Mathematische Modellierung mit Differentialgleichungen
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Da die Erdoberfläche M keinen Rand hat, sind keine Randbedingungen notwendig.<br />
Das obige Problem ist verhältnismäßig komplex, da M eine Mannigfaltigkeit ist. Die<br />
Differentialopertoren div und ∇ sind dementsprechend in den Koordinaten von M zu for-<br />
mulieren. Wir betrachten eine vereinfachte Situation, die es erlaubt, das Problem explizit<br />
zu lösen:<br />
Wegen der Rotationssymmetrie der Erdkugel betrachten wir die Gleichung (5.7) auf<br />
einem Längengrad, dargestellt durch das Intervall [−1, 1], wobei x = −1 den Südpol<br />
und x = 1 den Nordpol modelliere.<br />
Wir sind nur an stationären Zuständen interessiert, so daß θt = 0.<br />
Die Temperatur an den Polen sei −10 ◦ C.<br />
Die Wärmeleitfähigkeit λ0 sei konstant.<br />
Wir lösen also (5.1) auf dem Intervall (−1, 1):<br />
−λ0θxx = Ra,b(θ), x ∈ (−1, 1), (5.8)<br />
θ(−1) = θ(1) = −10 ◦ C.<br />
Streng genommen ist dies nicht richtig, da der Operator div(λ0∇θ) = λ0△θ entlang eines<br />
Längengrades nicht gleich λ0θxx ist; wir modellieren die Erwärmung dennoch <strong>mit</strong> der<br />
Gleichung (5.8). Mit<br />
folgt<br />
wobei<br />
u := θ<br />
10◦ ϱ<br />
+ 1 und λ :=<br />
C λ0<br />
u ′′ + λg(u) = 0, x ∈ (−1, 1), u(−1) = u(1) = 0, (5.9)<br />
g(u) =<br />
<br />
ε : u ≤ 1 (Eis),<br />
1 : u > 1 (Wasser).<br />
Wir erwarten, daß physikalisch sinnvolle Lösungen von (5.9) um den Äquator x = 0<br />
symmetrisch sind, und suchen nur solche Lösungen. Da g(u) unstetig ist, können wir keine<br />
klassischen, zweimal stetig differenzierbaren Lösungen erwarten. Die Lösungen können<br />
allenfalls einmal stetig differenzierbar sein. Um (5.9) auf x ∈ (0, 1) lösen zu können,<br />
benötigen wir eine Randbedingung an x = 0. Wir behaupten, daß u ′ (0) = 0 gilt. Aus der<br />
Symmetrie von u um x = 0 und der formalen Taylor-Entwicklung folgt<br />
u(x) = u(0) + u ′ (0)x + O(x 2 ),<br />
u(x) = u(−x) = u(0) − u ′ (0) + O(x 2 ) (x → 0),<br />
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