musik 21 Fetsival Programm 2008 LY14 - Musik 21 Niedersachsen ...
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<strong>Musik</strong> <strong>21</strong> Festival <strong>2008</strong><br />
<strong>Programm</strong> 6. September, Lüchow<br />
Gijsbecht Royé begann schon in jungen Jahren mit dem Gitarrespielen und Komponieren<br />
. Zunächst besuchte er die Landwirtschafts- und Gartenbauschule und<br />
arbeitete auf einem ökologischen Bauernhof .<br />
1987 gewann er den speziellen Preis für Gitarre des Internationalen Gaudeamus<br />
Wettbewerbs . In den letzten Jahren liegt ein Schwerpunkt seines kompositorischen<br />
Interesses auf sehr genauen Stimmungsfeinheiten . Dafür baut er traditionelle Instrumente<br />
wie z .B . Zither, Schlaginstrumente und Bassklarinette auf modifizierte<br />
Weise selber neu und experimentiert auf ihnen mit einer Schar ausgesuchter Solisten,<br />
zu denen auch der Trompeter Marco Blaauw gehört .<br />
Sein neues Werk entstand <strong>2008</strong> nun für Das Neue Ensemble selbst – es geht<br />
ausdrücklich auf die bereits gemachten Erfahrungen der gemeinsamen Zusammenarbeit<br />
ein, vordergründig u .a . in der Besetzung, mit einer Sonderrolle des<br />
Altsaxophons, und subtil in der Ausgestaltung der Instrumentalparts .<br />
Royés kompromisslos abstrakte und gnadenlos detaillierte Formgebung mit ungehörten<br />
Klängen in »absoluten« Tonhöhenbeziehungen jenseits unserer zwölf<br />
Schritte umfassenden Tonleitern, zielt auf ihr Gegenteil: ein »einfaches« Erleben<br />
natürlicher Schönheit in Schillerscher Naivität . (Stephan Meier)<br />
Gérard Grisey, »Talea« (1 86)<br />
Talea bedeutet auf Lateinisch Schnitt, in der <strong>Musik</strong> des Mittelalters bezeichnet<br />
dieser Begriff eine wiederholte rhythmische Struktur, auf der eine Tonhöhenfolge<br />
sozusagen durch einen Veredelungsschnitt angebracht wird . Diese Tonhöhenfolge<br />
wird ihrerseits auch wiederholt, ob sie sich mit dieser rhythmischen<br />
Struktur deckt oder nicht; sie wird »color« (Farbe) genannt . Im 20 . Jahrhundert<br />
findet man diese Abspaltung von Tonhöhen und Notenwerten wieder . In Talea setze<br />
ich mich auseinander mit zwei Aspekten des <strong>musik</strong>alischen Diskurses, nämlich<br />
mit der Geschwindigkeit und dem Kontrast .<br />
Talea besteht aus zwei ohne Unterbrechung zusammengeschlossenen Teilen, die<br />
zwei Aspekte, oder genauer zwei Gehörpunkte eines einzigen Phänomens ausdrücken<br />
. So wird dieser einzige Gestus (schnell, fortissimo, aufwärts – langsam,<br />
pianissimo, abwärts) im 1 . Teil durch mittlere Notenwerte ausgedrückt und allmählich<br />
bis zum Nivellieren der Kontraste geebnet . Im 2 . Teil drückt er die große<br />
Form und die Weiterführungen der Sequenzen aus . Er ist im 1 . Teil polyphonisch<br />
und im 2 . Teil homophonisch . Vom Gesichtspunkt der Wahrnehmung aus erscheint<br />
mir der 1 . Teil wie ein unerbittlicher Prozess, eine wahrhafte Maschine,<br />
die die Freiheit, die im 2 . Teil auftauchen wird, aufbauen soll . Das Vorgehen<br />
dieses 2 . Teils wird nämlich von mehr oder weniger irrationalen Erscheinungen<br />
durchlöchert, wie Erinnerungen an den 1 . Teil, die allmählich durch den neuen<br />
Kontext gefärbt werden, bis sie nicht mehr erkennbar sind . Dieses Unkraut, diese<br />
wilden Blumen, die in den Zwischenräumen der Maschine wachsen, gewinnen an<br />
Bedeutung und wuchern, bis sie den Abschnitten, in denen sie sich wie Parasiten<br />
hineingeschlichen haben, eine ganz und gar unerwartete Färbung geben .<br />
Gérard Grisey<br />
<strong>21</strong>:00 Uhr<br />
Improvisationskonzert<br />
Gymnasium Lüchow<br />
Eintritt 8,- Euro, ermäßigt für unter 18-Jährige 4,- Euro<br />
Gijsbrecht Royé und Marco Blaauw