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6 <strong>IAMO</strong><br />

eigenen Bedarf produzieren bzw. direkt vermarkten. Die auf die Direktvermarkter entfallende<br />

Milchquote dürfte praktisch kaum kontrollierbar sein. Allerdings bleibt zu erwarten, dass Kleinerzeuger<br />

die Milchproduktion aus Rentabilitätsgründen bzw. wegen mangelnder Möglichkeiten,<br />

in leistungsfähige Melk- und Kühltechnik zu investieren, einschränken oder völlig einstellen. Die<br />

�olge wäre – in Verbindung mit dem zu erwartenden allgemeinen Anstieg der Kaufkraft in Polen<br />

– eine wachsende Nachfrage nach Milchprodukten höherer Verarbeitungsstufen. Die Quotenbegrenzung<br />

könnte dann dazu führen, dass Polen sich zum Nettoimporteur für Milcherzeugnisse<br />

entwickelt. Einen besonderen Schwerpunkt der Beitrittsverhandlungen mit Polen bildete die Übernahme<br />

der EU-Qualitätsstandards. Mit der Einräumung von Übergangsfristen bis 2006 wurde<br />

ein Kompromiss gefunden, den mit umfangreichen Investitionen verbundenen Modernisierungsprozess<br />

der Milchverarbeitungsunternehmen zeitlich zu strecken. Allerdings wird der durch den<br />

Beitritt verstärkte Anpassungsdruck den Strukturwandel in der polnischen Milchindustrie beschleunigen<br />

und weniger leistungsfähige Unternehmen zur Aufgabe zwingen. In den meisten<br />

Beitrittsländern bestehen bei den Landwirten Befürchtungen, ihre wirtschaftliche Situation könnte<br />

sich durch den Beitritt verschlechtern.<br />

Am Beispiel von betrieblichen Modellrechnungen zeigen LUDGER HINNERS-TOBRÄGEL und KRISZTIÁN<br />

KESZTHELYI Auswirkungen des EU-Beitritts auf landwirtschaftliche Betriebe in Polen und Ungarn.<br />

�ür Polen belegen die Modellrechnungen, dass die mit dem Beitritt wirksam werdenden Direktzahlungen<br />

generell zu einer Verbesserung der wirtschaftlichen Situation der Betriebe führen,<br />

wobei die fruchtbareren Standorte deutlich besser gestellt sind als Grenzstandorte. Besonders<br />

profitieren Betriebe mit Milch- und Rinderproduktion sowie Marktfruchtbetriebe. In Ungarn wird<br />

durch zu erwartende Preisanstiege für landwirtschaftliche Erzeugnisse eine Verbesserung der<br />

Wirtschaftlichkeit unabhängig von einem EU-Beitritt erwartet. Diese positive Tendenz verstärkt<br />

sich weiter, wenn die Regelungen der Europäischen Agrarpolitik in Ungarn greifen. Damit lässt<br />

sich für beide Länder die Aussage treffen, dass die Übertragung der GAP zwar zu strukturellen<br />

Anpassungsreaktionen führen wird, prinzipiell aber davon auszugehen ist, dass der Agrarsektor<br />

vom Beitritt profitiert. Vor dem Hintergrund der in den Modellrechnungen unterstellten unveränderten<br />

Intensität ist sogar zu erwarten, dass verbesserte Möglichkeiten der Verfügbarkeit von<br />

ertragssteigernden Betriebsmitteln die insgesamt positiven Erwartungen tatsächlich noch übertreffen<br />

könnten.<br />

Nach Kriterien der OECD leben 43% der Bevölkerung in den zehn mittel- und osteuropäischen<br />

Beitrittsländern in ländlichen Gemeinden, und mit der Einführung der Strukturpolitik der EU werden<br />

hohe Erwartungen für die Entwicklung ländlicher Räume verknüpft. Wie wichtig eine genaue<br />

Abgrenzung verschiedener Kategorien ländlicher Räume angesichts deren Heterogenität für<br />

eine differenzierte Ausgestaltung von �örderinstrumenten ist, stellt SABINE BAUM in ihrem Beitrag<br />

Typisierung ländlicher Räume in Mittel- und Osteuropa dar. Die Erarbeitung angepasster spezifischer<br />

Entwicklungsprogramme setzt eine Typisierung ländlicher Räume voraus, um strukturpolitische<br />

Maßnahmen besser auf die konkreten Belange einzelner Regionstypen abstimmen zu<br />

können. Eine solche Typisierung wurde am <strong>IAMO</strong> mit Hilfe von sieben Variablen, die verschiedene<br />

sozioökonomische und demographische Sachverhalte abbilden, entwickelt. Im Ergebnis der<br />

Untersuchungen konnten fünf Gruppen bzw. Regionstypen identifiziert werden, die zugleich als

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