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Mathematische Modellierung mit Differentialgleichungen

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Beispiel 5.1 Wie lang sollte der metallene, nicht isolierte Griff einer Eisenpfanne sein,<br />

da<strong>mit</strong> man sich nicht die Hände verbrennt?<br />

Wir modellieren den Griff durch das Intervall [0, L]. Sei θ(x, t) die Temperatur des<br />

Griffes. Wir nehmen an, daß der Griff zur Zeit t = 0 Raumtemperatur hat. An der Stelle<br />

x = 0 sei der Griff in Kontakt <strong>mit</strong> der Pfanne, die eine Maximaltemperatur von 200 ◦ C<br />

habe:<br />

θ(0, t) = 200 ◦ C.<br />

Wie lautet die Randbedingung am Ende des Griffes (x = L)? Es ist sicherlich unrealistisch<br />

anzunehmen, daß der Griff gegenüber der Umgebung völlig isoliert ist, da ein kleiner<br />

Wärmestrom stattfindet:<br />

J(L, t) = −λθx(L, t) = 0.<br />

Andererseits ist es unrealistisch anzunehmen, daß der Wärmefluß in die Umgebung so<br />

rasch ist, daß das Ende des Griffes Raumtemperatur aufweist:<br />

θ(L, t) = 20 ◦ C.<br />

Wir kombinieren stattdessen diese beiden Randbedingungen:<br />

−θx(L, t) = α(θ(L, t) − 20 ◦ C).<br />

Liegt die Temperatur über der Raumtemperatur, gibt es einen Wärmestrom in die Um-<br />

gebung, anderenfalls erwärmt sich der Griff. Die Konstante α > 0 kann nur empirisch<br />

bestimmt werden. Wir nehmen an, daß α = 0.3/cm gilt.<br />

Die Temperatur erfülle die eindimensionale Wärmeleitungsgleichung<br />

θt − λ<br />

n0c θxx = 0, x ∈ (0, L), t > 0.<br />

Für genügend große Zeiten erwarten wir, daß sich die Temperatur auf einen stationären<br />

Zustand einpendelt. Verschwinden die zeitlichen Änderungen (θt = 0), löst die stationäre<br />

Temperaturverteilung das Randwertproblem<br />

θxx = 0, x ∈ (0, L),<br />

θ(0) = 200 ◦ C, −θx(L) = α(θ(L, t) − 20 ◦ C).<br />

Die allgemeine Lösung lautet θ(x) = ax + b. Die Konstanten a und b können wir aus den<br />

Randbedingungen bestimmen; dies ergibt die Lösung<br />

θ(x) = −180 ◦ αx<br />

αL + 1 + 200◦C. Soll die Temperatur am Griffende 40 ◦ C nicht überschreiten, ergibt sich die Grifflänge aus<br />

40 ◦ C ≥ θ(L) = −180 ◦ C αL<br />

αL + 1 + 200◦ C<br />

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