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3/2011 - GdF Gewerkschaft der Flugsicherung eV

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<strong>der</strong> fl ugleiter <strong>2011</strong>/03 Glosse<br />

56<br />

Lotse „Victor“ und Lotse „Echo“ –<br />

o<strong>der</strong>, das Chaos hat einen Namen<br />

Um es gleich von Beginn an festzustellen – bei Lotse „Victor“ und „Echo“ handelt es sich nicht<br />

um Lotsen, die nach den hohen DFS-Standards ausgebildet wurden, son<strong>der</strong>n eher um zwei<br />

Minijobs mit zweifelhafter Auftragsgestaltung, die aus einer Zwangslage des Köln/Bonner<br />

Flughafens heraus entstanden.<br />

Es begab sich zu <strong>der</strong> Zeit, als <strong>der</strong> Flughafen Köln/Bonn –<br />

wohl auch als Nachwirkung des 11.September – beschloss,<br />

einen bis dato halböffentlichen Bereich des Flughafen als inneren<br />

Sicherheitsbereich anzusehen. Als Folge dieses wenig<br />

durchdachten Beschlusses wurde eine großfl ächige zentrale<br />

Kontrollstelle für einen zweistelligen Millionenbetrag errichtet.<br />

Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> jetzt das Herzstück des Flughafens betreten<br />

möchte, muss seit dieser Zeit ein aufwendiges Kontroll – und<br />

Passageverfahren über sich ergehen lassen. Dass dieses<br />

Verfahren bei den im Kernbereich ansässigen Firmen und Unternehmen<br />

für Verstimmung sorgte, war nur eine Frage <strong>der</strong><br />

Zeit. Mehr und mehr Firmen verließen zwischenzeitlich den<br />

Kernbereich des Flughafen und besorgten sich an<strong>der</strong>swo<br />

Büroräume. Zahlreiche Speditionsfi rmen (Köln/Bonn ist immerhin<br />

Sitz von zwei namhaften Expressfl uggesellschaften)<br />

verlagerten daraufhin ihre Aktivitäten von Köln/Bonn<br />

weg. Selbst <strong>der</strong> d Lufthansa City Linie war das tägliche<br />

Durchsuche<br />

Durchsuchen, das komplizierte und wenig effi ziente<br />

Passagever<br />

Passageverfahren zu lästig. Man schaffte den Umzug<br />

und Wech Wechsel mit <strong>der</strong> Hauptverwaltung des Flugha-<br />

fens und<br />

zog jenseits des Flughafenzaunes. Die<br />

Angehör Angehörigen <strong>der</strong> Flughafenverwaltung waren von<br />

diesem<br />

Umzug wenig erfreut, mussten sie sich<br />

fortan tä täglich durchsuchen und abtasten lassen.<br />

Nun ist<br />

<strong>der</strong> Flughafen Köln/Bonn in erster Linie<br />

ein Frac Fracht-Airport (die Passagierzahlen gehen in<br />

erschrec erschreckendem Tempo zurück) und die angelie-<br />

ferte Frac Fracht muss irgendwie in den Kernbereich zu<br />

den Flug Flugzeugen – aber wie?<br />

Da man nnichts<br />

unversucht lassen wollte, abgewan-<br />

<strong>der</strong>te Ku Kunden wie<strong>der</strong> zurückzugewinnen, baute<br />

man auß außerhalb des Flughafenzaunes ein Frachtan<br />

– und au auslieferungszentrum in <strong>der</strong> Hoffnung, ver-<br />

lorengega lorengegangenes Vertrauen und Kunden zurückzu-<br />

gewinnen. TTatsächlich<br />

kamen einige Spediteure wie-<br />

<strong>der</strong> und ssiedelten<br />

sich im neuen Frachtzentrum an.<br />

Das ei<br />

eigentliche Problem bleibt jedoch bestehen.<br />

Wie kommt die angelieferte Fracht in den<br />

Innenbereich des Flughafens? Immerhin<br />

ist eine Wegstrecke von fast 3 km zurückzulegen,<br />

und <strong>der</strong> direkte Weg ist durch<br />

einen Rollweg (Taxiway B) blockiert. Der einzige Weg in den<br />

Innenbereich mittels einer Unterführung des TXY B kam aus<br />

technischen sowie aus „sicherheitsrechtlichen“ Gründen<br />

nicht in Frage. (Sicherheitsrechtliche Gründe deshalb, weil<br />

die Fracht über die Heinrich-Steinmann Str. versicherungsrechtlich<br />

nur eingeschränkt versichert ist)<br />

Also muss man mit <strong>der</strong> Fracht den Rollweg B kreuzen und<br />

dabei die Fracht vom Flugverkehr freihalten – in wie weit dies<br />

sicherheitsrelevant ist, wurde bisher nicht beantwortet. Dass<br />

<strong>der</strong> Rollweg B gleichzeitig als Zurollweg für Passagierfl üge<br />

zum Terminal wie auch für die Bundeswehrfl ugbereitschaft<br />

regelmäßig gebraucht und genutzt wird, spielt dabei zunächst<br />

keine größere Rolle. Um dennoch die größtmögliche<br />

Sicherheit zu gewährleisten, wurden eine Ampelanlage sowie<br />

an <strong>der</strong> Seite des zu kreuzenden Rollweges zwei Lotsenfahrzeuge<br />

positioniert.<br />

Was anfangs als vorübergehende Maßnahme tituliert wurde,<br />

hat sich zwischenzeitlich als festes Verfahren und Dauerlösung<br />

etabliert und sorgt fast täglich für allerlei Problemen in<br />

<strong>der</strong> Verkehrsführung. Sei es nun, dass die Ampelanlage ausfällt,<br />

vermeintliche Funkprobleme die Kommunikation zwischen<br />

Lotsen „V“ bzw. „E“ und dem Tower stören o<strong>der</strong> die<br />

beiden Lotsen menschlichen Bedürfnissen nachgehen müssen<br />

– es gibt eine Vielzahl von unterbrochener Kommunikation<br />

zwischen dem Ground Lotsen im Tower und den Verkehrslotsen<br />

„Victor“ und „Echo“. Bei kurzfristigen Ausfällen von<br />

Lotse „V“ o<strong>der</strong> „E“ versucht man, den Ausfall durch einen<br />

Einweiser des Flughafens zu kompensieren. Dies hat jedoch<br />

den bedauerlichen Nachteil, dass <strong>der</strong> Einweiser seiner regulären<br />

Aufgabe nicht nachkommen kann und so zumindest<br />

das zügige Einparken von Flugzeugen beeinträchtigt.<br />

Wird <strong>der</strong> Rollweg B wegen starken Rollverkehr für die Zubringerdienste<br />

durch den Tower zeitweise gesperrt, beklagen<br />

sich umgehend die Frachtfi rmen und for<strong>der</strong>n eine sofortige<br />

Öffnung des Rollweges (schließlich heißt es ja auch Expressfracht<br />

und die Frachtstücke sollten schnell weiterverfrachtet<br />

werden). Dauert die Sperrung mal etwas länger, weil mehrere<br />

Flugzeuge diesen Rollweg tatsächlich als Rollweg benutzen,<br />

werden die Kommandos und Anweisungen an Lotse „E“<br />

und „V“ auch schon mal ignoriert. Lotse „E“ und „V“ sind<br />

dann nur Makulatur.<br />

Dass die Fracht irgendwie zum Flugzeug bzw. vom Flugzeug<br />

weg muss, ist wohl jedem klar. Nur in wie weit ein offi zieller<br />

Rollweg als Kreuzungspunkt für Frachtsendungen und unzählige<br />

PKWs geeignet ist, dürfte eher fraglich sein.

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