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Solarbrief 5/99<br />

SB SB<br />

Fümpf Fümpf ist ist T TTrümpf<br />

T rümpf<br />

In fünf fünf mal fünf<br />

fünf<br />

Städten stieg die PV-<br />

Leistung um 1600 %<br />

durch kostendeckende<br />

Vergütung (KV)<br />

Seite 7<br />

Solarenergie-Förderverein e.V. <strong>SFV</strong><br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

SB SB<br />

SB<br />

SB<br />

SB SB<br />

5 SB SB<br />

Fünf Fünf Forderungen<br />

des <strong>SFV</strong> zum Stromeinspeisungsgesetz<br />

(StrEG). Wie steht<br />

die Novellierung?<br />

<strong>Seiten</strong> 6, 8, 9<br />

SB<br />

4 3<br />

SB<br />

SB SB<br />

Fünf Fünf Säulen im<br />

Bündnis für Arbeit<br />

und Umwelt...<br />

Gewerkschaften u.<br />

Umweltverbände<br />

Seite 12<br />

1


Infostellen und Ansprechpartner des <strong>SFV</strong> Impressum<br />

Aachen<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Herzogstraße 6<br />

52070 Aachen<br />

Tel.: 0241/511616<br />

Fax.: 0241/535786<br />

e-Mail: zentrale@sfv.de<br />

internet:http://www.sfv.de<br />

Treffen mittwochs 20.00 Uhr<br />

Amberg /<br />

Amberg Sulzbach<br />

Hans-Jürgen Frey<br />

und Richard Birner<br />

Reichstr. 11, 92224 Amberg<br />

Tel.:09621-2<strong>32</strong>99 Fax.: 09621-33193<br />

http://www.asam.baynet.de<br />

e-Mail:sfv-as@asam.baynet.de<br />

Berlin<br />

Reimar Krause, BIDS (Berliner Initiative<br />

der Solarstromerzeuger)<br />

Schreiberring 5, 12101 Berlin<br />

Tel./Fax.: 030-7852121<br />

Besichtigung eines vorbildl. Solarhauses<br />

möglich (b. Voranmeldung)<br />

Brüssel<br />

Mr. Brian Huebner<br />

Avenue de Mars, 58<br />

B-1200 Bruxelles<br />

Tel.: 00<strong>32</strong>-2-7341971<br />

Fax.: 00<strong>32</strong>-2-7348301<br />

Für französischen Sprachraum.<br />

(Herr Huebner spricht auch Deutsch)<br />

Düsseldorf<br />

Treffen jeden 1. Mittwoch 20 Uhr im<br />

Büro der Greenpeace-Gruppe im<br />

Bürgerhaus Bilk/Salzmannbau,<br />

Himmelgeister Straße 107,<br />

40225 Düsseldorf<br />

Peter Köhling<br />

Tel.: 0211-227095 Fax: 0211-227076<br />

Hellen S. Wobst Tel.: 0211-9179944<br />

Krefeld<br />

Dr. Hans-Christian Mittag, NABU<br />

Richard-Strauss-Str. 53,<br />

47800 Krefeld<br />

Tel.: 02151-587540<br />

Fax: 02151-595211<br />

Köln<br />

AKEK Arbeitskreis Kostendeckende<br />

Einspeisevergütung Köln<br />

Hans Theo Sparbier-Conradus<br />

Tel.: 0221-603970<br />

Claus-Jürgen Schreiner<br />

Tel.: 0221-9<strong>32</strong>0130<br />

Fax.: 0221-9<strong>32</strong>0131<br />

Nordbayern<br />

Hermann Bähr, Herwig Hufnagel<br />

Hechlinger Str. 23<br />

91719 Heidenheim<br />

Tel.:09833-989255<br />

Fax.:09833-989257<br />

e-Mail: sfv-nordbayern@t-online.de,<br />

Feste Bürozeit: Montags 17-19 Uhr.<br />

Oldenburg<br />

Werner Altnickel<br />

Wilhelm-Kempin-Straße 55<br />

26133 Oldenburg<br />

Tel.: 0441-46703 Fax: 0441-46703<br />

Ostrhauderfehn<br />

Gerwin Schulte<br />

Sonnenenergie Zentrum<br />

Treffen: 19.00 Uhr jeden 2. Freitag im<br />

Monat: Friesenstr. 28,<br />

26842 Ostrhauderfehn<br />

Tel.: 04952-61391<br />

Fax.: 04952-6644<br />

e-Mail: sonnenenergie-zentrum@tonline.de<br />

Ulm<br />

Manfred Bächler<br />

Haselnußweg 20, 89250 Senden<br />

Tel.: 07307-24330, Fax.: 07307-24330<br />

Würzburg<br />

Alexander Linke, Roter Rain 6<br />

97204 Höchberg, Tel.: 0931-409542<br />

Jürgen Grahl, Stefan-Krämer-Str. 8<br />

97218 Gerbrunn, Tel 0931-4677652<br />

juergen.grahl@mail.uni-wuerzburg.de<br />

Treffen jeden 2. Do im Monat 20.00<br />

Uhr in Gaststätte „Fränkenfässle”,<br />

Arndtstr.30 in Würzburg.<br />

Nichtmitglieder sind willkommen.<br />

Vereinszeitschrift und<br />

Mitteilungsblatt<br />

Solarenergie-<br />

Förderverein e.V. (<strong>SFV</strong>)<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Herzogstraße 6<br />

52070 Aachen<br />

Tel.: 0241 / 51 16 16<br />

Fax: 0241 / 53 57 86<br />

E-mail: zentrale@sfv.de<br />

Internet: http://www.sfv.de<br />

Abopreis:<br />

20,- DM pro Jahr.<br />

Für Mitglieder ist Bezugspreis<br />

im Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

<strong>SFV</strong>-Mitgliedschaft:<br />

120.-DM / jährlich,<br />

ermäßigt 45.-DM / jährlich<br />

Bankverbindung:<br />

Pax-Bank Aachen BLZ 391 601 91<br />

Vereins- und Beitragskonto<br />

KtoNr.: 100 541 50 19<br />

Spenden bitte nur auf unser<br />

Spendenkonto: 100 541 50 35<br />

Beiträge von:<br />

Wolf von Fabeck<br />

Volker Hartenstein<br />

Ulrich Haushofer<br />

Bernward Janzing<br />

Susanne Jung<br />

Gereon Kamps<br />

Britta Marold<br />

Harald Oelschlegel<br />

Heinz Putzhammer<br />

Richard Schmeicher<br />

Martin Staffhorst<br />

Layout:<br />

Susanne Jung<br />

Britta Marold<br />

Verantwortlich<br />

Wolf von Fabeck<br />

Auflage: 5200 Stück<br />

Druckerei: Zypresse Aachen<br />

ISSN 0946-8684<br />

Wenn sich ein Vereinsmitglied für eine der unterstrichenen Info-Stellen entscheidet, dann fließen<br />

seine Spenden und ein Drittel seines Beitrages dieser Info-Stelle direkt zu.<br />

2 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Fümpf ist Trümpf<br />

In diesen Tagen beginnt im Rheinland<br />

die sogenannte „fünfte Jahreszeit“<br />

- auf Hochdeutsch der „Karneval“<br />

und auf Bayerisch der „Fasching“.<br />

Kennzeichen dieser Zeit ist,<br />

daß man Dinge, die sonst nur hinter<br />

vorgehaltener Hand verschämt geflüstert<br />

werden, endlich einmal laut<br />

und deutlich sagen darf, sogar<br />

höchst anstößige Dinge wie<br />

„Kostendeckende Vergütung für<br />

Solarstrom (KV)“, wobei wir wieder<br />

einmal beim Thema wären.<br />

Die Bundesgeschäftsstelle des Solarenergie-Fördervereins<br />

in der Karnev<strong>als</strong>-Hochburg<br />

Aachen, dem Geburtsort<br />

des Aachener Modells, hat<br />

aus diesem Anlaß Bilanz gezogen:<br />

In über 20 Deutschen Städten<br />

hat die kostendeckende Vergütung<br />

für Solarstrom nach dem Aachener<br />

Modell in rund fünf Jahren einen<br />

Zuwachs der Zahl von Solaranlagen<br />

von 900 % (neunhundert Prozent)<br />

ergeben. Gleichzeitig sind die<br />

installierten Anlagen größer geworden;<br />

der Zuwachs in der Gesamtleistung<br />

betrug deshalb sogar 1600 %<br />

Ein Zuwachs von 1600 %<br />

Mir ist durchaus bewußt, daß die<br />

Mehrzahl unserer Leser - für die die<br />

letzte Prozentrechnung schon einige<br />

Jahre zurückliegt - glaubt, wir<br />

würden jetzt karnev<strong>als</strong>mäßig fürchterlich<br />

übertreiben, aber das ist nicht<br />

der Fall; in dieser Hinsicht bleiben<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

wir korrekt und wir können das<br />

sogar beweisen:<br />

Auf Seite 7 finden Sie die neueste<br />

Aufstellung über die Erfolge der KV<br />

in den Städten, in denen sie gezahlt<br />

wird oder wurde. Die Zahl der installierten<br />

Solaranlagen vor Einführung<br />

der KV finden Sie aufsummiert<br />

in der dritten Spalte ganz unten.<br />

Sie betrug 109; das ist der Anfangswert.<br />

Die Zahl der inzwischen<br />

installierten Anlagen steht zwei Spalten<br />

weiter rechts, sie beträgt 1090.<br />

Dies ist der Endwert.<br />

1090 ist zehnmal so viel wie 109.<br />

Das rechnet jeder im Kopf und insofern<br />

haben wir mit diesen Zahlen<br />

zufällig mal Glück gehabt.<br />

Der Anfangswert ist 100 %. Der<br />

Endwert ist - wie wir gesehen haben<br />

- zehnmal so groß, <strong>als</strong>o 1000 %.<br />

Um von 100 % auf 1000 % zu kommen,<br />

muß man 900 % zulegen.<br />

Der Zuwachs betrug somit 900 %.<br />

Habe ich ja gleich gesagt!<br />

Nachdem auf diese Weise das<br />

Vertrauen in unsere Rechenkünste<br />

wieder hergestellt wurde, brauche<br />

ich Ihnen den Zuwachs von 1600 %<br />

bei der Gesamtleistung (Anfangswert<br />

257kW, Endwert 4415 kW)<br />

wohl nicht mehr vorzurechnen.<br />

Der Staat braucht keinen<br />

Pfennig zu bezahlen<br />

Bei anderen Techniken betragen<br />

die üblichen Zuwächse 5 %, 20 %,<br />

vielleicht 30 %. Ein Zuwachs von<br />

1600 % aber ist schier unglaublich!<br />

Und - noch unglaublicher! In einigen<br />

der genannten Städte, z.B. in<br />

Hammelburg, Nürnberg, Rothenburg<br />

und Würzburg, gab es überhaupt<br />

kein flankierendes staatliches<br />

Förderprogramm. Das Kapital<br />

wurde von interessierten Bürgern<br />

vorgestreckt. Den Anreiz dazu gab<br />

alleine die kostendeckende Vergütung,<br />

die durch eine geringe Strompreiserhöhung<br />

von allen Stromkunden<br />

mitgetragen wird.<br />

Daß ein Förderprogramm mit so<br />

geringem Aufwand einen so großen<br />

Erfolg erzielen konnte, zeigt, daß<br />

der Hebel nur an der richtigen Stelle<br />

angesetzt werden muß; eine typische<br />

Aufgabe des Staates. Er<br />

braucht nur die kostendeckende<br />

Vergütung für Solarstrom ins Stromeinspeisungsgesetz<br />

aufzunehmen,<br />

und dann beginnt der Solarboom;<br />

(die Gelegenheit ist jetzt da.)<br />

Doch immer wieder scheuen sich<br />

sogar überzeugte Solarfreunde,<br />

deutlich zu fordern, daß die Netzbetreiber<br />

für die Kilowattstunde<br />

Solarstrom eine Einspeisevergütung<br />

von 1,76 DM bezahlen müssen.<br />

Keine Verlegenheit!<br />

Verlegenheit ist hier völlig fehl<br />

am Platz. Ich erinnere daran, daß<br />

im Jahr 1880 die elektrische Kilowattstunde<br />

nach heutiger Kaufkraft<br />

wahnsinnige 40 DM kostete. Sie<br />

wurde trotzdem gekauft, denn es<br />

gab keine Alternative. Die Nachfrage<br />

führte dam<strong>als</strong> zum Bau neuer<br />

„Electricitätswerke“, und bald gingen<br />

infolge Massenproduktion die<br />

Preise runter.<br />

Heute ist die Ausgangssituation<br />

viel günstiger. Niemand braucht seinen<br />

Kühlschrank oder den Fernseher<br />

mit reinen Solarstrom für<br />

1,76 DM zu betreiben. Es genügt,<br />

wenn jeder/jede nur einen winzigen<br />

Anteil „beigemengten“ Solarstroms<br />

im Strommix kauft und durch einen<br />

kleinen Aufschlag auf seinen/ihren<br />

Strompreis bezahlt. Aus diesem<br />

Aufschlag kann dann die kostendeckende<br />

Vergütung finanziert werden.<br />

Dies muß im Stromeinspeisungsgesetz<br />

geregelt werden.<br />

Kostendeckende Vergütung<br />

macht Solaranlagen wirtschaftlich<br />

interessant. Die einsetzende Massennachfrage<br />

und die folgende Massenproduktion<br />

von Solarmodulen und -<br />

Wechselrichtern werden die Preise<br />

drücken. Jeder BWL-Student lernt,<br />

daß Produkte umso billiger werden,<br />

je mehr davon hergestellt werden.<br />

Das gilt auch für Solaranlagen!<br />

3


Schwerpunkt<br />

Aufnahme der kostendeckenden Vergütung<br />

(KV) für Solarstrom ins Stromeinspeisungsgesetz<br />

(StrEG)<br />

3 ..... Leitartikel<br />

Steigerung der installierten Leistung um 1600 % ohne Staatsgelder.<br />

Eine Bilanz der kostendeckenden Vergütung<br />

6 ..... Die fünf Forderungen des<br />

Solarenergie-Fördervereins<br />

- realistische Erträge berücksichtigen<br />

- Risikozuschlag<br />

- Personalkosten berücksichtigen<br />

- Haftpflichtversicherung<br />

- Übergabepunkt regeln<br />

7 ..... Erfolge der kostendeckenden Vergütung:<br />

Steigerung um 1600 Prozent<br />

Tabelle mit aktuellen Werten aus 25 Städten mit KV<br />

8 ..... Anhörung der Verbände und Vereine<br />

Was am Rande der Veranstaltung beim Bundeswirtschaftsministerium<br />

zur Novellierung des StrEG zu erfahren war<br />

9 ..... Das fünfte Förderprogramm muß den Durchbruch bringen<br />

Aufzählung der bisherigen Programme zur Förderung der PV<br />

27 ... Kostendeckende Vergütung jetzt unter anderem Namen<br />

Sprachregelung bei Bündnis 90/Die Grünen<br />

und Rückblick auf den Beschluß der Bundesdelegiertenkonferenz vom 6.3.1999.<br />

29 ... Leserbrief von Philipp Kruse<br />

Die Forderung nach einer KV darf nicht entfallen<br />

30 ... Leserbrief von Thomas Koennecke<br />

zur gewinnbringenden Vergütung für Solarstrom<br />

30 ... Leserbrief von Jürgen Grahl<br />

zur Vermittelbarkeit der KV im Gegensatz zur Durchleitung<br />

4 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Argumente zur<br />

Energiewende<br />

10 ... Lesen Sie es endlich einmal!!!<br />

Europa auf dem Weg zur Energiewende<br />

Der Energiemix der Zukunft<br />

Fünf erneuerbare Energien bedeuten das Ende der bisherigen<br />

Energiewirtschaft<br />

12 ... Bündnis für Arbeit und Umwelt<br />

Unterstützung aus dem DGB für die Belange des<br />

Umweltschutzes.<br />

Einige wichtige Hinweise der Bundesregierung ins Stammbuch!<br />

14 ... Gefahren der Atomenergie<br />

Redebeitrag von Volker Hartenstein im Bayerischen Landtag<br />

17 ... Klimakonferenz in Bonn<br />

Reflexionen zum Schmutzluft-Handel mit Zertifikaten<br />

18 ... Rascher Atomausstieg wäre logisch<br />

Entwurf eines interministeriellen Konzeptpapiers<br />

von Umwelt-, Wirtschafts-, Justiz- und Innenministerium mit<br />

Argumenten für einen Atomausstieg<br />

22 ... Motivation für den Bau von PV-Anlagen<br />

Ansprache zur Einweihung einer 20 kW-Gemeinschafts-Anlage<br />

in Passau<br />

24 ... RWE Umwelttarif<br />

Lob vom Fraunhofer Institut,<br />

Kritik vom <strong>SFV</strong> und anderen<br />

27 ... Solarenergie - die Wunschenergie<br />

der Deutschen<br />

Ergebnis einer Umfrage im Auftrag der VDEW<br />

31 ... Stunkparade<br />

Anti-Atom-Demonstration am 13.11.99 in Berlin<br />

Blick über den Zaun<br />

20 ... Wohlig wärmt die Brennstoffzelle<br />

Beschreibung eines zukünftigen umweltfreundlichen Heizsystems<br />

mit gekoppelter Stromerzeugung<br />

für Einfamilienhäuser und Wohnungen<br />

21 ... Quote oder kostendeckende Vergütung für Kraft-<br />

Wärmekopplungs-Strom<br />

Eine Quotenregelung würde der Brennstoffzelle nicht gerecht<br />

29 ... Verbesserung von Aufwindkraftwerken<br />

Leserbrief mit verschiedenen Varianten und Verbesserungsvorschlägen<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Mängel im EnWG<br />

28 ... Leserbriefe zum<br />

Appellentwurf<br />

von Ralf Bischof,<br />

Diester Endeward,<br />

Michael Musil<br />

Nachrichten<br />

und Kommentare<br />

25 ... Nachrichten<br />

Leserbriefe<br />

28 ... Leserbriefe<br />

Vereinsnachrichten<br />

2 ..... Info-Stellen und<br />

Ansprechpartner<br />

Wo man persönliche Gespräche<br />

führen kann<br />

Impressum<br />

2 ..... Impressum<br />

5


Fümpf ist Trümpf<br />

SB SB<br />

SB SB<br />

Fünf Forderungen des <strong>SFV</strong> zum StrEG<br />

Für alle Anlagen erneuerbarer Energien wird eine Vergütung eingeführt, die abhängig<br />

vom Baujahr, von der Größe und bei Windanlagen von der Windhöffigkeit<br />

einen wirtschaftlichen Betrieb optimierter Anlagen ermöglicht - eine „kostendekkende<br />

Vergütung“ (KV). Dies halten wir für eine Selbstverständlichkeit ...<br />

Bei Solarstrom sind darüber hinaus einige Besonderheiten zu beachten<br />

Wolf von Fabeck<br />

5. Übergabepunkt<br />

1. Risikozuschlag<br />

Ein Risikozuschlag für wenig<br />

erprobte Technik in Höhe von jährlich<br />

2% der Investitionssumme muß<br />

in die Vergütungshöhe eingehen.<br />

2. Jahreserträge realitätsnah<br />

ansetzen<br />

800 kWh pro installiertem Kilowatt<br />

und Jahr sind der Berechnung<br />

der KV zugrundezulegen.<br />

3. Personal- und Sachkosten<br />

Berücksichtigung dieser Kosten<br />

sowohl für die Planung <strong>als</strong> auch für<br />

die Beaufsichtigung der Anlagen.<br />

SB<br />

SB<br />

SB SB<br />

5 SB SB<br />

4. Haftpflichtversicherung<br />

Die Berücksichtigung einer Haftpflichtversicherung<br />

neben der Anlagenversicherung<br />

halten wir für<br />

notwendig.<br />

Im Gegensatz zu den Betreibern<br />

von Atomkraftwerken wünschen<br />

wir keine gesetzliche Freistellung<br />

von der Haftpflichtversicherung,<br />

sondern eine Berücksichtigung der<br />

Kosten für die Haftpflichtversicherung<br />

in der Einspeisevergütung.<br />

Wenn auf diese Weise eine Gleichbehandlung<br />

sichergestellt ist, wird<br />

Solarstrom billiger <strong>als</strong><br />

Atomstrom!<br />

SB<br />

4 3<br />

SB SB<br />

Der Übergabepunkt ist so festzulegen,<br />

daß er unter Nutzung der<br />

gegebenen technischen Möglichkeiten<br />

und bei Abwägung der Interessen<br />

der Parteien möglichst geringe<br />

Kosten verursacht. Bereits vorhandene<br />

Leitungen in einer Kundenanlage<br />

sind zu nutzen. (Anmerkung:<br />

Dies entspricht einer „Durchleitung“<br />

des Solarstroms durch das Hausnetz<br />

des Kunden bis in das Netz des<br />

EVU. Siehe Solarbrief 3/96, Seite<br />

24-26.)<br />

6 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

SB


Zuwachs an PV-Anlagen durch<br />

kostendeckende Vergütung (KV)<br />

Unterstreichung bei Städten ohne zusätzliche staatliche Förderung<br />

Städte<br />

Aachen<br />

Amberg<br />

Blomberg<br />

Bonn<br />

Brühl<br />

Deggendorf<br />

Erding<br />

Erkrath<br />

Freising<br />

Fürstenfeldbr.<br />

Gütersloh<br />

Haltern<br />

Hammelburg<br />

Lemgo<br />

Lippstadt<br />

Lübeck<br />

Nürnberg<br />

Remscheid<br />

Roth<br />

Rothenburg<br />

Saarlouis<br />

Schwabach<br />

Soest<br />

Wedel<br />

Würzburg<br />

Gesamt<br />

Erfolg<br />

der KV:<br />

KV seit<br />

19.06.95<br />

01.01.99<br />

01.01.96<br />

01.08.95<br />

01.04.97<br />

01.01.98<br />

01.10.97<br />

01.07.98<br />

01.10.93<br />

01.01.96<br />

01.01.96<br />

01.01.96<br />

17.12.93<br />

01.07.95<br />

01.01.97<br />

01.06.96<br />

01.01.96<br />

01.05.95<br />

01.01.97<br />

01.08.97<br />

01.02.97<br />

01.01.97<br />

12.05.95<br />

01.11.96<br />

01.05.97<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Vor Einführung d. KV<br />

Anzahl kW<br />

25<br />

5<br />

0<br />

4<br />

1<br />

2<br />

0<br />

5<br />

2<br />

9<br />

0<br />

6<br />

1<br />

4<br />

1<br />

7<br />

15<br />

1<br />

1<br />

2<br />

1<br />

0<br />

3<br />

3<br />

11<br />

109<br />

41,61<br />

12,00<br />

0,00<br />

7,80<br />

1,00<br />

7,00<br />

0,00<br />

12,86<br />

2,13<br />

19,50<br />

37,40<br />

15,38<br />

1,80<br />

8,80<br />

4,00<br />

8,42<br />

30,00<br />

1,50<br />

3,96<br />

2,76<br />

1,30<br />

0,00<br />

11,42<br />

3,00<br />

23,07<br />

256,71<br />

+ 900 %<br />

Anlagenzahl<br />

Zuwachs:<br />

900 %<br />

Nach Einführung d. KV<br />

Anzahl KW<br />

203<br />

22<br />

5<br />

66<br />

10<br />

19<br />

19<br />

6<br />

30<br />

42<br />

175<br />

28<br />

8<br />

68<br />

17<br />

35<br />

177<br />

27<br />

13<br />

8<br />

7<br />

10<br />

36<br />

10<br />

49<br />

1090<br />

853,56<br />

50,00<br />

18,70<br />

774,00<br />

22,14<br />

48,40<br />

45,00<br />

9,30<br />

50,00<br />

100,00<br />

753,00<br />

87,50<br />

15,50<br />

242,00<br />

52,00<br />

95,53<br />

580,00<br />

234,00<br />

<strong>32</strong>,00<br />

14,87<br />

19,38<br />

18,00<br />

140,60<br />

28,20<br />

131,26<br />

4414,94<br />

+ 1600 %<br />

Install. Leistung<br />

Zuwachs:<br />

1600 %<br />

7


Anhörung zur Novellierung des Stromeinspeisungsgesetzes<br />

beim BMWi<br />

am 28.10.1999 beim Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie in Berlin.<br />

Eingeladen waren ca. 20 Vereine und Verbände, die sich für regenerative<br />

Energien einsetzen. Die Forderungen des Solarenergie-Fördervereins (S. 6)<br />

trug Martin Staffhorst vor. Aus seinem Bericht hier die wichtigsten Punkte:<br />

Zu Beginn der Sitzung erläuterten<br />

die Vertreter des Wirtschaftsministeriums,<br />

Dr. Mentz und Dr.<br />

Feuerborn, den bisherigen Stand der<br />

ministeriums-internen Diskussion.<br />

Die wichtigsten Neuerungen des<br />

vorläufigen Entwurfs sind:<br />

- Wegfall des 5%-Deckels<br />

- Vergütung von Strom aus<br />

Geothermie<br />

- Energieversorgungsunternehmen<br />

werden nicht mehr vom<br />

StrEG ausgeschlossen<br />

- die Vergütungen orientieren sich<br />

nicht mehr am Strompreis,<br />

sondern sind Festpreise, die im<br />

2-jährlichen Rhythmus überprüft<br />

werden sollen<br />

- Bei Biomasse sollen (wie bisher)<br />

nur Anlagen kleiner <strong>als</strong> 5 MW<br />

berücksichtigt werden.<br />

Das Ministerium will folgende<br />

Vergütungen vorschlagen:<br />

- für Biomasse 16,5 Pf/kWh<br />

- bei Wasserkraft wird die Vergütung<br />

auf das Niveau von 1999<br />

0,16 0,25<br />

eingefroren.<br />

- Bei Wind wurden keine Zahlen<br />

genannt, hier will das Ministerium<br />

offenbar die ihm vorliegenden<br />

widersprüchlichen Gutachten<br />

von DEWI und ENERCO<br />

auswerten.<br />

- Für die Photovoltaik denkt man<br />

an 25 Pf/kWh.<br />

Bei der anschließenden Diskussion<br />

wurde deutlich, daß die Vertreter<br />

des Ministeriums das Prinzip der<br />

Kostendeckung nicht anwenden<br />

wollen. Eine Kostendeckung aller<br />

alternativen Energien sei nicht vorgesehen,<br />

so Dr. Feuerborn, wohl<br />

auch im Hinblick auf die niedrige<br />

Solarvergütung.<br />

Auch das Verursacherprinzip<br />

wollte Dr. Feuerborn nicht angewendet<br />

wissen,, weil durchaus fraglich<br />

sei, ob die konventionellen Energien<br />

überhaupt die ihnen nachgesagten<br />

negativen Folgen hätten.<br />

Es kommt Bewegung in die Solarstromvergütung<br />

Kommentar des <strong>SFV</strong>:<br />

Hier ist von <strong>Seiten</strong> der Regierungskoalition<br />

noch viel Überzeugungsarbeit<br />

zu leisten. Letztlich wird<br />

die Entscheidung nicht durch das<br />

BMWi, sondern durch den Bundestag<br />

getroffen werden.<br />

Wichtig ist in diesem Zusammenhang<br />

auch die Beobachtung, daß<br />

bei dem teilnehmenden Vertreter des<br />

Umweltministeriums mehr Verständnis<br />

für die Position der Erneuerbaren<br />

Energie-Vertreter festzustellen<br />

war.<br />

Immerhin ist durchaus <strong>als</strong> positiv<br />

zu bewerten, daß auch die Beamten<br />

des Wirtschaftsministeriums<br />

mit jahrzehntelanger Ministerialerfahrung<br />

die Notwendigkeit erkennen,<br />

die Vergütung für Solarstrom<br />

anzuheben. Ein erster Schritt in die<br />

richtige Richtung! Das Tempo allerdings<br />

dürfte durchaus noch beschleunigt<br />

werden<br />

i el<br />

1,76 DM/kWh<br />

8 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Fümpf ist Trümpf<br />

SB SB<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

SB SB<br />

SB<br />

SB<br />

SB SB<br />

5 SB SB<br />

SB<br />

4 3<br />

SB<br />

SB SB<br />

Das fünfte Förderprogramm muß den<br />

Durchbruch für die Photovoltaik bringen<br />

Zum Ersten<br />

1990 Das Stromeinspeisungsgesetz<br />

verpflichtete die Stromversorger,<br />

Strom aus privaten Solaranlagen<br />

in ihr Netz aufzunehmen und<br />

sprach den Betreibern privater PV-<br />

Anlagen eine Vergütung von etwa<br />

17 Pfennigen pro Kilowattstunde zu.<br />

Bis dahin galt die Einspeisung von<br />

Solarstrom vielerorts <strong>als</strong> „krimineller<br />

Akt“.<br />

Der Windenergie brachte das<br />

Stromeinspeisungsgesetz einen rasanten<br />

Zuwachs, denn für Windanlagen<br />

an der Küste ist die Vergütung<br />

kostendeckend. Für Solarstrom<br />

allerdings lag die Vergütung um den<br />

Faktor 12 zu niedrig.<br />

Zum Zweiten<br />

1995 Das 1000 Dächerprogramm<br />

gewährt den Errichtern von Solar-<br />

stromanlagen einen Investitionszuschuß<br />

in Höhe von 70 Prozent (in<br />

den neuen Bundesländern sogar 75<br />

Prozent der Investitionssumme.<br />

Vom Bund stammten 50% von den<br />

Ländern 20% der Zuschüsse.<br />

Zum Dritten<br />

1995 Verschiedene Länderprogramme<br />

gewähren unterschiedliche<br />

Investitionszuschüsse, z.B. das<br />

REN-Programm des Landes NRW<br />

gewährt Zuschüsse bis 49 % der<br />

Investitionssumme.<br />

Nachteil der Länderprogramme<br />

war und ist das jährliche Stop and<br />

Go entsprechend der jeweiligen Erschöpfung<br />

des alten und Verabschiedung<br />

des neuen Haushalts<br />

Zum Vierten<br />

1999 Das 100.000 Dächerpro-<br />

gramm gewährt Errichtern von Anlagen<br />

einen zinslosen Kredit und<br />

schenkt ihnen die letzte Rückzahlungsrate.<br />

Der Geldwert des Programms<br />

wird mit etwa 35 % der<br />

Investitionssumme veranschlagt.<br />

Den Rest trägt der Anlagenbetreiber.<br />

Es werden <strong>als</strong>o weiterhin nur<br />

opferbereite Idealisten angesprochen.<br />

Zum Fünften<br />

2000 Durch eine Verbesserung<br />

der Einspeisevergütung für Solarstromanlagen<br />

im Stromeinspeisungsgesetz<br />

zur kostendeckenden<br />

Vergütung kann ab April 2000 ein<br />

Boom im Bau von Solaranlagen ausgelöst<br />

werden.<br />

Schaun wir mal!<br />

9


Europa auf dem Weg zur Energiewende<br />

Europäische Studie zeigt Perspektiven auf. Die Energiewende ist technisch<br />

machbar und sie ist bezahlbar. Voraussetzung ist der politische Wille.<br />

Studien sind keine Beweise, aber<br />

sie können Anstöße geben. In diesem<br />

Sinn machen wir hier aufmerksam<br />

auf eine Europäische Studie<br />

mit dem Titel: “Long-Term integration<br />

of renewable energies into the<br />

European energy system”<br />

Wie bewertet man Studien?<br />

Eine Studie von Marlborough<br />

über die gesundheitlichen Auswirkungen<br />

des Passivrauchens hat -<br />

wie leicht einzusehen - wenig Aussagekraft.<br />

Wichtigste Beurteilungskriterien<br />

einer Studie sind: Auftraggeber,<br />

Auftragnehmer, Rahmenbedingungen,<br />

Sorgfalt und Fehlerfreiheit<br />

der Durchführung, Ergebnis.<br />

Auftraggeber und -nehmer<br />

Auftraggeber war die Europäische<br />

Kommission. Auftragnehmer<br />

waren 19 Wissenschaftler der For-<br />

Kohle<br />

Erdöl<br />

Nuklear<br />

Erdgas<br />

schungsinstitute: CIRED (Paris),<br />

Faculte Polytechnique de Mons<br />

(Belgien), Roskilde University (Dänemark),<br />

Wuppertal Institut, Zentrum<br />

für Europäische Wirtschaftsforschung<br />

(Mannheim).<br />

Rahmenbedingungen<br />

Keine Energieimporte aus außereuropäischen<br />

Ländern. Nur Technik<br />

wird berücksichtigt, die käuflich<br />

erwerbbar ist. Lebensstandard<br />

europaweit wie heute in Nordeuropa.<br />

Bei Windenergie werden nur 30 %<br />

aller Standorte mit über 5m/s Windgeschwindigkeit<br />

nach dem Europäischen<br />

Windatlas berücksichtigt,<br />

Kostenreduktion 20 %. Dazu Off-<br />

Shore-Anlagen mit 3050 TWh/a;<br />

Kosten 30 % höher <strong>als</strong> On-Shore-<br />

Anlagen.<br />

Keine Flächenversiegelung durch<br />

Photovoltaik: Alle ungefähr süd-<br />

Sustainable Energy Scenario for Europe<br />

Wasser<br />

wärts ausgerichteten Dächer und<br />

Fassaden seien mit PV-Zellen belegt<br />

(Systemwirkungsgrad 18 %<br />

bzw. 11 %). Kosten etwa 20 %<br />

über den Off-Shore-Windanlagen.<br />

Zwei unterschiedliche Szenarien:<br />

Das Fair-Market Scenario: Externe<br />

Kosten in Höhe von 12 bis 22 Pf/kWh<br />

werden den konventionellen Energien<br />

über eine Energiesteuer auferlegt.<br />

Das Sustainable Scenario geht von<br />

Normen und Regulierungen aus,<br />

durch die die Energieeffizienz und<br />

der Einsatz erneuerbarer Energien<br />

gesteigert werden können.<br />

Ergebnisse im Sustainable<br />

Scenario:<br />

Entwicklung s. Diagramm. Energiekosten<br />

2050 sind 3,8 Pf/kWh<br />

teurer <strong>als</strong> 1990, Verteuerung wird<br />

ausgeglichen durch geringeren Energieverbrauch.<br />

Energieeinsparung,<br />

Wirkungsgradverbesserung<br />

und Solararchitektur<br />

Wind<br />

Solar<br />

Biomasse<br />

1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050<br />

10 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Fümpf ist Trümpf<br />

SB SB<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

SB SB<br />

SB<br />

SB<br />

SB SB<br />

5 SB SB<br />

SB<br />

4 3<br />

SB<br />

SB SB<br />

Fünf erneuerbare Energien bedeuten das<br />

Ende der bisherigen Energiewirtschaft<br />

Wasserkraft<br />

seit Jahrhunderten<br />

erprobt, zuverlässig<br />

und<br />

ausdauernd<br />

Windenergie<br />

Energie für<br />

Menschen mit<br />

Abenteurer blut.<br />

Jahrtausende die<br />

einzige Antriebsenergie<br />

auf See.<br />

Schon von Kindern beim Spiel<br />

mit Drachen oder Windrad genutzt.<br />

Biomasse<br />

Geschenk der<br />

Natur. Speicherbar<br />

und<br />

fast überall zu<br />

gewinnen,<br />

S o l a r e n e r g i e<br />

lautlos faszinierende<br />

Technik.<br />

Lieblingsenergie<br />

der Deutschen.<br />

Größtes Potential<br />

und größtes<br />

Verbilligungspotential. Ideale<br />

Technik für die Dezentralisierung,<br />

deshalb gefürchtet von den<br />

Stromversorgern.<br />

Zusammen ergeben sie einen<br />

E n e r g i e m i x ,<br />

der die Energiegewinnung<br />

aus fossilen<br />

und nuklearen<br />

Quellen vollständig<br />

ablösen kann. Siehe<br />

dazu die Erläuterungen<br />

S. 10.<br />

Die Stärke der<br />

Erneuerbaren liegt<br />

im Zusammenwirken:<br />

Solarenergie,<br />

wenn die Sonne<br />

scheint, Windenergie,<br />

wenn der Wind<br />

weht, Wasserkraft<br />

das ganze Jahr hindurch<br />

und die Biomasse<br />

füllt die Lükken<br />

im Angebot.<br />

11


Bündnis für Arbeit und Umwelt<br />

Heinz Putzhammer, Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes des<br />

Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hielt am 21. Oktober 1999 anläßlich<br />

der gemeinsamen Tagung „Bündnis für Arbeit und Umwelt“ im Reichstag - Berlin<br />

vor über 800 Zuhörern eine vielbeachtete Rede. Einige seiner Aussagen geben<br />

wir nachfolgend stark gekürzt wieder.<br />

Viele Menschen haben mit dem<br />

Regierungswechsel die Erwartung<br />

verbunden, dass mit dem rot-grünen<br />

Regierungswechsel auch ein<br />

Politikwechsel in der Umweltpolitik<br />

stattfindet und die ökologische Modernisierung<br />

des Landes wieder an<br />

Fahrt gewinnt.<br />

Die Koalitionsvereinbarung<br />

der Bundesregierung ist eine gute<br />

Grundlage, doch die sozial-ökologische<br />

Reformstrategie ist erst<br />

in Ansätzen sichtbar.<br />

Um Fortschritte zu erreichen,<br />

wollen wir mithelfen und unsere<br />

Unterstützung anbieten.<br />

Unser Land ist mit zwei großen<br />

Herausforderungen konfrontiert:<br />

Zum einen die fortschreitende<br />

Zerstörung der natürlichen<br />

Lebensgrundlagen und zum anderen<br />

die dramatisch hohe Massenarbeitslosigkeit.<br />

Feststellen müssen wir: In beiden<br />

Bereichen - Massenarbeitslosigkeit<br />

und Umweltzerstörung -<br />

fehlt es noch an konkreten Maßnahmen<br />

und an einer zusammenhängenden<br />

Strategie, die den zu lösenden<br />

Problemen angemessen wären.<br />

Wir befinden uns durchaus<br />

mitten in einem existenziellen<br />

Wettlauf, die lebensbedrohliche<br />

Natur- und Umweltzerstörung<br />

durch ein ökologisch verträgliches<br />

Wirtschaften zu ersetzen.<br />

Der Vorstoß von BDI-Chef<br />

Henkel, wenige Tage vor dieser Konferenz<br />

durch einen Brief an Bundeskanzler<br />

Schröder sich aus der<br />

eigenen freiwilligen Selbstverpflichtung<br />

zum Klimaschutz zu verab-<br />

schieden, wird vom BDI mit dem<br />

Wettbewerbsargument begründet.<br />

Diese Argumentation fällt bei Bundeskanzler<br />

Schröder immer auf<br />

fruchtbaren Boden.<br />

Es hat nur einen entscheidenden<br />

Nachteil, das Wettbewerbsargument<br />

wird von der Natur<br />

nicht akzeptiert!<br />

Außerdem könnte man mit diesem<br />

Argument alle Bemühungen zur<br />

Nachhaltigen Entwicklung beerdigen.<br />

Wir sind der Auffassung, dass<br />

die Verbindung von Arbeit und Umwelt<br />

einen Beitrag leisten kann, die<br />

Umwelt zu entlasten und zukunftsfähige<br />

Arbeitsplätze zu schaffen. Wir<br />

wollen der Umwelt und den Arbeitslosen<br />

mit einer gemeinsamen<br />

Strategie helfen. Deshalb wollen wir<br />

ein Bündnis für Arbeit und Umwelt.<br />

Langfristig denken, heißt<br />

nicht, Probleme auf die lange<br />

Bank zu schieben.<br />

Uns geht es jetzt darum, möglichst<br />

rasch alle gesellschaftlichen<br />

Kräfte zu mobilisieren und praktikable<br />

konkrete Handlungsvorschläge,<br />

gemeinsam mit Bundesregierung,<br />

Wirtschaft und Gewerkschaften<br />

umzusetzen.<br />

Im Zentrum muss dabei stehen,<br />

den Faktor Arbeit zu entlasten<br />

und den Energie- und Rohstoffverbrauch<br />

zu verteuern. Der<br />

Strategiewechsel heißt, wir brauchen<br />

nicht nur eine Steigerung<br />

der Arbeitsproduktivität, sondern<br />

auch eine Steigerung der Energie-undRessourcenproduktivität.<br />

Der Kampf gegen die Arbeitslo-<br />

sigkeit ist die oberste politische Priorität<br />

der Bundesregierung. Daran<br />

werden wir ihren politischen Erfolg<br />

messen. Die rot-grüne Regierung<br />

wird aber auch an ihren umweltpolitischen<br />

Ergebnissen gemessen,<br />

Nach Auffassung des DGB kann<br />

die Verknüpfung von Umweltpolitik<br />

und Beschäftigungspolitik ein<br />

Schlüssel zum Erfolg in beiden Politikfeldern<br />

sein.<br />

Es muss gelingen, Umweltpolitik<br />

zum Beschäftigungsmotor<br />

zu machen, dann wird das Bündnis<br />

für Arbeit auch ein Bündnis<br />

für Arbeit und Umwelt sein.<br />

Dabei verschweigen wir nicht,<br />

dass es im Spannungsverhältnis<br />

zwischen Ökonomie und Ökologie<br />

soziale Konflikte gibt. Wir sind uns<br />

darüber im Klaren, dass bei allen<br />

positiven Beschäftigungseffekten,<br />

im Einzelfall nicht immer da, wo<br />

vielleicht ein Arbeitsplatz wegfällt,<br />

gleichzeitig auch ein neuer in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft entsteht.<br />

Nachhaltige Entwicklung ist<br />

unser Ziel; dies wird im stärkeren<br />

Umfang integrierte Technologien<br />

erfordern, die auch weniger<br />

beschäftigungsintensiv sein<br />

können. Aber: Wer das Bündnis<br />

zwischen Arbeit und Umwelt<br />

nicht sucht, wird die Zukunft mit<br />

noch viel größeren Gefahren,<br />

Risiken und Konflikten belasten.<br />

Mit seiner Initiative hat der DGB<br />

den Fachdialog Umwelt im Bündnis<br />

für Arbeit angestoßen. Hierzu hat<br />

der DGB mit seinen Gewerkschaften<br />

das Ihnen vorliegende DGB-Positionspapier<br />

erarbeitet und in das<br />

Bündnis für Arbeit eingebracht.<br />

12 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Fünf Säulen im Positionspapier des DGB zum Bündnis für Abeit und Umwelt<br />

Das Positionspapier basiert auf<br />

fünf (Anmerkung der Redaktion:<br />

Fümpf ist Trümpf!) Säulen:<br />

- Stärkung des Umweltordnungsrechtes<br />

- Einsatz von marktwirtschaftlichen<br />

Instrumenten der Umweltpolitik<br />

- Stärkung der Eigenverantwortung<br />

im Umweltschutz<br />

- Ausbau von FuE, Bildung und<br />

Förderung<br />

- Stärkung der Beteiligung der<br />

Arbeitnehmer und Gewerkschaften<br />

Unternehmensberatung Kaiser hat<br />

festgestellt, dass der ehemalige Exportweltmeister<br />

im Bereich des Exports<br />

von Umwelttechnologien seine<br />

Spitzenposition eingebüßt hat.<br />

Bereits die Vorgängerregierung wurde<br />

vom Sachverständigenrat für<br />

Umweltfragen vor einer zukunftsgefährdenden<br />

Vernachlässigung des<br />

Umweltschutzes gewarnt und die<br />

Politiker dringend zum Handeln aufgefordert.<br />

Von der rot-grünen Bundesregierung<br />

erwarte ich deshalb,<br />

dass sie diesen negativen Trend mit<br />

einer aktiven staatlichen Umweltpolitik<br />

umkehrt. Denn aktive staatliche<br />

Umweltpolitik hat bis zu Beginn<br />

der 90er Jahre zu steigenden Umweltschutzinvestitionen<br />

und damit<br />

auch zu steigender Beschäftigung<br />

im Bereich des Umweltschutzes geführt.<br />

Rund 1 Million Arbeitsplätze<br />

im Umweltschutz sind eine positive<br />

Bilanz.<br />

Grundlage für diese Innovationen<br />

im Umweltbereich waren nicht<br />

die Unternehmen selbst, sondern eine<br />

am Vorsorgeprinzip orientierte Umweltpolitik<br />

und Anforderungen der<br />

Umweltpolitik, die sich am Stand<br />

der Technik orientiert haben. -<br />

Deshalb ist an diese aktive Umweltpolitik<br />

wieder anzuknüpfen, da<br />

hierdurch notwendige Umweltinvestitionen,<br />

Umweltentlastungen<br />

sowie umweltverträgliche und gesundheitsverträgliche<br />

Arbeitsplätze<br />

geschaffen werden.<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Deregulierung bringt unsere<br />

Gesellschaft nicht weiter.<br />

Um an die vorgenannte positive<br />

Entwicklung wieder anzuschließen,<br />

haben wir in dem vorliegenden<br />

DGB-Positionspapier 79 Maßnahmen<br />

und lnvestitionsvorschläge entwickelt.<br />

Die Vorschläge umfassen<br />

10 Themenbereiche: Vom Gewässerschutz<br />

über Abfall, Klimaschutz<br />

bis hin zum Export von Umwelttechnologien.<br />

In der Umsetzung der<br />

DGB-Vorschläge steckt ein Beschäftigungspotential<br />

von schätzungsweise<br />

500.000 Arbeitsplätzen.<br />

Die Beschäftigungspotentiale<br />

sind offensichtlich vorhanden, nur<br />

sie werden nicht genutzt. Nach<br />

unserer Auffassung ist die Politik<br />

gefordert, jetzt zu handeln.<br />

(...) Bei der gezielten Nutzung<br />

der Photovoltaik und Windenergie,<br />

so eine Studie der Fraunhofer-Gesellschaft,<br />

erhalten insgesamt<br />

30.000 Personen eine Arbeit.<br />

(Anmerkung der Redaktion:<br />

Dies ist nur eines von vielen durch<br />

Heinz Putzhammer genannten Beiuspielen)<br />

Notwendig ist die Förderung des<br />

Exports von Umwelttechnologien,<br />

durch Setzung von Umweltstandards<br />

auf hohem Niveau in Europa sowie<br />

auf internationaler Ebene, durch bessere<br />

Erschließung und Nutzung für<br />

die produzierende Umwelttechnologie-Industrie<br />

sowie Umweltdienstleister,<br />

durch befristete Markteinführungshilfen<br />

für fortschrittliche Umwelttechnologien<br />

(...)<br />

Mit Sorge beobachten wir den<br />

Kurswechsel, der bei der grünen<br />

Partei von Bündnis 90/Die Grünen<br />

diskutiert wird. So war zumindest<br />

vor drei Wochen im Handelsblatt<br />

nachzulesen - ich zitiere - „Mit einem<br />

Appell für mehr Deregulierung,<br />

Marktfreiheit und Liberalisierung<br />

streben die Grünen ein wirtschaftsfreundlicheres<br />

Profil an.“<br />

Ich sage dazu: Nur die Starken<br />

können sich einen schwachen Staat<br />

leisten. Dies gilt im übertragenen<br />

Sinne auch für die Umwelt.<br />

Denn die Natur sitzt bei den<br />

Verhandlungen zwischen Kapital<br />

und Arbeit nicht mit an dem<br />

„runden Tisch“. Sie hat keine<br />

starke Lobby. Wer anders <strong>als</strong><br />

der Staat soll sie vertreten? Die<br />

Staatszielbestimmung im Grundgesetz<br />

unterstreicht, daß der<br />

Staat sich nicht aus der Verantwortung<br />

stehlen kann.<br />

(...) Um die notwendigen Entscheidungen<br />

zu treffen und die Weichen<br />

für ein Bündnis für Arbeit und<br />

Umwelt richtig zu stellen, ist grundsätzlich<br />

folgendes zu beachten:<br />

Selbst umweltengagierte Unternehmen,<br />

die sich die Stärkung der<br />

Eigenverantwortung im Umweltschutz<br />

auf das Panier geschrieben<br />

haben, beispielsweise Umweltmanagementsysteme<br />

eingeführt haben,<br />

werden auch zukünftig Erfolge<br />

nur in Bereichen erzielen können,<br />

in denen sich der Umweltschutz<br />

auch tatsächlich rechnet.<br />

(...) In den Bereichen, in denen<br />

Umweltschutz betriebswirtschaftliche<br />

Kosten verursacht, sind die Unternehmen,<br />

auch umweltengagierte<br />

Unternehmen, überfordert, ein Eigeninteresse<br />

an mehr Umweltschutz<br />

zu entwickeln. Denn sie können<br />

nicht mehr Umweltschutz betreiben,<br />

<strong>als</strong> ihre Mitwettbewerber, mit<br />

denen sie in Konkurenz stehen.<br />

Deshalb muss der Staat die<br />

notwendigen umweltpolitischen<br />

Rahmenbedingungen setzen, deren<br />

Umsetzung garantieren und<br />

deren Einhaltung überwachen.<br />

Das Bündnis für Arbeit und<br />

Umwelt könnte zu einem Erfolgsmodell<br />

der rotgrünen Bundesregierung<br />

werden. Dafür will der<br />

DGB die Unterstützung der Regierung,<br />

der Wirtschaft, der Umweltverbände<br />

und anderer gesellschaftlicher<br />

Gruppen gewinnen.<br />

(Hervorhebungen und Kürzungen<br />

durch die Redaktion)<br />

13


Gefahren der Atomenergie<br />

Ein Redebeitrag von Volker Hartenstein,<br />

umwelt- und energiepolitischer Sprecher<br />

der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />

im Bayerischen Landtag<br />

Gefahren der Atomenergie in<br />

der Ausstiegsdebatte in den<br />

Hintergrund gedrängt!<br />

Die nicht enden wollende Debatte<br />

um die Frage, auf welche Weise<br />

der Ausstieg aus der Atomenergie<br />

vollzogen werden soll, ist mit einem<br />

großen Nachteil verknüpft: Das<br />

ständige Hin und Her ist nicht nur<br />

verwirrend, sondern drängt insbesondere<br />

den eigentlichen Kernpunkt<br />

der Gesamtproblematik in den Hintergrund:<br />

die Gefahren, die von dem<br />

Gesamtkomplex Atomenergie ausgehen.<br />

Wir ergreifen deshalb heute die<br />

Chance, insbesondere noch einmal<br />

all diejenigen anzusprechen, die nicht<br />

ausschließlich von Technikgläubigkeit<br />

geblendet und der Unfehlbarkeit<br />

der Menschen überzeugt sind.<br />

Folgen Sie einmal unvoreingenommen<br />

unseren Gedankengängen.<br />

Wir sind uns sicher, wir werden<br />

den einen oder anderen von Ihnen<br />

überzeugen können.<br />

Tausende Tote jährlich durch<br />

Abbau von Uranerzen!<br />

Der Prozess des Uranerzabbaus<br />

ist nicht mehr nur wie bei den fossilen<br />

Energieträgern umweltbelastend,<br />

sondern auch unverantwortbar.<br />

Jede Kilowattstunde Atomstrom,<br />

die verbraucht wird, erzeugt<br />

mehrere Kubikmeter strahlenden<br />

Abfall, in irgendeiner Gegend auf<br />

dieser Welt. Und Tausende von<br />

Menschen sterben jährlich weltweit<br />

an den Folgen der damit verknüpften<br />

radioaktiven Belastungen.<br />

Wer das nicht wahrhaben will,<br />

sollte nur einmal unweit von hier in<br />

Sachsen bei der ehemaligen<br />

Wismut-AG recherchieren.<br />

Mit Milliardenbeträgen<br />

versucht<br />

man dort derzeit, zumindest<br />

die schlimmsten<br />

Landschaftsschäden einigermaßen<br />

in den Griff<br />

zubekommen. Der Abbau<br />

von 200 Mio t Uranerz<br />

hat hier insgesamt<br />

ca. <strong>32</strong>0 Mio m³ Abraum<br />

und ca. 200 Mio m³ giftige<br />

und radioaktive Aufbereitungsrückstände<br />

entstehen lassen.<br />

Verstrahlungen<br />

durch atomare Blitze<br />

infolge menschlicherUnzulänglichkeiten<br />

oder technischen<br />

Versagens!<br />

Abgebautes Uranerz enthält das<br />

spaltbare Radioisotop 235/92 U in<br />

zu geringen Mengen. Konversionen,<br />

Anreicherungen und die eigentliche<br />

Brennelementeherstellung schließen<br />

sich an. Alles Prozesse, die - wie<br />

der jüngste Kritikalitätsunfall in Tokaimura<br />

zeigt - außer Kontrolle geraten<br />

und dann für Mensch und<br />

Natur verheerende Folgen haben<br />

können. Rund 60 mal - so wurde<br />

zwischenzeitlich bekannt - soll es<br />

seit Beginn der Nutzung der Atomenergie<br />

in Forschungs- oder Anreicherungsanlagen<br />

bislang unkontrollierte<br />

atomare Blitze mit starker<br />

Gamma- und Neutronemission wie<br />

in Tokeimura gegeben haben.<br />

Menschliche Unzulänglichkeiten<br />

oder technisches Versagen waren<br />

dafür die Ursache. Und niemand<br />

wird beide, auch in Zukunft, aus-<br />

Der Autor:<br />

Volker Hartenstein<br />

(Jahrgang<br />

1943, verheiratet,<br />

zwei Töchter,Studiendirektor<br />

a.D. Biologie,<br />

Chemie,<br />

Physik und<br />

Sport) ist seit<br />

1994 MdL von Bayern.<br />

Er ist umwelt- und energiepolitischer Sprecher<br />

der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen<br />

im Bayerischen Landtag und Leiter des<br />

Arbeitskreises Ökologie, außerdem stellvertretender<br />

Vorsitzender des Ausschusses<br />

für Landesentwicklung und Umweltfragen.<br />

Volker Hartenstein ist Gründungsmitglied<br />

der Deutschen Umweltstiftung, Mitglied<br />

des Bund Naturschutz in Bayern e.V. ,<br />

des Verkehrsklub Deutschland, von Pro<br />

Bahn sowie der Interessengemeinschaft<br />

Kommunale Trinkwasserversorgung in<br />

Bayern.<br />

schließen können.<br />

Schäden in Billionenhöhe<br />

und Hunderttausende an Toten<br />

bei Eintritt des sogenannten<br />

Restrisikos!<br />

Ungleich schwerer allerdings zählt<br />

das sogenannte Restrisiko während<br />

des normalen Reaktorbetriebs. Die<br />

Erkenntnislage über die damit verbundenen<br />

Gefährdungen hat sich in<br />

den letzten Jahren erheblich geändert.<br />

Zwei Beispiele sollen das belegen:<br />

Nach Neubewertung der Atombombenabwurf-Daten<br />

von Hiroshima<br />

und Nagasaki schätzt die InternationaleStrahlenschutzkommission<br />

(ICRP) in ihrer Publikation Nr.<br />

60 (1990) das Risiko, an radioaktiver<br />

Strahlung zu sterben, viermal<br />

höher ein <strong>als</strong> zuvor. Das zu erwar-<br />

14 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


tende Schadensausmaß beim Normalbetrieb<br />

von kerntechnischen<br />

Anlagen sowie bei Störfällen und<br />

Unfällen erhöht sich gegenüber dem<br />

früheren Wissensstand folglich entsprechend.<br />

Nicht zuletzt deshalb<br />

wird zur Zeit die Strahlenschutzverordnung<br />

novelliert.<br />

Der Reaktorunfall in Tschernobyl<br />

hat Konsequenzen gehabt, die bislang<br />

nicht in die deutschen Berechnungsvorschriften<br />

der Störfallfolgen<br />

umgesetzt sind. In der Ukraine<br />

zeigt sich bei Kindern ein massiver<br />

Anstieg der Rate an Schilddrüsentumoren,<br />

der nach bisherigem<br />

Kenntnisstand innerhalb der seit dem<br />

Unfall verstrichenen Zeit so bei weitem<br />

nicht erwartet worden war.<br />

In Konsequenz dieser Erkenntnisse<br />

hat der Gesetzgeber 1994 die<br />

Genehmigung neuer Atomkraftwerke<br />

davon abhängig gemacht, dass<br />

für sie auch die Auswirkungen einer<br />

Kernschmelze auf die engste<br />

Umgebung des Kraftwerks beschränkt<br />

bleiben müssen. Im Klartext<br />

bedeutet das: Sämtliche laufende<br />

AKWs in der BRD<br />

wären heute nicht mehr<br />

genehmigungsfähig,<br />

würde man denselben<br />

Maßstab auch an sie<br />

anlegen. Denn trotz aller<br />

Nachrüstungen kann<br />

- so die Auffassung kritischer<br />

Wissenschaftler<br />

übereinstimmend - in<br />

ihnen eine Kernschmelze<br />

noch immer nicht<br />

völlig ausgeschlossen<br />

werden. Und verbunden<br />

damit ein Versagen des<br />

Containments, sodass<br />

innerhalb einiger Stunden,<br />

spätestens jedoch<br />

nach wenigen Tagen<br />

ungeheuere Mengen an<br />

Radioaktivität freigesetzt<br />

würden. Mit unvorstellbaren<br />

Folgen!<br />

Das wahrscheinliche<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Schadensausmaß bei Reaktorunfällen<br />

- das ich anspreche - ist in<br />

mehreren Studien untersucht worden.<br />

Die Ergebnisse wurden 1992<br />

im Auftrag des damaligen BMWi in<br />

der PROGNOS-Schriftenreihe<br />

„Identifizierung und Internalisierung<br />

Externer Kosten“ der Energieversorgung<br />

zusammengefaßt. Die Verfasser<br />

der neueren Arbeiten gehen<br />

dabei für den Fall einer Kernschmelze<br />

mit Containmentversagen<br />

- von Hundertausenden bis 1,7<br />

Mio Krebstoten und<br />

- Schadenssummen von bis zu<br />

mehreren Billionen DM<br />

in einem dichtbesiedelten Gebiet<br />

der BRD aus. Und nicht einmal mitberücksichtigt<br />

sind in diesen Zahlen<br />

die Schäden, die sich einer finanziellen<br />

Betrachtung entziehen (soziale,<br />

kulturelle, psychologische).<br />

Ich frage Sie, meine Damen und<br />

Herren der CSU-Fraktion und der<br />

Staatsregierung, die Sie sich so vehement<br />

für den Weiterbetrieb der<br />

Kernkraftwerksanlagen einsetzen,<br />

wie Sie diesen Unsicherheitsfaktor<br />

mit ihrem Gewissen vereinbaren<br />

können? Auch wenn die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

für den GAU<br />

sehr klein ist, muß das verbleibende<br />

sog. Restrisiko doch primär unser<br />

Denken und politisches Handeln bestimmen.<br />

Unkalkulierbare Risiken bei<br />

Unfällen mit Transportbehältern<br />

Doch damit nicht genug. Abgebrannte<br />

Brennelemente enthalten neben<br />

nicht spaltbarem Uran noch verbliebenes<br />

235/92 U sowie zwischenzeitlich<br />

entstandenes Plutonium. Diese<br />

radioaktive Last muß nach einer<br />

verübergehenden Lagerung am<br />

Kraftwerksort durch die Republik<br />

transportiert werden, zur Wiederaufarbeitung<br />

ins Ausland oder in ein<br />

Zwischen- bzw. später Endlager.<br />

Gleichgültig wohin der Weg auch<br />

führt, gravierende Unfälle, die die<br />

Behältnisse ernsthaft beschädigen<br />

könnten, sind auch hier nicht ausgeschlossen.<br />

Und sagen Sie nicht,<br />

die Behälter seien absolut sicher.<br />

Karikatur: Paul Schmolze<br />

15


Das gilt nicht einmal für den Typ B,<br />

zu dem die sogenannten Castoren<br />

gehören. Selbst für sie können Schäden<br />

am Dichtsystem bei sehr<br />

schweren Unfällen auftreten. Im<br />

übrigen sind Castoren auch nur zu<br />

ca. 10% an allen Transporten beteiligt.<br />

Mögliche Unfälle sind jedoch nicht<br />

die einzige Gefahr, die vom Transport<br />

radioaktiver Stoffe ausgeht.<br />

Auch bei normalem Transportverlauf<br />

kann durch die trotz Abschirmungsmaßnahmen<br />

aus dem Behälter<br />

gelangende Strahlung eine unzulässige<br />

Belastung hervorgerufenwerden.<br />

Hinzu kommen - wie schließlich<br />

im April 1998 bekannt wurde - bewusst<br />

in Kauf genommene und überlange<br />

Zeit verheimlichteÜberschreitungen<br />

von international gültigen<br />

Grenzwerten um das Mehrtausendfache<br />

infolge von Oberflächenkontaminationen.<br />

Radioaktive Verseuchung der<br />

Menschen, Meere und Landschaften<br />

durch Wiederaufarbeitung!<br />

Natürlich kann man die Auffassung<br />

vertreten, die Atomanlagen La<br />

Hague und Sellafield liegen nicht in<br />

Bayern. Eine solche Argumentation<br />

greift allerdings zu kurz. Noch immer<br />

lagern dort mehrere Tausend<br />

Tonnen abgebrannter Brennelemente<br />

aus bundesrepublikanischen und<br />

damit teilweise auch aus bayerischen<br />

Atomkraftwerken und warten auf<br />

einen die Meere, Landschaften und<br />

Menschen verseuchenden Prozess:<br />

die Wiederaufarbeitung. Und schon<br />

können es die Betreiber der Kernkraftwerke<br />

kaum mehr erwarten,<br />

bis grünes Licht für neue Abtransporte<br />

gegeben ist. 40.000 bis 60.000<br />

Krebserkrankungen und genetische<br />

Schäden wird die Wiederaufarbeitung<br />

deutscher Brennelemente auslösen,<br />

die allein seit Beginn der 90er<br />

Jahre - <strong>als</strong>o nach Verzicht auf die<br />

Wiederaufarbeitungsanlage Wakkersdorf<br />

- mit Frankreich (La<br />

Hague) und Großbritannien (Sellafield)<br />

vereinbart worden ist. Das<br />

geht aus einer Studie hervor, die<br />

das Otto-Hug-Strahleninstitut im<br />

Auftrage der Freien und Hansestadt<br />

Hamburg vor kurzem veröffentlicht<br />

hat. Das Institut griff dabei auf Untersuchungen<br />

zurück, die in den<br />

80er Jahren im Auftrag der EU-<br />

Kommission durchgeführt und deren<br />

Ergebnisse in die UNSCEAR-<br />

Berichten (United Nations Scientific<br />

Committee on the Effects of<br />

Atomic Radiation) an die Vollversammlung<br />

der Vereinten Nationen<br />

aufgenommen worden waren.<br />

Erste Schäden seien schon in<br />

Form einer Häufung kindlicher<br />

Leukämien in der Umgebung der<br />

Atomanlagen sichtbar gewordene<br />

Nur ein sofortiger Stop der Wiederaufarbeitung<br />

könne das Ausmaß der<br />

bösartigen Erkrankungen eindämmen.<br />

Wir fragen Sie, meine Damen und<br />

Herren der CSU-Fraktion, wie können<br />

Sie diese weiträumigen Verseuchungen<br />

infolge des Betriebs von<br />

Atomkraftwerken stützen? Denken<br />

Sie nicht an die unheilbar Erkrankten<br />

und die geschundene Natur?<br />

Furchtbare Hinterlassenschaften<br />

für unzählige Generationen<br />

durch Endlagerung!<br />

Und was bleibt am Ende einer<br />

solchen Art High-Tech-Energiebereitstellung:<br />

Langlebige, hochgiftige<br />

und stark wärme- sowie radioaktiv<br />

strahlende Abfälle, für die es<br />

weltweit noch immer kein sicheres<br />

Entsorgungskonzept gibt und wohl<br />

auch künftig nicht geben wird. Zu<br />

viele Aspekte sind es, die Sorgen<br />

bereiten, da sie ungelöst sind: Gasentwicklung<br />

durch Zersetzungsvor-<br />

gänge, Aufbau hoher Drucke, Rißbildungen<br />

in den Salz- oder Gesteinsformationen,<br />

Wassereinbrüche<br />

und Korrosionserscheinungen.<br />

Wie sollen - so fragen wir - derartige<br />

Entwicklungen über Jahrtausende<br />

hinweg ausgeschlossen werden?<br />

Es ist schon wirklich der helle<br />

Wahnsinn, dass der Mensch mit<br />

einer durchschnittlichen Lebenszeit<br />

von ca. 75 Jahren Tausende von<br />

Tonnen an extrem gefährlichen Abfällen<br />

produziert, die unzählige Generationen<br />

nach uns in Atem halten<br />

werden.<br />

Es gibt keine Alternative zum<br />

„schnellstmöglichen“ Ausstieg<br />

aus der Atomenergie!<br />

Meine sehr verehrten Damen und<br />

Herren, die aufgezeigten, nicht widerlegbaren<br />

Risiken der sog. friedlichen<br />

Nutzung der Atomenergie machen<br />

deutlich, dass es keinen anderen<br />

Weg geben darf, <strong>als</strong> den<br />

schnellstmöglichen Ausstieg. Diese<br />

Forderung wird nicht von ideologisch<br />

Verblendeten oder technologiefeindlichen<br />

Hinterwäldlern erhoben,<br />

sondern von Menschen, denen<br />

es um mehr geht <strong>als</strong> um vermeintliche<br />

wirtschaftliche Vorteile für ein<br />

oder zwei Generationen, nämlich um<br />

ein vorausschauendes, verantwortbares<br />

Handeln. Konzentrieren wir<br />

deshalb all unsere Kreativität auf<br />

Maßnahmen der Energieeinsparung,<br />

der rationellen Energienutzung, der<br />

Kraft-Wärme-Kopplung und der<br />

Erneuerbaren Energien. Nur dieser<br />

Weg führt in eine lebenswerte Zukunft.<br />

16 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Klimakonferenz in Bonn<br />

Reflexionen zur Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen<br />

Detaillierte Berichterstattung zu Ergebnissen und Hintergründen der Tagung folgt<br />

Von Britta Marold<br />

Am 25.10.99 wurde in Bonn die 5. ben es bis heute erst 14 Nationen rati-<br />

Kioto-Folgekonferenz eröffnet. Wiefiziert. (Daß kein Industriestaat darunder<br />

einmal sprechen rund 5000 Konter ist, braucht hier wohl nicht extra<br />

ferenzteilnehmer über das Weltklima erwähnt zu werden.) Einige dieser klei-<br />

(darunter nur etwa 1500 Politiker; der nen Staaten - Inselstaaten - wären vom<br />

Rest gehört Interessenverbänden aus Anstieg des Meeresspiegels, der bei<br />

Umweltschutz, Industrie und Atom- einer weiteren Erwärmung der Erdwirtschaft<br />

an). In diesen zwei Woatmosphäre unausweichlich ist, direkt<br />

chen geht es aber nicht etwa um neue betroffen. Das Geld aus den Emmissi-<br />

Fakten, neue Zahlen oder die verbreionsrecht-Verkäufen wird in diesen Staatete<br />

Erkenntnis, daß die Ziele von Kioto ten keine Flut aufhalten und mit Si-<br />

nicht annähernd weit genug gesteckt cherheit nicht das Leben auch nur ei-<br />

sind. Nein, es geht um die „technines Katastrophenopfers aufwiegen.<br />

schen Details“.<br />

Die Diskussion um den Verkauf von<br />

Z.B.: „Schmutzluft-Handel“<br />

Emissionsrechten macht bitter deut-<br />

Dabei handelt es sich um<br />

den Verkauf von Emissionsrechten.<br />

Jedes Land hat das<br />

„Recht“, die Luft bis zu einem<br />

gewissen, politisch festgelegten<br />

Anteil, zu verschmutzen.<br />

Erfüllt ein Land sein<br />

Soll nicht, so darf es das<br />

Recht auf Luftverschmutzung<br />

an ein Land verkaufen,<br />

das gerne noch ein bißchen<br />

mehr Dreck in die Atmosphäre<br />

pusten will. Damit kann<br />

dieses Land dann innerhalb<br />

des ihm gesteckten Rahmens<br />

bleiben. Mit anderen Worten: Cartoon: Mester<br />

Die reichen Industrieländer<br />

lich, daß das Wohlergehen der Men-<br />

kaufen sich diese Emissionsrechtschen<br />

kein Thema ist. Nachdem die<br />

Scheine bei den ärmeren Ländern, die<br />

Erde Stück für Stück verkauft wor-<br />

aufgrund der mangelnden Wirtschaft<br />

den ist, und es heute kein Fleckchen<br />

keine Verwendung für ihre „Rechte“<br />

mehr gibt, daß einfach NIEMANDEM<br />

haben. Was das mit Klimaschutz zu<br />

gehört, scheint jetzt, merkwürdig ver-<br />

tun hat, ist mir indes völlig schleierzerrt<br />

und auf den Kopf gestellt, unsere<br />

haft. Es wird auch nicht ein Gramm<br />

Atemluft zum Verkauf freigegeben zu sein...<br />

CO2 dadurch eingespart, sondern lediglich<br />

für das Recht, das Klima zu<br />

Auch andere Strukturen gehören,<br />

zerstören, bezahlt. Nicht daß ich et-<br />

wie der Handel mit Emissionen, zu den<br />

was dagegen hätte, daß die Industrie-<br />

sogenannten „flexiblen Mechanismen“:<br />

nationen den ärmeren Ländern Geld<br />

Joint Implementation und Clean<br />

zukommen lassen. Nein: Ich empfin-<br />

Development Mechanism. Bei erstede<br />

das Ganze nur <strong>als</strong> äußerst makarem<br />

handelt es sich um Vereinbarunber:gen<br />

unter Industrienationen auf wirtschaftlicher<br />

Ebene: Hilft ein Land dem<br />

Von 98 Staaten, die 1997 das Pro-<br />

anderen, z. B. durch technische Neuetokoll<br />

von Kioto unterzeichneten, harungen,<br />

Emissionen einzusparen, so<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

soll es einen Teil davon „irgendwie“<br />

angerechnet bekommen.<br />

Der zweite „Mechanismus“ funktioniert<br />

genauso, bewegt sich aber im<br />

Raum zwischen Industrie- und Entwicklungsländern.<br />

Allerdings ist bei<br />

beiden Modellen die Durchführung, das<br />

„WIE“, noch nicht geklärt. Unklar ist<br />

nach wie vor, wie die Einsparungen<br />

angerechnet werden sollen.<br />

Die Amerikaner, die in ihren Küstenregionen<br />

auch direkt durch Sturmkatastrophen<br />

betroffen sind, wollen die Ratifizierung<br />

ohnehin bis nach ihren Präsidentschaftswahlen<br />

im November<br />

2000 aufschieben. Erst<br />

danach soll eine Einigung<br />

im Kongress im Bereich<br />

des Möglichen liegen.<br />

Wenn man bedenkt, daß<br />

die Amerikaner etwa ein<br />

Drittel des weltweiten<br />

Ausstoßes von Treibhausgasen<br />

zu verantworten<br />

haben, dann wird<br />

auch klar, daß gerade die<br />

USA sich einer gewaltigen<br />

Aufgabe gegenübersehen,<br />

deren Ausführung<br />

sicher so manche<br />

unpopuläre Maßnahme<br />

nötig machen würde.<br />

Also: Vor der Präsidentschaftswahl geht<br />

gar nichts. Und danach bleibt die Möglichkeit,<br />

Schmutzluft-Gutscheine zu kaufen<br />

und sich so jeglicher Verantwortung<br />

für das Weltklima zu entziehen.<br />

Die Klimakonferenz in Bonn zeigt<br />

einmal mehr, daß es immer noch vorrangig<br />

um politische Strukturen, weniger<br />

um die Umwelt geht. Aber, wie<br />

schreibt Reiner Metzger1 : „Immerhin<br />

wird so über eine gute Sache nachgedacht<br />

und geredet. Und ein paar Prozent<br />

weniger Treibhausgase sind besser<br />

<strong>als</strong> nichts. Es sind eben arg realpolitische<br />

Zeiten.“<br />

So kann man es auch nennen.<br />

1 taz Nr. 5974 vom 26.10.1999, Kommentar, S. 1<br />

17


Rascher Atomausstieg wäre L GISCH!<br />

Auf Ministerialdirektoren- und Abteilungsleiterebene wurde im August zwischen<br />

dem Umwelt-, Wirtschafts-, Justiz- und Innenministerium ein 85-seitiges Konzeptpapier<br />

zum Atomausstieg entwickelt. Dieses Konzept enthält zum Teil interessante<br />

Erkenntnisse, auf die im folgenden auszugsweise eingegangen wird.<br />

Von Harald Oelschlägel<br />

Der vollständige Titel des<br />

Konzeptpapiers vom<br />

16.9.99 lautet: „Untersuchung<br />

der Rahmenbedingungen<br />

des nationalen und<br />

internationalen Rechts für<br />

die Konsensgespräche, insbesondere<br />

zur nachträglichen<br />

gesetzlichen Befristung<br />

von Betriebsgenehmigungen,<br />

zum gesetzlichen<br />

Verbot der Wiederaufarbeitung<br />

und zum Stop<br />

der Endlagererkundungen<br />

für das Endlager in Gorleben<br />

sowie der Abschluß des<br />

Planfestellungsverfahrens<br />

für das Endlager Schacht<br />

Konrad einschließlich der<br />

Auswirkungen auf die gezahlten<br />

Vorausleistungen<br />

der Energieversorgungsunternehmen“<br />

Es enthält drei<br />

Hauptgliederungspunkte:<br />

Gleich zu Beginn die Regelungsvorschläge,<br />

dann die<br />

Sachverhaltsdarstellungen, auf<br />

denen die Vorschläge basieren, sowie<br />

Rechtsausführungen, die<br />

sich insbesondere mit der Frage<br />

eines verbindlichen Vertrags für<br />

dieses Konzept befassen.<br />

6 Regelungsvorschläge<br />

Siehe dazu den Kasten, werden<br />

von der Projektgruppe gemacht:<br />

Sachverhaltsdarstellung<br />

Ich habe hier nur einige interessante<br />

Punkte herausgegriffen - immerhin<br />

begründet hier eine Bundesregierung<br />

erstm<strong>als</strong>, warum aus<br />

der Atomkraft ausgestiegen werden<br />

soll:<br />

1. Sicherheitsrisiken von Atomkraftwerken.<br />

Konzeptpapier zum Atomausstieg:<br />

Regelungsvorschläge<br />

A - Ersetzung des Förderzwecks durch den Gesetzeszweck,<br />

die Nutzung der Atomenergie zur Erzeugung von Elektrizität<br />

geordnet und sicher zu beenden<br />

B - Ausschluß von Errichtungs- und Betriebsgenehmigungen<br />

für neue Atomanlagen zur Erzeugung von Elektrizität (Anmerkung:<br />

Nicht berührt werden im Papier die Genehmigungen von<br />

Forschungsreaktoren)<br />

C - Befristung von Betriebsgenehmigungen auf 25 Kalenderjahre<br />

(Wirksamwerden nach einer Frist von 1 Jahr)<br />

D - Gesetzliches Verbot der Wiederaufarbeitung. Ausgenommen<br />

sind hier Brennelemente, die bereits nach<br />

Frankreich oder Großbritannien geliefert worden sind.<br />

Ausnahmen: Altverträge und unzumutbarer Schaden<br />

E - Unterbrechung der Erkundung Gorlebens sowie Abschluß<br />

des Planfeststellungsverfahrens Konrad und<br />

F - Verzicht auf einen öffentlich rechtlichen Vertrag.<br />

Zitat: „Auf eine Regelung von Ergebnissen eines möglichen<br />

Konsens mit Hilfe der Rechtsfigur des (gegenseitig) rechtliche<br />

Verpflichtungen begründenden öffentlich - recht1ichen Vertrags<br />

sollte wegen rechtlicher Zweifel in mehreren Punkten und wegen<br />

Unzweckmäßigkeit verzichtet werden“<br />

Aufgrund neuester Erkenntnisse<br />

müßten z.B. die Störfallplanungswerte<br />

von bisher 50 mSv auf 12,5<br />

mSv effektive Dosis gesenkt werden.<br />

„Die vorliegenden Nachweise<br />

der Störfallsicherheit der laufenden<br />

Atomkraftwerke genügen diesem<br />

Kriterium nicht.“ (!!!) ...und weiter<br />

„... so zeigte sich in Deutschland<br />

bsw., daß Belastungen über üblicherweise<br />

nicht betrachtete Pfade<br />

und Nahrungsmittel erheblich zur<br />

Gesamtstrahlenbelastung beitrugen“.<br />

2. Zum Containmentversagen und<br />

den bisherigen Risikostudien Phase<br />

A (1979) und Phase B (1989)<br />

bei schweren Unfällen: „...Damit<br />

war früher einerseits die Wahrscheinlichkeit<br />

schwerer Unfälle um<br />

weit mehr <strong>als</strong> eine Größenordnung<br />

(Faktor 10) unterschätzt<br />

worden. Zugleich war der<br />

mögliche Schutz durch<br />

Maßnahmen der Katastrophenabwehr<br />

zuvor weit<br />

überschätzt worden. Beide<br />

Risikofaktoren wirken für<br />

mögliche Folgen eines<br />

schweren Atomunfalls multiplikativ.“<br />

3. Zum Schadensausmaß<br />

von Unfällen wird auf<br />

mehrere Studien (insbesondere<br />

PROGNOS) Bezug<br />

genommen. Bei einem<br />

GAU (Kernschmelzunfall<br />

in der BRD) könnten je<br />

nach Quelle zwischen<br />

14.000 und 4,8 Mio Tote<br />

erwartet werden. Dann<br />

wird versucht das ganze<br />

zu Monetarisieren.(!!!)<br />

Der „Geldwert“ eines Menschen<br />

beträgt in deutschen<br />

Studien 750.000,- DM pro<br />

Todesfall - in den USA divergieren die<br />

Ergebnisse zwischen 315.000,- und<br />

12,8 Mio US$ pro Todesfall. Für die<br />

Gesamtschäden eines Kernschmelzunfalls<br />

gibt PROGNOS bis zu 10,7<br />

Billionen (10.700 Milliarden =<br />

10.700.000 Millionen!) an. Auf Konsequenzen<br />

zur Haftung bzw. Versicherung<br />

von Atomkraftwerken wird trotz<br />

dieser Erkenntnisse nicht eingegangen.<br />

5. Die Entsorgung wird <strong>als</strong> ungelöst<br />

betrachtet: „Der Ausstieg aus der<br />

Atomenergie ist auch wegen nicht gesicherter<br />

Entsorgung geboten. Das bisherige<br />

Entsorgungskonzept für radioaktive<br />

Abfälle ist inhaltlich gescheitert<br />

und hat sachlich keine Grundlage<br />

mehr“.<br />

6. Auch auf das Thema Proliferation<br />

(Weitergabe von Atomwaffen oder<br />

18 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


von Mitteln zu ihrer Herstellung)<br />

wird in erstaunlicher Breite eingegangen<br />

- der Stand der Atomprogramme<br />

in den Ländern Brasilien,<br />

Argentinien, Pakistan, Indien, Irak,<br />

Israel, Nordkorea und Südafrika<br />

wird aufgezeigt. Der Technologietransfer<br />

zur sog. friedlichen Nutzung<br />

der Atomenergie habe zu militärischen<br />

Optionen (z.T. zur A-Bombe)<br />

beigetragen...<br />

7. Zum Klimaschutz: „Ein klimaverträglicher<br />

Ausstieg aus der Nutzung<br />

der Atomenergie setzt deshalb<br />

den Einstieg in eine Energiewende<br />

voraus, die nicht allein bei der Gestaltung<br />

eines zukünftigen Energiemixes<br />

ansetzt, sondern auch konsequent<br />

vorhandene Einsparpotentiale<br />

ausschöpft, und mittelfristig<br />

ohne gesamtwirtschaftlich inakzeptable<br />

Verluste bewerkstelligt werden<br />

kann.“<br />

8. Fazit zur Sicherheit der AKW<br />

„Aus dem Dargelegten ergeben sich<br />

keine konkreten Entscheidungskriterien<br />

zur Festlegung einer Sicherheitsrangfolge<br />

für die einzelnen<br />

Atomkraftwerke. Im Vergleich zu<br />

anderen KKW sind Biblis A und<br />

Biblis B Sonderfälle, die in der Vergangenheit<br />

weit weniger nachgerüstet<br />

worden sind <strong>als</strong> andere vergleichbare<br />

Kraftwerke und die aus<br />

diesem Grunde wesentliche in allen<br />

anderen Kraftwerken übliche Sicherheitsvorkehrungen<br />

nicht besitzen“.<br />

9. Zu Kalender- und Volllastjahren:<br />

„Für Sicherheitseinschätzungen<br />

von Atomkraftwerken relevante<br />

Alterungsprozesse finden auch<br />

während Stillstandszeiten statt...“<br />

und weiter „...würde man die Gesamtlaufzeit<br />

nach Volllastjahren berechnen,<br />

so würden solche Anlagen<br />

begünstigt, die in der Vergangenheit<br />

mängelbedingt im Verhältnis<br />

zur verstrichenen Zeit wenige<br />

Volllastjahre ausgewiesen haben...“<br />

10. Zum materialisierten Vertrauen<br />

der Betreiber und Bestandsschutz:<br />

„Zu berücksichtigen ist v.a.<br />

die Amortisationszeit der Anlagen,<br />

die zwischen 15 und 20 Kalenderjahren<br />

liegt, und ihrer Nachrüstung.<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Bei einer Befristung<br />

von<br />

25 Jahren<br />

besteht eine<br />

ausreichendeSicherheit,<br />

daß die<br />

Amortisation<br />

aller bisherigenNachrüstungsinvestitionen<br />

und<br />

alle Betriebsunterbrechungenberücksichtigt<br />

werden.“<br />

11. Sehr ausführlich wird auch auf<br />

die derzeitigen WAA-Verträge und<br />

Neuverträge eingegangen. „Über<br />

den konkreten Inhalt der Neuverträge<br />

können keine weiteren Angaben<br />

gemacht werden, da die EVU<br />

der Aufforderung, die Vereinbarungen<br />

vollständig vorzulegen, bisher<br />

nicht nachgekommen sind.“ Und<br />

weiter „... Nach Angaben der EVU<br />

aus 1992 betragen die Kündigungsentgelte<br />

ca. 4 Mrd DM. Bei Beendigung<br />

der Wiederaufarbeitung aufgrund<br />

„höherer Gewalt“ entfallen<br />

die Kündigungskosten...“ Ich kann<br />

mir hier die Frage nicht verkneifen,<br />

warum wir bei diesen Erkenntnissen<br />

noch viele Jahre auf den Ausstieg<br />

warten sollen, nur weil sich<br />

die Stromkonzerne noch eine goldene<br />

Nase verdienen wollen und<br />

diese Bundesregierung offensichtlich<br />

nicht die Power hat, ihr Wahlversprechen<br />

umzusetzen.<br />

Rechtsausführungen<br />

Ein Kurzgutachten von Prof. Dr.<br />

Roßnagel kommt zu dem Ergebnis,<br />

daß gegen einen öffentlich-rechtlichen<br />

Vertrag zur Umsetzung eines<br />

Energiekonsenses entscheidende<br />

rechtliche Gesichtspunkte sprechen:<br />

„Die möglicherweise vertretene Auffassung,<br />

ein öffentlich-rechtlicher<br />

Vertrag könne nach „Ratifizierung“<br />

durch den Bundestag und den Bundesrat<br />

eine höhere Verbindlichkeit<br />

erlangen <strong>als</strong> ein Gesetz, erscheint<br />

unzutreffend. Die Bindungen durch<br />

einen solchen Vertrag können niem<strong>als</strong><br />

weiter gehen <strong>als</strong> solche gesetzlicher<br />

Art. Selbst im Fall eines<br />

intendierten Kündigungsverbots für<br />

den Staat <strong>als</strong> Vertragspartei könnte<br />

der Gesetzgeber vor dem Hintergrund<br />

des Demokratieprinzips nicht<br />

an einer gesetzlichen Normierung<br />

der vertraglich geregelten Materie<br />

gehindert werden. Auch eine Ratifizierung<br />

würde daran nichts ändern“.<br />

Dies heißt im Klartext, daß der<br />

Ausstieg gar nicht unumkehrbar vertraglich<br />

geregelt werden kann.<br />

Abschlußbemerkung<br />

Die oben genannten Regelungsvorschläge<br />

sind zwar nicht das, was<br />

sich viele von uns vor einem Jahr<br />

noch erhofft haben, aber sie gehen<br />

zum Teil deutlich über die inzwischen<br />

(zu) weit zurückgesteckten<br />

Forderungen der Grünen und der<br />

öffentlichen Diskussion hinaus. Ich<br />

denke, viele von uns könnten/würden<br />

wohl damit „leben“, wenn obiges<br />

konsequent umgesetzt würde.<br />

Das Problem ist nur, daß diese Erkenntnisse<br />

und Empfehlungen offensichtlich<br />

von Politikern wie z.B.<br />

unserem Wirtschaftminister Herrn<br />

Müller ignoriert werden, der <strong>als</strong><br />

„Kompromiss“ einen Ausstieg nach<br />

35 Jahren Laufzeit vorschlägt. Dies<br />

zeigt einmal mehr, daß die Ausstiegsdebatte<br />

wenig mit sachlichen<br />

Erkenntnissen oder Vernunft zu tun<br />

hat und viel mit Anbiederung an die<br />

übermächtigen Stromkonzerne.<br />

19


Wohlig wärmt die Brennstoffzelle<br />

Am Heizsystem der Zukunft wird mit Hochdruck gearbeitet / Statt Öl- und Gaskessel<br />

Von Bernward Janzing<br />

Das Ende der Ölheizung wird absehbar,<br />

das Ende des Gaskessels<br />

auch: Das Heizsystem der Zukunft<br />

ist die Brennstoffzelle. Mit Hochdruck<br />

arbeitet die Industrie an dieser<br />

Technik, die - gerade auch in<br />

kleinen Anlagen - sehr effizient Wärme<br />

und Strom erzeugen kann.<br />

Energieträger wird anfangs Erdgas<br />

sein, später könnte die Brennstoffzelle<br />

mit regenerativ erzeugtem Wasserstoff<br />

versorgt werden.<br />

Die Brennstoffzelle nutzt jene Energie,<br />

die frei wird, wenn Wasserstoff<br />

und Sauerstoff zusammenkommen<br />

und sich zu Wassermolekülen<br />

verbinden. Daß diese Energie beachtlich<br />

ist, weiß man noch aus der Schule<br />

- Stichwort: Knallgasreaktion. In der<br />

Brennstoffzelle läuft diese Reaktion<br />

jedoch nicht nur ohne Flamme, sondern<br />

zudem ruhig und dosiert ab.<br />

Dabei läßt sich sowohl elektrische<br />

Energie <strong>als</strong> auch Wärme gewinnen.<br />

Je nach Bauart der Zelle lassen sich<br />

Temperaturen zwischen 80 und 1000<br />

Grad erzielen. Für den Einsatz <strong>als</strong><br />

Raumheizung werden derzeit Niedertemperatur-Brennstoffzellenentwikkelt,<br />

die am unteren Rande dieses<br />

Temperaturspektrums liegen.<br />

Betreibt man eine Brennstoffzelle<br />

nur mit Wasserstoff und Sauerstoff,<br />

so entstehen keine Abgase, lediglich<br />

Wasser wird frei. Da Wasserstoff<br />

aber - zumindest im Moment -<br />

nicht in den notwendigen Mengen<br />

zur Verfügung steht, wird dieser in<br />

einem Reformer, der den Zellen vorangeschaltet<br />

ist, aus Erdgas erzeugt.<br />

Schadstoffe wie Stickoxide oder<br />

Schwefeloxid entstehen praktisch<br />

nicht. Allein das Treibhausgas Kohlendioxid<br />

entweicht, wenngleich<br />

auch in geringerem Maße, <strong>als</strong> dies<br />

bei den heute verbreiteten Formen<br />

der Strom- und Wärmeerzeugung<br />

der Fall ist. Der Wirkungsgrad der<br />

Brennstoffzelle, heute bereits bei 80<br />

Prozent, wird sich nach Einschätzung<br />

von Technikern schon bald<br />

auf 90 Prozent steigern lassen.<br />

So hat auch Manfred Ahle, Geschäftsführer<br />

des Heizungsbauers<br />

Vaillant in Remscheid, keine Zweifel<br />

daran, daß sich diese Technik durchsetzen<br />

wird: „Wir glauben an die<br />

Brennstoffzelle.“ Man werde Zellen<br />

für den Einsatz in Wohnhäusern zur<br />

Marktreife bringen, denn die Brennstoffzelle<br />

könne „dezentral mit sehr<br />

hoher Effizienz“ genutzt werden.<br />

Auch die Firma Veba Oel in Gelsenkirchen<br />

rechnet damit, daß der<br />

Das Funktionsprinzip einer PEM-Zelle (Proton Exchange<br />

Membran, protonenleitende Membran)<br />

Brennstoffzelle die Zukunft gehört.<br />

Allerdings geht das Unternehmen<br />

davon aus, daß die neue Technik<br />

noch viel Zeit benötigt: Der „erwartete<br />

Markteintritt” auf dem Sektor<br />

der dezentralen Energieerzeugung<br />

werde voraussichtlich im Jahr 2010<br />

stattfinden. Doch Veba Oel könnte<br />

sich täuschen; der Durchbruch wird<br />

vermutlich schneller kommen. Bereits<br />

im Herbst nächsten Jahres wird<br />

der Berliner Stromversorger Bewag<br />

in Treptow mit einer für Europa bislang<br />

einmaligen Demonstrationsanlage<br />

mit Niedertemperatur-Zellen<br />

ans Netz gehen. Es wird eine recht<br />

große Anlage sein, mit einer elektrischen<br />

Leistung von 250 Kilowatt und<br />

einer Wärmeleistung von 230 Kilowatt.<br />

Doch bei diesen Dimensionen<br />

wird es nicht bleiben: „Die Zukunft<br />

der Brennstoffzelle liegt besonders im<br />

Bereich kleiner Anlagen”, sagt Bewag-<br />

Projektleiter Martin Pokojski. „Die<br />

Brennstoffzelle wird künftig in<br />

Wohnhäusern eingesetzt werden, so<br />

wie heute die Gastherme.“ Pokojski<br />

ist sicher: „Diese Technik wird sich<br />

durchsetzen“. Vaillant plant die<br />

Markteinführung des ersten Brennstoffzellen-Heizgeräts<br />

tatsächlich<br />

schon für Ende 2001 und verspricht<br />

Das Kernstück des Vaillant Brennstoffzellen-Heizgeräts<br />

ist die PEM*-Zelle, in<br />

der elektrochemisch Wasserstoff H 2 und<br />

Sauerstoff 0 2 zu reinem Wasser H 20 reagieren.<br />

An der Anode gibt der Wasserstoff<br />

seine Elektronen ab, durchdringt die<br />

Elektrolytmembran und reagiert auf der<br />

Kathodenseite mit dem Sauerstoff zu<br />

Wasser. Bei dieser still ablaufenden Reaktion<br />

werden Elektronen ausgetauscht.<br />

Die Elektrolytmembran ist nur für die<br />

Wasserstoff-Protonen durchlässig und<br />

zwingt so die Elektronen, den Umweg<br />

über den Stromkreislauf zu nehmen:<br />

Strom fließt. Gleichzeitig wird Wärme<br />

frei, die vorteilhaft zur Brauchwassererwärmung<br />

und zu Heizzwecken genutzt<br />

werden kann.<br />

Bild: Vaillant<br />

20 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


den Kunden auch Gutes<br />

fürs Portemonnaie: „Ein<br />

Durchschnittshaushalt<br />

mit einem Jahresstromverbrauch<br />

von 4000 Kilowattstunden<br />

spart an seiner<br />

Stromrechnung etwa<br />

500 Mark und bekommt<br />

die Heizwärme ohne<br />

Mehrkosten noch dazu.“<br />

Bewag-Mann Pokojski<br />

schätzt, daß die Brennstoffzelle<br />

etwa von 2005<br />

an auch die Blockheizkraftwerke<br />

(BHKW) im<br />

Hinblick auf Wirtschaftlichkeit<br />

und Effizienz, damit<br />

auch in Sachen Öko-<br />

Bilanz überflügeln wird. Heute noch<br />

gelten BHKW <strong>als</strong> die sinnvollste verfügbare<br />

Technik, um fossile Energieträger<br />

zu nutzen.<br />

Es sind mehrere Vorteile, die die<br />

Brennstoffzelle selbst für BHKW unerreichbar<br />

machen. Weil es keine<br />

Flamme gibt und die Temperaturen<br />

bei Niedertemperatur-Brennstoffzellen<br />

gerade 80 bis 90 Grad erreichen, entstehen<br />

- von Kohlendioxid abgesehen<br />

- praktisch keine Abgase. Die Geräuschentwicklung<br />

der Brennstoffzelle<br />

ist deutlich geringer <strong>als</strong> bei allen<br />

bisher bekannten Systemen. Zudem<br />

ist die Brennstoffzelle bei der Energieausbeute<br />

den BHKW im Teillastbereich<br />

überlegen; denn BHKW bringen<br />

nur dann ihre guten Resultate,<br />

wenn sie voll ausgelastet sind.<br />

Brennstoffzellen arbeiten, da sie ohnehin<br />

modular aufgebaut sind, in jeder<br />

Größe gleichermaßen effizient.<br />

Jede einzelne Zelle bringt nur eine<br />

Spannung von 0,6 Volt, weshalb die<br />

Zellen für die praktische Anwendung<br />

in Reihe geschaltet werden müssen.<br />

Solche stapelförmigen Gebilde werden<br />

<strong>als</strong> „Stacks“ bezeichnet. Mit ihnen<br />

kann jede gewünschte Leistung<br />

konfiguriert werden. Bislang ist diese<br />

Technik zwar noch recht teuer, doch<br />

die Preise werden nach Einschätzung<br />

der Bewag noch rapide fallen. Sieben<br />

Millionen Mark wird das Unternehmen<br />

in sein Demonstrationsprojekt<br />

investieren.<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Prozessflussdiagramm eines Brennstoffzellen-Heizgerätes<br />

Doch der Charme der Brennstoffzelle<br />

basiert nicht allein auf ihrer<br />

mittelfristigen Perspektive <strong>als</strong> unschlagbar<br />

effiziente Technik für gasbetriebene<br />

Wärmekraftwerke. Alle<br />

Energieversorger und Heizungsbauer,<br />

die sich heute mit der Brennstoffzelle<br />

befassen, wissen, daß sie<br />

mit dieser Technologie auch schon<br />

Quote oder KV für Kraft-<br />

Wärmekopplung?<br />

Verschiedene Techniken benötigen unterschiedliche<br />

Förderverfahren Wolf von Fabeck<br />

Für die Förderung der erneuerbaren<br />

Energien in Deutschland scheint<br />

eine Quotenregelung glücklicherweise<br />

nicht mehr zur ernsthaften Diskussion<br />

zu stehen. Anders dagegen<br />

sehen die Überlegungen zur Förderung<br />

der Kraft-Wärmekopplung aus.<br />

Solange Kraft-Wärmekopplung in<br />

kommunalen GuD Heizkraftwerken<br />

erfolgt, ist es sinnvoll, den Stromversorgern<br />

eine Quote für diese umweltfreundlichere<br />

Art der Stromerzeugung<br />

vorzuschreiben.<br />

Wenn allerdings eine neue Technik<br />

gewünscht wird, die in jedem<br />

Haushalt die gekoppelte Erzeugung<br />

den Fuß in der Tür haben zur Energieversorgung<br />

des 21. Jahrhunderts.<br />

Denn jede Brennstoffzelle läßt sich<br />

- einfacher gar <strong>als</strong> mit Erdgas - in<br />

Zukunft auch direkt mit Wasserstoff<br />

speisen. Und der könnte einst<br />

mit Sonne, Wind und Wasserkraft<br />

erzeugt werden.<br />

von Wärme und Strom ermöglicht,<br />

wäre eine Quotenregelung wenig hilfreich.<br />

Hier wäre es sinnvoller, den<br />

Betreibern eine garantierte Mindestvergütung<br />

anzubieten.<br />

Bei den Überlegungen, wie zukünftig<br />

die vorhandene fossile Energie<br />

besser genutzt werden soll, sollte<br />

zunächst das Ziel definiert werden:<br />

Wird eine Dezentralisierung der<br />

Kraft-Wärmekopplung bis auf Hausoder<br />

gar Wohnungsebene gewünscht,<br />

dann sollte die Frage der<br />

kostendeckenden Einspeisevergütung<br />

für Strom aus privaten KWK-<br />

Anlagen ernsthaft diskutiert werden.<br />

21<br />

Bild: Vaillant


Sehr geehrte Damen und Herren...<br />

Ansprache zur Einweihung einer 20 kWp PV-Gemeinschaftsanlage<br />

auf dem Dach einer Schule in Passau. Von Ulrich Haushofer<br />

Meine sehr geehrten Damen und<br />

Herren, liebe Schüler,<br />

auch ich möchte Sie recht herzlich<br />

zu dieser Veranstaltung begrüßen.<br />

Ich glaube wir alle können stolz<br />

sein auf diese Photovoltaikanlage.<br />

Dies gilt vor allem für<br />

- die Stadt Passau, die einen Zuschuß<br />

von DM 44.765 gezahlt hat,<br />

- die Stadtwerke Passau und alle<br />

Stromkunden der SWP, die für diese<br />

Anlage mit ca. einer DM pro<br />

Haushalt und Jahr belastet werden,<br />

- die 24 Gesellschafter, die für diese<br />

Anlage über DM 162.000 an Kapital<br />

erbracht haben,<br />

- die Grund- und Hauptschule St.<br />

Anton - allen voran Herr Direktor<br />

Listl - die das Dach zur Verfügung<br />

gestellt und damit den Bau erst ermöglichte<br />

und uns außerdem in allen<br />

Belangen unterstützt hat.<br />

Auch der längste Weg beginnt<br />

mit dem ersten Schritt<br />

Was hat mich bewogen, dieses<br />

Projekt in Angriff zu nehmen?<br />

Sicherlich auch die Tatsache, daß<br />

durch diese Anlage unsere Atmosphäre<br />

um ca. 10t CO2 pro Jahr<br />

entlastet wird. 10t CO2 entstehen<br />

durchschnittlich, wenn 17.000 kwh<br />

in heutigen Kraftwerken erzeugt<br />

werden - die jährlich erzeugte<br />

Strommenge unserer Anlage.<br />

Entscheidend für mich aber war<br />

die Idee, die in den letzten 2 Jahren<br />

in mir gewachsen ist - vielleicht<br />

kann ich auch Sie von dieser Vision<br />

begeistern:<br />

- Ich glaube daran, daß die Menschheit<br />

ihren Energiebedarf ausschließlich<br />

durch regenerative Energien<br />

decken kann - ausschließlich mit<br />

Wasser- und Windkraft, mit Photovoltaik,<br />

Solar- und Erdwärme und<br />

Biomasse. Der Gesamtenergiebedarf<br />

der Menschheit ist zwar<br />

gewaltig, aber er beträgt<br />

trotzdem nur ein 10.000stel<br />

der Energie, die die<br />

Sonne laufend zu uns auf<br />

die Erde schickt. Es ist keine<br />

Utopie, wenn man daran<br />

glaubt, daß die Menschheit<br />

in der Lage sein wird, dieses<br />

10.000-stel direkt zu nutzen.<br />

- Ich glaube daran, daß die<br />

Verkehrsmittel künftig ausschließlich<br />

mit Elektromotoren<br />

Nichts ist so mächtig wie<br />

eine Idee, deren Zeit gekommen<br />

ist.<br />

oder Brennstoffzellen auf Wasserstoffbasis<br />

oder Biokraftstoffen betrieben<br />

werden - und dies bei deutlich<br />

gesunkenem Verbrauch.<br />

- Ich glaube daran, daß wir künftig<br />

ausschließlich Häuser bauen werden,<br />

die nur noch einen Bruchteil<br />

des heutigen Energiebedarfs haben<br />

und diesen Energiebedarf mit regenerativen<br />

Energien decken. Diese<br />

Häuser gibt es bereits - und sie sind<br />

nur unwesentlich teuerer <strong>als</strong> konventionelle<br />

Bauten.<br />

- Ich bin <strong>als</strong>o der festen Überzeugung,<br />

daß die Menschheit künftig<br />

ohne Atomkraft und ohne die Verbrennung<br />

von fossilen Brennstoffen<br />

auskommen wird.<br />

Und - meine Damen und Herren -<br />

ich weiß daß diese Vision wahr wird.<br />

Hierfür muß ich kein Hellseher sein.<br />

Die Fakten liegen auf dem Tisch:<br />

Öl, Gas und Kohle reichen nur noch<br />

für wenige Jahrzehnte. Auch Uran<br />

wird im nächsten Jahrhundert zu<br />

Ende gehen.<br />

Glauben Sie, daß dann die<br />

Menschheit keine Energie mehr verbrauchen<br />

wird? Oder glauben Sie<br />

an den Weihnachtsmann, der uns<br />

irgend eine neue<br />

Energiequelle schenken wird?<br />

Nein - die Frage ist nicht ob diese<br />

Vision wahr wird, die entscheidende<br />

Frage ist, wann sie wahr wird!<br />

Müssen (muß) erst noch<br />

- tausende umweltbelastende<br />

konventionelle Großkraftwerke<br />

in den Entwicklungsländern<br />

gebaut werden, damit diese<br />

Länder ihren gewaltigen Energiebedarf<br />

decken können?<br />

-der Treibhauseffekt die Weltmeere<br />

um 10 bis 15cm ansteigen<br />

lassen und damit die Existenz<br />

von Millionen von Menschen<br />

zerstören?<br />

-das Ozonloch bis weit über<br />

Feuerland hinauf reichen?<br />

-noch 3 todsichere Atomkraftwerke<br />

in die Luft fliegen?<br />

Angesichts dieser Aussichten ist<br />

doch nicht technologiefeindlich, wer<br />

sich für eine Förderung der regenerativen<br />

Energien einsetzt.<br />

Wenn wir mit beiden Beinen<br />

am Boden bleiben, haben<br />

wir immer noch zwei<br />

Hände frei, um nach den<br />

Sternen zu greifen.<br />

Technologiefeindlich ist, wer an<br />

überkommenen Energieträgern wie<br />

Kohle- oder Atomstrom festhält.<br />

Nicht die befürchteten höheren Energiepreise,<br />

sondern das Festhalten<br />

22 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


an diesen „Dinosaurier-Techniken“<br />

wird sich <strong>als</strong> dramatischer Standortnachteil<br />

für Deutschland herausstellen.<br />

Wie jede Veränderung wird uns<br />

natürlich auch die Energiewende<br />

gewaltige Schmerzen bereiten. Über<br />

100.000 Arbeitsplätze in den heutigen<br />

Kraftwerken werden allein in<br />

Deutschland verloren gehen. Aber<br />

dafür wird eine Million neuer Arbeitsplätze<br />

entstehen. Allein im Bereich<br />

Windkraft, die jetzt erst einen<br />

Stromanteil von l% hat, sind bereits<br />

15.000 neue Arbeitsplätze entstanden.<br />

Die Förderung regenerativer<br />

Energien ist das beste Arbeitsplatzprogramm,<br />

daß man sich vorstellen<br />

kann, da eine solche Energieerzeugung<br />

um ein vielfaches arbeitsintensiver<br />

ist <strong>als</strong> die in den heutigen<br />

Großkraftwerken.<br />

Diese Energieerzeugung ist daher<br />

auch teurer. Ein Energiemix ausschließlich<br />

mit regenerativen Energien<br />

kostet ca. 50 Pfennig pro kWh<br />

und ist somit um 3 bis 4-mal teurer<br />

<strong>als</strong> die Stromerzeugung heute.<br />

Aber wir dürfen doch nicht übersehen,<br />

warum unsere Energiekosten<br />

so niedrig sind:<br />

- Die Kosten der Umweltschäden,<br />

verursacht durch unsere heutige Energieerzeugung<br />

sind nicht in den<br />

Energiepreisen enthalten - die zahlt<br />

nicht der Energieverbraucher über<br />

seinen Strom- oder Benzinpreis, sondern<br />

der Staat bzw. vor allem die<br />

nächsten Generationen.<br />

„Eines ist nämlich gewiß: Die<br />

Nachwelt wird unsere Generation<br />

nicht danach beurteilen, wieviel<br />

Reichtum und Geld sie hinund<br />

hergeschoben hat, sondern<br />

danach, wieviel Lebensraum, wieviel<br />

Trinkwasser, wieviel Atemluft,<br />

wieviel Bäume, Pflanzen und<br />

Tiere wir zurückgelassen haben.“<br />

Hubert Weinzierl,<br />

Vorsitzender BUND Bayern<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

- Die Rohstoffpreise spiegeln<br />

auch nicht den echten Wert der<br />

Ressourcen wider, weil wichtige<br />

Teilnehmer vom Markt ausgeschlossen<br />

sind. Könnten die<br />

künftigen Generationen heute an<br />

den Rohstoffmärkten mitbieten,<br />

dann würde das Barrel Rohöl<br />

nicht 22 $ sondern mindestens<br />

200 $ kosten.<br />

Unsere Politiker kennen die Instrumente,<br />

die notwendig sind<br />

um die Energiewende zu schaffen<br />

- sie heißen:<br />

- deutlich höhere Ökosteuer ohne<br />

Ausnahmeregelungen und<br />

- kostendeckende Vergütung für<br />

alle regenerativen Energien.<br />

Die Kosten für die Energiewende<br />

würde dann verursachungsgerecht<br />

der Verbraucher<br />

zahlen. Hierdurch könnte sogar<br />

der marode Bundeshaushalt entlastet<br />

werden. Aber die Politiker<br />

glauben auch, sie können diese<br />

Belastungen dem Wahlvolk nicht<br />

zumuten.<br />

Es liegt <strong>als</strong>o an uns allen, daß<br />

wir unsere Politiker eines Besseren<br />

belehren.<br />

Wer, wenn nicht wir in den<br />

reichen Wohlstandsländern sollte<br />

die Energiewende schaffen?<br />

Nur wenn wir alle sie wirklich<br />

wollen, werden wir sie auch erreichen.<br />

Lassen Sie uns dafür<br />

kämpfen. Unsere Erde, diese einmalige<br />

Schöpfung hat es verdient.<br />

Denn eines steht fest -<br />

und hiermit möchte ich<br />

schließen: Wer zu spät<br />

kommt, den bestraft das<br />

Leben!<br />

Oder noch besser:<br />

Wenn wir zu spät handeln,<br />

werden diese Schüler hier<br />

bitter dafür bestraft werden!<br />

Vielen Dank für Ihre<br />

Aufmerksamkeit.<br />

23


Gute Noten für RWE-Umwelttarif<br />

Mitteilung des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme, ...<br />

aufgestöbert unter den Solarmails und mit Kommentaren versehen<br />

Viele Bundesbürger sind bereit, höhere<br />

Preise für Strom aus alternativen<br />

Energiequellen zu bezahlen. Sie wollen<br />

jedoch nachvollziehen, für was ihr Geld<br />

verwendet wird. Als unabhängige Gutachter<br />

bewerten Fraunhofer-Forscher<br />

den Umwelttarif der RWE Energie AG.<br />

Verschiedene Energieversorger bieten<br />

ihren Kunden „grüne Tarife“ an:<br />

Der Kunde bezahlt für eine von ihm<br />

festgelegte Menge an Strom freiwillig<br />

mehr <strong>als</strong> den Tarifpreis. Das Unternehmen<br />

legt jeweils den gleichen Betrag<br />

wie der Kunde dazu. Diese Gelder<br />

werden ausschließlich dafür genutzt, um<br />

Anlagen für die alternative Stromgewinnung<br />

- Wind-, Wasser- und Photovoltaik-Anlagen<br />

- aufzubauen. Doch die<br />

vielen Öko-Stromtarife sind für Verbraucher<br />

kaum noch zu überblicken.<br />

Eine unabhängige Kontrolle bringt hier<br />

Sicherheit. Wie beispielsweise beim<br />

Umwelttarif der RWE Energie AG: Forscher<br />

aus dem Fraunhofer-Institut für<br />

Solare Energiesysteme ISE in Freiburg<br />

erstellen für den Umwelttarif von RWE<br />

jährlich einen Monitoring-Bericht. Die<br />

Ausgabe 1998 bescheinigt: höchste<br />

technische wie ökologische Qualität.<br />

Von Anfang an begleitete das ISE<br />

den Umwelttarif von RWE. »Wir beraten<br />

das Unternehmen bei der Auswahl<br />

der Standorte, helfen bei der Anlagenplanung,<br />

der Ausschreibung und der<br />

Vergabe der lnstallationsarbeiten. Wir<br />

nehmen die Anlagen ab, überwachen<br />

sie laufend, informieren die Kunden<br />

und befragen sie«, so ISE-ProjektleiterDipl.-Ing.<br />

Klaus Kiefer. Die Betreuung<br />

durch ein unabhängiges Institut<br />

lohnt sich für RWE in doppelter Hinsicht:<br />

Zum einen ist die technische Qualität<br />

der Photovoltaik-Anlagen überdurchschnittlich<br />

gut. Zum anderen ist<br />

die Akzeptanz des Umwelttarifs bei den<br />

Kunden ausgesprochen hoch. „Über<br />

90 Prozent der Kunden legen Wert auf<br />

wissenschaftliche und finanzielle Überprüfung<br />

durch eine externe Institution“,<br />

faßt Dr. Petra Schweizer-Ries aus<br />

dem ISE die Ergebnisse einer aufwendigen<br />

Vollbefragung der RWE<br />

Umwelttarifkunden kurz zusammen.<br />

„Das Hauptmotiv für die Wahl eines<br />

grünen Tarifs ist das Engagement<br />

für die Umwelt. Deshalb wollen<br />

die Kunden sichergehen, daß ihr<br />

Geld sinnvoll angelegt wird.“<br />

Mit über 15 000 Kunden ist der<br />

RWE-Umwelttarif der erfolgreichste<br />

grüne Tarif Europas. (Anmerkung<br />

der Redaktion: Nach Aussage<br />

der Naturstrom AG habe das RWE<br />

zwar mehr Kunden, die Naturstrom<br />

AG verkaufe jedoch mehr Kilowattstunden<br />

pro Jahr.) Die Kunden bekommen<br />

viel erneuerbaren Strom<br />

für ihr Geld. Ende 1998 waren 30<br />

Anlagen. darunter 26 Photovoltaik-<br />

Anlagen mit einer Spitzenleistung<br />

von über 1000 Kilowatt, in Betrieb.<br />

Die Anlagen erzeugen eine Gesamtleistung<br />

von rund 2 700 Kilowatt<br />

und decken den Strombedarf von<br />

900 Haushalten. Unter der Adresse<br />

http://www.umweltplus.de kann der<br />

aktuelle Stand des Ausbaus und der<br />

Stromproduktion von jedermann abgelesen<br />

werden.<br />

Weitere Informationen:<br />

Fraunhofer Institut für solare<br />

Energiesysteme ISE<br />

Dipl.Ing. Klaus Kiefer<br />

Dr. Petra Schweizer-Ries<br />

Tel.: 0761-4588-218<br />

Fax.: 0761- 4588-217<br />

Soweit das Lob, das die Leute<br />

vom Fraunhofer Institut per<br />

e-mail weitergeben. Nun eine<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Das RWE läßt sich seine Anlagen<br />

von den Stromkunden bezahlen.<br />

Dagegen hat niemand<br />

etwas. Die Anlagen sind auch<br />

sicher nicht schlecht, RWE hat<br />

gute Solarfachleute. Der Umwelttarif<br />

vom RWE hat nur einen<br />

einzigen Haken:<br />

Wenn ein privater Solaranlagenbetreiber<br />

Solarstrom ins<br />

RWE-Netz einspeist, dann erhält<br />

er keine volle Bezahlung für<br />

den Solarstrom, sondern nur die<br />

Mindestvergütung von 16 Pf/<br />

kWh. Das nennen wir Mißbrauch<br />

der RWE-Monopolstellung<br />

<strong>als</strong> Netzbetreiber!<br />

Ein wirklich gelungener Werbegag der RWE<br />

Gereon Kamps<br />

Da hängt sich doch der Wolf einen (durchaus ökologisch lupenreinen,<br />

wie ich gerne einräume) klitzekleinen Schafspelz über das riesige verfilzte<br />

und verstrahlte Fell, und das Fraunhofer-ISE bescheinigt „Echt sauber“.<br />

Um nicht missverstanden zu werden, ich bin sehr dafür, wenn Firmen<br />

Konversion in Richtung Nachhaltiges Wirtschaften betreiben. Dann aber<br />

bitte richtig. Und das heißt mindestens: Beim Atomausstieg nicht weiter<br />

grinsend bremsen, das Stromeinspeisungsgesetz und die kV nicht weiter<br />

bekämpfen, die Kommunen nicht weiter mit Konzessionsverträgen knebeln,<br />

die Stromgroßverbraucher nicht weiter mit Dumpingpreisen belohnen<br />

und die Tarifkunden dafür zahlen lassen, usw.usf.<br />

Bei dieser Politik sind „grüne Tarife“ nichts anderes <strong>als</strong> Volksverdummung,<br />

die nur dazu dienen, akzeptanzmäßig weiter im Sattel zu bleiben<br />

Und dadurch die Energiewende um so besser blockieren zu können.[...]<br />

Ceterum censeo, dass dem Fraunhofer-ISE die politische Dimension<br />

seiner Arbeit allmählich abhanden zu kommen scheint. Oder?<br />

24 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Nachrichten<br />

Abweichung von Südrichtung kein Hindernis<br />

Daß eine Dachneigung gen Osten<br />

kein Hindernis sein muß, ein Solardach<br />

zu installieren, beweist Herr<br />

Peter Bock aus Wuppertal. Seine<br />

4,5 kWp große Solaranlage wurde<br />

auf dem Dach seines Reihenhauses<br />

mit einem Neigungswinkel von 25 %<br />

gegen Süden aufgeständert. Noch<br />

bleibt zu erwarten, welchen Ertrag<br />

diese seit 11.10.99 an das öffentliche<br />

Netz der Stadtwerke Wupper-<br />

Mainova AG Frankfurt verteilt 1 Million Mark<br />

Die Mainova AG sammelte in den<br />

vergangenen Jahren über einen leicht<br />

erhöhten Strompreis insgesamt 1<br />

Millionen DM für ein mögliches<br />

Solar-Förderprogramm. Trotz<br />

mehrfachen Drängens des Energiereferenten<br />

der Stadt Frankfurt wurde<br />

von der Mainova AG erst jetzt<br />

ein Konzept zur Förderung von PV-<br />

Anlagen vorgelegt. Das Anliegen:<br />

bis Ende des Jahres soll die 1 Million<br />

DM verteilt werden.<br />

tal angeschlossene Solaranlage<br />

bringen<br />

mag. Herr Bock rechnet<br />

mit Ertragseinbußen<br />

von ca. 10 %.<br />

Grund hierfür könnten<br />

nach seiner Meinung<br />

jedoch eher die<br />

möglichen Verschattungen<br />

seiner Solarmodule<br />

sein.<br />

Ab sofort erhalten Solaranlagen<br />

einer Größe von 1 bis 3 kW zusätzlich<br />

zum Finanzierungsangebot der<br />

Bundesregierung (100.000-Dächer-<br />

Programm) pro installiertes Kilowatt<br />

6000.-DM sowie eine über 10 Jahre<br />

vertraglich zugesicherte Solarstromvergütung<br />

von 39 Pf/kWh.<br />

Nicht schlecht, möchte man meinen.<br />

Jedoch: Kostendeckend ist diese<br />

Förderung nicht. „Es kann ja<br />

auch nicht sein, daß irgendjemand<br />

Finanzierungsbeispiel einer PV-Anlage im Förderprogramm<br />

der Mainova AG kumuliert mit dem 100.000-Dächer-Förderprogramm<br />

der Bundesregierung<br />

Basisdaten<br />

Anlagengröße 2 kWp<br />

Investition 28.000 DM<br />

Finanzierung<br />

Zuschuß Mainova AG 12.000 DM<br />

Fehlbetrag 16.000 DM<br />

Kreditdaten<br />

Laufzeit 10 Jahre<br />

Tilgungsfreie Jahre 2 Jahre<br />

Restschuldenenerlaß im 10 Jahr 12,5 %<br />

Zinshöhe 0 %<br />

Tilgungszeitraum 3. bis 9. Jahr der Laufzeit<br />

Jahresrate<br />

effektive monatl. Belastung<br />

12,5 %<br />

im Tilgungszeitraum 166,66 DM<br />

über 10 Jahre gerechnete Tilgung monatl.<br />

Einspeisevergütung 116,66 DM<br />

750 (kWh) x 2 (kWp) x 39 Pf / 12 Monate 48,75 DM<br />

Fehlbetrag monatl. 67,91 über 10 Jahre 8.149,20 DM<br />

Foto: Peter Bock<br />

mit dem Erwerb einer Solarstromanlage<br />

ein Geschäft an Land ziehen<br />

kann. Draufzahlen muß sein!“ so<br />

der zuständige Sachbearbeiter der<br />

Mainova AG, Herr Michel.<br />

Bis dato haben sich erst wenige<br />

Interessenten bei der Mainova gemeldet.<br />

Ob es allein daran liegt, daß<br />

zu einer notwendigen Werbekampagne<br />

derzeit noch kein druckfertiges<br />

Informationsmaterial vorliegt,<br />

bleibt anzuzweifeln.Vielleicht ist die<br />

Zahl der Idealisten, die draufzahlen<br />

sollen, doch nicht so groß - trotz<br />

großzügiger Fördergelder der Mainova<br />

AG.<br />

Übrigens: Solaranlagen über<br />

3 kWp erhalten keinen Zuschuß, es<br />

sei denn, bis Ende des Jahres bleibt<br />

von der Million noch etwas übrig.<br />

Neben der Förderung von privaten<br />

Solaranlagen soll noch eine Bürgerbeteiligungsanlage<br />

von Gesamt<br />

60 kW entstehen. Interessierte Bürger<br />

können sich hier bei einem Betrag<br />

von 3.600 DM einen „Leistungsanteil“<br />

von 1 KW erkaufen.<br />

Im Gegenzug erhalten sie über einen<br />

Zeitraum von 10 Jahren ebenfalls<br />

39 Pf/kWh.<br />

Bei voller Ausschöpfung des Programmes<br />

können laut einer Pressemitteilung<br />

der Mainova AG rund<br />

126 kW PV-Leistung in Frankfurt<br />

installiert werden. Für die Umwelt<br />

wäre es ja Klasse!<br />

25


Naturstrom AG erhält<br />

Deutschen Solarpreis ‘99<br />

Der Düsseldorfer Stromhändler<br />

erhält den diesjährigen Deutschen<br />

Solarpreis in der Kategorie für industrielle<br />

und kommerzielle Unternehmen,<br />

Betriebe und Landwirte.<br />

Der Preis wird durch die Europäische<br />

Sonnenenerievereinigung e.V.<br />

(EUROSOLAR) an Projekte verliehen,<br />

die sich um die Förderung der<br />

erneuerbaren Energien besonders<br />

verdient gemacht haben. Die Preisverleihung<br />

fand am 30. Oktober im<br />

Bonner Kunstmuseum statt.<br />

Jetzt auch Ökostrom in<br />

Ludwigshafen<br />

Die Technischen Werke Ludwigshafen<br />

(TWL) bieten ihren Kunden<br />

ab Oktober neben dem herkömmlichen<br />

Eg<strong>als</strong>trom zwei zusätzliche<br />

Produkte an: einem Mix aus<br />

Eg<strong>als</strong>trom und Ökostrom und<br />

Ökostrom - pur - .Ähnliche Konzepte<br />

werden derzeit von einigen<br />

Stromversorgern umgesetzt (z.B.<br />

Stadtwerke Hannover, siehe Solarbrief<br />

4/99). Es bleibt abzuwarten,<br />

wie die Kunden in Deutschland auf<br />

diese vielschichtigen grünen Angebote<br />

reagieren werden.<br />

Der ungefähr 8 Pfennig teurere<br />

Ökostrom der TWL soll künftig von<br />

der Naturstrom Rheinland-Pfalz bezogen<br />

werden, die 25% der Erlöse<br />

zur Erhaltung und 75% zur Förderung<br />

neuer Naturstromanlagen einsetzen<br />

werden.<br />

Nachrichten<br />

Wechsel des Stromanbieters<br />

jetzt leichter<br />

Mitte Oktober konnte man in der<br />

Presse lesen, daß VDEW sich nach<br />

langen Diskussionen auf Standardlast-Profile<br />

für private Haushalte und<br />

mittelständische Betriebe geeinigt<br />

haben. Nach Beschluß auf höchster<br />

Verbandsebene soll somit eventuell<br />

Mitte November der Weg zum privaten<br />

Massenkundengeschäft frei<br />

werden. Randfragen gäbe es laut<br />

VDEW noch zu klären, Billigstromanbieter<br />

ließen sich jedoch sicher<br />

nicht davon abschrecken, schon<br />

vorzeitig ihr Geschäft anzukurbeln.<br />

Somit brauchen Stromproduzenten<br />

künftig nicht mehr in jeden Einzelfall<br />

Durchleitungsmodalitäten mit<br />

dem jeweiligen Netzbetreiber auszuhandeln.<br />

Billigstrom-Anbieter können<br />

das Geschäft künftig über Standardverträge<br />

mit großen Kundengruppen<br />

gebündelt abschließen.<br />

Anmerkung der Redaktion:<br />

Bei dem Wechsel des Stromanbieter<br />

geht es um mehr <strong>als</strong> nur um<br />

ihre Stromrechnung! Stichwort:<br />

Atomstrom aus Tschernobyl! Unter<br />

diesen neuen energiewirtschaftlichen<br />

Bedingungen trägt jeder einzelne<br />

Stromkunde eine umso größere<br />

Verantwortung für unsere Umwelt.<br />

Akkuladegerät „Suntrap“<br />

Solarfassade am Bahnhofs-Turm<br />

in Freiburg<br />

An der Südfassade des Bahnhofsturms<br />

in Freiburg entsteht derzeit<br />

eine aus insgesamt 240 Solarstrommodulen<br />

zusammengesetzte<br />

33,6 kW-Anlage. Die über eine Länge<br />

von 60 Metern 19 Stockwerke<br />

erklimmende Solaranlage soll ab<br />

Mitte November ca. 24.000 kWh/a<br />

Solarstrom erzeugen. Erstm<strong>als</strong> zum<br />

Einsatz kommen neuentwickelte<br />

Fassadenmodule der Solarfabrik<br />

Freiburg. Auftraggeber des Projektes<br />

ist das Bauunternehmen Bilfinger<br />

+ Berger<br />

Shell steigt ins Geschäft mit Solar-Konsumprodukten ein<br />

Laut Shell ist das kleine Gerät<br />

speziell für „Outdoor“-Aktivitäten,<br />

<strong>als</strong>o für den Aufenthalt im Freien<br />

konzipiert.<br />

Der Nutzer kann damit - unabhängig<br />

vom Stromnetz - kleine Akkubatterien<br />

aufladen und so auch in<br />

freier Natur die Mini-Taschenlampe,<br />

den Walkman oder ähnliche Geräte<br />

immer wieder neu mit Energie<br />

versorgen.<br />

Wir wollten dieses Gerät für Sie<br />

testen und haben deswegen bei Shell<br />

Das Bild dazu ist im Internet<br />

unter solarfabrik.de/presse<br />

Schneiden Sie es dort<br />

aus und kleben Sie es<br />

hier ein.<br />

Alaaf!!<br />

um ein „Rezensionsexemplar“ gebeten.<br />

Leider haben wir bis heute<br />

noch keines erhalten, sodaß wir<br />

eine Beurteilung leider schuldig bleiben<br />

müssen.<br />

Foto: Shell<br />

26 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


VDEW staunt ...<br />

Solarenergie ist die<br />

Wunschenergie der Deutschen<br />

1998 führte das Mannheimer ipos-<br />

Institutes im Auftrag der VDEW eine<br />

repräsentative Meinungsumfrage zum<br />

Thema „Wunschenergie der Zukunft“<br />

durch.<br />

Ergebnis: 92 Prozent der Bundesbürger<br />

sprachen sich für Sonnenenergie<br />

aus. 84 Prozent der Befragten<br />

glaubten zudem, daß Solarenergie künftig<br />

eine größere Rolle bei der Stromerzeugung<br />

spielen wird.<br />

In einer Pressemitteilung zu diesen<br />

veröffentlichten Daten weis VDEW<br />

schnell zu berichten, daß trotz großer<br />

Zuwachsraten in den vergangenen Jahren<br />

nur 0,002 Prozent des Stromverbrauches<br />

der öffentlichen Versorgung<br />

aus Photovoltaik stammt. Dies sei auch<br />

schwer zu ändern. Die Sonne scheine<br />

ja nicht immer ...<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Nachrichten<br />

DGB diskutiert über kostendeckende Vergütung<br />

Auch beim DGB ist man sich<br />

schon seit einiger Zeit einig, daß<br />

Fragen der ökologischen Modernissierung<br />

mit der Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

einhergehen werden.<br />

Zum Thema Energiepolitik und regenerative<br />

Energien findet man im<br />

DGB-Positionspapier zum Fachdialog<br />

„Umwelt“ im Bündnis für Arbeit<br />

vom April diesen Jahres hierzu<br />

Tagungsband jetzt erschienen<br />

Dieser von DGS und ISES herausgegebene<br />

Tagungsband enthält eine Zusammenfassung<br />

der Beiträge, die während<br />

einer - anläßlich der Solartage ‘99<br />

in Pforzheim stattfindenden - Solartagung<br />

vorgetragen wurden.<br />

Es werden sowohl technische <strong>als</strong><br />

auch wirtschaftliche Perspektiven beleuchtet.<br />

Beiträge u. a. von Hans-Josef<br />

Fell, Georg Salvamoser, Guido Bröer<br />

und Andreas Witt.<br />

Nachtrag von der Bundesdelegiertenkonferenz von<br />

Bündnis 90/Die Grünen am 6.März 1999<br />

„Wir fordern die Bundestagsfraktion auf,<br />

unverzüglich einen Gesetzentwurf mit dem<br />

Koalitionspartner zu erarbeiten und zu beschließen,<br />

mit dem die Energiewende vollzogen<br />

werden kann. Dabei sollen die erneuerbaren<br />

Energien mittels der sog. kostendeckenden<br />

Vergütung in der Weise<br />

gefördert werden, daß sie sich innerhalb<br />

eines überschaubaren Zeitraums selbst auf<br />

dem Markt behaupten können.“<br />

Begründung: „Mit dem Ausstieg aus<br />

der Atomenergie allein kann die notwendige<br />

Energiewende nicht vollzogen<br />

werden. Selbst wenn es gelänge, den<br />

gesamten Atomstromanteil von heute<br />

durch Einsparmaßnahmen zu ersetzen,<br />

würden weder die CO2-Freisetzungen<br />

deutlich absinken noch die Ressourcen<br />

der endlichen Energieträger geschont.<br />

Deshalb ist eine Energiewende ohne<br />

nachhaltigen Einstieg in die erneuerba-<br />

ren Energieträger zum Scheitern verurteilt.<br />

Der Einstieg in die Erneuerbaren Energieträger<br />

und seine Finazierung ist eine<br />

gesamtgesellschaftliche Aufgabe und<br />

nicht die weniger Idealisten. Finanzierungsmodelle<br />

auf freiwilliger Basis. wie<br />

z.B. Greenpricing oder ähliches, verurteilen<br />

die Erneuerbaren Energieträger zu<br />

einem Nischenereignis auf Dauer. Die<br />

Erfahrungen mit dem Stromeinspeisegesetz<br />

oder mit der sog. kostendeckenden<br />

Vergütung zeigen eindeutig: nur<br />

wenn die privaten Stromproduktionsanlagen<br />

denen der EVU gleichgestellt<br />

sind, ist die Energiewende erreichbar.<br />

[...] Der Ausstieg aus der Atomenergie<br />

soll ca. 40.000 Arbeitsplätze kosten.<br />

Der Einstieg in das Solarzeitalter allein<br />

durch dieses Programm wird in den<br />

ersten 4 Jahren ca. 150.000 direkte und<br />

470.000 indirekte Arbeitsplätze in der<br />

BRD schaffen. [...]“<br />

folgende Formulierung: „Zukünftig<br />

ist sicherzustellen, daß die Markteinführung<br />

aller zur Verfügung stehenden<br />

erneuerbaren Energien angemessen<br />

gefördert wird [...] Zu<br />

prüfen sind insbesondere Instrumente<br />

zur Förderung der Photovoltaik<br />

wie z.B. die kostendeckende<br />

Vergütung.“<br />

Photovoltaik Perspektiven ‘99<br />

Solarpromotion GmbH,<br />

München 1999<br />

ISBN: 3-934349-05-6. 44,- DM<br />

Die Sache bleibt,<br />

der Name wechselt.<br />

Bündnisgrüne weiter für<br />

kostendeckende Vergütung<br />

unter anderer Bezeichnung<br />

Mit Rücksicht auf Empfindlichkeiten<br />

beim Koalitionspartner<br />

sprechen die Bundestagsabgeordneten<br />

Hans-Josef Fell und<br />

Michaele Hustedt jetzt von einer<br />

Einspeisevergütung, die den wirtschaftlichen<br />

Betrieb von Solarstromanlagen<br />

ermöglichen soll.<br />

(Anmerkung der Redaktion:<br />

Uns soll das recht sein, vorausgesetzt<br />

die Vergütung ist kostendeckend!)<br />

27


Leserbriefe<br />

Zu dem Artikel : Mängel im Energiewirtschaftsgesetz<br />

ruinieren Umwelt und Stadtwerke (SB 4/99, S.17)<br />

haben wir viele Leserbriefe erhalten. Eine Auswahl:<br />

Michael Musil:<br />

len (Stromanbietern) gleichberech-<br />

Wenn es nach mir ginge, könnte tigt genutzt werden kann. Diese Si-<br />

man das sogar noch härter formutuation ist völlig neu! Bisher war<br />

luieren. Natürlich haben Sie recht. das Netz Eigentum eines einzigen<br />

Ich sehe allerdings zunehmend die Lieferanten, der es allein nutzen<br />

Notwendigkeit, verschiedene The- konnte und dessen Unterhalt auf<br />

menbereiche in unserer Gesellschaft Kosten- und Nutzenseite in seinem<br />

nicht weiter isoliert zu betrachten. Interesse lag. Das Leitungsmono-<br />

Für mich ist nach langjähriger Umpol ging ja so weit, daß niemand<br />

weltarbeit ein Schlüsselerlebnis aus- berechtigt war, zwei eigene Geschlaggebend<br />

gewesen, um die Zubäude- oder Betriebsteile über eine<br />

sammenhänge aus einem anderen öffentliche Straße hinweg mitein-<br />

Blickwinkel zu sehen: Das Buch von ander zu verbinden. Das aber ist<br />

Margrit Kennedy „ Geld ohne Zins etwas völlig anderes <strong>als</strong> eine öf- Energiewendebündisses und ein Vor-<br />

und Inflation“ hat mir von einem fentliche Infrastruktur, wie z.B. das standsmitglied der Stadtwerke anwe-<br />

Tag zum andern die Augen geöff- Straßennetz. Öffentliche Infrastruksend sind. Die Stadtwerke haben in<br />

net.tur<br />

gehört nach meiner Überzeu- Nürnberg einen großen Beitrag zur<br />

Danach ist für mich klar, daß die<br />

Machtstruktur, auf die sich unser<br />

Wirtschaftssystem stützt, keine andere<br />

Wahl hat <strong>als</strong> so zu agieren, wie<br />

wir es z.B. in der Energiepolitik zu<br />

beklagen haben. Da aber das Konglomerat<br />

an Macht mittlerweile ausschließlich<br />

bei den Energieversorgern<br />

liegt, haben wir so gut wie keine<br />

Chance, dagegen anzukommen. Unsere<br />

Gesellschaft ist dazu verurteilt,<br />

die Umwelt zu zerstören, solange sie<br />

den Kardinalfehler unseres Systems<br />

nicht bereit ist, zu erkennen und zu<br />

beseitigen. Erst die „natürliche Wirtschaftsordnung“<br />

lässt allen wieder<br />

eine Chance, in Freiheit und Frieden<br />

mit der Natur zu leben.<br />

Axel Berger:<br />

die Argumentation des Artikels<br />

gefällt mir nicht. Als Kunde eines<br />

gung zwingend in öffentliches Eigentum.<br />

Die Erfahrungen in Großbritannien,<br />

wo neben dem auf etliche<br />

Anbieter verteilten Zugbetrieb<br />

auch das gebietsmonopolistische<br />

Schienennetz in private Hand überführt<br />

wurde, sprechen eine nur zu<br />

deutliche Sprache.<br />

Ralf Bischof, NATAG :<br />

Ich unterstütze Ihre Analyse und<br />

Ihre Forderung voll und ganz. Es ist<br />

kein Wunder, daß RWE die günstigsten<br />

Durchleitungsentgelte veröffentlicht<br />

hat. Damit soll Druck auf<br />

die Stadtwerke ausgeübt werden.<br />

Und dem Ökostrom helfen günstige<br />

Netzgebühren bekanntlich nicht.<br />

Vielleicht wird dies auch eine große<br />

deutsche Umweltorganisation noch<br />

kapieren und dementsprechend Ihre<br />

Forderungen unterstützen.<br />

Umweltverbesserung beigetragen,<br />

von der Vorreiterrolle der Rauchgasentschwefelung<br />

bis zur weit verbreiteten<br />

Fernwärmeversorgung durch<br />

Kraftwärmekopplung. All dies sehen<br />

wir auch hier gefährdet, ein großer<br />

Stellenabbau ist schon geplant und<br />

die Prioritäten sind zwangsweise von<br />

umweltverträglichen Vorhaben auf<br />

rein marktwirtschaftliche Betrachtungsweisen,<br />

die leider immer noch<br />

die Folgekosten für die Umwelt außer<br />

Betrachtung lassen, geändert<br />

worden. Alle sind sich einig, daß Umweltschutz<br />

und Nachhaltigkeit honoriert<br />

werden sollten, was bei dem<br />

jetzigen Rahmen fehlt. Hier sind die<br />

Politiker gefordert, die mit Ihrer Konzeptlosigkeit<br />

einen großen Schritt<br />

rückwärts in der Umweltschutzpolitik<br />

gemacht haben und ich hoffe, daß<br />

dies korrigiert wird.<br />

Unternehmens im Wettbewerb sollte<br />

ich m.E. die Freiheit haben, auf<br />

Segnungen wie Schauanlagen, lnfobüros<br />

etc. zu verzichten und entsprechend<br />

billiger einzukaufen. Der<br />

örtliche Netzbetreiber ist aber, so<br />

lange keine Paralellnetze existieren,<br />

eben kein Unternehmer im Wettbewerb<br />

- er ist der Bereitsteller öffentlicher<br />

lnfrastruktur, die von al-<br />

Ein Leserbrief aus Nürnberg<br />

Ihrer Darstellung zur Situation<br />

der Stadtwerke muß ich beipflichten.<br />

In Nürnberg bin ich meistens<br />

am „Energietisch“ mit anwesend,<br />

ein Vorbereitungsverfahren für<br />

Stadtratsbeschlüsse, bei dem Verbände,Solarenergieberatungsstellen,<br />

Anlagenbauer, Mitglieder des<br />

Dieter Endeward:<br />

Ich finde Ihren Artikel gut gelungen,<br />

aber bei der wirklich berechtigten<br />

Übertragung der von Ihnen genannten<br />

Kosten auf die Durchleitungsgebühr<br />

besteht die Notwendigkeit, daß<br />

eben diese Kosten nicht willkürlich<br />

werden können. Gibt es hier schon<br />

Konzepte? Dann sollten die vielleicht<br />

noch in Ihrem Artikel angesprochen<br />

werden.<br />

28 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Leserbrief von Philipp Kruse<br />

zur Einführung der KV:<br />

Wenngleich die Grünen die politischen<br />

Widerstände gegen die KV<br />

heute anders einschätzen <strong>als</strong> zu Oppositionszeiten,<br />

macht es doch keinen<br />

Sinn, die öffenliche Forderung<br />

nach der KV <strong>als</strong> elementarem Baustein<br />

der Energiewende fallen zu lassen.<br />

Ohne den vehementen Einsatz<br />

der Grünen im politischen und öffentlichen<br />

Raum wird die KV weder<br />

in der Koalition mit der SPD, noch<br />

von irgendeiner anderen Regierung<br />

jem<strong>als</strong> zur Umsetzung gelangen.<br />

Bei den bisherigen Bemühungen<br />

zur „Rettung“ des StrEG oder zur<br />

Durchsetzung bestimmter Restlaufzeiten<br />

für Atomkraftwerke wurde<br />

das eigentliche Ziel, die erforderlichen<br />

Rahmenbedingungen für die<br />

Energiewende zu schaffen, aus den<br />

Augen verloren. Das Problem der<br />

Restlaufzeiten könnte sich andernfalls<br />

(z. B. durch Besteuerung des<br />

Atombrennstoffs) relativ leise und<br />

von selbst lösen. Alarmierend ist<br />

hierzu auch das Ergebnis einer Analyse<br />

Hermann Scheers (Solarzeitalter<br />

2/99). Scheer will ausgemacht<br />

haben, dass die rot-grüne Regierung<br />

Gefahr läuft, für den Ausstieg<br />

im Konsens auf Nebenbedingungen<br />

der Stromwirtschaft zum energiewirtschaftlichen<br />

Ordnungsrahmen<br />

einzugehen, die den wirklichen Einstieg<br />

in die Nutzung regenerativer<br />

Energien auf Jahrzehnte hinaus verhindern.<br />

Leserbrief von Richard<br />

Schmelcher zur besseren Nutzung<br />

von Aufwindkraftwerken:<br />

mich wundert immer, warum<br />

man die Aufwindkraftwerke in der<br />

Ebene baut. Die Effizienz eines Aufwindkraftwerks<br />

hängt vorwiegend<br />

von der Höhendifferenz ab. Man<br />

kann diese erhöhen, wenn man den<br />

Turm auf einen Berg oder Hügel<br />

stellt und den Hang mit Glas verkleidet.<br />

Man wählt dafür am besten<br />

einen Hang mit günstiger Neigung<br />

und Ausrichtung. Um die Höhe noch<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Leserbriefe<br />

weiter zu vergrößern, stelle ich mir<br />

vor, daß man einen Schlauch fertigt,<br />

der mit Heliumkammern versehen<br />

ist, die den Schlauch tragen.<br />

Der Schlauch wird dann über den<br />

Turm gestülpt (oder auch in den<br />

Turm eingebaut). Der Schlauch ist<br />

mit Ringen und Seilen versteift,<br />

trotzdem ist er natürlich windanfälliger<br />

<strong>als</strong> ein fester Turm. Aber auch<br />

ein fester Turm ist bei großer Höhe<br />

erheblichen Windlasten ausgesetzt.<br />

In windarmen Zeiten wird der<br />

Schlauch nach oben gelassen und<br />

wenn der Wind zu stark ist oder<br />

Blitzschlag droht, wird er wieder nach<br />

unten gezogen. Der feste Turm ist<br />

dadurch bei eingezogenem Schlauch<br />

geringeren Windlasten ausgesetzt.<br />

Wenn man zwischen den Heliumkammern<br />

vertikalen Abstand läßt,<br />

kann man den Schlauch ziehharmonikaartig<br />

zusammenziehen (der<br />

Abstand kann jedoch nicht zu groß<br />

gewählt werden, da ein m3 Helium<br />

nur etwa 1 kg Schlauch trägt). Dann<br />

könnte man z.B. einen 400m hohen<br />

Turm um z.B. 600m verlängern.<br />

Steht der Turm auf einem 500m<br />

hohen Hügel, dann ergibt sich zwischen<br />

Einlassöffnung und Auslassöffnung<br />

eine Höhendifferenz von<br />

1500 m. Da es an windarmen aber<br />

sonnigen Zeiten mehr Leistung<br />

bringt, wäre es eine gute Ergänzung<br />

zu Windkraftwerken.<br />

Um die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen,<br />

könnte man die Aufwindkraftwerke<br />

mit einem Zusatznutzen<br />

versehen. So könnte man z.B. die<br />

Aufwindkraftwerke zur Salzwasserentsalzung<br />

verwenden. Dazu<br />

wird am Fuße des Aufwindkraftwerks<br />

ein Salzwassersee (der See<br />

wirkt zusätzlich <strong>als</strong> Wärmespeicher)<br />

angelegt. Warme Festlandsluft<br />

streicht über den See und nimmt<br />

dabei das vom See verdunstende<br />

Wasser auf. Die Luft steigt im Turm<br />

hoch, wobei die Feuchtigkeit zum<br />

Teil kondensiert, sich an den Wänden<br />

niederschlägt und nach unten<br />

läuft. Um dies sicherzustellen, soll<br />

die Luft möglichst voll mit Feuchtigkeit<br />

gesättigt sein. Das Konden-<br />

sieren kann man fördern, wenn man<br />

die Luft ionisiert. Allerdings müssten<br />

im Normalfall genügend Kondensationskeime<br />

vorhanden sein<br />

(Staub, Salzkristalle). Das Niederschlagen<br />

an den Wänden kann man<br />

verbessern, wenn man die Luft in<br />

Drehung versetzt (tangentiale Strömung<br />

in den Turm) und so die Wassertropfen<br />

an die Wand geschleudert<br />

werden. Das Verdunsten des<br />

Wassers kann man fördern, indem<br />

man es versprüht. Dies hat jedoch<br />

den Nachteil, dass dann auch Salzpartikel<br />

mitgerissen werden und das<br />

Kondensat dann nicht ganz salzfrei<br />

ist. Durch die feuchtere Luft erhöht<br />

sich die Effektivität des Aufwindkraftwerks,<br />

weil die latente Wärme<br />

zusätzlich genutzt wird. Die Luft<br />

steigt feuchtadiabatisch mit einem<br />

geringeren Temperaturgradienten<br />

auf <strong>als</strong> trockenadiabatisch. Die Wirkung<br />

kann man noch verstärken,<br />

indem man die Abwärme eines Wärmekraftwerkes<br />

nutzt, um den Salzwassersee<br />

zu erwärmen.<br />

Das gleiche könnte man auch zur<br />

Abwasserklärung verwenden, indem<br />

man einfach das Abwasser verdunsten<br />

läßt und den trockenen<br />

Klärschlamm verbrennt, wobei die<br />

Abwärme benutzt wird, um das Abwasser<br />

zu erwärmen.<br />

In Städten wie z.B. Los Angelos<br />

oder Mexico City kann das Aufwindkraftwerk<br />

verwendet werden,<br />

um Smog zu verhindern oder zu<br />

vermindern. Man stellt es auf einen<br />

Hügel, und wenn es hoch genug ist,<br />

reicht es über die Inversionsschicht<br />

hinaus (bei Inversionswetterlagen ist<br />

es meist windarm) und die Luft<br />

wird aus der Stadt abgesaugt. Die<br />

Wärme der Stadt erhöht die Leistung<br />

des Aufwindkraftwerks.<br />

29


Leserbrief von Axel Berger<br />

zum E- Mail-Dienst des <strong>SFV</strong>:<br />

Bitte schickt mir die Rundmails<br />

auf jeden Fall weiter! Ich finde das<br />

eine tolle Sache und freue mich immer<br />

wieder, aktuell und umfassend<br />

informiert zu werden.<br />

Thomas Koennecke schreibt<br />

zur gewinnbringenden Vergütung<br />

in Europa:<br />

Mit der Kostendeckenden Vergütung<br />

von Solarstrom hat der<br />

Aachener Solarenergie-Förderverein<br />

schon vor einigen Jahren eine geniale<br />

Idee in die Diskussion eingebracht.<br />

Bislang sind Betreiber von<br />

Photovoltaikanlagen fast ausschließlich<br />

Idealisten, die der Umwelt etwas<br />

Gutes tun wollen und bisher<br />

von nur wenigen umweltfreundlichen<br />

Stadtwerken allenfalls eine<br />

kostendeckende Vergütung für ihren<br />

Solarstrom erhalten. Der unternehmerisch<br />

denkende Normalbürger,<br />

der sein Geld zur Bank bringt,<br />

an der Börse spekuliert oder anderweitig<br />

gewinnbringend anlegt, würde<br />

sein Kapital nur in eine eigene<br />

Photovoltaikanlage investieren,<br />

wenn die jährliche Mindestrendite<br />

10% überschreiten würde. Um dem<br />

Ganzen noch mehr Eigendynamik<br />

zu verleihen, sollten nicht nur Privatpersonen<br />

die Möglichkeit erhalten,<br />

auf ihren Dächern ein Solarkraftwerk<br />

zu errichten, sondern<br />

auch Unternehmen. Der Zeitpunkt,<br />

ein neues Solarwirtschaftsförderungsprogramm<br />

zu initiieren, das<br />

einen radikaleren Kurswechsel <strong>als</strong><br />

das 100.000 Dächer-Programm in<br />

Richtung nachhaltige Energiewirtschaft<br />

einläutet, ist günstig wie noch<br />

nie zuvor. Die Gründe sind eindeutig:<br />

- Handlungsbedarf bei Liberalisierung<br />

und Entregionalisierung des<br />

Strommarktes<br />

- Höhere Akzeptanz von<br />

Ökosteuern bei sinkenden<br />

Strompreisen<br />

- Bereitschaft der Bundesregierung<br />

zum Atomausstieg und<br />

Leserbriefe<br />

Klimaschutz<br />

- Ankurbelung der Wirtschaft bei<br />

Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />

- Größere Unabhängigkeit von<br />

ausländischen Erdölimporten<br />

Der Verkauf elektrischen Stroms<br />

ist seit Jahrzehnten weltweit ein sehr<br />

lukratives Geschäft. Ich stelle deswegen<br />

folgende Forderung:<br />

Je nach Anzahl der verkauften Kilowattstunden<br />

soll bundesweit jeder<br />

Energieversorger einen finanziellen<br />

Beitrag zur Einführung einer Gewinnbringenden<br />

Vergütung (GV) von Solarstrom<br />

leisten. Dies würde nun bedeuten,<br />

daß jede in einem deutschen,<br />

französischen, ukrainischen oder<br />

anderem ausländischen Atomkraftwerk<br />

oder Kondensationskraftwerk<br />

hergestellte und in Deutschland verkaufte<br />

Kilowattstunde mit einer Solarenergiesteuer<br />

beaufschlagt wird.<br />

Dieses Geld zweckzuentfremden, um<br />

Haushaltslöcher zu stopfen oder die<br />

Renten zu finanzieren, wäre ein großer<br />

Fehler.<br />

Hätte es bereits 1998 europaweit<br />

eine derartige Steuer von 1 Pfennig<br />

pro kWh gegeben, hätten die drei<br />

größten deutschen Energiekonzerne<br />

RWE, Preussen-Elektra und Bayernwerke<br />

mit insgesamt 317 Milliarden<br />

verkauften Kilowattstunden<br />

(Daten aus der Zeitschrift Stromthemen<br />

Ausgabe 10/99, Herausgeber<br />

lnformationszentrale der Elektrizitätswirtschaft<br />

IZE) auf ihre Fahnen<br />

schreiben können, daß sie mit<br />

über 3 Mrd. DM die Hauptsponsoren<br />

der GV gewesen wären. Europameister<br />

allerdings wäre mit 4,5<br />

Mrd. DM der französische Monopolist<br />

Electricite de France (EdF)<br />

gewesen, gefolgt von dem italienischen<br />

Stromkonzern INEL. Allein<br />

die zehn größten europäischen Energieversorger<br />

hätten bei dieser fiktiven<br />

Annahme über 13 Mrd. DM in<br />

ihre nationalen Fördertöpfe der Gewinnbringenden<br />

Vergütung von Solarstrom<br />

eingezahlt. Dem Weg in<br />

die europäische Solargesellschaft<br />

wären wir damit schon um einige<br />

Schritte näher.<br />

Dem <strong>SFV</strong> wünsche ich für die<br />

Zukunft weniger Bescheidenheit und<br />

noch mehr Courage, um ab sofort<br />

anstatt der KV die GV zu propagieren,<br />

frei nach dem Motto<br />

“Gutes Geld für gute Energie”.<br />

Jürgen Grahl reagiert auf einen<br />

Leserbrief von Christine Seer<br />

(SB 2/99, S. 50):<br />

Frau Christine Seer kritisiert in<br />

ihrem Leserbrief zum „Durchleitungs-Solarbrief“<br />

1/99, ich hätte in<br />

meinem Artikel „Leichter vermittelbar?“<br />

(S. 21) Greenpeace „pure<br />

Vermarktungsabsichten in der Öffentlichkeit“<br />

unterstellt. Dieser Vorwurf<br />

verkennt m.E. die Intention<br />

meines Beitrags: Meine Einschätzung,<br />

daß das Konzept der Durchleitung<br />

dem der KV hinsichtlich der<br />

Wirksamkeit eindeutig unterlegen,<br />

im Hinblick auf die Vermittelbarkeit<br />

in der Öffentlichkeit jedoch anscheinend<br />

überlegen ist, sollte nicht in<br />

dem Sinne verstanden werden, daß<br />

ich Greenpeace unlautere Absichten<br />

vorhalte, denn selbstverständlich<br />

ist die Vermittelbarkeit eines<br />

politischen Konzeptes ein legitimes<br />

und wichtiges Beurteilungskriterium<br />

bei der Wahl der „richtigen“<br />

Strategie. Insofern sollte mein Beitrag<br />

sogar dazu dienen, um ein gewisses<br />

Verständnis für die Greenpeace-Posititon<br />

zu werben - und<br />

darüber hinaus auf das Problem aufmerksam<br />

zu machen, daß wir mit<br />

dem - rein sachlich gesehen so exzellenten<br />

- Konzept der KV bisher<br />

vielleicht schlichtweg zu wenig die<br />

Herzen der Menschen erreicht haben.<br />

30 Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins


Erneuerbare Energien 2000<br />

- Internationale Fachmesse<br />

Vom 18. - 20. Februar 2000<br />

findet im CCB CongressCentrum<br />

Böblingen bei Stuttgart zum dritten<br />

Mal die internationale Fachmesse<br />

erneuerbare Energien statt. Auf fast<br />

6000 m 2 Ausstellungsfläche wird ein<br />

umfassender Überblick über den<br />

Stand der erneuerbaren Energien<br />

und der rationellen Energieverwertung<br />

geboten.<br />

Kontakt:<br />

erneuerbare ernergien<br />

postfach 1565<br />

72705 Reutlingen<br />

Tel.: 07121-937520<br />

fax : 07121-371835<br />

e-mail: jgroehm@aol.com<br />

Einladung zu einer Veranstaltung in der Eifel:<br />

1.12.99, 18.00 Uhr<br />

Im Festsaal der Historischen Mühle in Birgel/Lissendorf<br />

Vorträge und Diskussion<br />

Kontakt:<br />

Wilfried Schneider, Tel.: 06597-4541<br />

oder<br />

Dieter Demoulin, Tel.: 06593-989096<br />

12. Internationales Sonnenforum 2000 in Freiburg<br />

Das Internationale Sonnenforum der DGS findet vom 6. - 7. Juli 2000 in<br />

Freiburg statt. In Plenar- und Kurzvorträgen sowie auf einer Posterausstellung<br />

werden aktuelle Forschungsergebnisse und innovative Produkte vorgestellt<br />

und diskutiert.<br />

Die Schwerpunkte des Sonnenforums sind:<br />

- Solarthermie<br />

- Photovoltaik-Systemtechnik<br />

- Energiewirtschaft<br />

- solares Bauen<br />

Beiträge für die Solarfachtagung können bis 31.12.99 bei der DGS<br />

eingereicht werden. Anmeldeformulare sind dort erhältlich.<br />

Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Veranstaltungshinweise<br />

Stunkparade<br />

gegen die Atompolitik<br />

am 13.11.1999 in Berlin.<br />

http://www.stunkparade.de<br />

Solarbrief<br />

5<br />

ist Trümpf<br />

Öko-Energie vom Acker aus der eigenen Region<br />

European Creative<br />

Workshop<br />

Photovoltaik Market Stimulation<br />

Die Firma EnergieCom GmbH<br />

führt am 22.-23. November ‘99 in<br />

der Evangelischen Akademie Tutzing<br />

den 3. internationalen Workshop<br />

aus der Reihe „Creativity<br />

Workshop for PV Market Stimulation“<br />

aus. Zwei vorhergehende<br />

Workshops in Amsterdam und London<br />

wurden bereits erfolgreich<br />

durchgeführt. Der nächste - und<br />

letzte - Workshop der Reihe soll im<br />

Januar in Rom stattfinden.<br />

Berichtigung von SB 3/99<br />

Clean Energy 2000<br />

Internationaler Kongress und Weltausstellung<br />

für saubere Energie in Genf vom<br />

24. - 29. Januar 2000<br />

CMDC, Rue de Varembe, POB 200<br />

CH-1211 Geneva 20,<br />

Tel.:+41-229103006<br />

e-mail: conference@cleanenergy2000.com<br />

internet: http||: www.cleanenergy2000.com<br />

Kontakt:<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Sonnenenergie e.V.<br />

Augustenstr. 79<br />

80333 München<br />

Tel.: 089-524071<br />

Fax: 089- 521668<br />

31


G 8058 Postvertriebsstück<br />

Entgelt bezahlt<br />

Absender: SOLARENERGIE-<br />

FÖRDERVEREIN E.V.<br />

Bundesgeschäftsstelle<br />

Herzogstraße 6<br />

52070 Aachen<br />

Landtage für KV<br />

Baden-Württemberg<br />

Bayern<br />

Berlin<br />

NRW<br />

Saarland<br />

SB SB<br />

Sulingen<br />

5<br />

Bünde<br />

Ahaus Osnabrück Bad Oeynhausen<br />

Herford<br />

Haltern<br />

Lemgo<br />

Blomberg<br />

Gladbeck<br />

Gütersloh<br />

Hamm<br />

Lippstadt<br />

Duisburg<br />

Herne<br />

Soest<br />

Hagen Menden<br />

Düsseldorf<br />

Remscheid<br />

Solingen<br />

Würselen<br />

Herzogenrath<br />

Aachen<br />

Brühl<br />

Leverkusen<br />

Bonn<br />

Marburg<br />

Gießen<br />

Neuwied<br />

Delmenhorst<br />

SB SB<br />

Schleswig<br />

Kiel<br />

Wedel<br />

Elmshorn<br />

SB<br />

SB<br />

Frankfurt<br />

Hammelburg (Stadtwerke)<br />

Werneck<br />

Aschaffenburg<br />

Darmstadt<br />

Würzburg<br />

Hahnbach<br />

Reichenschwand<br />

Baiersdorf Sulzbach-Rosenberg<br />

Viernheim<br />

Herzogenaurach<br />

Hirschau<br />

Saarlouis<br />

Rothenburg Nürnberg<br />

Berg<br />

Landkreis Amberg-Sulzbach<br />

Fümpf<br />

Heidelberg<br />

x<br />

Schwabach<br />

Fümpf<br />

Roth<br />

Straubing Deggendorf<br />

Schwäbisch Hall<br />

Pforzheim<br />

Schorndorf Landkreis Freising Landkreis Rottal-Inn<br />

Balingen<br />

Ulm<br />

Freising<br />

Erding<br />

Fürstenfeldbruck<br />

Landkreis Traunstein<br />

Olching<br />

Traunstein<br />

<strong>32</strong> Solarbrief 5/99<br />

des Solarenergie-Fördervereins<br />

Lübeck<br />

SB SB<br />

Hammelburg (ÜWU)<br />

SB<br />

4 3<br />

SB SB<br />

SB SB<br />

Fünfundzwanzig Städte: siehe siehe Seite Seite 7<br />

7<br />

SB<br />

Berlin

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