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GesA – Gesundheit und Arbeit Projektbericht - GPI

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<strong>GesA</strong> <strong>–</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong><br />

Ein Bremer Projekt zur <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung <strong>und</strong> psychosozialer<br />

Aktivierung Langzeitarbeitsloser bei der ÖkoNet gGmbH<br />

Projektlaufzeit: 1. September 2009 - 31. Januar 2010<br />

<strong>Projektbericht</strong><br />

20. April 2010<br />

Petra Voß-Winne, <strong>GPI</strong> GmbH


„…Sagen wir mal, man lebt anders, man lebt auch besser, würde ich sagen. Und nicht ins<br />

Grübelloch fallen, als <strong>Arbeit</strong>sloser <strong>und</strong> was weiß ich nicht alles. Was einen auch son’ bisschen<br />

ab <strong>und</strong> zu ganz traurig macht, wenn überhaupt nichts funktioniert..“ Dieter 49 Jahre<br />

„… ich hoffe, dass das Projekt weitergeführt werden kann, weil ich das mehr als eine sinnvolle<br />

Geschichte empfinde für Menschen, die diverse Jahre langzeitarbeitslos waren <strong>und</strong> mit ihrem<br />

Tag auch teilweise nichts anfangen konnten. Wie die auf einmal gemerkt haben, „Mensch, wir<br />

sind ja doch noch wichtig, wir werden auch gefordert <strong>und</strong> wir sind eingeb<strong>und</strong>en in etwas, das<br />

denn toll ist...“ Holger, 54 Jahre<br />

Danksagung<br />

Dem <strong>GesA</strong>-Team danke ich für sein außerordentliches Engagement <strong>und</strong> die Wertschätzung, mit<br />

der sie jeden einzelnen Teilnehmer <strong>und</strong> jede einzelne Teilnehmerin begleitet haben. Das Team<br />

hat durch seine Bereitschaft, die unterschiedlichen Erfahrungen im Projekt regelmäßig zu<br />

reflektieren <strong>und</strong> eine Vielzahl von Daten zu dokumentieren, die Evaluation maßgeblich<br />

unterstützt. Bei den Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern bedanke ich mich für ihr Vertrauen, ihre<br />

Offenheit <strong>und</strong> Geduld, mit der sie die umfangreichen Fragebögen beantwortet <strong>und</strong> in den<br />

Interviews über ihre Erwartungen <strong>und</strong> Erfahrungen gesprochen haben. Sie alle haben zum<br />

Erfolg des Projektes beigetragen.<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

Tabellenverzeichnis....................................................................................................................................... 4<br />

Abbildungsverzeichnis................................................................................................................................... 4<br />

Einleitung....................................................................................................................................................... 6<br />

1. Teil: Informationen zur Projektdurchführung...................................................................................... 8<br />

1.1 Projektorganisation........................................................................................................................... 9<br />

A. Projektlaufzeit............................................................................................................................. 9<br />

B. Projektträger............................................................................................................................... 9<br />

C. Kooperationspartner................................................................................................................... 9<br />

D. Projektteam ................................................................................................................................ 9<br />

1.2 Zielgruppe....................................................................................................................................... 10<br />

1.3 Akquise der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer............................................................................... 10<br />

1.4 Maßnahmeabbrüche <strong>und</strong> Fehlzeiten.............................................................................................. 10<br />

2. Teil: Informationen zu den <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenz-Bausteinen .................................................... 11<br />

2.1 Allgemeine Information................................................................................................................... 12<br />

2.2 AktivA - Aktive Bewältigung von <strong>Arbeit</strong>slosigkeit............................................................................ 12<br />

2.3 Motivierende <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche............................................................................................. 15<br />

2.4 <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szirkel „Verhältnisprävention am <strong>Arbeit</strong>splatz“............................................................. 17<br />

2.5 Kochen bei schmaler Kasse ........................................................................................................... 18<br />

2.6 Sport <strong>und</strong> Bewegung ...................................................................................................................... 19<br />

2.7 Entspannung................................................................................................................................... 21<br />

2.8 <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>smagazin Praxis........................................................................................................... 21<br />

3. Teil: Auswertung der Befragungen <strong>und</strong> Interviews ......................................................................... 23<br />

3.1 Teilnehmerbefragung (T0- <strong>und</strong> T1-Befragung) .............................................................................. 24<br />

A. Ergebnisse der Erstbefragung (T0-Fragebogen)....................................................................... 24<br />

B. Soziodemografische Daten........................................................................................................ 25<br />

C. Vergleichsanalyse der T0- <strong>und</strong> T1-Befragung ........................................................................... 28<br />

a. Sport <strong>und</strong> andere körperliche Aktivitäten ............................................................................. 28<br />

b. <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbewusstsein ..................................................................................................... 29<br />

c. Leistungsfähigkeit im Beruf bzw. bei Alltagstätigkeiten........................................................ 29<br />

d. Gegenwärtiger <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand.................................................................................... 30<br />

e. Physische <strong>und</strong> psychische Beschwerden ............................................................................ 31<br />

f. Medikamenteneinnahme <strong>und</strong> Arztbesuche.......................................................................... 32<br />

g. Häufigkeit an Aktivitäten....................................................................................................... 34<br />

h. Unterstützung im Notfall ....................................................................................................... 37<br />

i. Verhaltensänderungen: Sport, Suchtmittelkonsum, Ernährung <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> ................ 37<br />

j. Zufriedenheit mit unterschiedlichen Lebensbereichen <strong>und</strong> der Gesamtsituation ................ 39<br />

k. Umgang mit der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit........................................................................................... 41<br />

l. <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit ..................................................................................................................... 44<br />

m. Psychische Belastung ......................................................................................................... 44<br />

n. Beurteilung des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojektes aus Sicht der Teilnehmenden ................................ 45<br />

3.2 Beurteilung psychosozialer Wirksamkeitsindikatoren durch das <strong>GesA</strong>-Team............................... 47<br />

A. Indikatoren ............................................................................................................................. 47<br />

B. Ergebnisse ............................................................................................................................. 47<br />

3.3 Interviews........................................................................................................................................ 50<br />

A. Leitfragen ............................................................................................................................... 50<br />

B. Interviewdauer ....................................................................................................................... 50<br />

C. Methode ................................................................................................................................. 50<br />

D. Ergebnisse ............................................................................................................................. 50<br />

E. Übersicht: Lob <strong>und</strong> Kritikpunkte............................................................................................. 51<br />

F. Zitate von Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern....................................................................... 52<br />

3.4 Vermittlungsstatistik <strong>und</strong> Ausblick aus Sicht der interviewten Teilnehmer <strong>und</strong> Teilnehmerinnen . 57<br />

3.5 Zusammenfassung <strong>und</strong> Resümee.................................................................................................. 59<br />

4. Teil: Anlagen ......................................................................................................................................... 60<br />

4.1 AktivA<br />

4.2 Motivierende <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche<br />

4.3 <strong>Arbeit</strong>sunterlagen Verhältnisprävention<br />

4.4 Bausteine im Module Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />

4.5 Instrumente zur Befragung der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

4.6 Instrumente zur Befragung des Projektteams<br />

3


Tabellenverzeichnis<br />

Kap. 2.1 Tab. 1 Module, Methoden, Medien <strong>und</strong> sonstiges 12<br />

Kap. 2.3 Tab. 2 Individuelle <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sziele 16<br />

Kap. 3.1 Tab. 3 Physische <strong>und</strong> psychische Beschwerden 31<br />

Tab. 4 Aktivitäten 34<br />

Tab. 5 Zufriedenheit mit unterschiedlichen Lebensbereichen 39<br />

Tab. 6 Umgang mit der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit 41<br />

Tab. 7 Effekte von <strong>GesA</strong> aus Sicht der Teilnehmenden 45<br />

Kap. 3.2 Tab. 8 Psychosoziale Wirksamkeitsindikatoren 47<br />

Kap. 3.3 Tab. 9 Interview: Übersicht Lob <strong>und</strong> Kritik am Projekt 51<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Kap. 1.4 Abb. 1 Fehlzeiten 10<br />

Kap. 2.2 Abb. 2 Teilnahme am Modul AktivA 14<br />

Kap. 2.3 Abb. 3 Individuelle <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sziele 15<br />

Abb. 4 Umsetzung der individuellen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sziele 16<br />

Kap. 2.5 Abb. 5 Teilnahme am Modul Kochen bei schmaler Kasse 18<br />

Kap. 2.6 Abb. 6 Teilnahme am Modul Sport <strong>und</strong> Bewegung 20<br />

Kap. 2.8 Abb. 7 Häufigkeit Arztbesuche 22<br />

Abb. 8 Medikamenteneinnahme 22<br />

Kap. 3.1 Abb. 9 Alter, Geschlecht, Migrationshintergr<strong>und</strong> 25<br />

Abb. 10 Familienstand 25<br />

Abb. 11 Haushaltsgröße 26<br />

Abb. 12 Schulabschluss 26<br />

Abb. 13 Berufsausbildung 26<br />

Abb. 14 Letzte berufliche Stellung 26<br />

Abb. 15 Dauer der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit 27<br />

Abb. 16 Sport <strong>und</strong> andere körperlichen Aktivitäten <strong>–</strong> Teilnehmer o. sportl. Aktivität 28<br />

Abb. 17 Sport <strong>und</strong> andere körperlichen Aktivitäten <strong>–</strong> Zeitlicher Aufwand 28<br />

Abb. 18 <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbewusstsein 28<br />

Abb. 19 Derzeitige Leistungsfähigkeit 28<br />

Abb. 20 Leistungsfähigkeit vor 6 Monaten 30<br />

Abb. 21 Gegenwärtiger <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand 30<br />

Abb. 22 Anzahl der Beschwerden 32<br />

Abb. 23 Medikamentenerbrauch in den letzten 7 Tagen 32<br />

Abb. 24 Anzahl der Medikamente 32<br />

Abb. 25 Arztbesuche in den letzten 4 Wochen 33<br />

Abb. 26 Bewegung an der frischen Luft 35<br />

Abb. 27 Sport, Gymnastik, Tanz 35<br />

Abb. 28 <strong>Arbeit</strong> in Wohnung, Haus … 35<br />

Abb. 29 Ausgewogene Ernährung 35<br />

Abb. 30 Schlaf 36<br />

Abb. 31 Entspannungstechniken 36<br />

Abb. 32 Sozialkontakte 36<br />

Abb. 33 Computer <strong>und</strong> Internet 36<br />

Abb. 34 Empf<strong>und</strong>ene Inaktivität 37<br />

Abb. 35 Unterstützung im Notfall 37<br />

Abb. 36 Verhaltensänderung: Rauchen, Alkohol <strong>und</strong> Sport 38<br />

Abb. 37 Verhaltensänderung: Ernährung <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbewusstsein 38<br />

Abb. 38 Wohlbefinden 38<br />

4


Kap. 3.1 Abb. 39 Zufriedenheit mit der Gesamtsituation 39<br />

Abb. 40 Zufriedenheit mit unterschiedlichen Lebensbereichen 40<br />

Abb. 41 <strong>Arbeit</strong>slosigkeit: Schlaflose Nächte 41<br />

Abb. 42 <strong>Arbeit</strong>slosigkeit: Lebenspläne 42<br />

Abb. 43 <strong>Arbeit</strong>slosigkeit: Überforderung 42<br />

Abb. 44 <strong>Arbeit</strong>slosigkeit: Minderwertigkeitsgefühle 42<br />

Abb. 45 <strong>Arbeit</strong>slosigkeit: Entspannen 41<br />

Abb. 46 <strong>Arbeit</strong>slosigkeit: Niedergeschlagenheit 41<br />

Abb. 47 <strong>Arbeit</strong>slosigkeit: Angst vor der Zukunft 41<br />

Abb. 48 <strong>Arbeit</strong>slosigkeit: Handlungsunfähigkeit 41<br />

Abb. 49 <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit: heute <strong>und</strong> vor 6 Monten 44<br />

Abb. 50 Psychische Belastungen bzw. Stress in den letzten Wochen 44<br />

Abb. 51 Gesamtbewertung der <strong>GesA</strong>-Angebote 46<br />

Kap. 3.2 Abb. 52 Individuelle Anzahl veränderter Wirksamkeitsindikatoren nach 4 Monaten 47<br />

Abb. 53 Übersicht veränderter Wirksamkeitsindikatoren 48<br />

Abb. 54 Intensität der Veränderungen bei den Wirksamkeitsindikatoren 49<br />

Kap. 3.4 Abb. 55 Vermittlungsquote zum Ende des Projektes 57<br />

5


Einleitung<br />

Ältere langzeitarbeitslose Frauen <strong>und</strong> Männer (über 45 Jahre) sind in doppelter Hinsicht von<br />

einer fortdauernden Erwerbslosigkeit betroffen: Bedeutet Langzeitarbeitslosigkeit an sich bereits<br />

eine erschwerende Hürde bei der Wiedereingliederung in den <strong>Arbeit</strong>smarkt, stellt das Alter ein<br />

zusätzliches Hindernis dar. Eine Situation, die für viele der Betroffenen eine zusätzliche<br />

psychische Belastung bedeutet <strong>und</strong> sich gegenseitig verstärkende Prozesse wie<br />

Selbstwertminderung, Enttäuschung <strong>und</strong> Hoffnungslosigkeit auslöst. Das Vertrauen in die<br />

eigene Gestaltungskraft <strong>und</strong> die Motivation an neue Aufgaben <strong>und</strong> Ziele heranzugehen nehmen<br />

ab. Dies führt, je nach individueller Ursachenzuschreibung, bei vielen Betroffenen zu<br />

Stressreaktionen, lähmender Inaktivität, depressivem Verhalten <strong>und</strong> sozialem Rückzug. Ein<br />

Teufelskreis, der die Abnahme der Leistungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsfähigkeit beschleunigt <strong>und</strong> die<br />

Vermittlungschancen weiter sinken lässt.<br />

Klassische beschäftigungspolitische Maßnahmen zur Wiedereingliederung in den <strong>Arbeit</strong>smarkt<br />

sind für ältere, langzeitarbeitslose Frauen <strong>und</strong> Männer mit ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen<br />

nicht ausreichend, da sie den Aspekt der individuellen <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> Beschäftigungsfähigkeit nur<br />

unzureichend berücksichtigen. Erforderlich ist eine Kombination von beruflichen<br />

Qualifizierungsanteilen mit einer systematischen, ganzheitlich orientierten <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung,<br />

die den einzelnen Menschen mit seinen persönlichen physischen <strong>und</strong> psychischen<br />

Belastungsprofilen in den Mittelpunkt stellt.<br />

Hier setzt das Konzept von <strong>GesA</strong> an, das eine Kombination ausgewählter<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbausteine aus den Bereichen der Verhaltens- <strong>und</strong> Verhältnisprävention beinhaltet.<br />

Das <strong>GesA</strong>-Konzept richtet sich an langzeitarbeitslose Frauen <strong>und</strong> Männer der Altersgruppe<br />

47plus mit ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen. Das Konzept verfolgt das Ziel, die Menschen<br />

darin zu unterstützen, ihren individuellen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand zu stabilisieren oder zu<br />

verbessern <strong>und</strong> durch eine psychosoziale Aktivierung zu einer Reduzierung bestehender<br />

Belastungen beizutragen, die eine Vermittlung in Beschäftigung erschweren. Auf diese Weise<br />

sollen die Voraussetzungen <strong>und</strong> Chancen für eine Wiedereingliederung in den 1. bzw. 2.<br />

<strong>Arbeit</strong>smarkt verbessert werden.<br />

Im Rahmen des Förderprogramms „Chance 50+“ 1 haben achtzehn Frauen <strong>und</strong> Männer der<br />

Zielgruppe vom 1.10.2009 bis 31.01.2010 am Projekt „<strong>GesA</strong> - <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung <strong>und</strong><br />

psychosoziale Aktivierung für Langzeitarbeitslose“ beim Bremer Beschäftigungsträger ÖkoNet<br />

gGmbH teilgenommen. In den vier Monaten haben sich die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

intensiv mit einer großen Bandbreite an ges<strong>und</strong>heitsfördernden Themen auseinandergesetzt<br />

<strong>und</strong> neue <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenzen erworben. Zusätzlich waren die Männer <strong>und</strong> Frauen in<br />

diesem Zeitraum an eineinhalb Tagen pro Woche in Praktikumsbetrieben beschäftigt, um <strong>Arbeit</strong><br />

für sie wieder erlebbar zu machen, ihre Berufspraxis aufzufrischen <strong>und</strong> Kontakte zu potenziellen<br />

<strong>Arbeit</strong>gebern aufzubauen.<br />

Im Anschluss an das viermonatige Projekt gilt es zu überprüfen, ob sich der physische <strong>und</strong><br />

psychische <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand der Männer <strong>und</strong> Frauen durch die Teilnahme am <strong>GesA</strong>-Projekt<br />

stabilisiert oder verbessert hat <strong>und</strong> das Programm zu ihrer psychosozialen Aktivierung <strong>und</strong> einer<br />

Wiedereingliederung in den <strong>Arbeit</strong>smarkt beitragen konnte. Von weiterem Interesse ist die<br />

Beantwortung der Frage, wie die <strong>GesA</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenz-Bausteine von den<br />

Teilnehmenden akzeptiert wurden.<br />

Zur Überprüfung der Wirksamkeit der eingesetzten ges<strong>und</strong>heitsfördernden Interventionen wurde<br />

eine anonymisierte, detaillierte Teilnehmerbefragung zu Beginn <strong>und</strong> zum Ende des Projektes<br />

durchgeführt. Parallel hierzu erfolgte für alle Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer eine Bewertung<br />

der persönlichen Entwicklung anhand ausgewählter Wirksamkeitsindikatoren durch das<br />

1<br />

Chance 50+ ist ein Förderprogramm, dass in Bremen, Bremerhaven <strong>und</strong> Cuxhaven im Rahmen des B<strong>und</strong>esprogramms<br />

„Perspektive 50plus-Beschäftigungspakte für Ältere in den Regionen“ des B<strong>und</strong>esministeriums für <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Soziales umgesetzt<br />

wird. Es soll die Beschäftigungsfähigkeiten <strong>und</strong> <strong>–</strong>chancen älterer Langzeitarbeitsloser nachhaltig verbessern. Das B<strong>und</strong>esprogramm<br />

basiert auf einem regionalen Ansatz <strong>und</strong> wird von 62 Beschäftigungspakten unterstützt. Dieser Ansatz erlaubt es, gezielt auf die<br />

regionalen Besonderheiten einzugehen. In der Programmregion Nord (Bremen, Bremerhaven, Cuxhaven) wird die Verantwortung<br />

von der Bremer <strong>Arbeit</strong>sgemeinschaft für Integration <strong>und</strong> Soziales (BAgIS) in enger Zusammenarbeit mit der bremer arbeit GmbH<br />

wahrgenommen.<br />

6


Projektteam. Zusätzlich wurden zum Abschluss des Projektes Interviews mit Teilnehmenden<br />

durchgeführt, die auf freiwilliger Basis erfolgten <strong>und</strong> dazu dienten, das <strong>GesA</strong>-Projekt <strong>und</strong> mit ihm<br />

verb<strong>und</strong>ene Erwartungen sowie Erfahrungen aus der individuellen Sicht beteiligter<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer darzustellen.<br />

In dem vorliegenden Bericht werden das <strong>GesA</strong>-Konzept, die Erfahrungen <strong>und</strong> Ergebnisse<br />

vorgestellt. Der Bericht gliedert sich in vier Abschnitte:<br />

Im 1. Teil wird zunächst die Projektorganisation vorgestellt. Es folgen Informationen zur<br />

Zielgruppe, der Akquise der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer sowie zu Maßnahmeabbrüchen<br />

<strong>und</strong> Fehlzeiten der Teilnehmenden.<br />

Im 2. Teil des Berichtes werden die einzelnen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenz-Bausteine des Projektes<br />

erläutert, die inhaltliche <strong>Arbeit</strong> mit den Teilnehmenden reflektiert <strong>und</strong> die Erfahrungen sowie<br />

vermittelten Lerninhalte beschrieben.<br />

Der 3. Teil des Berichtes ist der Darstellung <strong>und</strong> Auswertung der Ergebnisse der<br />

Teilnehmerbefragungen <strong>und</strong> des Teams gewidmet. Es folgt eine Dokumentation der<br />

Vermittlungsstatistik <strong>und</strong> abschließend eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten<br />

Ergebnisse aus dem <strong>GesA</strong>-Projekt.<br />

Der 4. Teil des Berichtes umfasst die Anlagen. In ihm sind die verwendeten Fragebögen <strong>und</strong><br />

ergänzende Informationen zu einzelnen Modulen zusammengestellt.<br />

7


1. Teil: Informationen zur Projektdurchführung<br />

1.1. Projektorganisation<br />

1.2. Zielgruppe<br />

1.3. Akquise der Teilnehmenden<br />

1.4. Maßnahmeabbrüche <strong>und</strong> Fehlzeiten<br />

8


1.1 Projektorganisation<br />

A. Projektlaufzeit<br />

Gesamtlaufzeit: 1. September 2009 - 31. Januar 2010<br />

Qualifizierungsphase: 1. Oktober - 31. Januar 2010<br />

B. Projektträger<br />

ÖkoNet Ökologie <strong>und</strong> Personalentwicklung gGmbH<br />

Oslebshauser Landstraße 30<br />

28239 Bremen<br />

Telefon: 0421- 64 39 4-0<br />

E-Mail: service@oekonet-bremen.de<br />

C. Kooperationspartner<br />

Bildungswerk des Deutschen Hausfrauen-B<strong>und</strong>es Landesverband Bremen e.V.<br />

Konzeption <strong>und</strong> Durchführung des Moduls „Kochen bei schmaler Kasse“<br />

TU Dresden, Institut für <strong>Arbeit</strong>s-, Organisations- <strong>und</strong> Sozialpsychologie<br />

Entwicklung des Moduls „AktivA“ <strong>und</strong> Beratung im Bereich teilnehmerorientierte<br />

Verhältnisprävention am <strong>Arbeit</strong>splatz<br />

<strong>GPI</strong> <strong>–</strong> Gesellschaft für Projektentwicklung <strong>und</strong> Innovation mbH (www.gpi-bremen.de)<br />

Projektkonzeption, Beratung des Projektteams, Ergebnisevaluation<br />

D. Projektteam<br />

Das 6-köpfige <strong>GesA</strong>-Team setzte sich aus erfahrenen AnleiterInnen, SozialpädagogInnen <strong>und</strong><br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sberaterInnen bzw. <strong>–</strong>trainerInnen zusammen, die bei der ÖkoNet gGmbH <strong>und</strong> der<br />

GRI beschäftigt sind. Unterstützt wurde das Team durch zwei Ernährungsberaterinnen <strong>und</strong><br />

Hauswirtschaftsmeisterinnen, die als Mitarbeiterinnen des Bildungswerks DHB Bremen e.V.,<br />

das Modul „Kochen bei schmaler Kasse“ durchgeführt haben. Die wissenschaftliche<br />

Projektbegleitung <strong>und</strong> Beratung erfolgte durch eine Mitarbeiterin der <strong>GPI</strong> GmbH, die das <strong>GesA</strong>-<br />

Konzept entwickelt hat.<br />

Alle Teammitglieder verfügen über eine mehrjährige Berufserfahrung <strong>und</strong> Beratungspraxis in<br />

der <strong>Arbeit</strong> mit erwerbslosen Menschen. Daneben hat das Projektteam in diversen Fortbildungen<br />

Zusatzqualifikationen erworben, die sie zur Durchführung der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbausteine „AKTIVA“,<br />

„Motivierende <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche“, „Sport <strong>und</strong> Bewegung“, „Verhältnisprävention am<br />

<strong>Arbeit</strong>splatz“ <strong>und</strong> „Entspannungstechniken“ befähigen <strong>und</strong> einzelne Module in der<br />

Vergangenheit bereits bei der ÖkoNet gGmbH <strong>und</strong> der GRI e.V. durchgeführt.<br />

9


1.2 Zielgruppe<br />

Das Projekt richtete sich an arbeitslose ALG II EmpfängerInnen der Altersgruppe 47plus, die<br />

mehrschichtige vermittlungsrelevante ges<strong>und</strong>heitliche <strong>und</strong>/oder psychosoziale Einschränkungen<br />

aufweisen.<br />

Weitere Teilnahmevoraussetzungen:<br />

ausreichende Deutschkenntnisse um dem Unterricht, der ausschließlich in deutscher<br />

Sprache durchgeführt wurde, folgen <strong>und</strong> die verteilten Materialien lesen zu können.<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>liche Verfassung, die eine regelmäßige Teilnahme an den Modulangeboten<br />

zulässt.<br />

Freiwillige Teilnahme am <strong>GesA</strong>-Projekt, da nachhaltige Erfolge nur möglich sind, wenn sie<br />

aus der Eigenmotivation der Teilnehmenden resultieren.<br />

1.3 Akquise der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

Im ersten Schritt wurde eine Projektwerbung für die neuen Bremer „Chance 50+“<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojekte im Bremer Anzeigenblatt „Weser Report“ vorgenommen, welches<br />

kostenlos verteilt wird <strong>und</strong> alle Bremer Haushalte erreicht. Eine persönliche Akquise der<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer erfolgte über Informationsveranstaltungen, individuelle<br />

Ansprache <strong>und</strong> Empfehlung durch die Fallmanager der BAgIS <strong>und</strong> abschließende<br />

Bewerbungsgespräche beim Projektträger.<br />

Die Hintergründe <strong>und</strong> Ziele vom <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojekt „<strong>GesA</strong> - <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>“ wurden<br />

vom Projektteam am 11. August <strong>und</strong> am 4. September 2009 im Rahmen von zwei<br />

Informationsveranstaltungen vorgestellt <strong>und</strong> die Teilnahmevoraussetzungen für das neue<br />

Pilotprojekt erläutert.<br />

Insgesamt 21 TeilnehmerInnen haben im Anschluss an die Bewerbungsphase ihr Interesse<br />

bek<strong>und</strong>et <strong>und</strong> sich in Rücksprache mit ihren FallmanagerInnen für das Projekt angemeldet. Bis<br />

zum Projektstart wurde eine Anmeldung aus persönlichen Gründen einer Teilnehmerin wieder<br />

zurückgezogen.<br />

Am 1. Oktober hat das <strong>GesA</strong>-Projekt mit insgesamt 20 Teilnehmenden, 6 Frauen <strong>und</strong> 14<br />

Männern gestartet.<br />

1.4 Maßnahmeabbrüche <strong>und</strong> Fehlzeiten<br />

Zwei Teilnehmer mussten in der 1. Projektwoche die Maßnahme aus ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen<br />

abbrechen. Die übrigen Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer haben bis zum Ende des Projektes<br />

teilgenommen.<br />

Die Fehlzeiten aus Krankheits- <strong>und</strong> sonstigen Gründen lagen zwischen 1 Tag <strong>und</strong> über 40<br />

Tagen. Die Fehlzeiten von mehr als 20 Tagen waren bei vier Teilnehmenden auf eine akute<br />

Suchtproblematik bzw. psychische Belastungen zurückzuführen, die auch Klinikaufenthalte<br />

erforderlich machten. Zwei Teilnehmende fehlten nur wenige Tage <strong>und</strong> zwei weitere<br />

Teilnehmende haben an allen Projekttagen teilgenommen.<br />

Teilnehmer<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Fehlzeiten im Projekt <strong>GesA</strong><br />

Projektlaufzeit: 4 Monate Teilnehmende: n ges = 18<br />

3 3<br />

2 2 2 2<br />

2 2 2<br />

Abb. 1: Fehlzeiten<br />

gesamt Männer (12 TN) Frauen (6 TN)<br />

1 1<br />

0 Tage 1 - 5 Tage 6 - 10 Tage 11 - 15 Tage 16 - 20 Tage > 20 Tage > 40 Tage<br />

4<br />

2<br />

3<br />

3<br />

1<br />

1<br />

10


2. Teil: Informationen zu den <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenz-<br />

Bausteinen<br />

2.1. Methoden <strong>und</strong> Medien<br />

2.2. AktivA <strong>–</strong> Aktive Bewältigung von <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

2.3. Motivierende <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche<br />

2.4. <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szirkel „Verhältnisprävention am <strong>Arbeit</strong>splatz<br />

2.5. Kochen bei schmaler Kasse<br />

2.6. Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />

2.7. Entspannung<br />

2.8. <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>smagazin Praxis<br />

11


2.1 Allgemeine Information<br />

Die ges<strong>und</strong>heitsfördernden Interventionen im <strong>GesA</strong>-Konzept umfassen sieben<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenz-Bausteine. Kombiniert werden ein psychosoziales Verhaltenstraining<br />

mit ges<strong>und</strong>heitsfördernden Maßnahmen <strong>und</strong> Modulen aus den Bereichen der Verhaltens- <strong>und</strong><br />

Verhältnisprävention. Zur Vermittlung der Inhalte wurden dabei folgende Methoden <strong>und</strong> Medien<br />

angewendet <strong>und</strong> eingesetzt.<br />

G.kompetenz-Bausteine Methoden Medien <strong>und</strong> sonstiges<br />

- AktivA<br />

- Motivierende ‚<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche<br />

- <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szirkel<br />

„Verhältnisprävention am AP“<br />

- Kochen bei schmaler Kasse<br />

- Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />

- Entspannung<br />

- <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>smagazin Praxis<br />

Tab.1: Module, Methoden <strong>und</strong> Medien<br />

- Gruppenschulung <strong>und</strong> -beratung<br />

- Individuelle Beratung<br />

- Vorträge<br />

- Diskussionen<br />

- Rollenspiele<br />

- Praktische Anleitungen<br />

- Video, Foto, Beamer etc.<br />

- Übungsmanuale<br />

- Anschauungsmaterial <strong>und</strong> Modelle<br />

- Broschüren <strong>und</strong> Plakate<br />

- Internet<br />

- Ausstellungen<br />

Die Teilnehmenden wurden für die gesamte Projektlaufzeit in zwei Gruppen eingeteilt. Die<br />

beiden Gruppen setzten sich aus 10 bzw. 8 Mitgliedern mit jeweils 3 Frauen zusammen. Mit<br />

Ausnahme der motivierenden <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche, welche im Rahmen von Einzelberatungen<br />

stattgef<strong>und</strong>en haben, wurden alle übrigen Module in Form von Gruppenveranstaltungen in den<br />

beiden <strong>GesA</strong>-Gruppen durchgeführt.<br />

2.2 AktivA - Aktive Bewältigung von <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

„AktivA! Ganz ehrlich, dass hat mir am besten gefallen. Das hat mir sehr viel gebracht. Das war auch<br />

irgendwie so ein Rückhalt für diese anderen Maßnahmen im Projekt.“ Dieter, 49 Jahre<br />

„Man bekommt so viel Handwerkszeug mitgegeben, wo man für sich selber dann auch denkt: "Mensch,<br />

dass hätte ich eigentlich auch schon mal irgendwie in Bewegung setzen können!“ Carolin, 48 Jahre<br />

„ … dieses AktivA solltet ihr vielleicht ein bisschen verlängern. Also, weil das in erster Linie einen so ein<br />

bisschen wachrüttelt … oder aus der Lethargie rausholt… <strong>und</strong> dieses AktivA bringt einen doch schon ein<br />

bisschen nach vorne.“ Manfred, 58 Jahre<br />

Bei dem Modul „AktivA <strong>–</strong> Aktive Bewältigung von <strong>Arbeit</strong>slosigkeit“, handelt es sich um ein<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderungsprogramm, das 2008 an der Technischen Universität Dresden von der<br />

Diplom-Psychologin Katrin Rothländer entwickelt <strong>und</strong> erprobt wurde. Das evaluierte Programm<br />

ist inzwischen in Sachsen etabliert <strong>und</strong> wird auch bei der ÖkoNet gGmbH seit 2008 eingesetzt.<br />

Hinter AktivA steht ein Gruppenprogramm, das darauf abzielt, die Handlungsfähigkeit von<br />

Personen trotz ihrer Langzeitarbeitslosigkeit zu erhalten. Das Programm umfasst vier Module,<br />

die der Selbstreflexion der Teilnehmenden, einer strukturierten Auseinandersetzung mit der<br />

eigenen Lebenssituation <strong>und</strong> einer nachhaltigen psychosozialen Aktivierung der Zielgruppe<br />

dienen. Die Inhalte <strong>und</strong> Ziele der durchgeführten AktivA-Module werden im Anschluss kurz<br />

erläutert. 2<br />

Das Modul AktivA stellte einen zentralen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenz-Baustein im Projekt dar, mit<br />

dem das <strong>GesA</strong>-Programm ganz bewusst startete. Der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbaustein AktivA vermittelte<br />

den teilnehmenden Frauen <strong>und</strong> Männer bereits in dieser ersten Projektphase Kenntnisse <strong>und</strong><br />

Fähigkeiten, die sie im gesamten Programm anwenden <strong>und</strong> vertiefen konnten. Die angestrebte<br />

systematische psychosoziale Aktivierung bildete zudem eine wichtige Voraussetzung für eine<br />

Reintegration in den 1. oder auch 2. <strong>Arbeit</strong>smarkt.<br />

2 Vgl. Anlage 4.1: ergänzende Angaben zu den einzelnen AktivA-Modulen <strong>und</strong> Literaturhinweise<br />

12


1. Aktivitätenplanung<br />

Das Modul „Aktivitätenplanung“ aktivierte die Fähigkeit der TeilnehmerInnen zur positiven<br />

Selbstverstärkung. Der Einstieg in die „Aktivitätenplanung“ erfolgte, indem die Teilnehmenden<br />

ihre bisherige Wochenplanung dokumentierten. Auf dieser Gr<strong>und</strong>lage wurden den<br />

Teilnehmenden sowohl äußere Vorgaben als auch eigene Freiräume bewusst gemacht.<br />

Symbolisiert durch das Sinnbild der Waage haben die Teilnehmenden ein Schema erhalten, das<br />

sie zur fortlaufenden Optimierung ihrer Aktivitätenplanung, zur Selbstkontrolle <strong>und</strong><br />

Selbstverstärkung der eigenen Handlungen nutzen konnten. Es ging in dem Modul darum, die<br />

Balance zwischen verschiedenen Aktivitäten zu verbessern <strong>und</strong> individuelle Erfolge erfahrbar zu<br />

machen. Das Modul wurde mit der konkreten Planung von zwei Aktivitäten abgeschlossen, die<br />

von den Teilnehmenden als wertvoll erlebt wurden <strong>und</strong> als erste Schritte zu einer ganzheitlichen<br />

Aktivitätenplanung betrachtet werden können.<br />

Die Nachhaltigkeit der Inhalte wurde gefördert, indem die Kursleiterinnen <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>strainerInnen<br />

während der Projektlaufzeit immer wieder den Stand der Umsetzung gemeinsam<br />

mit den Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern reflektiert haben.<br />

2. Konstruktives Denken<br />

In diesem Modul wurden den Teilnehmenden Techniken zum konstruktiven Denken vermittelt.<br />

Anhand von konkreten Beispielsituationen haben die Teilnehmenden gelernt, zwischen<br />

auslösendem Ereignis, Gefühls- <strong>und</strong> Verhaltenskonsequenzen <strong>und</strong> den dazwischen<br />

geschalteten Bewertungen zu differenzieren <strong>und</strong> diese zu analysieren, indem sie folgende<br />

Fragen anwenden: 1. Entsprechen die eigenen Bewertungen der Realität?<br />

2. Helfen die individuellen Bewertungen dabei, die eigenen Ziele zu erreichen?<br />

Mit der ersten Frage wurden den Teilnehmenden auch alternative Möglichkeiten der Bewertung<br />

bewusst gemacht, die sie bisher nicht berücksichtigt haben. Die zweite Frage erforderte von den<br />

Teilnehmenden, dass sie sich über die eigenen Ziele, ob auf Gefühls- oder Verhaltensebene,<br />

bewusst wurden.<br />

Am Schluss dieses Moduls stand die kritische Überprüfung von Bewertungsmustern, die einen<br />

situationsübergreifenden Einfluss haben. Um negative Denkmuster zu schwächen, wurden in<br />

der Gruppe konstruktive Gr<strong>und</strong>haltungen gesammelt, die von den Teilnehmenden bei<br />

auftretenden Schwierigkeiten dazu genutzt werden können, sich Mut zuzusprechen <strong>und</strong><br />

Zuversicht zu gewinnen.<br />

3. Soziale Kompetenz <strong>und</strong> soziale Unterstützung<br />

Im dritten Modul wurde eine komprimierte Form des Gruppentrainings sozialer Kompetenzen<br />

angewendet. Den Teilnehmenden wurde soziale Kompetenz als Methode vermittelt, um in<br />

Konfliktsituationen über ein erweitertes Verhaltensrepertoire zu verfügen <strong>und</strong> dieses auch<br />

strategisch einsetzen zu können: sei es um sich besser gegenüber Anderen durchzusetzen oder<br />

sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Das Einfühlungsvermögen ist wichtig für den Erhalt<br />

<strong>und</strong> die Verbesserung bestehender sozialer Beziehungen <strong>und</strong> für eine konsensuale<br />

Konfliktlösung. Die Teilnehmenden haben in praktischen Übungen <strong>und</strong> Rollenspielen gelernt,<br />

Gefühle <strong>und</strong> Bedürfnisse direkt anzusprechen <strong>und</strong> sich mit ihren GruppenpartnerInnen darüber<br />

zu verständigen. Behandelt wurde außerdem, wie neue Kontakte hergestellt <strong>und</strong> vergangene<br />

Kontakte wiederbelebt werden können.<br />

4. Systematisches Problemlösen<br />

Das Ziel des vierten <strong>und</strong> letzten Moduls bestand darin, den Teilnehmenden ein Vorgehen zu<br />

vermitteln, mit dem sie problematische Situationen im Alltag systematisch bearbeiten können.<br />

Zu Beginn stand eine sorgfältige Zielfindung, die auch das Ausräumen möglicher Zielkonflikte<br />

beinhaltete. Um zu gewährleisten, dass die Teilnehmenden auch in Stress auslösenden<br />

Situationen diese kognitiven Prozesse leisten können, wurden zusätzlich<br />

Entspannungstechniken vermittelt. Für die Konkretisierung der individuellen Zielerreichung sind<br />

Kompetenzen aus dem Bereich der Projektplanung gefragt. Unter anderem wurde ein<br />

Brainstorming zu möglichen Lösungsansätzen gemacht, die dann hinsichtlich ihrer<br />

Umsetzbarkeit in eine Rangreihe gebracht wurden, um Zuständigkeiten <strong>und</strong><br />

13


Verantwortlichkeiten festzulegen <strong>und</strong> gezielt potenzielle Kooperationspartner <strong>und</strong> Unterstützer<br />

zu suchen.<br />

Jedes Modul wurde mit einem Eingangsinput eingeleitet, an den sich eine Reflexionsphase der<br />

Teilnehmer anschlossen hat. Gemäß dem Prinzip der Selbsterfahrung haben die<br />

Teilnehmenden dabei zunächst ihre eigenen Erfahrungen mit der Erwerbslosigkeit erarbeitet.<br />

Entsprechend dem Fokus des jeweiligen Themas haben diese Erfahrungen eine<br />

Systematisierung erhalten. Gleichzeitig wurde die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung geschult<br />

<strong>und</strong> eine Gr<strong>und</strong>lage für einen zielgerichteten, differenzierten Erfahrungsaustausch der<br />

Teilnehmer untereinander geschaffen. Durch die Bearbeitung von Aufgaben teils in Einzel- teils<br />

in Gruppenarbeit, durch Rollenspiele <strong>und</strong> Gruppendiskussionen haben die Teilnehmer eine<br />

Rückmeldung über ihre Ausprägung in spezifischen Bewältigungskompetenzen bekommen.<br />

Durch das Aufzeigen von Soll-Ist- bzw. Kann-Ist-Diskrepanzen wurde die<br />

Veränderungsbereitschaft der Teilnehmer geweckt, weitere Lernprozesse angestoßen <strong>und</strong><br />

letztlich zur Umsetzung des Gelernten in die Praxis motiviert. Um den Umsetzungserfolg <strong>und</strong> die<br />

Nachhaltigkeit zu erhöhen, wurden bestimmte Alltagssituationen möglichst differenziert<br />

besprochen <strong>und</strong> die entsprechend kompetenten Reaktionsweisen detailliert geplant. Erste<br />

Erfahrungen mit der Anwendung wurden rückgekoppelt <strong>und</strong> gemeinsam ausgewertet.<br />

Die vier, jeweils ganztätigen Module wurden über einen Zeitraum von vier Wochen durchgeführt.<br />

Die Teilnehmenden sollten so Zeit erhalten, das Erlernte zu reflektieren, zu erproben <strong>und</strong> mental<br />

zu verarbeiten, bevor neue Inhalte <strong>und</strong> Methoden des jeweiligen Folgemoduls behandelt<br />

wurden. Diese Vorgehensweise hat sich in der Praxis gr<strong>und</strong>sätzlich bestätigt, wenngleich auch<br />

deutlich wurde, dass für alle Module ein größerer zeitlicher Spielraum wünschenswert gewesen<br />

wäre, damit Rollenspiele, Übungen <strong>und</strong> Diskussionen vertieft hätten werden können.<br />

Die Inhalte von AktivA wurde nach einstimmigen Aussagen der DozentInnen <strong>und</strong> dem Gros der<br />

Teilnehmenden sehr positiv auf- <strong>und</strong> angenommen. Die erfolgreiche psychosoziale Aktivierung<br />

der Teilnehmenden spiegelt sich in den Ergebnisse der Teilnehmerbefragung <strong>und</strong> der<br />

Beuteilung durch das Team wieder. 3 Die Auseinandersetzung in <strong>und</strong> mit der Gruppe hat von<br />

allen Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern Vertrauen in die beteiligten Gruppenmitglieder <strong>und</strong> das<br />

Team sowie Offenheit erfordert. Der intensive Austausch der Teilnehmenden über die eigenen<br />

Erfahrungen <strong>und</strong> Ängste aber auch Hoffnungen, Erwartungen <strong>und</strong> Ziele hat sich sehr positiv auf<br />

die Gruppenbildung ausgewirkt. Der in dieser frühen Projektphase gelegte Vertrauensgr<strong>und</strong>stein<br />

hat maßgeblich zu der offenen <strong>und</strong> positiven Atmosphäre in beiden Gruppen beigetragen <strong>und</strong><br />

hatte über den gesamten Projektverlauf Bestand. Die gegenseitige Wertschätzung <strong>und</strong><br />

Unterstützung in der Gruppe wurde von allen Teilnehmenden als große Hilfe <strong>und</strong> Bereicherung<br />

wahrgenommen <strong>und</strong> wiederholt zum Ausdruck gebracht.<br />

Teilnahmestatistik<br />

Teilnehmende in %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

14<br />

33<br />

Teilnahme am Modul "AktivA"<br />

Männer (nG-I/G-II:7/5 TN) Frauen (nG-I/G-II: 3/3TN)<br />

40<br />

25 Prozent 50 Prozent 75 Prozent 100 Prozent<br />

Abb. 2: Teilnahme am Modul AktivA<br />

Männer G-I Frauen G-I Männer G-II Frauen G-II<br />

29<br />

67<br />

Veranstaltungstermine<br />

20<br />

„… ich fand es auch toll so festzustellen, wie gut das harmonieren kann in einer Gruppe, wo so viele<br />

unterschiedliche Charaktere vorhanden sind <strong>und</strong> das man über 4 Monate ein so tolles Gruppen-<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln kann…“ Holger, 54 Jahre<br />

3 vgl. Kap. 3.1., Punkt C: Vergleich der Ergebnisse der T0- <strong>und</strong> T1-Befragung<br />

67<br />

57<br />

40<br />

33<br />

14


2.3 Motivierende <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche<br />

Hinter dem <strong>GesA</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenz-Baustein „Motivierende <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche“<br />

steht ein Beratungskonzept, dass 2005 am Institut für Prävention <strong>und</strong><br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> der Uni Duisburg-Essen von Monique Wevel et.al. im Auftrag vom BKK<br />

B<strong>und</strong>esverband entwickelt wurde. Das evaluierte Konzept wurde erfolgreich im Rahmen<br />

des Programms JobFit Regional eingesetzt <strong>und</strong> im Folgeprojekt JobFit NRW in ganz<br />

Nordrhein-Westfalen verbreitet. Die ÖkoNet gGmbH hat das Konzept seit 2007 im<br />

Rahmen der Beratung von Teilnehmenden wiederholt eingesetzt.<br />

Die <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenz-Beratung ist auf die Zielgruppe der <strong>Arbeit</strong>slosen<br />

zugeschnitten <strong>und</strong> zielt auf eine Veränderung des Verhaltens der Teilnehmenden im<br />

Sinne der Prävention ges<strong>und</strong>heitsschädigender Verhaltensweisen <strong>und</strong> der<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung. Sie ist eine Kurzintervention <strong>und</strong> verfolgt die drei Ziele:<br />

„<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung“, „Prävention ges<strong>und</strong>heitsschädigender Verhaltenweisen“ <strong>und</strong><br />

„Stärkung persönlicher Ressourcen zur Bewältigung der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit“.<br />

Dabei wird der Gr<strong>und</strong>gedanke vertreten, dass der/die TeilnehmerIn selbstverantwortlich<br />

über Verhaltensänderungen entscheidet <strong>und</strong> diese eigenaktiv <strong>und</strong> selbstgesteuert<br />

einleitet. Auf eine „Pädagogik des erhoben Zeigefingers“ wird dabei bewusst verzichtet.<br />

Auf diese Weise werden die Selbstverantwortung sowie die Ressourcen <strong>und</strong> Motivation<br />

für ein ges<strong>und</strong>heitsbewusstes Leben der TeilnehmerIn gefördert. 4<br />

Mit jedem Teilnehmer <strong>und</strong> jeder Teilnehmerin wurden mehrere Beratungsgespräche in<br />

Form von Einzelgesprächen über ges<strong>und</strong>heitsrelevante Themen (Ernährung,<br />

Bewegung, Rauchen, Alkohol sowie Entspannung / Stress) durchgeführt. Das Gros der<br />

Teilnehmenden hat in den Gesprächen für sich 1-4 <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sziele identifiziert, die er<br />

bzw. sie im Projektverlauf gerne umsetzen wollte (vgl. Abb. Individuelle<br />

Zielvereinbarungen). Die individuellen Ziele beinhalteten dabei Wünsche, die vom<br />

Abnehmen über mehr Bewegung bis hin zur gedanklichen Auseinandersetzung mit<br />

einer Suchttherapie reichten (vgl. Tab. <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sziele).<br />

Durch die Vernetzung mit den anderen <strong>GesA</strong>-<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenz-Bausteinen <strong>und</strong><br />

ein regelmäßiges Feedback durch das Team, wurden die Teilnehmenden kontinuierlich<br />

für ges<strong>und</strong>heitsförderliche Verhaltensweisen <strong>und</strong> -maßnahmen sensibilisiert. Die<br />

Umsetzung der individuellen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sziele der Teilnehmenden wurde auf diese<br />

Weise zusätzlich gefördert. So wurden nur 3 von 40 definierten <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szielen von<br />

den Teilnehmenden nicht weiter verfolgt bzw. umgesetzt. In allen übrigen Fällen wurde<br />

die Umsetzung der persönlichen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sziele erfolgreich abgeschlossen bzw.<br />

dauert der Umsetzungsprozess noch an.<br />

Teilnehmende in Prozent<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

17 17<br />

8 8<br />

Motivierende <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche<br />

Individuelle Zielvereinbarungen<br />

n ges = 18 (6 Frauen, 12 Männer)<br />

33<br />

42<br />

25<br />

17 17<br />

keine Ziele 1 Ziel 2 Ziele 3 Ziele 4 Ziele<br />

Abb. 3: Individuelle <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sziele<br />

Frauen Männer<br />

4 vgl. Anlage 4.2: Ergänzende Informationen <strong>und</strong> Hinweise zum Konzept Motivierende <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche<br />

17<br />

15


Bereich Individuelle Ziele der Teilnehmenden Frauen Männer<br />

Ärztliche Behandlung<br />

Bewegung<br />

Eigeninitiative<br />

Ernährung<br />

Vorsorgeuntersuchung 1<br />

zahnärztliche Behandlung 3<br />

Anmeldung Rückenschule 1<br />

Aquajogging 1<br />

Gymnastik zuhause 1<br />

im Sportverein anmelden 2<br />

mehr Bewegung 2 3<br />

auf Bewerbung konzentrieren 1<br />

In-Job Bewerbung 1<br />

zum Kurs anmelden 1<br />

Abnehmen 1 1<br />

Ernährung verbessern 2 4<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> allgemein Auseinandersetzung mit dem Thema <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> 1<br />

Psychotherapie<br />

Stressbewältigung<br />

Sucht<br />

Sonstiges<br />

Tab. 2: Individuelle <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sziele<br />

Anzahl individuell vereinbarter Ziele<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema Therapie 1<br />

Psychotherapie 1<br />

mehr Entspannung 1 1<br />

Stressbewältigung 1<br />

Auseinandersetzung mit dem Thema Sucht 1<br />

Rauchen aufgeben oder reduzieren 1 2<br />

Suchtberatungsstelle aufsuchen 1<br />

trocken werden 1<br />

Kunstkurs 1<br />

Selbstsicherheitstraining 1<br />

Zukunftsplanung 1<br />

Motivierende <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche<br />

Umsetzung individueller Zielvereinbarungen<br />

keine Umsetzung Umsetzungsprozess läuft Umsetzungsprozess abgeschlossen<br />

1 1<br />

1<br />

11<br />

5<br />

6<br />

3 3<br />

1 Ziel 2 Ziele 3 Ziele 4 Ziele<br />

Abb. 4: Umsetzung individueller <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sziele<br />

9<br />

16


2.4 <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szirkel „Verhältnisprävention am <strong>Arbeit</strong>splatz“<br />

<strong>Arbeit</strong> ist immer mit körperlichen Belastungen verb<strong>und</strong>en. Das gilt für sitzende Tätigkeiten im<br />

Büro ebenso wie für Tätigkeiten im gewerblichen Bereich, die durch Heben <strong>und</strong> Tragen oder<br />

auch eine Tätigkeit im Stehen gekennzeichnet sind. Ob diese Belastungen ges<strong>und</strong>heitsgefährdend<br />

sind <strong>und</strong> damit zu ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen führen können, hängt von<br />

betrieblichen Faktoren wie z.B. der Art, Dauer <strong>und</strong> Intensität der <strong>Arbeit</strong> sowie von der<br />

Gestaltung des einzelnen <strong>Arbeit</strong>splatzes ab. Im Projekt <strong>GesA</strong> wurden daher gezielt<br />

verhaltenspräventive <strong>und</strong> verhältnispräventive Ansätze integriert <strong>und</strong> miteinander verknüpft.<br />

Im Modul „Verhältnisprävention am <strong>Arbeit</strong>splatz“ wurde das Ziel verfolgt, den Teilnehmenden<br />

die Bedeutung von <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sschutz zu vermitteln <strong>und</strong> sie für das Thema<br />

Verhältnisprävention nachhaltig zu sensibilisieren. Mittels Informationen von Experten für den<br />

<strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sschutz, moderierter Anleitung in der Gruppe <strong>und</strong> selbstständiger<br />

Erarbeitung praktischer Beispiele an <strong>Arbeit</strong>splätzen haben sich die Teilnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Teilnehmer systematisch mit unterschiedlichen Aspekten der Verhältnisprävention vertraut<br />

gemacht.<br />

Im Rahmen von Tätigkeits- <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>splatzanalysen an ausgesuchten <strong>Arbeit</strong>splätzen haben die<br />

Teilnehmenden gelernt, ges<strong>und</strong>heitsgefährdende Faktoren <strong>und</strong> Verhältnisse zu erkennen, zu<br />

beschreiben <strong>und</strong> Maßnahmen zu benennen, die ges<strong>und</strong>heitliche Belastungen mindern <strong>und</strong><br />

ges<strong>und</strong>heitsförderliche Verhältnisse am <strong>Arbeit</strong>splatz fördern helfen. Die Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Ergebnisse wurden gemeinsam in der Gruppe (<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szirkel) reflektiert,<br />

Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert <strong>und</strong> -vorschläge erarbeitet. 5<br />

In diesem Modul konnten die Teilnehmenden einerseits einfache Analyse- <strong>und</strong><br />

Problemlösungsmethoden zur Ermittlung von Gefährdungen am eigenen <strong>Arbeit</strong>splatz<br />

kennenlernen, <strong>und</strong> andererseits Eigenverantwortung für die individuelle <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong><br />

übernehmen sowie die Möglichkeiten ihrer eigenen Handlungsfähigkeit erfahren.<br />

Die Teilnehmenden wurden auf diese Weise befähigt, Eigenverantwortung für ihre <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong><br />

auch außerhalb ihres privaten Umfeldes zu übernehmen <strong>und</strong> die gewonnenen Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Erkenntnisse auf unterschiedliche <strong>Arbeit</strong>sbereiche bzw. potenzielle <strong>Arbeit</strong>splätze zu übertragen<br />

<strong>und</strong> anzuwenden. Die in diesem Modul vermittelten <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenzen fördern die<br />

Beschäftigungsfähigkeit der Teilnehmenden.<br />

Nach eigenen Aussagen hat dem Gros der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer das Modul gut<br />

gefallen, weil es in ihm direkt um die eigenen <strong>Arbeit</strong>splätze ging <strong>und</strong> sie festgestellt haben, dass<br />

mit vergleichsweise geringem Aufwand <strong>und</strong> wenig Mitteln ein <strong>Arbeit</strong>splatz verbessert werden<br />

kann. Daneben haben die Teilnehmenden positiv beurteilt, dass sie durch das Modul auch<br />

andere <strong>Arbeit</strong>splätze kennen lernen <strong>und</strong> jeweils die positiven <strong>und</strong> negativen Aspekte der<br />

unterschiedlichen <strong>Arbeit</strong>sbereiche erfahren konnten. Besonders wichtig war den<br />

TeilnehmerInnen insbesondere, dass sie selbst Verbesserungsvorschläge machen konnten.<br />

Insgesamt betrachtet zeigt das Feedback der DozentInen <strong>und</strong> der TeilnehmerInnen, dass die<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer über das angebotene Modul für das Thema <strong>Arbeit</strong>ssicherheit sensibilisiert<br />

werden konnten <strong>und</strong> sie ihr eigenes <strong>Arbeit</strong>sumfeld verantwortungsbewusster wahrgenommen<br />

haben.<br />

Ausdrücklich bedauert haben die Teilnehmenden, dass aus Zeitgründen einige ihrer Vorschläge<br />

nicht bzw. nur begrenzt umgesetzt werden konnten. Der daraus resultierende<br />

Verbesserungsvorschlag bezieht sich dementsprechend auf eine Verlängerung der<br />

Praktikumsphase. Auf diese Weise bieten sich für die TeilnehmerInnen bessere Möglichkeiten,<br />

aktiv zur Umsetzung der eigenen Verbesserungsvorschläge beizutragen <strong>und</strong> damit am Erfolg<br />

von Optimierungen der Verhältnisse am eigenen <strong>Arbeit</strong>splatz partizipieren zu können.<br />

5 vgl. Anlage 4.3.: Verhältnisprävention, u.a..Fragebogen zur Ermittlung der Verhältnisse am <strong>Arbeit</strong>splatz<br />

17


2.5 Kochen bei schmaler Kasse<br />

„der Baustein „Kochen bei schmaler Kasse“ war hochinteressant. Das hätte ich nie erwartet, dass da im<br />

Prinzip so viele Informationen vermittelt werden … in einer angenehmen Atmosphäre … das war eine<br />

r<strong>und</strong>e Sache... also, das ist durchaus eines dieser Highlights gewesen!“ Holger, 54 Jahre<br />

Das Modul basiert auf dem bereits erprobten <strong>und</strong> erfolgreichen Konzept „Kochen bei schmaler<br />

Kasse“, das vom Bildungswerk des Deutschen Hausfrauenb<strong>und</strong>es Bremen e.V. entwickelt<br />

wurde <strong>und</strong> sich gezielt an Menschen mit geringem Einkommen richtet.<br />

Das Bildungswerk des Deutschen Hausfrauenb<strong>und</strong>es Bremen e.V. hat als Kooperationspartnerin<br />

im <strong>GesA</strong>-Projekt das Modul verantwortlich durchgeführt. Über einen Zeitraum von<br />

jeweils 10 Treffen haben die beiden Dozentinnen, Ernährungsberaterinnen <strong>und</strong> Hauswirtschaftsmeisterinnen,<br />

zwei Teilnehmergruppen praktische küchentechnische Fertigkeiten vermittelt <strong>und</strong><br />

mit den Teilnehmenden folgende Themen systematisch erarbeitet:<br />

Bausteine einer ges<strong>und</strong>en Ernährung unter Berücksichtigung alterspezifischer Bedarfe<br />

Analyse <strong>und</strong> Bewertung der eigenen Ess- <strong>und</strong> Kaufgewohnheiten<br />

Auswirkungen einer Fehl- <strong>und</strong> Mangelernährung<br />

Erstellung von Speiseplänen <strong>und</strong> Einkaufslisten<br />

Checklisten für den richtigen Einkauf<br />

Analyse <strong>und</strong> kritische Bewertung von Werbestrategien <strong>und</strong> Produktwerbung<br />

Sparmöglichkeiten durch Vorratshaltung<br />

In dem Modul haben die Teilnehmenden gelernt, wie man mit einem ALG II-Budget<br />

abwechslungsreiche, schmackhafte <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Mahlzeiten zubereiten kann. In Gesprächen<br />

haben die Teilnehmenden ihr Einkaufsverhalten reflektiert, über Einkaufsfallen, Qualitätsmerkmale<br />

von Lebensmitteln, Reklamationsmöglichkeiten <strong>und</strong> Vorratshaltung gesprochen.<br />

Neben der Vermittlung der theoretischen Inhalte, wurde bei jedem Treffen zusammen gekocht<br />

<strong>und</strong> die zubereiteten Menüs gemeinsam in der Gruppe gegessen.<br />

Das Modul „Kochen bei schmaler Kasse“ ist sowohl bei den weiblichen als auch bei den<br />

männlichen Teilnehmenden außerordentlich beliebt gewesen. Unabhängig von bereits<br />

vorhandenen oder fehlenden Kochkenntnissen haben alle Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer mit<br />

großer Begeisterung an dem Modul teilgenommen. Besonders gelobt wurden, neben den vielen<br />

praktischen Tipps oder den abwechslungsreichen <strong>und</strong> leckeren Rezepten, insbesondere das<br />

gemeinsame Kochen in der Gruppe. Das bereits im Modul AktivA erlebte positive<br />

Gruppengefühl ist in diesem Modul nochmals erlebt <strong>und</strong> gefestigt worden. Auf diese Weise<br />

haben die Teilnehmenden viel über eine ges<strong>und</strong>heitsbewusste Ernährung erfahren <strong>und</strong><br />

nebenbei wurden die Kontakt- <strong>und</strong> Kommunikationsfähigkeiten der Teilnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Teilnehmer gefördert.<br />

Teilnahmestatistik<br />

TeilnehmerInnen in %<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Teilnahme am Modul "Kochen bei schmaler Kasse"<br />

Männer (nG-I/G-II: 7/5 TN) Frauen (nG-I/G-II: 3/3TN)<br />

40<br />

0 - 24 Prozent 25 - 49 Prozent 50 - 74 Prozent 75 - 100 Prozent<br />

Abb. 5: Teilnahme am Modul Kochen<br />

Männer G-I Frauen G-II Männer G-II Frauen G-II<br />

29<br />

Veranstaltungstermine<br />

33<br />

71<br />

67<br />

60<br />

100<br />

18


2.6 Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />

„…Sport hat mir viel gebracht, wegen meinem kaputten Rücken <strong>und</strong> auch mit meiner Lunge, dass ich da<br />

ein paar Atemübungen gut kennengelernt habe. Und auch mit diesem Gymnastikball, dass man nicht<br />

unbedingt ins Sportstudio gehen muss, dass man auch zuhause mal was tun kann…“ Manfred, 58 Jahre<br />

Unter der fachlichen Anleitung von einem Sport- <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>strainer, wurden zweimal in der<br />

Woche unterschiedliche Sport- <strong>und</strong> Bewegungsangebote in der Sporthalle vom Verein TURA<br />

durchgeführt. Der Fokus lag dabei auf folgenden Schwerpunkten 6 :<br />

Körperwahrnehmung <strong>und</strong> Körpererfahrung<br />

Training der motorischen Gr<strong>und</strong>eigenschaften<br />

Haltungs- <strong>und</strong> Bewegungsschulung<br />

Vorstellung von Life-Time-Sportarten<br />

Wissensvermittlung <strong>und</strong> Information zu diversen ges<strong>und</strong>heitsrelevanten Themen<br />

Entspannung<br />

Kleine Spiele / Spielformen <strong>und</strong> Bewegungsparcours<br />

Gruppen- <strong>und</strong> Einzelgespräch, Abschlussgespräch<br />

Nach eigenen Angaben hat das Gros der Teilnehmenden über einen Zeitraum von mehreren<br />

Jahren keine Sportangebote mehr genutzt <strong>und</strong> ist vor Projektbeginn mehr oder weniger<br />

körperlich inaktiv gewesen. In der Erstbefragung gaben dementsprechend 42% der<br />

Teilnehmenden an, keinerlei Sport bzw. körperlich anstrengende Tätigkeiten zu verrichten <strong>und</strong><br />

weitere 20% der Befragten begrenzten ihre bisherigen körperlichen Aktivitäten auf maximal 1<br />

St<strong>und</strong>e pro Woche 7 .<br />

Infolgedessen verhielten sich viele Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer zu Beginn des Moduls<br />

„Sport <strong>und</strong> Bewegung“ sehr zurückhaltend. Durch langjährige körperliche Inaktivität bedingte<br />

Einschränkungen in der Motorik <strong>und</strong> Koordination wurden bereits bei leichten Übungen, wie z.B.<br />

dem Fangen eines Balls oder dem Balancieren auf einem auf dem Boden liegenden Seil<br />

sichtbar. Neben den genannten körperlichen Einschränkungen im Bewegungsbereich, wurden<br />

bei vielen Teilnehmenden zudem psychomotorische Defizite deutlich, die sich insbesondere in<br />

Ängsten äußerten <strong>und</strong> die sich im individuellen Trainingsverhalten wieder gespiegelt haben.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Situation, dass fast alle Teilnehmenden deutliche Defizite im Bereich der<br />

Ausdauer, des Gleichgewichtsinns, der Bewegungskoordination <strong>und</strong> im psychomotorischen<br />

Bereich aufwiesen <strong>und</strong> unter Muskel- <strong>und</strong> Skelettbeschwerden leiden, wurde vom Sport- <strong>und</strong><br />

Bewegungstrainer ein spezieller Trainingsplan für die Teilnehmenden entwickelt. Er beinhaltet<br />

Übungen <strong>und</strong> Informationen, die primär auf einem propiorezeptiven 8 <strong>und</strong> sensomotrischen 9<br />

Training basierten <strong>und</strong> die Teilnehmenden zu einem aktiven Umgang mit bestehenden Muskel-<br />

<strong>und</strong> Skelettbeschwerden motivierte.<br />

Im Sinne des Konzeptes wurden die Teilnehmenden sowohl bei der Informationsvermittlung als<br />

auch bei der Durchführung der unterschiedlichen Übungen motiviert, ihr bereits vorhandenes<br />

6 Vgl. Anlage 4.4: Erläuterungen zu den Bausteinen im Modul Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />

7 Vgl. Kap. 3.1. Punkt C: Auswertung der T0- <strong>und</strong> T1-Befragung, Abb. Sportliche <strong>und</strong>/oder körperliche Aktivitäten pro<br />

Woche (T0)<br />

8 In den letzten Jahren hat sich die Aufmerksamkeit in der Therapie sowie im sportlichen Bereich auf die Entwicklung<br />

der Propriozeption, einen Aspekt der Tiefensensibilität, gerichtet. Ziel <strong>und</strong> Zweck des propriozeptiven Trainings ist die<br />

Verbesserung der Koordination. Koordinationsfähigkeiten werden auch als ein zentraler Faktor der motorischen<br />

Leistungsfähigkeit betrachtet. Erst das Koordinationsvermögen macht alle anderen motorischen Gr<strong>und</strong>eigenschaften<br />

wie Kraft oder Ausdauer nutzbar. Die Propriozeption dient also der Orientierung des Körpers im Raum durch<br />

Wahrnehmung über Stellung <strong>und</strong> Bewegung der Gelenke.<br />

9 Die Effekte des sensomotorischen Trainings bewirken eine Verbesserung der (Selbst-)Wahrnehmung, der<br />

Tiefensensibilität <strong>und</strong> der Nervensystemleistungsfähigkeit (schnellere Informationsverarbeitung). Außerdem bewirkt<br />

es eine schnellere Aktivierung motorischer Einheiten, die Verbesserung der Koordination (intramuskuläre <strong>und</strong><br />

intermuskuläre Koordination) <strong>und</strong> ermöglicht ökonomischere Bewegungsabläufe. Es erfolgt eine gezielte<br />

Ansteuerung der Stützmotorik (Gelenkpositionen, Entlastung von Gelenken) <strong>und</strong> eine Unterstützung beim Abbau<br />

störender, schädlicher Verhaltens- <strong>und</strong> Bewegungsmuster bzw. Erlernen neuer Bewegungsabläufe <strong>und</strong> -<br />

möglichkeiten<br />

19


Wissen <strong>und</strong> ihre Erfahrungen aktiv einzubringen. Die damit einhergehende Erinnerung <strong>und</strong><br />

Reflexion an die eigenen Kenntnisse <strong>und</strong> Fähigkeiten hat bei den Teilnehmenden die<br />

Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung in der Gruppe aktiviert <strong>und</strong> zu einer Steigerung<br />

ihres Selbstwertgefühls <strong>und</strong> Selbstbewusstseins beigetragen.<br />

In den Trainingsst<strong>und</strong>en wurde zudem ein besonderer Fokus auf Teamarbeit in Zweier- bzw.<br />

Kleingruppen gerichtet, um das Vertrauen in die eigenen körperlichen Fähigkeiten <strong>und</strong> das<br />

Vertrauen zu anderen Menschen zu fördern. Übungen, in denen sich die Teilnehmenden als<br />

Tandem-PartnerIn mit geschlossen Augen führen oder sich rückwärts in die Arme des/der<br />

Tandem-Partners/Tandem-Partnerin fallen lassen mussten, vermittelten den Teilnehmenden<br />

nach der anfänglichen Selbstüberwindung, nachhaltige motorische <strong>und</strong> psychosoziale<br />

Erfolgserlebnisse. Die Atmosphäre zwischen den Teilnehmenden wurde durch das spezifische,<br />

auf Interaktion ausgerichtete Training vertrauensvoller <strong>und</strong> die Kommunikation untereinander für<br />

alle spürbar fre<strong>und</strong>licher.<br />

Bereits nach 2-monatiger Projektlaufzeit wurde für den Trainer erkennbar, dass das Gros der<br />

zuvor im Training häufig verschlossen <strong>und</strong> introvertiert wirkenden Teilnehmenden bei den<br />

unterschiedlichen Übungen sowohl aufgeschlossener <strong>und</strong> fröhlicher als auch mutiger wurde.<br />

Das Ziel, die Bewegungsfreude der Teilnehmenden über ein moderates <strong>und</strong> aktives<br />

Ausdauertraining zu steigern, wurde für die Mehrheit der Teilnehmenden erreicht. Dies wurde<br />

auch in der Abschlussbefragung deutlich: Es gaben nur noch 17 Prozent der Befragten an,<br />

keinen Sport bzw. keine körperlich anstrengenden Tätigkeiten auszuüben. Gleichzeitig erhöhte<br />

sich die wöchentliche (Mindest-)Trainingszeit der Teilnehmenden von 60 auf 90 Minuten 10 .<br />

Der nachhaltige Einfluss auf die individuelle sportliche Aktivierung wurde am Ende des<br />

Projektes bei vier Teilnehmenden deutlich: eine Person hat sich im Sportstudio TURA<br />

angemeldet, zwei weitere nehmen seit Mitte Februar an einem Rückentraining im Sportverein<br />

TURA teil <strong>und</strong> ein Teilnehmer hat sich in der Tischtennis-Sparte des TUS Walle angemeldet.<br />

Teilnahmestatistik<br />

Teilnehmerinnen in %<br />

100<br />

50<br />

0<br />

33<br />

Teilnahme am Modul "Sport <strong>und</strong> Bewegung"<br />

Männer (nGes: 12 TN) Frauen (nGes: 6 TN)<br />

Männer Frauen<br />

17<br />

50 50 50<br />

0 - 24 Prozent 25 - 49 Prozent 50 - 74 Prozent 75 - 100 Prozent<br />

Veranstaltungstermine<br />

Abb. 6: Teilnahme am Modul Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />

„… gebracht hat mir das Projekt auch, dass ich aktiv im Sport bin. Was ich vorher gar nicht gemacht<br />

hab… also ’nem Verein beigetreten bin: Badminton. … Ich hab’ mich auf den Weg gemacht, das ist<br />

schon mal ein Erfolg!“ Dieter, 49 Jahre<br />

10 Vgl. Kap. 3.1, Punkt C: Auswertung der T0- <strong>und</strong> T1-Befragung, siehe Abb. :Sportliche Aktivitäten pro Woche (T1)<br />

20


2.7 Entspannung<br />

„… die Entspannung mit Uli war natürlich sehr schön. Ich wusste gar nicht, dass ich so runter kommen<br />

kann. War ganz toll, hat was gebracht. Doch, muss ich sagen…“. Manfred, 58 Jahre<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit bedeutet für viele Betroffene ständige Anspannung <strong>und</strong> Dauerstress. Die<br />

Ergebnisse der Erstbefragung zeigen, dass auch viele der langzeitarbeitslosen Teilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer am <strong>GesA</strong>-Projekt ihre <strong>Arbeit</strong>slosigkeit als große Belastung empfanden, viel<br />

grübelten, unter Anspannung <strong>und</strong> Schlaflosigkeit litten <strong>und</strong> nicht richtig abschalten konnten.<br />

Eine ständige psychische Belastung <strong>und</strong> eine fehlende, regelmäßige Entspannung wirken sich<br />

negativ auf die <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Leistungsfähigkeit aus. Richtig zu entspannen ist eine Fähigkeit,<br />

die Menschen nicht nur zufriedener, sondern leistungsfähiger machen kann.<br />

Im Projekt <strong>GesA</strong> wurden modulübergreifend einfach zu erlernende Entspannungstechniken<br />

integriert. Zusätzlich hat ein Yoga-Übungsleiter <strong>und</strong> Anti-Stress-Trainer mit den<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern Entspannungsmethoden praktiziert, die zu einer tiefen<br />

Entspannung, aber auch zu mehr Wissen über sich selbst <strong>und</strong> ihre eigenen Bedürfnisse führen.<br />

Im Vordergr<strong>und</strong> standen dabei die Gr<strong>und</strong>stufe des Autogenen Trainings, einführende Übungen<br />

in die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson <strong>und</strong> Übungen aus dem Hatha-Yoga.<br />

Ergänzend wurden problem- <strong>und</strong> emotionsorientierte Bewältigungsstrategien vorgestellt <strong>und</strong><br />

trainiert.<br />

Die Teilnehmenden wurden durch das Modul befähigt, Entspannungstechniken bei Bedarf im<br />

privaten Umfeld anzuwenden <strong>und</strong> zu vertiefen. Der positive Einfluss der neu erworbenen <strong>und</strong><br />

praktizierten Kompetenzen spiegelt sich in den Ergebnissen der Zweitbefragung wieder: Im<br />

Vergleich zur Erstbefragung ist der Anteil der Teilnehmenden, die ausreichend schlafen,<br />

Entspannungstechniken anwenden, sich weniger belastet <strong>und</strong> seelisch wohler fühlen deutlich<br />

gestiegen. 11<br />

2.8 <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>smagazin Praxis<br />

„… z.B. dass man zur Tafel geht. Vor einem Vierteljahr habe ich noch gesagt: „Ne, da geh’ ich doch nicht<br />

hin. Da könnt’ ich ja anderen noch wieder was wegnehmen“. Das war so meine Idee, vielleicht auch so<br />

ein bisschen eine Hemmschwelle, anstatt zu sagen: „Wieso, dass das steht mir zu, ich gehe dahin“… <strong>und</strong><br />

das habe ich hier auch gelernt.“ Carolin, 48 Jahre<br />

Um die <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenzen der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer weiter zu fördern,<br />

wurden sie von <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sexperten systematisch über ausgesuchte ges<strong>und</strong>heitsrelevante<br />

Themen <strong>und</strong> Angebote aufgeklärt, informiert <strong>und</strong> beraten.<br />

Im Rahmen von Vorträgen, Schulungen <strong>und</strong> Exkursionen wurden die folgenden<br />

Themenschwerpunkte behandelt:<br />

Vorsorgeuntersuchungen für Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

Beratungsangebote des Vereins „Unabhängige Patientenberatung Bremen“<br />

Suchtfortbildung<br />

Diabetes<br />

Angebote der Bremer Tafel<br />

Produkte <strong>und</strong> Angebote der Biolandgärtnerei rhizom<br />

Die Teilnehmenden wurden auch in diesem Modul sensibilisiert Eigenverantwortung für die<br />

persönliche <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> damit für individuelle Leistungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsfähigkeit zu<br />

übernehmen. Sie haben Kompetenzen <strong>und</strong> Handlungsfähigkeiten erworben, die sie befähigen<br />

selbstständig präventive Maßnahmen zu ergreifen die ihre <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> schützen.<br />

11 Vgl. Kap. 3.1., Punkt C: Auswertung T0- <strong>und</strong> T1-Befragung<br />

21


Die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer wurden motiviert Schwellenängste zu überwinden <strong>und</strong><br />

Beratungseinrichtungen aufzusuchen <strong>und</strong> Unterstützungsangebote, wie die Bremer Tafel sie<br />

bietet, anzunehmen. Sie wurden sensibilisiert ges<strong>und</strong>heitliche Warnsignale ihres Körpers<br />

frühzeitig wahrzunehmen, im Bedarfsfall rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen <strong>und</strong><br />

damit die Gefahr der Entwicklung chronischer Krankheitsverläufe zu reduzieren.<br />

Auf diese Weise hat das Modul dazu beigetragen, Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer aus ihrer<br />

Passivität zu lösen <strong>und</strong> sie aktiviert, Eigenverantwortung für ihre <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> zu übernehmen.<br />

Der erfolgreiche Sensibilisierungs- <strong>und</strong> Aktivierungsprozess spiegelte sich am Ende des<br />

Projektes auch in den Ergebnissen der Abschlussbefragung wieder: Im Vergleich zur<br />

Erstbefragung stieg bei den Teilnehmenden die Häufigkeit der Arztbesuche, welche in den<br />

letzten vier Wochen vor der jeweiligen Befragung stattgef<strong>und</strong>en haben, von 21% auf 83% <strong>und</strong><br />

der Anteil der VerwenderInnen von Medikamenten um 20% an.<br />

Frage: Wie oft haben Sie in den letzten 4 Wochen Ärzte aufgesucht?<br />

Abb. 7: Häufigkeit Arztbesuche in den letzten 4 Wochen<br />

42%<br />

78,9%<br />

Frage: Wie viele unterschiedliche Medikamente haben Sie in<br />

den letzten 7 Tagen eigenommen oder angewendet?<br />

58%<br />

21,1%<br />

kein Medikament (n=8; n=4) mind. 1 Medikament (n=11; n=14)<br />

Abb. 8: Medikamenteneinnahme<br />

Keinmal Mind. einmal<br />

16,7%<br />

Projektstart Projektende<br />

22%<br />

83,3%<br />

Projektstart (n=19) Projektende (n=18)<br />

78%<br />

22


3. Teil: Auswertung der Befragungen <strong>und</strong> Interviews<br />

3.1. Teilnehmerbefragung (T0- <strong>und</strong> T1-Fragebogen)<br />

3.2. Wirksamkeitsindikatoren<br />

3.3. Interviews<br />

3.4. Vermittlungsstatistik<br />

23


3.1 Teilnehmerbefragung (T0- <strong>und</strong> T1-Befragung)<br />

Für die schriftliche Eingangs- <strong>und</strong> Abschlussbefragung wurden standardisierte Fragebogen von<br />

FB+E 12 eingesetzt, die bereits als zentrales Evaluationsinstrument in <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojekten wie<br />

JobFit Regional 13 , JobFit NRW 14 <strong>und</strong> AmigA Brandenburg 15 verwendet wurden <strong>und</strong> die<br />

inzwischen auch in weiteren B<strong>und</strong>esländern Verbreitung finden. Die Bremer Daten werden<br />

damit zusätzlich in einen b<strong>und</strong>esweiten Benchmark-Datensatz einfließen <strong>und</strong> können später für<br />

Vergleiche mit anderen B<strong>und</strong>esländern <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojekten herangezogen werden.<br />

Die Fragebögen beinhalten eine Bandbreite an unterschiedlichen Fragen, welche neben der<br />

Sozialstatistik <strong>und</strong> Demografie, den <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand <strong>und</strong> die Morbidität, ges<strong>und</strong>heitliche<br />

Risiken <strong>und</strong> Ressourcen sowie die psychische Situation <strong>und</strong> Motivation der Teilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer abbilden. Der T0-Fragebogen (Erstbefragung) umfasst insgesamt 49 Fragen,<br />

der T1-Fragebogen (Zweitbefragung) 26 Fragen. 16<br />

Zu Beginn werden die zentralen Ergebnisse der Erstbefragung, welche ein differenziertes<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>s-, Aktivitäts- <strong>und</strong> Motivationsprofil der Teilnehmenden liefern, kurz<br />

zusammengefasst. Der Schwerpunkt der weiteren Auswertung liegt auf einer Betrachtung der<br />

identischen Fragen im T0- <strong>und</strong> T1-Fragebogen, auf deren Gr<strong>und</strong>lage Aussagen über die Effekte<br />

der Interventionen abgeleitet werden können.<br />

A. Ergebnisse der Erstbefragung (T0-Fragebogen)<br />

Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden liegt bei ca. 53 Jahren. 74% der Teilnehmerinnen<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer leben allein. Ca. 52% haben einen einfachen, keinen oder einen anderen<br />

Schulabschluss. Eine abgeschlossene Lehre haben ca. 48%. In den letzten 5 Jahren waren die<br />

Teilnehmenden im Durchschnitt 41 Monate arbeitslos.<br />

Über 40% der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer bewerteten ihren <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand zu<br />

Beginn des Projektes als weniger gut oder schlecht. 63% der Teilnehmer gaben an, unter<br />

Schlaflosigkeit zu leiden. Mit Ausnahme von Allergien lagen zum Zeitpunkt der Erstbefragung<br />

alle (chronischen) Krankheiten bei den Teilnehmenden über 40%, wobei Muskel-Skelett-<br />

Erkrankungen <strong>und</strong> sonstige Beschwerden bzw. Krankheiten mit 73% bzw. 63% die höchsten<br />

Häufigkeiten aufwiesen. In den vergangenen 12 Monaten vor Projektbeginn waren die<br />

Teilnehmenden im Schnitt 27,5 Tage krank. 21% der Teilnehmenden sind in den letzten vier<br />

Wochen vor Projektbeginn, mindestens einmal beim Arzt gewesen. Die Krankenhaushäufigkeit<br />

der Teilnehmenden lag bei 31% <strong>und</strong> damit fast doppelt so hoch wie der<br />

Bevölkerungsdurchschnitt. Die durchschnittliche Leistungsfähigkeit (0-100%) lag bei knapp<br />

56%, die <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit im Schnitt etwas höher (ca. 61%).<br />

42% der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmen hat vor Beginn der Maßnahme keinen Sport oder<br />

andere körperliche Aktivitäten betrieben. 32% der Teilnehmenden sind übergewichtig gewesen,<br />

16% adipös. Ein Ernährungsverhalten, bei dem Nährstoffaufnahme häufig eingeschränkt ist,<br />

wurde von 16% der Teilnehmenden angegeben. Über die Hälfte der Teilnehmenden gaben an<br />

Raucher zu sein <strong>und</strong> im Schnitt ca. 16 Zigaretten am Tag zu rauchen. Mehr als 20% gaben an,<br />

nie Alkohol zu trinken. Die übrigen Teilnehmer trinken im Schnitt 1,5 Gläser hochprozentigen<br />

Alkohol.<br />

Die psychischen Belastungen durch die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit äußerten sich bei jeweils knapp 60%<br />

der Teilnehmenden durch Zukunftsängste <strong>und</strong> depressiven Verstimmungen. Eine positive<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche Teilnahme am Projekt stellte die sehr hohe Akzeptanz bzw.<br />

12 FB+E Forschung, Beratung <strong>und</strong> Evaluation GmbH, Berlin<br />

13 JobFit Regional: Laufzeit 2005-2006<br />

14 JobFit NRW: Laufzeit 2007-2008<br />

15 AmigA: <strong>Arbeit</strong>smarktförderung mit ges<strong>und</strong>heitlicher Ausrichtung, Laufzeit Pilotprojekt 2005-2008, AmigA wird an<br />

weiteren Standorten von den ARGEN fortgesetzt (zurzeit Flensburg, Stuttgart <strong>und</strong> Ortenaukreis)<br />

16 Vgl. Anlage 4.5.1 <strong>und</strong> 4.5.2: T0- <strong>und</strong> T1-Fragebögen<br />

24


das Interesse für die Maßnahmen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung bei 95% der<br />

Teilnehmenden. 17<br />

B. Soziodemografische Daten<br />

Die Auswertung der soziodemografischen Daten erfolgte auf Basis der Erstbefragung, an der<br />

sich 19 Personen (13 Männer <strong>und</strong> 6 Frauen) teilgenommen haben.<br />

Die Altersspanne der Teilnehmenden reichte von 49 Jahren bis 61 Jahren. Das Gros der<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer gehörte der Altersklasse 50-59 Jahre an (Durchschnittsalter:<br />

53 Jahre).<br />

Ca. 75 Prozent der Teilnehmenden lebte zum Zeitpunkt der Befragung alleine im eigenen<br />

Haushalt. 64 Prozent der Teilnehmenden gaben an, geschieden bzw. ledig zu sein.<br />

Ca. 84 Prozent der Teilnehmenden haben eine abgeschlossene Schulausbildung (42 Prozent<br />

besitzen einen mittleren Schulabschluss, 26 Prozent den Hauptschulabschluss <strong>und</strong> 5 Prozent<br />

haben das Abitur.<br />

Knapp die Hälfte der Teilnehmenden hat eine qualifizierte Berufsausbildung, ein Teilnehmer<br />

einen Universitätsabschluss. Über ein Drittel besitzt keine abgeschlossene Berufsausbildung.<br />

Alle Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer sind in ihrem Leben schon einmal berufstätig gewesen.<br />

Das Gros, 58 Prozent der Teilnehmenden, war vor der Erwerbslosigkeit als <strong>Arbeit</strong>er/-in<br />

beschäftigt, 32 Prozent sind als Angestellte tätig gewesen <strong>und</strong> 11 Prozent waren selbstständig.<br />

Die Mehrheit der Teilnehmenden (64 Prozent) ist seit 3 Jahren <strong>und</strong> länger erwerbslos. Die<br />

Hälfte von ihnen bereits mehr als 5 Jahren.<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

3<br />

1<br />

Alter, Geschlecht <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

7<br />

Teilnehmende: nges = 19<br />

5<br />

40 - 49 Jahre 50 - 59 Jahre 60+ Jahre Migranten<br />

männlich w eiblich<br />

Abb. 9: Alter, Geschlecht <strong>und</strong> Migrationshintergr<strong>und</strong><br />

geschieden<br />

verheiratet, getrennt lebend<br />

verheiratet, zusammenlebend<br />

ledig, mit festen Partner<br />

ledig<br />

Abb. 10: Familienstand<br />

1<br />

3<br />

3<br />

5<br />

6<br />

6<br />

Familienstand<br />

T0-Befragung (Teilnehmende: nges = 19)<br />

16<br />

16<br />

32<br />

32<br />

3<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

17 Auswertung T0-Fragebogen durch FB+E<br />

Prozent TN<br />

2<br />

1<br />

25


100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

74<br />

14<br />

Abb. 11: Haushaltsgröße<br />

Haushaltsgröße<br />

T0-Befragung (Teilnehmende: nges = 19)<br />

26<br />

5<br />

1 Person 2 Personen 3 Personen > 3 Personen<br />

kein Schulabschluss<br />

Anderen Schulabschluss<br />

Abitur<br />

Abschluß Fachoberschule<br />

10. Klasse-Abschluss<br />

8. Klasse-Abschluss<br />

Abb. 12: Schulabschluss<br />

schon einmal berufstätig<br />

keinen Abschluss<br />

Sonstigen Abschluss<br />

Uni/Hochschule<br />

Fachhochschule<br />

Beamtenausbildung<br />

Fachschule<br />

Lehre<br />

Abb. 13: Berufsausbildung<br />

Selbstständig<br />

Beamte/r<br />

Angestellte/r<br />

<strong>Arbeit</strong>erIn<br />

2<br />

6<br />

1<br />

2<br />

3<br />

5<br />

5<br />

8<br />

Prozent TN<br />

Schulabschluss<br />

T0-Befragung (Teilnehmende: nges = 19)<br />

11<br />

16<br />

26<br />

42<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

0<br />

1<br />

1<br />

1<br />

5<br />

5<br />

5<br />

7<br />

9<br />

Prozent TN<br />

Berufsausbildung<br />

T0-Befragung (Teilnehmende: nges = 19)<br />

19<br />

37<br />

47<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

11<br />

11<br />

Prozent TN<br />

Berufliche Stellung<br />

T0-Befragung (Teilnehmende: nges = 19)<br />

32<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Abb. 14: Letzte berufliche Stellung<br />

Prozent TN<br />

58<br />

26


5 Jahre <strong>und</strong> länger<br />

3 bis < 5 Jahre<br />

2 - 3 Jahre<br />

1 - 2 Jahre<br />

weniger als 1 Jahr<br />

2<br />

2<br />

3<br />

6<br />

6<br />

11<br />

11<br />

16<br />

Seit wann nicht mehr Berufstätig ?<br />

T0-Befragung (Teilnehmende: nges = 19)<br />

32<br />

32<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Abb. 15: Dauer der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

Prozent TN<br />

27


C. Vergleichsanalyse der T0- <strong>und</strong> T1-Befragung<br />

a. Sport <strong>und</strong> andere körperliche Aktivitäten<br />

Fast die Hälfte der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer ist zum Zeitpunkt der Erstbefragung<br />

körperlich inaktiv gewesen <strong>und</strong> hat nach eigenen Angaben weder Sport noch körperlich<br />

anstrengende Tätigkeiten ausgeübt. Durch das Modul „Sport <strong>und</strong> Bewegung“ sowie die<br />

systematische Aufklärung über den Einfluss körperlicher Bewegung auf die <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong><br />

Leistungsfähigkeit konnten die Teilnehmenden sensibilisiert <strong>und</strong> körperlich mobilisiert werden:<br />

Zum Ende des Projektes reduzierte sich der Anteil der sportlich <strong>und</strong> körperlich inaktiven<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer auf 17 Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich die Mindestdauer der<br />

körperlichen bzw. sportlichen Aktivitäten von 60 Minuten zu Projektbeginn auf 90 Minuten in der<br />

letzten Phase des Projektes.<br />

Frage: Wie viele St<strong>und</strong>en bzw. Minuten betreiben Sie pro Woche Sport?<br />

42,1%<br />

Teilnehmende ohne sportliche Betätigung<br />

16,7%<br />

Projektstart Projektende<br />

Abb.16: Sport <strong>und</strong> körperliche Aktivitäten - TN ohne sportliche Aktivitäten<br />

Frage: Wie viele St<strong>und</strong>en bzw. Minuten betreiben Sie pro Woche Sport?<br />

Nur Personen mit sportlicher Aktivität (Minimum-Werte)<br />

60 Minuten<br />

90 Minuten<br />

Projektstart Projektende<br />

Abb.17: Sport <strong>und</strong> körperliche Aktivitäten <strong>–</strong> Zeitaufwand<br />

28


. <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbewusstsein<br />

Der Anteil der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer, die in der Erstbefragung zu Projektbeginn<br />

angegeben haben „stark“ auf ihre <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> zu achten, konnte von 26% auf 56% gesteigert<br />

werden. Gleichzeitig reduzierte sich der Anteil der Teilnehmenden, die vorher angegeben haben<br />

„mittelmäßig“ oder „weniger stark“ auf ihre persönlichen ges<strong>und</strong>heitlichen Belange zu achten.<br />

15,8%<br />

11,1%<br />

Frage: Wie stark achten Sie im allgemeinen auf Ihre <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>?<br />

26,3%<br />

55,6%<br />

47,4%<br />

Projektstart Projektende<br />

27,8%<br />

10,5%<br />

5,6%<br />

Sehr stark Stark Mittelmäßig Weniger stark Gar nicht KA<br />

Abb.18: <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbewusstsein<br />

c. Leistungsfähigkeit im Beruf bzw. bei Alltagstätigkeiten<br />

Die Leistungsfähigkeit der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer hat sich im Projektverlauf<br />

verbessert. Zu Beginn des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojektes haben 16 % der Teilnehmenden ihre aktuelle<br />

Leistungsfähigkeit auf 75-85 Prozent eingestuft, am Ende des Projektes hat sich ihr Anteil auf<br />

28 % erhöht. Gleichzeitig reduzierte sich der Anteil der Personen, die ihre individuelle<br />

Leistungsfähigkeit zu Projektbeginn zwischen 0-50 Prozent einstuften, von 32 % auf 22 % zum<br />

Ende des <strong>GesA</strong>-Projektes. Im Vergleich zum Zeitraum vor 10 Monaten (6 Monate vor der<br />

Erstbefragung) sind die Verbesserungen der Leistungsfähigkeit noch stärker ausgeprägt. 18<br />

32%<br />

22%<br />

11%<br />

Frage: Wie stufen Sie Ihre Leistungsfähigkeit im Beruf<br />

bzw. bei Alltagstätigkeiten derzeit ein?<br />

17%<br />

32%<br />

22%<br />

16%<br />

28%<br />

6% 5% 6% 5%<br />

bis unter 50% 50% 55-70% 75-85% 90% 95% 100% KA<br />

Abb.19: derzeitige Leistungsfähigkeit<br />

Projektstart Projektende<br />

18 vgl. Abb. 20: Leistungsfähigkeit heute vor 6 Monaten<br />

29


32%<br />

44%<br />

Frage: b) Wie stufen Sie Ihre Leistungsfähigkeit im Beruf<br />

bzw. bei Alltagstätigkeiten heute vor 6 Monaten ein ?<br />

22%<br />

21% 21%<br />

17% 17%<br />

5% 5%<br />

bis unter 50% 50% 55-70% 75-85% 90% 95% 100% KA<br />

Abb.: Leistungsfähigkeit heute vor 6 Monaten<br />

Projektstart Projektende<br />

d. Gegenwärtiger <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand<br />

Analog zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit, sind die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer mit<br />

ihren gegenwärtigen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand zum Ende des Projektes zufriedener als zu<br />

Projektbeginn:<br />

Der Anteil der Teilnehmenden, die ihren <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand als „weniger gut“ oder „schlecht“<br />

einstufen, reduzierte sich im Projektverlauf von 42 % auf 11 %. Gleichzeitig stieg der Anteil an<br />

Männern <strong>und</strong> Frauen, die ihren jeweils aktuellen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand als „gut“ oder „sehr gut“<br />

bezeichneten, von 11 % zu Projektbeginn auf 28 % zum Ende des <strong>GesA</strong>-Projektes.<br />

0%<br />

6%<br />

Frage: Wie würden Sie Ihren gegenwärtigen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand<br />

beschreiben?<br />

11%<br />

22%<br />

50%<br />

47%<br />

37%<br />

11% 11%<br />

Sehr gut Gut Zufriedenstellend Weniger gut Schlecht KA<br />

Abb.21: Gegenwärtiger <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand<br />

Projektstart Projektende<br />

5%<br />

0%<br />

16%<br />

0%<br />

30


e. Physische <strong>und</strong> psychische Beschwerden<br />

Bei der Frage „Wie stark leiden Sie derzeit unter folgenden Beschwerden?“ werden die positiven<br />

Effekte des <strong>GesA</strong>-Projektes deutlich: Im Vergleich zur Erstbefragung haben die physischen <strong>und</strong><br />

psychischen Beschwerden bei allen Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern tendenziell<br />

abgenommen. Die Anzahl der unterschiedlichen Beschwerdebilder hat sich zudem reduziert:<br />

Gaben zu Projektbeginn noch ca. 33% der Teilnehmenden an, unter 10-15 unterschiedlichen<br />

Beschwerden zu leiden, reduzierte sich ihr Anteil nach Ablauf des Projektes auf 17 %. Der Anteil<br />

von Teilnehmenden mit 0-5 unterschiedlichen Beschwerden stieg im gleichen Zeitraum von 47%<br />

auf 72% an. Gleichzeitig korreliert dieser positive Trend mit den positiven Aussagen der<br />

Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern bei der Beurteilung ihres gegenwärtigen<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustandes (vgl. Abb. 21).<br />

Effekte (Trends)<br />

keine Veränderung Zunahme Abnahme bzw. Reduzierung<br />

Beschwerden im Bereich des Muskel- <strong>und</strong> Skelettsystems<br />

Kreuz- oder Rückenschmerzen<br />

Nacken- oder Schulterschmerzen<br />

Schweregefühl bzw. Müdigkeit in den Beinen<br />

Beschwerden im Bereich des Verdauungssystems<br />

Schluckbeschwerden<br />

Druck- oder Völlegefühl im Leib<br />

Übelkeit<br />

Sodbrennen oder saures Aufstoßen<br />

Herz- <strong>und</strong> Kreislaufbeschwerden<br />

Stiche, Schmerzen oder Ziehen in der Brust<br />

Schwindelgefühl<br />

Schlafstörungen<br />

Schlaflosigkeit<br />

Übermäßiges Schlafbedürfnis<br />

Stimmungsschwankungen, Befindlichkeitsstörungen <strong>und</strong> Sonstiges<br />

Mattigkeit<br />

Grübelei<br />

Reizbarkeit<br />

Innere Unruhe<br />

Starkes Schwitzen<br />

Zittern<br />

Überempfindlichkeit gegen Kälte<br />

Überempfindlichkeit gegen Wärme<br />

Unruhe in den Beinen<br />

Gewichtsabnahme<br />

Skalierung (4er Skale): stark - mäßig - kaum - gar nicht<br />

Tab.3: Physische <strong>und</strong> psychische Beschwerden<br />

31


Frage: Wie stark leiden Sie derzeit unter folgenden Beschwerden?<br />

16+<br />

10-15 Berschwerden<br />

6-9 Beschwerden<br />

0-5 Beschwerden<br />

Teilnehmende mit mäßigen-starken Beschwerden<br />

11%<br />

17%<br />

(ngesamt: 21 Beschwerden)<br />

21%<br />

32%<br />

0,0% 10,0% 20,0% 30,0% 40,0% 50,0% 60,0% 70,0% 80,0%<br />

Abb. 22: Anzahl der Beschwerden<br />

Projektstart Projektende<br />

Teilnehmende<br />

f. Medikamenteneinnahme <strong>und</strong> Arztbesuche<br />

47%<br />

In der letzten Projektphase haben, im Vergleich zur Erstbefragung, Medikamentenverbrauch<br />

<strong>und</strong> Häufigkeit der Arztbesuche deutlich zugenommen: Der Anteil der Verwender von<br />

Medikamenten stieg zum Ende des Projektes um 20 Prozent <strong>und</strong> der Anteil an Frauen <strong>und</strong><br />

Männer, die in den letzten vier Wochen vor der jeweiligen Befragung mindestens einmal einen<br />

Arzt aufgesucht haben, von 21 % auf 83 %.<br />

42%<br />

Frage: Wie viele unterschiedliche Medikamente haben Sie in<br />

den letzten 7 Tagen eigenommen oder angewendet?<br />

kein Medikament (n=8; n=4) mind. 1 Medikament (n=11; n=14)<br />

58%<br />

22%<br />

Projektstart (n=19) Projektende (n=18)<br />

Abb. 23: Medikamenteneinnahme in den letzten 7 Tagen<br />

18%<br />

78%<br />

Frage: Wie viele unterschiedliche Medikamente haben Sie in<br />

den etzten 7 Tagen eigenommen oder angewendet?<br />

Basis: Personen mit Medikamenteneinnahme<br />

1 Medikament 2 Medikamente 3 Medikamente Mehr als 3 Medikamente<br />

45%<br />

0,0%<br />

Abb. 24: Anzahl der Medikamente<br />

36,4%<br />

29%<br />

7%<br />

14,3%<br />

Projektstart (n=11) Projektende (n=14)<br />

50,0%<br />

72%<br />

32


… Fortsetzung f. Medikamenteneinnahme <strong>und</strong> Arztbesuche<br />

Frage: Wie oft haben Sie in den letzten 4 Wochen Ärzte aufgesucht?<br />

78,9%<br />

21,1%<br />

Abb. 25: Arztbesuche in den letzten 4 Wochen<br />

Keinmal Mind. einmal<br />

16,7%<br />

Projektstart Projektende<br />

83,3%<br />

33


g. Häufigkeit an Aktivitäten<br />

Die erfolgreiche psychosoziale Aktivierung der Teilnehmenden spiegelt sich insbesondere in<br />

den Bereichen „Sport <strong>und</strong> Bewegung“, „Ernährung“, „Schlaf“ sowie „soziale Kontakte <strong>und</strong><br />

Aktivitäten“ wieder: Im Vergleich zur Erstbefragung haben zum Ende des <strong>GesA</strong>-Projektes die<br />

körperlichen Aktivitäten der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer deutlich zugenommen. Sie<br />

ernähren sich tendenziell ausgewogener, wenden Entspannungstechniken an <strong>und</strong> erhalten nach<br />

eigenen Angaben ausreichend Schlaf. Die Teilnehmenden sind weniger isoliert, die<br />

Beschäftigung mit dem Computer bzw. Internet hat im Trend ab- <strong>und</strong> die Sozialkontakte<br />

zugenommen: Die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer unternehmen tendenziell häufiger etwas<br />

mit Fre<strong>und</strong>en, Bekannten oder Verwandten.<br />

Effekte:<br />

keine Veränderung Zunahme Abnahme bzw. Reduzierung<br />

Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />

Bewege mich viel an der frischen Luft<br />

Betreibe Sport, Gymnastik, Tanz<br />

Mache viel <strong>Arbeit</strong> in Wohnung, Haus <strong>und</strong> Garten<br />

Ernährung<br />

Halte Diät<br />

Ernähre mich ausgewogen (Kohlenhydrate, wenig Fett, viel Vitamine, Ballaststoffe)<br />

Schlaf <strong>und</strong> Entspannung<br />

Schlafe ausreichend<br />

Verschaffe mir genügend Zeit zum Ausruhen <strong>und</strong> Entspannen<br />

Wende besondere Entspannungstechniken an<br />

Geistige Aktivitäten<br />

Sehe fern<br />

Lese Bücher, Zeitschriften, Magazine<br />

Beschäftige mich mit Computer <strong>und</strong> Internet<br />

Gehe ins Kino, Theater, etc.<br />

Soziale Kontakte <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

Gehe in die Kneipe, in die Gaststätte<br />

Mache viel mit Fre<strong>und</strong>en, Bekannten oder Verwandten<br />

Gehe meinen Hobbys nach<br />

Erledige unterschiedliche <strong>Arbeit</strong>en<br />

Eigener Antrieb<br />

Habe manchmal Schwierigkeiten, das, was ich mir vornehme, auch zu erledigen<br />

Ich mache eigentlich nur noch sehr wenig<br />

Skalierung (5er Skale): Immer bzw. regelmäßig - sehr häufig - häufig - eher selten - nie<br />

Tab. 4: Aktivitäten<br />

34


17%<br />

11%<br />

Immer bzw.<br />

regelmäßig<br />

Aussage: Bewege mich viel an der frischen Luft<br />

37%<br />

22%<br />

Projektstart Projektende<br />

32%<br />

50%<br />

21%<br />

11%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

Aussage: Betreibe Sport, Gymnastik, Tanz...<br />

6% 5% 6%<br />

Immer bzw.<br />

regelmäßig<br />

Projektstart Projektende<br />

32%<br />

50%<br />

37%<br />

28%<br />

26%<br />

11%<br />

0% 0%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

Aussage: Mach viel <strong>Arbeit</strong> in Wohnung, Haus oder Garten<br />

11% 11%<br />

6% 6%<br />

Immer bzw.<br />

regelmäßig<br />

5%<br />

6%<br />

Immer bzw .<br />

regelmäßig<br />

Projektstart Projektende<br />

61%<br />

37% 37%<br />

28%<br />

5%<br />

0% 0% 0%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

Aussage: Ernähre mich ausgewogen<br />

(Kohlenhydrate, wenig Fett, viel Vitamine, Ballaststoffe)<br />

21% 22%<br />

Projektstart Projektende<br />

61%<br />

32% 32%<br />

11%<br />

6% 6%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

Abb. 26: Bewegung an frischer Luft<br />

Abb. 27: Sport, Gymnastik, Tanz…<br />

Abb. 28: <strong>Arbeit</strong> in Wohnung, Haus …<br />

Abb. 29: Ausgewogene Ernährung<br />

35


21% 21%<br />

16% 17% 17%<br />

Immer bzw .<br />

regelmäßig<br />

Immer bzw .<br />

regelmäßig<br />

Aussage: Schlafe ausreichend<br />

Projektstart Projektende<br />

39%<br />

42%<br />

28%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

Aussage: Wende besondere Entspannungstechniken an<br />

6%<br />

Immer bzw .<br />

regelmäßig<br />

11%<br />

Projektstart Projektende<br />

11%<br />

39%<br />

47%<br />

33%<br />

37%<br />

17%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

Aussage: Mache viel mit Fre<strong>und</strong>en, Bekannten oder<br />

Verwandten<br />

Projektstart Projektende<br />

11%<br />

5%<br />

11% 11% 11% 11%<br />

Immer bzw .<br />

regelmäßig<br />

53%<br />

56%<br />

37%<br />

22%<br />

5% 6%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

Aussage: Beschäftige mich mit Computer <strong>und</strong> Internet<br />

Projektstart Projektende<br />

37%<br />

17%<br />

21%<br />

33%<br />

16%<br />

28%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

5%<br />

5%<br />

0%<br />

Abb. 30: Schlaf<br />

Abb. 31: Entspannungstechniken<br />

Abb. 32: Sozialkontakte<br />

Abb. 33: Computer <strong>und</strong> Internet<br />

36


Immer bzw .<br />

regelmäßig<br />

Aussage. Ich mache eigentlich nur noch sehr wenig<br />

11%<br />

6% 6%<br />

21%<br />

11%<br />

56%<br />

53%<br />

11%<br />

22%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

h. Unterstützung im Notfall<br />

Projektstart Projektende<br />

5%<br />

Abb. 34: Empf<strong>und</strong>ene Inaktivität<br />

Im Vergleich zur Erstbefragung wird deutlich, dass die Teilnehmenden im Projektverlauf ihren<br />

sozialen Aktionsradius tendenziell erweitert haben. Wurde bereits in der Rubrik „Häufigkeit an<br />

Aktivitäten“ offensichtlich, dass mit dem Projektverlauf die Anzahl der Teilnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Teilnehmer anstieg, die regelmäßig etwas mit Fre<strong>und</strong>en, Bekannten oder der Familie<br />

unternehmen, scheinen sie sich gleichzeitig auch auf einen größeren Personenkreis im Notfall<br />

verlassen zu können: Gaben in der Erstbefragung noch 16 % der Teilnehmenden an, sich der<br />

Unterstützung im Notfall von mehr als 3 Personen sicher zu sein, stieg ihr Anteil in der<br />

Abschlussbefragung bereits auf knapp 40 % an.<br />

Teilnehmende in %<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Frage: Wie viele Personen kennen Sie, auf deren Hilfe Sie sich in<br />

Notfällen verlassen können?<br />

0%<br />

26%<br />

6% 6%<br />

Projektstart Projektende<br />

53%<br />

50%<br />

16%<br />

39%<br />

Keine Person 1 Person 2 bis 3 Personen Mehr als 3<br />

Personen<br />

5%<br />

KA<br />

0%<br />

Abb. 35: Unterstützung im Notfall<br />

i. Verhaltensänderungen: Sport, Suchtmittelkonsum, Ernährung <strong>und</strong> <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong><br />

Die erfolgreiche Sensibilisierung der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer für ihre <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong><br />

einem bewussten Umgang mit ihrer Ernährung <strong>und</strong> mit Suchtmitteln resultierte auch in<br />

Verhaltensänderungen: 89% der Teilnehmenden haben ausgesagt, dass sie mehr auf ihre<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> achten, 61% dieser Personen sind sogar deutlich ges<strong>und</strong>heitsbewusster geworden<br />

als zu Beginn des Projektes. Dies spiegelt sich auch in einem reduzierten Suchtmittelkonsum<br />

<strong>und</strong> in einer höheren körperlichen Aktivität wieder: 60% der RaucherInnen haben weniger<br />

geraucht, 82% der Personen, die Alkohol trinken, haben ihren Alkoholkonsum reduziert <strong>und</strong> ca.<br />

60% der Personen die Sport treiben, haben ausgesagt, seit den letzten Wochen mehr Sport zu<br />

treiben.<br />

37


Mit diesen, für die <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> positiv zu bewertenden Verhaltensänderungen geht einher, dass<br />

sich nahezu alle Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer weniger belastet <strong>und</strong> insgesamt besser<br />

fühlen.<br />

mehr Sport getrieben?<br />

Weniger Alkohol<br />

getrunken?<br />

Weniger geraucht?<br />

Frage: Haben Sie in den letzten Wochen ...<br />

Basis Raucher, Alkolholkonsumenten bzw. TN Sportl. Aktiivitäten ja nein<br />

18,2%<br />

41,2%<br />

40,0%<br />

58,8%<br />

61,1%<br />

60,0%<br />

55,6%<br />

81,8%<br />

94,4%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />

Teilnehmende in %<br />

Abb. 36: Verhaltensänderung: Rauchen, Alkohol <strong>und</strong> Sport<br />

mehr auf Ernähurng<br />

geachtet?<br />

mehr auf <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong><br />

geachtet?<br />

6%<br />

Haben Sie in den letzten Wochen ...<br />

deutlich etwas kaum gar nicht<br />

11%<br />

17%<br />

28%<br />

39%<br />

39%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70%<br />

Teilnehmende in %<br />

Abb. 37: Verhaltensänderung: Ernährung, <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbewusstsein<br />

weniger belastet gefühlt?<br />

insgesamt besser gefühlt?<br />

Abb. 38: Wohlbefinden<br />

Haben Sie sich in den letzten Wochen ...<br />

6%<br />

deutlich etwas kaum gar nicht<br />

22%<br />

22%<br />

28%<br />

28%<br />

39%<br />

50%<br />

61%<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60%<br />

Teilnehmende in %<br />

38


j. Zufriedenheit mit unterschiedlichen Lebensbereichen <strong>und</strong> der Gesamtsituation<br />

Das Projekt hatte nur geringe Effekte auf die Zufriedenheit in unterschiedlichen Lebensbereichen.<br />

Tendenziell empfinden die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer nur in drei Bereichen eine<br />

etwas höhere Zufriedenheit als zu Projektbeginn: in ihrem seelischen Wohlbefinden, ihrer<br />

Freizeit <strong>und</strong> mit ihrer <strong>Arbeit</strong>ssituation bzw. Hauptbeschäftigung. Mit ihrer Wohnsituation <strong>und</strong><br />

ihrem Wohnumfeld scheinen sie hingegen etwas unzufriedener geworden zu sein.<br />

Im Hinblick auf die Zufriedenheit mit der individuellen Gesamtsituation der Teilnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Teilnehmer wurden ebenfalls keine nennenswerten Effekte ermittelt. Sowohl zu Projektbeginn<br />

als auch zum Ende des Projektes gehen die Teilnehmenden davon aus, dass sie in der Zukunft<br />

eher etwas zufriedener sein werden als in der Gegenwart.<br />

Effekte:<br />

keine Veränderung Zunahme Abnahme bzw. Reduzierung<br />

Wie zufrieden sind Sie mit …*<br />

Ihrem Wohnort ?<br />

Ihrer <strong>Arbeit</strong>ssituation bzw. Ihrer Hauptbeschäftigung ?<br />

Ihrer Wohnsituation ?<br />

Ihrer finanziellen Lage ?<br />

Ihrer Freizeit ?<br />

Ihrer <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> ?<br />

Ihrem seelischen Wohlbefinden ?<br />

Ihrer familiären Situation ?<br />

Ihren Beziehungen zu Fre<strong>und</strong>en, Nachbarn, Bekannten ?<br />

Der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung ?<br />

Skalierung (7er Skale): 1=sehr zufrieden 7=unzufrieden<br />

Tab.5: Zufriedenheit mit Lebensbereichen<br />

7,0<br />

6,0<br />

5,0<br />

4,0<br />

3,0<br />

2,0<br />

1,0<br />

0,0<br />

Frage: Wie zufrieden sind Sie derzeit insgesamt mit Ihrem<br />

Leben? Und wie wird es Ihrer Meinung nach zukümnftig sein?<br />

3,4<br />

5,0<br />

Abb.39: Zufriedenheit mit Gesamtsituation<br />

derzeit zukünftig<br />

3,9<br />

Projektstart Projektende<br />

4,6<br />

39


allgemeine wirtschaftliche<br />

Entwicklung<br />

Beziehung zu Fre<strong>und</strong>en,<br />

Nachbarn..<br />

Frage: Wie zufrieden sind Sie mit den folgenden Bereichen Ihres Lebens?<br />

familiäre Situation<br />

seelisches Wohlbefinden<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong><br />

Freizeit<br />

finanzielle Lage<br />

Wohnsituation<br />

<strong>Arbeit</strong>situation<br />

Wohnort<br />

Abb.40: Zufriedenheit mit Lebensbereichen<br />

Projektstart Projektende<br />

2,3<br />

2,1<br />

2,2<br />

2,6<br />

2,6<br />

3,1<br />

2,9<br />

3,3<br />

3,2<br />

3,9<br />

4,1<br />

4,0<br />

4,3<br />

4,5<br />

4,2<br />

4,7<br />

4,7<br />

4,9<br />

5,2<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

sehr unzufrieden ……………………………………….................................................. sehr zufrieden<br />

4,8<br />

40


k. Umgang mit der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

Laut Erstbefragung können ca. 90% der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer mit anderen<br />

Menschen über ihre <strong>Arbeit</strong>slosigkeit sprechen. Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit lässt 58% der<br />

Teilnehmenden mit Angst in die Zukunft blicken <strong>und</strong> führt mit gleicher Häufigkeit zu depressiven<br />

Verstimmungen. Auf der anderen Seite sehen dennoch 63% der Teilnehmenden in ihrer<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit auch die Chance für etwas Neues.<br />

Die Auswertung der Abschlussbefragung zeigt, dass die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

gelernt haben sich mit der Lebenssituation „<strong>Arbeit</strong>slosigkeit“ systematisch auseinander zu<br />

setzen, diese nicht mehr als so bedrückend empfinden <strong>und</strong> insgesamt eine aktivere Position im<br />

Umgang mit der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit einnehmen. Voraussetzungen, die für eine Reintegration ins<br />

Erwerbsleben förderlich sind. Die positiven Veränderungen können als ein Resultat des <strong>GesA</strong>-<br />

Bausteins „AktivA <strong>–</strong> Aktive Bewältigung von <strong>Arbeit</strong>slosigkeit“ betrachtet werden.<br />

Effekte<br />

keine Veränderung Zunahme Abnahme bzw. Reduzierung<br />

Meine <strong>Arbeit</strong>slosigkeit bereitet mir schlaflose Nächte<br />

Ich kann mit anderen Menschen über meine <strong>Arbeit</strong>slosigkeit sprechen<br />

Ich mache Pläne für mein Leben<br />

Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit wächst mir über den Kopf<br />

Ich habe das Gefühl, dass ich mich wegen meiner <strong>Arbeit</strong>slosigkeit verstecken muss<br />

Trotz der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit kann ich mich gut entspannen<br />

Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit macht mich bedrückt <strong>und</strong> niedergeschlagen<br />

Ich habe Angst vor der Zukunft<br />

Ich denke, dass ich meine berufliche Situation <strong>und</strong> Entwicklung gut im Griff habe<br />

Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit bietet mir Chancen, auch Neues zu versuchen<br />

Skalierung (4er Skale): sehr häufig <strong>–</strong> häufig <strong>–</strong> eher selten - nie<br />

Tab. 6: Umgang mit der <strong>Arbeit</strong>slosigkeit<br />

Aussage: Meine <strong>Arbeit</strong>slosigkeit bereitet mir schlaflose Nächte<br />

26% 26%<br />

11%<br />

28%<br />

42%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

Abb. 41: AL - Schlaflose Nächte?<br />

Projektstart Projektende<br />

56%<br />

5%<br />

0%<br />

0%<br />

6%<br />

41


16%<br />

17%<br />

Aussage: Ich mache Pläne für mein Leben<br />

42%<br />

56%<br />

26%<br />

17%<br />

11%<br />

6% 5% 6%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

21%<br />

6%<br />

Projektstart Projektende<br />

Aussage: Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit wächst mir über den Kopf<br />

26%<br />

28%<br />

Projektstart Projektende<br />

42%<br />

5% 5%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

61%<br />

Aussage: Ich habe das Gefühl, dass ich mich wegen<br />

meiner <strong>Arbeit</strong>slosigkeit verstecken muss<br />

21%<br />

6%<br />

Projektstart Projektende<br />

53%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

56%<br />

21%<br />

0%<br />

33%<br />

5%<br />

6%<br />

6%<br />

Abb. 42: AL - Lebenspläne?<br />

Abb.43: AL - Überforderung?<br />

Abb.44: AL - Minderwertigkeitsgefühl<br />

42


Aussage: Trotz <strong>Arbeit</strong>slosigkeit kann ich mich gut entspannen<br />

37%<br />

56%<br />

Projektstart Projektende<br />

47%<br />

33%<br />

11%<br />

6% 5% 6%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

21%<br />

Aussage: Die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit macht mich betrübt <strong>und</strong> niedergeschlagen<br />

6%<br />

37%<br />

39%<br />

26%<br />

11%<br />

6% 5% 6%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

26%<br />

6%<br />

Projektstart Projektende<br />

44%<br />

Aussage: Ich habe Angst vor der Zukunft<br />

32% 32%<br />

22%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

11%<br />

11%<br />

Projektstart Projektende<br />

56%<br />

11%<br />

11%<br />

Aussage: Ich denke, dass ich meine berufliche Situation<br />

<strong>und</strong> Entwicklung im Griff gut habe<br />

32%<br />

50%<br />

Projektstart Projektende<br />

42%<br />

Sehr häufig Häufig Eher selten Nie KA<br />

33%<br />

11%<br />

6%<br />

0%<br />

5%<br />

6%<br />

0%<br />

Abb. 45: AL - Entspannen?<br />

Abb. 46: AL <strong>–</strong> Niedergeschlagen?<br />

Abb.47: AL <strong>–</strong> Angst vor der Zukunft?<br />

Abb.48: AL <strong>–</strong> Handlungsfähigkeit?<br />

43


l. <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit<br />

Die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer stufen ihre <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit, wie bereits auch ihre<br />

Leistungsfähigkeit, nach Abschluss des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprogramms höher ein als vor Beginn der<br />

ges<strong>und</strong>heitsfördernden Interventionen. Die Unterschiede zwischen der jeweils 6 Monate<br />

zurückliegenden <strong>und</strong> der aktuellen <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit wurden dabei in der Abschlussbefragung<br />

größer eingestuft als in der Erstbefragung.<br />

Projektende<br />

Projektbeginn<br />

Frage: Bitte stufen Sie ihre <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit realistisch ein<br />

<strong>Arbeit</strong>sfähigkeit vor 6 Monaten derzeitige <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit<br />

43,6<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Abb.49: <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit heute <strong>und</strong> vor 6 Monaten<br />

m. Psychische Belastung<br />

53,2<br />

61,1<br />

60,8<br />

Die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer stufen ihre psychische Belastung im zurückliegenden<br />

Zeitraum von einer Woche niedriger ein als zu Beginn der ges<strong>und</strong>heitsfördernden Maßnahmen<br />

bzw. als 12 Monate vor der Abschlussbefragung. Die psychische Stabilisierung wurde durch das<br />

Erlernen unterschiedlicher Entspannungsmethoden <strong>und</strong> Stressbewältigungstechniken im Modul<br />

AktivA erzielt. Die Effekte wurden bei anderen, bereits behandelten Fragestellungen ebenfalls<br />

deutlich <strong>und</strong> unterstreichen die Wirksamkeit der gewählten <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>smodule.<br />

Bei Beginn der Angebote<br />

zur <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung<br />

Frage: Wie stark fühlten Sie sich psychisch belastet bzw. gestresst?<br />

vor 12 Monaten<br />

Letzte Woche<br />

Psychische Belastung bzw. Stress<br />

43,5<br />

50,6<br />

55,6<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100<br />

Abb.50: Psychische Belastung bzw. Stress in der letzten Woche<br />

44


n. Beurteilung des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojektes aus Sicht der Teilnehmenden<br />

Die Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer waren den <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderungsmaßnahmen sehr<br />

positiv gegenüber eingestellt <strong>und</strong> haben ein hohes Interesse an seinen Inhalten gezeigt. Nahezu<br />

alle Teilnehmenden haben sich in der Abschlussbefragung positiv über das <strong>GesA</strong>-Projekt, seine<br />

Inhalte <strong>und</strong> die Betreuung geäußert. Sie haben die Veranstaltungen nach eigenen Angaben<br />

gerne besucht <strong>und</strong> sich in ihren Gruppen wohlgefühlt. Die Teilnehmenden sind der Auffassung,<br />

dass ihnen die ges<strong>und</strong>heitsfördernden Angebote persönlich weitergeholfen haben <strong>und</strong><br />

betrachten eine wiederhergestellte <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> als Voraussetzung für einen Ausstieg aus der<br />

<strong>Arbeit</strong>slosigkeit. Sie setzen sich heute bewusster mit ihrer <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> auseinander <strong>und</strong> wenden<br />

in ihrem Alltag ges<strong>und</strong>heitsfördernde Methoden an, die sie im <strong>GesA</strong>-Projekt erlernt haben.<br />

Übereinstimmung mit folgenden Aussagen Bewertung*<br />

a. Angebot entsprach Erwartungen 2,6<br />

b. habe mich wohl gefühlt 2,1<br />

c. gerne besucht 2,1<br />

d. anstrengend 3,9<br />

e. Teilnehmerkreis angenehm 1,6<br />

f. zuvorkommend behandelt 2,2<br />

g. habe einiges gelernt 2,0<br />

h. auf Wünsche wurde eingegangen 2,0<br />

i. Beratung war sehr gut 1,9<br />

j. <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> wurde wichtiger 1,7<br />

k. setze aus Gelernten einiges um 2,8<br />

l. bin zuversichtlicher geworden 2,3<br />

m. neue Leute kennengelernt 1,6<br />

n. sehe meine Situation klarer 2,1<br />

o. will mehr für meine <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> tun 1,6<br />

p. Angebot hat geholfen 2,4<br />

q. ruhiger geworden 2,7<br />

r. man konnte sich aussprechen 2,2<br />

s. fühle mich seitdem besser 2,6<br />

t. man sollte einiges daran ändern 4,0<br />

u. bin selbstbewusster geworden 2,7<br />

v. kann Angebote empfehlen 2,1<br />

w. <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> ist nicht alles, aber ohne Ges. ist alles nichts 2,0<br />

x. Angebot wird auch später weiterhelfen 2,5<br />

y. finde dadurch vielleicht eher einen Job 3,2<br />

Skalierung: 1=Stimme voll <strong>und</strong> ganz zu 4= teils/teils 7=Stimme überhaupt nicht zu<br />

* Mittelwert<br />

Tab. 7: Effekte von <strong>GesA</strong> aus Sicht der Teilnehmenden<br />

45


Insgesamt wurde das <strong>GesA</strong>-Projekt von den Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern positiv benotet:<br />

ca. 40% der Teilnehmenden bewerteten die Angebote des Projektes als „sehr gut“ oder<br />

„sehr gut - gut“, 50% als „gut“ bzw. „gut-befriedigend“ <strong>und</strong> 12% als „befriedigend“ bzw.<br />

„befriedigend - ausreichend“.<br />

Sehr gut<br />

17%<br />

Frage: Bitte benoten Sie abschließend die Angebote mit einer Schulnote<br />

(n=18 Teilnehmende)<br />

Sehr gut bis gut<br />

22%<br />

28%<br />

22%<br />

gut<br />

Gut bis befriedigend<br />

Abb. 51: Gesamtbewertung der <strong>GesA</strong>-Angebote<br />

6% 6%<br />

Befriedigend<br />

Befriedigend bis ausreichend<br />

ausreichend<br />

Ausreichend bis mangelhaft<br />

Mangelhaft<br />

Mangelhaft bis ungenügend<br />

Ungenügend<br />

keine Angabe<br />

46


3.2 Beurteilung psychosozialer Wirksamkeitsindikatoren durch das <strong>GesA</strong>-Team<br />

Neben der schriftlichen Eingangs- <strong>und</strong> Abschlussbefragung der Teilnehmenden, wurde ein<br />

besonderer Wert auf die Beobachtungen <strong>und</strong> Eindrücke durch das Projektteam gelegt, das die<br />

Teilnehmenden über den gesamten Projektverlauf intensiv betreut hat.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> erfolgte eine ergänzende Beurteilung der individuellen psychosozialen<br />

Veränderungen während des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojektes durch das begleitende <strong>GesA</strong>-Team. Auf der<br />

Gr<strong>und</strong>lage von 16 verschiedenen Wirksamkeitsindikatoren hat das 6-köpfige Team zu Beginn<br />

<strong>und</strong> am Ende des Projektes jeweils einen individuellen psychosozialen Status für alle<br />

Teilnehmenden erstellt. Durch einen Vergleich des T0- <strong>und</strong> T1-Profils wurde eine Abbildung der<br />

individuellen Entwicklungsprozesse ermöglicht <strong>und</strong> ergänzende Hinweise für die Analyse der<br />

Wirksamkeit der eingesetzten Interventionen geliefert.<br />

A. Indikatoren<br />

1. Motivation 9. Verbindlichkeit<br />

2. <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbewusstsein 10. Zuverlässigkeit<br />

3. Übernahme von Eigenverantwortung 11. Lernfähigkeit <strong>und</strong> -bereitschaft<br />

4. Psychische Stabilität 12. Bereitschaft zu weiterer Fortbildung<br />

5. Selbstvertrauen 13. Bewerbungsaktivitäten<br />

6. Selbstakzeptanz 14. Flexibilität u. Öffnung für neue <strong>Arbeit</strong>sbereiche<br />

7. Frustrationstoleranz 15. Mobilität<br />

8. Kontakt- <strong>und</strong> Kommunikationsfähigkeit 16. Erscheinungsbild<br />

Tab. 8: psychosoziale Wirksamkeitsindikatoren<br />

Skalierung: 5-Punkte-Skale<br />

Items 1-15: 1 = gering, 3 = mittel, 5 = hoch<br />

Item 16: 1 = ungepflegt, 5 = sehr gepflegt<br />

B. Ergebnisse<br />

Mit Ausnahme von einem Teilnehmer, hat das <strong>GesA</strong>-Team bei allen teilnehmenden Frauen <strong>und</strong><br />

Männern gr<strong>und</strong>sätzlich einen positiven psychosozialen Entwicklungsprozess während der<br />

Projektlaufzeit festgestellt. Bei jeweils ca. der Hälfte der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

wurden positive Veränderungen bei 1-4 bzw. 5-8 der zu o.g. Indikatoren beobachtet.<br />

Teilnehmende (%)<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Beurteilung der Wirksamkeitsindikatoren nach 4 Monaten<br />

50 50<br />

42<br />

Frauen (n=6) Männer (n=12)<br />

50<br />

0 0 0 0<br />

1-4 Indikatoren 5-8 Indikatoren 9-12 Indikatoren 13-16 Indikatoren<br />

Veränderungen<br />

Abb. 52: Veränderungen der psychosozialen Wirksamkeitsindikatoren nach 4 Monaten<br />

Unabhängig vom Geschlecht der Teilnehmenden, wurde vom <strong>GesA</strong>-Team während des<br />

Projektverlaufs bei 40 - 60 % der Männer <strong>und</strong> Frauen eine Zunahme des Selbstvertrauens <strong>und</strong><br />

der psychische Stabilität, eine höhere Bereitschaft zur Übernahme von Eigenverantwortung <strong>und</strong><br />

47


eine Motivationssteigerung beobachtet. Damit einhergehend zeigten ca. 60 Prozent der Frauen<br />

am Ende des Projektes eine höhere Frustrationstoleranz <strong>und</strong> Selbstakzeptanz.<br />

Mehr als zwei Drittel der teilnehmenden Frauen sind nach Ansicht des Projektteams im<br />

Projektverlauf zuverlässiger geworden. Insbesondere bei den Frauen wurde deutlich, dass sie<br />

sich im Projektverlauf öffneten <strong>und</strong> extrovertierter wurden: demzufolge wurden bei ca. 60 % der<br />

Teilnehmerinnen positive Veränderungen im Bereich der Kontakt- <strong>und</strong> Kommunikationsfähigkeiten<br />

festgestellt. Diese Veränderungen haben offensichtlich auch einen positiven Einfluss<br />

auf die Bereitschaft ausgeübt, neue <strong>Arbeit</strong>sbereiche kennenzulernen: Die gleichen<br />

Teilnehmerinnen zeigten sich gegenüber neuen Aufgabengebieten <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>sfeldern flexibler<br />

als zu Beginn des Projektes.<br />

Im Vergleich zu den Frauen, hat das Projektteam auch bei den männlichen Teilnehmern positive<br />

Veränderungen bei den o.g. Wirksamkeitsindikatoren beobachtet. Der Anteil <strong>und</strong> die jeweilige<br />

Ausprägung waren bei den Männern jedoch zum Teil deutlich niedriger ausgeprägt. Lediglich im<br />

Bereicht der Lernbereitschaft wurden bei mehr Männern als Frauen positive Veränderungen im<br />

Projektverlauf festgestellt.<br />

Unabhängig vom Geschlecht wurden keine nennenswerten Veränderungen bei den Indikatoren<br />

„Erscheinungsbild“ <strong>und</strong> „Mobilität“ festgestellt.<br />

Darüber hinaus ist auffällig, dass bei nahezu keinem Teilnehmer <strong>und</strong> bei keiner Teilnehmerin<br />

Veränderungen bei den Bewerbungsaktivitäten <strong>und</strong> der Bereitschaft zur Fortbildung festgestellt<br />

wurden. Beides sind wesentliche Voraussetzungen für eine Re-Integration auf den <strong>Arbeit</strong>smarkt.<br />

Es wird daher empfohlen, bei zukünftigen Folgeprojekten einen stärkeren Fokus auf diese<br />

Aspekte zu setzen.<br />

Erscheinungsbild<br />

Mobilität<br />

Flexibilität <strong>Arbeit</strong>sbereiche<br />

Bewerbungsaktivitäten<br />

Fortbildung<br />

Lernfähigkeit <strong>und</strong> -bereitschaft<br />

Zuverlässigkeit<br />

Verbindlichkeit<br />

Kontakt- <strong>und</strong> Kommunikationsfähigkeit<br />

Frustrationstoleranz<br />

Selbstakzeptanz<br />

Selbstvertrauen<br />

Psychische Stabilität<br />

Eigenverantwortung<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbewusstsein<br />

Motivation<br />

Abb. 53: Übersicht der Veränderungen bei den Wirksamkeitsinidikatoren<br />

Frauen (n=6) Männer (n=12)<br />

0 25 50 75 100<br />

Teilnehmende (%)<br />

48


Die Intensität der beobachteten Veränderungen ist je nach Indikator <strong>und</strong> TeilnehmerIn<br />

individuell unterschiedlich stark ausgeprägt gewesen. Insgesamt betrachtet bewegen sich alle<br />

Veränderungen bei den psychosozialen Indikatoren im geringen bis mittleren Bereich.<br />

Teilnehmende (%)<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Beurteilung der Wirksamkeitsindikatoren nach 4 Monaten<br />

1<br />

Frauen (n=6) Männer (n=12)<br />

100<br />

92<br />

keine gering gering-mittel mittel<br />

Veränderungen<br />

Abb. 54: Intensität der Veränderungen bei den Wirksamkeitsindikatoren<br />

60<br />

50<br />

40<br />

42<br />

49


3.3 Interviews<br />

Die im Rahmen der anonymen Teilnehmerbefragung (T0- <strong>und</strong> T1-Befragung) ermittelten Daten<br />

zum individuellen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sstatus <strong>und</strong> dem <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sverhalten, zur Leistungsfähigkeit,<br />

zum psychosozialen Befinden oder auch zum sozialen Umfeld der Teilnehmenden liefern<br />

wichtige Informationen <strong>und</strong> die Voraussetzung zur Beurteilung der Effekte des durchgeführten<br />

Projektes. Quantitative Befragungen alleine ermöglichen aber noch kein vollständiges Bild von<br />

dem individuell empf<strong>und</strong>enen Wert der durchgeführten Maßnahmen für die teilnehmenden<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen. Wie erfolgreich oder wertvoll ein <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojekt für ältere<br />

langzeitarbeitslose Männer <strong>und</strong> Frauen ist, hängt insbesondere auch davon ab, ob die<br />

ausgewählten <strong>und</strong> durchgeführten ges<strong>und</strong>heitsfördernden Interventionen das Interesse, die<br />

Akzeptanz <strong>und</strong> auch die Seele der teilnehmenden Männer <strong>und</strong> Frauen erreicht haben. Dieser<br />

Aspekt bildet eine wichtige Voraussetzung, um eine möglichst nachhaltige Sensibilisierung für<br />

die Bedeutung der <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> für die individuelle Leistungs- <strong>und</strong> Beschäftigungsfähigkeit zu<br />

erreichen.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> bildet die Befragung zu individuellen Erwartungen, Erfahrungen <strong>und</strong><br />

Eindrücken der Teilnehmenden eine wichtige Ergänzung im Rahmen der Evaluation. Aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong> wurde am Ende des Projektes das Projekt aus dem subjektiven Blickwinkel der<br />

Teilnehmenden reflektiert. Fünf Teilnehmer <strong>und</strong> eine Teilnehmerin haben sich bereit erklärt, an<br />

Einzelinterviews teilzunehmen, die auf freiwilliger Basis durchgeführt wurden.<br />

Im Rahmen der Interviews haben die Teilnehmenden über ihre persönlichen Erwartungen <strong>und</strong><br />

Vorbehalte gesprochen, die ihnen vor Projektbeginn durch den Kopf gegangen sind, ihre<br />

Erfahrungen während des <strong>GesA</strong>-Projektes reflektiert, Lob <strong>und</strong> Kritik am Projekt geäußert <strong>und</strong><br />

einen Ausblick auf die Zeit nach dem <strong>GesA</strong>-Projekt gemacht.<br />

A. Leitfragen<br />

Welche persönlichen Erwartungen <strong>und</strong>/oder Vorbehalte hatten Sie vor Beginn des<br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojektes?<br />

Wie ist es Ihnen persönlich während des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojektes ergangen?<br />

Was hat Ihnen persönlich am besten bzw. am wenigsten im <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojekt gefallen?<br />

Wie geht es bei Ihnen nach dem Abschluss des <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sprojektes weiter? Was nehmen<br />

Sie aus dem Projekt für sich mit?<br />

B. Interviewdauer<br />

30 <strong>–</strong> 60 Minuten<br />

C. Methode<br />

An Leitfragen orientierte Einzelinterviews. Digitale Aufzeichnung mit anschließender<br />

Transkription. Zwecks einfacherer Lesbarkeit <strong>und</strong> eines komprimierten Überblicks wurden für<br />

den vorliegenden Bericht ausschließlich Zitate aus den einzelnen Transkriptionen<br />

herausgezogen <strong>und</strong> verwendet.<br />

D. Ergebnisse<br />

In allen Interviews wurde deutlich, dass sich die Befragten freiwillig, sei es aus eigenem<br />

Interesse oder aber auch Neugier, für eine Teilnahme am ges<strong>und</strong>heitlich ausgerichteten<br />

Weiterbildungsprogramm entschieden haben. Eventuelle Vorbehalte oder Ängste hatten die<br />

Interviewten nach eigener Aussage nicht. Als besonders positiv haben die Befragten die<br />

gegenseitige Wertschätzung, den Halt <strong>und</strong> die Unterstützung sowie die Anregungen im Rahmen<br />

ihrer Gruppe <strong>und</strong> durch das Projektteam empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> dies zum Ausdruck gebracht. Das<br />

vielseitige <strong>und</strong> breite Angebot an den arbeits- <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsfördernden Modulen wurde von<br />

den Befragten positiv wahrgenommen. Besonders beliebt waren dabei eindeutig die Module<br />

50


„Kochen bei schmaler Kasse“ <strong>und</strong> „AktivA“. Insbesondere der hohe persönliche Nutzen des<br />

Moduls AktivA für die Entwicklung <strong>und</strong> Umsetzung individueller Zukunftspläne wurde dabei von<br />

den interviewten TeilnehmerInnen ausdrücklich betont <strong>und</strong> hervorgehoben.<br />

Teilweise kritisch betrachtet wurde die zeitliche Organisation des Praktikums. Hier hätten sich<br />

die Befragten einen höheren zusammenhängenden Anteil an Praktikumstagen gewünscht.<br />

Der insgesamt sehr positive Tenor <strong>und</strong> die hohe Akzeptanz der angebotenen Module, die die<br />

Befragten in den Interviews zum Ausdruck gebracht haben, spiegelt sich ebenfalls in den<br />

Ergebnissen der schriftlichen Abschlussbefragung wieder: Die Maßnahmen der <strong>Arbeit</strong>s- <strong>und</strong><br />

<strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sförderung finden mit fast 95 Prozent eine sehr hohe Akzeptanz bzw. ein sehr hohes<br />

Interesse bei den Teilnehmenden.<br />

E. Übersicht: Lob <strong>und</strong> Kritikpunkte<br />

TeilnehmerIn Lob Kritik<br />

Holger,<br />

54 Jahre<br />

Carolin,<br />

48 Jahre<br />

Manfred,<br />

59 Jahre<br />

Dieter,<br />

49 Jahre<br />

Wilfried,<br />

60 Jahre<br />

Clemens,<br />

53 Jahre<br />

- Bunter Mix aus Modulen<br />

- Seminarleitung <strong>und</strong> Durchführung<br />

- AktivA<br />

- Kochen bei schmaler Kasse<br />

- Gruppenstruktur<br />

- sehr gute Begleitung durch<br />

Dozenten <strong>und</strong> Projektleitung<br />

- AktivA<br />

- neue Sichtweisen<br />

- Entspannung<br />

- AktivA<br />

- Kochen, in der Gruppe etwas machen<br />

- Entspannung<br />

- gute Projektleitung <strong>und</strong> Team<br />

- AktivA<br />

- Sport<br />

- Kochen<br />

- Gutes Team<br />

- Dies & Das Zeiten<br />

- Zusammenarbeit der beiden Gruppen<br />

- Abwechslung im Projekt<br />

- Herzlichkeit <strong>und</strong> Unterstützung in<br />

der Gruppe<br />

- alle Module, insbesondere AktivA<br />

Tab. 9: Interview - Übersicht Lob <strong>und</strong> Kritikpunkte<br />

- zu kurzes, gestückeltes Praktikum<br />

- Ausstattung <strong>Arbeit</strong>splatz, kein Telefon<br />

- keine<br />

- Laufzeit von AktivA zu kurz<br />

- Gruppengröße beim Sport<br />

- wechselnde Veranstaltungsorte<br />

- Praktikum: Unterforderung, zu wenig<br />

Abwechslung<br />

51


F. Zitate der Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

f 1. Erwartungen <strong>und</strong> Interesse<br />

Holger, 54 Jahre<br />

„…ich fand die Vorstellung* dermaßen gut <strong>und</strong> interessant, dass mich das <strong>GesA</strong>-Projekt gleich in<br />

gewisser Weise fasziniert hat. Weil ich gemerkt habe, da sind sehr unterschiedliche Bausteine drin, die<br />

mir entgegenkommen.“<br />

*Anmerkung: Informationsveranstaltung<br />

„… von der Zusammenstellung her, war das sehr spannend, … ich fand das war so ein ganz bunter<br />

Themen-Mix… also so ein Kessel „Buntes“ <strong>und</strong> das hat mich eigentlich von vornherein so dafür<br />

eingenommen… weil ich gesehen habe, da ist viel Theorie aber da ist auch eine Menge Praxis, <strong>und</strong> das<br />

steht alles in einem recht harmonischen Verhältnis zueinander.“<br />

.<br />

Carolin, 48 Jahre<br />

„… <strong>und</strong> das ist ja doch eine wirklich sehr außergewöhnliche Art <strong>und</strong> Weise, eine Maßnahme oder einen<br />

Kurs zu gestalten. In dieser Kombination: Ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> <strong>Arbeit</strong>… das fand ich eben so sehr<br />

außergewöhnlich <strong>und</strong> hat mich total interessiert <strong>und</strong> ich war sehr froh, dass ich eben einen Platz<br />

bekommen hatte.“<br />

Clemens, 53 Jahre<br />

„…meine Neugierde war geweckt weil ich in dem Bewegungsmodul eine Chance sah, mehr in Bewegung<br />

zu kommen <strong>und</strong> dadurch an Gewicht verlieren <strong>und</strong> mehr für meine <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> Fitness tun zu<br />

können.“<br />

f 2. Vorbehalte<br />

Holger, 54 Jahre<br />

„Also ich bin da sehr offen reingegangen, weil ich auch aus persönlichen Gründen heraus eine Struktur<br />

brauche <strong>und</strong> ich die hier, in diesem Projekt, irgendwie wiedergef<strong>und</strong>en habe <strong>und</strong> auch sehr ansprechend<br />

fand“.<br />

Carolin, 48 Jahre<br />

„Nein, überhaupt nicht! Also, ich bin da ganz offen, sehr interessiert <strong>und</strong> motiviert heran gegangen.“<br />

f 3. Lob<br />

Holger, 54 Jahre<br />

„… dieser Baustein „AktivA“ hat mir sehr gut gefallen!“<br />

„der Baustein „Kochen bei schmaler Kasse“ war hochinteressant. Das hätte ich nie erwartet, dass da im<br />

Prinzip so viele Informationen vermittelt werden … in einer angenehmen Atmosphäre … war das eine<br />

r<strong>und</strong>e Sache. Also das ist durchaus eines dieser Highlights gewesen!“<br />

„… ich fand es auch toll so festzustellen, wie gut das harmonieren kann in einer Gruppe, wo so viele<br />

unterschiedliche Charaktere vorhanden sind <strong>und</strong> das man über 4 Monate ein so tolles Gruppen-<br />

Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln kann…“<br />

52


Carolin, 48 Jahre<br />

„Ich bin hier immer so gerne hergekommen <strong>und</strong> ich hatte immer das Gefühl, dass jeder von uns wirklich<br />

einen Platz hier für sich hatte, immer gut auch aufgehoben war. Und die Wertschätzung unter uns, auch<br />

den Dozenten gegenüber, auch das wir zurückbekommen haben, fand ich also enorm.“<br />

„…also, wenn man nicht schon motiviert war, dann hat man hier garantiert eine ganz besondere<br />

Motivation erhalten.“<br />

„…die einzelnen Bausteine fand ich immer toll. Ob „<strong>Arbeit</strong>splatzanalyse“ oder „Kochen bei schmaler<br />

Kasse“ oder die Vorträge: Fand ich alles sehr, sehr wichtig, abwechslungsreich <strong>und</strong> interessant <strong>und</strong><br />

einfach super toll.“<br />

„Man bekommt so viel Handwerkszeug mitgegeben, wo man für sich selber dann auch denkt: Mensch,<br />

dass hätte ich eigentlich auch schon mal irgendwie in Bewegung setzen können!“<br />

„Wie z.B. dass man zur Tafel geht. Vor einem Vierteljahr habe ich noch gesagt: „Ne, da geh’ ich doch<br />

nicht hin. Da könnt’ ich ja anderen noch wieder was wegnehmen“. Das war so meine Idee, vielleicht auch<br />

so ein bisschen eine Hemmschwelle, anstatt zu sagen: „Wieso, dass das steht mir zu, ich gehe dahin“…<br />

<strong>und</strong> das habe ich hier auch gelernt.“<br />

„Ich möchte ansonsten ein ganz, ganz großes Kompliment abgeben an die Dozenten <strong>und</strong> an die<br />

Projektleitung: Eine supertolle Begleitung! Ganz toll!“<br />

Manfred, 58 Jahre<br />

„Ja, zu Anfang,… mit dem AktivA, mit den Rollenspielen, das war erst nicht mein Ding. Aber dann ging’s.<br />

Doch, hat mir viel gebracht! Bisschen lockerer geworden…“.<br />

„…das meiste nehme ich aus dem AktivA raus. Ja doch, passte an <strong>und</strong> für sich alles zusammen, war<br />

schon schön ...“.<br />

„… AktivA hat mich ein bisschen gesprächiger gemacht. Ich bin an <strong>und</strong> für sich mehr so ein ruhiger Typ.<br />

Also ich geb’ nicht viel von mir oder so. Muss ja nicht jeder wissen. Aber doch, AktivA hat in dem Sinne<br />

am meisten gebracht!<br />

„…AktivA hat mir sehr viel gebracht. Diese Entspannung hat mir viel gebracht. Sport hat mir viel gebracht,<br />

wegen meinem kaputten Rücken <strong>und</strong> auch mit meiner Lunge, dass ich da ein paar Atemübungen gut<br />

kennengelernt habe. Und auch mit diesem Gymnastikball, dass man nicht unbedingt ins Sportstudio<br />

gehen muss, dass man auch zuhause mal was tun kann. Das hat mir an <strong>und</strong> für sich alles was gebracht.<br />

Kochen auch. Und auch wieder anders mit Leuten umgehen irgendwie... hat mir das auch noch gebracht.<br />

Ich mein’, ich kann an <strong>und</strong> für sich immer mit Leuten umgehen. Aber ich hab’ noch ein bisschen bei mir<br />

los’ gekitzelt, muss ich sagen.“<br />

„…die Entspannung mit Uli war natürlich sehr schön. Ich wusste gar nicht, dass ich so runter kommen<br />

kann. War ganz toll, hat was gebracht. Doch, muss ich sagen…“.<br />

„… ja, das ist mir extrem aufgefallen, dass die alle so ein bisschen unbeweglich sind. Keine Motorik, gar<br />

nichts, alles durcheinander. Ich war erschüttert, muss ich sagen. Also ich habe mich vor diesem Kursus<br />

auch schon nicht hängen gelassen <strong>und</strong> versucht etwas für mich zu tun. Und dieser (Kurs) hat mich noch<br />

ein bisschen, im positiven Sinne, angeschubst…“<br />

Dieter, 49 Jahre<br />

„…also ich hab’ viel Freude gehabt, viel Spaß. Wenn’s auch manchmal schwer war, z.B. AktivA, … wie in<br />

der Schule: Richtig rein denken! Manchmal auch anstrengend. Aber hat Spaß gemacht!“<br />

„AktivA! Ganz ehrlich, dass hat mir am besten gefallen. Das hat mir sehr viel gebracht. Das war auch<br />

irgendwie so ein Rückhalt für diese anderen Maßnahmen im Projekt.“<br />

53


Wilfried, 60 Jahre<br />

„…Wichtig war für mich der Austausch innerhalb der Gruppe, um einzelne Meinungen zu hören.“<br />

„…Auch die „Dies&Das“-Zeiten waren für mich sehr angenehm, weil ich hier offen über meine<br />

Suchtproblematik mit Alkohol sprechen konnte…“<br />

„…einen TN konnte ich bewegen, mit mir eine Selbsthilfegruppe (Fre<strong>und</strong>eskreis) zu besuchen.“<br />

Clemens, 53 Jahre<br />

„…ich habe mich sehr gut gefühlt <strong>und</strong> war angenehm überrascht gewesen über soviel Abwechslung im<br />

gesamten Projekt…“<br />

„…besonders gut gefühlt habe ich mich in der Gruppe. Hier wurde ich mit einer Herzlichkeit<br />

aufgenommen <strong>und</strong> habe sehr viel persönliche Unterstützung erfahren können…“<br />

„…durch das Projekt bin ich insgesamt zufriedener <strong>und</strong> aktiver geworden...“<br />

f 4. Kritik<br />

Holger, 54 Jahre<br />

„… die Anteile des Betriebspraktikums, ja die hätten vielleicht etwas ausgeweitet werden können … ich<br />

hätte da lieber so 2-3 Tage am Stück gehabt… Das war so vielleicht ein bisschen der einzige Störfaktor,<br />

wo ich dachte: Ich bin jetzt gerade so in einer Idee drin <strong>und</strong> werde wieder rausgerissen <strong>und</strong> würde das<br />

gerne weiterverfolgen…“<br />

Carolin, 48 Jahre<br />

„Also es gibt nichts, da brauche ich gar nicht überlegen. Nein. Nein, einfach nein!“<br />

Manfred, 58 Jahre<br />

„Ne, das war nicht so mein Ding, mit der Schraubenfummelei <strong>und</strong> so. Weil, ich brauch’ ja `ne Brille für das<br />

Weite <strong>und</strong> wenn du denn immer die kurzen, kleinen Schrauben … <strong>und</strong> musst denn immer über die Brille<br />

weg <strong>und</strong> … das war nicht so mein Ding, die Fummelei…“<br />

Dieter, 49 Jahre<br />

„…mit dem Sport zum Beispiel….Es sind ja teilweise viele krank gewesen. Ich auch. Ich habe dann halt<br />

mit dem einen mal alleine da gestanden…bei TURA.“<br />

Wilfried, 60 Jahre<br />

„Nicht gut fand ich das ständige Wechseln der Veranstaltungsorte. Das war für mich anstrengend…“<br />

Clemens, 53 Jahre<br />

„Das Praktikum war für mich nicht ausreichend. Ich habe mich unterfordert gefühlt <strong>und</strong> hätte gerne noch<br />

andere <strong>Arbeit</strong>sbereiche kennengelernt <strong>und</strong> ausprobiert…“<br />

54


f 5. Ausblick<br />

Holger, 54 Jahre<br />

„…also ich werde, da ich mal ehrenamtlich in der Bremer Heimstiftung gearbeitet habe, dort meine<br />

Kontakte auffrischen <strong>und</strong> mal überlegen, ob da vielleicht eventuell was zu machen ist…. vielleicht kann<br />

ich da in irgendeiner Form ja mitarbeiten… ansonsten werde ich von mir aus aktiv werden. Das heißt,<br />

über die Agentur für <strong>Arbeit</strong>, über die BAgIS, über all die Möglichkeiten, die sich auch über das Internet<br />

bieten…“<br />

„…also ich werde mich da zumindest nicht ins Schneckenhaus verkriechen <strong>und</strong> warten, das Angebote<br />

kommen, weil das ist eigentlich immer zum Scheitern verurteilt, sondern selber aktiv werden, so wir es<br />

hier auch gelernt haben…“<br />

Carolin, 48 Jahre<br />

„Die Erfahrungen, die ich gesammelt haben, sehen so aus: Aktiv bleiben ist eigentlich das „A <strong>und</strong> O“. Ob<br />

körperlich, geistig oder wie auch immer.“<br />

„Das ist für mich das „A <strong>und</strong> O“: aktiv zu bleiben, sich zu kümmern: Welche Möglichkeiten gibt es, wo<br />

kann ich andocken, was kann ich noch machen. In Zusammenarbeit mit anderen natürlich. Das heißt<br />

also, niemals die soziale Anbindung verlieren! Das ist für mich ganz wichtig. Das habe ich hier auch noch<br />

mal gelernt.“<br />

„ Also ich sage immer: ich sitze zuhause <strong>und</strong> es kommt garantiert keiner zu mir <strong>und</strong> klopft an <strong>und</strong> sagt:<br />

„Ach, Frau D. ich hätte da irgendwie … weil Sie so nett sind...“. Das heißt also: Wirklich selber den Popo<br />

bewegen!“<br />

„Es gehen Türen auf, auf einmal. Das man sagen kann: „da bin ich jetzt schon mal drin“ oder „da kann ich<br />

vielleicht was draus machen“. Das heißt Schritt für Schritt <strong>und</strong> niemals stehen bleiben…“<br />

Manfred, 58 Jahre<br />

„…ich hoffe ja auch, dass ich hier noch den Jahresvertrag … das der vielleicht durch geht…“<br />

„…ich hoffe, dass ich da so „8-St<strong>und</strong>en-mäßig“ am Tag durchhalte, nech’. Aber ich hoffe doch. Es ist ja<br />

auch nicht in der freien Wirtschaft, man muss ja nicht ganz so extrem arbeiten, man kann sich das ja auch<br />

so ein bisschen einteilen hier…“<br />

„Für meine Art <strong>und</strong> Weise, doch, da bleibt sicherlich etwas hängen. Auch von der Denkweise…“<br />

„…positiv denken. Das hat mir sehr lange gefehlt, muss ich sagen. Das habe ich doch schon so ein<br />

bisschen umgesetzt. Und das haben mir schon Bekannte <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e schon zu mir gesagt, dass ich da<br />

ein bisschen anders geworden bin...“<br />

Dieter, 49 Jahre<br />

… an Erfahrungen nehme ich sehr viel mit… im sozialen Bereich… im Sportbereich, was ich auch<br />

angestrebt habe <strong>und</strong> auch mache. Und auch arbeitsmäßig, was ich auch angestrebt habe <strong>und</strong> auch<br />

machen will <strong>–</strong> Warteliste <strong>und</strong> so weiter…“<br />

„…habe sehr viel mitgenommen. Und ich denke mal, dass das auch so weitergeht. Bin guter Hoffnung,<br />

dass ich nicht als zu lange warten brauch’. Aber vielleicht sind meine Erwartungen auch zu hoch<br />

gesteckt? Ich weiß es nicht. Aber auf jeden Fall ham’ ’se mir, in dem Punkt jedenfalls, für die Zukunft Mut<br />

gemacht. Es kann sehr schnell gehen. Aber auf jeden Fall bist du dabei, haben ’se schon gesagt, du<br />

gehst uns nicht verloren, haben ’se mir gesagt…“<br />

„… gebracht hat mir das Projekt auch, dass ich aktiv im Sport bin. Was ich vorher gar nicht gemacht hab’.<br />

Also ‚nem Verein beigetreten bin: Badminton. Und dann auch, was ganz wichtig ist, mit dem<br />

Raucherentwöhnungskurs. Ich hoff’, dass das auch wirklich was bringt. Ich hab’ mich auf den Weg<br />

gemacht, das ist schon mal ein Erfolg.“<br />

55


… Fortsetzung Dieter, 49 Jahre<br />

„…hätte ich an diesem Projekt nicht teilgenommen oder nicht teilnehmen hätten können, dann wäre mir<br />

das alles nie im Traum eingefallen, dass ich das wirklich mache. Und das sind so Inspirationen, das gibt<br />

dann für’s zukünftige Leben son’ richtigen Schub. Son’ Rückhalt, was man noch alles machen kann...“<br />

„…Sagen wir mal, man lebt anders, man lebt auch besser, würde ich sagen. Und nicht ins Grübelloch<br />

fallen, als <strong>Arbeit</strong>sloser <strong>und</strong> was weiß ich nicht alles. Was einen auch son’ bisschen ab <strong>und</strong> zu ganz traurig<br />

macht, wenn überhaupt nichts funktioniert…“.<br />

„…was man noch alles machen kann, auch wenn man arbeitslos ist. Man ist ein ganz anderer Mensch.<br />

Find ich…, für mich persönlich.“<br />

„…dieses Freisprechen vor der Gruppe bzw. vor mehreren Leuten, das kann ich jetzt! Und das macht<br />

sogar Freude!“<br />

„Wenn mir das so einfällt…, haste ja gestern gesehen, dann nehme ich sofort den Stift, wenn keiner<br />

aufsteht. Ich warte erst noch mal ob ein anderer aufsteht, macht keiner, dann mach ich das. Das habe ich<br />

vorher nicht gemacht, da blieb ich nämlich auch sitzen. Das habe ich gelernt <strong>und</strong> das macht sogar sehr<br />

viel Freude!“<br />

Clemens, 53 Jahre<br />

„Ich habe gleich nach Beendigung des Projektes eine Praktikumsstelle in der Möbelhalle Oslebshausen<br />

bekommen <strong>und</strong> hoffe auf eine AGH-Stelle…“<br />

f 6. Wünsche <strong>und</strong>/oder Empfehlungen<br />

Holger, 54 Jahre<br />

„… ich hoffe, dass das weitergeführt werden kann, weil ich das mehr als eine sinnvolle Geschichte<br />

empfinde für Menschen, die diverse Jahre langzeitarbeitslos waren <strong>und</strong> mit ihrem Tag auch teilweise<br />

nichts anfangen konnten. Wie die auf einmal gemerkt haben, „Mensch, wir sind ja doch noch wichtig, wir<br />

werden auch gefordert <strong>und</strong> wir sind eingeb<strong>und</strong>en in etwas, das denn toll ist.“<br />

Manfred, 58 Jahre<br />

„ … dieses AktivA solltet ihr vielleicht ein bisschen verlängern. Also, weil das in erster Linie einen so ein<br />

bisschen wachrüttelt … oder aus der Lethargie rausholt… <strong>und</strong> dieses AktivA bringt einen doch schon ein<br />

bisschen nach vorne.“<br />

„ … also ich würde aus vier, acht Wochen AktivA machen, wenn das 4 Monate wieder dauert. Sehe ich<br />

so.“<br />

Dieter, 49 Jahre<br />

„…Nehmt dran teil mit Freude, es bringt sehr viel. Vielleicht nicht für alle. Also auf jeden Fall<br />

weitermachen <strong>und</strong> mitmachen!“<br />

56


3.4 Vermittlungsstatistik <strong>und</strong> Ausblicke aus der Sicht interviewter Teilnehmer<br />

„…also ich werde mich da zumindest nicht ins Schneckenhaus verkriechen <strong>und</strong> warten, das Angebote<br />

kommen, weil das ist eigentlich immer zum Scheitern verurteilt, sondern selber aktiv werden … so wie wir<br />

es hier auch gelernt haben…“ Holger, 54 Jahre<br />

Zweidrittel der Teilnehmerinnen konnten im Anschluss an das <strong>GesA</strong>-Projekt in ein <strong>Arbeit</strong>s- bzw.<br />

Beschäftigungverhältnis vermittelt werden. Eine Teilnehmerin hat über das integrierte Praktikum<br />

eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung auf dem 1. <strong>Arbeit</strong>smarkt gef<strong>und</strong>en, zwei<br />

Teilnehmerinnen sind nach Beendigung des Projektes als InJobberinnen vermittelt worden <strong>und</strong><br />

eine Teilnehmerin hat im Rahmen einer AGH-E-Maßnahme eine Beschäftigung gef<strong>und</strong>en 19 .<br />

Von den männlichen Teilnehmern wurden 50 Prozent in ein Beschäftigungsverhältnis vermittelt.<br />

Ein Teilnehmer erfüllt aufgr<strong>und</strong> seiner erfolgreichen Teilnahme am <strong>GesA</strong>-Projekt die<br />

Voraussetzungen, in diesem Jahr an seinen alten <strong>Arbeit</strong>splatz <strong>und</strong> damit in ein<br />

sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis auf dem 1. <strong>Arbeit</strong>smarkt zurückzukehren.<br />

Zwei Teilnehmer fanden eine Beschäftigung als InJobber <strong>und</strong> drei Teilnehmer<br />

konnten im Rahmen von AGH-E-Maßnahmen in Betrieben der ÖkoNet gGmbH bzw. GRI e.V.<br />

beschäftigt werden.<br />

Jeweils ein Drittel der männlichen <strong>und</strong> weiblichen Teilnehmenden ist aufgr<strong>und</strong> massiver<br />

ges<strong>und</strong>heitlicher Einschränkungen auch nach der Teilnahme am <strong>GesA</strong>-Projekt nicht in der<br />

Verfassung eine regelmäßige Beschäftigung auszuüben. Bei einigen dieser Teilnehmenden<br />

besteht der Erfolg des <strong>GesA</strong>-Projektes darin, dass sie sich für eine Psychotherapie bzw.<br />

Suchttherapie entschieden <strong>und</strong> diese begonnen haben.<br />

Teilnehmende in Prozent<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

67<br />

50<br />

Vermittlungsquote zum Ende der Maßnahme<br />

17<br />

Frauen [n=6] Männer [n=12]<br />

8<br />

33<br />

Vermittlung gesamt 1. <strong>Arbeit</strong>smarkt InJob AGH-E krank<br />

Abb. 55: Vermittlungsquote nach Abschluss des <strong>GesA</strong>-Projektes<br />

17<br />

Einige Ausblicke aus Sicht der interviewten Teilnehmerin <strong>und</strong> Teilnehmer:<br />

17<br />

„…also ich werde, da ich mal ehrenamtlich in der Bremer Heimstiftung gearbeitet habe, dort<br />

meine Kontakte auffrischen <strong>und</strong> mal überlegen, ob da vielleicht eventuell was zu machen ist….<br />

vielleicht kann ich da in irgendeiner Form ja mitarbeiten… ansonsten werde ich von mir aus<br />

aktiv werden. Das heißt, über die Agentur für <strong>Arbeit</strong>, über die BAgIS, über all die Möglichkeiten,<br />

die sich auch über das Internet bieten …“ Holger, 54 Jahre<br />

„Ich habe gleich nach Beendigung des Projektes eine Praktikumsstelle in der Möbelhalle<br />

Oslebshausen bekommen <strong>und</strong> hoffe auf eine AGH-Stelle…“ Clemens, 53 Jahre<br />

19 Vgl. Abb. 55: Vermittlungsquote nach Abschluss des <strong>GesA</strong>-Projektes<br />

25<br />

33<br />

33<br />

57


„…positiv denken. Das hat mir sehr lange gefehlt, muss ich sagen. Das habe ich doch schon so<br />

ein bisschen umgesetzt. Und das haben mir schon Bekannte <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e schon zu mir gesagt,<br />

dass ich da ein bisschen anders geworden bin...“ Manfred, 58 Jahre<br />

„ Also ich sage immer: ich sitze zuhause <strong>und</strong> es kommt garantiert keiner zu mir <strong>und</strong> klopft an<br />

<strong>und</strong> sagt: „Ach, Frau D. ich hätte da irgendwie … weil Sie so nett sind...“. Das heißt also:<br />

Wirklich selber den Popo bewegen! … Das ist für mich das „A <strong>und</strong> O“: aktiv zu bleiben, sich zu<br />

kümmern: Welche Möglichkeiten gibt es, wo kann ich andocken, was kann ich noch machen? In<br />

Zusammenarbeit mit anderen natürlich. Das heißt also, niemals die soziale Anbindung verlieren!<br />

Das ist für mich ganz wichtig. Das habe ich hier auch noch mal gelernt.“ Carolin, 48 Jahre<br />

„Bin guter Hoffnung, dass ich nicht als zu lange warten brauch’. Aber vielleicht sind meine<br />

Erwartungen auch zu hoch gesteckt? Ich weiß es nicht. Aber auf jeden Fall ham’ se’ mir, in dem<br />

Punkt jedenfalls, für die Zukunft Mut gemacht. Es kann sehr schnell gehen. Aber auf jeden Fall<br />

bist du dabei, haben ’se schon gesagt, du gehst uns nicht verloren, haben ’se’ mir gesagt…“<br />

Dieter, 49 Jahre<br />

58


3.5 Zusammenfassung <strong>und</strong> Resümee<br />

Im <strong>GesA</strong>-Projekt haben sich 18 langzeitarbeitslose Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer unter<br />

professioneller Anleitung intensiv mit der eigenen, durch die <strong>Arbeit</strong>slosigkeit geprägten<br />

Lebenssituation, ihrer <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> <strong>und</strong> den damit individuell verb<strong>und</strong>enen Verhaltensmustern<br />

auseinander gesetzt.<br />

In sieben unterschiedlichen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sbausteinen aus den Bereichen der Verhältnis- <strong>und</strong><br />

Verhaltensprävention wurden den Männer <strong>und</strong> Frauen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenzen <strong>und</strong><br />

Handlungshilfen vermittelt, die sie befähigt haben ihre persönlichen Ressourcen zu erkennen<br />

<strong>und</strong> aktiv zu nutzen.<br />

Der physische <strong>und</strong> psychische <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand konnte bei vielen Teilnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Teilnehmern stabilisiert oder verbessert werden. Im Vergleich zum Projektbeginn reduzierte sich<br />

dabei nicht nur die Intensität, sondern auch die Anzahl bestehender Beschwerden. Die intensive<br />

Sensibilisierung für die eigene <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong> hat bei vielen Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmern<br />

dazu beigetragen, sich mehr zu bewegen, bewusster zu ernähren sowie den Alkohol- <strong>und</strong><br />

Tabakkonsum zu reduzieren. Die Zugehörigkeit <strong>und</strong> aktive Einbindung der Frauen <strong>und</strong> Männer<br />

in eine feste <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgruppe haben soziale Kontakte, gegenseitige Unterstützung <strong>und</strong><br />

Wertschätzung für viele Teilnehmende wieder erleb- <strong>und</strong> erfahrbar gemacht. Erfahrungen, die<br />

zu einer Förderung des Selbstbewusstseins <strong>und</strong> des Selbstvertrauens sowie zu mehr<br />

Lebensfreude bei den Teilnehmenden beigetragen haben. Die im Projekt vermittelten positiven<br />

Erfahrungen wie z.B. der gute Gruppenzusammenhalt, individuelle Leistungssteigerungen im<br />

Bewegungsbereich oder auch die Entwicklung persönlicher <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sziele, die teilweise<br />

bereits umgesetzt werden konnten, haben die Motivation <strong>und</strong> Verantwortungsbereitschaft der<br />

Männer <strong>und</strong> Frauen deutlich gesteigert.<br />

Die vom Projekt systematisch geförderte Entwicklung neuer Sichtweisen <strong>und</strong> Perspektiven hat<br />

dazu beigetragen, dass zuvor bestandene intensive Zukunftsängste, depressive Verstimmungen<br />

<strong>und</strong> ein sozialer Rückzug der Teilnehmenden reduziert werden konnte. Das <strong>GesA</strong>-Konzept hat<br />

die Teilnehmenden darin unterstützet, sich wieder als handlungsfähig zu empfinden <strong>und</strong> zu<br />

erleben.<br />

Durch die Vermittlung der unterschiedlichen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>skompetenzen hat das <strong>GesA</strong>-Projekt<br />

einen Beitrag dazu geleistet, den individuellen <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>szustand <strong>und</strong> die Leistungsfähigkeit<br />

der Teilnehmenden zu verbessern <strong>und</strong> damit ihre <strong>Arbeit</strong>sfähigkeit zu erhalten <strong>und</strong> zu fördern.<br />

Ein positives Ergebnis, das sich auch in der Vermittlungsstatistik widerspiegelt: Zweidrittel der<br />

langzeitarbeitslosen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlich beeinträchtigten Männer <strong>und</strong> Frauen konnten in<br />

<strong>Arbeit</strong>sverhältnisse auf dem 1. <strong>Arbeit</strong>smarkt, in InJobs oder AGH E-Maßnahmen vermittelt<br />

werden.<br />

„…hätte ich an diesem Projekt nicht teilgenommen oder nicht teilnehmen hätten können, dann<br />

wäre mir das alles nie im Traum eingefallen, dass ich das wirklich mache. Und das sind so<br />

Inspirationen, das gibt dann für’s zukünftige Leben son’ richtigen Schub. Son’ Rückhalt, was<br />

man noch alles machen kann...“ Dieter, 49 Jahre<br />

59


4. Teil: Anlagen<br />

4.1 AktivA<br />

Erläuterungen <strong>und</strong> Literaturhinweise zu den AktivA-Modulen<br />

4.2 Motivierende <strong>Ges<strong>und</strong>heit</strong>sgespräche<br />

Erläuterungen zum Konzept<br />

4.3 <strong>Arbeit</strong>sunterlagen Verhältnisprävention<br />

4.3.1 Planung <strong>und</strong> Organisation der Sitzungen<br />

4.3.2 Fragebogen zur Ermittlung der Verhältnisse am <strong>Arbeit</strong>splatz<br />

4.4 Bausteine im Module Sport <strong>und</strong> Bewegung<br />

4.5 Instrumente zur Befragung der Teilnehmerinnen<br />

4.5.1. T0-Fragebogen<br />

4.5.2. T1-Fragebogen<br />

4.5.3. Interviewleitfaden<br />

4.6 Instrumente zur Befragung des Projektteams<br />

Fragebogen zur Ermittlung der Wirksamkeitsindikatoren<br />

60


Impressum:<br />

<strong>GPI</strong> - Gesellschaft für Projektentwicklung <strong>und</strong> Innovation mbH<br />

Georg-Gröning-Straße 121<br />

D - 28209 Bremen<br />

Tel.: 0421-3469 144<br />

Internet: www.gpi-bremen.de<br />

Geschäftsführer:<br />

Peter Hans Koch<br />

peter.h.koch@arcor.de<br />

Wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

Dipl.-Ing. Petra Voß-Winne<br />

Kontakt:<br />

Petra Voß-Winne<br />

voss-winne.gpi@ewetel.net<br />

Tel. 04203-709761<br />

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