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PDF-Dokument - Ruhrfestspiele Recklinghausen

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GRoSSES HAUS<br />

LESUNG<br />

CoRINNA HARFoUCH<br />

liest Elektra von Hugo von Hofmannsthal<br />

elektra ist eine obsession. ihre ganze existenz ist hass auf die<br />

mutter. maßlos in ihren forderungen an die anderen, ordnet<br />

sie alles dem einen ziel unter – den mord der mutter an ihrem<br />

vater zu rächen. anders als in sophokles’ tragödie stehen bei<br />

hofmannsthal die psychischen dimensionen der tat im zentrum;<br />

die radikalität der fantasmen überwuchert die handlungen.<br />

Nicht mehr Orest ist das Zentrum des Geschehens, sondern Corinna Harfouch<br />

Elektra. Es ist das Jahr 1903, Sigmund Freud steht vor den<br />

sonntag<br />

Toren, die Studien zur weiblichen Hysterie gelten als große<br />

16. Juni 2013\11.00 Uhr<br />

Entdeckung der Zeit und „Blut“ ist das Hauptwort dieses Dramas.<br />

preistabelle 7<br />

Bei Hugo von Hofmannsthal liegen, in seiner „frei nach Sophokles“<br />

geschriebenen Elektra, Mykene und diese ganze katastrophale Atriden-<br />

Sippschaft gewissermaßen auf der Couch. In kaum verhüllten, inzestuösen<br />

Phantasien berauscht sich eine junge, in ihren toten Vater abgöttisch<br />

verliebte Frau an Blut und Sühne, züchtet geduldig einen „Geier<br />

in meinem Leib“ heran, feiert den Tag und die Stunde des Mordes am<br />

Vater wie ein Begattungsritual, tanzt ekstatisch um das Grab des Alten.<br />

Und bricht unter all diesem angestauten Wahn zusammen.<br />

Die lyrische Intensität der Sprache und die psychisch exzessi ve<br />

Dimension der Figur faszinieren Corinna Harfouch. Als Prota go nistin<br />

der besten Castorf-Jahre an der Volksbühne und in der Zu sammenarbeit<br />

mit Jürgen Gosch hat sie Bühnenfiguren aus dem literarischen Kanon<br />

einen Ausdruck gegeben, der jede Erwartung der Zuschauer sprengte.<br />

In <strong>Recklinghausen</strong> erlebte man sie 2012 in Die Möwe. Unvergesslich!<br />

39<br />

© <strong>Ruhrfestspiele</strong> <strong>Recklinghausen</strong>

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