Mathematische Modellierung mit Differentialgleichungen
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Betrachte als Beispiel die Situation, in der in x < 0 anfangs die Fahrzeugdichte mo-<br />
derat und in x > 0 maximal ist: uℓ = 0, ur = −1. Dann ist die Schockgeschwindigkeit<br />
s = −1/2. Die Staulinie bewegt sich also nach links, d.h., der Stau vergrößert sich (Ab-<br />
bildung 4.5).<br />
u = 0<br />
l<br />
t<br />
u = −1<br />
r<br />
Abbildung 4.5: Charakteristiken für uℓ = 0 und ur = −1.<br />
Fall 2: uℓ < ur. Die Funktion (4.14) ist auch hier eine Lösung, da der obige Beweis<br />
kein Vorzeichen von uℓ − ur benötigt hat. Allerdings ist auch<br />
⎧<br />
⎪⎨ uℓ : x < uℓt<br />
u2(x, t) = x/t<br />
⎪⎩<br />
ur<br />
:<br />
:<br />
uℓt ≤ x ≤ urt<br />
x > urt<br />
eine schwache Lösung (Abbildung 4.6).<br />
Übungsaufgabe: Beweisen Sie dies.<br />
Man kann sogar zeigen, daß es unendlich viele Lösungen gibt. Was ist passiert? Unser<br />
Lösungsbegriff ist so schwach, daß die Eindeutigkeit von Lösungen verloren gegangen ist.<br />
Wir benötigen eine zusätzliche (physikalische) Bedingung, die die Eindeutigkeit wieder<br />
sicherstellt. Es zeigt sich, daß der Begriff Entropie das Gewünschte liefert. Wir sagen,<br />
daß eine schwache Lösung die Entropiebedingung von Oleinik erfüllt, wenn entlang jeder<br />
Unstetigkeitskurve x = ψ(t)<br />
u 2 ℓ /2 − v2 /2<br />
uℓ − v<br />
≥ ψ ′ (t) ≥ u2 r/2 − v 2 /2<br />
ur − v<br />
x<br />
(4.16)<br />
für alle v zwischen uℓ und ur gilt. Im Falle der Lösung (4.14) folgt aus ψ ′ (t) = s und<br />
(4.16)<br />
1<br />
2 (uℓ + v) ≥ s ≥ 1<br />
2 (ur + v)<br />
die Bedingung uℓ ≥ ur – Widerspruch. Da die Funktion u2 stetig ist, ist die Ungleichung<br />
(4.16) gegenstandslos.<br />
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