Schulentwicklungsplan Trier-Saarburg - Landkreis Trier-Saarburg
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Hildesheimer Planungsgruppe <strong>Schulentwicklungsplan</strong> <strong>Trier</strong>-<strong>Saarburg</strong> / 2.3.2009 26<br />
Allerdings verkürzen immer mehr Gymnasien die Schulbesuchsdauer bis zum Abitur<br />
(„G8“). In der Regel erhoffen sie sich dadurch eine Erhöhung ihrer Attraktivität und damit<br />
eine Sicherung der Schülerzahlen auch bei zurückgehenden Jahrgangsstärken. Die<br />
Verkürzung der Schulbesuchsdauer intensiviert jedoch die Belastungen der Schülerinnen<br />
und Schüler und erhöht dadurch zugleich die Anforderungen an die schulergänzenden<br />
Leistungen der Familien. Dies wirkt der Gewinnung neuer Zielgruppen entgegen<br />
und kann möglicherweise auch einen Teil der bisherigen Besucher abschrecken.<br />
An den Standorten, an denen Gymnasien die Schulbesuchsdauer verkürzen („G8“), sind<br />
Integrierte Gesamtschulen mit eigener gymnasialer Oberstufe dringend erforderlich, um<br />
einen Rückgang der Bildungsbeteiligung zu vermeiden.<br />
4.6.2 Integrierte Gesamtschule<br />
Unabhängig von der möglicherweise uneinheitlichen Entwicklung des gymnasialen Angebots<br />
sollte für alle Kinder, die aus der Grundschule nicht an ein Gymnasium wechseln,<br />
in Wohnortnähe eine Integrierte Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe erreichbar<br />
sein.<br />
Nur in dieser Schulart können sie mit zunehmendem Alter schrittweise eine eigene Lebens-<br />
und Berufsperspektive entwickeln und den dazu passenden Schulabschluss anstreben,<br />
ohne bei einer Änderung ihrer Konzeption die Klasse, den Schulzweig oder die<br />
Schule wechseln und sich in einer anderen Schulart erneut bewähren zu müssen.<br />
Da ein flächendeckendes Netz von gymnasialen Standorten im <strong>Landkreis</strong> <strong>Trier</strong>-<strong>Saarburg</strong><br />
bereits vorhanden ist und weiter ausgebaut wird, hat die Einrichtung von Integrierten<br />
Gesamtschulen nicht zur Folge, dass an manchen Standorten das Abitur nur durch<br />
den Besuch einer IGS erworben werden könnte. Die IGS als zusätzliche Schulart beeinträchtigt<br />
nicht die Interessen der Familien, die für ihre Kinder die Schulart eines eigenständigen<br />
Gymnasiums bevorzugen.<br />
Viele der heutigen Erwachsenen haben eine Schule erlebt, die einseitig „Lehrer-orientiert“<br />
arbeitete. Nur der Lehrer durfte und konnte Wissen vermitteln. Kommunikation fand<br />
sternförmig zwischen dem Lehrer und den einzelnen Schülern statt. Die Kooperation<br />
zwischen Schülern wurde in der Regel nicht gefördert, sondern als störend empfunden<br />
und bestraft. Eine solche Schule war verständlicherweise kaum in der Lage, innerhalb<br />
einer Klasse Schüler mit unterschiedlichen Lernvoraussetzungen wirksam zu fördern. Je<br />
gleichartiger die Kinder und Jugendlichen waren, desto vorteilhafter schien dies für den<br />
Lernerfolg zu sein; Außenseiter störten und wurden nach Möglichkeit entfernt.<br />
Inzwischen haben viele Schulen ihre Methoden weiter entwickelt und fördern die Kooperation<br />
zwischen den Schülern (z.B. Projekte statt Frontalunterricht). Allerdings werden<br />
die Schülerinnen und Schüler nach wie vor nach ihrem Leistungsstand getrennt in verschiedenen<br />
Schulen unterrichtet. Trotz aller pädagogischen Verbesserungen innerhalb<br />
der einzelnen separaten Schularten bleibt es das Grundprinzip des gegliederten Schulsystems,<br />
dass die Schüler im Alter von 10 Jahren nach ihrem Leistungsstand getrennt<br />
werden und ab Klassenstufe 5 keinen Kontakt mehr zu leistungsstärkeren oder leistungsschwächeren<br />
Schülern haben sollen.<br />
Im Gegensatz zu diesem traditionellen Schulmodell nutzt die Integrierte Gesamtschule<br />
die individuelle Unterschiedlichkeit der Kinder und Jugendlichen, um den Erfolg aller<br />
Schülerinnen und Schüler zu fördern. Dies ist möglich, weil Kinder und Jugendliche besser<br />
von anderen Kindern und Jugendlichen lernen (jüngere Geschwister lernen vieles<br />
früher, als ihre älteren Geschwister dies zuvor getan hatten) und weil eine größere Vielfalt<br />
der Anregungen und Herausforderungen die Leistungsfähigkeit des Gehirns steigert<br />
(Gerald Hüther, Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn, Göttingen 2006).<br />
In Klassen mit unterschiedlichem Leistungsniveau und verschiedenartigen Lernvoraussetzungen,<br />
bei denen der Lehrer den Lernprozess der Schülerinnen und Schüler anregt<br />
und arrangiert, ist der Lernerfolg größer als in leistungshomogenen Klassen mit Lehrer-