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Bewegung im SEV Bewegung in der Gewerkschaftswelt

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Trotzdem. Bei vielen Mitglie<strong>der</strong>n blieb<br />

das schale Gefühl, <strong>der</strong> <strong>SEV</strong> habe versagt. Spürbar<br />

war dies schon <strong>im</strong> Herbst, als Unterschiede<br />

h<strong>in</strong>sichtlich <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zuschlagenden Strategie<br />

auszumachen waren. Während die e<strong>in</strong>en auf<br />

harte Kampfmassnahmen setzten, favorisierten<br />

an<strong>der</strong>e den traditionellen Verhandlungsweg.<br />

Zum Eklat kam es bei <strong>der</strong> Warnstreik-Abst<strong>im</strong>mung.<br />

Trotz e<strong>in</strong>er 81-Prozent-Zust<strong>im</strong>mung <strong>der</strong><br />

St<strong>im</strong>menden scheiterte <strong>der</strong> Urnengang, weil<br />

über 40 Prozent <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> gar nicht teilgenommen<br />

hatten. Das schmerzt.<br />

Mobilisierungsfähigkeit bewiesen<br />

Doch blicken wir e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> paar Jahre zurück.<br />

Jahrzehntelang war <strong>der</strong> <strong>SEV</strong> e<strong>in</strong>e Gewerkschaft,<br />

die sich <strong>im</strong>mer mit den Arbeitgebern zusammensetzte<br />

und die Probleme an eben diesem<br />

Verhandlungstisch löste. «Der <strong>SEV</strong> geht nicht<br />

auf die Strasse», hiess es früher. Die letzte Urabst<strong>im</strong>mung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>SEV</strong>-Geschichte datiert aus<br />

dem Jahr 1930, als es um neue Verbandsstrukturen<br />

g<strong>in</strong>g. Seit dem Generalstreik 1918 griff<br />

<strong>der</strong> <strong>SEV</strong> nicht mehr zu harten Kampfmassnahmen,<br />

von Aktionen e<strong>in</strong>zelner Sektionen e<strong>in</strong>mal<br />

ausgenommen. Doch jetzt: Zwe<strong>im</strong>al <strong>in</strong>nert<br />

kurzer Zeit 10’000 Eisenbahner<strong>in</strong>nen und Eisenbahner<br />

<strong>in</strong> Bern. Das entspricht etwa e<strong>in</strong>em<br />

Sechstel des Mitglie<strong>der</strong>bestandes des <strong>SEV</strong>. O<strong>der</strong><br />

die Lokführer, die den gewerkschaftlichen<br />

Kampfwert ihrer Lokpfeifen entdeckt haben.<br />

Nicht zu reden von den vielen Aktionen <strong>der</strong><br />

Unterverbände, mit denen <strong>der</strong> <strong>SEV</strong> se<strong>in</strong>e Mobilisierungsfähigkeit<br />

unter Beweis stellte.<br />

So betrachtet war das Jahr 1996 e<strong>in</strong> Erfolg,<br />

auch wenn <strong>der</strong> Lohnabbau nicht verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

werden konnte. Die zahlreichen Aktionen<br />

haben gezeigt, dass <strong>der</strong> <strong>SEV</strong> aus vielen wachen<br />

und politisch bewussten Mitglie<strong>der</strong>n besteht.<br />

Der <strong>SEV</strong> hat mit se<strong>in</strong>en Aktionen viel Know-<br />

How erworben und sich quasi warmgelaufen.<br />

Er hat realisiert, dass se<strong>in</strong>e Statuten «Schön-<br />

wetterstatuten» s<strong>in</strong>d, die wohl e<strong>in</strong>er Überarbeitung<br />

unterzogen werden müssen. Der <strong>SEV</strong> hat<br />

mit se<strong>in</strong>en Aktionen e<strong>in</strong> Fundament für die<br />

kommenden Jahre gelegt, die aller Voraussicht<br />

nach für den <strong>SEV</strong> und se<strong>in</strong>e Mitglie<strong>der</strong> nicht<br />

e<strong>in</strong>facher se<strong>in</strong> werden als das vergangene.<br />

So betrachtet haben sich die Aktionen<br />

gegen den Lohnabbau sehr gelohnt. Schliesslich<br />

misst sich <strong>der</strong> Wert e<strong>in</strong>er Gewerkschaft<br />

nicht nur am e<strong>in</strong>zelnen, gerade erzielten (o<strong>der</strong><br />

eben nicht erzielten) Erfolg, son<strong>der</strong>n und vor<br />

allem auch am langen Atem, mit dem sie beharrlich<br />

ihre Ziele verfolgt. Der <strong>SEV</strong> hat <strong>im</strong> vergangenen<br />

Jahr se<strong>in</strong>e Kampffähigkeit gesteigert.<br />

Das ist e<strong>in</strong> wichtiges Kapital für die Zukunft. Es<br />

verpflichtet.<br />

Der Lohnabbau bei den SBB<br />

per 1. 1. 1997<br />

— Ke<strong>in</strong> Teuerungsausgleich<br />

(entspricht 0,8 % Reallohnabbau)<br />

— Kürzung des Ortszuschlags um 10 %<br />

— Kürzung <strong>der</strong> ordentlichen Lohnerhöhungen<br />

um 50 %<br />

— Kürzung <strong>der</strong> ausserordentlichen Lohnerhöhungen<br />

um 50 %<br />

— Arbeitnehmerbeteiligung an NBU neu 2/3<br />

statt 1/2<br />

— Streichung <strong>der</strong> «unechten» Familienzulage<br />

(Fr. 900.–/Jahr)<br />

— Senkung <strong>der</strong> Anfangslöhne um 10 %<br />

(<strong>in</strong> Kraft seit 1. 1. 1996)<br />

— Weiterführung des Ka<strong>der</strong>lohnopfers<br />

(1 bis 2 %)<br />

15<br />

Überreichung des<br />

«Kaktus des Jahres 1996»<br />

an die Generaldirektion und<br />

den Verwaltungsrat <strong>der</strong><br />

SBB am 2. Dezember 1996.

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