15.04.2013 Aufrufe

Betriebliches Eingliederungsmanagement in Klein- und ...

Betriebliches Eingliederungsmanagement in Klein- und ...

Betriebliches Eingliederungsmanagement in Klein- und ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Tauscher, Seider, Ramm, <strong>Betriebliches</strong> <strong>E<strong>in</strong>gliederungsmanagement</strong> <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Mittelbetrieben<br />

– ökonomische Aspekte, Teil II<br />

maß der verm<strong>in</strong>derten Erwerbsfähigkeit zu<br />

verr<strong>in</strong>gern. Die f<strong>in</strong>anziellen Folgen arbeitsbed<strong>in</strong>gter<br />

Frühverrentungen für die Rentenversicherung<br />

belaufen sich jährlich auf r<strong>und</strong><br />

drei Milliarden Euro. 2 Zum e<strong>in</strong>en trägt die<br />

Rentenversicherung die Kosten für die Erwerbsm<strong>in</strong>derungsrenten,<br />

zum anderen trägt<br />

sie anteilig die Beiträge zur Kranken- <strong>und</strong><br />

Pflegeversicherung bei Versicherten, die<br />

e<strong>in</strong>e Erwerbsm<strong>in</strong>derungsrente beziehen. Die<br />

Kosten für die Rentenversicherungsträger<br />

verm<strong>in</strong>dern sich, wenn Versicherte aufgr<strong>und</strong><br />

von Krankheit nicht <strong>in</strong> die Erwerbsm<strong>in</strong>derung<br />

sondern <strong>in</strong> die Arbeitslosigkeit übergehen.<br />

Durch Erwerbsm<strong>in</strong>derungsrenten entstehen<br />

der Rentenversicherung die höchsten Kosten<br />

<strong>und</strong> Beitragsverluste. Pro Jahr werden<br />

etwa 320.000 Anträge auf Erwerbsm<strong>in</strong>derungsrente<br />

gestellt <strong>und</strong> etwa die Hälfte bewilligt.<br />

3 Auswertungen der Deutschen Rentenversicherung<br />

B<strong>und</strong> weisen darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

durch außerbetriebliche Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung<br />

hohe E<strong>in</strong>gliederungsquoten von 50 bis<br />

70 Prozent erzielt werden. Diese Kosten<br />

würden durch Beitragse<strong>in</strong>nahmen nach sieben<br />

Jahren bereits abgegolten se<strong>in</strong>. 4 Trotz<br />

der hohen E<strong>in</strong>gliederungsquoten werden Ältere,<br />

Langzeitarbeitslose, Versicherte mit<br />

niedrigen Bildungs- oder Berufsabschlüssen,<br />

sowie Migranten bei Maßnahmen der Aus<strong>und</strong><br />

Weiterbildung benachteiligt. 5 Darüber<br />

h<strong>in</strong>aus wollen viele ges<strong>und</strong>heitlich bee<strong>in</strong>trächtigte<br />

Versicherte, trotz des Bedarfs an<br />

beruflicher Rehabilitation, auf die Erwerbsm<strong>in</strong>derungsrente<br />

ausweichen, da sie kaum<br />

über Angebote <strong>und</strong> Möglichkeiten der beruflichen<br />

Rehabilitation <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d. 6<br />

Neben<br />

den gesparten Rentenzahlungen <strong>und</strong> zusätzlichen<br />

E<strong>in</strong>nahmen durch e<strong>in</strong> erfolgreiches<br />

betriebliches <strong>E<strong>in</strong>gliederungsmanagement</strong>,<br />

können allerd<strong>in</strong>gs die Ausgaben<br />

für den Rehabilitationssektor steigen,<br />

2<br />

Vgl. BKK B<strong>und</strong>esverband (2008), S. 9<br />

3<br />

Vgl. Brussig (2010), S. 10<br />

4<br />

Vgl. Keck (2006), Folie 7<br />

5<br />

Vgl. Bunge/Welti (2008), S. 4f.<br />

6<br />

Vgl. Mascher (2010), S. 71f.<br />

2<br />

Forum B – Nr. 2/2011<br />

da mehr Beschäftigte e<strong>in</strong>e Rehabilitation<br />

<strong>in</strong> Anspruch nehmen könnten.<br />

E<strong>in</strong>e lang andauernde Arbeitsunfähigkeit<br />

birgt das Risiko direkt <strong>in</strong> Arbeitslosigkeit zu<br />

wechseln. Insbesondere schwerbeh<strong>in</strong>derte<br />

Menschen weisen e<strong>in</strong> besonders hohes Risiko<br />

auf, aus der Krankheit heraus arbeitslos<br />

zu werden. Gründe dafür s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e gewandelte<br />

Unternehmensstruktur <strong>und</strong> das Fehlen<br />

geeigneter Arbeitsplätze, <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>- <strong>und</strong> Mittelbetrieben. Aufgr<strong>und</strong> der Zugangshürden<br />

für e<strong>in</strong>e Erwerbsm<strong>in</strong>derungsrente<br />

sowie für e<strong>in</strong>e Rente wegen Berufskrankheit<br />

ist zu vermuten, dass Kosten<br />

arbeitsbed<strong>in</strong>gter verm<strong>in</strong>derter Beschäftigungsfähigkeit<br />

auch zu Lasten der B<strong>und</strong>esagentur<br />

für Arbeit gehen. Nach § 43 Abs. 3<br />

SGB VI ist nicht erwerbsgem<strong>in</strong>dert, wer<br />

unter den üblichen Bed<strong>in</strong>gungen des allgeme<strong>in</strong>en<br />

Arbeitsmarktes m<strong>in</strong>destens sechs<br />

St<strong>und</strong>en täglich erwerbstätig se<strong>in</strong> kann. Die<br />

jeweilige Arbeitsmarktlage ist dabei nicht zu<br />

berücksichtigen. Der Anteil derer, die zu ges<strong>und</strong><br />

s<strong>in</strong>d für die Erwerbsm<strong>in</strong>derungsrente,<br />

aber zu krank für den Arbeitsmarkt, ist nicht<br />

unerheblich. Dabei ist ungesichert, <strong>in</strong> welchem<br />

Ausmaß arbeitsbed<strong>in</strong>gte Erkrankungen,<br />

die sich zu e<strong>in</strong>er Früh<strong>in</strong>validität entwickeln,<br />

die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit belasten.<br />

Die B<strong>und</strong>esagentur für Arbeit erstattet der<br />

Rentenversicherung die Kosten wegen teilweise<br />

verm<strong>in</strong>derter Erwerbsfähigkeit aus<br />

Arbeitsmarktgründen pauschal zur Hälfte,<br />

soweit es sich um e<strong>in</strong>en Zeitraum handelt, <strong>in</strong><br />

dem typischerweise (durchschnittlich) auch<br />

Arbeitslosengeld zu zahlen wäre. 7 Im Jahr<br />

2008 wurden 17 Prozent der Neuzugänge an<br />

Erwerbsm<strong>in</strong>derungsrenten aus arbeitsmarktbed<strong>in</strong>gten<br />

Gründen gewährt. 8<br />

E<strong>in</strong> Ausscheiden<br />

aus dem Erwerbsleben hat nicht nur hohe<br />

Beitragsverluste für die Rentenversicherung<br />

zur Folge, sondern auch für die Arbeitslosenversicherung.<br />

Die B<strong>und</strong>esagentur für<br />

7<br />

Vgl. Viebrok (2004), S. 50 f.; §§ 224, 224a SGB<br />

VI<br />

8<br />

Vgl. Brussig (2010), S. 12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!