75 Jahre „Eintracht“ Nellingen
Festschrift zum 75-jährigen Bestehen des Gesangvereins „Eintracht“ Nellingen
Festschrift zum 75-jährigen Bestehen des Gesangvereins „Eintracht“ Nellingen
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Feierstunde<br />
anläßlich des <strong>75</strong>jährigen Bestehens des Gesangvereins<br />
<strong>„Eintracht“</strong> <strong>Nellingen</strong> am 30. Mai 1943<br />
Mitwirkende: Frl. Lore W i ß m a n n, Sopran, Mitglied d. Württ. Staatstheater<br />
Herr Max O ß w a l d, Tenor, Mitglied d. Württ. Staatstheater<br />
Kapelle S c h ä b l e. Am Flügel: Arnold Lubitz.<br />
Leitung: Herr Karl S c h e l l m a n n .<br />
Saalöffnung 14.30 Uhr Anfang 15 Uhr<br />
Vortragsfolge<br />
I. Teil<br />
1. Orchester: Festouvertüre. .............................A. Lortzing<br />
2. Männerchor: Großdeutschland ............................W. Nagel<br />
3. Begrüßung<br />
4. Totenehrung, Männerchor: a) Stumm schläft der Sänger .........Fr. Silcher<br />
b) Ich hatt’ einen Kameraden, Volksweise<br />
Tenorsolo: c) Du bist die Ruh’ . . . . . . . . . . . . . Fr. Schubert<br />
5. Männerchor mit Orchester: O Schutzgeist. ............... W. A. Mozart<br />
6. Gem. Chor, Sopransolo mit Orchester:<br />
Dir, Seele des Weltalls, Kantate ........................W. A. Mozart<br />
7. Tenorsolo: An die Musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fr. Schubert<br />
8. Gem. Chor mit Orchester: Opferlied .................. L. v. Beethoven<br />
9. Ehrungen<br />
10. Gem. Chor: Bald prangt den Morgen zu verkünden,<br />
bearb. P. Kurz ....................................W. A. Mozart<br />
II. Teil<br />
11. Orchester: Wir spielen Léhar. ............................ v. Léhar<br />
12. Duett: a) Unterm Fenster ............................R. Schumann<br />
b) Wer uns getraut ............................ J. Strauß<br />
13. Gem. Chor mit Orchester:<br />
Am schönen Rhein gedenk ich dein, Walzer, .......... bearb. Franz Willms<br />
14. Sopransolo: Schatzwalzer ................................J. Strauß<br />
15. Orchester<br />
16. Gem. Chor mit Orchester und Solisten:<br />
Schenkt man sich Rosen in Tirol ......................... K. Zeller<br />
(Liedertexte umseitig)<br />
1
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Nr. 2. Großdeutschland von Oskar Beißwenger<br />
Großdeutschland, welch ein heilig Werk! Dem Führer sei die Ehre!<br />
Dem Deutschtum in des Osten Mark kein Feind der Welt mehr wehre!<br />
Großdeutschland!<br />
Du großes Volk, ein Treueband umschlinget deine Brüder.<br />
Im neuen deutschen Vaterland ertönen Freiheitslieder.<br />
Großdeutschland!<br />
Allmächtiger! Hör unsern Dank! Dein Werk uns heilig bleibe!<br />
Gib bei erhobner Bruderhand Neudeutschland deine Weihe!<br />
Großdeutschland!<br />
Nr. 4. a) Stumm schläft der Sänger von Hermann Kurz<br />
Stumm schläft der Sänger, dessen Ohr<br />
gelauschet hat an andrer Welten Tor.<br />
Ein naher Waldstrom brauste sein Gesang<br />
und säuselt auch wie ferner Quellen Klang.<br />
Du schlummerst stille, schlummerst leicht,<br />
wann über dich der Sturm und Zephir streicht,<br />
der Sturm, der dir den Schlachtgesang durchdröhnt,<br />
der Hauch, der sanft im Lied der Liebe tönt.<br />
Nr. 4. b) Ich hatt’ einen Kameraden von L. Uhland<br />
Ich hatt’ einen Kameraden, einen bessern findst du nit.<br />
Die Trommel schlug zum Streite, er ging an meiner Seite<br />
in gleichem Schritt und Tritt.<br />
Eine Kugel kam geflogen, gilt’s mir oder gilt es dir?<br />
Ihn hat es weggerissen, er liegt mir vor den Füßen,<br />
als wär’s ein Stück von mir.<br />
Will mir die Hand noch reichen, derweil ich eben lad’:<br />
Kann dir die Hand nicht geben, bleib du im ew’gen Leben,<br />
mein guter Kamerad.
Nr. 5. O Schutzgeist alles Schönen von Denzel<br />
O Schutzgeist alles Schönen, steig hernieder<br />
in sanftem Weh’n zu weihen unsre Lieder,<br />
daß sie sich freudig auf zum Himmel schwingen,<br />
in heil’ger Kraft von Herz’ zu Herzen dringen,<br />
von deinem Hauch die Brust umbebt,<br />
hoch über Zeit und Welt sich hebt.<br />
Verein alle Seelen und versöhne<br />
was sich getrennt, im Wohllaut deiner Töne!<br />
Dem Edlen ist das Schönste nur beschieden<br />
in der Gefühle rein erklungnem Frieden.<br />
Von wilder Lust der Erde rein,<br />
muß das Herz des Sängers sein.<br />
Nr. 6. Dir, Seele des Weltalls<br />
Dir, Seele des Weltalls, o Sonne, sei heut’ das erste der festlichen Lieder geweiht!<br />
O Mächtige, ohne dich lebten wir nicht,<br />
von dir nur kommt Fruchtbarkeit, Wärme und Licht.<br />
Nr. 8. Opferlied von Matthisson<br />
Die Flamme lodert, milder Schein durchglänzt den düstern Eichenhain<br />
und Nebelschleier wallen.<br />
O neig ein gnädig Ohr zu mir und laß des Jünglings Opfer dir,<br />
du Höchster wohlgefallen!<br />
Sei stets der Freiheit Wehr und Schild! Dein Lebensgeist durchatme mild<br />
Luft, Erde, Feur und Fluten.<br />
Gib mir als Jüngling und noch als Greis am väterlichen Herd o Zeus,<br />
das Schöne zu dem Guten!<br />
Nr. 10. Bald prangt den Morgen zu verkünden von Emanuel Schikaneder<br />
Bald prangt den Morgen zu verkünden, die Sonn’ auf goldner Bahn!<br />
Bald soll die Nacht, die düst’re schwinden, der Tag der Weisheit nah’n.<br />
O holde Ruhe, steig’ hernieder, kehr’ in der Menschen Herzen wieder,<br />
dann ist die Erd’ ein Himmelreich, und Sterbliche sind Göttern gleich.<br />
Hell bricht durch dichte Nebelschleier des Lichtes roter Glanz.<br />
Nun Freiheit, schmücke deine Leier mit grünem Myrtenkranz!<br />
Das hohe Lieder der Liebe singe, daß durch die ganze Welt es dringe,<br />
dann ist die Erd’ ein Himmelreich, und Sterbliche sind Göttern gleich.<br />
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4<br />
Nr. 13. Am schönen Rhein gedenk ich dein von L. Andersen<br />
Sanft treibt der Kahn abwärts den Rhein leis mit der Flut in das Dunkel hinein,<br />
tief steht der Mond und so lind ist die Nacht, fern klingt ein Lied und der<br />
Zauber erwacht.<br />
Die Stunde des deutschen Träumens am Ufer des Rheins hebt an,<br />
das Märchen des ewigen Stromes zieht alles in seinen Bann.<br />
Fort ihr trüben Gedanken, fort! Hier ist wahrlich für euch kein Ort!<br />
Seid bereit für das Heut! Stimmt ein! Lasset uns singen vom Rhein!<br />
Vom Fels zum Meer ein grünes Band zieht sich der Rhein durch deutsches Land,<br />
du alter Strom, du treuer Freund, überall sind in dir wir vereint.<br />
Von Mainz bis Köln, von Worms bis Mainz, das Herz des Rheins, das Reich<br />
des Weins.<br />
Von Berg und Burg grüßt alte Zeit: Überall, Ewigkeit!<br />
Hier hat der Mut und die Lust freie Bahn, hier fängt der Tag schon mit<br />
Sonnenschein an.<br />
Hier ist’s vorbei mit des Alltages Grau, denn hier gilt das Lied und der Wein<br />
und die Frau.<br />
Hoch geht es her am Rhein, ja am Rhein, da kann man lustig sein:<br />
hier in der Heimat von Liedern und Wein.<br />
Auf ab in langen Reihn, Berg mit Berg tanzt zu zwein, Burgen schaun munter<br />
drein,<br />
spiegeln sich drunten im blinkenden Rhein.<br />
Golden tanzen wiegend im Sonnenschein schlanke Kähne mitten im grünen<br />
Rhein.<br />
Frohen Lebens heiterer Widerschein:<br />
Heil dir, Heimat am Rhein!<br />
Fröhlich Lachen tönet von überall, dröhnend lachen Berge im Widerhall,<br />
schöne frohe Heimat des Karneval:<br />
Heissa, Karneval am Rhein!<br />
Wo der Berg nach Süd, mit seinen Hängern sieht, da wächst der beste Wein,<br />
allen zum Heil im Sonnenschein.<br />
Hier am Heimatort, wie trinkt sich’s munter fort, der Wein bricht Sorg und Not,<br />
ach so frühe ruft der Tod.<br />
Stoß an lieber Freund, deutsch ist der Wein, deutsch wie sein Vater der Rhein.<br />
Stoß an lieber Freund, rein ist der Wein, deutsch und rein.<br />
Stoß an lieber Freund, frei ist der Rhein, frei soll er ewig sein!<br />
Stoß an lieber Freund, ewig soll sein, frei unser Rhein!<br />
Auf jetzt zum Tanz!<br />
Geigen schmeicheln, die Pauke schlägt drein, fröhliche Paare tanzen am Rhein,<br />
Herzen und Geigen und Pauken darein: So kann’s nur am Rheine sein!
Augen lachen, die Welt ist schön, Menschen, die ohne Worte sich verstehn,<br />
wiegend im fröhlichen Tanze sich drehn, bis die Sterne untergehn!<br />
Du schönes Kind bist mein Traum vom Rhein, du, einmal nur laß es Wirklichkeit<br />
sein!<br />
Du blondes Kind bist mein Märchen vom Rhein, du wirst doch wohl nicht die<br />
Loreley sein?<br />
Lebewohl! Rebenhang, Lebewohl! Rheinesstrand!<br />
Soll ich einstmals von hier gehn, dann gescheh’s an jener Stell, gegenüber der<br />
Kapell’ und der Burg an Felsenhöh’n.<br />
Dann vergönne das Geschick mir noch einen letzten Blick auf den lieben deutschen<br />
Rhein:<br />
Lebewohl, so soll’s denn sein!<br />
Nur noch einmal will ich die Reben seh’n, in Blüte stehn, nur einmal die Sonne<br />
hinter Höh’n in Gold vergehn, nur noch einmal den Gruß von rotem Mund in<br />
letzter Stund, und zum Abschied in lieber Freunde Bund die letzte Rund’.<br />
Doch heut noch klingt unser Lied vom Rhein, noch heute wächst für uns sein<br />
Wein, noch heute ist das blonde Haar, der rote Mund für uns noch wahr!<br />
Stoßt an! und trinket Gottes Wein auf Gottes Paradies am Rhein!<br />
Nr. 16. Schenkt man sich Rosen in Tirol<br />
Schenkt man sich Rosen in Tirol, weißt du, was das bedeuten soll,<br />
man schenkt die Rosen nicht allein, man gibt sich selber mit auch drein,<br />
meinst du es so, verstehst du mich, meinst du es so, dann Liebste sprich,<br />
meinst du es so, so tröste mich, gib mit der Rose mir auch dich.<br />
Schenkt man sich Rosen in Tirol, weiß man, was das bedeuten soll,<br />
doch trifft der Brauch bei uns nicht ein, wir sind am Rhein, bedenk am Rhein,<br />
doch vielleicht bring ich dir Glück, doch nehm die Rosen ich nicht zurück,<br />
ja die Rosen sie sind dein, ja die Rosen nur allein.<br />
Schenkt man sich Rosen in Tirol, weiß man, was das bedeuten soll,<br />
man schenkt die Rosen nicht allein, man gibt sich selber mit auch drein,<br />
er kennt sich aus, hat wirklich Glück, einen neuen Schatz im Augenblick,<br />
sie ist für ihn, es hat den Schein, beinah zu schön, beinah zu fein.<br />
5
6<br />
Vorwort.<br />
Wenn auch die heutige Zeit nicht dazu drängt, Feste zu feiern, so dürfte<br />
doch der Gedanke einer Erinnerung an ein Jubiläumsjahr seine Berechtigung<br />
haben. Eine Jubiläumsfeier soll ja nicht allein dem Tag des Festes selbst dienen,<br />
sondern auch einer späteren Zeit. Heute, mitten im Kriege wird ja wohl<br />
niemand das Bedürfnis nach einem groß angelegten Feste in sich tragen, da<br />
dies schon die Verhältnisse nicht rechtfertigen würden. Es dürfte aber doch<br />
bei einer solch denkwürdigen Gelegenheit angebracht sein, einen Rückblick<br />
auf die Vergangenheit zu werfen, um in den Sängern und Sangesfreunden alte<br />
liebgewordene Erinnerungen wieder wach werden zu lassen, gemeinsam ausgefochtene<br />
Kämpfe auf dem Felde de rSängerehre und erlebte Freudenstunden<br />
und Erfolge wieder ins Gedächtnis zurückzurufen.<br />
Die <strong>„Eintracht“</strong> <strong>Nellingen</strong> ist ja mit Jubiläumsfeiern ohnehin nicht besonders<br />
begünstigt, denn das 50jährige Jubiläum fiel, wie auch jetzt das<br />
<strong>75</strong>jährige, in den Krieg. Somit müssen wir auf eine Jubiläumsfeier im früher<br />
üblichen Sinne verzichten. Es dürfen auch unsere heutigen Aufzeichnungen<br />
nicht mit den sonst üblichen Festbüchern verglichen werden, diese sollten ja<br />
in der Hauptsache den fremden Festbesuchern etwas von dem betreffenden<br />
Festort erzählen, während unsere heutigen Worte unseren Sangesfreunden von<br />
der Geschichte ihres Männerchorwesens berichten soll. Es können natürlich<br />
nicht alle Einzelheiten hier angeführt werden, zu diesem Zweck stehen ja die<br />
Protokolle jedem Mitglied zur Aufklärung zur Verfügung. Es sollen vielmehr<br />
nur die richtunggebenden auswärtigen Veranstaltungen und die wichtigsten<br />
Ereignisse der Vereinsgeschichte verzeichnet sein. Wir gedenken auch heute<br />
dankbar der Männer, die nicht mehr unter uns sind, die aber in jahrzehntelanger<br />
mühsamer Pionierarbeit die Grundlage zu unserer Kulturarbeit geschaffen<br />
haben. Denn daß diese Anfangsarbeit nicht leicht gewesen ist, darüber sind<br />
wir wohl alle unterrichtet und wissen auch, daß sehr viel Idealismus und<br />
Ausdauer, der Glaube an die gute Sache selbst dazu gehören, ums ich nicht<br />
von dem gesteckten Ziele abbringen zu lassen.<br />
Mit welchem Zielbewußtsein und Selbstvertrauen diese Männer vor hundert<br />
<strong>Jahre</strong>n gearbeitet haben, dürfte gerade auch in unserer Gemeinde bezeichnend<br />
sein. Um darüber zu hören, das soll der Zweck dieser Worte sein. Die Älteren<br />
werden auch gerne mal wieder sich ihrer geleisteten Arbeit erinnern, sie<br />
dürfen stolz sein, der jüngeren Generation das Beste gelassen zu haben. Aber<br />
auch den jüngeren Sangesfreunden soll Gelegenheit geboten werden, von all<br />
dem zu hören, was unserer heutigen Zeit vorausgegangen ist.
In einer Festschrift zum 27. Gausängerfest des „Filder-Sänger-Bundes“<br />
im <strong>Jahre</strong> 1908 und bis zu unserem 60jährigen Jubiläum im <strong>Jahre</strong> 1928 reichend,<br />
sind Aufzeichnungen von unserem Ehrenmitglied K. Mayer (früherer<br />
Vorstand) vorhanden.<br />
Die heutigen Aufzeichnungen anläßlich unseres <strong>75</strong>jährigen Bestehens, unter<br />
Hinzufügung der Begebenheiten bis zum heutigen Tage sollen vor allem ein<br />
Gruß aus der Heimat unseren Sangesfreunden im Felde werden, als Trost für<br />
die großen Hoffnungen, die wir alle gerade auf dieses <strong>75</strong>jährige Jubiläum in<br />
uns trugen.<br />
<strong>Nellingen</strong>, im Mai 1943.<br />
W. Klein.<br />
7
8<br />
Ur-Geschichte.<br />
Es ist bekannt, daß schon im 16. und im beginnenden 17. Jahrhundert von<br />
tüchtigen Kantoren die Kunst des Singens gepflegt wurde. Alte Pergamente<br />
selbstgeschriebener Noten, in Leder gebunden, findet man heute noch in den<br />
Bibliotheken höherer Schulen.<br />
Der dreißigjährige Krieg bereitete jedoch diesem musikalischen Aufschwung<br />
ein schnelles Ende. Man hatte keine Zeit und keine Lust, sich der<br />
Kunst des Singens und der Musik zu widmen. Aber die nun folgende Zeit,<br />
das ausgehende 17. und vor allem der Anfang des 18. Jahrhunderts bringt<br />
nun wieder einen kräftigen Aufstieg deutscher Musik, die aber zunächst nur<br />
an den Höfen gepflegt wurde und dem Volke vorerst noch fremd blieb. Es<br />
war erst der Anfang und die breite Masse des Volkes war noch nicht reif.<br />
Als dann aber Händel’sche und Bach’sche Oratorien, die Haydn’schen<br />
„<strong>Jahre</strong>szeiten“ und „Schöpfung“ usw. gegen Ende des 18. Jahrhunderts allmählich<br />
bekannt wurden und Aufnahme fanden, kam auch bald das Bedürfnis<br />
auf, sich selbst aktiv musikalisch zu betätigen. Dadurch entstanden nun die<br />
ersten bürgerlichen Chorvereinigungen.<br />
Zu den ersten Chören, die sich zur Aufgabe machten, sich im mehrstimmigen<br />
Chorwesen zu betätigen, gehörten auch einige süddeutsche Singvereinigungen.<br />
Der „Stuttgarter Liederkranz“, gegründet 1824, war aber nicht<br />
der erste in Württemberg. Es wurde schon im <strong>Jahre</strong> 1818 in Heilbronn eine<br />
Chorgemeinschaft gegründet.<br />
Diese Singchöre pflegten anfangs in der Hauptsache gemischte Chöre, die<br />
durch die geschaffenen Kompositionen geeignetes Material vorfanden. Die<br />
Geburt des Männergesanges fällt durch die Einwirkung von Zelter und Nägeli<br />
in die Zeit der 20er <strong>Jahre</strong> des 19. Jahrhunderts. Erst von dieser Zeit an fand<br />
der Männerchor im bürgerlichen Leben wirkliche Beachtung. Das Singen im<br />
deutschen Volke, immer beliebt und gepflegt, als naturfroher, kunstloser Gesang<br />
im Volkslied verbreitet, erhielt nun doch eine andere Note. Es kam nun<br />
allgemein das Bedürfnis auf, das Singen künstlerisch im mehrstimmigen Chor<br />
zu pflegen und dies gab den Anlaß zu besonderen Vereinigungen, zu Männerchören<br />
und damit zu den eigentlichen Gesangvereinen. Diese Gesangvereine<br />
gaben sich auch einen Namen, von denen es aber in der Hauptsache nur zwei<br />
gab: „Liedertafeln“ und „Liederkränze“. Die ersteren meist norddeutsch, die<br />
zweiten süddeutsch.<br />
Die <strong>Jahre</strong> nach den Befreiungskriegen brachten dem Volke eine politische<br />
Enttäuschung. Die gebrachten Blutopfer schienen für das Volk umsonst gewesen
zu sein, die Staatsmänner nützten die Erfolge für sich, sodaß dem deutschen<br />
Volke die nationale Einheit fehlte. Der Drang nach einer seelischen Gemeinschaft<br />
war aber doch vielfach vorhanden, die sich nun im deutschen Liede fand.<br />
Vom <strong>Jahre</strong> 1827 an fanden alljährlich Gesangswettstreite in verschiedenen<br />
Städten unseres Schwabenlandes statt. Der Konrektor Karl Pfaff aus Esslingen,<br />
dessen Name unser Kreis mit Stolz trägt, war ein begeisterter Führer und<br />
Förderer dieser Liederfeste. Überall im Schwabenlande warb und sprach er in<br />
Fahne des „Liederkranzes“<br />
überzeugender Weise für die Sängersache. Bei diesen Liederfesten kamen damals<br />
schon, wie heute, Einzelvorträge, aber auch große Massenchöre, von Tausenden<br />
von Männerstimmen gesungen, zum Vortrag. Durch diese Liederfeste angeregt<br />
und begeistert, erwachte in den schwäbischen Landen überall der Gedanke<br />
nach Gründung von Gesangvereinen, die dann wiederum den Anlaß gaben,<br />
daran zu denken, alle diese größeren und kleineren Vereine zusammenzufassen<br />
zu einer großen Einheit. So entstand der „Schwäbische Sängerbund“, der<br />
seinerzeit die Anregung wieder zur Schaffung des „Deutschen Sängerbundes“<br />
gab. Im <strong>Jahre</strong> 1849 kamen 27 Vereine in der Staufenstadt Göppingen (daher<br />
auch in unserem schwäbischen Sängerwahlspruch das Staufenbanner genannt)<br />
zusammen und gründeten den „Schwäbischen Sängerbund“ unter Führung von<br />
Konrektor Karl Pfaff, Eßlingen.<br />
Schon im kommenden <strong>Jahre</strong> 1850 fand in Ulm unter großer Begeisterung<br />
ein Sängerfest mit Wettgesang statt, dem schon im nächsten <strong>Jahre</strong> ein solches<br />
in Heilbronn folgte.<br />
9
Wenn wir nun feststellen dürfen, daß schon im <strong>Jahre</strong> 1838 sich in <strong>Nellingen</strong><br />
Männer fanden, die den Mut und die Kraft in sich trugen, einen<br />
Gesangverein zu gründen, so dürfen wir mit Stolz sagen, daß in <strong>Nellingen</strong><br />
schon ein Gesang verein existierte zu einer Zeit, in der auf dem Lande kaum<br />
ein solcher zu finden war, ja selbst die kleineren Städte folgten erst in den<br />
<strong>Jahre</strong>n 1840—1850. In diesem Jahrzehnt haben wohl die meisten Gründungen<br />
stattgefunden. Es wäre bestimmt auch interessant, einen solchen Gründer<br />
erzählen zu hören von der Begeisterung, die sie im Herzen trugen und die<br />
sie in treuer Kameradschaft erklingen ließen. Vielleicht würde sich heute<br />
mancher Sänger in Ehrfurcht erheben.<br />
Der nun im <strong>Jahre</strong> 1838 in <strong>Nellingen</strong> gegründete Gesangverein „ Liederkranz“<br />
hatte es bestimmt nicht leicht, zumal <strong>Nellingen</strong> eine rein ländliche Gemeinde<br />
war. Die Dirigentenfrage wird wohl nicht so ganz einfach gewesen sein. Wir<br />
wissen auch, daß diese Aufgabe von einem musikbegabten Schäfer, Jakob<br />
Hartmann, übernommen wurde. Die Einlernung erfolgte auf einer Klarinette.<br />
Auch die Beschaffung des Notenmaterials darf mit den heutigen Verhältnissen<br />
nicht verglichen werden. Dieser Jakob Hartmann hat die Noten selbst geschrieben,<br />
die Schöpfung und Vervielfältigung von Noten war damals noch<br />
keine Angelegenheit, die mit einer Postkarte erledigt werden konnte.<br />
Mit welchem Eifer und Selbstvertrauen die Männer ihre Sängersache<br />
betrieben, bewies, daß sie zwei <strong>Jahre</strong> später, im <strong>Jahre</strong> 1840, bereits Fahnenweihe<br />
halten konnten. Diese Fahne ist heute noch im Besitze der <strong>„Eintracht“</strong>.<br />
Als im <strong>Jahre</strong> 1854 der spätere Schultheiß Mauz als junger Lehrer in seine<br />
Heimatgemeinde versetzt wurde, übernahm dieser die Leitung des Vereins.<br />
Es kam neue Aktivität unter die Sänger und Dirigent Mauz ging mit seinem<br />
„Liederkranz“, der vermutlich dem „Schwäbischen Sängerbund“ beigetreten<br />
war, im <strong>Jahre</strong> 1857 nach Kirchheim zum Sängerfest. Es war dies das erste<br />
große sängerische Erlebnis.<br />
10
„Liederkranz“<br />
Aus dieser Zeit ist uns auch noch ein Bild erhalten geblieben, das uns die<br />
Männer zeigt, ihre Namen sind im Lesesinn:<br />
Untere 1. Reihe: Heinrich Vogt, Jakob Hartmann, Karl Ludwig Mayer,<br />
Michael Fröschle.<br />
2. Reihe: Andreas Strobel, Theodor Boley, Paul Mauz (Schultheiß), Jakob<br />
Hermann (Riegel), Heinrich Aichele.<br />
3. Reihe: Georg Kober, Gottfried Mauz, Ludwig Bluthardt, Georg Neff, Heß.<br />
4. Reihe: Adam Hermann, Lorenz Kober, Jakob Metzger, Gottlieb Hart mann.<br />
Damit wäre nun für <strong>Nellingen</strong> eine gute Basis geschaffen gewesen, Sänger<br />
und Dirigent verstanden sich, aber ein unangebrachter Stolz führte in späteren<br />
<strong>Jahre</strong>n zur Auflösung des Vereins, sonst hätte <strong>Nellingen</strong> schon im <strong>Jahre</strong> 1938<br />
sein hundertjähriges Bestehen feiern dürfen.<br />
11
Nachdem der Gesangverein „Liederkranz“ 30 <strong>Jahre</strong> existierte, wollten im<br />
<strong>Jahre</strong> 1868 jüngere Leute, in der Hauptsache ledige, dem „Liederkranz“ beitreten.<br />
Dort herrschte aber scheinbar die unbedingt irrtümliche Auffassung,<br />
daß Alt und Jung nicht zusammenpassen und man lehnte die Aufnahme ab.<br />
Die Jungen, von ihrem Können und Wollen durchdrungen, ließen sich nicht<br />
beirren und gründeten so im <strong>Jahre</strong> 1868 die <strong>„Eintracht“</strong>. Nun gab es in<br />
<strong>Nellingen</strong> einen alten und einen jungen Verein. Die Alten hielten jedoch treu<br />
zu ihrer Sache und erst beim 27. Gausängerfest in <strong>Nellingen</strong> im <strong>Jahre</strong> 1908<br />
übergaben die vier noch lebenden Sänger Ludwig Bluthardt, Lorenz Kober,<br />
Jakob Hermann und Gottfried Mauz die Fahne den Jungen der <strong>„Eintracht“</strong><br />
als Andenken anläßlich des Festes.<br />
12
Vereins-Chronik der <strong>„Eintracht“</strong>.<br />
Durch die bereits geschilderten Umstände und die Einstellung der Sänger<br />
des „Liederkranzes“ waren die jungen Leute, die sich dem Gesang widmen<br />
wollten, gezwungen, einen neuen Verein zu gründen. Überall in der Umgebung<br />
entwickelten sich die Gesangvereine durch Zuwachs neuer Sänger, weshalb<br />
auch <strong>Nellingen</strong> nicht zurückstehen wollte, und so kam es i m M a i d e s<br />
<strong>Jahre</strong>s 1868 zur Gründung der <strong>„Eintracht“</strong>. Als Dirigent<br />
fungierte zunächst Herr Lehrer Zluhan, aber nur für kurze Zeit. Herr Schul-<br />
Erste Fahne der <strong>„Eintracht“</strong><br />
lehrer Mauz übernahm nun auch die <strong>„Eintracht“</strong> als Dirigent. Erster Vorstand<br />
wurde David Krießler. Im Gründungsjahr trat nun die <strong>„Eintracht“</strong> gleich dem<br />
„Schwäbischen Sängerbund“ bei, die Jungen nahmen die Sache ernst. Wenige<br />
Wochen nach der Grüdnung fand das Schwäbische Liederfest in Eßlingen statt,<br />
an dem sich dre junge Verein gleich beteiligte, bowohl es nicht möglich war,<br />
in dieser kurzen Zeit des Bestehens schon öffentlich auftreten zu können.<br />
Nach dem Rücktritt des ersten Vorstandes im <strong>Jahre</strong> 1870 wählten die<br />
Sänger Georg Merk als Vorstand, der sein Amt 31 <strong>Jahre</strong> inne hatte. Wahrlich<br />
eine gutes Zeugnis für Vorstand und Verein.<br />
Nach dem Kriege 1870/71 erhielt die <strong>„Eintracht“</strong> auch wieder Zuwachs<br />
aus den vom Felde Zurückgekehrten, sodaß die Existenz des Vereins gesichert<br />
13
war. Die tapfere Sängerschar ging nun auch an die Beschaffung einer Fahne<br />
heran. Im <strong>Jahre</strong> 1873 wurde um den Preis von 260 Gulden eine Fahne beschafft<br />
und im damals noch vorhandenen Bärengarten unter Beteiligung von<br />
zirka dreißig auswärtigen Vereinen Fahnenweihe gefeiert.<br />
14<br />
Die erste fotografische Aufnahme der <strong>„Eintracht“</strong> zeigt uns folgende Sänger:<br />
Erstes Bild der <strong>„Eintracht“</strong><br />
Untere 1. Reihe: Jakob Mauz, Gottlieb Gräber, Karl Haar, Heinrich Krämer.<br />
2. Reihe: Friedrich Keuerleber, Johannes Alber, Schultheiß Mauz (Dirigent),<br />
Georg Merk.<br />
3. Reihe: Albrecht Aichele, Ertinger (?), Wilhelm Kober, Ludwig Kober,<br />
Eberhard Aichele, Jakob Bauer.<br />
4. Reihe: Christian Metzger, Adam Mack, Ludwig Fröschle, Albrecht Mauz-<br />
Eßlingen, Ludwig Münsinger, Kaspar Schanz, Georg Schanz.
In den nun folgenden <strong>Jahre</strong>n tat sich der Verein öffentlich nicht besonders<br />
hervor, es wurde nur im Winter gesungen, den Sommer über nur aus bestimmten<br />
Anlässen, es wurden auch Besuche benachbarter Vereine gemacht.<br />
Im allgemeinen schien der Verein ein gemütliches Dasein zu führen, was wohl<br />
auch den stimmungsmäßigen Anlaß zu der Neugründung eines weiteren<br />
Vereins unter dem Namen „Frohsinn“ gegeben haben mochte. Die richtigen<br />
geeigneten Männer scheinen aber die Sache nicht in Händen gehabt zu haben,<br />
denn der neue Stern ging wieder unter, noch bevor er zum Leuchten kam.<br />
Der alte Gesangverein „Liederkranz“ widmete sich in dieser Zeit in der<br />
Hauptsache dem Kirchengesang im gemischten Chor, der ebenfalls von Schultheiß<br />
Mauz geleitet wurde.<br />
Aber auch in der <strong>„Eintracht“</strong> schien es nicht recht vorwärts gehen zu<br />
wollen, denn im <strong>Jahre</strong> 1879 erklärte der Verein seinen Austritt aus dem<br />
„ Schwäbischen Sängerbund“. Ein Jahr später ging die Mitgliederzahl bis auf<br />
zwölf zurück.<br />
Wenn dieser Rückgang auch zum Teil in den Zeitverhältnissen begründet<br />
war, so werden auch wohl örtliche Angelegenheiten mitgespielt haben; es<br />
konnte nämlich im allgemeinen eher ein Aufstieg in den ländlichen Vereinen<br />
festgestellt werden. Denn gerade in diesem <strong>Jahre</strong>, im Sommer 1881 in Bernhausen<br />
und im folgenden <strong>Jahre</strong> in Echterdingen im „Waldhorn“, wurde aus<br />
elf größeren Vereinen der Fildergemeinden der „Filder-Sänger-Bund“ gebildet.<br />
Anfangs der 90er <strong>Jahre</strong> kam nuna ber doch etwas Leben in die <strong>„Eintracht“</strong>.<br />
Jüngere Leute traten dem Verein bei, sodaß bei der Übernahme der musikalischen<br />
Leitung durch Herrn Lehrer Hornung im <strong>Jahre</strong> 1893 die Sängerzahl<br />
wieder auf 25 angewachsen war. Herr Lehrer Hornung verstand es scheinbar,<br />
mit Schwung und Humor die Sänger zu begeistern.<br />
In dieser Zeit schien das Vereinsinteresse allgemein zu wachsen, denn es<br />
wurde auch in diesem Jahr der „Turnerbund“ <strong>Nellingen</strong> gegründet, mit dessen<br />
Schicksal die <strong>„Eintracht“</strong> durch Mitgliedergemeinschaft immer verbunden war.<br />
Die verflossenen ruhigen zehn <strong>Jahre</strong> schienen aber doch nicht ganz ohne<br />
Folgen geblieben zu sein. Es wurde im <strong>Jahre</strong> 1888 ein Militärverein gegründet,<br />
der ebenfalls den Männergesang pflegte, das Singen jedoch nach zehn<br />
<strong>Jahre</strong>n wieder einstellte.<br />
Nach der Versetzung von Herrn Lehrer Hornung im <strong>Jahre</strong> 1896 leitete<br />
Herr Lehrer Munz den Verein. Die gesetzten Hoffnungen erfüllten sich jedoch<br />
nicht ganz, die Entwicklung des Vereins blieb hinter den Erwartungen zurück.<br />
Während der Verein im <strong>Jahre</strong> 1891 dreißig Mitglieder zählte, waren es im<br />
<strong>Jahre</strong> 1897 nur noch 21. Dafür konnten in der Generalversammlung im <strong>Jahre</strong><br />
1900 bereits wieder fünfzig Mitglieder gezählt werden. Die Jahrhundertwende<br />
brachte nun tatsächlich einen sichtbaren Aufstieg im Verein, es konnten wieder<br />
eine Anzahl jüngerer Leute aufgenommen werden, die auch wirklich ernst<br />
und treu zur Sache standen und so begann ein reges Vereinsleben.<br />
15
Zu dieser Entwicklungszeit darf hier bemerkt werden, daß die jungen<br />
Sänger, die damals eingetreten sind, zum größten Teil dem Verein bis zu<br />
seinem <strong>75</strong>jährigen Jubiläumsjahr die Treue gehalten haben und in den über<br />
vier Jahrzehnten den Grundstock und das Fundament des Vereins bildeten.<br />
Sie haben wohl verdient, daß ihre Namen in unsere Vereinsgeschichte eingehen,<br />
denn sie waren die treuesten. Es sind dies: Hermann Alber, Gottlob<br />
Sohn, Chr. Neff, Ludwig Bluthardt, Chr. Haar, Friedrich Haug und Rudolf<br />
Krießler.<br />
Unser ältester Sänger mit 54jähriger Sängertätigkeit ist G. Ganz, der im<br />
<strong>Jahre</strong> 1889 in die damalige „Cäcilia“, später „Sängerbund“ Eßlingen, eintrat.<br />
In dieser Entwicklungszeit tauchte nun auch die Frage der Zugehörigkeit<br />
zu einem Gau auf. Zwei <strong>Jahre</strong> vor der Gründung des „Filder-Sänger-Bundes“<br />
war ja der Verein aus dem „Schwäbischen Sängerbund“ ausgetreten. Es wurde<br />
deshalb im <strong>Jahre</strong> 1900 beschlossen dem „Filder-Sänger-Bund“ beizutreten.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1901 trat nun der langjährige Vorstand Georg Merk zurück und<br />
der Ausschuß wurde neu gewählt. Erster Vorstand war L. Fröschle, zweiter<br />
Vorstand Aug. Krießler, Schriftführer Fr. Haug und Kassier Paul Mauz. Von<br />
diesem Zeitpunkt ab sind auch Protokolle vorhanden. Der Verein besuchte<br />
16<br />
Der langjährige Stamm der <strong>„Eintracht“</strong>
zum ersten Male ein Gausängerfest in Bonlanden am 23. Juni. Mit der stattlichen<br />
Zahl von 40 Sängern wurde das Lied: „So sei gegrüßt viel tausendmal“<br />
gesungen.<br />
Das Jahr 1902 brachte dem Verein den ersten, aber auch schönen Erfolg<br />
und rege Tätigkeit. Bei der Generalversammlung wurde Gottlob Metzger<br />
als 2. Vorstand gewählt. Der Dirigent Herr Lehrer Munz war anderweitig<br />
sehr in Anspruch genommen und erklärte seinen Rücktritt mit gleichzeitiger<br />
Empfehlung eines jungen, eben erst vom Seminar nach <strong>Nellingen</strong> gekommenen<br />
Lehrers Herrn Zimmermann. Herr Lehrer Zimmermann zeigte trotz seiner<br />
jungen <strong>Jahre</strong> großen Eifer und auch großes Können. Hierdurch aufgemuntert<br />
konnten sich die Sänger entschließen, am Wettgesang beim Gaufest am<br />
29. Juni 1902 in Denkendorf teilzunehmen. Wenn auch manche Schwierigkeiten<br />
zu überbrücken waren, so war die Freude über den erreichten schönen<br />
Erfolg um so größer, denn mit einem I a-Preis hatte niemand gerechnet.<br />
Gesungen wurde das Lied: „Es war ein Knabe gezogen“. Dasselbe Lied wurde<br />
erst in den letzten <strong>Jahre</strong>n wieder neu eingeübt und ist immer gerne gesungen<br />
worden. An diesem ersten und schönen Erfolg freute sich die ganze Gemeinde,<br />
die es den Sängern durch einen verdienten Empfang bewiesen hat.<br />
Vier Wochen zuvor, am 1. Juni, fand in Wolfschlugen ein Gauliederfest<br />
statt, bei dem das für Denkendorf vorgesehene Preislied geprobt wurde.<br />
Als Abschluß des Denkendorfer Gaufestes wurde am 3. August in der<br />
„Germania“ im vollbesetzten Saal eine Seigesfeier abgehalten. Die Begeisterung<br />
war groß, die Zukunft des Vereins schien befestigt. Nun trat aber doch<br />
auch gleich wieder eine neue Sorge auf. Herr Lehrer Zimmermann wurde<br />
versetzt und der Verein war ohne Dirigent und man hatte doch gerade jetzt<br />
so große Hoffnungen. Der Verein hatte aber Glück, ein junger Sänger, Ludwig<br />
Neff, wurde zum Dirigenten gewählt; dieser führte die Sänger zu neuen<br />
schönen Erfolgen.<br />
Es waren nun auch gerade dreißig <strong>Jahre</strong> seit der Beschaffung der Fahne.<br />
Dieselbe war beschädigt und nicht mehr in bestem Zustand, es wurde<br />
deshalb beschlossen, eine neue Fahne zu beschaffen. Am 24. Juni 1903 wurde<br />
Fahnenweihe, verbunden mit 35jährigem Bestehen, gefeiert. Auf dem gleichen<br />
Platz wie die erste Fahne, im Bärengarten, wurde nun auch die neue Fahne<br />
geweiht. Leider war das Wetter nicht wie das erstemal; kaum war der Festzug<br />
— es waren viele auswärtige Vereine zum Feste gekommen — auf dem Festplatz<br />
eingetroffen, brach ein Unwetter los und es mußte nun der „Germania“-Saal<br />
herhalten, wo auch die eigentliche Weihe stattgefunden hat. Ehrendiplom<br />
erhielt: Herr Schultheiß Mautz, er wurde zum Ehrenvorstand ernannt. Ehrenmitglieder<br />
wurden: Herr Musikoberlehrer Nagel-Eßlingen, Herr Lehrer Munz,<br />
Herr Lehrer Zimmermann, Herr Georg Merk, Herr Gottlieb Gräber, Herr Karl<br />
Haar. Am anderen Tag, Montag, fand bei besserem Wetter eine kleine Nachfeier<br />
statt.<br />
17
In Bernhausen fand am 19. Juni 1904 ein Gauliederfest statt. Der Verein<br />
entschloß sich, am Wettgesang im höheren Volksgesang mit dem Lied: „Nun<br />
ist der Lenz gekommen“ teilzunehmen. Mit 41 Sängern, einem frischen Dirigenten<br />
und guten Mutes ging es nach Bernhausen und der Erfolg blieb nich<br />
aus. Mit einem ersten Preis durfte die <strong>„Eintracht“</strong> heimkehren. Eine schöne<br />
Leistung des Vereins, aber auch des Dirigenten Ludwig Neff. Der große Erfolg<br />
begeisterte auch die Alten des „Liederkranzes“ und sie bereiteten den Jungen<br />
mir ihrer Fahne am Ortseingang einen schönen Empfang.<br />
Am 24. Juli wurde in der „Germania“ eine Siegesfeier abgehalten, bei der<br />
Vorstand Ludwig Fröschle und Kassier Paul Mauz für 25jährige Mitgliedschaft<br />
zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden. Gleichzeitig wurde im Verein eine Sängerkasse<br />
gegründet. Am Sonntag den 26. Juni beteiligte sich der Verein an<br />
der Fahnenweihe des Gesangvereins „Neckarlust“ in Eßlingen.<br />
Mit dem festen Vorsatz, sich nun auch mal an einem Schwäbischen Sänger fest<br />
zu beteiligen, trat der Verein am 13. Dezember 1904 in den „ Schwäbischen<br />
Sängerbund“ ein.<br />
18<br />
Fahnenweihe 1903
In Wolfschlugen fand am 4. Juni 1905 ein Gauliederfest statt, an dem sich<br />
der Verein aktiv und passiv zahlreich beteiligte. Es ging im Fußmarsch über<br />
Denkendorf, Säuhag nach Wolfschlugen. Preissingen fand nicht statt.<br />
An einem wirklich schönen Sonntag, am 23. Juli, wurde ein Tagesausflug<br />
über Berkheim—Obereßlingen—Jägerhaus nach Wäldenbronn gemacht.<br />
Mit mäßiger Beteiligung, etwa dreißig Sängern, wurde am 17. Juni 1906<br />
das Gauliederfest in Möhringen besucht. Dieses Gauliederfest hat scheinbar<br />
nicht viel Anziehungskraft besessen, dafür der Suflug auf den Hohenzollern<br />
am 1. Juli um so mehr. An diesem beteiligten sich 73 Personen. Der Ausflug<br />
war von gutem Wetter begünstigt.<br />
Nun kam am 23. Juni 1907 das 28. Schwäbische Sängerfest in Gmünd, auf<br />
das der Verein sehr fleißig gearbeitet hatte. Mit 38 Sängern, 54 Teilnehmern,<br />
und dem Lied: „Im Tal eine Hütte“ von Nagel, wurde angetreten. Die Stimmung<br />
der Sänger war hervorragend, aber als sie die Leistungen anderer Vereine<br />
hörten, sank sie ganz merklich ab. Nach der Preisverteilung, die mit gemischten<br />
Gefühlen erwartet wurde, war alles hoch befriedigt; es reichte zu<br />
einem Preis, und das war die Hauptsache. Von 18 Vereinen der Stufe reichte<br />
es einen dritten 2. Preis. Also auch vom Schwäbischen Sängerfest nicht leer<br />
heimgekehrt, das wurde begossen.<br />
Vier Wochen säter, am 21. Juli, fand in Sillenbuch das Gauliederfest ohne<br />
Wettgesang statt. Der Verein beteiligte sich mit 35 Teilnehmern und gab<br />
diesem Fest mehr den Charakter eines Ausfluges.<br />
Dem errungenen Erfolg beim Schwäbischen Liederfest in Gmünd mußte<br />
nun auch eine Siegesfeier folgen. Dieselbe fand am 4. August in der „Germania“<br />
unter guter Beteiligung statt.<br />
1908 — 27. Gausängerfest des „Filder-Sänger-<br />
Bundes“ verbunden mit 40jährigem Jubiläum des Gesangvereins<br />
<strong>„Eintracht“</strong> <strong>Nellingen</strong>.<br />
Wenn schon das Jahr 1907 dem Verein durch die Beteiligung am Wettgesang<br />
beim Schwäbischen Sängerfest viel Arbeit brachte, so war dies im folgeneden<br />
Jahr 1908 noch in erhöhtem Maße der Fall. denn dieses Jahr sollte für jeden<br />
Sangesfreund zu einem Erlebnis werden. In der Generalversammlung am 17.<br />
Januar 1908 wurde der gesamte Ausschuß neu gewählt und bestand aus: 1.<br />
Vorstand L. Fröschle, 2. Vorstand Karl Mayer, Schriftführer Fr. Haug, Kassier<br />
Th. Mengeu.<br />
Durch Beschluß des Gautages in Stetten wurde <strong>Nellingen</strong> mit einer Stimme<br />
Mehrheit als Festort für das 27. Gausängerfest des „Filder-Sänger-Bundes“<br />
bestimmt. Die <strong>„Eintracht“</strong> <strong>Nellingen</strong> verband damit ihr 40jähriges Vereinsjubiläum.<br />
Das Gausängerfest wurde mit Wettgesang abgehalten und es wurde<br />
ein Fest für unsere Gemeinde, wie nie zuvor ein solches stattgefunden hat.<br />
Beim Wettgesang beteiligten sich im niederen Volksgesang sechs Vereine, im<br />
19
höheren Volksgesang auch sechs Vereine und im erschwerten höheren Volksgesang<br />
ein Verein. Wenn auch das Wetter morgens nicht das beste Gesicht<br />
zeigte, so ließ es mittags eine schöne Feststimmung aufkommen. Bei diesem<br />
Fest — die Festrede wurde von Herrn Schultheiß Mauz gesprochen — übergaben,<br />
wie schon erwähnt, die letzten vier Sänger des „Liederkranzes“ ihre<br />
Fahne dem Gesangverein <strong>„Eintracht“</strong>.<br />
Bei einem Herbstkränzchen am 22. November überreichten die Festdamen<br />
vom Gausängerfest dem Verein ein Fahnenband als Erinnerung an das schöne<br />
Fest.<br />
Einem schönen Kameradschaftsgedanken treu bleibend, führte der Verein<br />
auch im <strong>Jahre</strong> 1909 einen Ausflug durch. Mit 90 Teilnehmern, einer wirklich<br />
guten Beteiligung, ging es über Fuchseck nach Schlatt. Auf dem Heimweg<br />
wurde noch ein Besuch bei L. Mauz, Holzheim, gemacht.<br />
Ohne Wettgesang fand am 20. Juni in Plieningen das Gauliederfest des<br />
„Filder-Sänger-Bundes“ statt.<br />
Am 12. Dezember war die Generalversammlung, bei der der 2. Vorstand<br />
Karl Mayer in geheimer Abstimmung mit sämtlichen anwesenden Stimmen<br />
zum 1. Vorstand gewählt wurde, zum 2. Vorstand Chr. Haar.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1910 beteiligte sich der Verein am 5. Juni am Gauliederfest in<br />
Waldenbuch.<br />
Am 3. Juli fand in Heilbronn das Schwäbische Sängerfest statt, an dem<br />
sich der Verein mit 41 Sängern und dem Lied: „Heissa zur Linde“ von<br />
O. Löffler, am Wettgesang beteiligte. Auch diesmal konnte der Verein mit<br />
einem fünften 2. Preis nach Hause zurückkehren und es fand auch zu diesem<br />
Sängerfest am 3. Juli eine Nachfeier statt, die aber nicht die Begeisterung<br />
der früheren in sich trug.<br />
Bis zum <strong>Jahre</strong> 1910 kann festgestellt werden, daß der Verein in gewohnter<br />
Weise sein <strong>Jahre</strong>sprogramm abwickelte. Im Sommer wurden immer größere<br />
Pausen gemacht und erst im Herbst wieder mit den Singstunden begonnen.<br />
Regelmäßig fanden am Schluß des <strong>Jahre</strong>s Weihnachtsfeiern mit Gabenverlosung,<br />
musikalischen und humoristischen Einlagen statt. Die Weihnachtsfeiern sind in<br />
der Gemeinde zur Tradition geworden, der Besuch war immer außerordentlich<br />
stark, der Saal der „Germania“, wo die Feiern ausnahmslos stattfanden, war<br />
fast immer zu klein. Zu den Besuchern der sehr zahlreichen Veranstaltungen<br />
der Vereine der Umgebung wurde in den regelmäßigen vierteljährlichen Versammlungen<br />
immer besonders Stellung genommen und auch viele Besuche<br />
durchgeführt. Das Vereinsleben schien seinen gewohnten Gang zu nehmen.<br />
Nun kam das Jahr 1911 und da hören wir zum erstenmal von politischen<br />
Gegensätzen im Verein. In der Generalversammlung am 8. Januar 1911 wurde<br />
der Antrag gestellt, aus dem „Schwäbischen Sängerbund“ auszutreten, dem<br />
auch entsprochen wurde. Der Antrag wurde teilweise damit begründet, daß<br />
20
im Schwäbischen Sängerwahlspruch vom Staufenbanner gesungen wurde, an<br />
sich eine ganz unverständlliche Ansicht, denn irgendwo mußte ja schließlich<br />
der „Schwäbische Sängerbund“ gegründet werden. Wir hören aber weiter aus<br />
dieser Generalversammlung, daß auch andere Lieder beanstandet wurden,<br />
denn es wurde beschlossen, Lieder, die dem Denken und Fühlen des Arbeiters<br />
entsprachen, einzulernen, also eine sichtbare Stimmung zum Übertritt in den<br />
„Arbeitersängerbund“. Wenn auch am Schluß der Generalversammlung mancher<br />
mit dem Bewußtsein, eine Krise überstanden zu haben, nach Hause ging,<br />
so hatte er sich getäuscht. Denn schon vier Wochen später, am 5. Februar,<br />
fand eine außerordentliche Generalversammlung statt. Der Hauptpunkt war<br />
Statutenberatung, wobei es bei verschiedenen Paragraphen ziemlich stürmisch<br />
zuging. Die Folge war, daß 18 Mitglieder aus dem Verein ausschieden. Die<br />
ausgetretenen Mitglieder standen zusammen und gründeten einen zweiten<br />
Gesangverein, die „Freiheit“, die dem „Arbeitersängerbund“ beitrat. Dirigent<br />
Ludwig Neff übernahm nun auch den neu gegründeten Verein, wodurch es<br />
zum Bruch mit der <strong>„Eintracht“</strong> kam. Herr Lehrer Maier, Eßlingen, der in<br />
<strong>Nellingen</strong> angestellt war, übernahm die <strong>„Eintracht“</strong>.<br />
Am Sonntag den 25. Juni wurde das Gausängerfest in Scharnhausen und<br />
am 6. August die Fahnenweihe in Berkheim besucht.<br />
Das Jahr 1912 brachte die Fortsetzung der Bestrebungen, die <strong>„Eintracht“</strong><br />
trotzdem noch dem „Arbeitersängerbund“ anzugliedern. Der Generalversammlung<br />
am 14. Januar 1912, in der Angriffe der „Eßlinger Volkszeitung“ behandelt<br />
wurden, folgte schon am 25. Januar eine Sängerversammlung, in welcher der<br />
Antrag: Übertritt in den „Arbeitersängerbund“, mit großer Mehrheit gegen<br />
elf Stimmen abgelehnt wurde. Die Angelegnheit schien aber damit keineswegs<br />
erledigt zu sein. Wenige Tage später, am 28. Januar, fand eine außerordentliche<br />
Generalversammlung statt, an der als erster Punkt der Antrag zum Übertritt in<br />
den „Arbeitersängerbund“, der in der Sängerversammlung wenige Tage zzuvor<br />
abgelehnt wurde, zur Debatte stand. Der 1. Vorstand schaltete sich aus, damit<br />
die Sache nicht den Anschein einer Beeinflussung haben solle und es übernahm<br />
der 2. Vorstand die geheime Abstimmung. Anwesend waren 32 Mitglieder und<br />
es stimmten 27 gegen den Übertritt und fünf für den Übertritt. Es wurde<br />
auch ein Antrag, diesen Übertrittsantrag jedes Jahr zur Generalversammlung<br />
auf die Tagesordnung zu setzen, abgelehnt.<br />
Um leistungsfähiger zu sein, hat der Verein einen gemischten Chor aufgestellt;<br />
mit dem zusammen und eienr Musikkapelle wurde am 5. Mai ein<br />
Frühspaziergang nach Wendlingen gemacht. Auch dieser Frühspaziergang hat<br />
damals schon bis in den Abend hinein gedauert, weil es schön war.<br />
Am 23. Juni fand das Gausängerfest mit Wettgesang des „Filder-Sänger-<br />
Bundes“ in Birkach statt. Der Verein beteiligte sich wohl am Fest, nicht aber<br />
am Wettgesang. Es wurde aber in diesem Jahr im gemischten Chor fleißig<br />
gearbeitet. Mit diesen beiden Kampfjahren schließt unser Protokoll bis zum<br />
<strong>Jahre</strong> 1921.<br />
21
Im Februar 1913 vereinigte sich nun die <strong>„Eintracht“</strong> mit dem „Turnerbund“.<br />
Gleichzeitig faßte der „Turnerbund“ den Beschluß, aus der „Deutschen<br />
Turnerschaft“ auszutreten, wodurch dann eine größere Zahl Mitglieder aus<br />
dem „Turnerbund“ ausschied. Der „Turnerbund“ trat nun dem „Schwäbischen<br />
Turn- und Spielverband“ bei.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1914 stand den Sängern noch eine größere Veranstaltung in<br />
Aussicht, das Gauliederfest am 14. Juni in Stetten, Hof und Weidich. Mit<br />
einem stattlichen gemischten Chor und dem Lied: „Frühlingswind“ wollte<br />
man etwas Besonderes bieten. Es kam jedoch anders; ehe wir zum Singen an<br />
die Reihe kamen, ging ein Gewitter mit Wolkenbruch nieder, wodurch uns<br />
beim Heimweg im Körschtal an der Mühle der Weg versperrt wurde und mit<br />
einem Wagen übergesetzt werden mußte.<br />
Nun kam der Krieg, ein großer Teil der Sänger mußte einrücken, sodaß<br />
der Singstundenbetrieb lahmgelegt war. Es wurde aber doch noch manches<br />
Abschiedsliedchen gesungen. Bald nun kamen auch Nachrichten von gefallenen<br />
Sängerkameraden.<br />
22<br />
Gedenk-Blatt<br />
der Gefallenen des Vereins<br />
1914—1918<br />
Für Heimat und Vaterland gaben ihr Leben:<br />
Theodor Hermann, geb. 1887, gefallen am 8. 10. 1915<br />
Gottlieb Kieß, geb. 1895, vermißt<br />
Eugen Krießler, geb. 1894, gefallen am 8. 6. 1915<br />
Gottlob Maier, geb. 1888, gefallen am 9. 3. 1915<br />
Wilhelm Mauz, geb. 1893, gefallen am 21. 7. 1915<br />
Albert Metzger, geb. 1890, gefallen am 17. 11. 1914<br />
Wilhelm Metzger, geb. 1886, vermißt<br />
Karl Stegmaier, geb. 1893, gefallen am 2. 4. 1918<br />
Ernst Weidenmann, geb. 1891, gefallen am 30. 8. 1914<br />
Christian Bluthardt, geb. 1879, gestorben am 29. 6. 1916<br />
Karl Hermann, geb. 1877, gestorben am 18. 3. 1919
Nach dem Kriege lebte die Vereinstätigkeit wieder auf. Alle Vereine, Sänger<br />
und Turner, schlossen sich zusammen unter dem Namen: „Turn- und Sängerbund<br />
Eintracht“ und traten dem „Arbeitersänger-“ bzw. „Arbeiterturner bund“ bei.<br />
Vorstand wurde Wilhelm Göppinger. Nach anfänglicher guter Zusammenarbeit<br />
zeigte sich doch bald wieder ein Nachlassen der Vereinigungsbestrebungen. Das<br />
Ziel, auf das hätte hingearbeitet werden sollen, war eben nicht das gleiche,<br />
die politische Zersplitterung war zu groß. In der Singstunde waren Sänger<br />
nur des Gesangs wegen und solche der Politik wegen, und das tat nicht gut.<br />
Bald zeigte sich ein Nachlassen des Singstundenbesuches, die Sängerzahl ging<br />
ständig zurück. Man konnte jetzt schon Stimmen hören, daß, falls nicht alles<br />
einschlafen sollte, eine Änderung irgendwelcher Art eintreten müsse. Schließlich<br />
einigte man sich, daß sich Turner und Sänger wieder trennen, um so auf<br />
ihrem Gebiet vielleicht wieder besser vorwärts zu kommen.<br />
Ein provisorisch gebildeter Ausschuß unter dem Vorsitz von Chr. Haar berief<br />
am 27. November 1921 im „Ochsen“ eine außerordentliche Versammlung ein,<br />
in der aus einer Sängerabteilung wieder ein Gesangverein unter dem alten<br />
Namen <strong>„Eintracht“</strong> gebildet wurde. Die Neuwahl ergab: 1. Vorsitzender Otto<br />
Baß, 2. Th. Mengeu, Schriftführer L. Hartmann, Kassier L. Ensinger. Damit<br />
war nun wieder ein Grundstock für die Sänger geschaffen und es lag einer<br />
guten Arbeit nichts im Wege.<br />
Es wurde auch gleich im kommenden Jahr 1922 am 11. Juni ein Kirchenkonzert<br />
zugunsten des Kriegerdenkmals veranstaltet, das dem Verein einen<br />
vollen Erfolg brachte; es konnten 3000 RM. als Überschuß der Gemeinde<br />
übergeben werden (1922). Die auswärtigen Künstler wurden mit Lebensmitteln<br />
bezahlt: Eier und Mehl.<br />
Vierzehn Tage später gings nach Mettingen-Brühl zur Jubiläumsfeier der<br />
„Konkordia“, verbunden mit Massenchorprobe zum Bezirkssängerfest.<br />
Und wieder vierzehn Tage wpäter, am 9. Juli, fand in Kirchheim das Bezirkssängerfest<br />
statt. Beim Kritiksingen beteiligte sich die <strong>„Eintracht“</strong> mit dem<br />
Chor: „Das deutsche Lied“ von Attenhofer. Während des Singens und auch<br />
den ganzen Vormittag regnetes es in Strömen. Die Sänger ließen sich jedoch<br />
nicht verdrießen. Der sehr gute Vortrag unseres Liedes hob die Stimmung<br />
und damit hatte auch das Wetter verspielt. Bei der Aufstellung des Festzuges<br />
lachten die Sänger und der Himmel, und jeder war mehr als befriedigt, es<br />
war ein schönes Fest.<br />
In den folgenden <strong>Jahre</strong>n wurde nun tüchtig gearbeitet, wenn auch die<br />
Nachkriegszeit und vor allem die Inflation das Vereinsleben sehr hemmte. Es<br />
wurde beispielsweise in einer Versammlung am 23. Juni 1923 beschlossen,<br />
daß die Beträge monatlich einzuzehen sin dund die Höhe des Betrages jeweils<br />
vom Ausschuß bestimmt werden müsse. Alles wollte ja damals kaufen und so<br />
kam auch die <strong>„Eintracht“</strong> auf den Gedanken, ein Klavier zu kaufen. Es wurde<br />
ein altes Tafelklavier um vier Millionen Mark gekauft, ein alter reparaturbe-<br />
23
dürftiger Kasten, der bestimmt nicht wert war, daß sich solche Folgen wegen<br />
dessen Benützung ergaben. Das Ende dieses Instruments war alles andere als<br />
ehrenvoll. Es wurde im neuen Schluhaus aufgestellt, wo zu dieser Zeit die<br />
Singstunden — der Geldentwertung wegen — stattfanden. Der Antrag von<br />
Dirigent Neff, das Mitbenützungsrecht für den Kirchenchor zu gestatten,<br />
führte zu unliebsamen Differenzen, in deren Auswirkung Vorstand Baß und<br />
Dirigent Neff ihr Amt niederlegten.<br />
In der Hauptversammlung am 27. Januar 1924 wurde Karl Metzger zum<br />
Vorstand gewählt. Bemühu8ngen, Dirigent Neff dem Verein zu erhalten,<br />
scheiterten. In dieser Hauptversammlung wurde der Antrag gestellt, aus dem<br />
„Arbeitersängerbund“ auszutreten. Diesem Antrag wurde nach längerer Debatte<br />
mit 67 gegen 46 Stimmen bei 2 Enthaltungen entsprochen. Damit war nun<br />
die zweite Gründung des Gesangvereins „Freiheit“ fällig.<br />
Die <strong>„Eintracht“</strong> war nun auch ohne Dirigent und es fand am 29. Februar unter<br />
Herrn Schlotterbeck, der den Verein aushilfsweise als Dirigent übernehmen<br />
wollte, im neu bestimmten Lokal „Herzog Karl“ die erste Singstunde wieder<br />
statt. Das seitherige Lokal „Germani“ wurde auf den 1. April geschlossen. In<br />
dieser Singstunde lag auch bereits schon vom neuen Gesangverein „Freiheit“<br />
ein Antrag vor, ihm das Notenmaterial des früheren Gesangvereins „Freiheit“<br />
zu überlassen, was einstimmig beschlossen wurde.<br />
In einer Versammlung am 13. April 1924 wurden folgende Mitglieder zu<br />
Ehrenmitgliedern ernannt: Gottlob Metzger, Joh. Klein, Friedrich Kober,<br />
Jakob Hermann.<br />
Der Wiedereintritt in den „Filder-Sänger-Bund“ wurde beschlossen und<br />
schon am 2. Juni besuchte der Verein die Fahnenweihe des Gesangvereins<br />
„Konkordia“-Sielmingen und am 13. Juli mit ebenfalls guter Beteiligung das<br />
Gausängerfest des Fildergaues in Bernhausen, welches mit Wettgesang verbunden<br />
war.<br />
Mitte April übernahm Herr Walter Knapp als Dirigent den Verein.<br />
In der Generalversammlung am 18. Februar 1925 wurde ein Antrag zum<br />
Eintritt in den „Schwäbischen Sängerbund“ angenommen. Es kann hier auch<br />
festgestellt werden, daß der Verein trotz der Trennung 129 Mitglieder nachweisen<br />
konnte<br />
Der Mai brachte einen herrlichen Ausflug nach Urach. Mit Lastauto ging<br />
es an den Wasserfall, Hohenurach, Urach, dann Weiterfahrt nach Dottingen<br />
zur Hochzeitsfeier unseres Mitglieds Wilhelm Mack.<br />
Das 31. Schwäbische Liederfest in Eßlingen vom 4.—6. Juli 1925 war<br />
mit der Grund zu dem raschen Eintritt in den „Schwäbischen Sängerbund“.<br />
Zu einer Berteiligung am Wettgesang hat es freilich nicht gereicht, dazu war<br />
die Zeit zu kurz. Trotzdem marschierte der Verein mit 70 Personen schon<br />
am Samstagnachmittag um 2 Uhr vom Lokal ab zum Schwäbischen Sänger-<br />
24
fest. Was hier in Eßlingen geboten wurde, war etwas Neues, besonders die<br />
jüngeren Sänger waren ergriffen von den Leistungen. Die Begeisterung stieg<br />
von Stunde zu Stunde und heute noch hören wir vom Samstagabend her das:<br />
„Wo gen Himmel Eichen ragen“; alles stimmte mit ein. Der Sonntag übertraf<br />
den Vortag noch an Leistungen durch die Wettgesänge im Kunstgesang. Aber<br />
jeder Sänger ging mit dem Wunsche nach Hause, das nächstemal selbst am<br />
Wettgesang mit beteiligt zu sein.<br />
Inzwischen hatte sich nun auch aus dem „Turnerbund“ ein weiterer Verein<br />
gebildet unter dem Namen „Turnverein“, der dem „Mittleren Neckarstädtegau“<br />
beitrat. Bereits am 19. Juli 1925 war Fahnenweihe, woran sich die <strong>„Eintracht“</strong><br />
beteiligte, wie auch an der Spielplatzeinweihung am 23. August.<br />
Das Jahr 1926 brachte nun wieder ein Ereignis für die Sänger: das Gauliederfest<br />
in Neuhausen am 18. Juli. Seit dem Schwäbischen Sängerfest in<br />
Heilbronn im <strong>Jahre</strong> 1910 hatte sich der Verein an keinem Wettgesang mehr<br />
beteiligt und so waren alle Sänger voller Erwartung. Als Preislied wurde<br />
„Von Freiheit und Vaterland“ von Göpfart vorgesehen. Herr Knapp ging mit<br />
der Einübung ganz gründlich vor und wir mußten in Neuhausen feststellen,<br />
daß dies notwendig war. Die Fildervereine boten wirklich schöne Leistungen.<br />
Aber auch unsere Arbeit hatte Früchte getragen, die uns einen Ic-Preis mit<br />
Ehrengabe, einem Pokal, einbrachte. Damit war nun der Anfang zu weiteren<br />
Vorwärtsbestrebungen und der Ansporn zu weiteren größeren Leistungen getan.<br />
Auf einen solch schönen Erfolg, wie er in Neuhausen errungen wurde,<br />
mußte nun auch eine Siegesfeier folgen. Diese wurde, dank der unermüdlichen<br />
Arbeit unseres Oberfestordners Chr. Maier, zu einem ganz großen Vereinserlebnis.<br />
Mit dieser Siegesfeier wurde ein Kinderfest in Gemeinschaft mit<br />
dem „Turnverein“ verbunden. Es gab schöne Festwagen vom Rotkäppchen,<br />
Schneewittchen, Hänsel und Gretel, dann Schnitter zu Pferd, weil doch auch<br />
Sichelhenket mit verbunden wurde. Auf dem Festplatz ging es lebhaft her. Es<br />
gab eine Stafette zwischen Schnitter zu Pferd und Turner, wobei der Reiter<br />
knapp vor dem Ziel noch aufholen und gewinnen konnte. Es war eine wirklich<br />
schöne Veranstaltung.<br />
In dieser Zeit entwickelte sich nun eine rege Vereinstätigkeit. Es wurden<br />
zusammen mit dem „Turnverein“ verschiedene gemeinsame Veranstaltungen<br />
durchgeführt: Familienunterhaltungen, Herbstferien, auch das Gauturnfest<br />
des „Mittleren Neckarstädtegaues“ nahm den Verein in Anspruch; es kann jedenfalls<br />
festgestellt werden, daß der Verein vorwärts strebte und auch wieder<br />
vorwärts kam. Durch Dirigentengemeinschaft mit der „Vulkania“-Eßlingen kam<br />
auch Ende des <strong>Jahre</strong>s auf Einladung der „Vulkania“ eine Zusammenkunft mit<br />
dieser in Eßlingen zustande, worauf uns dann in kameradschaflichem Sinne<br />
die „Vulkania“ im folgenden <strong>Jahre</strong> bei unserem 60jährigen Jubiläum wieder<br />
unterstützte. Auch später, am 28. Dezember 1929, besuchten wir bei einer<br />
Weihnachtsfeier die „Vulkania“ nochmals und trugen selbst zwei Lieder vor.<br />
25
Den Höhepunkt dieser Zeit bildete das Jahr 1928 mit drei außerordentlichen<br />
Veranstaltungen.<br />
Am 17. Mai fand zum erstenmal in <strong>Nellingen</strong> am Himmelfahrtsfest eine<br />
Massenchorprobe eines Teiles der Vereine des „Filder-Schönbuchgaues“ statt.<br />
Dann folgte über Pfingsten am 27. und 28. Mai eine zweitägige Sängerfahrt,<br />
an der sich 80 Personen beteiligten. Die <strong>„Eintracht“</strong> hat immer gerne Ausflüge<br />
durchgeführt und immer schöne und geeignete Ziele ausgesucht, aber diese<br />
Fahrt gehörte zu den schönsten. Sie führte über Tübingen, Sigmaringen, Beuron,<br />
Tuttlingen nach Radolfzell, dann eine Seefahrt zur Insel Reichenau. Nach<br />
einem Besuch auf dem Hohentwiel ging es nach Hilzingen. Der zweite Tag<br />
— Heimfahrt — führte über Villingen, Schwarzwald, Schildachtal, Kinzigtal<br />
nach Freudenstadt über Böblingen nach <strong>Nellingen</strong>. Diese Fahrt hinterließ in<br />
allen Teilnehmern nur den einen Wunsch, möglichst bald wieder eine solche<br />
miterleben zu dürfen.<br />
Am 10. Juli fand ein Besuch des Gausängerfestes des „Filder-Schönbuchgaues“<br />
in Vaihingen a. d. F. statt, an dem sich der Verein ebenfalls beteiligte.<br />
Als dritte und auch größte Veranstaltung des <strong>Jahre</strong>s wurde am 9. September<br />
unser 60jähriges Jubiläum abgehalten. Diesem Fest gingen auch Bemühungen<br />
des Ausschusses voraus, das Gauliederfest aus diesem Anlaß nach <strong>Nellingen</strong><br />
26
zu bekommen, was aber leider nicht gelang. Somit mußte dasselbe in kleinerem<br />
Rahmen abgehalten werden.Es waren aber doch verschiedene Vereine<br />
der näheren Umgebung zu Besuch gekommen, sodaß durch einen schönen<br />
Festzug mit Festwagen die ganze Gemeinde an unserem Fest Anteil nahm.<br />
Die Festrede heitl Karl Mayer, der an diesem Tag mit verschiedenen anderen<br />
verdienten Sangesfreunden zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Es waren dies<br />
noch: Wilhelm Maier, Kloster, W. Maier, Höfle und Aug. Krießler. Wenn es<br />
uns auch, wie wir schon sagten, nicht vergönnt war, ein 50jähriges Bestehen<br />
zu feiern, so hinterließ doch das 60jährige bei allen Beteiligten einen sehr<br />
guten Eindruck.<br />
Kurz nach diesem Fest erhielten wir von Dirigent Knapp die Nachricht,<br />
daß er besonderer Umstände halber den Verein für die nächste Zeit nicht leiten<br />
könne. Hier kam uns nun zustatten, daß Herr Lehrere Maier, der bereits<br />
in der Generalversammlung am 14. Januar 1928 zum Vizedirigenten gewählt<br />
wurde, den Verein übernehmen konnte.<br />
Das Jahr 1929 brachte uns das 32. Liederfest des „Schwäbischen Sängerbundes“<br />
vom 29. Juni bis 1. Juli 1929 in Ulm. Auf dieses Fest hatten wir<br />
schon seit Eßlingen so große Hoffnungen gesetzt und doch brachte uns dieses<br />
Fest eine gewisse Enttäuschung. Schon die Vorbereitungen fielen nicht zu aller<br />
Zufriedenheit aus. Der größte Teil der Sänger war für die Stufe Gehobener<br />
Volksgesang, der Dirigent jedoch für Einfachen Volksgesang. Bei der Auswahl<br />
des Preisliedes hatten wir etwas Pech. Aus dem Lied: „Von Allerelei und Allerhand“<br />
von E. Hansen war trotz aller Mühe und allem Eifer mit dem besten<br />
Willen nicht mehr herauszuholen. Die Ausarbeitung des Chores war jedoch<br />
gründlich und wir gingen voller Zuversicht nach Ulm. Beim Preissingen ging<br />
alles gut, fast ein bißchen zuviel Feuer, was dem Ganzen eher noch schadete.<br />
Es reichte immerhin zu einem zweiten Preis, zu einem ersten wird es dieses<br />
Lied nie bringen. In der Überzeugung, daß Dirigent und Sänger alles getan<br />
haben, brachte das Gehörte und Erlebte alle Sänger in gute Stimmung und<br />
es blieb eine schöne Erinnerung an Ulm zurück.<br />
Drei Wochen später, am 21. Juli, war der Gausängertag in Birkach. Gesungen<br />
wurde das Lied: „Frühling am Rhein“ von Breu. Der Heimweg wurde<br />
bald angetreten, da noch mit Herrn Knapp eine kleine Abschiedsfeier bevorstand.<br />
Herr Knapp hatte den Verein fünf <strong>Jahre</strong> geleitet; er machte noch<br />
den Vorschlag für einen neuen Dirigenten, und zwar Herrn Biegert. Dieser<br />
Vorschlag war ein sehr brauchbarer. Herr Hauptlehrer Biegert gab uns im<br />
September schon die erste Singstunde.<br />
Ein großes Hindernis in der Entwicklung des Vereins waren die schlechten<br />
Saalverhältnisse, die den Vereinsführern immer große Sorgen bereiteten.<br />
Durch die Schließung und den Umbau des Saales zur „Germania“ war es für<br />
die Vereine unmöglich, eine größere Veranstaltung oder Aufführung durchzuführen.<br />
Wollte man nicht ganz darauf verzichten, so war man gezwungen,<br />
nach auswärts zu gehen. So fand schon am 5. Februar 1928 in der „Krone“ in<br />
27
Denkendorf gemeinsam mit dem „Turnverein“ eine Familienunterhaltung statt.<br />
Dies war aber schon der Vorbereitungen wegen nicht so ganz einfach und es<br />
wurde mehr als freudig begrüßt, als unser Lokalwirt Gottlieb Mack sich entschloß,<br />
einen Saal zu bauen, der unseren Nellinger Verhältnissen entsprechen<br />
sollte. Nachdem nun Turn- und Gesangverein G. Mack ihre Unterstützung<br />
versprachen, ging es an den Saalbau und schon am 15. Februar 1930 konnte<br />
unter Mitwirkung der beiden Vereine der Saal eingeweiht werden.<br />
Die kommende Zeit brachte nun gleich verschiedene Veranstaltungen des<br />
Vereins, wie auch solche in Gemeinschaft mit dem „Turnverein“. Da tauchte<br />
nun auch wieder der berechtigte Gedanke auf, nachdem es die geschaffenen<br />
Räumlichkeiten zuließen und auch erforderten, ein Klavier oder besser einen<br />
Flügel zu beschaffen. In der Generalversammlung am 5. Januar 1930 wurde<br />
der Antrag des Ausschusses, einen Flügel zu kaufen, einstimmig angenommen<br />
mit dem Hinweis, daß dieses Instrument dem Verein bessere Früchte<br />
tragen möge als das erste, und wir dürfen heute feststellen, daß es zutraf.<br />
Der Flügel, der aber infolge der schlechten wirtschaftlichen Lage erst im<br />
<strong>Jahre</strong> 1933 beschafft werden konnte, ein Kaim-Kantater-Stutzflügel, ist ein<br />
vorzügliches Instrument und hat dem Verein, ja auch der Gemeinde, schon<br />
gute und wertvolle Dienste geleistet.<br />
In diesem Jahr wurde nun noch das Gauliederfest am 29. Juni in Magstadt<br />
besucht und das Lied: „Weihegesang“ von Striegler gesungen. Auf dem<br />
Heimweg wurde noch die Solitude besichtigt.<br />
Im folgenden Jahr 1931 war der Gausängertag am 5. Juli in Scharnhausen.<br />
Es wurde das Lied: „So weit dich Wellen tragen“ gesungen.<br />
Ein größeres Erlebnis war der Vereinsausflug am 26. Juli nach Kaisersbach.<br />
Herrn Lehrer Maier, der in der Zwischenzeit nach Kaisersbach versetzt war,<br />
wurde versprochen, ihn dort einmal zu besuchen, da seine Verdienste, die<br />
er sich als Dirigent und Vizedirigent um den Verein erworben hat, dankbar<br />
gewürdigt wurden. Mit Omnibussen ging‘s nach Göppingen, Metlangen. Dann<br />
ein Fußmarsch über Rechberg nach Straßdorf. Vor dort Weiterfahrt nach<br />
Gmünd mit Aufenthalt und dann in den Welzheimer Wald nach Kaisersbach.<br />
Dort gab‘s ein vorzügliches Mittagessen und eine schöne unterhaltende Stunde<br />
im trauten Kreise mit den dortigen Sängern und der Familie Albert Maier.<br />
Den Hauptteil des <strong>Jahre</strong>s 1932 füllten die Vorbereitungen für das Gausängerfest<br />
am 10. Juli in Plieningen aus. Seit dem Ulmer Schwäbischen Sängerfest<br />
war das Interesse am Wettgesang etwas gesunken und es wollte zuerst keine<br />
richtige Stimmung für das Preissingen aufkommen. Schuld aber waren auch<br />
die sehr schlechten Zeitverhältnisse.<br />
Es wurde deshalb auch dem Gebot der Zeit gehorchend am 5. Juli gemeinsam<br />
mit dem „Turnverein“ eine Wohltätigkeitsveranstaltung zugunsten<br />
der Arbeitslosen durchgeführt.<br />
28
Unser Dirigent Herr Biegert, auf dem Können des Vereins aufbauend,<br />
aber auch im Selbstvertrauen, riet den Sängern, sich im Interesse des Vorwärtskommens<br />
unbedingt am Wettgesang zu beteiligen; ja, es kam sogar so<br />
weit - die Lehre aus dem Ulmer Feste ziehend -, daß der Verein sich in der<br />
Stufe Einfacher Kunstgesang anmeldete. Das bedeutete für den Verein, daß alle<br />
Kräfte auf Höchsttouren gestellt werden mußten. Das gewählte Preislied: „Der<br />
fahrende Scholar“ von Hegar ließ alle Chancen offen. Herr Biegert gab sein<br />
Bestes, er war mit ganzer Seele dabei und die Sänger gingen mit, und dies<br />
brachte den Erfolg. Wir erhielten einen I a-Preis im Einfachen Kunstgesang,<br />
das war das Höchste, was man erwarten konnte. Die Stimmung war hervorragend,<br />
denn es war das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen Dirigent<br />
und Sängern, wie es besser nicht sein konnte.<br />
Zum 11. Deutschen Sängerbundesfest in Frankfurt wurde ebenfalls eine<br />
Abordnung von fünf Sängern mit Fahne entsandt.<br />
Als Abschluß der <strong>Jahre</strong>sveranstaltungen wurde am 13. November eine<br />
Herbstfeier, verbunden mit der traditionellen und wohl berechtigten Siegesfeier,<br />
abgehalten.Mit welcher Begeisterung die Sänger damals bei der Sache<br />
waren, zeigte sich am besten dadurch, daß bei dieser Feier die alten Preischöre<br />
vorgetragen wurden. Es waren schöne, erhebende Stunden, besonders auch<br />
für die älteren Sänger.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 1933, in den durch die nationalsozialistische Revolution eine<br />
grundsätzliche Änderung in allen Vereinen vor sich ging, wurde eigentlich<br />
das erreicht, was man überall seit <strong>Jahre</strong>n angestrebt hatte: Die Vereinigung<br />
aller Singenden. Was sich niemand vorstellen konnte und glaubte, hat uns der<br />
Nationalsozialismus gebracht. Es ging jetzt nicht mehr um persönliche Dinge,<br />
jetzt wurde der Weg der Volksgemeinschaft beschritten.<br />
Damit fiel den Gesangvereinen eine neue Aufgabe zu. Für besondere Anlässe<br />
und Veranstaltungen mußte neues passendes Liedgut beschafft und eingeübt<br />
werden; es wurde deshalb auch mit Freuden der Augenblick erwartet, wo auch<br />
in <strong>Nellingen</strong> sich alle Sänger zusammenfinden sollten zu neuer großer Aufgabe.<br />
Mit der Übertritt der <strong>„Eintracht“</strong> zum „Schwäbischen Sängerbund“ im <strong>Jahre</strong><br />
1924 wurde ja wieder ein zweiter Gesangverein „Freiheit“ gegründet, der<br />
dem „Arbeitersängerbund“ angehörte. Wenn auch in der ersten Zeit gewisse<br />
Gegensätze begreiflicherweise vorhanden waren, so bekam doch mit der Zeit<br />
das Ideal des Sängers die Oberhand. Die Sängerzahl war in beiden Vereinen<br />
etwa gleich und es strebten beide Vereine nur beste Leistungen an, die auch<br />
von beiden Seiten geachtet und anerkannt wurden. So war es auch möglich,<br />
daß bei Auflösung des Gesangvereins „Freiheit“ im <strong>Jahre</strong> 1933 keine Gründe<br />
vorlagen, die eine Aufnahme in die <strong>„Eintracht“</strong> durch die neuen Bestimmungen<br />
des neuen Sängerbundes hätten verhindern müssen. In einer Besprechung<br />
auf dem Rathaus am 14. Juli unter Beisein des Herrn Bürgermeisters und<br />
des Stützpunktleiters wurde in ganz kurzer Zeit das Notwendigste erledigt.<br />
Es wurden vom Ausschuß der „Freiheit“ zwei Sänger in den der <strong>„Eintracht“</strong><br />
29
aufgenommen, die ihrerseits sich wieder verpflichteten, dafür besorgt zu sein,<br />
daß die Sänger allmählich sich in der Singstunde der <strong>„Eintracht“</strong> einfinden<br />
möchten. In einer Versammlung am 20. August wurde festgestellt, daß bis<br />
dahin 63 Mitglieder neu eingetreten waren. Am 3. September wurde dann<br />
ein Ausflug mit zwei Omnibussen nach Ludwigsburg, Monrepos, gemacht, der<br />
sich eines sehr zahlreichen Besuches erfreute und sehr schön verlief.<br />
Auf Grund einer Verfügung glaubte Herr Biegert die Leitung der <strong>„Eintracht“</strong><br />
aufgeben zu müssen. In einer Sängerversammlung am 6. Januar 1934 wurde<br />
von ihm Abschied genommen und er wurde in Anerkennung seiner Leistungen<br />
und für gute Zusammenarbeit zum Ehrenmitglied ernannt. Die Sänger sahen<br />
ihn ungern scheiden. Aber deswegen durfte es nicht stillstehen, denn es war<br />
bereits Ersatz vorhanden, welcher Umstand vielleicht auch diesen Wechsel<br />
etwas beschleunigte. Seit einiger Zeit war Herr Bohnet nach <strong>Nellingen</strong> versetzt<br />
worden und er wollte noch vor dem bevorstehenden Heilbronner Sängerfest<br />
den Verein übernehmen. In dieser Sängerversammlung wurde beides erledigt.<br />
Die Mitgliederzahl belief sich in der Hauptversammlung am 18. Februar<br />
1934 auf 209. Für die so gekräftigte <strong>„Eintracht“</strong> war nun das kommende<br />
Schwäbische Sängerfest in Heilbronn vom 27. bis 30. Juli eine anspornende<br />
Aufgabe. Die Ansichten zur Anmeldung, in welcher Stufe gesungen werden<br />
sollte, gingen nun wieder auseinander; es wurde aber der Gehobene Volksgesang,<br />
der vom Dirigenten empfohlen wurde, angenommen, wie ihm auch in<br />
der Auswahl des Preischores freie Hand gelassen wurde. Er schlug vor, einen<br />
zeitgemäßen Chor „An das Handwerk“ von Ottmar Gerster zu singen, welcher<br />
ihm jedoch eine große Enttäuschung bereitete: Die neue Richtung siegte<br />
nicht. Die alten, oft bewährten Preischöre holten sich auch in Heilbronn die<br />
ersten Preise. Der <strong>„Eintracht“</strong> reichte es einen zweiten Preis mit der Note<br />
Gut. Es war immerhin ein Schwäbisches Sängerfest und kein Gaufest. Man<br />
konnte wirklich hervorragende Leistungen hören. Die Hauptaufführung, die<br />
den Höhepunkt des Festes bildete, hinterließ einen sehr guten Eindruck, sodaß<br />
jeder Teilnehmer mit einer angenehmen Erinnerung heimkehrte.<br />
Das Jahr 1935 brachte den Sängern eine Liedfeier am 2. Juni in Kirchheim.<br />
Diese Liedfeier fand mit Wertungssingen statt. Wir sangen „Bruder deine<br />
Hand“ von Trunk. Dieses Kirchheimer Fest brachte nun auch einmal etwas<br />
Neues. Jeder Verein hat nämlich außer seinem Wertungschor auch noch einen<br />
Vers eines Massenchores, der ihm erst auf dem Podium beim Wertungssingen<br />
bekanntgegeben wurde, zu singen, der ebenfalls mit bewertet wurde. Im Anschluss<br />
an das Wertungssingen fand dann gleich eine Kritikbesprechung mit<br />
den Chorleitern und Vereinsführern statt. Die Kritik wurde sofort zugestellt.<br />
Diesselbe fiel für unseren Verein aufs beste aus. So brachte auch Kirchheim<br />
diesmal viel Schönes und Interessantes.<br />
Auch in diesem Jahr wurde noch ein Vereinsausflug am Sonntag, den 14.<br />
Juli, in den Schwarzwald durchgeführt. Nachdem nun im Jahr 1936 dem<br />
Verein vom Bund aus keine größeren Verpflichtungen auferlegt waren, wäre<br />
30
man nun geneigt gewesen, anzunehmen, daß der Verein diese Zeit ausgenützt<br />
hätte, seine innere Kraft für die kommenden Zeit zu festigen, wofür ja durch<br />
die neue musikalische Kraft des Herrn Bohnet die Voraussetzungen gegeben<br />
waren. Es kam aber zunächst anders. Der 1. Vorstand Karl Metzger erklärte<br />
seinen Rücktritt. Schon im Sommer 1933 wollte Karl Metzger zurücktreten<br />
auf Grund verschiedener Differenzen. Es gelang aber damals den Bemühungen<br />
des Ausschusses, ihn zur Weiterführung seines Amtes zu bewegen. Nähere<br />
Untersuchungen haben ergeben, daß immer vom Turnverein und Gesangverein<br />
gesprochen wurde, während es sich nur um persönliche Dinge handelte.<br />
Nun wurde er erneut an seiner Sängerehre angegriffen und ließ sich nicht<br />
mehr bewegen, den Verein weiterzuführen. Dies erforderte eine Umstellung<br />
im Ausschuß, der seit 12 <strong>Jahre</strong>n unverändert bestand, nur mit geringen Änderungen<br />
der Sängerbeisitzer. Die Neuwahl bei der Generalversammlung am<br />
26. Januar 1936 ergab: 1. Vorstand Wilhelm Klein, 2. Vorstand Gottlob Kober,<br />
Oberfestordner Otto Knödler, Kassier und Schriftführer verblieben weiterhin.<br />
Karl Metzger blieb im Ausschuß als Sängerbeisitzer.<br />
In Eßlingen fand am 24. Mai ein Sängertreffen des Karl-Pfaff-Kreises<br />
statt. Die Umbenennung des Teck-Neckar-Kreises in Karl-Pfaff-Kreis wurde<br />
am Karl-Pfaff-Denkmal feierlich besiegelt. Nun kam der schon im Vorjahr<br />
beschlossene Pfingstausflug nach Oberbayern am 30., 31. Mai und 1. Juni<br />
1936 mit drei Omnibussen. Der Weg führte am ersten Tag nach Füssen, Schloß<br />
Neuschwanstein und dann Oberammergau. Dort wurde übernachtet. Der<br />
zweite Tag: Garmisch-Partenkirchen, Partnachklamm nach Mittenwald, dann<br />
Walgau, Walchensee, Kochelsee nach Bad Heilbrunn, wo wieder Nachtquartier<br />
bezogen wurde. Der dritte Tag diente schon der Heimfahrt und führte über<br />
Seeshaupt, Starnbergersee nach München, wo sind noch eine Stadtrundfahrt<br />
angeschloß. Das Gesehene und Erlebte war überaus eindrucksvoll, viele waren<br />
dabei, die die bayerischen Schönheiten zum erstenmal sahen.<br />
Auch im kommenden <strong>Jahre</strong> 1937 wurde ein Vereinsausflug durchgeführt<br />
, und zwar am 27. Juni. Es war aber nur ein eintägiger und führte über<br />
Goldboden, Schönbühl nach Schnait zur Besichtigung des Silchermuseums. In<br />
einem kurzen Gedenkakt wurde Silchers Leben und Werken gedacht, sodaß<br />
auch dieser Tag dem Teilnehmer eine innere sängerische Stärkung brachte.<br />
Auch das 12. Deutsche Sängerbundesfest in Breslau wurde von einer<br />
Fahnenabordnung besucht, die von dem großen Geschehen in Breslau viel<br />
erzählen konnte.<br />
Das Ende des <strong>Jahre</strong>s 1937 brachte nach einem sehr erfolgreich durchgeführten<br />
Konzert noch Dirigentenwechsel. Das Einvernehmen zwischen<br />
Herrn Bohnet und den Sängern war längst nicht das beste, sodaß sich die<br />
Vereinsleitung genötigt sah, in einer Sängerversammlung die Angelegenheit<br />
zur Aussprache zu bringen. Ein Antrag auf geheime Abstimmung wurde angenommen,<br />
die nur ein Drittel der Stimmen für Herrn Bohnet brachte. Damit<br />
31
mußte eine weitere Zusammenarbeit unterbleiben. Bei einer Neuwahl bekam<br />
Herr Mäder, Plochingen, die weitaus größte Stimmenzahl.<br />
Wenn auch die erste Hälfte des <strong>Jahre</strong>s 1938 ausschließlich den Vorbereitungen<br />
zum Stuttgarter Liederfest gewidmet war, so besuchten wir doch am<br />
29. Mai das <strong>75</strong>jährige Jubiläum des Liederkranzes Köngen und am 12. Juni die<br />
Fahnenweihe des Gesangvereins „Sängerlust“-Scharnhausen. Die Hauptarbeit<br />
galt jedoch dem Preischor. Wenn man an jedes Sängerfest mit Hoffnungen<br />
herangehen muß, so glaubten wir, daß wir hierzu auf das Stuttgarter 34.<br />
Schwäbische Sängerfest vom 8. bis 11. Juli mehr denn sonst berechtigt wären.<br />
Wir erreichten eine Sängerzahl, die die größten Hoffnungen offen ließ,<br />
außerdem hatten wir einen Dirigenten, der uns in allen Teilen restlos befriedigte,<br />
also konnte es nicht schief gehen, und doch hätte nicht viel gefehlt,<br />
daß es zu einer Abmeldung gekommen wäre. Der vom Dirigenten ausgesuchte<br />
Preischor „Psalm der Arbeit“ von Lemacher war ein Chor für den Einfachen<br />
Kunstgesang. Wenige Wochen vor dem Fest erhielten wir jedoch den Bescheid,<br />
daß wir mit diesem Chor in Stufe Gehobener Volksgesangtg eingeteilt seien;<br />
wir hätten also einen anderen Chor zu wählen oder eine andere Stufe. Das<br />
erstere war natürlich unmöglich, eine Rücksprache mit dem Musikausschuß<br />
des „Schwäbischen Sängerbundes“ verlief ergebnislos. Nur eine kräftige Mahnung<br />
an alle Sänger konnte die Sache überbrücken. Nun wurde erst richtig<br />
vollends gefeilt und der Erfolg konnte nicht ausbleiben: der Beifall beim<br />
Vortrag unseres Chores war außerordentlich. Es wurde uns auch nach dem<br />
Singen von verschiedenen Seiten, darunter auch Fachleuten, die dem ganzen<br />
Singen beiwohnten, erklärt, daß unser Lied und unsere Leistung über den<br />
Rahmen dieser Gruppe hinausgegangen sei, aber schließlich ist es ja nicht<br />
das wichtigste, ob unsere Arbeit in dieser oder jener Stufe gewertet werden<br />
soll, die Hauptsache ist einzig und allein die Gesamtleistung, und die war<br />
gut, es war das höchste, was der Verein bis zu dieser Zeit zeigen konnte. Wir<br />
erhielten auf einem Schwäbischen Sängerfest die Note „Sehr gut“. Als wir vom<br />
Podium herunterkamen, hatte ein Photograph den Moment der Begeisterung<br />
ausgenützt, sodaß uns auch noch Bild an diesen Augenblick erinnert. Es war<br />
keinesfalles vorgesehen, eine photographische Aufnahme zu machen; es sind<br />
deshalb auf diesem Bild nicht alle Sänger zu finden, da sich verschiedene<br />
sofort aufgemacht haben, um in Stuttgart in der „Liederhalle“ oder sonstwo<br />
die Chöre anderer Stufen zu hören.<br />
32
Namensverzeichnis der am Preissingen beteiligten Sänger:<br />
1. Tenor<br />
Willi Aichele<br />
Karl Blessing<br />
Otto Clauß<br />
Otto Clauß<br />
Karl Eisinger<br />
Albert Glohr<br />
Ernst Harsch<br />
Gottlob Kober<br />
Karl Kober<br />
Wilhelm Kober<br />
Eugen Kober<br />
Karl Kober<br />
Karl Mack<br />
Karl Mauz<br />
Wilhelm Mauz<br />
Wilhelm Mezger<br />
Wilhelm Metzger<br />
Albert Metzger<br />
Christian Neff<br />
Bernhard Rist<br />
Emil Schuppe<br />
Albert Staufner<br />
Theodor Stecher<br />
Emil Strasser<br />
Karl Strähle<br />
2. Tenor<br />
Christian Aichele<br />
Gottlob Alber<br />
Gottlob Alber<br />
Wilhelm Benz<br />
Eberhard Aichele<br />
Hermann Ensinger<br />
Wilhelm Ertinger<br />
Willi Fauser<br />
Gottlob Ganz<br />
Fritz Geib<br />
Karl Gröber<br />
Wilhelm Haack<br />
Ludwig Haar<br />
Robert Hartmann<br />
Albert Hartmann<br />
Otto Hermann<br />
Wilhelm Hildinger<br />
Eugen Kaiser<br />
Wilhelm Klein<br />
Erwin Kober<br />
Heinrich Maier<br />
Paul Mauz<br />
Erwin Mauz<br />
Albert Metzger<br />
Alfred Metzger<br />
Erich Metzger<br />
Wilhelm Mühlich<br />
Wilhelm Theurer<br />
Fritz Umbeer<br />
1. Baß<br />
Eugen Agner<br />
33
Karl Aichele<br />
Max Brandel<br />
Friedrich Blank<br />
August Ensinger<br />
Georg Förstner<br />
Theodor Glohr<br />
Walter Gunzenhäuser<br />
Hermann Haar<br />
Christian Haar<br />
Karl Haar<br />
August Harsch<br />
Otto Hartmann<br />
Ludwig Hartmann<br />
Friedrich Haug<br />
Albert Hermann<br />
Ernst Kenner<br />
Albert Klein<br />
34<br />
Otto Knödler<br />
Eugen Krießler<br />
Paul Mauz<br />
Albert Mauz<br />
Otto Maier<br />
Christian Maier<br />
Paul Metzger<br />
Wilhelm Muff<br />
Wilhelm Rösch<br />
Gottlob Sohn<br />
Fritz Schweizer<br />
Wilhelm Vogt<br />
2. Baß<br />
Eugen Aichele<br />
Albert Aichele<br />
Otto Aichele<br />
Hermann Alber<br />
Karl Beck<br />
Ludwig Bluthardt<br />
Theodor Bluthardt<br />
Robert Blessing<br />
Karl Bräuning<br />
Wilhelm Clauß<br />
Ludwig Essinger<br />
Karl Hartmann<br />
Adolf Kirschner<br />
Hermann Klein<br />
Rudolf Krießler<br />
Rudolf Krießler<br />
Wilhelm Mauz<br />
Ernst Metzger<br />
Christian Müllerschön<br />
Allen Teilnehmern wird dieses Fest und dieser Erfolg noch lange eine<br />
Erinnerung sein. Eine ganz besondere Leistung war es aber für unseren Dirigenten<br />
Herrn Mäder, der ja den Verein erst ein halbes Jahr in Schulung hatte.<br />
Im Herbst dieses <strong>Jahre</strong>s wurde dann noch ein Familienausflug nach Sulzgries<br />
gemacht. Wir verlebten dort mit den Sangesfreunden von R.S.K. schöne<br />
kameradschaftliche Stunden.<br />
Es war keienswegs die Absicht, nun auf unseren Lorbeeren auszuruhen;<br />
im Gegenteil, unser Dirigent Herr Mäder stellte uns ganz große Aufgaben in<br />
Aussicht. Die Vorbereitungen zu einem großen Konzert waren im Gange und<br />
nun kam plötzlich wieder etwas Unangenehmes. Herr Mäder mußte zu einer<br />
militärischen Übung am 15. Juli einrücken; er hatte jedoch schon früher<br />
damit gerechnet und mit Herrn Knapp, Eßlingen, wegen seiner Vertretung<br />
gesprochen, da es ja nur für kurze Zeit sein sollte. Es kam aber anders. am<br />
1. September begannen die Kampfhandlungen gegen Polen und damit war ein<br />
Strich durch unsere Rechnung gemacht.<br />
Es wurde am 23. Juli noch das <strong>75</strong>jährige Jubiläum des „Sängerbundes<br />
Ruit“ mit großer Teilnehmerzahl besucht.<br />
In einer Ausschußsitzung am 30. September mußten wir jedoch feststellen,<br />
daß 28 Sänger bereits eingerückt sind und daß weitere 26 Sänger Schichtarbeit<br />
leisten müssen, die dadurch am regelmäßigen Besuch der Singstunde<br />
behindert waren. Es wurde aber doch mit der Singstunde wieder begonnen.<br />
Die internen Vereinsangelegenheiten wurden im <strong>Jahre</strong> 1940 den Verhältnissen<br />
angepaßt. Mitte März mußte uns Herr Knapp wegen Einberufung auch<br />
verlassen. Nun versuchten wir es mit einem uns Nellinger Sängern in guter<br />
Erinnerung stehenden Dirigenten, Herrn Dupper von Neuhausen, der uns ein
Jahr lang treue Dienste leistete, und nach seinem Weggang Herrn Schellmann,<br />
Plochingen, empfahl, der nun auch schon wieder zwei <strong>Jahre</strong> lang seine ganze<br />
Kraft einsetzt, mit der geschwächten Sängerzahl das beste zu leisten.<br />
Es folgte nun im <strong>Jahre</strong> 1941 doch noch eine größere Veranstaltung, die<br />
Kreis- und 50-Jahrfeier des „Karl-Pfaff-Kreises“ in Plochingen am 6. Juli. Die<br />
Chorfeier in der Gemeindehalle stand unter dem Gedenken des Krieges und<br />
war für jeden Teilnehmer eine feierlich erhebende Stunde.<br />
Auch im <strong>Jahre</strong> 1942 fand ein Kreis-Sängertreffen am 5. Juli in Kirchheim<br />
statt. Da die Zugverbindung jetzt im Kriege nicht so gut ist, wurde beschlossen,<br />
„wie einst“ mit zwei Leiterwagen und Pferdegespann nach Kirchheim zu fahren.<br />
Diese Art Beförderungsmittel löste ganz von selbst eine gute Stimmung aus.<br />
In Kirchheim wurde das Lied „Morgen im Walde“ vorgetragen. Die erlebten<br />
Stunden in Kirchheim waren trotz des Krieges ein sängerisches Ereignis, an<br />
das jeder Teilnehmer gerne zurückdenkt.<br />
Im übrigen wurde in den Kriegsjahren bis heute alles versucht, unseren<br />
Singstundenbetrieb aufrechtzuerhalten. Neben den sehr zahlreichen Verpflichtungen<br />
innerhalb der Gemeinde, wie Dorfabende, Lazarettsingen, Singen<br />
und Sammeln, Feiern durch die Partei, wurden auch sehr eindrucksvolle<br />
Gefallenenfeiern mit unterstützt. Aber auch der Verein selbst suchte darüber<br />
hinaus noch jede Gelegenheit auszunützen, um in gemeinnützigen Konzerten<br />
zugunsten des Deutsche Roten Kreuzes oder des Winter-Hilfs-Werkes das<br />
beste zu leisten und dank der Opferbereitschaft der Gemeinde konnten schöne<br />
Beträge ihrem guten Zweck zugeführt werden.<br />
Nun hat der Krieg auch schon eine große Lücke in unsere Sängerreihe<br />
gerissen.<br />
Es starben im Kampf um Deutschlands Zukunft:<br />
Karl Harsch, gefallen am 21. 7. 1941<br />
Erwin Mauz, gefallen am 14. 9. 1941<br />
Christian Kißling, gefallen am 29. 12. 1941<br />
Wilhelm Ertinger, gefallen am 23. 8. 1942<br />
Willie Fauser, gefallen am 23. 12. 1942<br />
Erich Metzger, gefallen am 10. 3. 1943<br />
Albert Klein, gefallen am 20. 3. 1943<br />
35
36<br />
Für vorbildliche Sängertreue wurden geehrt:<br />
Mit 40jähriger Sängertätigkeit<br />
im <strong>Jahre</strong> 1931 August Krießler<br />
im <strong>Jahre</strong> 1937 Hermann Alber<br />
im <strong>Jahre</strong> 1938 Gottlob Sohn<br />
im <strong>Jahre</strong> 1939 Christian Neff<br />
im <strong>Jahre</strong> 1940 Ludwig Bluthardt<br />
im <strong>Jahre</strong> 1940 Christian Haar<br />
im <strong>Jahre</strong> 1940 Rudolf Krießler<br />
im <strong>Jahre</strong> 1940 Friedrich Haug<br />
Mit 50jähriger Sängertätigkeit<br />
im <strong>Jahre</strong> 1940 Gottlob Ganz<br />
Die Dirigenten der <strong>„Eintracht“</strong>.<br />
1. Herr Lehrer Mauz 1868—1893<br />
2. Herr Lehrer Hornung 1893—1896<br />
3. Herr Lehrer Munz 1896—1902<br />
4. Herr Lehrer Zimmermann 1902—1903<br />
5. Herr Ludwig Neff 1903—1911<br />
6. Herr Lehrer Maier 1911—1914<br />
7. Herr Ludwig Neff 1919—1923<br />
8. Herr Lehrer Schlotterbeck 1924<br />
9. Herr Musiklehrer W. Knapp 1924—1929<br />
10. Herr Hauptlehrer Biegert 1929—1933<br />
11. Herr Hauptlehrer Bohnet 1934—1937<br />
12. Herr Karl Mäder 1938—<br />
Aushilfsweise über den Krieg:<br />
Mit 30jähriger Sängertätigkeit<br />
im <strong>Jahre</strong> 1930 Georg Theurer<br />
im <strong>Jahre</strong> 1938 Christian Maier<br />
im <strong>Jahre</strong> 1940 Wilhelm Mezger<br />
im <strong>Jahre</strong> 1941 Ludwig Hartmann<br />
im <strong>Jahre</strong> 1941 Otto Hermann<br />
im Jubiläumsjahr Ludwig Haar<br />
im Jubiläumsjahr Paul Mauz<br />
im Jubiläumsjahr Wilhelm Clauß<br />
im Jubiläumsjahr Albert Hermann<br />
1. Herr Musiklehrer W. Knapp 1939—1940<br />
2. Herr Oberlehrer Dupper 1940—1941<br />
3. Herr Hauptlehrer K. Schellmann 1941
Die Ehrenmitglieder des Vereins.<br />
ernannt<br />
im <strong>Jahre</strong><br />
Musikdirektor<br />
Wilhelm Nagel 1903<br />
Gottlob Metzger 1924<br />
Karl Mayer 1928<br />
August Krießler 1928<br />
Friedrich Haug 1931<br />
August Schlienz 1931<br />
Gottlieb Mack 1932<br />
Adolf Biegert 1933<br />
Christian Hartmann 1933<br />
Wilhelm Maier 1933<br />
Karl Ertinger 1933<br />
Wilhelm Neff 1933<br />
Christian Blessing 1935<br />
Hermann Alber 1936<br />
Ludwig Bluthardt 1937<br />
Gottlob Ganz 1937<br />
Wilhelm Göppinger 1937<br />
Wilhelm Mauz<br />
Gottlob Mack<br />
Gottlob Aichele<br />
Wilhelm Aichele<br />
Im Jubiläumsjahr des <strong>75</strong>jährigen Bestehens:<br />
ernannt<br />
im <strong>Jahre</strong><br />
Christian Haar 1937<br />
Gottlob Heß 1937<br />
Rudolf Krießler 1937<br />
Karl Krämer 1937<br />
Christian Neff 1937<br />
Gottlob Sohn 1937<br />
Wilhelm Kober 1938<br />
Karl Metzger 1938<br />
Georg Theurer 1938<br />
Anton Werkman 1938<br />
Gottlieb Haar 1938<br />
Karl Bräuning 1940<br />
Eduard Dinkelacker 1940<br />
Christian Kaier 1940<br />
Hermann Krämer 1940<br />
Thomas Mengeu 1940<br />
Albert Metzger 1940<br />
Gustav Veit 1940<br />
Gotthilf Clauß<br />
Karl Hahn<br />
Otto Münzinger<br />
Hans Schatz<br />
37
38<br />
Der heutige Vereinsausschuß ist wie folgt<br />
zusammengesetzt:<br />
1. Vorstand Wilhelm Klein<br />
2. Vorstand August Ensinger<br />
Vizedirigent Gottlob Kober<br />
Schriftführer Ludwig Hartmann<br />
Kassier Ludwig Ensinger<br />
Sängerkassier Paul Mauz<br />
Vereinsbeirat:<br />
Wilhelm Clauß, Paul Mauz, Karl Mack,<br />
Ernst Mezger, Wilhelm Mauz, Karl Bräuning<br />
Oberfestordner Otto Knödler<br />
Musikalienverwalter Ernst Kenner<br />
Die Vereinsführer der <strong>„Eintracht“</strong>:<br />
1. David Krießler 1868—1870<br />
2. Georg Merk 1870—1901<br />
3. Ludwig Fröschle 1901—1909<br />
4. Karl Mayer 1909—1918<br />
5. Wilhelm Göppinger 1919—1921 (Turn. u. Säng.)<br />
6. Otto Baß 1921—1923<br />
7. Karl Metzger 1923—1935<br />
8. Wilhelm Klein 1936—
Die aktiven und passiven Mitglieder des Vereins:<br />
Eugen Agner<br />
Albert Aichele<br />
Christian Aichele<br />
Eberhard Aichele<br />
Julius Aichele<br />
Karl Aichele<br />
Karl Aichele<br />
Otto Aichele<br />
Wilhelm Aichele<br />
Willi Aichele<br />
Gottlob Alber<br />
Gottlob Alber<br />
Eugen Baitinger<br />
Karl Beck<br />
Wilhelm Benz<br />
Erwin Bertram<br />
Robert Bilz<br />
Fritz Blank<br />
Karl Blessing<br />
Robert Blessing<br />
Wilhelm Blessing<br />
Hermann Bluthardt<br />
Theodor Bluthardt<br />
Max Bandel<br />
Karl Bräuning<br />
Eugen Clauß<br />
Imanuel Clauß<br />
Karl Clauß<br />
Otto Clauß<br />
Otto Clauß<br />
Wilhelm Clauß<br />
Heinrich Dederer<br />
Hermann Eberspächer<br />
Paul Ebinger<br />
Gotthilf Ehni<br />
Karl Eisinger<br />
Wilhelm Eitel<br />
August Ensinger<br />
Gottlob Ensinger<br />
Hermann Ensinger<br />
Ludwig Ensinger<br />
Emil Frank<br />
Hermann Frank<br />
Karl Fröschle<br />
Georg Förster<br />
Friedrich Gaib<br />
Ernst Gehrung<br />
Albert Glohr<br />
Theodor Glohr<br />
Wilhelm Gräber<br />
Christian Gröber<br />
Karl Gröber<br />
Walter Gunzenhäuser<br />
Hermann Haack<br />
Wilhelm Haack<br />
Gotthilf Haar<br />
Hermann Haar<br />
Karl Haar<br />
Ludwig Haar<br />
Karl Hahn<br />
Ernst Harsch<br />
Albert Hartmann<br />
Otto Hartmann<br />
Karl Hartmann<br />
Ludwig Hartmann<br />
Robert Hartmann<br />
Albert Hermann<br />
Otto Hermann<br />
Christian Hihn<br />
Wilhelm Hildinger<br />
Eugen Kaiser<br />
Rudolf Kendel<br />
Ernst Kenner<br />
Heinrich Kenner<br />
Otto Kettenacker<br />
Albert Klein<br />
Hermann Klein<br />
Wilhelm Klein<br />
Ernst Kirchner<br />
Adolf Kirschner<br />
Wilhelm Kirschner<br />
Otto Knödler<br />
Erwin Kober<br />
Eugen Kober<br />
Gottlob Kober<br />
Karl Kober<br />
Karl Kober<br />
Eugen Kober<br />
Wilhelm Kober<br />
Karl Kögler<br />
Eugen Krießler<br />
Hermann Krießler<br />
Otto Krießler<br />
Rudolf Krießler<br />
Heinrich Kull<br />
Wilhelm Liedle<br />
Karl Mack<br />
Albert Maier<br />
Albert Maier<br />
Christian Maier<br />
Gottlieb Maier<br />
Gottlieb Maier<br />
Gottlob Maier<br />
Heinrich Maier<br />
Hermann Maier<br />
Hermann Maier<br />
Hermann Maier<br />
Karl Maier<br />
Otto Maier<br />
Albert Manz<br />
Emil Mauz<br />
39
Ernst Mauz<br />
Gotthilf Mauz<br />
Karl Mauz<br />
Paul Mauz<br />
Paul Mauz<br />
Wilhelm Mauz<br />
Karl Meißner<br />
Albert Metzger<br />
Albert Metzger<br />
Alfred Metzger<br />
Erich Metzger<br />
Ernst Metzger<br />
Karl Metzger<br />
40<br />
Otto Metzger<br />
Otto Metzger<br />
Paul Metzger<br />
Wilhelm Metzger<br />
Wilhelm Metzger<br />
Wilhelm Muff<br />
Wilhelm Mühlich<br />
Wilhelm Müller<br />
Christian Müllerschön<br />
Eugen Münzinger<br />
Ernst Riedel<br />
Bernhard Rist<br />
Wilhelm Rösch<br />
Wilhelm Scherrieble<br />
Albert Schuldt<br />
Otto Schüle<br />
Fritz Schweitzer<br />
Albert Staufner<br />
Theodor Stecher<br />
Hermann Stegmaier<br />
Emil Strasser<br />
Karl Strähle<br />
Fritz Umbeer<br />
Wilhelm Vogt<br />
Eugen Weber<br />
Hermann Weiß<br />
Buchdruckerei Ernst Riemer, Stuttgart W, Ludwigstraße 87 B