3/2011 - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV
3/2011 - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV
3/2011 - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Fatique ist ein Begriff, mit welchem diese Ermüdungs- und<br />
Erschöpfungszustände beschrieben werden. Das NTSB hat<br />
dieses Problem prominent auf die Tagesordnung gesetzt. So<br />
zum Beispiel, als es im Untersuchungsbericht über einen Unfall<br />
einer Hawker Beechcraft 125-800A auf dem Owatonna<br />
Regional Airport in Minnesota auf „Fatique“ als beitragenden<br />
Faktor hinwies: „Contributing factors were poor crew<br />
coordination and lack of cockpit discipline; fatique, which<br />
likely impaired both pilots‘ performance.“ Auch die Vereinigung<br />
Cockpit kritisiert die neuen eruopäischen Flugdienstzeitregelung<br />
und weist in diesem Zusammenhang auf den<br />
Unfall <strong>der</strong> Colgan Air vor rund zwei Jahren in Buffalo hin, bei<br />
welchem Fatique eine wesentliche Rolle gespielt hat.<br />
Dass auch Controller und eigentlich auch ihre Arbeitgeber<br />
(insbeson<strong>der</strong>e die FAA ist hier gefor<strong>der</strong>t) sich mit dem Problem<br />
Fatique auseinan<strong>der</strong>setzen müssen, beweisen mehrere<br />
Vorfälle in den USA. Der „Reigen“ wurde in <strong>der</strong> Nacht vom<br />
22. auf den 23. März am Reagan National Airport von Washington<br />
eröffnet. Gleich zwei Besatzungen anfl iegen<strong>der</strong><br />
Flugzeuge, eine B737 von American Airlines (AAL 1012) sowie<br />
ein A320 von United Airlines (UAL 628T) waren wie die<br />
Controller und Wachleiter <strong>der</strong> zuständigen Anfl ugkontrollstelle<br />
Potomac TRACON kurz nach Mitternacht nicht in <strong>der</strong><br />
✈ Viele US Tower sind nachts nur mit einem Controller<br />
besetzt. 27 davon erhalten nun einen zweiten Mann<br />
Photo: Jeff Randall<br />
ATC International<br />
Lage, mit <strong>der</strong> Platzkontrollstelle Funkkontakt aufzunehmen.<br />
Nach mehreren Versuchen führte die Besatzung <strong>der</strong> B737<br />
das Fehlanfl ugverfahren durch und meldete sich erneut bei<br />
Potomac TRACON. Nachdem es den Approachcontrollern<br />
ebenfalls nicht gelungen war den Towerlotsen zu erreichen,<br />
teilten sie <strong>der</strong> Besatzung mit, dass <strong>der</strong> Tower wohl unbesetzt<br />
wäre und informierten sie, dass sie als Flug zu einem unkontrollierten<br />
Platz behandelt würden. Wobei <strong>der</strong> Controller mitteilte,<br />
er nehme an, dass sich <strong>der</strong> Towercontroller selbst<br />
(zum Beispiel beim Gang zur Toilette) von <strong>der</strong> Towerkanzel<br />
ausgeschlossen hätte. Dies hatte sich früher bereits schon<br />
einmal ereignet. Um 0:12 Uhr versuchte AAL 1012 erneut, mit<br />
Reagan Tower in Kontakt zu treten. Nachdem auch dieser<br />
Versuch fehl geschlagen war, landete die B737 sicher auf<br />
Piste 1 (01). Die Besatzung des nachfolgenden A320 wurde<br />
darauf hingewiesen, dass die Kommunikation zwischen dem<br />
TRACON und dem Tower unterbrochen wäre und wurde um<br />
0:22 an die Platzkontrolle übergeben. Auch die Airbusbesetzung<br />
war nicht in <strong>der</strong> Lage, mit dem Tower in Funkkontakt zu<br />
treten und landete vier Minuten später auf dem Reagan National<br />
Airport.<br />
<strong>der</strong> fl ugleiter <strong>2011</strong>/03<br />
37