort wieder rechts ab auf die B6 Richtung Magdeburg und verlassen Sie diese an<br />

der nächsten Ausfahrt (Zoo, Wolfensteinstraße ). �olgen Sie der Wolfensteinstraße geradeaus<br />

(Unterführung, mehrere Ampeln, Überqueren der Reilstraße zur Großen Brunnenstraße), bis<br />

sie auf die Burgstraße trifft. Biegen Sie dort rechts ab (vorgeschriebene �ahrtrichtung ist rechts).<br />

An der nächsten Kreuzung (Gasthof „Zum Mohr“, Burg Giebichenstein) fahren Sie links und<br />

folgen der Hauptstraße über die Saalebrücke. Direkt hinter der Brücke biegen Sie rechts ab,<br />

fahren wieder rechts unter der Brücke hindurch, immer am Saaleufer entlang. An der nächsten<br />

Kreuzung biegen Sie links Richtung Universität Weinbergweg ab und folgen der Straße bis zur<br />

nächsten Ampel. �ahren Sie geradeaus in die Walter-Hülse-Straße. Das Gebäude rechter Hand<br />

ist das <strong>IAMO</strong>. Biegen Sie nun rechts in die Theodor-Lieser Straße, und Sie befinden sich vor<br />

dem <strong>IAMO</strong>.<br />

Verlassen Sie die A9 an der Ausfahrt Halle/Brehna und fahren auf die B100 Richtung Halle.<br />

Weiter siehe: „von Süden“.<br />

�ahren Sie in Magdeburg auf die A14 (Richtung Leipzig oder Dresden) bis zur Ausfahrt Halle-<br />

Peißen und dann auf die B100 Richtung Halle. Weiter siehe: „von Süden“.<br />

�olgen Sie der B80 bis zur Kreuzung Rennbahnring und folgen dort der Beschilderung Richtung<br />

Peißnitz/Kröllwitz. Nach ca. 2 km bzw. nach der 3. Ampel sehen Sie zur Linken das <strong>IAMO</strong>-<br />

Gebäude (sandfarben mit rotem Dach). Biegen Sie danach an der nächsten Möglichkeit links ab<br />

in das ehemalige Kasernengelände. Am gegenüberliegenden Ende des großen Platzes biegen<br />

Sie nach links in die Theodor-Lieser-Straße. Im letzten Gebäude auf der linken Seite befindet<br />

sich das <strong>IAMO</strong>.<br />

Verlassen Sie das Bahnhofsgebäude durch den Haupteingang und folgen Sie bitte der Ausschilderung<br />

Haltestelle „Riebeckplatz/Hauptbahnhof“. Hier fahren die Linien 5 und 5E in Richtung<br />

Heide. �ahren Sie bis zur Haltestelle Weinbergweg (ca. 20 Min. �ahrtzeit). Das Institut befindet<br />

sich direkt auf der linken Straßenseite.<br />

20 km von Halle entfernt befindet sich der �lughafen Halle-Leipzig, der mit seinem �lughafenbahnhof<br />

an das �ernverkehrsnetz der Deutschen Bahn angeschlossen ist. Sie nehmen<br />

einen Zug in Richtung Halle (Saale). Den weiteren Weg können Sie unter „Anreise mit der Bahn“<br />

nachlesen.


<strong>IAMO</strong> 73<br />

<strong>IAMO</strong> 73

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