Dezember 2011 1
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Kolumne<br />
Eugens tierische Geschichten<br />
Hörnli, Hörnli, Ghackets Ghackets und und Öpfelmues!<br />
Öpfelmues!<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
Diejenigen, die sich noch an meine<br />
letzte Geschichte erinnern können,<br />
wissen, dass sie im Grunde genommen<br />
nicht so tierisch war, nein, es<br />
war die Geschichte der kleinen Rebe,<br />
die nach langer Odysee von Andelfingen<br />
endlich im Tessin definitiv<br />
Wurzeln schlagen konnte. Trotz der<br />
untierischen Geschichte waren die<br />
Reaktionen und Kommentare<br />
durchwegs positiv und wie mir zugetragen<br />
wurde, gab es Menschen,<br />
die diese kleine Geschichte sogar<br />
immer und immer wieder gelesen<br />
haben, sie einfach schön fanden. In<br />
der Zwischenzeit sind die Trauben<br />
der kleinen Rebe reif geworden.<br />
Diejenigen, die nicht von den Vögeln<br />
gefressen wurden, haben uns<br />
mit ihren süssen Früchten erfreut.<br />
Es reiften so viele Trauben heran,<br />
dass sogar ich ein paar Beeren abbekam.<br />
Nun ist es Spätherbst geworden.<br />
Die grossen Blätter der<br />
kleinen Rebe liegen braun und<br />
spröd am Boden. Im Holz aber, da<br />
schlummert die immer wiederkehrende,<br />
immense Kraft dem nahenden,<br />
neuen Frühling entgegen.<br />
Unsere Bauunternehmung hat in<br />
den vergangenen Monaten sehr viele<br />
grosse und kleine Aufträge erfüllen<br />
dürfen. Einmal mehr erlebten<br />
wir eine sehr gute Auslastung unserer<br />
Ressourcen. Als Senior in der<br />
Firma staune ich vielmals über die<br />
Schnelligkeit der Arbeitsabläufe,<br />
dem scheinbar immer schneller drehenden<br />
Rad "Zeit". Die neue sehr<br />
fordernde Zeit hat unser tägliches<br />
Leben total verändert, unerfreulicherweise<br />
nicht immer zum Besten!<br />
Diese Tatsache können wir leider<br />
nicht ändern, wir müssen uns den<br />
jetzigen Anforderungen stellen,<br />
uns der neuen Gangart anpassen.<br />
Damit haben die Älteren unter uns<br />
wohl manchmal etwas mehr Mühe.<br />
Dies war aber schon immer so<br />
und wird immer so sein. Waren es<br />
in früheren Jahren die hohen<br />
Bergmassive der Walliser und Berner<br />
Alpen die mich reizten, sind es<br />
heute die steilen Tessiner-<br />
Wanderwege, die mir in unmissverständlicher<br />
Weise zeigen, dass<br />
die Bäume nicht in den Himmel<br />
wachsen. Heute bleibe ich lieber<br />
unten in der Ebene und mache<br />
zusammen mit meinem Hund Dodo<br />
den Melezza-Rundgang und<br />
das ist auch gut so!<br />
Nicht nur aus geschäftlicher Sicht<br />
können wir auf ein erfolgreiches<br />
Jahr zurückblicken. Schon im<br />
Frühling erfreute uns die Natur<br />
mit ihrer grossartigen Vielfalt. Da<br />
waren die Beeren aller Sorten, die<br />
heranreiften, in absoluter Top-<br />
Qualität und überaus grossen<br />
Mengen. Die Kirschen waren so<br />
gross und gesund wie selten in<br />
vergangenen Jahren. Äpfel gab es<br />
in Hülle und Fülle. Zwei Bäume<br />
stehen bei mir und in Nachbars<br />
Garten. Dort ein alter Gravensteiner-Baum,<br />
bei mir eine neuere<br />
Sorte. Schon im Frühling zeigte es<br />
sich, dass, frostfreie Nächte vorausgesetzt,<br />
mit grossem Ertrag<br />
zu rechnen sei. Die Bäume waren<br />
übervoll von Äpfeln, die dann aber<br />
durch kleinere Unwetter und<br />
Sturmwinde noch etwas dezimiert<br />
wurden. Ab Mitte August war es<br />
dann soweit. Fritz und Vreni füllten<br />
Fass um Fass mit feinsten<br />
Gravensteiner-Äpfeln, die dann<br />
später in veränderter Form im<br />
Berggasthaus Niederhorn mehr<br />
gesoffen als getrunken werden<br />
sollen. Meine Nachbarn verreisten<br />
dann in die Ferien und überliessen<br />
mir auch ihren Baum. So avan-<br />
cierte ich ungewollt zum<br />
"Obstverwerter". Ich füllte Kisten<br />
schönster Früchte, transportierte<br />
diese rauf ins Bündnerland, wo<br />
diese sehr freudig empfangen<br />
wurden. Bis zuhinterst im Valsertal<br />
sind nun Eugens Gravensteiner-Äpfel<br />
ein Begriff! Auch die alten<br />
Leute im Altersheim Zizers<br />
waren sehr dankbar und freuten<br />
sich über die Bereicherung ihres<br />
Menüplans. Der pensionierte Pfarrer<br />
stand immer als erster an der<br />
Früchteschale. Die allerschönsten<br />
Äpfel verschwanden in grosser<br />
Zahl in seinen grossen Taschen,<br />
getreu der Losung "Liebe Deinen<br />
Nächsten, wie Dich selbst!". Mit<br />
den Falläpfeln machte ich täglich<br />
Apfelmus, was zusätzlich überall<br />
sehr willkommen war, grosse<br />
Mengen davon füllten sodann meine<br />
Kühltruhe, die dann ob all der<br />
einzufrierenden Mengen den Geist<br />
aufgab und ersetzt werden musste.<br />
Kaum waren die Gravensteiner-Äpfel<br />
verwertet, begann mein<br />
Baum mit dem Abwurf und das<br />
gleiche Prozedere wiederholte<br />
sich. Zum Schluss waren dann<br />
auch noch die Trauben reif und<br />
auch sie fanden den Weg ins<br />
Bündnerland. Jetzt ist die Ernte<br />
vorbei, Ruhe ist eingekehrt, die<br />
Kühltruhe ist randvoll! Viele Abnehmerinnen<br />
und Abnehmer aus<br />
nah und fern freuen sich darüber,<br />
sind dankbar über die Früchte in<br />
gekochter, eingefrorener Form!<br />
Was gibt es schon Besseres als<br />
"Hörnli, Ghackets und Öpfelmues!"<br />
Nun wünsche ich allen meinen<br />
Leserinnen und Lesern alles Gute<br />
zum kommenden Jahreswechsel,<br />
viel Erfolg und gute Gesundheit im<br />
neuen Jahr 2012.<br />
Ihr Eugen Landolt<br />
Seite 35