als PDF-Datei (2045.6 KB, 32 Seiten) - SFV
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Solarbrief 5/99<br />
SB SB<br />
Fümpf Fümpf ist ist T TTrümpf<br />
T rümpf<br />
In fünf fünf mal fünf<br />
fünf<br />
Städten stieg die PV-<br />
Leistung um 1600 %<br />
durch kostendeckende<br />
Vergütung (KV)<br />
Seite 7<br />
Solarenergie-Förderverein e.V. <strong>SFV</strong><br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
SB SB<br />
SB<br />
SB<br />
SB SB<br />
5 SB SB<br />
Fünf Fünf Forderungen<br />
des <strong>SFV</strong> zum Stromeinspeisungsgesetz<br />
(StrEG). Wie steht<br />
die Novellierung?<br />
<strong>Seiten</strong> 6, 8, 9<br />
SB<br />
4 3<br />
SB<br />
SB SB<br />
Fünf Fünf Säulen im<br />
Bündnis für Arbeit<br />
und Umwelt...<br />
Gewerkschaften u.<br />
Umweltverbände<br />
Seite 12<br />
1
Infostellen und Ansprechpartner des <strong>SFV</strong> Impressum<br />
Aachen<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Herzogstraße 6<br />
52070 Aachen<br />
Tel.: 0241/511616<br />
Fax.: 0241/535786<br />
e-Mail: zentrale@sfv.de<br />
internet:http://www.sfv.de<br />
Treffen mittwochs 20.00 Uhr<br />
Amberg /<br />
Amberg Sulzbach<br />
Hans-Jürgen Frey<br />
und Richard Birner<br />
Reichstr. 11, 92224 Amberg<br />
Tel.:09621-2<strong>32</strong>99 Fax.: 09621-33193<br />
http://www.asam.baynet.de<br />
e-Mail:sfv-as@asam.baynet.de<br />
Berlin<br />
Reimar Krause, BIDS (Berliner Initiative<br />
der Solarstromerzeuger)<br />
Schreiberring 5, 12101 Berlin<br />
Tel./Fax.: 030-7852121<br />
Besichtigung eines vorbildl. Solarhauses<br />
möglich (b. Voranmeldung)<br />
Brüssel<br />
Mr. Brian Huebner<br />
Avenue de Mars, 58<br />
B-1200 Bruxelles<br />
Tel.: 00<strong>32</strong>-2-7341971<br />
Fax.: 00<strong>32</strong>-2-7348301<br />
Für französischen Sprachraum.<br />
(Herr Huebner spricht auch Deutsch)<br />
Düsseldorf<br />
Treffen jeden 1. Mittwoch 20 Uhr im<br />
Büro der Greenpeace-Gruppe im<br />
Bürgerhaus Bilk/Salzmannbau,<br />
Himmelgeister Straße 107,<br />
40225 Düsseldorf<br />
Peter Köhling<br />
Tel.: 0211-227095 Fax: 0211-227076<br />
Hellen S. Wobst Tel.: 0211-9179944<br />
Krefeld<br />
Dr. Hans-Christian Mittag, NABU<br />
Richard-Strauss-Str. 53,<br />
47800 Krefeld<br />
Tel.: 02151-587540<br />
Fax: 02151-595211<br />
Köln<br />
AKEK Arbeitskreis Kostendeckende<br />
Einspeisevergütung Köln<br />
Hans Theo Sparbier-Conradus<br />
Tel.: 0221-603970<br />
Claus-Jürgen Schreiner<br />
Tel.: 0221-9<strong>32</strong>0130<br />
Fax.: 0221-9<strong>32</strong>0131<br />
Nordbayern<br />
Hermann Bähr, Herwig Hufnagel<br />
Hechlinger Str. 23<br />
91719 Heidenheim<br />
Tel.:09833-989255<br />
Fax.:09833-989257<br />
e-Mail: sfv-nordbayern@t-online.de,<br />
Feste Bürozeit: Montags 17-19 Uhr.<br />
Oldenburg<br />
Werner Altnickel<br />
Wilhelm-Kempin-Straße 55<br />
26133 Oldenburg<br />
Tel.: 0441-46703 Fax: 0441-46703<br />
Ostrhauderfehn<br />
Gerwin Schulte<br />
Sonnenenergie Zentrum<br />
Treffen: 19.00 Uhr jeden 2. Freitag im<br />
Monat: Friesenstr. 28,<br />
26842 Ostrhauderfehn<br />
Tel.: 04952-61391<br />
Fax.: 04952-6644<br />
e-Mail: sonnenenergie-zentrum@tonline.de<br />
Ulm<br />
Manfred Bächler<br />
Haselnußweg 20, 89250 Senden<br />
Tel.: 07307-24330, Fax.: 07307-24330<br />
Würzburg<br />
Alexander Linke, Roter Rain 6<br />
97204 Höchberg, Tel.: 0931-409542<br />
Jürgen Grahl, Stefan-Krämer-Str. 8<br />
97218 Gerbrunn, Tel 0931-4677652<br />
juergen.grahl@mail.uni-wuerzburg.de<br />
Treffen jeden 2. Do im Monat 20.00<br />
Uhr in Gaststätte „Fränkenfässle”,<br />
Arndtstr.30 in Würzburg.<br />
Nichtmitglieder sind willkommen.<br />
Vereinszeitschrift und<br />
Mitteilungsblatt<br />
Solarenergie-<br />
Förderverein e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Herzogstraße 6<br />
52070 Aachen<br />
Tel.: 0241 / 51 16 16<br />
Fax: 0241 / 53 57 86<br />
E-mail: zentrale@sfv.de<br />
Internet: http://www.sfv.de<br />
Abopreis:<br />
20,- DM pro Jahr.<br />
Für Mitglieder ist Bezugspreis<br />
im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />
<strong>SFV</strong>-Mitgliedschaft:<br />
120.-DM / jährlich,<br />
ermäßigt 45.-DM / jährlich<br />
Bankverbindung:<br />
Pax-Bank Aachen BLZ 391 601 91<br />
Vereins- und Beitragskonto<br />
KtoNr.: 100 541 50 19<br />
Spenden bitte nur auf unser<br />
Spendenkonto: 100 541 50 35<br />
Beiträge von:<br />
Wolf von Fabeck<br />
Volker Hartenstein<br />
Ulrich Haushofer<br />
Bernward Janzing<br />
Susanne Jung<br />
Gereon Kamps<br />
Britta Marold<br />
Harald Oelschlegel<br />
Heinz Putzhammer<br />
Richard Schmeicher<br />
Martin Staffhorst<br />
Layout:<br />
Susanne Jung<br />
Britta Marold<br />
Verantwortlich<br />
Wolf von Fabeck<br />
Auflage: 5200 Stück<br />
Druckerei: Zypresse Aachen<br />
ISSN 0946-8684<br />
Wenn sich ein Vereinsmitglied für eine der unterstrichenen Info-Stellen entscheidet, dann fließen<br />
seine Spenden und ein Drittel seines Beitrages dieser Info-Stelle direkt zu.<br />
2 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Fümpf ist Trümpf<br />
In diesen Tagen beginnt im Rheinland<br />
die sogenannte „fünfte Jahreszeit“<br />
- auf Hochdeutsch der „Karneval“<br />
und auf Bayerisch der „Fasching“.<br />
Kennzeichen dieser Zeit ist,<br />
daß man Dinge, die sonst nur hinter<br />
vorgehaltener Hand verschämt geflüstert<br />
werden, endlich einmal laut<br />
und deutlich sagen darf, sogar<br />
höchst anstößige Dinge wie<br />
„Kostendeckende Vergütung für<br />
Solarstrom (KV)“, wobei wir wieder<br />
einmal beim Thema wären.<br />
Die Bundesgeschäftsstelle des Solarenergie-Fördervereins<br />
in der Karnev<strong>als</strong>-Hochburg<br />
Aachen, dem Geburtsort<br />
des Aachener Modells, hat<br />
aus diesem Anlaß Bilanz gezogen:<br />
In über 20 Deutschen Städten<br />
hat die kostendeckende Vergütung<br />
für Solarstrom nach dem Aachener<br />
Modell in rund fünf Jahren einen<br />
Zuwachs der Zahl von Solaranlagen<br />
von 900 % (neunhundert Prozent)<br />
ergeben. Gleichzeitig sind die<br />
installierten Anlagen größer geworden;<br />
der Zuwachs in der Gesamtleistung<br />
betrug deshalb sogar 1600 %<br />
Ein Zuwachs von 1600 %<br />
Mir ist durchaus bewußt, daß die<br />
Mehrzahl unserer Leser - für die die<br />
letzte Prozentrechnung schon einige<br />
Jahre zurückliegt - glaubt, wir<br />
würden jetzt karnev<strong>als</strong>mäßig fürchterlich<br />
übertreiben, aber das ist nicht<br />
der Fall; in dieser Hinsicht bleiben<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
wir korrekt und wir können das<br />
sogar beweisen:<br />
Auf Seite 7 finden Sie die neueste<br />
Aufstellung über die Erfolge der KV<br />
in den Städten, in denen sie gezahlt<br />
wird oder wurde. Die Zahl der installierten<br />
Solaranlagen vor Einführung<br />
der KV finden Sie aufsummiert<br />
in der dritten Spalte ganz unten.<br />
Sie betrug 109; das ist der Anfangswert.<br />
Die Zahl der inzwischen<br />
installierten Anlagen steht zwei Spalten<br />
weiter rechts, sie beträgt 1090.<br />
Dies ist der Endwert.<br />
1090 ist zehnmal so viel wie 109.<br />
Das rechnet jeder im Kopf und insofern<br />
haben wir mit diesen Zahlen<br />
zufällig mal Glück gehabt.<br />
Der Anfangswert ist 100 %. Der<br />
Endwert ist - wie wir gesehen haben<br />
- zehnmal so groß, <strong>als</strong>o 1000 %.<br />
Um von 100 % auf 1000 % zu kommen,<br />
muß man 900 % zulegen.<br />
Der Zuwachs betrug somit 900 %.<br />
Habe ich ja gleich gesagt!<br />
Nachdem auf diese Weise das<br />
Vertrauen in unsere Rechenkünste<br />
wieder hergestellt wurde, brauche<br />
ich Ihnen den Zuwachs von 1600 %<br />
bei der Gesamtleistung (Anfangswert<br />
257kW, Endwert 4415 kW)<br />
wohl nicht mehr vorzurechnen.<br />
Der Staat braucht keinen<br />
Pfennig zu bezahlen<br />
Bei anderen Techniken betragen<br />
die üblichen Zuwächse 5 %, 20 %,<br />
vielleicht 30 %. Ein Zuwachs von<br />
1600 % aber ist schier unglaublich!<br />
Und - noch unglaublicher! In einigen<br />
der genannten Städte, z.B. in<br />
Hammelburg, Nürnberg, Rothenburg<br />
und Würzburg, gab es überhaupt<br />
kein flankierendes staatliches<br />
Förderprogramm. Das Kapital<br />
wurde von interessierten Bürgern<br />
vorgestreckt. Den Anreiz dazu gab<br />
alleine die kostendeckende Vergütung,<br />
die durch eine geringe Strompreiserhöhung<br />
von allen Stromkunden<br />
mitgetragen wird.<br />
Daß ein Förderprogramm mit so<br />
geringem Aufwand einen so großen<br />
Erfolg erzielen konnte, zeigt, daß<br />
der Hebel nur an der richtigen Stelle<br />
angesetzt werden muß; eine typische<br />
Aufgabe des Staates. Er<br />
braucht nur die kostendeckende<br />
Vergütung für Solarstrom ins Stromeinspeisungsgesetz<br />
aufzunehmen,<br />
und dann beginnt der Solarboom;<br />
(die Gelegenheit ist jetzt da.)<br />
Doch immer wieder scheuen sich<br />
sogar überzeugte Solarfreunde,<br />
deutlich zu fordern, daß die Netzbetreiber<br />
für die Kilowattstunde<br />
Solarstrom eine Einspeisevergütung<br />
von 1,76 DM bezahlen müssen.<br />
Keine Verlegenheit!<br />
Verlegenheit ist hier völlig fehl<br />
am Platz. Ich erinnere daran, daß<br />
im Jahr 1880 die elektrische Kilowattstunde<br />
nach heutiger Kaufkraft<br />
wahnsinnige 40 DM kostete. Sie<br />
wurde trotzdem gekauft, denn es<br />
gab keine Alternative. Die Nachfrage<br />
führte dam<strong>als</strong> zum Bau neuer<br />
„Electricitätswerke“, und bald gingen<br />
infolge Massenproduktion die<br />
Preise runter.<br />
Heute ist die Ausgangssituation<br />
viel günstiger. Niemand braucht seinen<br />
Kühlschrank oder den Fernseher<br />
mit reinen Solarstrom für<br />
1,76 DM zu betreiben. Es genügt,<br />
wenn jeder/jede nur einen winzigen<br />
Anteil „beigemengten“ Solarstroms<br />
im Strommix kauft und durch einen<br />
kleinen Aufschlag auf seinen/ihren<br />
Strompreis bezahlt. Aus diesem<br />
Aufschlag kann dann die kostendeckende<br />
Vergütung finanziert werden.<br />
Dies muß im Stromeinspeisungsgesetz<br />
geregelt werden.<br />
Kostendeckende Vergütung<br />
macht Solaranlagen wirtschaftlich<br />
interessant. Die einsetzende Massennachfrage<br />
und die folgende Massenproduktion<br />
von Solarmodulen und -<br />
Wechselrichtern werden die Preise<br />
drücken. Jeder BWL-Student lernt,<br />
daß Produkte umso billiger werden,<br />
je mehr davon hergestellt werden.<br />
Das gilt auch für Solaranlagen!<br />
3
Schwerpunkt<br />
Aufnahme der kostendeckenden Vergütung<br />
(KV) für Solarstrom ins Stromeinspeisungsgesetz<br />
(StrEG)<br />
3 ..... Leitartikel<br />
Steigerung der installierten Leistung um 1600 % ohne Staatsgelder.<br />
Eine Bilanz der kostendeckenden Vergütung<br />
6 ..... Die fünf Forderungen des<br />
Solarenergie-Fördervereins<br />
- realistische Erträge berücksichtigen<br />
- Risikozuschlag<br />
- Personalkosten berücksichtigen<br />
- Haftpflichtversicherung<br />
- Übergabepunkt regeln<br />
7 ..... Erfolge der kostendeckenden Vergütung:<br />
Steigerung um 1600 Prozent<br />
Tabelle mit aktuellen Werten aus 25 Städten mit KV<br />
8 ..... Anhörung der Verbände und Vereine<br />
Was am Rande der Veranstaltung beim Bundeswirtschaftsministerium<br />
zur Novellierung des StrEG zu erfahren war<br />
9 ..... Das fünfte Förderprogramm muß den Durchbruch bringen<br />
Aufzählung der bisherigen Programme zur Förderung der PV<br />
27 ... Kostendeckende Vergütung jetzt unter anderem Namen<br />
Sprachregelung bei Bündnis 90/Die Grünen<br />
und Rückblick auf den Beschluß der Bundesdelegiertenkonferenz vom 6.3.1999.<br />
29 ... Leserbrief von Philipp Kruse<br />
Die Forderung nach einer KV darf nicht entfallen<br />
30 ... Leserbrief von Thomas Koennecke<br />
zur gewinnbringenden Vergütung für Solarstrom<br />
30 ... Leserbrief von Jürgen Grahl<br />
zur Vermittelbarkeit der KV im Gegensatz zur Durchleitung<br />
4 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Argumente zur<br />
Energiewende<br />
10 ... Lesen Sie es endlich einmal!!!<br />
Europa auf dem Weg zur Energiewende<br />
Der Energiemix der Zukunft<br />
Fünf erneuerbare Energien bedeuten das Ende der bisherigen<br />
Energiewirtschaft<br />
12 ... Bündnis für Arbeit und Umwelt<br />
Unterstützung aus dem DGB für die Belange des<br />
Umweltschutzes.<br />
Einige wichtige Hinweise der Bundesregierung ins Stammbuch!<br />
14 ... Gefahren der Atomenergie<br />
Redebeitrag von Volker Hartenstein im Bayerischen Landtag<br />
17 ... Klimakonferenz in Bonn<br />
Reflexionen zum Schmutzluft-Handel mit Zertifikaten<br />
18 ... Rascher Atomausstieg wäre logisch<br />
Entwurf eines interministeriellen Konzeptpapiers<br />
von Umwelt-, Wirtschafts-, Justiz- und Innenministerium mit<br />
Argumenten für einen Atomausstieg<br />
22 ... Motivation für den Bau von PV-Anlagen<br />
Ansprache zur Einweihung einer 20 kW-Gemeinschafts-Anlage<br />
in Passau<br />
24 ... RWE Umwelttarif<br />
Lob vom Fraunhofer Institut,<br />
Kritik vom <strong>SFV</strong> und anderen<br />
27 ... Solarenergie - die Wunschenergie<br />
der Deutschen<br />
Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der VDEW<br />
31 ... Stunkparade<br />
Anti-Atom-Demonstration am 13.11.99 in Berlin<br />
Blick über den Zaun<br />
20 ... Wohlig wärmt die Brennstoffzelle<br />
Beschreibung eines zukünftigen umweltfreundlichen Heizsystems<br />
mit gekoppelter Stromerzeugung<br />
für Einfamilienhäuser und Wohnungen<br />
21 ... Quote oder kostendeckende Vergütung für Kraft-<br />
Wärmekopplungs-Strom<br />
Eine Quotenregelung würde der Brennstoffzelle nicht gerecht<br />
29 ... Verbesserung von Aufwindkraftwerken<br />
Leserbrief mit verschiedenen Varianten und Verbesserungsvorschlägen<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Mängel im EnWG<br />
28 ... Leserbriefe zum<br />
Appellentwurf<br />
von Ralf Bischof,<br />
Diester Endeward,<br />
Michael Musil<br />
Nachrichten<br />
und Kommentare<br />
25 ... Nachrichten<br />
Leserbriefe<br />
28 ... Leserbriefe<br />
Vereinsnachrichten<br />
2 ..... Info-Stellen und<br />
Ansprechpartner<br />
Wo man persönliche Gespräche<br />
führen kann<br />
Impressum<br />
2 ..... Impressum<br />
5
Fümpf ist Trümpf<br />
SB SB<br />
SB SB<br />
Fünf Forderungen des <strong>SFV</strong> zum StrEG<br />
Für alle Anlagen erneuerbarer Energien wird eine Vergütung eingeführt, die abhängig<br />
vom Baujahr, von der Größe und bei Windanlagen von der Windhöffigkeit<br />
einen wirtschaftlichen Betrieb optimierter Anlagen ermöglicht - eine „kostendekkende<br />
Vergütung“ (KV). Dies halten wir für eine Selbstverständlichkeit ...<br />
Bei Solarstrom sind darüber hinaus einige Besonderheiten zu beachten<br />
Wolf von Fabeck<br />
5. Übergabepunkt<br />
1. Risikozuschlag<br />
Ein Risikozuschlag für wenig<br />
erprobte Technik in Höhe von jährlich<br />
2% der Investitionssumme muß<br />
in die Vergütungshöhe eingehen.<br />
2. Jahreserträge realitätsnah<br />
ansetzen<br />
800 kWh pro installiertem Kilowatt<br />
und Jahr sind der Berechnung<br />
der KV zugrundezulegen.<br />
3. Personal- und Sachkosten<br />
Berücksichtigung dieser Kosten<br />
sowohl für die Planung <strong>als</strong> auch für<br />
die Beaufsichtigung der Anlagen.<br />
SB<br />
SB<br />
SB SB<br />
5 SB SB<br />
4. Haftpflichtversicherung<br />
Die Berücksichtigung einer Haftpflichtversicherung<br />
neben der Anlagenversicherung<br />
halten wir für<br />
notwendig.<br />
Im Gegensatz zu den Betreibern<br />
von Atomkraftwerken wünschen<br />
wir keine gesetzliche Freistellung<br />
von der Haftpflichtversicherung,<br />
sondern eine Berücksichtigung der<br />
Kosten für die Haftpflichtversicherung<br />
in der Einspeisevergütung.<br />
Wenn auf diese Weise eine Gleichbehandlung<br />
sichergestellt ist, wird<br />
Solarstrom billiger <strong>als</strong><br />
Atomstrom!<br />
SB<br />
4 3<br />
SB SB<br />
Der Übergabepunkt ist so festzulegen,<br />
daß er unter Nutzung der<br />
gegebenen technischen Möglichkeiten<br />
und bei Abwägung der Interessen<br />
der Parteien möglichst geringe<br />
Kosten verursacht. Bereits vorhandene<br />
Leitungen in einer Kundenanlage<br />
sind zu nutzen. (Anmerkung:<br />
Dies entspricht einer „Durchleitung“<br />
des Solarstroms durch das Hausnetz<br />
des Kunden bis in das Netz des<br />
EVU. Siehe Solarbrief 3/96, Seite<br />
24-26.)<br />
6 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
SB
Zuwachs an PV-Anlagen durch<br />
kostendeckende Vergütung (KV)<br />
Unterstreichung bei Städten ohne zusätzliche staatliche Förderung<br />
Städte<br />
Aachen<br />
Amberg<br />
Blomberg<br />
Bonn<br />
Brühl<br />
Deggendorf<br />
Erding<br />
Erkrath<br />
Freising<br />
Fürstenfeldbr.<br />
Gütersloh<br />
Haltern<br />
Hammelburg<br />
Lemgo<br />
Lippstadt<br />
Lübeck<br />
Nürnberg<br />
Remscheid<br />
Roth<br />
Rothenburg<br />
Saarlouis<br />
Schwabach<br />
Soest<br />
Wedel<br />
Würzburg<br />
Gesamt<br />
Erfolg<br />
der KV:<br />
KV seit<br />
19.06.95<br />
01.01.99<br />
01.01.96<br />
01.08.95<br />
01.04.97<br />
01.01.98<br />
01.10.97<br />
01.07.98<br />
01.10.93<br />
01.01.96<br />
01.01.96<br />
01.01.96<br />
17.12.93<br />
01.07.95<br />
01.01.97<br />
01.06.96<br />
01.01.96<br />
01.05.95<br />
01.01.97<br />
01.08.97<br />
01.02.97<br />
01.01.97<br />
12.05.95<br />
01.11.96<br />
01.05.97<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Vor Einführung d. KV<br />
Anzahl kW<br />
25<br />
5<br />
0<br />
4<br />
1<br />
2<br />
0<br />
5<br />
2<br />
9<br />
0<br />
6<br />
1<br />
4<br />
1<br />
7<br />
15<br />
1<br />
1<br />
2<br />
1<br />
0<br />
3<br />
3<br />
11<br />
109<br />
41,61<br />
12,00<br />
0,00<br />
7,80<br />
1,00<br />
7,00<br />
0,00<br />
12,86<br />
2,13<br />
19,50<br />
37,40<br />
15,38<br />
1,80<br />
8,80<br />
4,00<br />
8,42<br />
30,00<br />
1,50<br />
3,96<br />
2,76<br />
1,30<br />
0,00<br />
11,42<br />
3,00<br />
23,07<br />
256,71<br />
+ 900 %<br />
Anlagenzahl<br />
Zuwachs:<br />
900 %<br />
Nach Einführung d. KV<br />
Anzahl KW<br />
203<br />
22<br />
5<br />
66<br />
10<br />
19<br />
19<br />
6<br />
30<br />
42<br />
175<br />
28<br />
8<br />
68<br />
17<br />
35<br />
177<br />
27<br />
13<br />
8<br />
7<br />
10<br />
36<br />
10<br />
49<br />
1090<br />
853,56<br />
50,00<br />
18,70<br />
774,00<br />
22,14<br />
48,40<br />
45,00<br />
9,30<br />
50,00<br />
100,00<br />
753,00<br />
87,50<br />
15,50<br />
242,00<br />
52,00<br />
95,53<br />
580,00<br />
234,00<br />
<strong>32</strong>,00<br />
14,87<br />
19,38<br />
18,00<br />
140,60<br />
28,20<br />
131,26<br />
4414,94<br />
+ 1600 %<br />
Install. Leistung<br />
Zuwachs:<br />
1600 %<br />
7
Anhörung zur Novellierung des Stromeinspeisungsgesetzes<br />
beim BMWi<br />
am 28.10.1999 beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Berlin.<br />
Eingeladen waren ca. 20 Vereine und Verbände, die sich für regenerative<br />
Energien einsetzen. Die Forderungen des Solarenergie-Fördervereins (S. 6)<br />
trug Martin Staffhorst vor. Aus seinem Bericht hier die wichtigsten Punkte:<br />
Zu Beginn der Sitzung erläuterten<br />
die Vertreter des Wirtschaftsministeriums,<br />
Dr. Mentz und Dr.<br />
Feuerborn, den bisherigen Stand der<br />
ministeriums-internen Diskussion.<br />
Die wichtigsten Neuerungen des<br />
vorläufigen Entwurfs sind:<br />
- Wegfall des 5%-Deckels<br />
- Vergütung von Strom aus<br />
Geothermie<br />
- Energieversorgungsunternehmen<br />
werden nicht mehr vom<br />
StrEG ausgeschlossen<br />
- die Vergütungen orientieren sich<br />
nicht mehr am Strompreis,<br />
sondern sind Festpreise, die im<br />
2-jährlichen Rhythmus überprüft<br />
werden sollen<br />
- Bei Biomasse sollen (wie bisher)<br />
nur Anlagen kleiner <strong>als</strong> 5 MW<br />
berücksichtigt werden.<br />
Das Ministerium will folgende<br />
Vergütungen vorschlagen:<br />
- für Biomasse 16,5 Pf/kWh<br />
- bei Wasserkraft wird die Vergütung<br />
auf das Niveau von 1999<br />
0,16 0,25<br />
eingefroren.<br />
- Bei Wind wurden keine Zahlen<br />
genannt, hier will das Ministerium<br />
offenbar die ihm vorliegenden<br />
widersprüchlichen Gutachten<br />
von DEWI und ENERCO<br />
auswerten.<br />
- Für die Photovoltaik denkt man<br />
an 25 Pf/kWh.<br />
Bei der anschließenden Diskussion<br />
wurde deutlich, daß die Vertreter<br />
des Ministeriums das Prinzip der<br />
Kostendeckung nicht anwenden<br />
wollen. Eine Kostendeckung aller<br />
alternativen Energien sei nicht vorgesehen,<br />
so Dr. Feuerborn, wohl<br />
auch im Hinblick auf die niedrige<br />
Solarvergütung.<br />
Auch das Verursacherprinzip<br />
wollte Dr. Feuerborn nicht angewendet<br />
wissen,, weil durchaus fraglich<br />
sei, ob die konventionellen Energien<br />
überhaupt die ihnen nachgesagten<br />
negativen Folgen hätten.<br />
Es kommt Bewegung in die Solarstromvergütung<br />
Kommentar des <strong>SFV</strong>:<br />
Hier ist von <strong>Seiten</strong> der Regierungskoalition<br />
noch viel Überzeugungsarbeit<br />
zu leisten. Letztlich wird<br />
die Entscheidung nicht durch das<br />
BMWi, sondern durch den Bundestag<br />
getroffen werden.<br />
Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />
auch die Beobachtung, daß<br />
bei dem teilnehmenden Vertreter des<br />
Umweltministeriums mehr Verständnis<br />
für die Position der Erneuerbaren<br />
Energie-Vertreter festzustellen<br />
war.<br />
Immerhin ist durchaus <strong>als</strong> positiv<br />
zu bewerten, daß auch die Beamten<br />
des Wirtschaftsministeriums<br />
mit jahrzehntelanger Ministerialerfahrung<br />
die Notwendigkeit erkennen,<br />
die Vergütung für Solarstrom<br />
anzuheben. Ein erster Schritt in die<br />
richtige Richtung! Das Tempo allerdings<br />
dürfte durchaus noch beschleunigt<br />
werden<br />
i el<br />
1,76 DM/kWh<br />
8 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Fümpf ist Trümpf<br />
SB SB<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
SB SB<br />
SB<br />
SB<br />
SB SB<br />
5 SB SB<br />
SB<br />
4 3<br />
SB<br />
SB SB<br />
Das fünfte Förderprogramm muß den<br />
Durchbruch für die Photovoltaik bringen<br />
Zum Ersten<br />
1990 Das Stromeinspeisungsgesetz<br />
verpflichtete die Stromversorger,<br />
Strom aus privaten Solaranlagen<br />
in ihr Netz aufzunehmen und<br />
sprach den Betreibern privater PV-<br />
Anlagen eine Vergütung von etwa<br />
17 Pfennigen pro Kilowattstunde zu.<br />
Bis dahin galt die Einspeisung von<br />
Solarstrom vielerorts <strong>als</strong> „krimineller<br />
Akt“.<br />
Der Windenergie brachte das<br />
Stromeinspeisungsgesetz einen rasanten<br />
Zuwachs, denn für Windanlagen<br />
an der Küste ist die Vergütung<br />
kostendeckend. Für Solarstrom<br />
allerdings lag die Vergütung um den<br />
Faktor 12 zu niedrig.<br />
Zum Zweiten<br />
1995 Das 1000 Dächerprogramm<br />
gewährt den Errichtern von Solar-<br />
stromanlagen einen Investitionszuschuß<br />
in Höhe von 70 Prozent (in<br />
den neuen Bundesländern sogar 75<br />
Prozent der Investitionssumme.<br />
Vom Bund stammten 50% von den<br />
Ländern 20% der Zuschüsse.<br />
Zum Dritten<br />
1995 Verschiedene Länderprogramme<br />
gewähren unterschiedliche<br />
Investitionszuschüsse, z.B. das<br />
REN-Programm des Landes NRW<br />
gewährt Zuschüsse bis 49 % der<br />
Investitionssumme.<br />
Nachteil der Länderprogramme<br />
war und ist das jährliche Stop and<br />
Go entsprechend der jeweiligen Erschöpfung<br />
des alten und Verabschiedung<br />
des neuen Haushalts<br />
Zum Vierten<br />
1999 Das 100.000 Dächerpro-<br />
gramm gewährt Errichtern von Anlagen<br />
einen zinslosen Kredit und<br />
schenkt ihnen die letzte Rückzahlungsrate.<br />
Der Geldwert des Programms<br />
wird mit etwa 35 % der<br />
Investitionssumme veranschlagt.<br />
Den Rest trägt der Anlagenbetreiber.<br />
Es werden <strong>als</strong>o weiterhin nur<br />
opferbereite Idealisten angesprochen.<br />
Zum Fünften<br />
2000 Durch eine Verbesserung<br />
der Einspeisevergütung für Solarstromanlagen<br />
im Stromeinspeisungsgesetz<br />
zur kostendeckenden<br />
Vergütung kann ab April 2000 ein<br />
Boom im Bau von Solaranlagen ausgelöst<br />
werden.<br />
Schaun wir mal!<br />
9
Europa auf dem Weg zur Energiewende<br />
Europäische Studie zeigt Perspektiven auf. Die Energiewende ist technisch<br />
machbar und sie ist bezahlbar. Voraussetzung ist der politische Wille.<br />
Studien sind keine Beweise, aber<br />
sie können Anstöße geben. In diesem<br />
Sinn machen wir hier aufmerksam<br />
auf eine Europäische Studie<br />
mit dem Titel: “Long-Term integration<br />
of renewable energies into the<br />
European energy system”<br />
Wie bewertet man Studien?<br />
Eine Studie von Marlborough<br />
über die gesundheitlichen Auswirkungen<br />
des Passivrauchens hat -<br />
wie leicht einzusehen - wenig Aussagekraft.<br />
Wichtigste Beurteilungskriterien<br />
einer Studie sind: Auftraggeber,<br />
Auftragnehmer, Rahmenbedingungen,<br />
Sorgfalt und Fehlerfreiheit<br />
der Durchführung, Ergebnis.<br />
Auftraggeber und -nehmer<br />
Auftraggeber war die Europäische<br />
Kommission. Auftragnehmer<br />
waren 19 Wissenschaftler der For-<br />
Kohle<br />
Erdöl<br />
Nuklear<br />
Erdgas<br />
schungsinstitute: CIRED (Paris),<br />
Faculte Polytechnique de Mons<br />
(Belgien), Roskilde University (Dänemark),<br />
Wuppertal Institut, Zentrum<br />
für Europäische Wirtschaftsforschung<br />
(Mannheim).<br />
Rahmenbedingungen<br />
Keine Energieimporte aus außereuropäischen<br />
Ländern. Nur Technik<br />
wird berücksichtigt, die käuflich<br />
erwerbbar ist. Lebensstandard<br />
europaweit wie heute in Nordeuropa.<br />
Bei Windenergie werden nur 30 %<br />
aller Standorte mit über 5m/s Windgeschwindigkeit<br />
nach dem Europäischen<br />
Windatlas berücksichtigt,<br />
Kostenreduktion 20 %. Dazu Off-<br />
Shore-Anlagen mit 3050 TWh/a;<br />
Kosten 30 % höher <strong>als</strong> On-Shore-<br />
Anlagen.<br />
Keine Flächenversiegelung durch<br />
Photovoltaik: Alle ungefähr süd-<br />
Sustainable Energy Scenario for Europe<br />
Wasser<br />
wärts ausgerichteten Dächer und<br />
Fassaden seien mit PV-Zellen belegt<br />
(Systemwirkungsgrad 18 %<br />
bzw. 11 %). Kosten etwa 20 %<br />
über den Off-Shore-Windanlagen.<br />
Zwei unterschiedliche Szenarien:<br />
Das Fair-Market Scenario: Externe<br />
Kosten in Höhe von 12 bis 22 Pf/kWh<br />
werden den konventionellen Energien<br />
über eine Energiesteuer auferlegt.<br />
Das Sustainable Scenario geht von<br />
Normen und Regulierungen aus,<br />
durch die die Energieeffizienz und<br />
der Einsatz erneuerbarer Energien<br />
gesteigert werden können.<br />
Ergebnisse im Sustainable<br />
Scenario:<br />
Entwicklung s. Diagramm. Energiekosten<br />
2050 sind 3,8 Pf/kWh<br />
teurer <strong>als</strong> 1990, Verteuerung wird<br />
ausgeglichen durch geringeren Energieverbrauch.<br />
Energieeinsparung,<br />
Wirkungsgradverbesserung<br />
und Solararchitektur<br />
Wind<br />
Solar<br />
Biomasse<br />
1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050<br />
10 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Fümpf ist Trümpf<br />
SB SB<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
SB SB<br />
SB<br />
SB<br />
SB SB<br />
5 SB SB<br />
SB<br />
4 3<br />
SB<br />
SB SB<br />
Fünf erneuerbare Energien bedeuten das<br />
Ende der bisherigen Energiewirtschaft<br />
Wasserkraft<br />
seit Jahrhunderten<br />
erprobt, zuverlässig<br />
und<br />
ausdauernd<br />
Windenergie<br />
Energie für<br />
Menschen mit<br />
Abenteurer blut.<br />
Jahrtausende die<br />
einzige Antriebsenergie<br />
auf See.<br />
Schon von Kindern beim Spiel<br />
mit Drachen oder Windrad genutzt.<br />
Biomasse<br />
Geschenk der<br />
Natur. Speicherbar<br />
und<br />
fast überall zu<br />
gewinnen,<br />
S o l a r e n e r g i e<br />
lautlos faszinierende<br />
Technik.<br />
Lieblingsenergie<br />
der Deutschen.<br />
Größtes Potential<br />
und größtes<br />
Verbilligungspotential. Ideale<br />
Technik für die Dezentralisierung,<br />
deshalb gefürchtet von den<br />
Stromversorgern.<br />
Zusammen ergeben sie einen<br />
E n e r g i e m i x ,<br />
der die Energiegewinnung<br />
aus fossilen<br />
und nuklearen<br />
Quellen vollständig<br />
ablösen kann. Siehe<br />
dazu die Erläuterungen<br />
S. 10.<br />
Die Stärke der<br />
Erneuerbaren liegt<br />
im Zusammenwirken:<br />
Solarenergie,<br />
wenn die Sonne<br />
scheint, Windenergie,<br />
wenn der Wind<br />
weht, Wasserkraft<br />
das ganze Jahr hindurch<br />
und die Biomasse<br />
füllt die Lükken<br />
im Angebot.<br />
11
Bündnis für Arbeit und Umwelt<br />
Heinz Putzhammer, Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes des<br />
Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hielt am 21. Oktober 1999 anläßlich<br />
der gemeinsamen Tagung „Bündnis für Arbeit und Umwelt“ im Reichstag - Berlin<br />
vor über 800 Zuhörern eine vielbeachtete Rede. Einige seiner Aussagen geben<br />
wir nachfolgend stark gekürzt wieder.<br />
Viele Menschen haben mit dem<br />
Regierungswechsel die Erwartung<br />
verbunden, dass mit dem rot-grünen<br />
Regierungswechsel auch ein<br />
Politikwechsel in der Umweltpolitik<br />
stattfindet und die ökologische Modernisierung<br />
des Landes wieder an<br />
Fahrt gewinnt.<br />
Die Koalitionsvereinbarung<br />
der Bundesregierung ist eine gute<br />
Grundlage, doch die sozial-ökologische<br />
Reformstrategie ist erst<br />
in Ansätzen sichtbar.<br />
Um Fortschritte zu erreichen,<br />
wollen wir mithelfen und unsere<br />
Unterstützung anbieten.<br />
Unser Land ist mit zwei großen<br />
Herausforderungen konfrontiert:<br />
Zum einen die fortschreitende<br />
Zerstörung der natürlichen<br />
Lebensgrundlagen und zum anderen<br />
die dramatisch hohe Massenarbeitslosigkeit.<br />
Feststellen müssen wir: In beiden<br />
Bereichen - Massenarbeitslosigkeit<br />
und Umweltzerstörung -<br />
fehlt es noch an konkreten Maßnahmen<br />
und an einer zusammenhängenden<br />
Strategie, die den zu lösenden<br />
Problemen angemessen wären.<br />
Wir befinden uns durchaus<br />
mitten in einem existenziellen<br />
Wettlauf, die lebensbedrohliche<br />
Natur- und Umweltzerstörung<br />
durch ein ökologisch verträgliches<br />
Wirtschaften zu ersetzen.<br />
Der Vorstoß von BDI-Chef<br />
Henkel, wenige Tage vor dieser Konferenz<br />
durch einen Brief an Bundeskanzler<br />
Schröder sich aus der<br />
eigenen freiwilligen Selbstverpflichtung<br />
zum Klimaschutz zu verab-<br />
schieden, wird vom BDI mit dem<br />
Wettbewerbsargument begründet.<br />
Diese Argumentation fällt bei Bundeskanzler<br />
Schröder immer auf<br />
fruchtbaren Boden.<br />
Es hat nur einen entscheidenden<br />
Nachteil, das Wettbewerbsargument<br />
wird von der Natur<br />
nicht akzeptiert!<br />
Außerdem könnte man mit diesem<br />
Argument alle Bemühungen zur<br />
Nachhaltigen Entwicklung beerdigen.<br />
Wir sind der Auffassung, dass<br />
die Verbindung von Arbeit und Umwelt<br />
einen Beitrag leisten kann, die<br />
Umwelt zu entlasten und zukunftsfähige<br />
Arbeitsplätze zu schaffen. Wir<br />
wollen der Umwelt und den Arbeitslosen<br />
mit einer gemeinsamen<br />
Strategie helfen. Deshalb wollen wir<br />
ein Bündnis für Arbeit und Umwelt.<br />
Langfristig denken, heißt<br />
nicht, Probleme auf die lange<br />
Bank zu schieben.<br />
Uns geht es jetzt darum, möglichst<br />
rasch alle gesellschaftlichen<br />
Kräfte zu mobilisieren und praktikable<br />
konkrete Handlungsvorschläge,<br />
gemeinsam mit Bundesregierung,<br />
Wirtschaft und Gewerkschaften<br />
umzusetzen.<br />
Im Zentrum muss dabei stehen,<br />
den Faktor Arbeit zu entlasten<br />
und den Energie- und Rohstoffverbrauch<br />
zu verteuern. Der<br />
Strategiewechsel heißt, wir brauchen<br />
nicht nur eine Steigerung<br />
der Arbeitsproduktivität, sondern<br />
auch eine Steigerung der Energie-undRessourcenproduktivität.<br />
Der Kampf gegen die Arbeitslo-<br />
sigkeit ist die oberste politische Priorität<br />
der Bundesregierung. Daran<br />
werden wir ihren politischen Erfolg<br />
messen. Die rot-grüne Regierung<br />
wird aber auch an ihren umweltpolitischen<br />
Ergebnissen gemessen,<br />
Nach Auffassung des DGB kann<br />
die Verknüpfung von Umweltpolitik<br />
und Beschäftigungspolitik ein<br />
Schlüssel zum Erfolg in beiden Politikfeldern<br />
sein.<br />
Es muss gelingen, Umweltpolitik<br />
zum Beschäftigungsmotor<br />
zu machen, dann wird das Bündnis<br />
für Arbeit auch ein Bündnis<br />
für Arbeit und Umwelt sein.<br />
Dabei verschweigen wir nicht,<br />
dass es im Spannungsverhältnis<br />
zwischen Ökonomie und Ökologie<br />
soziale Konflikte gibt. Wir sind uns<br />
darüber im Klaren, dass bei allen<br />
positiven Beschäftigungseffekten,<br />
im Einzelfall nicht immer da, wo<br />
vielleicht ein Arbeitsplatz wegfällt,<br />
gleichzeitig auch ein neuer in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft entsteht.<br />
Nachhaltige Entwicklung ist<br />
unser Ziel; dies wird im stärkeren<br />
Umfang integrierte Technologien<br />
erfordern, die auch weniger<br />
beschäftigungsintensiv sein<br />
können. Aber: Wer das Bündnis<br />
zwischen Arbeit und Umwelt<br />
nicht sucht, wird die Zukunft mit<br />
noch viel größeren Gefahren,<br />
Risiken und Konflikten belasten.<br />
Mit seiner Initiative hat der DGB<br />
den Fachdialog Umwelt im Bündnis<br />
für Arbeit angestoßen. Hierzu hat<br />
der DGB mit seinen Gewerkschaften<br />
das Ihnen vorliegende DGB-Positionspapier<br />
erarbeitet und in das<br />
Bündnis für Arbeit eingebracht.<br />
12 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Fünf Säulen im Positionspapier des DGB zum Bündnis für Abeit und Umwelt<br />
Das Positionspapier basiert auf<br />
fünf (Anmerkung der Redaktion:<br />
Fümpf ist Trümpf!) Säulen:<br />
- Stärkung des Umweltordnungsrechtes<br />
- Einsatz von marktwirtschaftlichen<br />
Instrumenten der Umweltpolitik<br />
- Stärkung der Eigenverantwortung<br />
im Umweltschutz<br />
- Ausbau von FuE, Bildung und<br />
Förderung<br />
- Stärkung der Beteiligung der<br />
Arbeitnehmer und Gewerkschaften<br />
Unternehmensberatung Kaiser hat<br />
festgestellt, dass der ehemalige Exportweltmeister<br />
im Bereich des Exports<br />
von Umwelttechnologien seine<br />
Spitzenposition eingebüßt hat.<br />
Bereits die Vorgängerregierung wurde<br />
vom Sachverständigenrat für<br />
Umweltfragen vor einer zukunftsgefährdenden<br />
Vernachlässigung des<br />
Umweltschutzes gewarnt und die<br />
Politiker dringend zum Handeln aufgefordert.<br />
Von der rot-grünen Bundesregierung<br />
erwarte ich deshalb,<br />
dass sie diesen negativen Trend mit<br />
einer aktiven staatlichen Umweltpolitik<br />
umkehrt. Denn aktive staatliche<br />
Umweltpolitik hat bis zu Beginn<br />
der 90er Jahre zu steigenden Umweltschutzinvestitionen<br />
und damit<br />
auch zu steigender Beschäftigung<br />
im Bereich des Umweltschutzes geführt.<br />
Rund 1 Million Arbeitsplätze<br />
im Umweltschutz sind eine positive<br />
Bilanz.<br />
Grundlage für diese Innovationen<br />
im Umweltbereich waren nicht<br />
die Unternehmen selbst, sondern eine<br />
am Vorsorgeprinzip orientierte Umweltpolitik<br />
und Anforderungen der<br />
Umweltpolitik, die sich am Stand<br />
der Technik orientiert haben. -<br />
Deshalb ist an diese aktive Umweltpolitik<br />
wieder anzuknüpfen, da<br />
hierdurch notwendige Umweltinvestitionen,<br />
Umweltentlastungen<br />
sowie umweltverträgliche und gesundheitsverträgliche<br />
Arbeitsplätze<br />
geschaffen werden.<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Deregulierung bringt unsere<br />
Gesellschaft nicht weiter.<br />
Um an die vorgenannte positive<br />
Entwicklung wieder anzuschließen,<br />
haben wir in dem vorliegenden<br />
DGB-Positionspapier 79 Maßnahmen<br />
und lnvestitionsvorschläge entwickelt.<br />
Die Vorschläge umfassen<br />
10 Themenbereiche: Vom Gewässerschutz<br />
über Abfall, Klimaschutz<br />
bis hin zum Export von Umwelttechnologien.<br />
In der Umsetzung der<br />
DGB-Vorschläge steckt ein Beschäftigungspotential<br />
von schätzungsweise<br />
500.000 Arbeitsplätzen.<br />
Die Beschäftigungspotentiale<br />
sind offensichtlich vorhanden, nur<br />
sie werden nicht genutzt. Nach<br />
unserer Auffassung ist die Politik<br />
gefordert, jetzt zu handeln.<br />
(...) Bei der gezielten Nutzung<br />
der Photovoltaik und Windenergie,<br />
so eine Studie der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />
erhalten insgesamt<br />
30.000 Personen eine Arbeit.<br />
(Anmerkung der Redaktion:<br />
Dies ist nur eines von vielen durch<br />
Heinz Putzhammer genannten Beiuspielen)<br />
Notwendig ist die Förderung des<br />
Exports von Umwelttechnologien,<br />
durch Setzung von Umweltstandards<br />
auf hohem Niveau in Europa sowie<br />
auf internationaler Ebene, durch bessere<br />
Erschließung und Nutzung für<br />
die produzierende Umwelttechnologie-Industrie<br />
sowie Umweltdienstleister,<br />
durch befristete Markteinführungshilfen<br />
für fortschrittliche Umwelttechnologien<br />
(...)<br />
Mit Sorge beobachten wir den<br />
Kurswechsel, der bei der grünen<br />
Partei von Bündnis 90/Die Grünen<br />
diskutiert wird. So war zumindest<br />
vor drei Wochen im Handelsblatt<br />
nachzulesen - ich zitiere - „Mit einem<br />
Appell für mehr Deregulierung,<br />
Marktfreiheit und Liberalisierung<br />
streben die Grünen ein wirtschaftsfreundlicheres<br />
Profil an.“<br />
Ich sage dazu: Nur die Starken<br />
können sich einen schwachen Staat<br />
leisten. Dies gilt im übertragenen<br />
Sinne auch für die Umwelt.<br />
Denn die Natur sitzt bei den<br />
Verhandlungen zwischen Kapital<br />
und Arbeit nicht mit an dem<br />
„runden Tisch“. Sie hat keine<br />
starke Lobby. Wer anders <strong>als</strong><br />
der Staat soll sie vertreten? Die<br />
Staatszielbestimmung im Grundgesetz<br />
unterstreicht, daß der<br />
Staat sich nicht aus der Verantwortung<br />
stehlen kann.<br />
(...) Um die notwendigen Entscheidungen<br />
zu treffen und die Weichen<br />
für ein Bündnis für Arbeit und<br />
Umwelt richtig zu stellen, ist grundsätzlich<br />
folgendes zu beachten:<br />
Selbst umweltengagierte Unternehmen,<br />
die sich die Stärkung der<br />
Eigenverantwortung im Umweltschutz<br />
auf das Panier geschrieben<br />
haben, beispielsweise Umweltmanagementsysteme<br />
eingeführt haben,<br />
werden auch zukünftig Erfolge<br />
nur in Bereichen erzielen können,<br />
in denen sich der Umweltschutz<br />
auch tatsächlich rechnet.<br />
(...) In den Bereichen, in denen<br />
Umweltschutz betriebswirtschaftliche<br />
Kosten verursacht, sind die Unternehmen,<br />
auch umweltengagierte<br />
Unternehmen, überfordert, ein Eigeninteresse<br />
an mehr Umweltschutz<br />
zu entwickeln. Denn sie können<br />
nicht mehr Umweltschutz betreiben,<br />
<strong>als</strong> ihre Mitwettbewerber, mit<br />
denen sie in Konkurenz stehen.<br />
Deshalb muss der Staat die<br />
notwendigen umweltpolitischen<br />
Rahmenbedingungen setzen, deren<br />
Umsetzung garantieren und<br />
deren Einhaltung überwachen.<br />
Das Bündnis für Arbeit und<br />
Umwelt könnte zu einem Erfolgsmodell<br />
der rotgrünen Bundesregierung<br />
werden. Dafür will der<br />
DGB die Unterstützung der Regierung,<br />
der Wirtschaft, der Umweltverbände<br />
und anderer gesellschaftlicher<br />
Gruppen gewinnen.<br />
(Hervorhebungen und Kürzungen<br />
durch die Redaktion)<br />
13
Gefahren der Atomenergie<br />
Ein Redebeitrag von Volker Hartenstein,<br />
umwelt- und energiepolitischer Sprecher<br />
der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
im Bayerischen Landtag<br />
Gefahren der Atomenergie in<br />
der Ausstiegsdebatte in den<br />
Hintergrund gedrängt!<br />
Die nicht enden wollende Debatte<br />
um die Frage, auf welche Weise<br />
der Ausstieg aus der Atomenergie<br />
vollzogen werden soll, ist mit einem<br />
großen Nachteil verknüpft: Das<br />
ständige Hin und Her ist nicht nur<br />
verwirrend, sondern drängt insbesondere<br />
den eigentlichen Kernpunkt<br />
der Gesamtproblematik in den Hintergrund:<br />
die Gefahren, die von dem<br />
Gesamtkomplex Atomenergie ausgehen.<br />
Wir ergreifen deshalb heute die<br />
Chance, insbesondere noch einmal<br />
all diejenigen anzusprechen, die nicht<br />
ausschließlich von Technikgläubigkeit<br />
geblendet und der Unfehlbarkeit<br />
der Menschen überzeugt sind.<br />
Folgen Sie einmal unvoreingenommen<br />
unseren Gedankengängen.<br />
Wir sind uns sicher, wir werden<br />
den einen oder anderen von Ihnen<br />
überzeugen können.<br />
Tausende Tote jährlich durch<br />
Abbau von Uranerzen!<br />
Der Prozess des Uranerzabbaus<br />
ist nicht mehr nur wie bei den fossilen<br />
Energieträgern umweltbelastend,<br />
sondern auch unverantwortbar.<br />
Jede Kilowattstunde Atomstrom,<br />
die verbraucht wird, erzeugt<br />
mehrere Kubikmeter strahlenden<br />
Abfall, in irgendeiner Gegend auf<br />
dieser Welt. Und Tausende von<br />
Menschen sterben jährlich weltweit<br />
an den Folgen der damit verknüpften<br />
radioaktiven Belastungen.<br />
Wer das nicht wahrhaben will,<br />
sollte nur einmal unweit von hier in<br />
Sachsen bei der ehemaligen<br />
Wismut-AG recherchieren.<br />
Mit Milliardenbeträgen<br />
versucht<br />
man dort derzeit, zumindest<br />
die schlimmsten<br />
Landschaftsschäden einigermaßen<br />
in den Griff<br />
zubekommen. Der Abbau<br />
von 200 Mio t Uranerz<br />
hat hier insgesamt<br />
ca. <strong>32</strong>0 Mio m³ Abraum<br />
und ca. 200 Mio m³ giftige<br />
und radioaktive Aufbereitungsrückstände<br />
entstehen lassen.<br />
Verstrahlungen<br />
durch atomare Blitze<br />
infolge menschlicherUnzulänglichkeiten<br />
oder technischen<br />
Versagens!<br />
Abgebautes Uranerz enthält das<br />
spaltbare Radioisotop 235/92 U in<br />
zu geringen Mengen. Konversionen,<br />
Anreicherungen und die eigentliche<br />
Brennelementeherstellung schließen<br />
sich an. Alles Prozesse, die - wie<br />
der jüngste Kritikalitätsunfall in Tokaimura<br />
zeigt - außer Kontrolle geraten<br />
und dann für Mensch und<br />
Natur verheerende Folgen haben<br />
können. Rund 60 mal - so wurde<br />
zwischenzeitlich bekannt - soll es<br />
seit Beginn der Nutzung der Atomenergie<br />
in Forschungs- oder Anreicherungsanlagen<br />
bislang unkontrollierte<br />
atomare Blitze mit starker<br />
Gamma- und Neutronemission wie<br />
in Tokeimura gegeben haben.<br />
Menschliche Unzulänglichkeiten<br />
oder technisches Versagen waren<br />
dafür die Ursache. Und niemand<br />
wird beide, auch in Zukunft, aus-<br />
Der Autor:<br />
Volker Hartenstein<br />
(Jahrgang<br />
1943, verheiratet,<br />
zwei Töchter,Studiendirektor<br />
a.D. Biologie,<br />
Chemie,<br />
Physik und<br />
Sport) ist seit<br />
1994 MdL von Bayern.<br />
Er ist umwelt- und energiepolitischer Sprecher<br />
der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen<br />
im Bayerischen Landtag und Leiter des<br />
Arbeitskreises Ökologie, außerdem stellvertretender<br />
Vorsitzender des Ausschusses<br />
für Landesentwicklung und Umweltfragen.<br />
Volker Hartenstein ist Gründungsmitglied<br />
der Deutschen Umweltstiftung, Mitglied<br />
des Bund Naturschutz in Bayern e.V. ,<br />
des Verkehrsklub Deutschland, von Pro<br />
Bahn sowie der Interessengemeinschaft<br />
Kommunale Trinkwasserversorgung in<br />
Bayern.<br />
schließen können.<br />
Schäden in Billionenhöhe<br />
und Hunderttausende an Toten<br />
bei Eintritt des sogenannten<br />
Restrisikos!<br />
Ungleich schwerer allerdings zählt<br />
das sogenannte Restrisiko während<br />
des normalen Reaktorbetriebs. Die<br />
Erkenntnislage über die damit verbundenen<br />
Gefährdungen hat sich in<br />
den letzten Jahren erheblich geändert.<br />
Zwei Beispiele sollen das belegen:<br />
Nach Neubewertung der Atombombenabwurf-Daten<br />
von Hiroshima<br />
und Nagasaki schätzt die InternationaleStrahlenschutzkommission<br />
(ICRP) in ihrer Publikation Nr.<br />
60 (1990) das Risiko, an radioaktiver<br />
Strahlung zu sterben, viermal<br />
höher ein <strong>als</strong> zuvor. Das zu erwar-<br />
14 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
tende Schadensausmaß beim Normalbetrieb<br />
von kerntechnischen<br />
Anlagen sowie bei Störfällen und<br />
Unfällen erhöht sich gegenüber dem<br />
früheren Wissensstand folglich entsprechend.<br />
Nicht zuletzt deshalb<br />
wird zur Zeit die Strahlenschutzverordnung<br />
novelliert.<br />
Der Reaktorunfall in Tschernobyl<br />
hat Konsequenzen gehabt, die bislang<br />
nicht in die deutschen Berechnungsvorschriften<br />
der Störfallfolgen<br />
umgesetzt sind. In der Ukraine<br />
zeigt sich bei Kindern ein massiver<br />
Anstieg der Rate an Schilddrüsentumoren,<br />
der nach bisherigem<br />
Kenntnisstand innerhalb der seit dem<br />
Unfall verstrichenen Zeit so bei weitem<br />
nicht erwartet worden war.<br />
In Konsequenz dieser Erkenntnisse<br />
hat der Gesetzgeber 1994 die<br />
Genehmigung neuer Atomkraftwerke<br />
davon abhängig gemacht, dass<br />
für sie auch die Auswirkungen einer<br />
Kernschmelze auf die engste<br />
Umgebung des Kraftwerks beschränkt<br />
bleiben müssen. Im Klartext<br />
bedeutet das: Sämtliche laufende<br />
AKWs in der BRD<br />
wären heute nicht mehr<br />
genehmigungsfähig,<br />
würde man denselben<br />
Maßstab auch an sie<br />
anlegen. Denn trotz aller<br />
Nachrüstungen kann<br />
- so die Auffassung kritischer<br />
Wissenschaftler<br />
übereinstimmend - in<br />
ihnen eine Kernschmelze<br />
noch immer nicht<br />
völlig ausgeschlossen<br />
werden. Und verbunden<br />
damit ein Versagen des<br />
Containments, sodass<br />
innerhalb einiger Stunden,<br />
spätestens jedoch<br />
nach wenigen Tagen<br />
ungeheuere Mengen an<br />
Radioaktivität freigesetzt<br />
würden. Mit unvorstellbaren<br />
Folgen!<br />
Das wahrscheinliche<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Schadensausmaß bei Reaktorunfällen<br />
- das ich anspreche - ist in<br />
mehreren Studien untersucht worden.<br />
Die Ergebnisse wurden 1992<br />
im Auftrag des damaligen BMWi in<br />
der PROGNOS-Schriftenreihe<br />
„Identifizierung und Internalisierung<br />
Externer Kosten“ der Energieversorgung<br />
zusammengefaßt. Die Verfasser<br />
der neueren Arbeiten gehen<br />
dabei für den Fall einer Kernschmelze<br />
mit Containmentversagen<br />
- von Hundertausenden bis 1,7<br />
Mio Krebstoten und<br />
- Schadenssummen von bis zu<br />
mehreren Billionen DM<br />
in einem dichtbesiedelten Gebiet<br />
der BRD aus. Und nicht einmal mitberücksichtigt<br />
sind in diesen Zahlen<br />
die Schäden, die sich einer finanziellen<br />
Betrachtung entziehen (soziale,<br />
kulturelle, psychologische).<br />
Ich frage Sie, meine Damen und<br />
Herren der CSU-Fraktion und der<br />
Staatsregierung, die Sie sich so vehement<br />
für den Weiterbetrieb der<br />
Kernkraftwerksanlagen einsetzen,<br />
wie Sie diesen Unsicherheitsfaktor<br />
mit ihrem Gewissen vereinbaren<br />
können? Auch wenn die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
für den GAU<br />
sehr klein ist, muß das verbleibende<br />
sog. Restrisiko doch primär unser<br />
Denken und politisches Handeln bestimmen.<br />
Unkalkulierbare Risiken bei<br />
Unfällen mit Transportbehältern<br />
Doch damit nicht genug. Abgebrannte<br />
Brennelemente enthalten neben<br />
nicht spaltbarem Uran noch verbliebenes<br />
235/92 U sowie zwischenzeitlich<br />
entstandenes Plutonium. Diese<br />
radioaktive Last muß nach einer<br />
verübergehenden Lagerung am<br />
Kraftwerksort durch die Republik<br />
transportiert werden, zur Wiederaufarbeitung<br />
ins Ausland oder in ein<br />
Zwischen- bzw. später Endlager.<br />
Gleichgültig wohin der Weg auch<br />
führt, gravierende Unfälle, die die<br />
Behältnisse ernsthaft beschädigen<br />
könnten, sind auch hier nicht ausgeschlossen.<br />
Und sagen Sie nicht,<br />
die Behälter seien absolut sicher.<br />
Karikatur: Paul Schmolze<br />
15
Das gilt nicht einmal für den Typ B,<br />
zu dem die sogenannten Castoren<br />
gehören. Selbst für sie können Schäden<br />
am Dichtsystem bei sehr<br />
schweren Unfällen auftreten. Im<br />
übrigen sind Castoren auch nur zu<br />
ca. 10% an allen Transporten beteiligt.<br />
Mögliche Unfälle sind jedoch nicht<br />
die einzige Gefahr, die vom Transport<br />
radioaktiver Stoffe ausgeht.<br />
Auch bei normalem Transportverlauf<br />
kann durch die trotz Abschirmungsmaßnahmen<br />
aus dem Behälter<br />
gelangende Strahlung eine unzulässige<br />
Belastung hervorgerufenwerden.<br />
Hinzu kommen - wie schließlich<br />
im April 1998 bekannt wurde - bewusst<br />
in Kauf genommene und überlange<br />
Zeit verheimlichteÜberschreitungen<br />
von international gültigen<br />
Grenzwerten um das Mehrtausendfache<br />
infolge von Oberflächenkontaminationen.<br />
Radioaktive Verseuchung der<br />
Menschen, Meere und Landschaften<br />
durch Wiederaufarbeitung!<br />
Natürlich kann man die Auffassung<br />
vertreten, die Atomanlagen La<br />
Hague und Sellafield liegen nicht in<br />
Bayern. Eine solche Argumentation<br />
greift allerdings zu kurz. Noch immer<br />
lagern dort mehrere Tausend<br />
Tonnen abgebrannter Brennelemente<br />
aus bundesrepublikanischen und<br />
damit teilweise auch aus bayerischen<br />
Atomkraftwerken und warten auf<br />
einen die Meere, Landschaften und<br />
Menschen verseuchenden Prozess:<br />
die Wiederaufarbeitung. Und schon<br />
können es die Betreiber der Kernkraftwerke<br />
kaum mehr erwarten,<br />
bis grünes Licht für neue Abtransporte<br />
gegeben ist. 40.000 bis 60.000<br />
Krebserkrankungen und genetische<br />
Schäden wird die Wiederaufarbeitung<br />
deutscher Brennelemente auslösen,<br />
die allein seit Beginn der 90er<br />
Jahre - <strong>als</strong>o nach Verzicht auf die<br />
Wiederaufarbeitungsanlage Wakkersdorf<br />
- mit Frankreich (La<br />
Hague) und Großbritannien (Sellafield)<br />
vereinbart worden ist. Das<br />
geht aus einer Studie hervor, die<br />
das Otto-Hug-Strahleninstitut im<br />
Auftrage der Freien und Hansestadt<br />
Hamburg vor kurzem veröffentlicht<br />
hat. Das Institut griff dabei auf Untersuchungen<br />
zurück, die in den<br />
80er Jahren im Auftrag der EU-<br />
Kommission durchgeführt und deren<br />
Ergebnisse in die UNSCEAR-<br />
Berichten (United Nations Scientific<br />
Committee on the Effects of<br />
Atomic Radiation) an die Vollversammlung<br />
der Vereinten Nationen<br />
aufgenommen worden waren.<br />
Erste Schäden seien schon in<br />
Form einer Häufung kindlicher<br />
Leukämien in der Umgebung der<br />
Atomanlagen sichtbar gewordene<br />
Nur ein sofortiger Stop der Wiederaufarbeitung<br />
könne das Ausmaß der<br />
bösartigen Erkrankungen eindämmen.<br />
Wir fragen Sie, meine Damen und<br />
Herren der CSU-Fraktion, wie können<br />
Sie diese weiträumigen Verseuchungen<br />
infolge des Betriebs von<br />
Atomkraftwerken stützen? Denken<br />
Sie nicht an die unheilbar Erkrankten<br />
und die geschundene Natur?<br />
Furchtbare Hinterlassenschaften<br />
für unzählige Generationen<br />
durch Endlagerung!<br />
Und was bleibt am Ende einer<br />
solchen Art High-Tech-Energiebereitstellung:<br />
Langlebige, hochgiftige<br />
und stark wärme- sowie radioaktiv<br />
strahlende Abfälle, für die es<br />
weltweit noch immer kein sicheres<br />
Entsorgungskonzept gibt und wohl<br />
auch künftig nicht geben wird. Zu<br />
viele Aspekte sind es, die Sorgen<br />
bereiten, da sie ungelöst sind: Gasentwicklung<br />
durch Zersetzungsvor-<br />
gänge, Aufbau hoher Drucke, Rißbildungen<br />
in den Salz- oder Gesteinsformationen,<br />
Wassereinbrüche<br />
und Korrosionserscheinungen.<br />
Wie sollen - so fragen wir - derartige<br />
Entwicklungen über Jahrtausende<br />
hinweg ausgeschlossen werden?<br />
Es ist schon wirklich der helle<br />
Wahnsinn, dass der Mensch mit<br />
einer durchschnittlichen Lebenszeit<br />
von ca. 75 Jahren Tausende von<br />
Tonnen an extrem gefährlichen Abfällen<br />
produziert, die unzählige Generationen<br />
nach uns in Atem halten<br />
werden.<br />
Es gibt keine Alternative zum<br />
„schnellstmöglichen“ Ausstieg<br />
aus der Atomenergie!<br />
Meine sehr verehrten Damen und<br />
Herren, die aufgezeigten, nicht widerlegbaren<br />
Risiken der sog. friedlichen<br />
Nutzung der Atomenergie machen<br />
deutlich, dass es keinen anderen<br />
Weg geben darf, <strong>als</strong> den<br />
schnellstmöglichen Ausstieg. Diese<br />
Forderung wird nicht von ideologisch<br />
Verblendeten oder technologiefeindlichen<br />
Hinterwäldlern erhoben,<br />
sondern von Menschen, denen<br />
es um mehr geht <strong>als</strong> um vermeintliche<br />
wirtschaftliche Vorteile für ein<br />
oder zwei Generationen, nämlich um<br />
ein vorausschauendes, verantwortbares<br />
Handeln. Konzentrieren wir<br />
deshalb all unsere Kreativität auf<br />
Maßnahmen der Energieeinsparung,<br />
der rationellen Energienutzung, der<br />
Kraft-Wärme-Kopplung und der<br />
Erneuerbaren Energien. Nur dieser<br />
Weg führt in eine lebenswerte Zukunft.<br />
16 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Klimakonferenz in Bonn<br />
Reflexionen zur Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen<br />
Detaillierte Berichterstattung zu Ergebnissen und Hintergründen der Tagung folgt<br />
Von Britta Marold<br />
Am 25.10.99 wurde in Bonn die 5. ben es bis heute erst 14 Nationen rati-<br />
Kioto-Folgekonferenz eröffnet. Wiefiziert. (Daß kein Industriestaat darunder<br />
einmal sprechen rund 5000 Konter ist, braucht hier wohl nicht extra<br />
ferenzteilnehmer über das Weltklima erwähnt zu werden.) Einige dieser klei-<br />
(darunter nur etwa 1500 Politiker; der nen Staaten - Inselstaaten - wären vom<br />
Rest gehört Interessenverbänden aus Anstieg des Meeresspiegels, der bei<br />
Umweltschutz, Industrie und Atom- einer weiteren Erwärmung der Erdwirtschaft<br />
an). In diesen zwei Woatmosphäre unausweichlich ist, direkt<br />
chen geht es aber nicht etwa um neue betroffen. Das Geld aus den Emmissi-<br />
Fakten, neue Zahlen oder die verbreionsrecht-Verkäufen wird in diesen Staatete<br />
Erkenntnis, daß die Ziele von Kioto ten keine Flut aufhalten und mit Si-<br />
nicht annähernd weit genug gesteckt cherheit nicht das Leben auch nur ei-<br />
sind. Nein, es geht um die „technines Katastrophenopfers aufwiegen.<br />
schen Details“.<br />
Die Diskussion um den Verkauf von<br />
Z.B.: „Schmutzluft-Handel“<br />
Emissionsrechten macht bitter deut-<br />
Dabei handelt es sich um<br />
den Verkauf von Emissionsrechten.<br />
Jedes Land hat das<br />
„Recht“, die Luft bis zu einem<br />
gewissen, politisch festgelegten<br />
Anteil, zu verschmutzen.<br />
Erfüllt ein Land sein<br />
Soll nicht, so darf es das<br />
Recht auf Luftverschmutzung<br />
an ein Land verkaufen,<br />
das gerne noch ein bißchen<br />
mehr Dreck in die Atmosphäre<br />
pusten will. Damit kann<br />
dieses Land dann innerhalb<br />
des ihm gesteckten Rahmens<br />
bleiben. Mit anderen Worten: Cartoon: Mester<br />
Die reichen Industrieländer<br />
lich, daß das Wohlergehen der Men-<br />
kaufen sich diese Emissionsrechtschen<br />
kein Thema ist. Nachdem die<br />
Scheine bei den ärmeren Ländern, die<br />
Erde Stück für Stück verkauft wor-<br />
aufgrund der mangelnden Wirtschaft<br />
den ist, und es heute kein Fleckchen<br />
keine Verwendung für ihre „Rechte“<br />
mehr gibt, daß einfach NIEMANDEM<br />
haben. Was das mit Klimaschutz zu<br />
gehört, scheint jetzt, merkwürdig ver-<br />
tun hat, ist mir indes völlig schleierzerrt<br />
und auf den Kopf gestellt, unsere<br />
haft. Es wird auch nicht ein Gramm<br />
Atemluft zum Verkauf freigegeben zu sein...<br />
CO2 dadurch eingespart, sondern lediglich<br />
für das Recht, das Klima zu<br />
Auch andere Strukturen gehören,<br />
zerstören, bezahlt. Nicht daß ich et-<br />
wie der Handel mit Emissionen, zu den<br />
was dagegen hätte, daß die Industrie-<br />
sogenannten „flexiblen Mechanismen“:<br />
nationen den ärmeren Ländern Geld<br />
Joint Implementation und Clean<br />
zukommen lassen. Nein: Ich empfin-<br />
Development Mechanism. Bei erstede<br />
das Ganze nur <strong>als</strong> äußerst makarem<br />
handelt es sich um Vereinbarunber:gen<br />
unter Industrienationen auf wirtschaftlicher<br />
Ebene: Hilft ein Land dem<br />
Von 98 Staaten, die 1997 das Pro-<br />
anderen, z. B. durch technische Neuetokoll<br />
von Kioto unterzeichneten, harungen,<br />
Emissionen einzusparen, so<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
soll es einen Teil davon „irgendwie“<br />
angerechnet bekommen.<br />
Der zweite „Mechanismus“ funktioniert<br />
genauso, bewegt sich aber im<br />
Raum zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.<br />
Allerdings ist bei<br />
beiden Modellen die Durchführung, das<br />
„WIE“, noch nicht geklärt. Unklar ist<br />
nach wie vor, wie die Einsparungen<br />
angerechnet werden sollen.<br />
Die Amerikaner, die in ihren Küstenregionen<br />
auch direkt durch Sturmkatastrophen<br />
betroffen sind, wollen die Ratifizierung<br />
ohnehin bis nach ihren Präsidentschaftswahlen<br />
im November<br />
2000 aufschieben. Erst<br />
danach soll eine Einigung<br />
im Kongress im Bereich<br />
des Möglichen liegen.<br />
Wenn man bedenkt, daß<br />
die Amerikaner etwa ein<br />
Drittel des weltweiten<br />
Ausstoßes von Treibhausgasen<br />
zu verantworten<br />
haben, dann wird<br />
auch klar, daß gerade die<br />
USA sich einer gewaltigen<br />
Aufgabe gegenübersehen,<br />
deren Ausführung<br />
sicher so manche<br />
unpopuläre Maßnahme<br />
nötig machen würde.<br />
Also: Vor der Präsidentschaftswahl geht<br />
gar nichts. Und danach bleibt die Möglichkeit,<br />
Schmutzluft-Gutscheine zu kaufen<br />
und sich so jeglicher Verantwortung<br />
für das Weltklima zu entziehen.<br />
Die Klimakonferenz in Bonn zeigt<br />
einmal mehr, daß es immer noch vorrangig<br />
um politische Strukturen, weniger<br />
um die Umwelt geht. Aber, wie<br />
schreibt Reiner Metzger1 : „Immerhin<br />
wird so über eine gute Sache nachgedacht<br />
und geredet. Und ein paar Prozent<br />
weniger Treibhausgase sind besser<br />
<strong>als</strong> nichts. Es sind eben arg realpolitische<br />
Zeiten.“<br />
So kann man es auch nennen.<br />
1 taz Nr. 5974 vom 26.10.1999, Kommentar, S. 1<br />
17
Rascher Atomausstieg wäre L GISCH!<br />
Auf Ministerialdirektoren- und Abteilungsleiterebene wurde im August zwischen<br />
dem Umwelt-, Wirtschafts-, Justiz- und Innenministerium ein 85-seitiges Konzeptpapier<br />
zum Atomausstieg entwickelt. Dieses Konzept enthält zum Teil interessante<br />
Erkenntnisse, auf die im folgenden auszugsweise eingegangen wird.<br />
Von Harald Oelschlägel<br />
Der vollständige Titel des<br />
Konzeptpapiers vom<br />
16.9.99 lautet: „Untersuchung<br />
der Rahmenbedingungen<br />
des nationalen und<br />
internationalen Rechts für<br />
die Konsensgespräche, insbesondere<br />
zur nachträglichen<br />
gesetzlichen Befristung<br />
von Betriebsgenehmigungen,<br />
zum gesetzlichen<br />
Verbot der Wiederaufarbeitung<br />
und zum Stop<br />
der Endlagererkundungen<br />
für das Endlager in Gorleben<br />
sowie der Abschluß des<br />
Planfestellungsverfahrens<br />
für das Endlager Schacht<br />
Konrad einschließlich der<br />
Auswirkungen auf die gezahlten<br />
Vorausleistungen<br />
der Energieversorgungsunternehmen“<br />
Es enthält drei<br />
Hauptgliederungspunkte:<br />
Gleich zu Beginn die Regelungsvorschläge,<br />
dann die<br />
Sachverhaltsdarstellungen, auf<br />
denen die Vorschläge basieren, sowie<br />
Rechtsausführungen, die<br />
sich insbesondere mit der Frage<br />
eines verbindlichen Vertrags für<br />
dieses Konzept befassen.<br />
6 Regelungsvorschläge<br />
Siehe dazu den Kasten, werden<br />
von der Projektgruppe gemacht:<br />
Sachverhaltsdarstellung<br />
Ich habe hier nur einige interessante<br />
Punkte herausgegriffen - immerhin<br />
begründet hier eine Bundesregierung<br />
erstm<strong>als</strong>, warum aus<br />
der Atomkraft ausgestiegen werden<br />
soll:<br />
1. Sicherheitsrisiken von Atomkraftwerken.<br />
Konzeptpapier zum Atomausstieg:<br />
Regelungsvorschläge<br />
A - Ersetzung des Förderzwecks durch den Gesetzeszweck,<br />
die Nutzung der Atomenergie zur Erzeugung von Elektrizität<br />
geordnet und sicher zu beenden<br />
B - Ausschluß von Errichtungs- und Betriebsgenehmigungen<br />
für neue Atomanlagen zur Erzeugung von Elektrizität (Anmerkung:<br />
Nicht berührt werden im Papier die Genehmigungen von<br />
Forschungsreaktoren)<br />
C - Befristung von Betriebsgenehmigungen auf 25 Kalenderjahre<br />
(Wirksamwerden nach einer Frist von 1 Jahr)<br />
D - Gesetzliches Verbot der Wiederaufarbeitung. Ausgenommen<br />
sind hier Brennelemente, die bereits nach<br />
Frankreich oder Großbritannien geliefert worden sind.<br />
Ausnahmen: Altverträge und unzumutbarer Schaden<br />
E - Unterbrechung der Erkundung Gorlebens sowie Abschluß<br />
des Planfeststellungsverfahrens Konrad und<br />
F - Verzicht auf einen öffentlich rechtlichen Vertrag.<br />
Zitat: „Auf eine Regelung von Ergebnissen eines möglichen<br />
Konsens mit Hilfe der Rechtsfigur des (gegenseitig) rechtliche<br />
Verpflichtungen begründenden öffentlich - recht1ichen Vertrags<br />
sollte wegen rechtlicher Zweifel in mehreren Punkten und wegen<br />
Unzweckmäßigkeit verzichtet werden“<br />
Aufgrund neuester Erkenntnisse<br />
müßten z.B. die Störfallplanungswerte<br />
von bisher 50 mSv auf 12,5<br />
mSv effektive Dosis gesenkt werden.<br />
„Die vorliegenden Nachweise<br />
der Störfallsicherheit der laufenden<br />
Atomkraftwerke genügen diesem<br />
Kriterium nicht.“ (!!!) ...und weiter<br />
„... so zeigte sich in Deutschland<br />
bsw., daß Belastungen über üblicherweise<br />
nicht betrachtete Pfade<br />
und Nahrungsmittel erheblich zur<br />
Gesamtstrahlenbelastung beitrugen“.<br />
2. Zum Containmentversagen und<br />
den bisherigen Risikostudien Phase<br />
A (1979) und Phase B (1989)<br />
bei schweren Unfällen: „...Damit<br />
war früher einerseits die Wahrscheinlichkeit<br />
schwerer Unfälle um<br />
weit mehr <strong>als</strong> eine Größenordnung<br />
(Faktor 10) unterschätzt<br />
worden. Zugleich war der<br />
mögliche Schutz durch<br />
Maßnahmen der Katastrophenabwehr<br />
zuvor weit<br />
überschätzt worden. Beide<br />
Risikofaktoren wirken für<br />
mögliche Folgen eines<br />
schweren Atomunfalls multiplikativ.“<br />
3. Zum Schadensausmaß<br />
von Unfällen wird auf<br />
mehrere Studien (insbesondere<br />
PROGNOS) Bezug<br />
genommen. Bei einem<br />
GAU (Kernschmelzunfall<br />
in der BRD) könnten je<br />
nach Quelle zwischen<br />
14.000 und 4,8 Mio Tote<br />
erwartet werden. Dann<br />
wird versucht das ganze<br />
zu Monetarisieren.(!!!)<br />
Der „Geldwert“ eines Menschen<br />
beträgt in deutschen<br />
Studien 750.000,- DM pro<br />
Todesfall - in den USA divergieren die<br />
Ergebnisse zwischen 315.000,- und<br />
12,8 Mio US$ pro Todesfall. Für die<br />
Gesamtschäden eines Kernschmelzunfalls<br />
gibt PROGNOS bis zu 10,7<br />
Billionen (10.700 Milliarden =<br />
10.700.000 Millionen!) an. Auf Konsequenzen<br />
zur Haftung bzw. Versicherung<br />
von Atomkraftwerken wird trotz<br />
dieser Erkenntnisse nicht eingegangen.<br />
5. Die Entsorgung wird <strong>als</strong> ungelöst<br />
betrachtet: „Der Ausstieg aus der<br />
Atomenergie ist auch wegen nicht gesicherter<br />
Entsorgung geboten. Das bisherige<br />
Entsorgungskonzept für radioaktive<br />
Abfälle ist inhaltlich gescheitert<br />
und hat sachlich keine Grundlage<br />
mehr“.<br />
6. Auch auf das Thema Proliferation<br />
(Weitergabe von Atomwaffen oder<br />
18 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
von Mitteln zu ihrer Herstellung)<br />
wird in erstaunlicher Breite eingegangen<br />
- der Stand der Atomprogramme<br />
in den Ländern Brasilien,<br />
Argentinien, Pakistan, Indien, Irak,<br />
Israel, Nordkorea und Südafrika<br />
wird aufgezeigt. Der Technologietransfer<br />
zur sog. friedlichen Nutzung<br />
der Atomenergie habe zu militärischen<br />
Optionen (z.T. zur A-Bombe)<br />
beigetragen...<br />
7. Zum Klimaschutz: „Ein klimaverträglicher<br />
Ausstieg aus der Nutzung<br />
der Atomenergie setzt deshalb<br />
den Einstieg in eine Energiewende<br />
voraus, die nicht allein bei der Gestaltung<br />
eines zukünftigen Energiemixes<br />
ansetzt, sondern auch konsequent<br />
vorhandene Einsparpotentiale<br />
ausschöpft, und mittelfristig<br />
ohne gesamtwirtschaftlich inakzeptable<br />
Verluste bewerkstelligt werden<br />
kann.“<br />
8. Fazit zur Sicherheit der AKW<br />
„Aus dem Dargelegten ergeben sich<br />
keine konkreten Entscheidungskriterien<br />
zur Festlegung einer Sicherheitsrangfolge<br />
für die einzelnen<br />
Atomkraftwerke. Im Vergleich zu<br />
anderen KKW sind Biblis A und<br />
Biblis B Sonderfälle, die in der Vergangenheit<br />
weit weniger nachgerüstet<br />
worden sind <strong>als</strong> andere vergleichbare<br />
Kraftwerke und die aus<br />
diesem Grunde wesentliche in allen<br />
anderen Kraftwerken übliche Sicherheitsvorkehrungen<br />
nicht besitzen“.<br />
9. Zu Kalender- und Volllastjahren:<br />
„Für Sicherheitseinschätzungen<br />
von Atomkraftwerken relevante<br />
Alterungsprozesse finden auch<br />
während Stillstandszeiten statt...“<br />
und weiter „...würde man die Gesamtlaufzeit<br />
nach Volllastjahren berechnen,<br />
so würden solche Anlagen<br />
begünstigt, die in der Vergangenheit<br />
mängelbedingt im Verhältnis<br />
zur verstrichenen Zeit wenige<br />
Volllastjahre ausgewiesen haben...“<br />
10. Zum materialisierten Vertrauen<br />
der Betreiber und Bestandsschutz:<br />
„Zu berücksichtigen ist v.a.<br />
die Amortisationszeit der Anlagen,<br />
die zwischen 15 und 20 Kalenderjahren<br />
liegt, und ihrer Nachrüstung.<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Bei einer Befristung<br />
von<br />
25 Jahren<br />
besteht eine<br />
ausreichendeSicherheit,<br />
daß die<br />
Amortisation<br />
aller bisherigenNachrüstungsinvestitionen<br />
und<br />
alle Betriebsunterbrechungenberücksichtigt<br />
werden.“<br />
11. Sehr ausführlich wird auch auf<br />
die derzeitigen WAA-Verträge und<br />
Neuverträge eingegangen. „Über<br />
den konkreten Inhalt der Neuverträge<br />
können keine weiteren Angaben<br />
gemacht werden, da die EVU<br />
der Aufforderung, die Vereinbarungen<br />
vollständig vorzulegen, bisher<br />
nicht nachgekommen sind.“ Und<br />
weiter „... Nach Angaben der EVU<br />
aus 1992 betragen die Kündigungsentgelte<br />
ca. 4 Mrd DM. Bei Beendigung<br />
der Wiederaufarbeitung aufgrund<br />
„höherer Gewalt“ entfallen<br />
die Kündigungskosten...“ Ich kann<br />
mir hier die Frage nicht verkneifen,<br />
warum wir bei diesen Erkenntnissen<br />
noch viele Jahre auf den Ausstieg<br />
warten sollen, nur weil sich<br />
die Stromkonzerne noch eine goldene<br />
Nase verdienen wollen und<br />
diese Bundesregierung offensichtlich<br />
nicht die Power hat, ihr Wahlversprechen<br />
umzusetzen.<br />
Rechtsausführungen<br />
Ein Kurzgutachten von Prof. Dr.<br />
Roßnagel kommt zu dem Ergebnis,<br />
daß gegen einen öffentlich-rechtlichen<br />
Vertrag zur Umsetzung eines<br />
Energiekonsenses entscheidende<br />
rechtliche Gesichtspunkte sprechen:<br />
„Die möglicherweise vertretene Auffassung,<br />
ein öffentlich-rechtlicher<br />
Vertrag könne nach „Ratifizierung“<br />
durch den Bundestag und den Bundesrat<br />
eine höhere Verbindlichkeit<br />
erlangen <strong>als</strong> ein Gesetz, erscheint<br />
unzutreffend. Die Bindungen durch<br />
einen solchen Vertrag können niem<strong>als</strong><br />
weiter gehen <strong>als</strong> solche gesetzlicher<br />
Art. Selbst im Fall eines<br />
intendierten Kündigungsverbots für<br />
den Staat <strong>als</strong> Vertragspartei könnte<br />
der Gesetzgeber vor dem Hintergrund<br />
des Demokratieprinzips nicht<br />
an einer gesetzlichen Normierung<br />
der vertraglich geregelten Materie<br />
gehindert werden. Auch eine Ratifizierung<br />
würde daran nichts ändern“.<br />
Dies heißt im Klartext, daß der<br />
Ausstieg gar nicht unumkehrbar vertraglich<br />
geregelt werden kann.<br />
Abschlußbemerkung<br />
Die oben genannten Regelungsvorschläge<br />
sind zwar nicht das, was<br />
sich viele von uns vor einem Jahr<br />
noch erhofft haben, aber sie gehen<br />
zum Teil deutlich über die inzwischen<br />
(zu) weit zurückgesteckten<br />
Forderungen der Grünen und der<br />
öffentlichen Diskussion hinaus. Ich<br />
denke, viele von uns könnten/würden<br />
wohl damit „leben“, wenn obiges<br />
konsequent umgesetzt würde.<br />
Das Problem ist nur, daß diese Erkenntnisse<br />
und Empfehlungen offensichtlich<br />
von Politikern wie z.B.<br />
unserem Wirtschaftminister Herrn<br />
Müller ignoriert werden, der <strong>als</strong><br />
„Kompromiss“ einen Ausstieg nach<br />
35 Jahren Laufzeit vorschlägt. Dies<br />
zeigt einmal mehr, daß die Ausstiegsdebatte<br />
wenig mit sachlichen<br />
Erkenntnissen oder Vernunft zu tun<br />
hat und viel mit Anbiederung an die<br />
übermächtigen Stromkonzerne.<br />
19
Wohlig wärmt die Brennstoffzelle<br />
Am Heizsystem der Zukunft wird mit Hochdruck gearbeitet / Statt Öl- und Gaskessel<br />
Von Bernward Janzing<br />
Das Ende der Ölheizung wird absehbar,<br />
das Ende des Gaskessels<br />
auch: Das Heizsystem der Zukunft<br />
ist die Brennstoffzelle. Mit Hochdruck<br />
arbeitet die Industrie an dieser<br />
Technik, die - gerade auch in<br />
kleinen Anlagen - sehr effizient Wärme<br />
und Strom erzeugen kann.<br />
Energieträger wird anfangs Erdgas<br />
sein, später könnte die Brennstoffzelle<br />
mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff<br />
versorgt werden.<br />
Die Brennstoffzelle nutzt jene Energie,<br />
die frei wird, wenn Wasserstoff<br />
und Sauerstoff zusammenkommen<br />
und sich zu Wassermolekülen<br />
verbinden. Daß diese Energie beachtlich<br />
ist, weiß man noch aus der Schule<br />
- Stichwort: Knallgasreaktion. In der<br />
Brennstoffzelle läuft diese Reaktion<br />
jedoch nicht nur ohne Flamme, sondern<br />
zudem ruhig und dosiert ab.<br />
Dabei läßt sich sowohl elektrische<br />
Energie <strong>als</strong> auch Wärme gewinnen.<br />
Je nach Bauart der Zelle lassen sich<br />
Temperaturen zwischen 80 und 1000<br />
Grad erzielen. Für den Einsatz <strong>als</strong><br />
Raumheizung werden derzeit Niedertemperatur-Brennstoffzellenentwikkelt,<br />
die am unteren Rande dieses<br />
Temperaturspektrums liegen.<br />
Betreibt man eine Brennstoffzelle<br />
nur mit Wasserstoff und Sauerstoff,<br />
so entstehen keine Abgase, lediglich<br />
Wasser wird frei. Da Wasserstoff<br />
aber - zumindest im Moment -<br />
nicht in den notwendigen Mengen<br />
zur Verfügung steht, wird dieser in<br />
einem Reformer, der den Zellen vorangeschaltet<br />
ist, aus Erdgas erzeugt.<br />
Schadstoffe wie Stickoxide oder<br />
Schwefeloxid entstehen praktisch<br />
nicht. Allein das Treibhausgas Kohlendioxid<br />
entweicht, wenngleich<br />
auch in geringerem Maße, <strong>als</strong> dies<br />
bei den heute verbreiteten Formen<br />
der Strom- und Wärmeerzeugung<br />
der Fall ist. Der Wirkungsgrad der<br />
Brennstoffzelle, heute bereits bei 80<br />
Prozent, wird sich nach Einschätzung<br />
von Technikern schon bald<br />
auf 90 Prozent steigern lassen.<br />
So hat auch Manfred Ahle, Geschäftsführer<br />
des Heizungsbauers<br />
Vaillant in Remscheid, keine Zweifel<br />
daran, daß sich diese Technik durchsetzen<br />
wird: „Wir glauben an die<br />
Brennstoffzelle.“ Man werde Zellen<br />
für den Einsatz in Wohnhäusern zur<br />
Marktreife bringen, denn die Brennstoffzelle<br />
könne „dezentral mit sehr<br />
hoher Effizienz“ genutzt werden.<br />
Auch die Firma Veba Oel in Gelsenkirchen<br />
rechnet damit, daß der<br />
Das Funktionsprinzip einer PEM-Zelle (Proton Exchange<br />
Membran, protonenleitende Membran)<br />
Brennstoffzelle die Zukunft gehört.<br />
Allerdings geht das Unternehmen<br />
davon aus, daß die neue Technik<br />
noch viel Zeit benötigt: Der „erwartete<br />
Markteintritt” auf dem Sektor<br />
der dezentralen Energieerzeugung<br />
werde voraussichtlich im Jahr 2010<br />
stattfinden. Doch Veba Oel könnte<br />
sich täuschen; der Durchbruch wird<br />
vermutlich schneller kommen. Bereits<br />
im Herbst nächsten Jahres wird<br />
der Berliner Stromversorger Bewag<br />
in Treptow mit einer für Europa bislang<br />
einmaligen Demonstrationsanlage<br />
mit Niedertemperatur-Zellen<br />
ans Netz gehen. Es wird eine recht<br />
große Anlage sein, mit einer elektrischen<br />
Leistung von 250 Kilowatt und<br />
einer Wärmeleistung von 230 Kilowatt.<br />
Doch bei diesen Dimensionen<br />
wird es nicht bleiben: „Die Zukunft<br />
der Brennstoffzelle liegt besonders im<br />
Bereich kleiner Anlagen”, sagt Bewag-<br />
Projektleiter Martin Pokojski. „Die<br />
Brennstoffzelle wird künftig in<br />
Wohnhäusern eingesetzt werden, so<br />
wie heute die Gastherme.“ Pokojski<br />
ist sicher: „Diese Technik wird sich<br />
durchsetzen“. Vaillant plant die<br />
Markteinführung des ersten Brennstoffzellen-Heizgeräts<br />
tatsächlich<br />
schon für Ende 2001 und verspricht<br />
Das Kernstück des Vaillant Brennstoffzellen-Heizgeräts<br />
ist die PEM*-Zelle, in<br />
der elektrochemisch Wasserstoff H 2 und<br />
Sauerstoff 0 2 zu reinem Wasser H 20 reagieren.<br />
An der Anode gibt der Wasserstoff<br />
seine Elektronen ab, durchdringt die<br />
Elektrolytmembran und reagiert auf der<br />
Kathodenseite mit dem Sauerstoff zu<br />
Wasser. Bei dieser still ablaufenden Reaktion<br />
werden Elektronen ausgetauscht.<br />
Die Elektrolytmembran ist nur für die<br />
Wasserstoff-Protonen durchlässig und<br />
zwingt so die Elektronen, den Umweg<br />
über den Stromkreislauf zu nehmen:<br />
Strom fließt. Gleichzeitig wird Wärme<br />
frei, die vorteilhaft zur Brauchwassererwärmung<br />
und zu Heizzwecken genutzt<br />
werden kann.<br />
Bild: Vaillant<br />
20 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
den Kunden auch Gutes<br />
fürs Portemonnaie: „Ein<br />
Durchschnittshaushalt<br />
mit einem Jahresstromverbrauch<br />
von 4000 Kilowattstunden<br />
spart an seiner<br />
Stromrechnung etwa<br />
500 Mark und bekommt<br />
die Heizwärme ohne<br />
Mehrkosten noch dazu.“<br />
Bewag-Mann Pokojski<br />
schätzt, daß die Brennstoffzelle<br />
etwa von 2005<br />
an auch die Blockheizkraftwerke<br />
(BHKW) im<br />
Hinblick auf Wirtschaftlichkeit<br />
und Effizienz, damit<br />
auch in Sachen Öko-<br />
Bilanz überflügeln wird. Heute noch<br />
gelten BHKW <strong>als</strong> die sinnvollste verfügbare<br />
Technik, um fossile Energieträger<br />
zu nutzen.<br />
Es sind mehrere Vorteile, die die<br />
Brennstoffzelle selbst für BHKW unerreichbar<br />
machen. Weil es keine<br />
Flamme gibt und die Temperaturen<br />
bei Niedertemperatur-Brennstoffzellen<br />
gerade 80 bis 90 Grad erreichen, entstehen<br />
- von Kohlendioxid abgesehen<br />
- praktisch keine Abgase. Die Geräuschentwicklung<br />
der Brennstoffzelle<br />
ist deutlich geringer <strong>als</strong> bei allen<br />
bisher bekannten Systemen. Zudem<br />
ist die Brennstoffzelle bei der Energieausbeute<br />
den BHKW im Teillastbereich<br />
überlegen; denn BHKW bringen<br />
nur dann ihre guten Resultate,<br />
wenn sie voll ausgelastet sind.<br />
Brennstoffzellen arbeiten, da sie ohnehin<br />
modular aufgebaut sind, in jeder<br />
Größe gleichermaßen effizient.<br />
Jede einzelne Zelle bringt nur eine<br />
Spannung von 0,6 Volt, weshalb die<br />
Zellen für die praktische Anwendung<br />
in Reihe geschaltet werden müssen.<br />
Solche stapelförmigen Gebilde werden<br />
<strong>als</strong> „Stacks“ bezeichnet. Mit ihnen<br />
kann jede gewünschte Leistung<br />
konfiguriert werden. Bislang ist diese<br />
Technik zwar noch recht teuer, doch<br />
die Preise werden nach Einschätzung<br />
der Bewag noch rapide fallen. Sieben<br />
Millionen Mark wird das Unternehmen<br />
in sein Demonstrationsprojekt<br />
investieren.<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Prozessflussdiagramm eines Brennstoffzellen-Heizgerätes<br />
Doch der Charme der Brennstoffzelle<br />
basiert nicht allein auf ihrer<br />
mittelfristigen Perspektive <strong>als</strong> unschlagbar<br />
effiziente Technik für gasbetriebene<br />
Wärmekraftwerke. Alle<br />
Energieversorger und Heizungsbauer,<br />
die sich heute mit der Brennstoffzelle<br />
befassen, wissen, daß sie<br />
mit dieser Technologie auch schon<br />
Quote oder KV für Kraft-<br />
Wärmekopplung?<br />
Verschiedene Techniken benötigen unterschiedliche<br />
Förderverfahren Wolf von Fabeck<br />
Für die Förderung der erneuerbaren<br />
Energien in Deutschland scheint<br />
eine Quotenregelung glücklicherweise<br />
nicht mehr zur ernsthaften Diskussion<br />
zu stehen. Anders dagegen<br />
sehen die Überlegungen zur Förderung<br />
der Kraft-Wärmekopplung aus.<br />
Solange Kraft-Wärmekopplung in<br />
kommunalen GuD Heizkraftwerken<br />
erfolgt, ist es sinnvoll, den Stromversorgern<br />
eine Quote für diese umweltfreundlichere<br />
Art der Stromerzeugung<br />
vorzuschreiben.<br />
Wenn allerdings eine neue Technik<br />
gewünscht wird, die in jedem<br />
Haushalt die gekoppelte Erzeugung<br />
den Fuß in der Tür haben zur Energieversorgung<br />
des 21. Jahrhunderts.<br />
Denn jede Brennstoffzelle läßt sich<br />
- einfacher gar <strong>als</strong> mit Erdgas - in<br />
Zukunft auch direkt mit Wasserstoff<br />
speisen. Und der könnte einst<br />
mit Sonne, Wind und Wasserkraft<br />
erzeugt werden.<br />
von Wärme und Strom ermöglicht,<br />
wäre eine Quotenregelung wenig hilfreich.<br />
Hier wäre es sinnvoller, den<br />
Betreibern eine garantierte Mindestvergütung<br />
anzubieten.<br />
Bei den Überlegungen, wie zukünftig<br />
die vorhandene fossile Energie<br />
besser genutzt werden soll, sollte<br />
zunächst das Ziel definiert werden:<br />
Wird eine Dezentralisierung der<br />
Kraft-Wärmekopplung bis auf Hausoder<br />
gar Wohnungsebene gewünscht,<br />
dann sollte die Frage der<br />
kostendeckenden Einspeisevergütung<br />
für Strom aus privaten KWK-<br />
Anlagen ernsthaft diskutiert werden.<br />
21<br />
Bild: Vaillant
Sehr geehrte Damen und Herren...<br />
Ansprache zur Einweihung einer 20 kWp PV-Gemeinschaftsanlage<br />
auf dem Dach einer Schule in Passau. Von Ulrich Haushofer<br />
Meine sehr geehrten Damen und<br />
Herren, liebe Schüler,<br />
auch ich möchte Sie recht herzlich<br />
zu dieser Veranstaltung begrüßen.<br />
Ich glaube wir alle können stolz<br />
sein auf diese Photovoltaikanlage.<br />
Dies gilt vor allem für<br />
- die Stadt Passau, die einen Zuschuß<br />
von DM 44.765 gezahlt hat,<br />
- die Stadtwerke Passau und alle<br />
Stromkunden der SWP, die für diese<br />
Anlage mit ca. einer DM pro<br />
Haushalt und Jahr belastet werden,<br />
- die 24 Gesellschafter, die für diese<br />
Anlage über DM 162.000 an Kapital<br />
erbracht haben,<br />
- die Grund- und Hauptschule St.<br />
Anton - allen voran Herr Direktor<br />
Listl - die das Dach zur Verfügung<br />
gestellt und damit den Bau erst ermöglichte<br />
und uns außerdem in allen<br />
Belangen unterstützt hat.<br />
Auch der längste Weg beginnt<br />
mit dem ersten Schritt<br />
Was hat mich bewogen, dieses<br />
Projekt in Angriff zu nehmen?<br />
Sicherlich auch die Tatsache, daß<br />
durch diese Anlage unsere Atmosphäre<br />
um ca. 10t CO2 pro Jahr<br />
entlastet wird. 10t CO2 entstehen<br />
durchschnittlich, wenn 17.000 kwh<br />
in heutigen Kraftwerken erzeugt<br />
werden - die jährlich erzeugte<br />
Strommenge unserer Anlage.<br />
Entscheidend für mich aber war<br />
die Idee, die in den letzten 2 Jahren<br />
in mir gewachsen ist - vielleicht<br />
kann ich auch Sie von dieser Vision<br />
begeistern:<br />
- Ich glaube daran, daß die Menschheit<br />
ihren Energiebedarf ausschließlich<br />
durch regenerative Energien<br />
decken kann - ausschließlich mit<br />
Wasser- und Windkraft, mit Photovoltaik,<br />
Solar- und Erdwärme und<br />
Biomasse. Der Gesamtenergiebedarf<br />
der Menschheit ist zwar<br />
gewaltig, aber er beträgt<br />
trotzdem nur ein 10.000stel<br />
der Energie, die die<br />
Sonne laufend zu uns auf<br />
die Erde schickt. Es ist keine<br />
Utopie, wenn man daran<br />
glaubt, daß die Menschheit<br />
in der Lage sein wird, dieses<br />
10.000-stel direkt zu nutzen.<br />
- Ich glaube daran, daß die<br />
Verkehrsmittel künftig ausschließlich<br />
mit Elektromotoren<br />
Nichts ist so mächtig wie<br />
eine Idee, deren Zeit gekommen<br />
ist.<br />
oder Brennstoffzellen auf Wasserstoffbasis<br />
oder Biokraftstoffen betrieben<br />
werden - und dies bei deutlich<br />
gesunkenem Verbrauch.<br />
- Ich glaube daran, daß wir künftig<br />
ausschließlich Häuser bauen werden,<br />
die nur noch einen Bruchteil<br />
des heutigen Energiebedarfs haben<br />
und diesen Energiebedarf mit regenerativen<br />
Energien decken. Diese<br />
Häuser gibt es bereits - und sie sind<br />
nur unwesentlich teuerer <strong>als</strong> konventionelle<br />
Bauten.<br />
- Ich bin <strong>als</strong>o der festen Überzeugung,<br />
daß die Menschheit künftig<br />
ohne Atomkraft und ohne die Verbrennung<br />
von fossilen Brennstoffen<br />
auskommen wird.<br />
Und - meine Damen und Herren -<br />
ich weiß daß diese Vision wahr wird.<br />
Hierfür muß ich kein Hellseher sein.<br />
Die Fakten liegen auf dem Tisch:<br />
Öl, Gas und Kohle reichen nur noch<br />
für wenige Jahrzehnte. Auch Uran<br />
wird im nächsten Jahrhundert zu<br />
Ende gehen.<br />
Glauben Sie, daß dann die<br />
Menschheit keine Energie mehr verbrauchen<br />
wird? Oder glauben Sie<br />
an den Weihnachtsmann, der uns<br />
irgend eine neue<br />
Energiequelle schenken wird?<br />
Nein - die Frage ist nicht ob diese<br />
Vision wahr wird, die entscheidende<br />
Frage ist, wann sie wahr wird!<br />
Müssen (muß) erst noch<br />
- tausende umweltbelastende<br />
konventionelle Großkraftwerke<br />
in den Entwicklungsländern<br />
gebaut werden, damit diese<br />
Länder ihren gewaltigen Energiebedarf<br />
decken können?<br />
-der Treibhauseffekt die Weltmeere<br />
um 10 bis 15cm ansteigen<br />
lassen und damit die Existenz<br />
von Millionen von Menschen<br />
zerstören?<br />
-das Ozonloch bis weit über<br />
Feuerland hinauf reichen?<br />
-noch 3 todsichere Atomkraftwerke<br />
in die Luft fliegen?<br />
Angesichts dieser Aussichten ist<br />
doch nicht technologiefeindlich, wer<br />
sich für eine Förderung der regenerativen<br />
Energien einsetzt.<br />
Wenn wir mit beiden Beinen<br />
am Boden bleiben, haben<br />
wir immer noch zwei<br />
Hände frei, um nach den<br />
Sternen zu greifen.<br />
Technologiefeindlich ist, wer an<br />
überkommenen Energieträgern wie<br />
Kohle- oder Atomstrom festhält.<br />
Nicht die befürchteten höheren Energiepreise,<br />
sondern das Festhalten<br />
22 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
an diesen „Dinosaurier-Techniken“<br />
wird sich <strong>als</strong> dramatischer Standortnachteil<br />
für Deutschland herausstellen.<br />
Wie jede Veränderung wird uns<br />
natürlich auch die Energiewende<br />
gewaltige Schmerzen bereiten. Über<br />
100.000 Arbeitsplätze in den heutigen<br />
Kraftwerken werden allein in<br />
Deutschland verloren gehen. Aber<br />
dafür wird eine Million neuer Arbeitsplätze<br />
entstehen. Allein im Bereich<br />
Windkraft, die jetzt erst einen<br />
Stromanteil von l% hat, sind bereits<br />
15.000 neue Arbeitsplätze entstanden.<br />
Die Förderung regenerativer<br />
Energien ist das beste Arbeitsplatzprogramm,<br />
daß man sich vorstellen<br />
kann, da eine solche Energieerzeugung<br />
um ein vielfaches arbeitsintensiver<br />
ist <strong>als</strong> die in den heutigen<br />
Großkraftwerken.<br />
Diese Energieerzeugung ist daher<br />
auch teurer. Ein Energiemix ausschließlich<br />
mit regenerativen Energien<br />
kostet ca. 50 Pfennig pro kWh<br />
und ist somit um 3 bis 4-mal teurer<br />
<strong>als</strong> die Stromerzeugung heute.<br />
Aber wir dürfen doch nicht übersehen,<br />
warum unsere Energiekosten<br />
so niedrig sind:<br />
- Die Kosten der Umweltschäden,<br />
verursacht durch unsere heutige Energieerzeugung<br />
sind nicht in den<br />
Energiepreisen enthalten - die zahlt<br />
nicht der Energieverbraucher über<br />
seinen Strom- oder Benzinpreis, sondern<br />
der Staat bzw. vor allem die<br />
nächsten Generationen.<br />
„Eines ist nämlich gewiß: Die<br />
Nachwelt wird unsere Generation<br />
nicht danach beurteilen, wieviel<br />
Reichtum und Geld sie hinund<br />
hergeschoben hat, sondern<br />
danach, wieviel Lebensraum, wieviel<br />
Trinkwasser, wieviel Atemluft,<br />
wieviel Bäume, Pflanzen und<br />
Tiere wir zurückgelassen haben.“<br />
Hubert Weinzierl,<br />
Vorsitzender BUND Bayern<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
- Die Rohstoffpreise spiegeln<br />
auch nicht den echten Wert der<br />
Ressourcen wider, weil wichtige<br />
Teilnehmer vom Markt ausgeschlossen<br />
sind. Könnten die<br />
künftigen Generationen heute an<br />
den Rohstoffmärkten mitbieten,<br />
dann würde das Barrel Rohöl<br />
nicht 22 $ sondern mindestens<br />
200 $ kosten.<br />
Unsere Politiker kennen die Instrumente,<br />
die notwendig sind<br />
um die Energiewende zu schaffen<br />
- sie heißen:<br />
- deutlich höhere Ökosteuer ohne<br />
Ausnahmeregelungen und<br />
- kostendeckende Vergütung für<br />
alle regenerativen Energien.<br />
Die Kosten für die Energiewende<br />
würde dann verursachungsgerecht<br />
der Verbraucher<br />
zahlen. Hierdurch könnte sogar<br />
der marode Bundeshaushalt entlastet<br />
werden. Aber die Politiker<br />
glauben auch, sie können diese<br />
Belastungen dem Wahlvolk nicht<br />
zumuten.<br />
Es liegt <strong>als</strong>o an uns allen, daß<br />
wir unsere Politiker eines Besseren<br />
belehren.<br />
Wer, wenn nicht wir in den<br />
reichen Wohlstandsländern sollte<br />
die Energiewende schaffen?<br />
Nur wenn wir alle sie wirklich<br />
wollen, werden wir sie auch erreichen.<br />
Lassen Sie uns dafür<br />
kämpfen. Unsere Erde, diese einmalige<br />
Schöpfung hat es verdient.<br />
Denn eines steht fest -<br />
und hiermit möchte ich<br />
schließen: Wer zu spät<br />
kommt, den bestraft das<br />
Leben!<br />
Oder noch besser:<br />
Wenn wir zu spät handeln,<br />
werden diese Schüler hier<br />
bitter dafür bestraft werden!<br />
Vielen Dank für Ihre<br />
Aufmerksamkeit.<br />
23
Gute Noten für RWE-Umwelttarif<br />
Mitteilung des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme, ...<br />
aufgestöbert unter den Solarmails und mit Kommentaren versehen<br />
Viele Bundesbürger sind bereit, höhere<br />
Preise für Strom aus alternativen<br />
Energiequellen zu bezahlen. Sie wollen<br />
jedoch nachvollziehen, für was ihr Geld<br />
verwendet wird. Als unabhängige Gutachter<br />
bewerten Fraunhofer-Forscher<br />
den Umwelttarif der RWE Energie AG.<br />
Verschiedene Energieversorger bieten<br />
ihren Kunden „grüne Tarife“ an:<br />
Der Kunde bezahlt für eine von ihm<br />
festgelegte Menge an Strom freiwillig<br />
mehr <strong>als</strong> den Tarifpreis. Das Unternehmen<br />
legt jeweils den gleichen Betrag<br />
wie der Kunde dazu. Diese Gelder<br />
werden ausschließlich dafür genutzt, um<br />
Anlagen für die alternative Stromgewinnung<br />
- Wind-, Wasser- und Photovoltaik-Anlagen<br />
- aufzubauen. Doch die<br />
vielen Öko-Stromtarife sind für Verbraucher<br />
kaum noch zu überblicken.<br />
Eine unabhängige Kontrolle bringt hier<br />
Sicherheit. Wie beispielsweise beim<br />
Umwelttarif der RWE Energie AG: Forscher<br />
aus dem Fraunhofer-Institut für<br />
Solare Energiesysteme ISE in Freiburg<br />
erstellen für den Umwelttarif von RWE<br />
jährlich einen Monitoring-Bericht. Die<br />
Ausgabe 1998 bescheinigt: höchste<br />
technische wie ökologische Qualität.<br />
Von Anfang an begleitete das ISE<br />
den Umwelttarif von RWE. »Wir beraten<br />
das Unternehmen bei der Auswahl<br />
der Standorte, helfen bei der Anlagenplanung,<br />
der Ausschreibung und der<br />
Vergabe der lnstallationsarbeiten. Wir<br />
nehmen die Anlagen ab, überwachen<br />
sie laufend, informieren die Kunden<br />
und befragen sie«, so ISE-ProjektleiterDipl.-Ing.<br />
Klaus Kiefer. Die Betreuung<br />
durch ein unabhängiges Institut<br />
lohnt sich für RWE in doppelter Hinsicht:<br />
Zum einen ist die technische Qualität<br />
der Photovoltaik-Anlagen überdurchschnittlich<br />
gut. Zum anderen ist<br />
die Akzeptanz des Umwelttarifs bei den<br />
Kunden ausgesprochen hoch. „Über<br />
90 Prozent der Kunden legen Wert auf<br />
wissenschaftliche und finanzielle Überprüfung<br />
durch eine externe Institution“,<br />
faßt Dr. Petra Schweizer-Ries aus<br />
dem ISE die Ergebnisse einer aufwendigen<br />
Vollbefragung der RWE<br />
Umwelttarifkunden kurz zusammen.<br />
„Das Hauptmotiv für die Wahl eines<br />
grünen Tarifs ist das Engagement<br />
für die Umwelt. Deshalb wollen<br />
die Kunden sichergehen, daß ihr<br />
Geld sinnvoll angelegt wird.“<br />
Mit über 15 000 Kunden ist der<br />
RWE-Umwelttarif der erfolgreichste<br />
grüne Tarif Europas. (Anmerkung<br />
der Redaktion: Nach Aussage<br />
der Naturstrom AG habe das RWE<br />
zwar mehr Kunden, die Naturstrom<br />
AG verkaufe jedoch mehr Kilowattstunden<br />
pro Jahr.) Die Kunden bekommen<br />
viel erneuerbaren Strom<br />
für ihr Geld. Ende 1998 waren 30<br />
Anlagen. darunter 26 Photovoltaik-<br />
Anlagen mit einer Spitzenleistung<br />
von über 1000 Kilowatt, in Betrieb.<br />
Die Anlagen erzeugen eine Gesamtleistung<br />
von rund 2 700 Kilowatt<br />
und decken den Strombedarf von<br />
900 Haushalten. Unter der Adresse<br />
http://www.umweltplus.de kann der<br />
aktuelle Stand des Ausbaus und der<br />
Stromproduktion von jedermann abgelesen<br />
werden.<br />
Weitere Informationen:<br />
Fraunhofer Institut für solare<br />
Energiesysteme ISE<br />
Dipl.Ing. Klaus Kiefer<br />
Dr. Petra Schweizer-Ries<br />
Tel.: 0761-4588-218<br />
Fax.: 0761- 4588-217<br />
Soweit das Lob, das die Leute<br />
vom Fraunhofer Institut per<br />
e-mail weitergeben. Nun eine<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Das RWE läßt sich seine Anlagen<br />
von den Stromkunden bezahlen.<br />
Dagegen hat niemand<br />
etwas. Die Anlagen sind auch<br />
sicher nicht schlecht, RWE hat<br />
gute Solarfachleute. Der Umwelttarif<br />
vom RWE hat nur einen<br />
einzigen Haken:<br />
Wenn ein privater Solaranlagenbetreiber<br />
Solarstrom ins<br />
RWE-Netz einspeist, dann erhält<br />
er keine volle Bezahlung für<br />
den Solarstrom, sondern nur die<br />
Mindestvergütung von 16 Pf/<br />
kWh. Das nennen wir Mißbrauch<br />
der RWE-Monopolstellung<br />
<strong>als</strong> Netzbetreiber!<br />
Ein wirklich gelungener Werbegag der RWE<br />
Gereon Kamps<br />
Da hängt sich doch der Wolf einen (durchaus ökologisch lupenreinen,<br />
wie ich gerne einräume) klitzekleinen Schafspelz über das riesige verfilzte<br />
und verstrahlte Fell, und das Fraunhofer-ISE bescheinigt „Echt sauber“.<br />
Um nicht missverstanden zu werden, ich bin sehr dafür, wenn Firmen<br />
Konversion in Richtung Nachhaltiges Wirtschaften betreiben. Dann aber<br />
bitte richtig. Und das heißt mindestens: Beim Atomausstieg nicht weiter<br />
grinsend bremsen, das Stromeinspeisungsgesetz und die kV nicht weiter<br />
bekämpfen, die Kommunen nicht weiter mit Konzessionsverträgen knebeln,<br />
die Stromgroßverbraucher nicht weiter mit Dumpingpreisen belohnen<br />
und die Tarifkunden dafür zahlen lassen, usw.usf.<br />
Bei dieser Politik sind „grüne Tarife“ nichts anderes <strong>als</strong> Volksverdummung,<br />
die nur dazu dienen, akzeptanzmäßig weiter im Sattel zu bleiben<br />
Und dadurch die Energiewende um so besser blockieren zu können.[...]<br />
Ceterum censeo, dass dem Fraunhofer-ISE die politische Dimension<br />
seiner Arbeit allmählich abhanden zu kommen scheint. Oder?<br />
24 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Nachrichten<br />
Abweichung von Südrichtung kein Hindernis<br />
Daß eine Dachneigung gen Osten<br />
kein Hindernis sein muß, ein Solardach<br />
zu installieren, beweist Herr<br />
Peter Bock aus Wuppertal. Seine<br />
4,5 kWp große Solaranlage wurde<br />
auf dem Dach seines Reihenhauses<br />
mit einem Neigungswinkel von 25 %<br />
gegen Süden aufgeständert. Noch<br />
bleibt zu erwarten, welchen Ertrag<br />
diese seit 11.10.99 an das öffentliche<br />
Netz der Stadtwerke Wupper-<br />
Mainova AG Frankfurt verteilt 1 Million Mark<br />
Die Mainova AG sammelte in den<br />
vergangenen Jahren über einen leicht<br />
erhöhten Strompreis insgesamt 1<br />
Millionen DM für ein mögliches<br />
Solar-Förderprogramm. Trotz<br />
mehrfachen Drängens des Energiereferenten<br />
der Stadt Frankfurt wurde<br />
von der Mainova AG erst jetzt<br />
ein Konzept zur Förderung von PV-<br />
Anlagen vorgelegt. Das Anliegen:<br />
bis Ende des Jahres soll die 1 Million<br />
DM verteilt werden.<br />
tal angeschlossene Solaranlage<br />
bringen<br />
mag. Herr Bock rechnet<br />
mit Ertragseinbußen<br />
von ca. 10 %.<br />
Grund hierfür könnten<br />
nach seiner Meinung<br />
jedoch eher die<br />
möglichen Verschattungen<br />
seiner Solarmodule<br />
sein.<br />
Ab sofort erhalten Solaranlagen<br />
einer Größe von 1 bis 3 kW zusätzlich<br />
zum Finanzierungsangebot der<br />
Bundesregierung (100.000-Dächer-<br />
Programm) pro installiertes Kilowatt<br />
6000.-DM sowie eine über 10 Jahre<br />
vertraglich zugesicherte Solarstromvergütung<br />
von 39 Pf/kWh.<br />
Nicht schlecht, möchte man meinen.<br />
Jedoch: Kostendeckend ist diese<br />
Förderung nicht. „Es kann ja<br />
auch nicht sein, daß irgendjemand<br />
Finanzierungsbeispiel einer PV-Anlage im Förderprogramm<br />
der Mainova AG kumuliert mit dem 100.000-Dächer-Förderprogramm<br />
der Bundesregierung<br />
Basisdaten<br />
Anlagengröße 2 kWp<br />
Investition 28.000 DM<br />
Finanzierung<br />
Zuschuß Mainova AG 12.000 DM<br />
Fehlbetrag 16.000 DM<br />
Kreditdaten<br />
Laufzeit 10 Jahre<br />
Tilgungsfreie Jahre 2 Jahre<br />
Restschuldenenerlaß im 10 Jahr 12,5 %<br />
Zinshöhe 0 %<br />
Tilgungszeitraum 3. bis 9. Jahr der Laufzeit<br />
Jahresrate<br />
effektive monatl. Belastung<br />
12,5 %<br />
im Tilgungszeitraum 166,66 DM<br />
über 10 Jahre gerechnete Tilgung monatl.<br />
Einspeisevergütung 116,66 DM<br />
750 (kWh) x 2 (kWp) x 39 Pf / 12 Monate 48,75 DM<br />
Fehlbetrag monatl. 67,91 über 10 Jahre 8.149,20 DM<br />
Foto: Peter Bock<br />
mit dem Erwerb einer Solarstromanlage<br />
ein Geschäft an Land ziehen<br />
kann. Draufzahlen muß sein!“ so<br />
der zuständige Sachbearbeiter der<br />
Mainova AG, Herr Michel.<br />
Bis dato haben sich erst wenige<br />
Interessenten bei der Mainova gemeldet.<br />
Ob es allein daran liegt, daß<br />
zu einer notwendigen Werbekampagne<br />
derzeit noch kein druckfertiges<br />
Informationsmaterial vorliegt,<br />
bleibt anzuzweifeln.Vielleicht ist die<br />
Zahl der Idealisten, die draufzahlen<br />
sollen, doch nicht so groß - trotz<br />
großzügiger Fördergelder der Mainova<br />
AG.<br />
Übrigens: Solaranlagen über<br />
3 kWp erhalten keinen Zuschuß, es<br />
sei denn, bis Ende des Jahres bleibt<br />
von der Million noch etwas übrig.<br />
Neben der Förderung von privaten<br />
Solaranlagen soll noch eine Bürgerbeteiligungsanlage<br />
von Gesamt<br />
60 kW entstehen. Interessierte Bürger<br />
können sich hier bei einem Betrag<br />
von 3.600 DM einen „Leistungsanteil“<br />
von 1 KW erkaufen.<br />
Im Gegenzug erhalten sie über einen<br />
Zeitraum von 10 Jahren ebenfalls<br />
39 Pf/kWh.<br />
Bei voller Ausschöpfung des Programmes<br />
können laut einer Pressemitteilung<br />
der Mainova AG rund<br />
126 kW PV-Leistung in Frankfurt<br />
installiert werden. Für die Umwelt<br />
wäre es ja Klasse!<br />
25
Naturstrom AG erhält<br />
Deutschen Solarpreis ‘99<br />
Der Düsseldorfer Stromhändler<br />
erhält den diesjährigen Deutschen<br />
Solarpreis in der Kategorie für industrielle<br />
und kommerzielle Unternehmen,<br />
Betriebe und Landwirte.<br />
Der Preis wird durch die Europäische<br />
Sonnenenerievereinigung e.V.<br />
(EUROSOLAR) an Projekte verliehen,<br />
die sich um die Förderung der<br />
erneuerbaren Energien besonders<br />
verdient gemacht haben. Die Preisverleihung<br />
fand am 30. Oktober im<br />
Bonner Kunstmuseum statt.<br />
Jetzt auch Ökostrom in<br />
Ludwigshafen<br />
Die Technischen Werke Ludwigshafen<br />
(TWL) bieten ihren Kunden<br />
ab Oktober neben dem herkömmlichen<br />
Eg<strong>als</strong>trom zwei zusätzliche<br />
Produkte an: einem Mix aus<br />
Eg<strong>als</strong>trom und Ökostrom und<br />
Ökostrom - pur - .Ähnliche Konzepte<br />
werden derzeit von einigen<br />
Stromversorgern umgesetzt (z.B.<br />
Stadtwerke Hannover, siehe Solarbrief<br />
4/99). Es bleibt abzuwarten,<br />
wie die Kunden in Deutschland auf<br />
diese vielschichtigen grünen Angebote<br />
reagieren werden.<br />
Der ungefähr 8 Pfennig teurere<br />
Ökostrom der TWL soll künftig von<br />
der Naturstrom Rheinland-Pfalz bezogen<br />
werden, die 25% der Erlöse<br />
zur Erhaltung und 75% zur Förderung<br />
neuer Naturstromanlagen einsetzen<br />
werden.<br />
Nachrichten<br />
Wechsel des Stromanbieters<br />
jetzt leichter<br />
Mitte Oktober konnte man in der<br />
Presse lesen, daß VDEW sich nach<br />
langen Diskussionen auf Standardlast-Profile<br />
für private Haushalte und<br />
mittelständische Betriebe geeinigt<br />
haben. Nach Beschluß auf höchster<br />
Verbandsebene soll somit eventuell<br />
Mitte November der Weg zum privaten<br />
Massenkundengeschäft frei<br />
werden. Randfragen gäbe es laut<br />
VDEW noch zu klären, Billigstromanbieter<br />
ließen sich jedoch sicher<br />
nicht davon abschrecken, schon<br />
vorzeitig ihr Geschäft anzukurbeln.<br />
Somit brauchen Stromproduzenten<br />
künftig nicht mehr in jeden Einzelfall<br />
Durchleitungsmodalitäten mit<br />
dem jeweiligen Netzbetreiber auszuhandeln.<br />
Billigstrom-Anbieter können<br />
das Geschäft künftig über Standardverträge<br />
mit großen Kundengruppen<br />
gebündelt abschließen.<br />
Anmerkung der Redaktion:<br />
Bei dem Wechsel des Stromanbieter<br />
geht es um mehr <strong>als</strong> nur um<br />
ihre Stromrechnung! Stichwort:<br />
Atomstrom aus Tschernobyl! Unter<br />
diesen neuen energiewirtschaftlichen<br />
Bedingungen trägt jeder einzelne<br />
Stromkunde eine umso größere<br />
Verantwortung für unsere Umwelt.<br />
Akkuladegerät „Suntrap“<br />
Solarfassade am Bahnhofs-Turm<br />
in Freiburg<br />
An der Südfassade des Bahnhofsturms<br />
in Freiburg entsteht derzeit<br />
eine aus insgesamt 240 Solarstrommodulen<br />
zusammengesetzte<br />
33,6 kW-Anlage. Die über eine Länge<br />
von 60 Metern 19 Stockwerke<br />
erklimmende Solaranlage soll ab<br />
Mitte November ca. 24.000 kWh/a<br />
Solarstrom erzeugen. Erstm<strong>als</strong> zum<br />
Einsatz kommen neuentwickelte<br />
Fassadenmodule der Solarfabrik<br />
Freiburg. Auftraggeber des Projektes<br />
ist das Bauunternehmen Bilfinger<br />
+ Berger<br />
Shell steigt ins Geschäft mit Solar-Konsumprodukten ein<br />
Laut Shell ist das kleine Gerät<br />
speziell für „Outdoor“-Aktivitäten,<br />
<strong>als</strong>o für den Aufenthalt im Freien<br />
konzipiert.<br />
Der Nutzer kann damit - unabhängig<br />
vom Stromnetz - kleine Akkubatterien<br />
aufladen und so auch in<br />
freier Natur die Mini-Taschenlampe,<br />
den Walkman oder ähnliche Geräte<br />
immer wieder neu mit Energie<br />
versorgen.<br />
Wir wollten dieses Gerät für Sie<br />
testen und haben deswegen bei Shell<br />
Das Bild dazu ist im Internet<br />
unter solarfabrik.de/presse<br />
Schneiden Sie es dort<br />
aus und kleben Sie es<br />
hier ein.<br />
Alaaf!!<br />
um ein „Rezensionsexemplar“ gebeten.<br />
Leider haben wir bis heute<br />
noch keines erhalten, sodaß wir<br />
eine Beurteilung leider schuldig bleiben<br />
müssen.<br />
Foto: Shell<br />
26 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
VDEW staunt ...<br />
Solarenergie ist die<br />
Wunschenergie der Deutschen<br />
1998 führte das Mannheimer ipos-<br />
Institutes im Auftrag der VDEW eine<br />
repräsentative Meinungsumfrage zum<br />
Thema „Wunschenergie der Zukunft“<br />
durch.<br />
Ergebnis: 92 Prozent der Bundesbürger<br />
sprachen sich für Sonnenenergie<br />
aus. 84 Prozent der Befragten<br />
glaubten zudem, daß Solarenergie künftig<br />
eine größere Rolle bei der Stromerzeugung<br />
spielen wird.<br />
In einer Pressemitteilung zu diesen<br />
veröffentlichten Daten weis VDEW<br />
schnell zu berichten, daß trotz großer<br />
Zuwachsraten in den vergangenen Jahren<br />
nur 0,002 Prozent des Stromverbrauches<br />
der öffentlichen Versorgung<br />
aus Photovoltaik stammt. Dies sei auch<br />
schwer zu ändern. Die Sonne scheine<br />
ja nicht immer ...<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Nachrichten<br />
DGB diskutiert über kostendeckende Vergütung<br />
Auch beim DGB ist man sich<br />
schon seit einiger Zeit einig, daß<br />
Fragen der ökologischen Modernissierung<br />
mit der Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
einhergehen werden.<br />
Zum Thema Energiepolitik und regenerative<br />
Energien findet man im<br />
DGB-Positionspapier zum Fachdialog<br />
„Umwelt“ im Bündnis für Arbeit<br />
vom April diesen Jahres hierzu<br />
Tagungsband jetzt erschienen<br />
Dieser von DGS und ISES herausgegebene<br />
Tagungsband enthält eine Zusammenfassung<br />
der Beiträge, die während<br />
einer - anläßlich der Solartage ‘99<br />
in Pforzheim stattfindenden - Solartagung<br />
vorgetragen wurden.<br />
Es werden sowohl technische <strong>als</strong><br />
auch wirtschaftliche Perspektiven beleuchtet.<br />
Beiträge u. a. von Hans-Josef<br />
Fell, Georg Salvamoser, Guido Bröer<br />
und Andreas Witt.<br />
Nachtrag von der Bundesdelegiertenkonferenz von<br />
Bündnis 90/Die Grünen am 6.März 1999<br />
„Wir fordern die Bundestagsfraktion auf,<br />
unverzüglich einen Gesetzentwurf mit dem<br />
Koalitionspartner zu erarbeiten und zu beschließen,<br />
mit dem die Energiewende vollzogen<br />
werden kann. Dabei sollen die erneuerbaren<br />
Energien mittels der sog. kostendeckenden<br />
Vergütung in der Weise<br />
gefördert werden, daß sie sich innerhalb<br />
eines überschaubaren Zeitraums selbst auf<br />
dem Markt behaupten können.“<br />
Begründung: „Mit dem Ausstieg aus<br />
der Atomenergie allein kann die notwendige<br />
Energiewende nicht vollzogen<br />
werden. Selbst wenn es gelänge, den<br />
gesamten Atomstromanteil von heute<br />
durch Einsparmaßnahmen zu ersetzen,<br />
würden weder die CO2-Freisetzungen<br />
deutlich absinken noch die Ressourcen<br />
der endlichen Energieträger geschont.<br />
Deshalb ist eine Energiewende ohne<br />
nachhaltigen Einstieg in die erneuerba-<br />
ren Energieträger zum Scheitern verurteilt.<br />
Der Einstieg in die Erneuerbaren Energieträger<br />
und seine Finazierung ist eine<br />
gesamtgesellschaftliche Aufgabe und<br />
nicht die weniger Idealisten. Finanzierungsmodelle<br />
auf freiwilliger Basis. wie<br />
z.B. Greenpricing oder ähliches, verurteilen<br />
die Erneuerbaren Energieträger zu<br />
einem Nischenereignis auf Dauer. Die<br />
Erfahrungen mit dem Stromeinspeisegesetz<br />
oder mit der sog. kostendeckenden<br />
Vergütung zeigen eindeutig: nur<br />
wenn die privaten Stromproduktionsanlagen<br />
denen der EVU gleichgestellt<br />
sind, ist die Energiewende erreichbar.<br />
[...] Der Ausstieg aus der Atomenergie<br />
soll ca. 40.000 Arbeitsplätze kosten.<br />
Der Einstieg in das Solarzeitalter allein<br />
durch dieses Programm wird in den<br />
ersten 4 Jahren ca. 150.000 direkte und<br />
470.000 indirekte Arbeitsplätze in der<br />
BRD schaffen. [...]“<br />
folgende Formulierung: „Zukünftig<br />
ist sicherzustellen, daß die Markteinführung<br />
aller zur Verfügung stehenden<br />
erneuerbaren Energien angemessen<br />
gefördert wird [...] Zu<br />
prüfen sind insbesondere Instrumente<br />
zur Förderung der Photovoltaik<br />
wie z.B. die kostendeckende<br />
Vergütung.“<br />
Photovoltaik Perspektiven ‘99<br />
Solarpromotion GmbH,<br />
München 1999<br />
ISBN: 3-934349-05-6. 44,- DM<br />
Die Sache bleibt,<br />
der Name wechselt.<br />
Bündnisgrüne weiter für<br />
kostendeckende Vergütung<br />
unter anderer Bezeichnung<br />
Mit Rücksicht auf Empfindlichkeiten<br />
beim Koalitionspartner<br />
sprechen die Bundestagsabgeordneten<br />
Hans-Josef Fell und<br />
Michaele Hustedt jetzt von einer<br />
Einspeisevergütung, die den wirtschaftlichen<br />
Betrieb von Solarstromanlagen<br />
ermöglichen soll.<br />
(Anmerkung der Redaktion:<br />
Uns soll das recht sein, vorausgesetzt<br />
die Vergütung ist kostendeckend!)<br />
27
Leserbriefe<br />
Zu dem Artikel : Mängel im Energiewirtschaftsgesetz<br />
ruinieren Umwelt und Stadtwerke (SB 4/99, S.17)<br />
haben wir viele Leserbriefe erhalten. Eine Auswahl:<br />
Michael Musil:<br />
len (Stromanbietern) gleichberech-<br />
Wenn es nach mir ginge, könnte tigt genutzt werden kann. Diese Si-<br />
man das sogar noch härter formutuation ist völlig neu! Bisher war<br />
luieren. Natürlich haben Sie recht. das Netz Eigentum eines einzigen<br />
Ich sehe allerdings zunehmend die Lieferanten, der es allein nutzen<br />
Notwendigkeit, verschiedene The- konnte und dessen Unterhalt auf<br />
menbereiche in unserer Gesellschaft Kosten- und Nutzenseite in seinem<br />
nicht weiter isoliert zu betrachten. Interesse lag. Das Leitungsmono-<br />
Für mich ist nach langjähriger Umpol ging ja so weit, daß niemand<br />
weltarbeit ein Schlüsselerlebnis aus- berechtigt war, zwei eigene Geschlaggebend<br />
gewesen, um die Zubäude- oder Betriebsteile über eine<br />
sammenhänge aus einem anderen öffentliche Straße hinweg mitein-<br />
Blickwinkel zu sehen: Das Buch von ander zu verbinden. Das aber ist<br />
Margrit Kennedy „ Geld ohne Zins etwas völlig anderes <strong>als</strong> eine öf- Energiewendebündisses und ein Vor-<br />
und Inflation“ hat mir von einem fentliche Infrastruktur, wie z.B. das standsmitglied der Stadtwerke anwe-<br />
Tag zum andern die Augen geöff- Straßennetz. Öffentliche Infrastruksend sind. Die Stadtwerke haben in<br />
net.tur<br />
gehört nach meiner Überzeu- Nürnberg einen großen Beitrag zur<br />
Danach ist für mich klar, daß die<br />
Machtstruktur, auf die sich unser<br />
Wirtschaftssystem stützt, keine andere<br />
Wahl hat <strong>als</strong> so zu agieren, wie<br />
wir es z.B. in der Energiepolitik zu<br />
beklagen haben. Da aber das Konglomerat<br />
an Macht mittlerweile ausschließlich<br />
bei den Energieversorgern<br />
liegt, haben wir so gut wie keine<br />
Chance, dagegen anzukommen. Unsere<br />
Gesellschaft ist dazu verurteilt,<br />
die Umwelt zu zerstören, solange sie<br />
den Kardinalfehler unseres Systems<br />
nicht bereit ist, zu erkennen und zu<br />
beseitigen. Erst die „natürliche Wirtschaftsordnung“<br />
lässt allen wieder<br />
eine Chance, in Freiheit und Frieden<br />
mit der Natur zu leben.<br />
Axel Berger:<br />
die Argumentation des Artikels<br />
gefällt mir nicht. Als Kunde eines<br />
gung zwingend in öffentliches Eigentum.<br />
Die Erfahrungen in Großbritannien,<br />
wo neben dem auf etliche<br />
Anbieter verteilten Zugbetrieb<br />
auch das gebietsmonopolistische<br />
Schienennetz in private Hand überführt<br />
wurde, sprechen eine nur zu<br />
deutliche Sprache.<br />
Ralf Bischof, NATAG :<br />
Ich unterstütze Ihre Analyse und<br />
Ihre Forderung voll und ganz. Es ist<br />
kein Wunder, daß RWE die günstigsten<br />
Durchleitungsentgelte veröffentlicht<br />
hat. Damit soll Druck auf<br />
die Stadtwerke ausgeübt werden.<br />
Und dem Ökostrom helfen günstige<br />
Netzgebühren bekanntlich nicht.<br />
Vielleicht wird dies auch eine große<br />
deutsche Umweltorganisation noch<br />
kapieren und dementsprechend Ihre<br />
Forderungen unterstützen.<br />
Umweltverbesserung beigetragen,<br />
von der Vorreiterrolle der Rauchgasentschwefelung<br />
bis zur weit verbreiteten<br />
Fernwärmeversorgung durch<br />
Kraftwärmekopplung. All dies sehen<br />
wir auch hier gefährdet, ein großer<br />
Stellenabbau ist schon geplant und<br />
die Prioritäten sind zwangsweise von<br />
umweltverträglichen Vorhaben auf<br />
rein marktwirtschaftliche Betrachtungsweisen,<br />
die leider immer noch<br />
die Folgekosten für die Umwelt außer<br />
Betrachtung lassen, geändert<br />
worden. Alle sind sich einig, daß Umweltschutz<br />
und Nachhaltigkeit honoriert<br />
werden sollten, was bei dem<br />
jetzigen Rahmen fehlt. Hier sind die<br />
Politiker gefordert, die mit Ihrer Konzeptlosigkeit<br />
einen großen Schritt<br />
rückwärts in der Umweltschutzpolitik<br />
gemacht haben und ich hoffe, daß<br />
dies korrigiert wird.<br />
Unternehmens im Wettbewerb sollte<br />
ich m.E. die Freiheit haben, auf<br />
Segnungen wie Schauanlagen, lnfobüros<br />
etc. zu verzichten und entsprechend<br />
billiger einzukaufen. Der<br />
örtliche Netzbetreiber ist aber, so<br />
lange keine Paralellnetze existieren,<br />
eben kein Unternehmer im Wettbewerb<br />
- er ist der Bereitsteller öffentlicher<br />
lnfrastruktur, die von al-<br />
Ein Leserbrief aus Nürnberg<br />
Ihrer Darstellung zur Situation<br />
der Stadtwerke muß ich beipflichten.<br />
In Nürnberg bin ich meistens<br />
am „Energietisch“ mit anwesend,<br />
ein Vorbereitungsverfahren für<br />
Stadtratsbeschlüsse, bei dem Verbände,Solarenergieberatungsstellen,<br />
Anlagenbauer, Mitglieder des<br />
Dieter Endeward:<br />
Ich finde Ihren Artikel gut gelungen,<br />
aber bei der wirklich berechtigten<br />
Übertragung der von Ihnen genannten<br />
Kosten auf die Durchleitungsgebühr<br />
besteht die Notwendigkeit, daß<br />
eben diese Kosten nicht willkürlich<br />
werden können. Gibt es hier schon<br />
Konzepte? Dann sollten die vielleicht<br />
noch in Ihrem Artikel angesprochen<br />
werden.<br />
28 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Leserbrief von Philipp Kruse<br />
zur Einführung der KV:<br />
Wenngleich die Grünen die politischen<br />
Widerstände gegen die KV<br />
heute anders einschätzen <strong>als</strong> zu Oppositionszeiten,<br />
macht es doch keinen<br />
Sinn, die öffenliche Forderung<br />
nach der KV <strong>als</strong> elementarem Baustein<br />
der Energiewende fallen zu lassen.<br />
Ohne den vehementen Einsatz<br />
der Grünen im politischen und öffentlichen<br />
Raum wird die KV weder<br />
in der Koalition mit der SPD, noch<br />
von irgendeiner anderen Regierung<br />
jem<strong>als</strong> zur Umsetzung gelangen.<br />
Bei den bisherigen Bemühungen<br />
zur „Rettung“ des StrEG oder zur<br />
Durchsetzung bestimmter Restlaufzeiten<br />
für Atomkraftwerke wurde<br />
das eigentliche Ziel, die erforderlichen<br />
Rahmenbedingungen für die<br />
Energiewende zu schaffen, aus den<br />
Augen verloren. Das Problem der<br />
Restlaufzeiten könnte sich andernfalls<br />
(z. B. durch Besteuerung des<br />
Atombrennstoffs) relativ leise und<br />
von selbst lösen. Alarmierend ist<br />
hierzu auch das Ergebnis einer Analyse<br />
Hermann Scheers (Solarzeitalter<br />
2/99). Scheer will ausgemacht<br />
haben, dass die rot-grüne Regierung<br />
Gefahr läuft, für den Ausstieg<br />
im Konsens auf Nebenbedingungen<br />
der Stromwirtschaft zum energiewirtschaftlichen<br />
Ordnungsrahmen<br />
einzugehen, die den wirklichen Einstieg<br />
in die Nutzung regenerativer<br />
Energien auf Jahrzehnte hinaus verhindern.<br />
Leserbrief von Richard<br />
Schmelcher zur besseren Nutzung<br />
von Aufwindkraftwerken:<br />
mich wundert immer, warum<br />
man die Aufwindkraftwerke in der<br />
Ebene baut. Die Effizienz eines Aufwindkraftwerks<br />
hängt vorwiegend<br />
von der Höhendifferenz ab. Man<br />
kann diese erhöhen, wenn man den<br />
Turm auf einen Berg oder Hügel<br />
stellt und den Hang mit Glas verkleidet.<br />
Man wählt dafür am besten<br />
einen Hang mit günstiger Neigung<br />
und Ausrichtung. Um die Höhe noch<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Leserbriefe<br />
weiter zu vergrößern, stelle ich mir<br />
vor, daß man einen Schlauch fertigt,<br />
der mit Heliumkammern versehen<br />
ist, die den Schlauch tragen.<br />
Der Schlauch wird dann über den<br />
Turm gestülpt (oder auch in den<br />
Turm eingebaut). Der Schlauch ist<br />
mit Ringen und Seilen versteift,<br />
trotzdem ist er natürlich windanfälliger<br />
<strong>als</strong> ein fester Turm. Aber auch<br />
ein fester Turm ist bei großer Höhe<br />
erheblichen Windlasten ausgesetzt.<br />
In windarmen Zeiten wird der<br />
Schlauch nach oben gelassen und<br />
wenn der Wind zu stark ist oder<br />
Blitzschlag droht, wird er wieder nach<br />
unten gezogen. Der feste Turm ist<br />
dadurch bei eingezogenem Schlauch<br />
geringeren Windlasten ausgesetzt.<br />
Wenn man zwischen den Heliumkammern<br />
vertikalen Abstand läßt,<br />
kann man den Schlauch ziehharmonikaartig<br />
zusammenziehen (der<br />
Abstand kann jedoch nicht zu groß<br />
gewählt werden, da ein m3 Helium<br />
nur etwa 1 kg Schlauch trägt). Dann<br />
könnte man z.B. einen 400m hohen<br />
Turm um z.B. 600m verlängern.<br />
Steht der Turm auf einem 500m<br />
hohen Hügel, dann ergibt sich zwischen<br />
Einlassöffnung und Auslassöffnung<br />
eine Höhendifferenz von<br />
1500 m. Da es an windarmen aber<br />
sonnigen Zeiten mehr Leistung<br />
bringt, wäre es eine gute Ergänzung<br />
zu Windkraftwerken.<br />
Um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen,<br />
könnte man die Aufwindkraftwerke<br />
mit einem Zusatznutzen<br />
versehen. So könnte man z.B. die<br />
Aufwindkraftwerke zur Salzwasserentsalzung<br />
verwenden. Dazu<br />
wird am Fuße des Aufwindkraftwerks<br />
ein Salzwassersee (der See<br />
wirkt zusätzlich <strong>als</strong> Wärmespeicher)<br />
angelegt. Warme Festlandsluft<br />
streicht über den See und nimmt<br />
dabei das vom See verdunstende<br />
Wasser auf. Die Luft steigt im Turm<br />
hoch, wobei die Feuchtigkeit zum<br />
Teil kondensiert, sich an den Wänden<br />
niederschlägt und nach unten<br />
läuft. Um dies sicherzustellen, soll<br />
die Luft möglichst voll mit Feuchtigkeit<br />
gesättigt sein. Das Konden-<br />
sieren kann man fördern, wenn man<br />
die Luft ionisiert. Allerdings müssten<br />
im Normalfall genügend Kondensationskeime<br />
vorhanden sein<br />
(Staub, Salzkristalle). Das Niederschlagen<br />
an den Wänden kann man<br />
verbessern, wenn man die Luft in<br />
Drehung versetzt (tangentiale Strömung<br />
in den Turm) und so die Wassertropfen<br />
an die Wand geschleudert<br />
werden. Das Verdunsten des<br />
Wassers kann man fördern, indem<br />
man es versprüht. Dies hat jedoch<br />
den Nachteil, dass dann auch Salzpartikel<br />
mitgerissen werden und das<br />
Kondensat dann nicht ganz salzfrei<br />
ist. Durch die feuchtere Luft erhöht<br />
sich die Effektivität des Aufwindkraftwerks,<br />
weil die latente Wärme<br />
zusätzlich genutzt wird. Die Luft<br />
steigt feuchtadiabatisch mit einem<br />
geringeren Temperaturgradienten<br />
auf <strong>als</strong> trockenadiabatisch. Die Wirkung<br />
kann man noch verstärken,<br />
indem man die Abwärme eines Wärmekraftwerkes<br />
nutzt, um den Salzwassersee<br />
zu erwärmen.<br />
Das gleiche könnte man auch zur<br />
Abwasserklärung verwenden, indem<br />
man einfach das Abwasser verdunsten<br />
läßt und den trockenen<br />
Klärschlamm verbrennt, wobei die<br />
Abwärme benutzt wird, um das Abwasser<br />
zu erwärmen.<br />
In Städten wie z.B. Los Angelos<br />
oder Mexico City kann das Aufwindkraftwerk<br />
verwendet werden,<br />
um Smog zu verhindern oder zu<br />
vermindern. Man stellt es auf einen<br />
Hügel, und wenn es hoch genug ist,<br />
reicht es über die Inversionsschicht<br />
hinaus (bei Inversionswetterlagen ist<br />
es meist windarm) und die Luft<br />
wird aus der Stadt abgesaugt. Die<br />
Wärme der Stadt erhöht die Leistung<br />
des Aufwindkraftwerks.<br />
29
Leserbrief von Axel Berger<br />
zum E- Mail-Dienst des <strong>SFV</strong>:<br />
Bitte schickt mir die Rundmails<br />
auf jeden Fall weiter! Ich finde das<br />
eine tolle Sache und freue mich immer<br />
wieder, aktuell und umfassend<br />
informiert zu werden.<br />
Thomas Koennecke schreibt<br />
zur gewinnbringenden Vergütung<br />
in Europa:<br />
Mit der Kostendeckenden Vergütung<br />
von Solarstrom hat der<br />
Aachener Solarenergie-Förderverein<br />
schon vor einigen Jahren eine geniale<br />
Idee in die Diskussion eingebracht.<br />
Bislang sind Betreiber von<br />
Photovoltaikanlagen fast ausschließlich<br />
Idealisten, die der Umwelt etwas<br />
Gutes tun wollen und bisher<br />
von nur wenigen umweltfreundlichen<br />
Stadtwerken allenfalls eine<br />
kostendeckende Vergütung für ihren<br />
Solarstrom erhalten. Der unternehmerisch<br />
denkende Normalbürger,<br />
der sein Geld zur Bank bringt,<br />
an der Börse spekuliert oder anderweitig<br />
gewinnbringend anlegt, würde<br />
sein Kapital nur in eine eigene<br />
Photovoltaikanlage investieren,<br />
wenn die jährliche Mindestrendite<br />
10% überschreiten würde. Um dem<br />
Ganzen noch mehr Eigendynamik<br />
zu verleihen, sollten nicht nur Privatpersonen<br />
die Möglichkeit erhalten,<br />
auf ihren Dächern ein Solarkraftwerk<br />
zu errichten, sondern<br />
auch Unternehmen. Der Zeitpunkt,<br />
ein neues Solarwirtschaftsförderungsprogramm<br />
zu initiieren, das<br />
einen radikaleren Kurswechsel <strong>als</strong><br />
das 100.000 Dächer-Programm in<br />
Richtung nachhaltige Energiewirtschaft<br />
einläutet, ist günstig wie noch<br />
nie zuvor. Die Gründe sind eindeutig:<br />
- Handlungsbedarf bei Liberalisierung<br />
und Entregionalisierung des<br />
Strommarktes<br />
- Höhere Akzeptanz von<br />
Ökosteuern bei sinkenden<br />
Strompreisen<br />
- Bereitschaft der Bundesregierung<br />
zum Atomausstieg und<br />
Leserbriefe<br />
Klimaschutz<br />
- Ankurbelung der Wirtschaft bei<br />
Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />
- Größere Unabhängigkeit von<br />
ausländischen Erdölimporten<br />
Der Verkauf elektrischen Stroms<br />
ist seit Jahrzehnten weltweit ein sehr<br />
lukratives Geschäft. Ich stelle deswegen<br />
folgende Forderung:<br />
Je nach Anzahl der verkauften Kilowattstunden<br />
soll bundesweit jeder<br />
Energieversorger einen finanziellen<br />
Beitrag zur Einführung einer Gewinnbringenden<br />
Vergütung (GV) von Solarstrom<br />
leisten. Dies würde nun bedeuten,<br />
daß jede in einem deutschen,<br />
französischen, ukrainischen oder<br />
anderem ausländischen Atomkraftwerk<br />
oder Kondensationskraftwerk<br />
hergestellte und in Deutschland verkaufte<br />
Kilowattstunde mit einer Solarenergiesteuer<br />
beaufschlagt wird.<br />
Dieses Geld zweckzuentfremden, um<br />
Haushaltslöcher zu stopfen oder die<br />
Renten zu finanzieren, wäre ein großer<br />
Fehler.<br />
Hätte es bereits 1998 europaweit<br />
eine derartige Steuer von 1 Pfennig<br />
pro kWh gegeben, hätten die drei<br />
größten deutschen Energiekonzerne<br />
RWE, Preussen-Elektra und Bayernwerke<br />
mit insgesamt 317 Milliarden<br />
verkauften Kilowattstunden<br />
(Daten aus der Zeitschrift Stromthemen<br />
Ausgabe 10/99, Herausgeber<br />
lnformationszentrale der Elektrizitätswirtschaft<br />
IZE) auf ihre Fahnen<br />
schreiben können, daß sie mit<br />
über 3 Mrd. DM die Hauptsponsoren<br />
der GV gewesen wären. Europameister<br />
allerdings wäre mit 4,5<br />
Mrd. DM der französische Monopolist<br />
Electricite de France (EdF)<br />
gewesen, gefolgt von dem italienischen<br />
Stromkonzern INEL. Allein<br />
die zehn größten europäischen Energieversorger<br />
hätten bei dieser fiktiven<br />
Annahme über 13 Mrd. DM in<br />
ihre nationalen Fördertöpfe der Gewinnbringenden<br />
Vergütung von Solarstrom<br />
eingezahlt. Dem Weg in<br />
die europäische Solargesellschaft<br />
wären wir damit schon um einige<br />
Schritte näher.<br />
Dem <strong>SFV</strong> wünsche ich für die<br />
Zukunft weniger Bescheidenheit und<br />
noch mehr Courage, um ab sofort<br />
anstatt der KV die GV zu propagieren,<br />
frei nach dem Motto<br />
“Gutes Geld für gute Energie”.<br />
Jürgen Grahl reagiert auf einen<br />
Leserbrief von Christine Seer<br />
(SB 2/99, S. 50):<br />
Frau Christine Seer kritisiert in<br />
ihrem Leserbrief zum „Durchleitungs-Solarbrief“<br />
1/99, ich hätte in<br />
meinem Artikel „Leichter vermittelbar?“<br />
(S. 21) Greenpeace „pure<br />
Vermarktungsabsichten in der Öffentlichkeit“<br />
unterstellt. Dieser Vorwurf<br />
verkennt m.E. die Intention<br />
meines Beitrags: Meine Einschätzung,<br />
daß das Konzept der Durchleitung<br />
dem der KV hinsichtlich der<br />
Wirksamkeit eindeutig unterlegen,<br />
im Hinblick auf die Vermittelbarkeit<br />
in der Öffentlichkeit jedoch anscheinend<br />
überlegen ist, sollte nicht in<br />
dem Sinne verstanden werden, daß<br />
ich Greenpeace unlautere Absichten<br />
vorhalte, denn selbstverständlich<br />
ist die Vermittelbarkeit eines<br />
politischen Konzeptes ein legitimes<br />
und wichtiges Beurteilungskriterium<br />
bei der Wahl der „richtigen“<br />
Strategie. Insofern sollte mein Beitrag<br />
sogar dazu dienen, um ein gewisses<br />
Verständnis für die Greenpeace-Posititon<br />
zu werben - und<br />
darüber hinaus auf das Problem aufmerksam<br />
zu machen, daß wir mit<br />
dem - rein sachlich gesehen so exzellenten<br />
- Konzept der KV bisher<br />
vielleicht schlichtweg zu wenig die<br />
Herzen der Menschen erreicht haben.<br />
30 Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins
Erneuerbare Energien 2000<br />
- Internationale Fachmesse<br />
Vom 18. - 20. Februar 2000<br />
findet im CCB CongressCentrum<br />
Böblingen bei Stuttgart zum dritten<br />
Mal die internationale Fachmesse<br />
erneuerbare Energien statt. Auf fast<br />
6000 m 2 Ausstellungsfläche wird ein<br />
umfassender Überblick über den<br />
Stand der erneuerbaren Energien<br />
und der rationellen Energieverwertung<br />
geboten.<br />
Kontakt:<br />
erneuerbare ernergien<br />
postfach 1565<br />
72705 Reutlingen<br />
Tel.: 07121-937520<br />
fax : 07121-371835<br />
e-mail: jgroehm@aol.com<br />
Einladung zu einer Veranstaltung in der Eifel:<br />
1.12.99, 18.00 Uhr<br />
Im Festsaal der Historischen Mühle in Birgel/Lissendorf<br />
Vorträge und Diskussion<br />
Kontakt:<br />
Wilfried Schneider, Tel.: 06597-4541<br />
oder<br />
Dieter Demoulin, Tel.: 06593-989096<br />
12. Internationales Sonnenforum 2000 in Freiburg<br />
Das Internationale Sonnenforum der DGS findet vom 6. - 7. Juli 2000 in<br />
Freiburg statt. In Plenar- und Kurzvorträgen sowie auf einer Posterausstellung<br />
werden aktuelle Forschungsergebnisse und innovative Produkte vorgestellt<br />
und diskutiert.<br />
Die Schwerpunkte des Sonnenforums sind:<br />
- Solarthermie<br />
- Photovoltaik-Systemtechnik<br />
- Energiewirtschaft<br />
- solares Bauen<br />
Beiträge für die Solarfachtagung können bis 31.12.99 bei der DGS<br />
eingereicht werden. Anmeldeformulare sind dort erhältlich.<br />
Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Veranstaltungshinweise<br />
Stunkparade<br />
gegen die Atompolitik<br />
am 13.11.1999 in Berlin.<br />
http://www.stunkparade.de<br />
Solarbrief<br />
5<br />
ist Trümpf<br />
Öko-Energie vom Acker aus der eigenen Region<br />
European Creative<br />
Workshop<br />
Photovoltaik Market Stimulation<br />
Die Firma EnergieCom GmbH<br />
führt am 22.-23. November ‘99 in<br />
der Evangelischen Akademie Tutzing<br />
den 3. internationalen Workshop<br />
aus der Reihe „Creativity<br />
Workshop for PV Market Stimulation“<br />
aus. Zwei vorhergehende<br />
Workshops in Amsterdam und London<br />
wurden bereits erfolgreich<br />
durchgeführt. Der nächste - und<br />
letzte - Workshop der Reihe soll im<br />
Januar in Rom stattfinden.<br />
Berichtigung von SB 3/99<br />
Clean Energy 2000<br />
Internationaler Kongress und Weltausstellung<br />
für saubere Energie in Genf vom<br />
24. - 29. Januar 2000<br />
CMDC, Rue de Varembe, POB 200<br />
CH-1211 Geneva 20,<br />
Tel.:+41-229103006<br />
e-mail: conference@cleanenergy2000.com<br />
internet: http||: www.cleanenergy2000.com<br />
Kontakt:<br />
Deutsche Gesellschaft für<br />
Sonnenenergie e.V.<br />
Augustenstr. 79<br />
80333 München<br />
Tel.: 089-524071<br />
Fax: 089- 521668<br />
31
G 8058 Postvertriebsstück<br />
Entgelt bezahlt<br />
Absender: SOLARENERGIE-<br />
FÖRDERVEREIN E.V.<br />
Bundesgeschäftsstelle<br />
Herzogstraße 6<br />
52070 Aachen<br />
Landtage für KV<br />
Baden-Württemberg<br />
Bayern<br />
Berlin<br />
NRW<br />
Saarland<br />
SB SB<br />
Sulingen<br />
5<br />
Bünde<br />
Ahaus Osnabrück Bad Oeynhausen<br />
Herford<br />
Haltern<br />
Lemgo<br />
Blomberg<br />
Gladbeck<br />
Gütersloh<br />
Hamm<br />
Lippstadt<br />
Duisburg<br />
Herne<br />
Soest<br />
Hagen Menden<br />
Düsseldorf<br />
Remscheid<br />
Solingen<br />
Würselen<br />
Herzogenrath<br />
Aachen<br />
Brühl<br />
Leverkusen<br />
Bonn<br />
Marburg<br />
Gießen<br />
Neuwied<br />
Delmenhorst<br />
SB SB<br />
Schleswig<br />
Kiel<br />
Wedel<br />
Elmshorn<br />
SB<br />
SB<br />
Frankfurt<br />
Hammelburg (Stadtwerke)<br />
Werneck<br />
Aschaffenburg<br />
Darmstadt<br />
Würzburg<br />
Hahnbach<br />
Reichenschwand<br />
Baiersdorf Sulzbach-Rosenberg<br />
Viernheim<br />
Herzogenaurach<br />
Hirschau<br />
Saarlouis<br />
Rothenburg Nürnberg<br />
Berg<br />
Landkreis Amberg-Sulzbach<br />
Fümpf<br />
Heidelberg<br />
x<br />
Schwabach<br />
Fümpf<br />
Roth<br />
Straubing Deggendorf<br />
Schwäbisch Hall<br />
Pforzheim<br />
Schorndorf Landkreis Freising Landkreis Rottal-Inn<br />
Balingen<br />
Ulm<br />
Freising<br />
Erding<br />
Fürstenfeldbruck<br />
Landkreis Traunstein<br />
Olching<br />
Traunstein<br />
<strong>32</strong> Solarbrief 5/99<br />
des Solarenergie-Fördervereins<br />
Lübeck<br />
SB SB<br />
Hammelburg (ÜWU)<br />
SB<br />
4 3<br />
SB SB<br />
SB SB<br />
Fünfundzwanzig Städte: siehe siehe Seite Seite 7<br />
7<br />
SB<br />
Berlin