Wettbewerbsfähig bleiben im demografischen Umbruch - BWU eV
Wettbewerbsfähig bleiben im demografischen Umbruch - BWU eV
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Ursula Rettke<br />
Sabine Seemann<br />
Dr. Günter Gebauer<br />
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong><br />
<strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Eine Werkzeugsammlung<br />
für Personalverantwortliche<br />
in mittelständischen Unternehmen<br />
1 000 800 600 400 200 0<br />
100<br />
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1 000
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Impressum<br />
Ursula Rettke<br />
Bildungszentrum der Wirtschaft <strong>im</strong> Unterwesergebiet e.V. (<strong>BWU</strong>)<br />
Schillerstr. 10<br />
8195 Bremen<br />
rettke@bwu-bremen.de<br />
Sabine Seemann<br />
Carl von Ossietzky Universität Oldenburg<br />
Fakultät I, Arbeitsstelle Weiterbildung<br />
sabine.seemann@uni-oldenburg.de<br />
Dr. Günter Gebauer<br />
Gesellschaft für Projektentwicklung und Innovation (GPI) mbH<br />
Georg-Gröning-Str. 1 1<br />
8 09 Bremen<br />
guenter-gebauer@t-online.de<br />
Diese Handlungshilfe wurde gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds <strong>im</strong> Bremer Landesprogramm<br />
zur Erhöhung der Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen<br />
<strong>im</strong> Projekt „BRELAG – Projektverbund Bremerhaven/Bremen zur betrieblichen Lern- und Arbeitsgestaltung<br />
<strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> Wandel“.<br />
Layout und Satz: Dripke & Partner, Gummersbach
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort.......................................................................................................................................................... 5<br />
EINLEITUNG................................................................................................................................................... 6<br />
1. Der demografische Wandel – ein schleichender Prozess.................................................................. 6<br />
2. Altersstrukturanalyse und betriebliches Arbeitsfähigkeitsprofil –<br />
Neue Wege der betrieblichen Personalpolitik.................................................................................... 7<br />
3. Quick-Check zur individuellen betrieblichen Ausgangslage............................................................. 9<br />
I. DEMOGRAFISCHER UMBRUCH UND PERSONALENTWICKLUNG................................................... 10<br />
1. Der demografische <strong>Umbruch</strong> und unternehmerisches (Nicht-) Handeln....................................... 10<br />
2. Der demografische Wandel in Bremerhaven und „um zu“............................................................. 12<br />
3. Abschied vom Jugendkult – Ältere als Ressource............................................................................ 14<br />
4. Jeder Betrieb hat eigene Besonderheiten!........................................................................................ 18<br />
II. ALTERSSTRUKTURANALYSE UND EINSCHÄTZUNG<br />
DES BETRIEBLICHEN ARBEITSFÄHIGKEITSPROFILS......................................................................... 19<br />
1. Der erste Schritt <strong>im</strong> Unternehmen: Die Altersstrukturanalyse....................................................... 19<br />
2. Der zweite Schritt <strong>im</strong> Unternehmen: Das betriebliche Arbeitsfähigkeitsprofil............................ 21<br />
3. Zwei Beispiele: Ergebnisse betrieblicher Altersstrukturanalysen<br />
und Arbeitsfähigkeitsprofile in zwei Unternehmen Bremerhavens............................................... 22<br />
.1 Altersstruktur und Arbeitsfähigkeitsprofil eines mittelständischen<br />
Unternehmens in der Lebensmittelbranche Bremerhavens............................................................. 22<br />
. Altersstruktur und Arbeitsfähigkeitsprofil eines mittelständischen Unternehmens<br />
in der Logistik-Branche Bremerhavens............................................................................................ 25<br />
4. Wie setzen Sie Altersstrukturanalysen und Analysen zum betrieblichen<br />
Arbeitsfähigkeitsprofil in Ihrem Unternehmen um? Anleitung für die Praxis.............................. 29<br />
III. ENTWICKLUNGSPERSPEKTIVEN IM UNTERNEHMEN<br />
HANDLUNGSLINIEN IM DEMOGRAFISCHEN UMBRUCH................................................................. 31<br />
1. „Die Vorgesetzten müssen überzeugen“ –<br />
Motivieren, Unternehmens- und Führungskultur ausbauen........................................................... 31<br />
2. Mitarbeiterbefragung und Mitarbeitergespräche............................................................................ 35<br />
.1 Die Mitarbeiterbefragung – Instrument zur Beschaffung von Steuerungsdaten............................. 35<br />
. Mitarbeitergespräche – Fundament einer mitarbeiterorientierten Führungskultur.......................... 36
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
3. Der Wettbewerb um die Besten:<br />
Qualifizierungsstrategien für ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen............................... 39<br />
.1 Lernen Ältere anders?..................................................................................................................... 39<br />
. Kompetenzanalyse und Qualifizierungsplanung............................................................................. 40<br />
. Mehrfachqualifizierung und Job Rotation....................................................................................... 41<br />
. Horizontale Laufbahngestaltung..................................................................................................... 41<br />
.5 Weiterbildung und Wissenstransfer Alt/Jung.................................................................................. 42<br />
4. Betriebliche Gesundheitsförderung................................................................................................... 45<br />
.1 Krankheitsstand in deutschen Unternehmen und individuelle Selbsteinschätzung<br />
des Gesundheitszustandes.............................................................................................................. 45<br />
. Arbeitsbedingter Verschleiß und Krankheitskosten......................................................................... 47<br />
. Gesundheitsförderliche Maßnahmen <strong>im</strong> Unternehmen.................................................................. 48<br />
Weiterführende Literatur, Monographien, Zeitschriftenbeiträge......................................................... 51<br />
Anhang I<br />
Tabellen zur Durchführung der Altersstrukturanalyse........................................................................... 52<br />
Anhang II<br />
Leitfragebögen zum Arbeitsfähigkeitsprofil mit Anleitung.................................................................. 56
Vorwort<br />
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Die vorliegende Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche „<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong><br />
<strong>Umbruch</strong>“ entstand <strong>im</strong> Rahmen des Projektes „BRELAG – Projektverbund Bremerhaven / Bremen zur<br />
betrieblichen Lern- und Arbeitsgestaltung <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> Wandel“.<br />
In der Zusammenarbeit mit zahlreichen Unternehmen in Bremerhaven und Bremen wurden Erfahrungen gesammelt,<br />
wie und in welchem Maße die Unternehmen der Region vom <strong>demografischen</strong> Wandel erfasst werden.<br />
Es wurden Ansätze in unterschiedlichen Feldern der Personalpolitik und Personalentwicklung erprobt,<br />
um Betriebe möglichst rasch und wirtschaftlich dabei zu unterstützen, den je betriebsspezifischen Folgen des<br />
bereits erfahrenen oder in naher Zukunft zu erwartenden Fachkräftemangels und der Arbeit mit alternden<br />
Belegschaften zu begegnen.<br />
Die Werkzeugsammlung fasst das hier gesammelte Erfahrungswissen und das Know how zusammen und<br />
ergänzt es um die inzwischen bundesweit vorhandenen Beispiele guter Praxis. Sie stellt Entwicklungsperspektiven,<br />
Handlungshilfen und erprobte Instrumente aus der Praxis der Personalentwicklung <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong><br />
Wandel vor.<br />
Sie finden zu den folgenden Themenbereichen ausführliche Erläuterungen und Darstellungen:<br />
w Mit welchen Auswirkungen des <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong>s auf die betriebliche Personalentwicklung<br />
ist zu rechnen?<br />
w Wie können Unternehmen Folgeabschätzung vornehmen: Betriebliche Arbeitsstrukturanalysen und<br />
Einschätzung des betrieblichen Arbeitsfähigkeitsprofils<br />
w Beispiele guter Praxis und Handlungshilfen für mittelständische Unternehmen.<br />
In den einzelnen Kapiteln werden in sog. „Werkzeugsammlungen“ konkrete, in der betrieblichen Praxis erprobte<br />
Instrumente mit Hinweisen und Anleitungen für die Umsetzung in die je eigene betriebliche Praxis<br />
einschließlich Leitfäden, Checklisten, Erfahrungsberichten aus Unternehmen u.a.m. vorgestellt, die über das<br />
Internet erreichbar sind.<br />
Sie finden die Broschüre als PDF-Datei auf den Internetseiten der GPI Gesellschaft für Projektentwicklung und<br />
Innovation GmbH (www.gpi-bremen.de) und des <strong>BWU</strong> Bildungszentrum der Wirtschaft <strong>im</strong> Unterwesergebiet<br />
e.V. (www.bwu-bremen.de). In dieser PDF-Version – die Sie auf den angegebenen Internetseiten auch jederzeit<br />
herunterladen können – können Sie die in den Werkzeugsammlungen enthaltenen Links anklicken und<br />
gelangen damit zur entsprechenden Sammlung <strong>im</strong> Internet, von der aus das gewünschte Werkzeug direkt<br />
aufgerufen werden kann.<br />
Die vorliegende Broschüre kann als ein Printmedium die Fülle dessen, was <strong>im</strong> Internet zur Verfügung steht,<br />
auch nicht annäherungsweise wiedergeben. Die zugehörigen Werkzeugsammlungen <strong>im</strong> Internet sind deshalb<br />
deutlich ausführlicher und umfassender als die Sammlungen in dieser Broschüre, die <strong>im</strong>mer nur die wesentlichsten<br />
Werkzeuge wiedergeben können.<br />
Hier sehen Sie einen Ausschnitt aus einer Bildschirmdarstellung der Werkzeugsammlung <strong>im</strong> Internet:<br />
5
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Einleitung<br />
1. Der demografische Wandel – ein schleichender Prozess<br />
Noch ist es in den Unternehmen Alltagspolitik, Erwerbstätige mit 55 Jahren auf den Ruhestand vorzubereiten.<br />
Personalverantwortliche, Arbeitnehmervertretungen und Beschäftige selbst befürworten das vorzeitige Ausscheiden<br />
aus dem Betrieb.<br />
Dabei zeigen Arbeitsmarktexperten und -expertinnen heute mit überzeugenden <strong>demografischen</strong> Daten, dass<br />
Unternehmen mit den aktuellen Personalkonzepten in die „demografische Falle“ laufen:<br />
Bevölkerungsrückgang und Nachwuchsmangel<br />
„Derzeit hat Deutschland 82,4 Millionen Einwohner. 2050 werden es noch knapp 69–74 Millionen sein<br />
… Der Rückgang der Bevölkerung ist nicht mehr aufzuhalten.“<br />
Bericht des STATISTISCHEN BUNDESAMTES 00<br />
„Die Gruppe der Zwanzig- bis Vierzigjährigen, das Rückgrat unserer Volkswirtschaft und der Motor der<br />
Produktivitätssteigerung, schrumpft – seit den neunziger Jahren jedes Jahr um mehrere hunderttausend!“<br />
Herwig Birg, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (FAZ), 8.08. 00<br />
Durch den <strong>demografischen</strong> Wandel wird sich der aktuelle Fachkräftemangel verschärfen:<br />
w Der Anteil der über 50-jährigen Erwerbspersonen wächst von heute % auf % <strong>im</strong> Jahr 015.<br />
w Die Zahl der 0–50-jährigen Erwerbstätigen fällt von heute 55% auf 7% <strong>im</strong> Jahr 015.<br />
w Die Gruppe der 15– 0-Jährigen, die 1990 0% betrug, hat sich schon heute bei % eingependelt.<br />
In diesen Zahlen sind bereits die steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen und eine höhere Zuwanderung<br />
eingerechnet.<br />
Das Institut der Deutschen Wirtschaft warnt vor einer ernsten Gefahr für die Leistungs- und Innovationsfähigkeit<br />
der Unternehmen – wenn keine Maßnahmen ergriffen werden:<br />
Fachkräftemangel und betriebliche Wertschöpfung<br />
„Die gute Konjunktur, der Strukturwandel hin zu einer forschungs- und wissensintensiven Gesellschaft,<br />
aber auch die alternde Bevölkerung sind wichtige Gründe dafür, dass Unternehmen verstärkt nach<br />
hochqualifizierten Mitarbeitern Ausschau halten. Personalchefs müssen beispielsweise die Stellen ihrer<br />
pensionierten Beschäftigten wiederbesetzen… Bereits <strong>im</strong> Jahr 2006 konnten etwa 165.000 Stellen für<br />
Hochqualifizierte nicht besetzt werden… Insgesamt entgingen der deutschen Wirtschaft 2006 durch<br />
den Fachkräftemangel 18,5 Milliarden Euro an Wertschöpfung – das waren 0,8 Prozent des erwirtschafteten<br />
Bruttoinlandprodukts… Die demografische Entwicklung droht, diese Engpässe künftig noch<br />
zu verschärfen… Die Unternehmen müssen ihre Strategien überdenken, um kluge Köpfe zu gewinnen<br />
und weiter an sich zu binden…“<br />
Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Nr. 1 / 008<br />
Nach Meinung aller Expertinnen und Experten fehlt auf der betrieblichen Ebene bislang noch weitgehend das<br />
Problembewusstsein für den schleichenden <strong>demografischen</strong> Strukturwandel und seine betrieblichen Auswirkungen.<br />
Es gibt also nicht nur Sensibilisierungs- und Beratungsbedarf für die Notwendigkeit eines präventiven Handelns.<br />
Es gibt auch konkreten Bedarf an Lösungsansätzen, wie sich Unternehmen auf den altersstrukturellen<br />
Wandel ihrer Belegschaften einstellen und welche Maßnahmen sie entwickeln können.
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Handlungsbedarfe sehen Experten und Expertinnen vor allem in den folgenden Feldern:<br />
Handlungsfelder einer demografieorientierten Personalpolitik<br />
Gesundheit<br />
und<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Kompetenz<br />
und<br />
Entwicklung<br />
Körperliche<br />
Leistungsfähigkeit<br />
aufrechterhalten<br />
Kompetenz,<br />
Qualifikation<br />
sicherstellen<br />
Leistungsfähigkeit<br />
sichern<br />
Motivation,<br />
Eigenveranwortung<br />
fördern<br />
Tätigkeit<br />
lernförderlich<br />
gestalten<br />
Führung<br />
und<br />
Unternehmenskultur<br />
Arbeitsorganisation<br />
und<br />
-gestaltung<br />
Unternehmen werden künftig mit ihrer Personal- und Arbeitspolitik vor allem dafür Sorge tragen müssen, dass<br />
ihre jungen und alten, männlichen und weiblichen Beschäftigten in Teams und <strong>im</strong> Betrieb innovativ bis zum<br />
5. bzw. bis zum 7. Lebensjahr zusammenarbeiten können.<br />
Ausgewählte Handlungsbereiche <strong>im</strong> Überblick sind z.B.:<br />
Personalpolitik Arbeitspolitik<br />
Neue demografieoffene Unternehmens-<br />
und Führungskulturen<br />
Neue Rekrutierungs- und<br />
Personalbindungsstrategien<br />
Schaffung ausgewogener Alters- bzw.<br />
Personalstrukturen<br />
Altersgemischte Team- und Gruppenarbeit<br />
Zusammenarbeit und Wissenstransfer<br />
zwischen Jung und Alt<br />
Horizontale Tätigkeitswechsel<br />
Förderung beruflicher Entwicklungen Lern- und gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung<br />
Berufsbegleitendes Lernen, arbeitsplatznahes<br />
Lernen<br />
u.a.m.<br />
Auch in den Unternehmen Bremerhavens wird zunehmend über Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen<br />
geklagt. Für Unternehmerinnen, Unternehmer und Personalverantwortliche ist es<br />
„fünf vor zwölf“, sich auf die bereits spürbaren Folgen einzustellen – und nicht erst dann, wenn<br />
die sich verschärfenden Engpässe bei der Personalbeschaffung und -entwicklung die Erfolgsziffern<br />
des Betriebes best<strong>im</strong>men.<br />
7
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
2. Altersstrukturanalyse und betriebliches Arbeitsfähigkeitsprofil –<br />
Neue Wege der betrieblichen Personalpolitik<br />
Wie weit der demografische Wandel das eigene Unternehmen erfasst hat und welche Auswirkungen die regionalen<br />
<strong>demografischen</strong> Veränderungen für die eigene Personalpolitik absehbar mit sich bringen werden, lässt<br />
sich in jedem Betrieb mit geringem analytischen Aufwand relativ schnell feststellen.<br />
Die Instrumente heißen „Altersstrukturanalyse“ der Belegschaft und „Arbeitsfähigkeitsprofil“ des Unternehmens<br />
(beide Instrumente sind ausführlich dargestellt <strong>im</strong> Abschnitt II).<br />
Mit der Altersstrukturanalyse der Belegschaft werden zunächst zwei Messungen vorgenommen: Die erste<br />
Messung erfasst den aktuellen Altersstand und den Altersaufbau der Belegschaft. Die zweite Messung erfasst<br />
– in einer Fortschreibung der bisherigen Personalzu- und -abgänge und der bisher praktizierten Personalanpassungsmaßnahmen<br />
– die prognostizierbare Altersstruktur der Belegschaft in zehn Jahren. Dieses Verfahren<br />
kann für den Gesamtbetrieb – um prägnante, handlungsleitende Daten zu erhalten – differenziert werden<br />
nach Bereichen, Abteilungen, Funktionen und Qualifikationen.<br />
Auf dieser Grundlage werden dann in einem weiteren, durch Leitfragebögen gestützten Schritt die bisherigen<br />
Maßnahmen und der Stand der Personalentwicklung in den personal- und arbeitspolitischen Handlungsfeldern<br />
Qualifikation, Motivation und Gesundheit daraufhin untersucht, ob sie zukunftstauglich und in der Lage sind,<br />
dem Unternehmen eine arbeits- und wettbewerbsfähige Belegschaft zu sichern. Das Resultat ist das Arbeitsfähigkeitsprofil<br />
des Unternehmens – eine situationsgerechte Einschätzung darüber, in welchen Bereichen der<br />
Personalentwicklung das Unternehmen gut aufgestellt ist, wo es Schwächen aufweist und Handlungsbedarfe<br />
bestehen.<br />
Beurteilt wird also die bisherige Personal- und Arbeitspolitik – und ein Teil der Unternehmenskultur – nach<br />
ihren bisherigen Leistungen bezogen auf das Gewinnen und Binden, auf die Einsatz- und Leistungsfähigkeit<br />
und die Leistungsbereitschaft der Beschäftigten. Es werden Stärken und Schwächen ermittelt und angesichts<br />
der Herausforderungen des <strong>demografischen</strong> Wandels überprüft.<br />
Aus diesen Befunden lassen sich dann gezielte betriebliche Verbesserungen sowie kurz-, mittel- und langfristige<br />
Maßnahmen ableiten.<br />
8<br />
Neun von zehn Personalabteilungen werden bei diesem Vergleich<br />
Handlungsbedarf entdecken!<br />
Die vorliegende Handlungshilfe gibt einen Orientierungsrahmen (Abschnitt I), stellt die Analyse-Instrumente<br />
vor, zeigt auf, wie mit ihnen gearbeitet wird und stellt Beispiele aus Unternehmen der Region vor (Abschnitt<br />
II). Abschnitt III gibt dann eine Reihe von Anregungen, Handlungsempfehlungen und einen Einblick in betriebliche<br />
Beispiele (Gute Praxis) für die Personal- und Arbeitspolitik in mittelständischen Unternehmen <strong>im</strong><br />
Angesicht des <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong>s.
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
3. Quick-Check zur individuellen betrieblichen Ausgangslage<br />
Um herauszufinden, wie in Ihrem Unternehmen der Handlungsbedarf angesichts des <strong>demografischen</strong> Wandels<br />
aussieht, kreuzen Sie bitte die Fragen mit Ja oder Nein an.<br />
ja nein<br />
1. Kennen Sie die Altersstruktur der Belegschaft in Ihrem Unternehmen? <br />
. Berücksichtigen Sie die Alterszusammensetzung bei personalpolitischen Entscheidungen?<br />
. Verfügen Sie über Personalstrategien zur langfristigen Erhaltung der Arbeits- und<br />
Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeitenden?<br />
. Haben sich Ihre Mitarbeitenden mit dem Thema demografischer Wandel und alternde<br />
Belegschaften auseinandergesetzt?<br />
<br />
<br />
<br />
5. Gibt es Anreize, die Fach- und Führungskräfte an Ihr Unternehmen binden? <br />
. Erhöhen Sie durch familienfreundliche Maßnahmen den Anteil der Mitarbeiterinnen? <br />
7. Haben Sie ein Personalmarketingkonzept für Ihr Unternehmen? <br />
8. Führen Sie regelmäßig Mitarbeitergespräche mit allen Mitarbeitenden durch? <br />
9. Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden horizontale Karriereperspektiven? <br />
10. Versuchen Sie, soweit möglich, Arbeitszeiten flexibel zu gestalten und unterschiedliche<br />
Lebenssituationen der Mitarbeitenden zu berücksichtigen?<br />
11. Besprechen Sie mit den rentennahen Mitarbeitenden rechtzeitig, wann und wie sie<br />
aus dem Unternehmen ausscheiden können?<br />
<br />
<br />
1 . Setzen Sie Methoden zur Sicherung des Wissenstransfers zwischen Alt und Jung ein? <br />
1 . Qualifizieren Sie auch ältere Mitarbeitende regelmäßig weiter? <br />
1 . Wird lebenslanges Lernen gezielt gefördert und unterstützt? <br />
15. Bilden Sie gezielt altersgemischte Teams und Arbeitsgruppen? <br />
1 . Stellen Sie sicher, dass be<strong>im</strong> Ausscheiden von Mitarbeitenden die Kompetenzen für<br />
das Unternehmen erhalten <strong>bleiben</strong>?<br />
<br />
17. Beinhaltet Ihre Unternehmenskultur eine altersunabhängige Wertschätzung? <br />
18. Sind die Arbeitsbedingungen gesundheitsförderlich gestaltet? <br />
Je öfter Sie mit „nein“ antworten mussten, desto dringender ist der Handlungsbedarf in Ihrem Unternehmen.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Quick-Checks aus anderen Projekten, die sich mit den Auswirkungen des <strong>demografischen</strong><br />
Wandels auf Unternehmen beschäftigen<br />
a Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ – CD-ROM des Netzwerkes „Altersmanagement“<br />
der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL: Checkliste „Auf dem Weg zum<br />
Altersmanagement“ zur Feststellung des Handlungsbedarfs (PDF-Dokument).<br />
a Aus den „Werkzeugen für eine demografieorientierte Personalpolitik“, die <strong>im</strong> Rahmen der<br />
„Demografie-Initiative II“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in der<br />
Zusammenarbeit mehrerer Projekte erarbeitet wurden: Kurz-Check: „Ist Ihr Betrieb auf den<br />
<strong>demografischen</strong> Wandel vorbereitet?“ (Online-Abfrage mit Empfehlungen zur Personalpolitik).<br />
9
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
I. Demografischer <strong>Umbruch</strong> und Personalentwicklung<br />
1. Der demografische <strong>Umbruch</strong> und unternehmerisches (Nicht-)Handeln<br />
Die Mehrzahl der Menschen in Deutschland weiß inzwischen, dass der geänderte Altersaufbau Konsequenzen<br />
für Wachstum, Beschäftigung und Renteneintrittsalter und damit für alle politischen und wirtschaftlichen Gestaltungsfelder<br />
haben wird. Der demografische Wandel wird ständig bis in die Feuilletons der Zeitungen und<br />
Fernsehshows hinein thematisiert. Selten konnte sich also eine Nation breiter informiert auf eine historische<br />
<strong>Umbruch</strong>situation einstellen.<br />
Auf der einen Seite wird bereits reformiert: Festlegung eines <strong>demografischen</strong> Faktors bei der Rente, Frühverrentungsinstrumente<br />
entfallen, die Lebensarbeitszeit wird verlängert …<br />
Auf der anderen, der betrieblichen Seite, aber bleibt das Wissen über den <strong>demografischen</strong> Wandel bislang<br />
noch viel zu folgenlos: In einer Studie von Comteam, einem bundesweit agierenden Beratungsunternehmen<br />
der Wirtschaft, in der Fach- und Führungskräfte befragt wurden, sagte ein Drittel aller Befragten, dass in<br />
ihrem Unternehmen bislang gar nichts passiere, um der <strong>demografischen</strong> Entwicklung zu begegnen (vgl. FAZ,<br />
19.05. 007). Unternehmen, die „nachhaltig das Demografieproblem angehen“ (VDMA-Präsident Dr. Dieter<br />
Brucklacher in der FAZ, 9.0 . 007), sind <strong>im</strong>mer noch die Ausnahme.<br />
Heute gibt es fast 9,1 Millionen Menschen, die zwischen 15 und 5 Jahre alt sind, 015 werden es noch ca.<br />
8, Millionen sein.<br />
10<br />
Bevölkerung 2005 und 2050<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2006<br />
Bereits 010 wird sich die Zahl der Schulabgänger und -abgängerinnen, die für das duale Ausbildungssystem<br />
zur Verfügung stehen, <strong>im</strong> Schnitt um bis zu 1 % verringern (vgl. FAZ, 9.0 . 007).
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Rückgang des Nachwuchses (15–20 J./20–25 J.) bis 2050<br />
Quelle: Universität Oldenburg, Interner Antragsentwurf, 2006<br />
Wandel ist angesichts dieser Daten kein Zukunftsfenster – für Unternehmen steht er vor der Tür. Besorgniserregend<br />
ist diese Entwicklung nicht nur auf dem Ausbildungssektor, weil jede heute nicht gut ausgebildete<br />
Fachkraft schon morgen fehlt und damit zu einer Wachstumsbremse für die Firmen der Region wird. Ebenso<br />
zu denken gibt die weiterhin zurückhaltende Bereitschaft von Unternehmen, über 0 Jahre alte Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter einzustellen.<br />
Viele Unternehmen sind so stark in das Tagesgeschäft eingebunden, dass sie personalpolitisch erst dann handeln,<br />
wenn es kaum mehr anders geht. Dies ist sicherlich nicht nur kurzfristigen Planungshorizonten geschuldet,<br />
sondern lässt leider zumeist auch Rückschlüsse auf den Stellenwert der Personalpolitik <strong>im</strong> Unternehmen<br />
zu: Neben den Führungsaufgaben Technik und Finanzen wird Personalpolitik häufig eher nachrangig behandelt.<br />
Außerdem gibt es einen historisch bedingten Gewöhnungseffekt: Personaleinsatz war stets eine flexible und<br />
variable Größe. Eine Größe also, auf die relativ problemlos zurückgegriffen werden konnte. In der Folge standen<br />
die Mitarbeitenden nicht <strong>im</strong>mer „<strong>im</strong> Mittelpunkt“…<br />
Unterbewertete Stellung der Personalabteilungen in deutschen Unternehmen<br />
„Viele Personalabteilungen ... haben ein Akzeptanzproblem. Etwa 40 Prozent der ... befragten Personalverantwortlichen<br />
gaben an, in ihrem Unternehmen einen schlechten Ruf zu haben, nur gut die<br />
Hälfte ... glaubt, <strong>im</strong> Unternehmen überhaupt als wertschöpfende Einheit wahrgenommen zu werden.<br />
Die teils geringe Wertschätzung ... äußert sich auch in den Budgets, die dieser Abteilung jeweils zur<br />
Verfügung stehen...<br />
Dass die Betonung der strategischen Bedeutung des Faktors Personal in vielen Unternehmen ein<br />
Lippenbekenntnis ist, zeigt auch die relativ geringe Präsenz von Personalmanagern in Vorstand oder<br />
Geschäftsführung.“<br />
FAZ, 9.01. 005<br />
11
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
2. Der demografische Wandel in Bremerhaven und „um zu“<br />
Wie macht sich der demografische Wandel in Bremerhaven bemerkbar?<br />
1<br />
Demografischer <strong>Umbruch</strong> in Bremerhaven<br />
„Bremerhaven schrumpft wie sonst nur Städte <strong>im</strong> Nordosten Deutschlands … 1993 wohnten<br />
noch 131.000 Menschen in Bremerhaven, derzeit sind es 117.000, und für 2020 wird mit nur<br />
noch 102.000 Einwohnern gerechnet. Bremerhaven erlebt eine Strukturkrise wie einst das<br />
Ruhrgebiet. … Und wie <strong>im</strong> Ruhrgebiet dauert die Anpassung lange und ist für die Bewohner<br />
schmerzlich“.<br />
FAZ, 0 .05. 007<br />
Der Rückgang der Bevölkerungszahlen ist dabei nicht auf Bremerhaven beschränkt, sondern findet auch <strong>im</strong><br />
Umland statt (Cuxhaven Stadt / Landkreis Cuxhaven, Landkreis Wesermarsch). Wollte man die Entwicklung<br />
grafisch darstellen, dann müsste man mit dem Zirkel vom Jadebusen her einen Halbkreis bis Bremen schlagen:<br />
in diesem Halbkreis ist die Bevölkerungsentwicklung stark rückläufig. Die Bevölkerungszuwächse, die es in<br />
den Landkreisen Osterholz-Scharmbeck und Stade gibt, sind gering und haben mehr mit Überalterung als mit<br />
jugendlichem Nachwuchs zu tun. Außerdem ist in Rechnung zu stellen, dass die Metropolregion Hamburg sich<br />
zu einem zunehmend wichtiger werdenden Magnet für (mobile) qualifizierte Arbeitskräfte aus Bremerhaven<br />
entwickelt. Die ökonomischen und bevölkerungspolitischen Prognosen für Hamburg lauten: Wachstum.<br />
Gleichzeitig gehen auch in Bremerhaven die Zahlen der schulpflichtigen Jugendlichen zurück: Die Gruppe der<br />
15– 5-Jährigen umfasst in Bremerhaven ca. 1 .000 Personen, sie wird in 15 Jahren nur noch 10.000 Personen<br />
umfassen (vgl. Demografiebericht der Bertelsmann-Stiftung, Wegweiser Demografischer Wandel, Kommune<br />
Bremerhaven, www.wegweiserdemographie.de).<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Demografischer Wegweiser<br />
a Die Bertelsmann-Stiftung stellt <strong>im</strong> Rahmen der „Aktion demographischer Wandel“ das Online-Tool<br />
„wegweiser-kommune“ zur Verfügung. Zu allen Kommunen, die mehr als 5000 Einwohner und<br />
Einwohnerinnen haben, können hier Daten zur Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 0 0 und viele<br />
weitere Informationen abgerufen werden.<br />
Rückgang der Bevölkerung in Deutschland und Bremerhaven<br />
Quelle: WESER KURIER (WK), eig. Grafik
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Bürgerschaft – große Anfrage vom September 2005:<br />
„Handlungsbedarf aufgrund des <strong>demografischen</strong> Wandels“<br />
„Für die Stadt Bremen wird <strong>im</strong> Zeitraum von 2003 bis 2020 ... ein leichter Bevölkerungsanstieg<br />
erwartet, allerdings wird aufgrund der Alterung der Bevölkerung die Zahl der Erwerbsfähigen<br />
<strong>im</strong> gleichen Zeitraum um 3,5% abnehmen.<br />
In Bremerhaven ist <strong>im</strong> selben Zeitraum ein Bevölkerungsrückgang von mehr als 10% ...<br />
wahrscheinlich, wobei sich die Zahl der Erwerbsfähigen noch stärker verringern würde, sofern<br />
diese Entwicklung nicht verändert werden kann.“<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Demografischer Wandel in Bremerhaven und Bremen<br />
Das Institut Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen hat <strong>im</strong> Rahmen des regelmäßig durchgeführten<br />
„Regionalen Monitoring Systems Qualifikationsentwicklung (RMQ)“ <strong>im</strong> Monitoring-Bericht 007/ das<br />
Thema „Demographischer Wandel und alternsgerechte Personalpolitik – Bestandsaufnahme, Strategien<br />
und Unterstützungsbedarfe in regionalen Unternehmen“ aufgegriffen und untersucht.<br />
a Der 70seitige Bericht<br />
w gibt einen Überblick über die demographischen Entwicklungen <strong>im</strong> Lande Bremen und setzt sich<br />
mit den Folgen für Unternehmen auseinander;<br />
w stellt ausführlich die Ergebnisse der regionalen Betriebsbefragung vor;<br />
w gibt in einem gesonderten Kapitel einen Überblick über regionale und überregionale Unterstützungsangebote.<br />
1
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
3. Abschied vom Jugendkult – Ältere als Ressource<br />
Betriebliche Personalstrategien konzentrierten sich in den letzten 5 Jahren in der Regel auf jüngere Menschen<br />
zwischen 18 und 5 Jahren. Die systematische Nutzung des Potenzials der älteren, erfahrenen Beschäftigten<br />
ab 5 Jahren war eher die Ausnahme.<br />
Das Desinteresse an älteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist einerseits darauf zurückzuführen, dass davon<br />
ausgegangen wird, Ältere würden geringere Leistungen erbringen und über schlechtere Qualifikationen<br />
verfügen, mit den Jüngeren also „nicht mithalten“ können. Werden dann noch die oftmals höheren Löhne ins<br />
Verhältnis zum geringeren Entgelt jüngerer Beschäftigter gesetzt, dann haben eind<strong>im</strong>ensionale Nutzenrechnungen<br />
ebenso wie Fehleinschätzungen die Weichen zum „Abstellgleis“ für Ältere gestellt.<br />
1<br />
Inzwischen muss sich jedes Unternehmen fragen, wie es ab 2010<br />
qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen rekrutieren kann,<br />
wenn es nicht schon jetzt die Weichen stellt.<br />
Auch Rationalisierungseffekte in den Unternehmen und die Erschließung weiterer Beschäftigungspotenziale<br />
(z.B. erhöhte Zuwanderung, Frauen) und selbst die Ausdehnung der faktischen Lebensarbeitszeit, werden<br />
diese Tendenz nicht umkehren können.<br />
Gleichzeitig wird die Ansicht, dass eine alternde Belegschaft an sich schon ein Wettbewerbsnachteil sei, von<br />
vielen Personalverantwortlichen geteilt.<br />
Ältere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einstellen?<br />
„Eine Neueinstellung eines über 50jährigen Mitarbeiters? Nein, sagen dazu 57% (der befragten Unternehmen),<br />
nur 10% würden zu einer solchen Einstellungspolitik neigen.“<br />
Capgemini / consulting.technology.outsourcing, Wirtschaftsst<strong>im</strong>mung 005, S.<br />
Aber st<strong>im</strong>mt diese Sichtweise überhaupt? St<strong>im</strong>mt es, dass<br />
bedeutet und<br />
alt = leistungsgemindert?<br />
alt = lernunfähig und unflexibel?<br />
alt = kränkelnd? usw.<br />
jung = qualifiziert, leistungsstark und gesund?<br />
Wenn Personalverantwortliche diese Frage ernsthaft prüfen, dann werden sie – die selbst häufig zu den älteren<br />
Mitarbeitenden zählen! – dieses Bild von älteren Beschäftigten als Vorurteil ablegen müssen.<br />
Über die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit alternder und älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen<br />
bestehen in der betrieblichen Praxis und in der öffentlichen Wahrnehmung sehr unterschiedliche<br />
Auffassungen. Häufig wird die Ansicht vertreten, fortschreitendes Lebensalter sei zwangsläufig mit einem<br />
generellen Absinken der Leistungsfähigkeit und mit Leistungsabfall verbunden. Gerade die lange Zeit vorherrschende<br />
Praxis des vorzeitigen Ruhestands hat ebenso wie die Tatsache, dass ältere Erwerbslose in der Regel<br />
nur schwer in eine neue Beschäftigung zu vermitteln sind, dazu beigetragen, dass sich die Vorstellung einer<br />
eingeschränkten Einsatzfähigkeit Älterer <strong>im</strong> Erwerbsleben durchgesetzt hat – und zwar entgegen wissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse.<br />
Die Ergebnisse der gerontologischen Forschung führen nämlich zu einer differenzierteren Betrachtung des<br />
Themas Alter und zu der praktisch bedeutsamen Erkenntnis, dass aus dem kalendarischen Alter eines Menschen<br />
allein keine Schlüsse über seine Leistungsfähigkeit abzuleiten sind. Anders ausgedrückt:
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Ältere sind nicht weniger, sondern anders leistungsfähig als Jüngere.<br />
Im Laufe des Lebens verändern sich menschliche Fähigkeiten in unterschiedlicher Weise. Dabei steht einem<br />
natürlichen Altersabbau best<strong>im</strong>mter Fähigkeiten der Aufbau anderer Fähigkeiten gegenüber.<br />
So erhöhen sich mit steigendem Lebensalter z.B. die folgenden Fähigkeiten bis zu einem individuellen Max<strong>im</strong>um:<br />
Erfahrung, Können in Abhängigkeit von Art und Dauer der Tätigkeit, Urteilsvermögen, Selbstständigkeit,<br />
Verantwortungsbewusstein und Zuverlässigkeit – um nur einige beispielhaft zu nennen. Diese Fähigkeiten<br />
können altersbedingte negative Leistungsveränderungen durchaus kompensieren!<br />
Eine Reihe von Fähigkeiten hingegen erweist sich als altersbeständig, wie z.B. die Fähigkeit zur Informationsaufnahme,<br />
die Aufmerksamkeit, die Konzentrationsfähigkeit und die Lernfähigkeit.<br />
Veränderungen der Leistungsfähigkeit <strong>im</strong> Alternsgang<br />
zunehmend<br />
Lebens- und<br />
Berufserfahrung<br />
Betriebsspezifisches<br />
Können und Wissen<br />
Expertenwissen<br />
Urteilsfähigkeit<br />
Pflicht- und<br />
Verantwortungsbewusstsein<br />
Qualitätsbewusstsein,<br />
Zuverlässigkeit,<br />
Selbstständigkeit<br />
Angst vor Veränderungen<br />
gleich<strong>bleiben</strong>d<br />
Leistungs- und<br />
Zielorientierung<br />
Systemdenken<br />
Kreativität<br />
Entscheidungsfähigkeit<br />
Kommunikationsfähigkeit<br />
Psychisches<br />
Durchhaltevermögen<br />
Konzentrationsfähigkeit,<br />
Informationsfähigkeit,<br />
Lernfähigkeit<br />
abnehmend<br />
Körperliche<br />
Leistungsfähigkeit<br />
Geistige Beweglichkeit<br />
Geschwindigkeit der<br />
Informationsaufnahme<br />
Kurzzeitgedächtnis<br />
Risikobereitschaft<br />
Aufstiegsorientierung<br />
Lern- und Weiterbildungsbereitschaft<br />
Im Zeitalter der <strong>im</strong>mer kürzer werdenden Halbwertzeiten von Wissen wird dabei vor allem <strong>im</strong>mer wieder darauf<br />
hingewiesen, dass Studien eindeutig zeigen: Auch die Lernfähigkeit Älterer stellt kein Problem dar!<br />
Alter ist keine Lernbarriere!<br />
„In Deutschland herrscht noch <strong>im</strong>mer ein negatives Altersstereotyp vor, das älteren Menschen die Lernfähigkeit<br />
abspricht. Diese Grundhaltung ist nicht nur unter Jungen verbreitet, auch Ältere selbst haben<br />
es häufig verinnerlicht, was dann meist wie die Konsequenz einer sich selbst verwirklichenden Prophezeiung<br />
wirkt. Die kognitive Trainingsforschung beweist jedoch, dass der Mensch so lange lernen kann,<br />
so lange er lebt und dabei keinen pathologischen Altersprozessen unterworfen ist.<br />
Aber: Wir lernen umso leichter, je mehr wir daran gewöhnt sind und je besser die Vermittlungsmethoden<br />
darauf eingestellt sind, dass neues Wissen an vorhandenen Wissens- und Erfahrungsbeständen<br />
anknüpfen sollte.<br />
Alter ist also kein Lernhindernis.“<br />
Prof. Dr. Ursula Staudinger, Dr. Larissa Kühler: Das Ende der geistigen Frührente. Personalwirtschaft / 00 , S. 11f.<br />
15
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
1<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Alterskritische Anforderungen <strong>im</strong> Urteil von Betrieben<br />
a Eine Broschüre der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) „Ältere<br />
Mitarbeiter <strong>im</strong> Betrieb – Ein Leitfaden für Unternehmer“ gibt praktische Arbeitshilfen sowie<br />
handlungsorientierte Antworten auf die wesentlichen Fragen der beruflichen Weiterbildung und<br />
der betrieblichen Personalpolitik <strong>im</strong> Zusammenhang mit dem <strong>demografischen</strong> Strukturwandel<br />
( . Auflage 00 , eine Neuauflage mit den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen ist in<br />
Vorbereitung, PDF-Dokument).<br />
Zweifellos gibt es Ältere, die gesundheitlich und geistig „verbraucht“ sind. Das ist jedoch meistens eine Folgewirkung<br />
einseitiger und oft bis zur Höchstbelastung verlaufender Beanspruchung in der Arbeit, verbunden mit<br />
mangelnden Lernanreizen. Überdies ist das Phänomen zu berücksichtigen, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,<br />
die sich auf das „Abstellgleis“ der Personalentwicklung geschoben sehen, dies in aller Regel auch auf<br />
ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbsteinschätzung übertragen: Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden<br />
sich bald auch nicht mehr leistungsstark fühlen. Der eintretende „Frust“ blockiert vorhandene Potenziale!<br />
Ein spürbarer altersbedingter Leistungsabbau beginnt in der Regel tatsächlich erst ab dem 70. Lebensjahr.<br />
Aber auch das Bild vom jungen, leistungsstarken Mitarbeitenden als Supermann/-frau ist mehr vom personalpolitischen<br />
Ideal als von der Wirklichkeit geprägt:<br />
w Die Statistiken der Krankenkassen über Rückenleiden junger Menschen<br />
w die Befunde von Werksärzten größerer Unternehmen über Gesundheitszustand<br />
und Gesundheitsverhalten junger Beschäftigter oder<br />
w die Qualität vieler Schulabschlüsse<br />
sprechen eine eigene Sprache.<br />
!<br />
Gute Praxis<br />
Kampf den Vorurteilen bei FAHRION ENGINEERING<br />
„Unternehmen stellen ältere Mitarbeiter oft nicht ein, weil sie angeblich unflexibel sind und langsam,<br />
kränklich und ohne Leistungswillen oder beruflich nicht auf aktuellem Stand sind. Tatsächlich aber<br />
müssen jüngere Mitarbeiter durch Familie, Kinder, Ausbildung, Sport, Freizeitverpflichtungen oder Bau<br />
von Eigenhe<strong>im</strong>en permanent größere Ablenkungen bewältigen. Sie sind also wesentlich mehr eingeschränkt<br />
in ihrer betrieblichen Verfügbarkeit und Flexibilität. Auch der Krankenstand lässt bei diesem<br />
Personenkreis zu wünschen übrig, weil sie glauben, dass sie sich Fehlzeiten eher erlauben können. Ältere<br />
Mitarbeiter sind dagegen bestrebt, ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen.<br />
Über Aktivität und Initiative entscheidet grundsätzlich nicht das Alter, sondern die individuelle Eignung<br />
und Mentalität…<br />
Wir halten eine gesunde Mischung zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern für ideal, weil damit ein<br />
permanenter Wissenstransfer und ständig die besten Arbeitsergebnisse erzielt werden…<br />
Es muss wieder normal sein, dass arbeitsfähige und arbeitswillige Menschen bis zum Eintritt in das<br />
gesetzliche Rentenalter beschäftigt werden und bei Verlust des Arbeitsplatzes eine neue Chance am Arbeitsmarkt<br />
erhalten. Bei richtigem Einsatz ist ihre Tätigkeit hochgradig wirtschaftlich. Besonders kleine<br />
und mittelgroße Unternehmen sollten sich deshalb mit der Frage auseinandersetzen, ob es sich nicht<br />
auszahlt, ältere Mitarbeiter zu reaktivieren.“<br />
Otmar Fahrion, Geschäftsführer Fahrion Engineering GmbH & Co. KG
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Gute Praxis bei Fahrion: Altersgemischte Teams<br />
a Otmar Fahrion, Geschäftsführer der Fahrion Engineering GmbH & Co. KG, einem<br />
Dienstleistungsunternehmen für Industrieplanung und Konstruktion, thematisiert in seinem Vortrag<br />
die Wirtschaftlichkeit altersgemischter Teams und beschreibt, wie seine Firma solche Teams<br />
organisiert (PDF-Dokument).<br />
Ein Schwerpunkt der kommenden Aufgaben in der Personalpolitik wird auf der Gewinnung und Bindung vor<br />
allem älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und deren Chancenverbesserung <strong>im</strong> Unternehmen liegen.<br />
Dabei wird die Frage zu lösen sein, wie und über welche Formen der Arbeitsorganisation und der Laufbahngestaltung,<br />
über welche Qualifizierungsangebote und über welche gesundheitsorientierten Maßnahmen es den<br />
Beschäftigten möglich und ermöglicht wird, ihre Tätigkeit bis zum regulären Renteneintrittsalter auszuüben.<br />
Vorurteile... Dagegen spricht…<br />
Ältere Beschäftigte leisten geistig<br />
weniger<br />
Ältere Beschäftigte leisten<br />
körperlich weniger<br />
Ältere Beschäftigte sind weniger<br />
flexibel<br />
Älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern fällt es durch ihre Erfahrung<br />
leichter, mit komplexen Sachverhalten umzugehen. Sie sind in schwierigen<br />
Situationen abgeklärter und können Rückschläge produktiver verarbeiten<br />
Der altersbedingte Abbau körperlicher Leistungsfähigkeit spielt aufgrund<br />
moderner Produktionsmethoden und eines hohen Dienstleistungsanteils in<br />
Unternehmen eine <strong>im</strong>mer geringere Rolle<br />
Ältere Beschäftigte sind genauso flexibel wie ihre jüngeren Kolleginnen und<br />
Kollegen. Sie sind häufig sogar weniger durch private Interessen und<br />
Familie abgelenkt. Im Laufe ihres Berufslebens haben sie oftmals<br />
Erfahrungen in verschiedenen Betriebs- und Berufsbereichen gesammelt<br />
und somit gelernt, sich <strong>im</strong>mer wieder wechselnden Anforderungen zu<br />
stellen.<br />
Ältere sind nicht bereit zu lernen Grundsätzlich gilt: Es ist eher eine Frage der Persönlichkeitsstruktur, der<br />
Berufsbiografie und der Motivation, als eine Frage des biologischen Alters,<br />
in welchem Maße Beschäftigte lernbereit und lernfähig sind. Was sich<br />
jedoch mit dem Lebensalter ändert, ist die Art und Weise, wie gelernt wird.<br />
Ältere Beschäftigte sind häufiger<br />
krank<br />
Vorurteile gegen Ältere<br />
Nein! Tatsächlich sind ältere Beschäftigte seltener krank als jüngere. Wenn<br />
Ältere jedoch krankheitsbedingt ausfallen, gilt dies in Einzelfällen für einen<br />
längeren Zeitraum.<br />
Ältere Beschäftigte sind teurer Die Kostenbetrachtung hat ohne die Berücksichtigung des Nutzens, den<br />
Erfahrungswissen für das Unternehmen hat, keinen Aussagewert. Darüber<br />
hinaus akzeptieren Ältere oft niedrigere Einstiegslöhne, wenn sie dadurch<br />
wieder neue Beschäftigung finden. Zudem gibt es staatliche<br />
Eingliederungshilfen.<br />
Es geht insgesamt also darum, eine Wende in der Praxis der Personalpolitik und den Abbau vorhandener<br />
Vorurteile gegenüber Älteren einzuleiten. In Regionen, in denen der Fachkräftemangel<br />
stark zun<strong>im</strong>mt, geschieht das zum Teil schon bis hin zu dem Schritt, dass verrentete ehemalige<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wieder reaktiviert werden – so z.B. auf den Werften in Bremerhaven.<br />
17
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
4. Jeder Betrieb hat eigene Besonderheiten!<br />
Abhängig von der Personal- und Arbeitspolitik des einzelnen Unternehmens, aber auch von lokalen oder<br />
regionalen Rahmenbedingungen werden sich in der Zukunft ganz neue Typen von Belegschaftsstrukturen<br />
herausbilden, die spezielle und gezielte personalpolitische Maßnahmen erfordern.<br />
Wenn auch fast jeder Betrieb heute schon in der einen oder anderen Weise von den Wirkungen des <strong>demografischen</strong><br />
Wandels betroffen ist – zwischen den einzelnen Unternehmen bestehen dabei je nach Region,<br />
Branche, Größe und Produktpalette Unterschiede in Problemlagen und Handlungsbedarfen.<br />
Fachkräftenachwuchs, Qualifizierung, Betriebsbindungsstrategien<br />
So leiden insbesondere KMU unter ihrer – <strong>im</strong> Verhältnis zu Großbetrieben – in der Regel geringeren Attraktivität<br />
als Arbeitgeber für junge Fachkräfte. Das beginnt bei der Gewinnung von Auszubildenden und erstreckt<br />
sich häufig über Probleme betrieblicher Weiterbildungsangebote für qualifizierte Fachkräfte mit mehrjähriger<br />
Berufserfahrung. KMU haben vielfach Nachholbedarf in Personalmarketing- und Betriebsbindungsstrategien.<br />
Arbeiten bis 67<br />
In einer Reihe von Betrieben liegen langjährige positive Erfahrungen mit älteren Arbeitskräften vor. Arbeiten<br />
bis zum 5. Lebensjahr war und ist in manchen Betrieben eine Selbstverständlichkeit. Erfahrungsträger und<br />
-trägerinnen werden zielgerichtet dort eingesetzt, wo sie benötigt und geschätzt werden. Auch die Stärken<br />
und Schwächen von Berufsanfängern und -anfängerinnen werden <strong>im</strong> Personaleinsatz berücksichtigt, indem<br />
die Zusammenarbeit zwischen Arbeitskräften aller Altersgruppen aktiv gefördert wird.<br />
Oft wird dieses Konzept aber „naturwüchsig“ und nicht als bewusst geplante Personalarbeit umgesetzt. Heute<br />
heißt es, daraus bewusste und zielgerichtete Langfriststrategien zu entwickeln.<br />
In anderen Betrieben wiederum sind keine oder kaum Erfahrungen mit über 55-Jährigen vorhanden. Altersteilzeitprogramme<br />
werden seit Jahren voll ausgeschöpft. Unter Berücksichtigung des Auslaufens der Altersteilzeit<br />
009 wird hier eine Umstellung der gesamten Personalarbeit notwendig sein. Das gilt für die Personalgewinnung<br />
und den Personaleinsatz, für die Weiterbildung und die Gesundheitsförderung.<br />
Arbeitsfähigkeit<br />
Risiken einer sinkenden Leistungsfähigkeit <strong>im</strong> Alterungsprozess werden stark davon beeinflusst, welche Altersund<br />
Personengruppen bislang in betriebliche Strategien zur Erhaltung und Weiterentwicklung ihrer Arbeitsfähigkeit<br />
eingebunden und welche ausgegrenzt waren. Zu diesen Strategien zählen Maßnahmen zur Erhaltung<br />
der Leistungsfähigkeit (Weiterbildung, Laufbahngestaltung, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung)<br />
ebenso wie Maßnahmen zur Erhaltung der Leistungsbereitschaft (Führungsstil, soziales Kl<strong>im</strong>a, Motivation,<br />
abwechslungsreiche und anregende Tätigkeiten).<br />
Sind <strong>im</strong> Unternehmen in den vergangenen Jahren hier Versäumnisse zu verzeichnen, gilt es, diese möglichst<br />
rasch zu beheben, um eine leistungsstarke Gesamtbelegschaft zu erhalten.<br />
18<br />
Was können Unternehmen tun?
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
II. Altersstrukturanalyse und Einschätzung des<br />
betrieblichen Arbeitsfähigkeitsprofils<br />
Das folgende Kapitel stellt – zugeschnitten auf die Bedarfe und die Anforderungen in mittelständischen Betrieben<br />
– ein Instrumentarium vor, mit Hilfe dessen Unternehmen in sehr systematischer Form <strong>im</strong> Sinne einer<br />
Selbstanalyse einen Gesamtüberblick über die betriebliche Ausgangssituation hinsichtlich<br />
w ihrer Alters- und Personalstruktur und<br />
w der Folgen bzw. Effizienz ihrer bisher praktizierten Personalstrategien und -maßnahmen<br />
gewinnen können: die betrieblichen Analyse-Instrumente „Altersstrukturanalyse“ und „Arbeitsfähigkeitsprofil“.<br />
In einem weiteren Schritt stellt Ihnen die vorliegende Handlungshilfe in Kapitel III dann konkrete Maßnahmen<br />
und Strategien für eine alternsgerechte Personalpolitik vor.<br />
Das hier vorgestellte Instrumentarium wurde vom Autorenteam <strong>im</strong> Auftrag einer Reihe von Projekten<br />
entwickelt, die aus Mitteln der Bundesregierung und der Europäischen Union gefördert<br />
wurden. Das Instrumentarium wurde vom Autorenteam <strong>im</strong> Auftrag des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft und Arbeit u.a. in 5 Betrieben der Weser-Ems-Region erprobt und <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Projektes BRELAG mit mittelständischen Unternehmen unterschiedlicher Branchen in Bremerhaven<br />
und Bremen weiterentwickelt.<br />
Die drei Schritte des Gesamtverfahrens sind in der folgenden Grafik dargestellt:<br />
Konzept Altersstrukturanalyse und Personalentwicklung<br />
1. Der erste Schritt <strong>im</strong> Unternehmen: Die Altersstrukturanalyse<br />
Die Altersstrukturanalyse ist ein Frühwarnindikator, der Anhaltspunkte zur Planung des Personalbestandes, zur<br />
Steuerung von Personalzu- und -abgängen und für die Planung gegenwärtiger und zukünftiger Personalstrategien<br />
liefert. Sie kommt mit relativ wenigen Daten und Berechnungen aus.<br />
Die Altersstrukturanalyse umfasst drei Schritte:<br />
1. Darstellung der gesamtbetrieblichen Altersstruktur<br />
. Hochrechnung der Altersverteilung der Belegschaft auf 10 Jahre<br />
. Vergleichsbetrachtungen der betrieblichen Kernarbeitsgruppen (z.B. Konstruktion, Vertrieb etc.)<br />
In Abhängigkeit von der vorhandenen Altersstruktur (jugendzentriert, mittelalterzentriert, alterszentriert) ist<br />
dann auf einen Blick erkennbar, wo zukünftige personelle Lücken in Personalbestand und Personalstruktur<br />
und/oder wo Probleme der Arbeitsfähigkeit auftreten werden.<br />
Sie können Ihre Altersstrukturanalyse in einer oder – je nach Bedarf der Analysetiefe – in mehreren Excel-Tabellen<br />
vornehmen. Über den folgenden Link können Sie sich die Tabellen herunterladen:<br />
19
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
0<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Alterstrukturanalyse für den eigenen Betrieb selbst durchführen<br />
a Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ – CD-ROM des Netzwerks „Altersmanagement“<br />
zum Demografischen Wandel <strong>im</strong> Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative EQUAL: Zwei Excel-<br />
Tabellen, mit denen eine Altersstrukturanalyse des eigenen Betriebs übersichtlich und leicht<br />
durchgeführt werden kann.<br />
a Aus dem „Werkzeugkasten für eine demografieorientierte Personalarbeit“ des Bundesministeriums<br />
für Bildung und Forschung (BMBF): Hier finden Sie eine detaillierte Anleitung zur Durchführung<br />
einer Alterstrukturanalyse (Online mit zusätzlichen PDF-Dokumenten).<br />
In der Mehrzahl der Unternehmen werden die Ergebnisse der Altersstrukturanalyse – nahezu idealtypisch wie<br />
<strong>im</strong> folgenden Schaubild <strong>im</strong> hintersten Feld – zu einem hohen „Altersberg“ tendieren. Die Begriffe hierfür sind:<br />
altershomogen und alterszentriert.<br />
Altershomogene und altersheterogene Personalzusammensetzung<br />
Quelle: H. Buck u.a.: Demographischer Wandel in der Arbeitswelt. DEMOTRANS, Stuttgart 2002, S.55<br />
Vor allem in vielen großen deutschen Unternehmen ist der Altersaufbau heute zum Teil frappierend ähnlich<br />
strukturiert.<br />
Dieser „Altersberg“ hat Konsequenzen, die sich in einigen Punkten vorab best<strong>im</strong>men lassen: In fast allen Unternehmen<br />
wird in zehn Jahren mehr als die Hälfte der Beschäftigten das Alter von 5 Jahren überschritten<br />
haben. Dort, wo es vor allem auf körperliche Leistung ankommt und/oder wo z.B. Schichtarbeit den Arbeitsalltag<br />
kennzeichnet, wird der Leistungszenit der Beschäftigten überschritten sein. Dort ist mit einer großen<br />
Zahl sog. „Leistungsgewandelter“ zu rechnen.<br />
Angesichts dessen, dass die Rekrutierung jüngerer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen <strong>im</strong>mer schwieriger wird,<br />
wird es hier also notwendig, besondere Maßnahmen der Prävention und des Gesundheitsmanagements,<br />
der Motivation und Qualifikation zu ergreifen, um die hohe Anzahl älterer Beschäftigter bis zur Verrentung<br />
arbeitsfähig zu halten.<br />
Wenn in diesen Unternehmen dann die „Wellen“ der Altersabgänge bevorstehen, muss schlagartig sehr viel<br />
Wissen und Routine mit Hilfe weiterer gezielter Personalstrategien ersetzt werden.
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
2. Der zweite Schritt <strong>im</strong> Unternehmen: Das betriebliche<br />
Arbeitsfähigkeitsprofil<br />
Die Analyse des Arbeitsfähigkeitsprofils ist die kritische Bilanz der Leistungen des Betriebes in den Feldern Qualifikation,<br />
Motivation und Gesundheit der Beschäftigten. Diese Bilanz wird mit Hilfe von Leitfäden erstellt.<br />
Was ist mit Arbeitsfähigkeit und<br />
Was ist mit Arbeitsfähigkeitsprofil gemeint?<br />
Das Konzept der Arbeitsfähigkeit basiert auf Untersuchungen von Juhani Ilmarinen in Finnland. Arbeitsfähigkeit<br />
wird hier definiert als die Summe von Faktoren, die eine Person in einer best<strong>im</strong>mten Situation in die Lage<br />
versetzen, eine gestellte Aufgabe erfolgreich zu bewältigen. Dabei wird davon ausgegangen, dass Arbeitsfähigkeit<br />
nicht nur auf den Voraussetzungen des oder der Beschäftigten basiert. Es kommt ebenfalls auf die<br />
„Interaktion von Individuum und Arbeit“ an. Ilmarinen beschreibt sein Arbeitsfähigkeitskonzept als die „vier<br />
Stockwerke <strong>im</strong> Haus der Arbeitsfähigkeit“:<br />
Die vier Stockwerke der Arbeitsfähigkeit*<br />
Die „ Stockwerke“ der Arbeitsfähigkeit beschreiben also die subjektiven Faktoren eines oder einer Beschäftigten,<br />
die auf betriebliche Bedingungen treffen (objektive Faktoren wie Arbeitsbelastung, Qualifikationsanforderungen,<br />
Lohn- und Gehaltsgestaltung, Aufstiegsmöglichkeiten, Arbeitsorganisation und Arbeitsbedingungen).<br />
Subjektive und objektive Faktoren konstituieren die Arbeitsfähigkeit und stehen <strong>im</strong> Wechselspiel<br />
miteinander.<br />
Bei der Erstellung eines betrieblichen Arbeitsfähigkeitsprofils werden diese Faktoren kombiniert und gewichtet,<br />
um zu einer Einschätzung des Ist-Zustandes und zur Entwicklung von Maßnahmen zum Erhalt und zur<br />
Verbesserung der Arbeitsfähigkeit zu kommen. Sie können das Arbeitsfähigkeitsprofil Ihres Unternehmens<br />
mit Hilfe von Leitfragebögen vornehmen, die Sie <strong>im</strong> Anhang dieser Handlungshilfe finden. Sie können diese<br />
Tabellen auch herunterladen, um sie selbst bearbeiten zu können. Den Link dazu finden Sie hier:<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Arbeitfähigkeitsprofile erstellen, Arbeitsfähigkeit erhalten<br />
a Leitfragebögen für die Erstellung eines Arbeitsfähigkeitsprofils für das eigene Unternehmen:<br />
Bestandsaufnahme 1. der Qualifikation, . der Motivation und . der Gesundheit von<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern <strong>im</strong> Unternehmen (PDF-Dokument).<br />
a Ein Interview von Barbara Reuhl von der Arbeitnehmerkammer Bremen/Bremerhaven mit Professor<br />
Ilmarinen zum Thema „Die finnische Lösung: Alternde Belegschaften – die Arbeitsfähigkeit<br />
erhalten“ (Online-Dokument).<br />
* Vgl. Dr. Juhani Ilmarinen, Finnisches Institut für Arbeitsmedizin, Helsinki, Finnland: Vortrag auf der Nationalen<br />
Tagung für betriebliche Gesundheitsförderung, Universität Bern 005, „ 0+ – Gesundheit und<br />
Erfahrung als betriebliches Potenzial“<br />
1
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
3. Zwei Beispiele: Ergebnisse betrieblicher Altersstrukturanalysen<br />
und Arbeitsfähigkeitsprofile in zwei Unternehmen Bremerhavens*<br />
3.1 Altersstruktur und Arbeitsfähigkeitsprofil eines mittelständischen<br />
Unternehmens in der Lebensmittelbranche Bremerhavens<br />
Das Unternehmen hat rund 00 Beschäftigte, davon 50 <strong>im</strong> gewerblichen Bereich. Der Anteil an Leiharbeiterinnen<br />
und -arbeitern liegt bei etwa 10%. Die Qualifikationsanforderungen <strong>im</strong> gewerblichen Bereich umfassen<br />
schwerpunktmäßig einfache Anlerntätigkeiten. Der Gesamtüberblick zeigt eine mittelalterzentrierte Altersstruktur<br />
(Durchschnittsalter 0 Jahre).<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2007 nach Altersgruppen<br />
Dieses Unternehmen wird erst in ca. zehn Jahren das typische Altersprofil deutscher Betriebe spiegeln. Erst<br />
dann erreicht ein großer Teil der Beschäftigten das Alter von – 0 Jahren. Das heißt, weit über die Hälfte der<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wird voraussichtlich noch einige Jahre über die gewohnte gute physische<br />
Leistungsfähigkeit verfügen.<br />
Die Altersstrukturanalyse des Unternehmens zeigt hier also, dass mit relativ geringem Aufwand zu realisierende<br />
präventive Maßnahmen Altersprobleme über einen längeren Planungszeitraum ausschließen können.<br />
Damit kann dieses Unternehmen sich den „Luxus“ leisten, sich relativ ruhig und überlegt auf den <strong>demografischen</strong><br />
Wandel einzustellen.<br />
* Die Unternehmensdaten wurden anonymisiert.<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2017 nach Altersgruppen
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Hinter diesem Bild, das Einblick in e i n e n Unternehmensbereich gewährt, können sich allerdings ernsthafte<br />
Altersprobleme verbergen, wenn weitere Kernarbeitsbereiche mit höherer Qualifikationszusammensetzung<br />
(Forschung/Entwicklung, Instandhaltung, Vertrieb) einen gänzlich anderen Altersaufbau haben.<br />
Für eine abschließende Beurteilung ist diesem Unternehmen also zu empfehlen, eine detaillierte Untersuchung<br />
der Altersstruktur in den einzelnen Fachabteilungen vorzunehmen.<br />
Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Qualifikation<br />
Das Arbeitsfähigkeitsprofil des Unternehmens wurde in mehreren Arbeitskreissitzungen ermittelt.<br />
In einem ersten Schritt wurden die Qualifizierungsmaßnahmen auf den Prüfstand gestellt. Dabei wurden Stärken<br />
und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis in folgenden Bereichen reflektiert:<br />
w Verankerung von Qualifizierung <strong>im</strong> Unternehmen<br />
w Analyse von Bildungsbedarfen<br />
w Ausbildungsaktivitäten<br />
w Weiterbildungsaktivitäten<br />
w Wissenstransfer/Nachfolgemanagement<br />
Die Ergebnisse:<br />
Die Personalentwicklung soll in den Kernbereichen Forschung/Entwicklung und Instandhaltung zukünftig einen<br />
längeren Planungszeitraum ins Auge fassen. Wie in vielen Unternehmen sind Weiterbildung und Seminare<br />
bislang fast ausschließlich Führungskräften vorbehalten. Es soll gezielt der Angestelltenbereich einbezogen<br />
werden, so dass Anreize für vertikale und horizontale Laufbahngestaltungen geschaffen werden.<br />
Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:<br />
Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Qualifikation<br />
Qualifikation Ist Qualifikation Soll – To Do<br />
Qualifikation wird <strong>im</strong> Unternehmen als wichtiges<br />
Thema begriffen, es gibt aber keine stringente Weiterbildungsplanung<br />
für die Belegschaft<br />
Kein Budget für Fort- und Weiterbildung, aber Kostenstellen<br />
vorhanden<br />
Erstausbildung mit übergreifenden Zusatzqualifikationen<br />
wird als wichtige Aufgabe auch der eigenen<br />
Zukunftssicherung gesehen:<br />
Eigener Werksunterricht,<br />
Leistungsstarke Auszubildende werden übernommen<br />
Weiterbildung soll verstärkt werden und Perspektiven<br />
in den Schwerpunkten qualifizierter Tätigkeiten<br />
bieten<br />
Methodisches Instrumentarium: Mitarbeitergespräche,<br />
Befragungen<br />
Weiterbildung soll einem Feedback/Bildungscontrolling<br />
unterworfen werden<br />
Budgetierung<br />
Gezielte Weiterbildungsangebote für Auszubildende<br />
/ übernommene Auszubildende<br />
Wissenstransfer ausschließlich über Einarbeitung Strukturierung des Wissenstransfers
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Gesundheit<br />
In einem zweiten Schritt wurde die Haltung des Unternehmens zur Gesundheitsförderung und -prävention<br />
erörtert. Dabei wurden folgende Bereiche der Unternehmensstrategie und -praxis betrachtet:<br />
w Gesamtzuständigkeit <strong>im</strong> Unternehmen<br />
w Befragung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ihrem Gesundheitsstand<br />
und (zu Vorschlägen) zur Gesundheitsförderung<br />
w Maßnahmen der Gesundheitsförderung<br />
w Fehlzeitenstatistik<br />
w Aufgabenverteilung <strong>im</strong> Unternehmen<br />
w Umgang mit Gefährdungen<br />
w Arbeitsplatzanalysen<br />
w Gestaltungsspielräume für die Beschäftigten in der Arbeit<br />
w Umgang mit gesundheitlich beeinträchtigten Mitarbeitenden<br />
Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:<br />
Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Gesundheit<br />
Gesundheit Ist Gesundheit Soll – To Do<br />
Gesundheitliche Themen <strong>im</strong> Unternehmen sind<br />
Krankenstand und gesundheitsförderliche Maßnahmen<br />
Umfassende Gesundheitsförderung, Maßnahmen<br />
nicht nur verhaltensorientiert, sondern auch verhältnisorientiert<br />
ausgestalten<br />
Werkarztstation, Sprechstunden <strong>im</strong> Unternehmen Befragungen zur Gesundheit fehlen, setzen allerdings<br />
die Entscheidung für ein Gesundheitsmanagement<br />
voraus<br />
Motivationsanreize zur Verhaltensprävention vorhanden<br />
(Essgutscheine, Zuschüsse für Schw<strong>im</strong>mbad,<br />
Fitnessstudio)<br />
Dadurch, dass viele Arbeitsplätze in der Produktion<br />
geringe Qualifikationen erfordern, sehr kurze<br />
Einarbeitungszeiten haben und Arbeitsabläufe eng<br />
vorgegeben (Taktung) sind, ist der Gestaltungsraum<br />
in der Arbeit min<strong>im</strong>al<br />
Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Motivation<br />
Gesundheit als Führungsaufgabe einrichten:<br />
Integratives Gesamtkonzept „Gesund in Rente in<br />
der Fischverarbeitung“ mit längerer Laufzeit: soll<br />
Einzelmaßnahmen bündeln<br />
Einführung von Rotation<br />
In einem dritten Schritt wurden die Führungskultur des Unternehmens und Maßnahmen der Mitarbeitermotivation<br />
auf den Prüfstand gestellt.<br />
Die Ergebnisse:<br />
Erfolgreiche Maßnahmen zur Motivation werden vor allem in den Feldern Qualifizierung und Gesundheitsmaßnahmen<br />
/ gesunde Arbeitsbedingungen verortet. Sie sollen flankiert werden durch gute Führung, gutes<br />
Arbeitskl<strong>im</strong>a, positive Mitarbeitergespräche („nicht nur Kritikgespräche“).<br />
Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Motivation<br />
Motivation Ist Motivation Soll – To Do<br />
Traditionsbetrieb, kein Motivationsprogramm Herausfinden, was Mitarbeitende motiviert/<br />
demotiviert<br />
Ausdruck der Wertschätzung bislang: Weihnachtsfeiern,<br />
Betriebsfeste, Sportveranstaltungen. Identifikation<br />
der Belegschaft über Produkte und Region gut<br />
Bislang keine Probleme der Gewinnung von Auszubildenden<br />
und Mitarbeitenden, geringe Fluktuation<br />
Einführung gezielter Mitarbeitergespräche<br />
Laufbahngestaltung beschränkt auf Führungskräfte,<br />
Gestaltungsspielräume der Mitarbeitenden<br />
in der Linie verstärken<br />
Regionales Image des Unternehmens positiv Öffentlichkeitsarbeit als regionaler Arbeitgeber<br />
verstärken<br />
Verhältnis Alt–Jung ist konfliktlos Gezielte Rotation und Kooperation Alt–Jung<br />
3.2 Altersstruktur und Arbeitsfähigkeitsprofil eines mittelständischen Unternehmens<br />
in der Logistik-Branche Bremerhavens<br />
Das Unternehmen hat rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 7<br />
Jahren, 80% der Beschäftigten sind <strong>im</strong> gewerblichen Bereich tätig. Hier spielen Erfahrung und Geschick eine<br />
wichtige Rolle.<br />
Die Altersstrukturanalyse konzentrierte sich auf die handwerklichen Bereiche, auf die voraussichtlich die größten<br />
Belastungen mit dem <strong>demografischen</strong> Wandel zukommen werden.<br />
Alterstruktur <strong>im</strong> Jahr 2007<br />
Die Mehrzahl der in Handwerksberufen beschäftigten 00 Mitarbeiter sind über 50 Jahre alt. Die Altersstruktur<br />
ist damit eindeutig altershomogen und alterszentriert. Allein rund 9% sind hier 59 bzw. 0 Jahre alt.<br />
Das Unternehmen weist damit das für Deutschland typische Altersprofil aus. Weit über die Hälfte der Beschäftigten<br />
hat wahrscheinlich den Zenit der physischen Leistungsfähigkeit überschritten.<br />
Die Verschiebung der Altersstruktur um zehn Jahre zeigt <strong>im</strong> Bereich der heute 50–57-Jährigen eine eindeutige<br />
Kumulation von Altersabgangsproblemen. Wenn diese Beschäftigten in einigen Jahren etwa zeitgleich das Un-<br />
5
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
ternehmen verlassen werden, geht auf einen Schlag entscheidendes Know-how verloren. Um Betriebsabläufe<br />
zu sichern, wird das Unternehmen <strong>im</strong> Sinne einer vorausschauenden Personalentwicklung frühzeitig reagieren<br />
müssen.<br />
Alterstruktur <strong>im</strong> Jahr 2017<br />
Die „Stafettenübergabe“ ist hier also ein wichtiges Thema. Ebenso eine nicht nur vertikale Laufbahngestaltung,<br />
sondern die Eröffnung einer horizontalen Chancenentwicklung für die Beschäftigten <strong>im</strong> Interesse der<br />
Nachwuchsgewinnung, -bindung und -qualifizierung.<br />
Gesundheit sollte <strong>im</strong> Unternehmen nicht nur als verhaltensorientiertes Ziel betrachtet werden, sondern angesichts<br />
der Altersstruktur als verhältnisorientierte unternehmerische Aufgabe.<br />
Bei der hohen Zahl älterer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist es überdies empfehlenswert, <strong>im</strong> Dialog (individuelle)<br />
Perspektiven für das Älterwerden in der Arbeit zu entwickeln.<br />
Auch diesem Unternehmen wird empfohlen, die Altersstrukturanalyse für einzelne Berufs- und Tätigkeitsgruppen<br />
detailliert vorzunehmen: Von den jeweiligen Qualifikationen und Altershäufungen (u.a.) hängen nicht nur<br />
Vereinbarungen über zeitlich versetzte Altersabgänge ab, sondern auch die Qualität vorlaufend zu planender<br />
Einarbeitungen neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />
Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Qualifikation<br />
Auch in diesem Unternehmen wurde das Arbeitsfähigkeitsprofil in mehreren Arbeitskreissitzungen ermittelt.<br />
In einem ersten Schritt wurden die Qualifizierungsmaßnahmen des Unternehmens auf den Prüfstand gestellt.<br />
Dabei wurden Stärken und Schwächen der jeweiligen Unternehmensstrategie und -praxis in den folgenden<br />
Bereichen reflektiert:<br />
w Wissenstransfer/Nachfolgemanagement<br />
w Analyse von Bildungsbedarfen<br />
w Verankerung von Qualifizierung <strong>im</strong> Unternehmen<br />
w Ausbildungsaktivitäten
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:<br />
Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Qualifikation<br />
Qualifikation Ist Qualifikation Soll – To Do<br />
Wissenstransfer bleibt Zufall überlassen, keine<br />
Abgangsgespräche<br />
Ausbildung (über eigenen Bedarf) wird vor allem<br />
aus gesellschaftlicher Verantwortung wahrgenommen<br />
„Fachliche“ Qualifizierung hat hohen Wert <strong>im</strong><br />
Unternehmen<br />
Nachfolge, Wissenstransfer als Abteilungsregelung<br />
Beraterverträge mit ausscheidenden Mitarbeitern<br />
und Mitarbeiterinnen in Schlüsselpositionen<br />
Ausbildung wird (noch) nicht als Potenzial für eigene<br />
Zukunft gesehen<br />
Sog. soft skills haben – entgegen ihres Bedarfs an<br />
den Arbeitsplätzen vor allem in de handwerklichen<br />
Bereichen – einen „schweren Stand“<br />
Durchführung von Bedarfserhebungen<br />
Budget für Weiberbildung existiert Bedeutung und Kontinuität der Weiterbildung<br />
hängt noch von der Gewichtung durch die jeweilige<br />
Führungskraft ab<br />
Notwendigkeit von Bedarfsanalysen wird von der<br />
Führung gesehen<br />
Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Gesundheit<br />
Zukünftige systematische Personalentwicklung <strong>im</strong><br />
Unternehmen<br />
Umsetzung lerngruppenspezifischer Maßnahmen<br />
Maßnahme-Evaluation<br />
Stringente Verfolgung von Bedarfserhebungen<br />
Führung selbst sollte Thema werden<br />
In einem zweiten Schritt wurde die Haltung des Unternehmens zur Gesundheitsförderung und -prävention<br />
erörtert. Dabei wurden folgende Bereiche der Unternehmensstrategie und -praxis betrachtet:<br />
w Gesamtzuständigkeit <strong>im</strong> Unternehmen<br />
w Befragung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen über Gesundheitsstand und (Vorschläge zur)<br />
Gesundheitsförderung<br />
w Maßnahmen der Gesundheitsförderung<br />
w Fehlzeitenstatistik<br />
w Aufgabenverteilung <strong>im</strong> Unternehmen<br />
w Umgang mit Gefährdungen<br />
w Arbeitsplatzanalysen<br />
w Gestaltungsspielräume für MA in der Arbeit<br />
w Umgang mit gesundheitlich beeinträchtigten MA<br />
Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:<br />
7
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Gesundheit<br />
Gesundheit Ist Gesundheit Soll – To Do<br />
Gesundheit wird als wichtiges Thema <strong>im</strong><br />
Unternehmen gesehen<br />
Vorhandene „Arbeitsgruppe Gesundheit“<br />
n<strong>im</strong>mt sich vor allem des verhaltensorientierten<br />
Angebots an (Sucht, Bewegung/<br />
Rückenschule, Konflikte…)<br />
Arbeitsplatzgestaltung unterliegt dem<br />
Regelwerk von Arbeitssicherheit gemäß<br />
Berufsgenossenschaften<br />
Arbeitsinhalte, Abfolge der Arbeitsschritte<br />
mit geringem Gestaltungsspielraum für<br />
Mitarbeitende z.T. von Führungskraft<br />
abhängig<br />
Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Motivation<br />
8<br />
Systematische Maßnahmen zur Prävention/Gesundheitsförderung,<br />
Maßnahmen sind nur verhaltensorientiert, verhältnisorientierte<br />
Maßnahmen sind zu entwickeln<br />
Arbeitsplätze sollen unter dem Blickwinkel längerfristiger<br />
Auswirkungen auf die Gesundheit <strong>im</strong> Sinne der Ermöglichung<br />
des Alterns in der Arbeit analysiert werden. Befragungen<br />
zunächst mit 50+, dann schrittweise für die jüngeren<br />
Jahrgänge (gesunde ältere Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen befragen:<br />
Was hält sie gesund/hat sie gesund gehalten?). KVP<br />
mit ergonomisch-gesundheitlichen Maßnahmen koppeln<br />
Gesundheit soll eine Führungsaufgabe werden<br />
Erfolgreiche Maßnahmen hinsichtlich Führung und Mitarbeitermotivation werden vor allem auf den Feldern<br />
gelebter Führung, Laufbahngestaltung und Erweiterung von Gestaltungsspielräumen gesehen.<br />
Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:<br />
Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Motivation<br />
Motivation Ist Motivation Soll – To Do<br />
Voraussetzungen für Motivation als Beurteilungsgrundlage:<br />
Verankerung des Unternehmens in der<br />
Region und (bisherige) Arbeitsplatzsicherheit<br />
Führung(sgrundsätze) entwickeln<br />
Gute Außendarstellung / Image Imagewerbung verstärken (Führungsgrundsätze,<br />
Mitarbeiter-Wertschätzung…)<br />
Unternehmen leistet Wertschätzung durch Ehrungen<br />
usw., Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />
in Arbeit.<br />
Verhältnis Alt/Jung konfliktfrei, Leitfaden zur Konfliktberatung<br />
vorhanden<br />
Laufbahngestaltung für alle entwickeln, gezielte<br />
Rotation und Kooperation Alt/Jung<br />
Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als Experten in<br />
eigener Sache begreifen, Mitarbeitergespräche<br />
bezogen auf Wissens-/Erfahrungstransfer<br />
Teamarbeit bislang eingeschränkt Teamarbeit, ganzheitliche Aufgabenstellungen<br />
entwickeln: Disposition, Freiheitsspielräume bei<br />
Arbeitsgestaltung
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
4. Wie setzen Sie Altersstrukturanalysen und Analysen zum betrieblichen<br />
Arbeitsfähigkeitsprofil in Ihrem Unternehmen um?<br />
– Anleitung für die Praxis –<br />
Die Altersstrukturanalysen für Ihr Unternehmen können Sie selbstständig durchführen, indem Sie die entsprechenden<br />
Dateien erstellen und Hochrechnungen anstellen. Vorbereitete Berechnungstabellen hierfür finden<br />
Sie <strong>im</strong> Anhang und in den Tools auf Seite 0.<br />
Für die Analyse des betrieblichen Arbeitsfähigkeitsprofils aber empfiehlt es sich, sie <strong>im</strong> Rahmen betriebsinterner<br />
Workshops oder in (moderierten) Arbeitskreisen mehrerer Unternehmen vorzunehmen. Dafür stehen<br />
drei Leitfragebögen „Qualifikation“, „Gesundheit“, „Motivation“ bereit, die die Grundlage der Profilerstellung<br />
bilden. Sie fragen in einer offenen und kritischen Bilanz die Leistungen des Unternehmens in den drei Handlungsfeldern<br />
ab. Sie erheben den Ist-Stand ebenso wie mögliche Veränderungen (Soll-Stand) <strong>im</strong> Unternehmen.<br />
Dabei fragen sie die tatsächlichen Gegebenheiten <strong>im</strong> Betrieb ab – nicht die subjektiven Empfindungen<br />
der Beschäftigten (die z.B. durch Befragungen ermittelt werden können). Sie finden die Leitfragebögen mit<br />
einer Arbeitsanleitung ebenfalls <strong>im</strong> Anhang.<br />
Diese abgefragten Gegebenheiten und Voraussetzungen müssen nicht mit den subjektiven Befunden der Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter zusammenfallen – und auch nicht in jedem Falle mit Ihren subjektiven Einschätzungen.<br />
Sie sind dennoch der Maßstab für eine nüchterne Einschätzung aller Faktoren. Deshalb ist es wichtig,<br />
dass nicht eine einzelne Person die Beurteilung allein vorn<strong>im</strong>mt. Die Fragen sollten mit Personalleiterinnen<br />
und -leitern, Meistern, Vorarbeitern und anderen Fachkräften besprochen werden, damit ein umfassendes<br />
Bild entstehen kann. Entscheidend ist dabei nicht nur die Bewertungsnote, sondern die jeweils beurteilten<br />
Handlungen und Maßnahmen und die mögliche Verbesserungstendenz.<br />
Diskutieren Sie Ihre Einschätzung Punkt für Punkt, begründen Sie sie und überdenken Sie sie ggfs., bevor Sie<br />
Ergebnisse in die Fragebögen eintragen!<br />
Die Workshops oder Arbeitskreise, <strong>im</strong> Rahmen derer Sie dann die ausgefüllten Fragebögen diskutieren und<br />
bearbeiten, folgen dem Prinzip des „Coachings durch Reflexion“ („Abteilung coacht Abteilung“ oder „Betrieb<br />
coacht Betrieb“). Die Diskussion der Ergebnisse, der Erfahrungsaustausch und praktische Vorschläge geben<br />
Denkanstöße. Werden zwischenbetriebliche Arbeitskreise genutzt, wird das Arbeitsfähigkeitsprofil dabei zu<br />
einem Benchmarking-Instrument.<br />
Folgende Punkte sollten bei der Durchführung von Arbeitskreisen und Workshops grundsätzlich beachtet<br />
werden:<br />
w Die Analyse und Diskussion – auch die Diskussion von Verbesserungsmöglichkeiten – erfolgt <strong>im</strong>mer<br />
durch kollegialen Austausch der betrieblichen Fachleute betriebsintern bzw. betriebsübergreifend mit<br />
versierten Personen aus anderen Unternehmen.<br />
w Aufgabenstellung, Diskussionsführung und Ergebnispräsentation sollten von einem Moderator oder<br />
einer Moderatorin angeleitet werden.<br />
w Jede Abteilung bzw. jedes Unternehmen erarbeitet <strong>im</strong> Arbeitskreis oder Workshop ein spezielles Konzept.<br />
w Voraussetzung für alle Schritte ist <strong>im</strong>mer die verantwortliche Einbindung der Geschäftsführung.<br />
w Erarbeitete Vorschläge können bereits parallel zu den Arbeitskreisen und Workshops schrittweise<br />
angegangen bzw. umgesetzt werden.<br />
w Über die Arbeit am Arbeitsfähigkeitsprofil sollte unternehmensintern breit informiert werden. Resultate<br />
und geplante Maßnahmen sollten für den betrieblichen Imagegewinn auch <strong>im</strong> Rahmen einer<br />
gezielten Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden (lokale Presse, Fachzeitschriften, Verbände und Kammern,<br />
Internetauftritt u.a.m.)<br />
9
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
0<br />
BRELAG<br />
Den Moderatoren und Moderatorinnen Ihres Arbeitskreises oder Workshops wird sehr wohl bewusst<br />
sein, wie wenig Zeit <strong>im</strong> Unternehmen vorhanden ist, um eine personalpolitische Bilanz zu<br />
ziehen. Deshalb wurden die Fragebögen entwickelt und der kommunikative Zwang vorgegeben,<br />
in Arbeitskreisen oder Workshops eigene Einschätzungen fundiert vorzutragen.<br />
Wir wissen aus den Abschlussbesprechungen der zahlreichen Arbeitskreise, wie positiv dieser<br />
„Zwang“ von Personalverantwortlichen und Geschäftsleitungen am Ende beurteilt wurde, auch<br />
wenn sie – nach eigenen Aussagen – bei der Vorbereitung am Schreibtisch manches Mal geflucht<br />
haben.<br />
Die Arbeitskreise und Workshops enden mit betriebs- und/oder abteilungsbezogenen Schlussbilanzen, die in<br />
Vorlagen für die Geschäftsführung erfasst werden.
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
III. Entwicklungsperspektiven <strong>im</strong> Unternehmen –<br />
Handlungslinien <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
1. „Die Vorgesetzten müssen überzeugen“ – Motivieren,<br />
Unternehmens- und Führungskultur ausbauen<br />
Betrachtet man die zentralen Handlungsfelder der Personalentwicklung für die Sicherung künftiger Marktanteile<br />
bei gleichzeitiger Bewältigung des <strong>demografischen</strong> Wandels, lassen sich die wichtigen Gestaltungsfelder<br />
und Maßnahmen <strong>im</strong> Überblick wie in der folgenden Tabelle zusammenfassen:<br />
Qualifizierung Gesundheit<br />
w Augenmerk auf Auswahl nach<br />
Altersgruppen<br />
w Altersbegrenzung für betriebliche<br />
Fort- und Weiterbildung aufheben<br />
w Berücksichtigung von Lernerfahrungen<br />
w „Sanfte“ Verpflichtung aller zum<br />
Lernen<br />
w Lernen mit Laufbahngestaltung<br />
verbinden<br />
w Lernen als ständige Notwendigkeit<br />
<strong>im</strong> betrieblichen Ablauf<br />
verankern (Betriebskultur)<br />
w Systematisch altersgemischte<br />
Gruppen bilden (Lerntandems /<br />
Partnerschaft Alt/Jung)<br />
w Wissenstransfer an Schnitt- und<br />
Kernpunkten angehen<br />
w Moderationsfähigkeit unter<br />
Beschäftigten für Weiterbildung,<br />
KVP usw. entwickeln<br />
w Rekrutierungsstrategie und<br />
Adressatenzuschnitt verändern<br />
w gezielte Besuche von Schulen,<br />
Messen usw. anbieten<br />
w Alternsgerechte Qualifizierungsmaßnahmen<br />
einführen<br />
Führung(sverhalten):<br />
w Bereitschaft zur Kooperation<br />
w Fähigkeit zur indiv. Arbeitsplanung<br />
w Verhaltensorientierte Maßnahmen<br />
<strong>im</strong> Unternehmen systematisieren<br />
und anbieten<br />
Bemerkung: Erwarten Sie nicht gleich<br />
eine hohe Beteiligung, bedenken Sie<br />
auch den psychologischen Effekt:<br />
„Unser Betrieb tut etwas für uns…“<br />
w Verhältnisorientierte Maßnahmen<br />
in kleinen Schritten mit/aus<br />
Gesundheitszirkel starten bzw.<br />
erweitern<br />
Bemerkung: Kostenersparnis zeigt sich<br />
erst nach 1-3 Jahren<br />
w KVP mit ergonomisch-gesundheitlichen<br />
Maßnahmen koppeln<br />
w Abteilungsdenken zwischen Personalabteilung/Arbeitssicherheit<br />
überwinden<br />
w Befragungen 50+ in kleinen<br />
Schritten als Erfolg für Beschäftigte<br />
realisieren<br />
w Kooperation mit Krankenkassen<br />
und Berufsgenossenschaften<br />
w Betriebliche Arbeitsplätze nach<br />
Schwere- und Lerngrad („Landkarte“<br />
des Betriebes) beurteilen,<br />
Qualifizierung/Rotation ableiten<br />
w Gesunde ältere Beschäftigte befragen:<br />
Was hält sie gesund bzw.<br />
hat sie gesund gehalten?<br />
w Schlussfolgerungen für betriebliche<br />
Praxis ableiten<br />
w Aufbau eines betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements<br />
Führung(sverhalten):<br />
w Bereitschaft zur Kommunikation<br />
w Gesundheit als Führungsaufgabe<br />
Motivation,<br />
Arbeitsgestaltung,<br />
Betriebsbindungsstrategien<br />
w Einstellungswandel gegenüber<br />
dem Alter<br />
w Gleitende Übergänge in Rente<br />
schaffen<br />
w Beschäftigte als Experten/Expertinnen<br />
in eigener Sache begreifen<br />
w Schranken von Fehlzeiten- und<br />
Beurteilungsgesprächen verstehen<br />
w Mitarbeitergespräche ausbauen<br />
w Neue horizontale Laufbahnen <strong>im</strong><br />
Unternehmen planen<br />
w Wertigkeit von Stellen neben<br />
„Bezahlung“ schaffen<br />
w Gratifikationen für verdiente Beschäftigte<br />
schaffen/beibehalten<br />
(Betriebstreue)<br />
w Gute Beschäftigte finden und<br />
binden<br />
w Vertikale Laufbahnen durchdenken<br />
/ neu auslegen<br />
w Flexibilität/Planungsräume in<br />
Arbeit erhöhen<br />
w Arbeitsorganisation verbessern,<br />
Pausen neu durchdenken<br />
w Arbeitszeit neu durchdenken,<br />
work-life-balance<br />
w Maßnahmen altersspezifisch und<br />
-unabhängig ergreifen<br />
Führung(sverhalten):<br />
w Was ist gute Führung?<br />
w Positive Einstellung gegenüber<br />
Älteren<br />
1
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Die Umsetzung entsprechender Maßnahmen ist dabei generell an eine zentrale Voraussetzung gebunden: Die<br />
Gestaltung einer mitarbeiterzentrierten Führungskultur.<br />
Wenn Geschäftsführung und Personalabteilung sich die Fragen stellen,<br />
w wie eine mitarbeiterzentrierte Führungskultur aussehen kann,<br />
w was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigentlich an das Unternehmen bindet<br />
w oder wie die Beschäftigten das Unternehmen sehen und beurteilen<br />
finden sie wichtige Antworten in der Studie „Was ist gute Arbeit? Anforderungen an gute Arbeit aus der Sicht<br />
von Arbeitnehmer/innen“*:<br />
Nach den Ergebnissen der Studie kommt aus Sicht der Beschäftigten der „Führungsqualität der Vorgesetzten“<br />
entscheidende Bedeutung für die Qualität ihrer Arbeit zu: Unter den 0 für die Beschäftigten wichtigsten<br />
Aspekten guter Arbeit, finden sich allein 5 aus der Kategorie „Führungsqualität“ (Angabe in Prozent der Befragten):<br />
w Vorgesetzte sorgen für gute Arbeitsplanung ( %)<br />
w Vorgesetzte vermitteln Anerkennung/Kritik ( %)<br />
w Vorgesetzte kümmern sich um fachliche/beruflliche Entwicklung ( %)<br />
w Vorgesetzte haben Verständnis für individuelle Probleme ( %)<br />
w Vorgesetzte unterstützen bei der Arbeit ( 0%)<br />
Auch die über einen Zeitraum von 10 Jahren durchgeführten Studien des finnischen Arbeitsmediziners Juhani<br />
Ilmarinen belegen ganz eindeutig, dass umsichtige und wertschätzende Führung für die Verbleibsdauer vor<br />
allem Älterer in der Arbeit und für den Erhalt ihrer Arbeitsfähigkeit eine ebenso signifikante Rolle spielt wie<br />
beispielsweise das Gewähren von Gestaltungsspielräumen in der Arbeit.<br />
Nicht das Gehalt allein ist entscheidend<br />
„Die meisten Personalentscheider halten ein wettbewerbsfähiges Gehalt für den wichtigsten Treiber<br />
zur Mitarbeiterbindung. Für Deutschlands Arbeitnehmer dagegen ist die Höhe der Vergütung gar nicht<br />
so entscheidend: den stärksten Einfluss auf ihre Bindung ans Unternehmen hat … die ausreichende<br />
Entscheidungsfreiheit <strong>im</strong> Beruf, gefolgt von Vorgesetzten, die für die Arbeit begeistern können.“<br />
FAZ, 19.0 . 00<br />
Allerdings sieht über ein Drittel der Befragten ( %) große Defizite gerade <strong>im</strong> Führungsverhalten ihrer Vorgesetzten<br />
und dringenden Handlungsbedarf für die Unternehmen!<br />
w Fast die Hälfte ( 8%) der Befragten gibt an, nicht genügend soziale Unterstützung durch Vorgesetzte<br />
zu erhalten. Trotz einer allgemein hohen Arbeitsmotivation fühlen sich viele der Befragten ihrem<br />
Unternehmen nicht oder nur selten verbunden.<br />
w % fühlen sich hinsichtlich ihrer fachlichen und beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten unterfordert.<br />
w 1% der Befragten sagen aus, dass sie nie oder selten eine Anerkennung für ihre Arbeit bekämen.<br />
Weitere zentrale Themen für die Beschäftigten sind dann Einkommen und Beschäftigungssicherheit: Auch hier<br />
sehen % der Befragten einen großen Handlungsbedarf.<br />
* Tatjana Fuchs: Was ist gute Arbeit? Anforderungen an gute Arbeit aus der Sicht von Arbeitnehmer/innen.<br />
Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) Berlin, Dortmund, Dresden 00 .<br />
Die repräsentative Umfrage „Was ist gute Arbeit?“ wurde von INQA 00 beauftragt, durchgeführt vom<br />
Internationalen Institut für empirische Sozialökonomie (INIFES) und dem Forschungsteam Internationaler<br />
Arbeitsmarkt und TNS-Infratest Sozialforschung. Ziel der Untersuchung war es, aus der Sicht von Beschäftigten<br />
Ansatzpunkte für eine verbesserte Arbeitsgestaltung zu ermitteln. Es wurden 7. zufällig<br />
ausgewählte abhängig und selbstständig Beschäftigte aufgefordert, ihre derzeitigen Arbeitsbedingungen<br />
zu beschreiben und zu bewerten sowie ihre Anforderungen an „gute Arbeit“ zu benennen. Über 70% der<br />
Befragten waren dieser Aufforderung gefolgt und haben den 1 -seitigen Fragebogen ausgefüllt. Erste<br />
Ergebnisse der Studie wurden vom Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, am 19.<br />
Mai 005 in Berlin vorgestellt.
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
N<strong>im</strong>mt man alle Ergebnisse der umfangreichen Untersuchung zusammen, dann können derzeit nur etwa 7%<br />
der Arbeitsplätze der abhängig beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland positiv<br />
bewertet werden. 1 % sind „gut“, weitere 5% haben <strong>im</strong>merhin eine gute Grundlage, die man durch entsprechende<br />
Veränderungen ausbauen kann.<br />
Das folgende Schaubild stellt die Wirkungen „guter“ und „belastender, ressourcenarmer“ Arbeit auf die Haltung<br />
der Beschäftigten gegenüber:<br />
Verbundenheit<br />
Positive und negative Arbeitsemotionen unter Berücksichtigung der Arbeitsqualität<br />
Stolz<br />
Anerkennung<br />
Begeisterung<br />
Freude<br />
Verbundenheit<br />
Stolz<br />
Anerkennung<br />
Begeisterung<br />
Freude<br />
77%<br />
88%<br />
67%<br />
81%<br />
88%<br />
Nie/Selten Oft/Immer<br />
Arbeitsqualität: Typ 1 „Gute Arbeit“<br />
Flaues<br />
Zukunftsgefühl<br />
Frustation<br />
Erholungsschwierigkeit<br />
Ausgebrannt<br />
Flaues<br />
Zukunftsgefühl<br />
Frustation<br />
Erholungsschwierigkeit<br />
Ausgebrannt<br />
5%<br />
14%<br />
17%<br />
14%<br />
Nie/Selten Oft/Immer<br />
Arbeitsqualität: Typ 5 „Belastende, ressourcenarme Arbeit“<br />
51%<br />
27%<br />
27%<br />
36%<br />
Nie/Selten Oft/Immer<br />
15%<br />
Quelle: Tatjana Fuchs, INIFES Berlin, Dortmund, Dresden 2006, INQA<br />
62%<br />
57%<br />
56%<br />
69%<br />
Nie/Selten Oft/Immer<br />
Die Wirkungen sind erheblich: Je höher die angegebenen Indikatoren für „gute“ Arbeit sind, desto geringer<br />
sind psychischer und physischer Verschleiß und desto höher sind Arbeitslust und Betriebsverbundenheit.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Wie beurteilen die Beschäftigten in Deutschland, was sie sich von „Guter Arbeit“ erwarten?<br />
a INQA (Initiative Neue Qualität der Arbeit) ist eine Gemeinschaftsinitiative aus Bund, Ländern,<br />
Sozialpartnern, Sozialversicherungsträgern, Stiftungen und Unternehmen mit dem Ziel, gesunde<br />
und gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen zu schaffen und dabei die Interessen der<br />
Beschäftigten mit den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen zu verbinden. In diesem<br />
Rahmen entsteht der Report „DGB-Index Gute Arbeit“, in dem die Ergebnisse repräsentativer<br />
Befragungen zur Qualität der Arbeitsgestaltung regelmäßig veröffentlicht werden (PDF-Dokument).
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
In der sich hier zeigenden hohen Bedeutung von Führungsqualität liegen in den meisten<br />
Unternehmen bislang zu wenig genutzte Ressourcen der Personalentwicklung, in<br />
die zu investieren sich lohnt.<br />
Deshalb sollten Personalverantwortliche und Führungskräfte Möglichkeiten der Motivation<br />
und Anerkennung, der Förderung und Stärkung von Eigenverantwortlichkeit,<br />
von Gestaltungsspielräumen, Qualifizierung und Gesundheitsmaßnahmen, von Teamarbeit<br />
und anderen Faktoren „guter Arbeit“ für die Personalentwicklung <strong>im</strong> Unternehmen<br />
gezielter nutzen.<br />
Führung entscheidet über das Wohlbefinden in der Arbeit,<br />
über Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit ebenso<br />
wie über Krankheitshäufigkeit und -dauer.<br />
In den folgenden Kapiteln werden zwei wichtige Eckpfeiler einer mitarbeiterorientierten Führungskultur vorgestellt:<br />
die Mitarbeiterbefragung und das Mitarbeitergespräch.<br />
Darauf aufbauend stellen wir ausgewählte Maßnahmen einer altersorientierten Personalentwicklung vor.<br />
Dabei stellen wir Maßnahmen und Beispiele guter Praxis aus Unternehmen in den Mittelpunkt, die<br />
gezielt die Personalentwicklung für Ältere thematisieren:<br />
Weil die Anforderungen der Arbeitswelt zunehmend von <strong>im</strong> Durchschnitt älteren Belegschaften bewältigt<br />
werden müssen, heißt der „Paradigmenwechsel“ in der betrieblichen Personalpolitik: Von der bisherigen Jugendzentrierung<br />
hin zu einer Förderung der Beschäftigung älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Personalpolitik<br />
mit dieser Zielgruppe ist neu. Es müssen neue Strategien entwickelt werden, die an der Stärkung<br />
ihrer Beschäftigungsfähigkeit („employability“) ansetzen. Bezugspunkte sind dabei Motivationserhalt, Qualifikationssicherung,<br />
Gesundheitsschutz und die Gestaltung von Arbeitsbedingungen und –belastungen.<br />
Sie finden in der folgenden Werkzeugsammlung zahlreiche Anregungen, Umsetzungshilfen und good-practice-Beispiele<br />
aus Unternehmen zu allen personalpolitischen Handlungsfeldern <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> Wandel.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Werkzeuge für die betriebliche Personalarbeit<br />
a Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat in einer Handreichung „Werkzeuge“<br />
für die betriebliche Personalarbeit unter dem Titel „Demografischer Wandel – (k)ein Problem“<br />
zusammengestellt (PDF-Dokument). Die Werkzeuge sind das Ergebnis dreier vom BMBF geförderter<br />
Vorhaben <strong>im</strong> Rahmen der Demografie-Initiative der Bundesregierung unter Federführung des<br />
Verbandes Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA), des Zentralverbandes Elektrotechnik-<br />
und Elektronikindustrie (ZVEI) sowie des Zentralverbandes Sanitär Heizung Kl<strong>im</strong>a (ZVSHK).<br />
a Die Werkzeuge stehen auch online als „Werkzeugkasten für eine demografieorientierte<br />
Personalarbeit“ bereit.<br />
a Die Bertelsmann-Stiftung hat zusammen mit der Bundesvereinigung der Deutschen<br />
Arbeitgeberverbände eine Untersuchung veröffentlicht mit dem Titel: „Erfolgreich mit älteren<br />
Arbeitnehmern – Strategien und Beispiele für die betriebliche Praxis“ (PDF-Dokument).<br />
a Die Zentralstelle für die Weiterbildung <strong>im</strong> Handwerk hat unter dem Titel „Good Practice<br />
Studie“ eine Broschüre speziell für das Handwerk veröffentlicht, in der verschiedene<br />
Personalentwicklungsinstrumente für KMU zuammen mit Beispielen „Guter Praxis“ vorgestellt<br />
werden. (PDF-Dokument).<br />
a Im Rahmen des Projektes „Ältere Arbeitnehmer in Baden-Württemberg: Fakten und Empfehlungen<br />
für Unternehmer, Bildungsträger und Beschäftigte“ (Prof. Dr. Schmid, Uni Tübingen) wurden<br />
online Beispiele guter Praxis zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer<br />
zusammengestellt.
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
2. Mitarbeiterbefragung und Mitarbeitergespräche<br />
2.1 Die Mitarbeiterbefragung – Instrument zur Beschaffung von Steuerungsdaten<br />
Gerade weil die Personalpolitik mit der Zielgruppe älterer Beschäftigter eine neue Herausforderung für die<br />
betriebliche Personalpolitik darstellt, ist es zunächst einmal von Bedeutung, Steuerungsdaten für die Gestaltung<br />
von Maßnahmen zu gewinnen.<br />
Mitarbeiterbefragungen sind ein effektives Instrument zur Beschaffung entsprechender Daten in allen Bereichen:<br />
Sie geben Informationen über die Zufriedenheit der Beschäftigten <strong>im</strong> Unternehmen ebenso wie über<br />
Veränderungsbedarfe und -potenziale. Ergebnis von Mitarbeiterbefragungen ist eine umfassende Beschreibung<br />
des Ist-Zustandes des Unternehmens aus Sicht der Beschäftigten. Ihr besonderer Wert liegt u.a. darin,<br />
dass sie die Interessen der verschiedenen Gruppen – auch Altersgruppen – <strong>im</strong> Unternehmen spiegelt:<br />
Die Beschäftigten...<br />
erhalten Gelegenheit, (anonym) ihre Meinung zu sagen, auf bestehende Friktionen, gesundheitliche Probleme,<br />
Mängel in der Kooperation oder auf eigene Probleme in der Arbeit aufmerksam zu machen sowie Verbesserungsvorschläge<br />
einzubringen.<br />
Führungskräfte...<br />
erhalten eine statistisch gesicherte Rückmeldung über ihr Führungsverhalten, über die Zufriedenheit der Beschäftigten,<br />
die Qualität der Zusammenarbeit in den Abteilungen und über Probleme an einzelnen Arbeitsplätzen.<br />
Die Unternehmensführung...<br />
erhält Informationen über die allgemeine Zufriedenheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, über Stärken<br />
und Schwächen einzelner Abteilungen sowie über die Bekanntheit, Akzeptanz und Umsetzung von Maßnahmen,<br />
Unternehmens- und Führungsgrundsätzen.<br />
Mitarbeiterbefragungen ermöglichen also, sowohl dem Bedürfnis nach Partizipation entgegenzukommen, als<br />
auch ungenutzte Leistungs- und Kooperationspotenziale zu aktivieren. Das Wissen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />
um die Gegebenheiten und Probleme an ihrem Arbeitsplatz wird gezielt genutzt.<br />
In der folgenden Werkzeugsammlung finden Sie Erläuterungen, praktische Beispiele und Literaturangaben,<br />
die Ihnen helfen, Mitarbeiterbefragungen umzusetzen.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Wie werden Mitarbeiterbefragungen durchgeführt?<br />
a In der freien Enzyklopädie Wikipedia steht online ein informativer Artikel zum Thema<br />
„Mitarbeiterbefragung“ zur Verfügung. Beachten Sie hier vor allem auch die Literaturliste.<br />
a Erläuterungen, Hilfen und Leitfäden, praktische Beispiele und Literaturangaben zum Thema<br />
„Mitarbeiterbefragungen“ werden auf den Internetseiten der amundis communications GmbH zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
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<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
2.2 Mitarbeitergespräche – Fundament einer<br />
mitarbeiterorientierten Führungskultur<br />
Ein zweiter zentraler Eckpfeiler einer mitarbeiterorientierten Führungskultur ist die Umsetzung strukturierter<br />
Mitarbeitergespräche. Ziele sind<br />
w die Herstellung von Transparenz über betriebliche Leistungsbereiche,<br />
w die Förderung einer konstruktiven, vertrauensvollen Zusammenarbeit,<br />
w die Verbesserung der Qualifikationsstruktur der Belegschaft,<br />
w die Senkung von Krankenständen.<br />
Regelmäßige Mitarbeitergespräche sind die Grundlage für eine auf Nachhaltigkeit zielende Personalentwicklung.<br />
Das individuelle Gespräch bietet den Schlüssel, passgenaue Maßnahmen zu entwickeln, die dem tatsächlichen<br />
Bedarf entsprechen und Akzeptanz bei den Mitarbeitenden finden.<br />
!<br />
Gute Praxis<br />
Bei der „Europipe GmbH Ratingen“ werden einmal <strong>im</strong> Jahr systematisch und geplant „strukturierte Mitarbeitergespräche“<br />
geführt. Auf der Grundlage eines Leitfadens, der speziell für die betrieblichen Belange<br />
entwickelt wurde, gliedert sich das Gespräch in drei Abschnitte:<br />
Im Gesprächsabschnitt „Rückmeldung“ werden die Ziele und deren Erreichung <strong>im</strong> abgelaufenen Jahr,<br />
eine Gegenüberstellung von Anforderungsprofil der Stelle und aktuellem, individuellem Mitarbeiterprofil<br />
thematisiert.<br />
Im Gesprächsabschnitt „Zielvereinbarungen“ werden die Entwicklung der Unternehmens- und Prozessziele<br />
auf die jeweilige Mitarbeiterebene übertragen und Vereinbarungen über die individuellen Mitarbeiterziele<br />
für das kommende Jahr getroffen.<br />
Im Gesprächsabschnitt „Förderung“ werden gemeinsam Qualifikations- bzw. Entwicklungsbedarfe der<br />
oder des Beschäftigten ermittelt. Sie werden abgeleitet aus dem Abgleich „Zielvereinbarungen“ und<br />
„Profil des Mitarbeiters bzw. der Mitarbeiterin“. Die Europipe GmbH stellt ihr Instrumentarium <strong>im</strong> Internet<br />
für den Einsatz in anderen Unternehmen bereit.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
„Mitarbeitergespräche: Wichtiges Instrument der Personalentwicklung“<br />
a Aus der Zeitschrift „stahl und eisen“ Nr. 10, 00 : Ein Artikel über die Praxis der strukturierten<br />
Mitarbeitergespräche bei der Europipe GmbH in Ratingen. Sie werden dort systematisch und<br />
geplant einmal <strong>im</strong> Jahr zu den wichtigsten Themen der Zusammenarbeit und der betrieblichen<br />
Zielsetzungen geführt – zur „verbesserten Transparenz der betrieblichen Entscheidungsprozesse,<br />
zur Förderung einer vertrauensvollen, konstruktiven Zusammenarbeit sowie zur verbesserten<br />
individuellen Qualifikation aller Mitarbeiter“ (PDF-Dokument).<br />
!<br />
Gute Praxis<br />
Bei der Hamburger Hochbahn AG wird das Gesprächsverfahren des „anerkennenden Erfahrungsaustausches“<br />
praktiziert. Das Verfahren wurde von Torsten Bökenheide, einem Personalberater in Hamburg,<br />
entwickelt (Heinrich Geißler, Torsten Bökenheide u.a.: Der anerkennende Erfahrungsaustausch.<br />
Das neue Instrument für die Führung. Frankfurt / New York 00 ).<br />
Der Fokus liegt zunächst auf Gesprächen mit älteren Mitarbeitenden, um über diesen Pilotbereich in<br />
weiteren Schritten die Mehrzahl der Belegschaft in einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess durch<br />
das Mitarbeitergespräch einzubeziehen.<br />
Bei der Hamburger Hochbahn AG hatten vor allem die älteren Bus- und Hochbahnfahrer und -fahrerinnen<br />
einen vergleichsweise hohen Krankenstand. Aufgefallen ist dabei, dass der Personalleitung Kranke namentlich<br />
und individuell bekannt sind: Sie wurden über Fehlzeiten- oder Rückkehrgespräche erreicht.<br />
Und die gesunden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen?
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Fragen, die man sich bei der Hochbahn stellte, waren z.B.<br />
w Wieso weiß man von diesen wichtigen betrieblichen Leistungsträgern nichts?<br />
w Was sagen sie über das Unternehmen, über Arbeitsbedingungen u.a.m. aus?<br />
w Warum sind hier die Krankenstände geringer und kürzer?<br />
Angenommen wurde, dass hier durch Unterlassung ein wesentliches, produktives Potenzial des Unternehmens<br />
unerkannt blieb.<br />
Mit 7 älteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wurden sog. „Arbeitsbewältigungsgespräche“ in Gruppen<br />
von sechs bis acht Personen unter folgenden Rahmendaten geführt:<br />
w Die Frage lautete: „Was brauchen Sie, um bis zur (regulären) Rente arbeitsfähig zu <strong>bleiben</strong>?“<br />
w Die Antworten wurden life dokumentiert (Notebook und Beamer)<br />
w Geschäftsleitung, Betriebsrat und Diensteinteiler waren bei den Gesprächen anwesend<br />
w Es gab vorab die verbindliche Zusage, dass mindestens ein Wunsch praktisch erfüllt werden wird<br />
w Abschließend wurde ein sog. psychologischer Arbeitsvertrag verhandelt, in dem beide Seiten ein<br />
Plus für sich verbuchen sollten und konnten.<br />
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass sich die individuellen Wünsche nach gesundheitspräventiven Maßnahmen<br />
am Arbeitsplatz oder Veränderungen in der Arbeitszeitgestaltung fast ausnahmslos als realisierbar<br />
und kostengünstig erwiesen. Die eingeleiteten Maßnahmen wurden als Wertschätzung aufgefasst,<br />
wirkten motivierend und haben den Krankenstand <strong>im</strong> Unternehmen deutlich gesenkt: Der Erfolg des<br />
Modells zeigt sich heute darin, dass die Älteren seltener und kürzer krank sind, gern gesehen und anerkannt<br />
werden. Die Kosten waren gering. Der Krankenstand der Älteren liegt heute unter %.<br />
Befragungsbeispiel nach Torsten Bökenheide<br />
Die Fragen an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stehen unter dem Titel<br />
„Mit 50 mitten <strong>im</strong> Arbeitsleben – Was können wir gemeinsam tun, damit Sie gesund <strong>bleiben</strong> und Ihre<br />
Arbeit bis zur Rente ausführen können?“<br />
Sie lauten z.B.:<br />
w „Was stört Sie – am meisten – bei der Arbeit?“ (Das Wort „meisten“ ist wichtig, um die Themen<br />
einzugrenzen, sich also möglichst auf wenige Aussagen zu beschränken)<br />
w Was stört und belastet Sie – am meisten?<br />
w Wenn Sie in meiner Position wären, was würden Sie als Erstes weiter verbessern?<br />
w Was leistet Ihrer Meinung nach das Unternehmen für die Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen?<br />
w Was ist gut <strong>im</strong> Unternehmen?<br />
w Angenommen, Ihr bester Freund / Ihre beste Freundin ist Mitarbeiter/in bei uns, würde er/sie<br />
unter den bestehenden Arbeitsbedingungen bis 5 arbeiten wollen?<br />
w Wenn nein, was müsste sich genau ändern, damit er/sie bleibt?<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Gesundheitsfördernde Führung<br />
a Ein Artikel von Torsten Bökenheide zum „Anerkennenden Erfahrungsaustausch“ und andere<br />
„Gesunde Gespräche“ <strong>im</strong> Rahmen einer umfassenden Gesprächsstrategie: „55+ oder<br />
Alter(n)sgerechte Arbeitsbedingungen <strong>im</strong> Fahrdienst als Führungsaufgabe“ (PDF-Dokument).<br />
a Ein Artikel von Brigitta Geißler-Gruber (@rbeitsleben) und Marie Luise Stöttinger (SABTOURS)<br />
zur Einführung eines Personalpflege- und -entwicklungsprogramms. Der Artikel richtet sich an<br />
Busunternehmen, kann aber auch auf andere Branchen angewendet werden. (PDF-Dokument).<br />
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<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
!<br />
Gute Praxis<br />
Im Gewes Gelenkwellenwerk Stadtilm GmbH werden regelmäßig sog. „Zukunftsgespräche“ über<br />
die Arbeitsperspektiven älterer Arbeitskräfte geführt. In den Gesprächen geht es um die einvernehmliche<br />
Planung des Zeitraumes, den der oder die Beschäftigte bis zum Ruhestand <strong>im</strong> Betrieb verbringt. Einvernehmliche<br />
Planung bedeutet: Beide Seiten legen ihre jeweiligen Vorstellungen offen und versuchen <strong>im</strong><br />
Gespräch, auf einen gemeinsamen Nenner hinsichtlich Austrittszeitpunkt, Arbeitseinsatz, Wissenstransfer<br />
und Qualifizierung zu kommen. Ihre Verständigung ist die Grundlage für die Gestaltung des Erwerbslebens<br />
in den ver<strong>bleiben</strong>den Jahren.<br />
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Hintergrund dieser speziellen Gespräche ist die Erfahrung, dass Berufsaustritte oft unerfreulich für alle<br />
Seiten verlaufen. Die Betriebe wissen in den seltensten Fällen über die Absichten ihrer Beschäftigten Bescheid<br />
und versäumen deshalb auch häufig, eine Nachfolgeplanung durchzuführen oder Vorkehrungen<br />
für den Wissenstransfer zu treffen.<br />
Die Beschäftigten wiederum fühlen sich in den letzten Jahren häufig an den Rand gedrängt und nicht<br />
mehr genügend beachtet, was sie den inneren Rückzug antreten lässt.<br />
Fragestellungen der Gespräche sind u.a.<br />
w Gehen die Mitarbeitenden davon aus, dass sie die jetzige Tätigkeit problemlos bis zur Rente ausüben<br />
können?<br />
w Was muss sich für sie ändern, damit sie gegebenenfalls bis zur Rente arbeiten können?<br />
w Wollen sie in ihrer Tätigkeit ver<strong>bleiben</strong> oder sehen sie Alternativen dazu?<br />
Zukunftsgespräche…<br />
… sind regelmäßig stattfindende Gespräche über die beruflichen Pläne und Erwartungen der Beschäftigten,<br />
um berufliche Perspektiven und persönliche Lebensplanung abzust<strong>im</strong>men.<br />
Sie sind nicht nur für ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sinnvoll: Eine alternsorientierte<br />
Personalentwicklung erfasst auch die Jüngeren <strong>im</strong> Unternehmen!<br />
Veränderungswünsche können frühzeitig erkannt und mittelfristige Maßnahmen z.B. zur Personalbindung,<br />
zum Personalersatz oder zur Organisation des Know-how- und Wissenstransfers eingeleitet werden.<br />
Zukunftsgespräche helfen, Kosten zu senken und das Risiko eines plötzlichen Know-how-Verlustes zu<br />
min<strong>im</strong>ieren. Sie tragen zugleich zur Verbesserung der Unternehmenskultur und des -<strong>im</strong>ages bei.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Zukunftsgespräche<br />
a Aus den „Werkzeugen für eine demografieorientierte Personalpolitik“, die <strong>im</strong> Rahmen der<br />
„Demografie-Initiative II“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in der<br />
Zusammenarbeit mehrerer Projekte erarbeitet wurden:<br />
„Zukunftsgespräche“ – Regelmäßige Gesprächen mit älteren Arbeitskräften über ihre<br />
Arbeitsperspektiven. Eine Beschreibung der Vorgehensweise, des Nutzens für den Betrieb und<br />
Beispielen aus Firmen (Webseite).
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
3. Der Wettbewerb um die Besten: Qualifizierungsstrategien<br />
für ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen<br />
Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist Deutschland in der Problemsicht auf die Situation älterer<br />
Beschäftigter noch nicht sehr weit. Dazu trägt ganz entscheidend bei, dass zwei wichtige Bereiche – die Erwachsenenbildung<br />
und das lebenslange Lernen – in Deutschland de facto an den Älteren vorbei gehen.<br />
Vorurteile gegenüber älteren Beschäftigten, die in der Regel auf Unkenntnis beruhen (vgl. hierzu z.B. Kapitel<br />
I. ), fehlendes Wissen zur Lernfähigkeit Älterer und mangelnde Beispiele guter Praxis verfestigen diese Situation<br />
bis heute.<br />
Im folgenden geben wir Ihnen einige Informationen zur Lernfähigkeit älterer Beschäftigter und stellen praktische<br />
Beispiele für die Organisation der Weiterbildung mit älteren Zielgruppen vor.<br />
3.1 Lernen Ältere anders?<br />
Ob Ältere (noch) lernen (können), gilt nicht mehr als fraglich. Auch die Frage, „Lernen Ältere anders?“ ist beantwortet<br />
mit einem klaren „Ja“.<br />
Keineswegs einhellig ist aber die Antwort auf die handlungsleitende Frage, worin die Unterschiede <strong>im</strong> Lernen<br />
bestehen. Einigkeit hingegen besteht in der Forschung darin, dass Ältere über ein hohes Know-how und über<br />
erprobte Lösungsstrategien verfügen. Das eigentliche Problem besteht in der Lernentwöhnung. Setzt diese<br />
ein, fällt das Neulernen schwer, egal wie alt der Mensch zu diesem Zeitpunkt ist.<br />
Erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lernen generell schneller, wenn das zu lernende Material an ihre<br />
Erfahrungen anknüpft, bereits erworbenes Wissen einbezogen wird und das neue Wissen <strong>im</strong> Bezug zu den<br />
erlebten Anforderungen des Arbeitsplatzes steht.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse der Lernforschung mit älteren Zielgruppen lauten zusammengefasst:<br />
1. Weiterbildungsmaßnahmen, die ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen einbeziehen, sollen ihre<br />
Erfahrungen und Kompetenzen gezielt berücksichtigen und aufgreifen.<br />
. Vor Beginn der Qualifizierung sollte daher der individuelle Kompetenzstand der oder des Lernenden<br />
erfasst werden.<br />
. Erfahrene Berufstätige sind nicht als „Lernbedürftige“, sondern vor allem auch als „Experten“ und „Expertinnen“<br />
ihres Arbeitsplatzes anzusprechen.<br />
. Das arbeitsplatznahe Lernen, das einen hohen Praxisbezug gewährleistet, ist seminaristischen Lernformen<br />
mindestens gleichzustellen. Die vorhandenen Erfahrungen und Kompetenzen können eingebracht<br />
und durch das eigene Handeln modifiziert werden.<br />
5. Das Lernen <strong>im</strong> Dialog der Generationen hat einen hohen Motivationsgehalt, fördert den Wissens- und<br />
Erfahrungstransfer <strong>im</strong> Unternehmen.<br />
. Mit der Gestaltung kontinuierlicher Lernprozesse, die die Lernenden bis zu einem gewissen Grad selbst<br />
steuern können, werden die besten Ergebnisse erzielt.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Alternsgerechte Qualifizierung<br />
a Aus dem Projekt „AQUA – alternsgerechte Qualifizierung“, Berufliche Fortbildungszentren der<br />
Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH:<br />
„Lernen Ältere anders?“ von Eva Hörwick (PDF-Dokument).<br />
a Ergebnisse der Impuls-Werkstatt <strong>im</strong> Rahmen des Projektes AQUA: „Betriebliche Strategien für<br />
alternsgerechte Personalentwicklung“ (PDF-Dokument).<br />
a Dokumente zur Qualifizierung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – Eine kommentierte<br />
Linkliste auf dem Deutschen Bildungsserver.<br />
a Diplomarbeit von Natia Weinmann: „Alternsgerechtes Lernen in der beruflichen Weiterbildung<br />
– konzeptionelle Überlegungen, Umsetzungsstrategien und -probleme“ (PDF-Dokument).<br />
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<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Neue Formen arbeitsplatznahen selbstgesteuerten Lernens, die sich für ältere Beschäftigte besonders eignen,<br />
fehlen bisher weitgehend. Personalabteilungen in kleinen und mittleren Unternehmen sind mit der Organisation<br />
betrieblicher Weiterbildungskonzepte schon allein aufgrund mangelnder Erfahrungen häufig überfordert.<br />
Wir stellen Ihnen <strong>im</strong> Folgenden daher – beginnend mit der Kompetenzanalyse und Qualifizierungsplanung<br />
– beispielhaft einige Modelle vor, die in Unternehmen erfolgreich erprobt wurden.<br />
3.2 Kompetenzanalyse und Qualifizierungsplanung<br />
Um effiziente Qualifizierungsmaßnahmen umsetzen zu können, ist es sinnvoll, zunächst die Entwicklungsbedarfe<br />
<strong>im</strong> Unternehmen bzw. in einzelnen Abteilungen zu erheben. Kern jeder Bedarfsabklärung ist ein SOLL-<br />
IST-Vergleich:<br />
0<br />
w Was müssen die Beschäftigten des Unternehmens / des Bereiches können? (SOLL)<br />
w Was / wie viel beherrschen sie bereits? (IST)<br />
Für diesen SOLL-IST-Abgleich wurde <strong>im</strong> Rahmen des Projektes GENERA - die Jungen und die Alten (siehe Werkzeugsammlung<br />
auf dieser Seite) das Verfahren der „Kompetenzanalyse“ entwickelt. Die Kompetenzanalyse<br />
ermöglicht es Unternehmen, auf relativ einfache Weise die Kompetenzen ihrer Beschäftigten zu ermitteln und<br />
individuelle Kompetenzprofile zu erstellen, die mit den kurz- bis mittelfristig anfallenden Bedarfen <strong>im</strong> Unternehmen<br />
abgeglichen und Grundlage für Qualifizierungsplanungen werden.<br />
Das Verfahren setzt Beteiligung und eine betriebliche Konsensorientierung voraus. Es ist vor allem geeignet<br />
für gewerblich-technische Beschäftigungsgruppen in Industrieunternehmen mittlerer Größe mit einem hohen<br />
Anteil an- und ungelernter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Modell zeigt,<br />
w auf welche Weise die unternehmensbezogenen Faktoren ermittelt werden und<br />
w wie die mitarbeiterbezogenen Voraussetzungen erfasst werden können.<br />
Ergebnis des Projektes GENERA sind u.a. „Werkzeuge“ zur Durchführung von Kompetenzanalysen. Sie stehen<br />
<strong>im</strong> Internet zur Nutzung für Unternehmen bereit.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Werkzeuge für Kompetenzanalysen<br />
Im Projekt „GENERA – die Jungen und die Alten“ haben Expertinnen und Experten aus dem Personal-<br />
und Organisationsmanagement der Gießerei- und Schmiedeindustrie Lösungsansätze für die Arbeit mit<br />
alternden Belegschaften entwickelt. Das Projekt wurde <strong>im</strong> Verbund zahlreicher Unternehmen <strong>im</strong> Rahmen<br />
der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL umgesetzt:<br />
a Projektbroschüre „Neue Perspektiven für Ätere und Jüngere – Instrumente zur Bewältigung des<br />
<strong>demografischen</strong> Wandels in Betrieben der Gießerei- und Schmiedeindustrie“ (PDF-Dokument).<br />
a Ordner mit den Projektergebnissen: Der Ordner mit den Projektergebnissen kann be<strong>im</strong> Deutschen<br />
Gießereiverband bestellt werden, ein Auszug mit Inhaltsverzeichnis steht als PDF-Dokument zur<br />
Verfügung. Auf über 500 Seiten werden Analyse-Instrumente, Handlungs- und Arbeitshilfen zur<br />
Bewältigung des <strong>demografischen</strong> Wandels ausführlich dargestellt.<br />
Aus dem Projekt „Beschäftigungsfähigkeit sichern – Potenziale alternder Belegschaften am Beispiel der<br />
Metall- und Elektroindustrie in der Region Dortmund/Hamm/Kreis Unna“:<br />
a EDV-Tool „KoMeT – Kompetenzen der Mitarbeiter/innen erfassen und Trainingsbedarfe festlegen“,<br />
mit Hilfe dessen sich die Kompetenzanalyse (Fragebogenerstellung, Auswertungen etc.) am PC<br />
umsetzen lässt, mit Anleitungsbroschüre.<br />
a Beschreibung des Vorgehens und der Ziele des Verfahrens mit einem Beispiel der betrieblichen<br />
Qualifizierungsplanung.<br />
Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ – CD-ROM des Thematischen Netzwerkes „Altersmanagement“<br />
zum <strong>demografischen</strong> Wandel <strong>im</strong> Rahmen der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL:<br />
a Leitfaden zur Durchführung von Kompetenzbedarfsinterviews (PDF-Dokument).<br />
a Blanko-Entwürfe eines Fragebogen zur Kompetenzanalyse und eines Kompetenzentwicklungsplans<br />
(Excel-Datei).
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
3.3 Mehrfachqualifizierung und Job Rotation<br />
Von zahlreichen Unternehmen wird heute das Instrument der Mehrfachqualifizierung bei gleichzeitigem Einsatz<br />
von Job Rotation genutzt. Der Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH (BVV) zeigt in einer Kombination<br />
beider Instrumente, wie Mehrfachqualifizierungen realisiert werden können. Das Unternehmen steht<br />
mit seinem bisherigen Personaleinsatz beispielhaft für viele Betriebe:<br />
!<br />
Gute Praxis<br />
Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH wurden üblicherweise<br />
an einem Arbeitsplatz angelernt und über Jahre dort eingesetzt. Im Laufe ihrer z.T. langjährigen<br />
Tätigkeit haben sie sich an einzelnen Arbeitsplätzen umfassendes Erfahrungswissen angeeignet und<br />
konnten zu Recht als Experten für ihren jeweiligen Produktionsausschnitt bezeichnet werden. Die negativen<br />
Seiten dieses Personaleinsatzes sind: Sie waren in nur begrenztem Umfang flexibel auf anderen<br />
Arbeitsplätzen einsetzbar. Ein Verständnis von Produktionszusammenhängen <strong>im</strong> Hinblick auf Verarbeitungsfolge,<br />
Qualität, Termine und Kosten war kaum vorhanden.<br />
Dieses Organisations- und Personaleinsatzkonzept stieß zunehmend an wirtschaftliche und personalpolitische<br />
Grenzen, weil auf steigende Kundenanforderungen hinsichtlich Qualität, Flexibilität und Termintreue<br />
kaum reagiert werden konnte. Als Veränderungsziele wurden daher formuliert,<br />
w die Beschäftigten so zu qualifizieren, dass sie flexibel an mehreren Arbeitsplätzen eingesetzt werden<br />
können, so dass eine höhere Produktionsauslastung und mehrschichtige Fahrweise möglich wird;<br />
w den Beschäftigten arbeitsplatzübergreifendes Prozesswissen hinsichtlich Kosten, Qualität und Termine<br />
zu vermitteln, so dass sie insgesamt an Handlungs- und Entscheidungskompetenz gewinnen<br />
und u.a. auf Produktionsfehler und -störungen frühzeitig reagieren können;<br />
w die Vermittlung neuen Wissens so anzulegen, dass ältere An- und Ungelernte ihr Erfahrungswissen<br />
an jüngere Kollegen und Kolleginnen weitergeben und sie selbst dabei neue Kompetenzen erwerben,<br />
die es möglich machen, sie bis zum Rentenalter produktiv(er) einzusetzen.<br />
Ein Problem bei der Umsetzung der entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen ist häufig die parallele Qualifizierung<br />
mehrerer Beschäftigter bei laufender Produktion. Hilfestellung bietet das Instrument der aktiven<br />
Arbeitsmarktpolitik: Job-Rotation nach dem SGB III. In modifizierter Anwendung ist es vor allem für kleine und<br />
mittlere Unternehmen für die betriebliche, arbeitsplatznahe Qualifizierung attraktiv.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Kompetenzanalyse und Qualifizierungsplanung<br />
a Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ (Initiative EQUAL): Erfahrungsbericht:<br />
Beteiligungsorientierte Kompetenzanalyse und Qualifizierungsbedarfsermittlung be<strong>im</strong> Bochumer<br />
Verein Verkehrstechnik GmbH (BVV) (PDF-Dokument).<br />
3.4 Horizontale Laufbahngestaltung<br />
Als „Laufbahngestaltung“ wird traditionellerweise der berufliche Aufstieg <strong>im</strong> Unternehmen bezeichnet. Von<br />
dieser Laufbahngestaltung sind aber ganze Statusgruppen in der Arbeit und häufig vor allem auch Ältere<br />
ausgeschlossen. Damit entfallen für diese Zielgruppen auch die motivationalen Elemente einer Laufbahngestaltung.<br />
Im Zusammenspiel mit betrieblichen Qualifizierungsstrategien hat sich für sie die Erprobung „horizontaler<br />
Laufbahngestaltungen“ in Unternehmen als ausgesprochen interessant erwiesen.<br />
Die Qualifizierung von Mitarbeitenden für die Aufgabenabwicklung an mehreren verwandten und/oder auch<br />
unterschiedlichen Arbeitsplätzen ist die Grundlage der horizontalen Laufbahngestaltung. Der systematisch<br />
geplante Arbeitsplatzwechsel fixiert die Arbeitenden nicht auf die <strong>im</strong>mer gleichen Tätigkeiten, sondern bietet<br />
Entwicklungsperspektiven auf drei Ebenen:<br />
w die Schaffung von Lernanreizen<br />
w Lernen wird als integrales Element der Arbeitstätigkeit institutionalisiert<br />
1
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
w geichzeitig kann eine Entlastung von einseitigen Tätigkeiten stattfinden<br />
w Arbeitsplatzwechsel und Lernen in der Arbeit haben einen hohen motivationalen Stellenwert.<br />
Die Entwicklungsschritte <strong>im</strong> Rahmen der horizontalen Laufbahn können dabei Schnittstellen zu vertikalen<br />
Laufbahnen <strong>im</strong> Unternehmen enthalten.<br />
Unter den folgenden Internetadressen finden Sie Handlungshilfen für die Gestaltung horizontaler Laufbahnen<br />
<strong>im</strong> Rahmen der Personalentwicklung in Ihrem Unternehmen.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Arbeits- und Laufbahngestaltung<br />
a Beitrag von Johann Behrens in der Beilage „Aus Politik und Zeitgeschichte“ der Zeitung<br />
„Das Parlament“: Was uns vorzeitig „alt“ aussehen lässt: Arbeits- und Laufbahngestaltung<br />
– Voraussetzung für eine länger andauernde Erwerbstätigkeit.<br />
Hier werden die Folgen skizziert, die mit dem Modell des „Reinhauens bis 55“ mit anschließender<br />
Frühverrentung verbunden sind. Der Autor betont die Notwendigkeit, Arbeitsplätze und<br />
Berufswege so zu gestalten, dass die qualifikatorischen und organisatorischen Ressourcen zum<br />
rechtzeitigen Tätigkeitswechsel nach dem Vorbild der vertikalen und horizontalen Bahnung von<br />
Erwerbsverläufen bereitgestellt werden.<br />
3.5 Weiterbildung und Wissenstransfer Alt/Jung<br />
Ältere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verfügen in der Regel über einen großen Fundus an Fachwissen, Arbeits-<br />
und Lebenserfahrung, die sie <strong>im</strong> Laufe ihrer langjährigen Berufstätigkeit erworben haben. Wenn sie ihr<br />
Wissen und ihre Erfahrungen an die Jüngeren weitergeben, tragen sie dazu bei, dass es dem Unternehmen<br />
erhalten bleibt, in neue Vorhaben und Projekte einfließen kann. Dabei liegt vor allem in der Verzahnung des<br />
Wissens und der Arbeitsweisen von Jung und Alt ein großes Potenzial.<br />
Altersgemischte Teams als Erfolgsfaktor bei microTEC<br />
„Wir bilden in unserem Unternehmen gezielt Teams aus jüngern und älteren Mitarbeitern. In gemischten<br />
Gruppen können wir die jeweiligen Stärken nutzen und durch die gemeinsame Projektverantwortung<br />
den Wissenstransfer fördern. In den Teams wollen wir vor allem eine Vielfalt an beruflichen<br />
und persönlichen Erfahrungen verbinden.“<br />
Andrea Reinhardt, Geschäftsführerin microTEC Gesellschaft für Mikrotechnologien GmbH<br />
Allerdings liegt ein solcher Wissens- und Erfahrungstransfer in vielen Unternehmen <strong>im</strong> Argen.<br />
Wir stellen <strong>im</strong> Folgenden zwei Formen der betrieblichen Arbeits- und Lernorganisation vor, die beispielhaft<br />
zeigen, wie Beschäftigte <strong>im</strong> Betrieb ihr Wissen weitgehend selbstständig und <strong>im</strong> Austausch untereinander<br />
erweitern können:<br />
w den Transfer von arbeitsplatzbezogenem Wissen in „Tandems“ und<br />
w das selbstständige Gruppenlernen.<br />
Beide Lernarrangements wurden <strong>im</strong> Rahmen der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL in den Projekten<br />
GENERA und AQUA in Unternehmen mehrfach erprobt und weiterentwickelt.<br />
Transfer von arbeitsplatzbezogenem Wissen in „Tandems“<br />
Zur Sicherung des umfangreichen Erfahrungswissens älterer Beschäftigter hat sich der Transfer von arbeitsplatzbezogenem<br />
Wissen in sog. Wissenstandems bewährt. Dieses Instrument eignet sich für die Qualifizierung<br />
und Einarbeitung neuer Beschäftigter ebenso wie für die Weiterqualifizierung bereits erfahrener, jüngerer<br />
Beschäftigter in unterschiedlichen Bereichen in Unternehmen jeder Größe.<br />
Dabei wird zum einen das Erfahrungswissen älterer Beschäftigter in unterschiedlichen Unternehmensbereichen<br />
durch den systematischen arbeitsplatzbezogenen Transfer auf jüngere Kolleginnen und Kollegen für das<br />
Unternehmen gesichert.
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Was zeichnet ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus?<br />
„Ältere Mitarbeiter können auf einen großen Fundus von Fachwissen und Lebenserfahrung zurückgreifen…<br />
Ältere können (z.B.) Rückschläge, wie sie bei der Entwicklung neuer Produkte auftreten, produktiver<br />
verarbeiten: Sie haben bereits gelernt, dass Durchhalten zu positiven Ergebnissen führt. Diese<br />
Lernprozesse müssen jüngere Arbeitnehmer erst noch durchlaufen.“<br />
Andrea Reinhardt, Geschäftsführerin microTEC Gesellschaft für Mikrotechnologien GmbH<br />
Darüber hinaus wird die Einsatzflexibilität sowohl der jüngeren als auch der älteren Mitarbeitenden durch den<br />
Erwerb arbeitsplatzbezogenen und theoretischen Wissens erhöht.<br />
In den Wissenstandems qualifizieren die Expertinnen und Experten eines Arbeitsplatzes ihre Kolleginnen und<br />
Kollegen, die an dem Arbeitsplatz noch nicht eingesetzt waren. Die Vermittlung erfolgt über Erklären, Vormachen<br />
und Nachmachen. Zusätzlich kann das theoretisch geprägte Wissen jüngerer Beschäftigter <strong>im</strong> Vermittlungsprozess<br />
genutzt werden, um den älteren Beschäftigten neue Arbeitsweisen und Methoden nahezubringen.<br />
Ziel ist es, dass der Arbeitsplatzinhaber, bzw. die -inhaberin den Tandempartnern und -partnerinnen erkären<br />
und zeigen, was an ihrem Arbeitsplatz passiert, welche kausalen Zusammenhänge es gibt und welche Ursache-Wirkungs-Ketten<br />
zu beachten sind. Dieses Wissen ist in der Regel nicht dokumentiert. Es existiert in den<br />
Köpfen der Beschäftigten und ist durch jahrzehntelanges praktisches Handeln <strong>im</strong> Arbeitsprozess entstanden.<br />
Auch den Arbeitsplatzexpertinnen und -experten ist häufig nicht bewusst, dass sie über ein entsprechendes<br />
Know-how verfügen.<br />
Es ist also nur <strong>im</strong>plizit vorhanden und muss über ein entsprechendes Verfahren in explizites Wissen überführt<br />
werden.<br />
In den nachfolgend aufgeführten Links finden Sie Beschreibungen und Leitfäden, wie das Verfahren organisiert<br />
und eingeführt wird und wie Sie Tandems zusammenstellen. Ein betriebliches Praxisbeispiel aus der Produktion<br />
veranschaulicht das Verfahren. Bereits erprobte Arbeitshilfen unterstützen Sie bei der Umsetzung.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Wissenstransfer und Lerntandems<br />
Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ – CD-ROM des Netzwerkes „Altersmanagement“ <strong>im</strong><br />
Rahmen der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL:<br />
a Wissenstransfer am Arbeitsplatz: Hier wird der Transfer von arbeitsplatzbezogenem Wissen <strong>im</strong><br />
Rahmen von Lern- und Wissenstandems in Produktionsbereichen beschrieben. In diesen Tandems<br />
aus älteren und jüngeren Beschäftigten kann das Erfahrungswissen durch einen systematischen<br />
arbeitsplatzbezogenen Transfer weitergegeben werden. Damit wird zugleich die Flexibilität und<br />
Produktivität der Älteren bis zum Renteneintritt deutlich verbessert (PDF-Dokument).<br />
a Wissenstransfer <strong>im</strong> Tandem: ein Praxisbeispiel: Hier wird der erfolgreiche Einsatz des Tandem-<br />
Modells <strong>im</strong> Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH in der Produktionslinie Räderwalzwerk<br />
dokumentiert (PDF-Dokument).<br />
a Arbeitsblätter und Arbeitshilfen zum Wissentransfer / zu Lerntandems (Word-Dokument): Die<br />
Arbeitsblätter und Arbeitshilfen können für den Aufbau von Lerntandems <strong>im</strong> eigenen Betrieb<br />
verwendet werden.<br />
w Formulare zur Erstellung von Arbeitsmappen für Wissens- und Lerntandems<br />
w Übersicht über die „Lernregeln“ in den Tandems<br />
w Checkliste zur Einführung von Wissens- und Lerntandems
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Selbstständiges Gruppenlernen<br />
Das Konzept des selbstständigen Gruppenlernens basiert auf einem methodisch-didaktischen Ansatz, der vor<br />
allem auf die Eigenaktivität und das Expertenwissen der Beschäftigten setzt. Im Mittelpunkt der Lerngruppen<br />
stehen nicht fachsystematische Inhalte wie „Pneumatik“, „Mitarbeiterführung“ o.ä., sondern ein betriebliches<br />
Problem oder ein Opt<strong>im</strong>ierungsbedarf: Es geht z.B. um Themen, wie die „Verbesserung der Schichtabst<strong>im</strong>mung“<br />
oder den „Umgang mit schwierigen Kunden“ o.ä.<br />
Ein solches Problem wird von der Gruppe als ihr Projekt definiert und dann arbeitsintegriert und weitgehend<br />
selbstständig bearbeitet. Lernen findet dabei wesentlich als Lernen voneinander statt. Die Gruppenmitglieder<br />
sind selbst die Expertinnen und Experten, die vom Wissen der anderen profitieren, gemeinsam Lösungen erarbeiten<br />
und dadurch individuelle Lernfortschritte erzielen.<br />
Die Zielgruppe eines solchen Trainings ist nicht durch Beruf oder Hierarchiestufe definiert. In Frage kommen<br />
gewerbliche Beschäftigte ebenso wie Sachbearbeiter und Sachbearbeiterinnen oder Führungskräfte.<br />
In den nachfolgend aufgeführten Links finden Sie eine ausführliche Beschreibung des Verfahrens, das Sie für<br />
die Bedarfe Ihres Unternehmens modifizieren können, und einen umfangreichen Erfahrungsbericht aus der<br />
Umsetzung mit unterschiedlichen Gruppen. Erprobte Arbeitshilfen bieten Ihnen Unterstützung für die Umsetzung.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Selbstständiges Gruppenlernen<br />
Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ – CD-ROM des Netzwerkes „Altersmanagement“ <strong>im</strong><br />
Rahmen der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL, Projekt AQUA – alternsgerechte Qualifizierung,<br />
Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH, Forschungsinstitut<br />
Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH:<br />
a Leitfaden „Selbstständiges Gruppenlernen“ für die Durchführung eines Inhouse-Trainings in sechs<br />
Workshops: In dieser Lernform werden keine fachsystematischen Inhalte vermittelt, sondern die<br />
Lernenden selbst als Experten und Expertinnen ernst genommen. Inhaltlich geht es <strong>im</strong>mer um ein<br />
betriebliches Problem oder einen Opt<strong>im</strong>ierungsbedarf. Dieses Problem wird von der Gruppe als ihr<br />
Projekt definiert und dann weitgehend selbstständig bearbeitet. Das Lernen findet dabei wesentlich<br />
untereinander statt. (PDF-Dokument).<br />
a Erfahrungen aus dem Projekt AQUA: In diesem Infoblatt wird über die Erfahrungen mit dem<br />
selbstständigen Gruppenlernen <strong>im</strong> Projekt „AQUA – alternsgerechte Qualifizierung“ berichtet<br />
(PDF-Dokument).<br />
a Evaluationsunterlagen für Teilnehmende (Word-Dokument): Auswertungsunterlagen für<br />
Teilnehmende an dem Inhouse-Training „Selbstständiges Gruppenlernen“ (siehe oben), um eine<br />
Evaluation der Workshops zu ermöglichen.<br />
a „Fahrdiensttauglich bis zur Rente“: Fahrer reflektieren die Gestaltung ihres Arbeitsplatzes: In<br />
dieser Workshopreihe für Fahrpersonal des öffentlichen Personennahverkehrs werden sowohl<br />
Führungskräfte als auch Fahrer und Fahrerinnen in einem gestaltungsoffenen Lernarrangement<br />
dazu angeregt, gemeinsam organisatorische Veränderungen zu durchdenken, Arbeitsplätze zu<br />
opt<strong>im</strong>ieren und ihre jeweiligen Kompetenzen <strong>im</strong> Sinne eines Wissenstransfers zu übertragen.<br />
a „FIL – FacharbeiterIn in der Lebensmitte“: Im Projekt FIL wird ein Modell erprobt, wie un- und<br />
angelernte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verschiedenen Alters motivationsfördernd zu einem<br />
anerkannten IHK-Ausbildungsberuf nachqualifiziert werden können, nicht nur durch den üblichen<br />
theoretischen und praktischen Unterricht, sondern vor allem durch eine fördernde Lerninfrastruktur<br />
(Workshops, begleitete Lerngruppen) und durch begleitende Unterstützung der Meister,<br />
Meisterinnen und Führungskräfte.
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
4. Betriebliche Gesundheitsförderung<br />
4.1 Krankheitsstand in deutschen Unternehmen und individuelle<br />
Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes<br />
Mit der kontinuierlichen Zunahme Älterer wird Gesundheitsförderung <strong>im</strong> Unternehmen zu einem Handlungsfeld<br />
von zentraler Bedeutung. In Deutschland ist der Krankenstand in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich<br />
gesunken und liegt inzwischen bei , %. Rechnet man das auf alle Beschäftigten um, fehlten diese <strong>im</strong> Schnitt<br />
nur an , Arbeitstagen <strong>im</strong> Jahr. Das ist der geringste Kranken- bzw. Arbeitsunfähigkeitsstand seit 0 Jahren.<br />
Die Krankenkassen gehen davon aus, dass dieser historische Tiefstand nicht mehr zu unterbieten sein wird.<br />
Bedeutet Rückgang der Krankenzahlen aber auch Rückgang von Krankheiten?<br />
Subjektive und objektive Gesundheitsbefunde zeigen etwas anderes: Viele Kranke „schleppen“ sich aus Angst<br />
vor Arbeitsplatzverlust zur Arbeit. Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes ist die in Unternehmen am weitesten<br />
verbreitete Sorge unter den Beschäftigten.<br />
Dabei schätzen in Studien bis zu 9% der Befragten ihre Arbeitsfähigkeit negativ ein.<br />
Hohe Belastungen &<br />
Kaum Ressourcen<br />
Geringe Belastungen<br />
& Hohe Ressourcen<br />
Typ 5<br />
Typ 4<br />
Typ 3<br />
Typ 2<br />
Typ 1<br />
Selbsteinschätzung der Arbeitsfähigkeit<br />
Wenn Sie an Ihre Arbeit und Ihren Gesundheitszustand denken:<br />
Meinen Sie, dass Sie unter den derzeitigen Anforderungen Ihre<br />
jetzige Tätigkeit bis zum Rentenalter ausüben können?<br />
40%<br />
48%<br />
60%<br />
72%<br />
81%<br />
39%<br />
31%<br />
26%<br />
14%<br />
Ja, wahrscheinlich Nein, wahrscheinlich nicht Weiß nicht<br />
Quelle: Tatjana Fuchs, INIFES<br />
Betrachtet man diese Daten, ist eine erhebliche Diskrepanz zwischen den subjektiven Gesundheitseinschätzungen<br />
und den Daten zum Krankenstand in Unternehmen festzustellen.<br />
Mit der kontinuierlichen Zunahme Älterer wird Gesundheitsförderung <strong>im</strong> Unternehmen zu einem Handlungsfeld<br />
von zentraler Bedeutung.<br />
Lange Zeit hat z.B. <strong>im</strong> gewerblichen Bereich der Wirtschaft für viele Mitarbeitende das Modell gegolten: Mit<br />
0 Jahren „schnell ans große Geld“, mit 5 Jahren „die Sache langsamer angehen“ und mit 55 Jahren „in den<br />
Vorruhestand“. Arbeitsunfälle, Muskel-, Skelett- und Hauterkrankungen und psychisch bedingte Erkranungen<br />
sind die häufigsten Krankheitsursachen. Der Wunsch vieler Unternehmen in den 80er und 90er Jahren, sich<br />
„Olympiamannschaften“ zusammenzustellen und das Interesse der „jungen“ Belegschaft, schnell Geld zu verdienen,<br />
fanden in diesem Modell zusammen. Steigende Rentenzugänge aufgrund geminderter Erwerbsfähigkeit<br />
sind die Folge.<br />
6%<br />
21%<br />
21%<br />
13%<br />
14%<br />
13%<br />
5
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Ärzte<br />
Hochschullehrer<br />
Ingenieure<br />
Architekten<br />
Verwaltungsfachleute<br />
Techniker<br />
Unternehmer<br />
Lehrer<br />
Landwirte<br />
Industriemeister<br />
Lagerarbeiter<br />
Elektroinstallateure<br />
Kfz-Instandsetzer<br />
Hilfsarbeiter<br />
Bauschlosser<br />
Kellner<br />
Maler, Lackierer<br />
Rohrinstallateure<br />
Bauhilfsarbeiter<br />
Maurer<br />
3,7%<br />
7,3%<br />
7,5%<br />
8,7%<br />
9,1%<br />
10,1%<br />
10,6%<br />
11,4%<br />
11,9%<br />
12,2%<br />
42,3%<br />
42,9%<br />
43,0%<br />
44,8%<br />
45,4%<br />
45,4%<br />
46,7%<br />
47,7%<br />
48,6%<br />
50,5%<br />
Rentenzugänge aufgrund geminderter Erwerbsfähigkeit<br />
Renten wegen erminderter Erwerbsfähigkeit Renten wegen Alters<br />
Quelle: Morschhäuser, nach VDR-Daten, 2002<br />
Der Zusammenhang zwischen dem Typus der Arbeit, körperlicher Belastung und Gesundheit ist in der Grafik<br />
signifikant.<br />
Immer noch 0% der Betriebe haben z.B. überhaupt keine Gefährdungsbeurteilungen. In nur rund 0% der<br />
Unternehmen wird be<strong>im</strong> Personaleinsatz Rücksicht auf ältere Beschäftigte genommen.<br />
Dabei zeigt z.B. der Frauengesundheitsbericht der Bundesregierung, dass Frauen einen überproportionalen<br />
Anteil an den Frühverrentungen haben. Auch bei den zugrunde liegenden Krankheitsarten gibt es deutliche<br />
geschlechtsspezifische Unterschiede: Bei den Männern stehen Rückenleiden, bei den Frauen psychische Erkrankungen<br />
an vorderster Stelle.<br />
Gleichzeitig zeigt eine Studie am Beispiel von 5 Unternehmen in Baden-Württemberg, dass nur ,8% der<br />
in die Studie einbezogenen Unternehmen eine geschlechterspezifische Gesundheitsförderung praktizieren.<br />
Weitestgehend unberücksichtigt bleibt in der Regel, dass Frauen und Männer auch gleiche Arbeiten in unterschiedlichen<br />
Körperhaltungen und Bewegungsmustern mit unterschiedlichen Belastungsfolgen verrichten.<br />
Fast alle Belastungs- und Beanspruchungskonzepte, Schutzausrüstungen, ergonomischen Hilfsmittel u.a. orientieren<br />
sich an der Leistungsfähigkeit des männlichen Durchschnittsarbeiters. Deshalb verweist auch die<br />
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) inzwischen mit einer Reihe von Untersuchungsergebnissen<br />
darauf, dass viele Regelungen des Arbeitsschutzes nur scheinbar geschlechtsneutral sind, faktisch<br />
jedoch sehr unterschiedliche Auswirkungen auf weibliche und männliche Beschäftigte mit ihrer unterschiedlichen<br />
körperlichen und psychischen Konstitution und Disposition, hinsichtlich Skelett- und Knochenbau, Fettund<br />
Muskelmasse, Gewebeaufbau, Stoffwechsel, Hormonhaushalt, Leberfunktion, u. a. m. haben.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
Unterschiede zwischen Männer und Frauen berücksichtigen<br />
a Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat einen „Bericht zur<br />
gesundheitlichen Situation von Frauen in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme unter<br />
Berücksichtigung der unterschiedlichen Entwicklung in West- und Ostdeutschland“ herausgegeben,<br />
in dem u.a. die Spezifik weiblicher Arbeitsbelastungen und Ressourcen beschrieben wird.<br />
a Ursula Rettke (Bildungszentrum der Wirtschaft <strong>im</strong> Unterwesergebiet e.V.) und Christiane Koch<br />
behandeln in einem (noch unveröffentlichten) Manuskript „Gesundheit und Alter(n) von Männern<br />
und Frauen“ u.a. geschlechtsspezifische Unterschiede <strong>im</strong> Alternsprozess, die für die betriebliche<br />
Personalentwicklung von Bedeutung sind (Bremen, 008).<br />
96,3%<br />
92,7%<br />
92,5%<br />
91,3%<br />
90,9%<br />
89,9%<br />
89,4%<br />
88,6%<br />
88,1%<br />
87,8%<br />
57,7%<br />
57,1%<br />
57,0%<br />
55,2%<br />
54,6%<br />
54,6%<br />
53,3%<br />
52,3%<br />
51,4%<br />
49,5%
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
4.2 Arbeitsbedingter Verschleiß und Krankheitskosten<br />
Eine der wichtigsten Ursachen für frühzeitige Berufsaustritte ist also der arbeitsbedingte Gesundheitsverschleiß.<br />
Der Anteil der Mitarbeitenden, die nur noch eingeschränkt für betriebliche Aufgaben einsetzbar sind<br />
(Leistungsgewandelte), steigt in den Unternehmen mit zunehmendem Alter deutlich an.<br />
Arbeitsunfähigkeitsfälle nach Altersgruppen<br />
Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK, 2000<br />
Zwar ist die Gleichung „alt = krank“ statistisch unhaltbar: Die Zahl der Krankentage der unter 5-Jährigen liegt<br />
um ca. 70% höher als die der Personen über 55 Jahre. Wenn ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber<br />
erkranken, ist die Dauer der Arbeitsunfähigkeit gegenüber jüngeren Mitarbeitenden erheblich höher.<br />
Arbeitsunfähigkeitstage nach Altersgruppen<br />
Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK, 2000<br />
In Deutschland werden die Kosten arbeitsbedingter Erkrankungen insgesamt<br />
w aufgrund körperlicher Arbeitsbelastungen auf 8, Mrd. Euro und<br />
w aufgrund psychischer Arbeitsbelastungen auf ,5 Mrd. Euro<br />
geschätzt.<br />
7
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
8<br />
Interessant dabei ist, dass von den Betroffenen selbst<br />
als die drei wichtigsten krank machenden Faktoren<br />
w Arbeitsschwere,<br />
w geringer Handlungsspielraum und<br />
w psychische Anforderungen<br />
genannt werden.<br />
4.3 Gesundheitsförderliche Maßnahmen <strong>im</strong> Unternehmen<br />
Damit Beschäftigte in Zukunft länger arbeiten können und Kostenexplosionen in Unternehmen und <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />
vermieden werden können, sind Maßnahmen einer gesundheitsorientierten, alternsgerechten<br />
Arbeits- und Personalpolitik notwendig. Dazu zählen<br />
w der Abbau von Arbeitsbelastungen<br />
w eine Begrenzung der Verweildauer in gesundheitskritischen Tätigkeitsfeldern sowie<br />
w die Stärkung von Gesundheitsressourcen insgesamt.<br />
Dabei stehen nicht nur Maßnahmen für Ältere auf der Tagesordnung, sondern auch und gerade Maßnahmen<br />
für die „Nachrücker“, die geburtenstarken Jahrgänge mittleren Alters.<br />
Mit dieser Perspektive rückt ein betriebliches Gesundheitsmanagement in den Fokus des Handelns.<br />
Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)<br />
Seit Mai 00 ist <strong>im</strong> Sozialgesetzbuch IX (SGB), § 8 , Absatz , geregelt, dass sich Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen<br />
um die Wiederherstellung der Gesundheit ihrer Mitarbeitenden bemühen müssen:<br />
„Sind Beschäftigte innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt<br />
arbeitsunfähig, klärt der Arbeitgeber mit der zuständigen Interessenvertretung … und Beteiligung der<br />
betroffenen Person die Möglichkeiten, wie die Arbeitsunfähigkeit möglichst überwunden werden und<br />
mit welchen Leistungen oder Hilfen erneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der Arbeitsplatz erhalten<br />
werden kann (betriebliches Eingliederungsmanagement).“<br />
Wie die Grafik unten zeigt, investieren bislang aber nur wenige kleine Unternehmen Geld in Gesundheitsmaßnahmen.<br />
Betriebliche Gesundheitspolitik in KMU<br />
1-4 Beschäftigte<br />
5-19 Beschäftigte<br />
20-99 Beschäftigte<br />
100-499 Beschäftigte<br />
über 500 Beschäftigte<br />
Betriebliche Gesundheitspolitik in KMU<br />
0 20 40 60 80<br />
Krankenstandsanalysen<br />
Mitarbeiterbefragungen zum Gesunheitsschutz am Arbeitsplatz<br />
Gesprächskreise/Gesundheitszirkel<br />
Kurse zu gesundheitsgerechtem Verhalten<br />
Quelle: IAB-Betriebspanel, 2002
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
In den meisten Unternehmen wird Gesundheitsförderung vor allem unter dem Gesichtspunkt eines gesundheitsbewussten<br />
Verhaltens der Mitarbeitenden gesehen. Verhaltensorientierte Maßnahmen umfassen in<br />
der Regel<br />
w Informationen für die Mitarbeitenden<br />
w Motivationsseminare und<br />
w ein praktisches Training.<br />
Sie zielen auf ein generell gesundheitsförderliches Verhalten ab.<br />
Angesichts des gesetzlichen Beschlusses, das Renteneintrittsalter sukzessive auf 7 Jahre anzuheben, ist dieser<br />
Ansatz aber bei weitem nicht ausreichend. Unternehmen werden in Zukunft nicht nur ihre Mitarbeitenden<br />
für ihre Gesundheit verantwortlich machen können, sondern gezielte gesundheitsförderliche Maßnahmen <strong>im</strong><br />
Unternehmen ergreifen müssen.<br />
Die entsprechend anzustrebenden verhältnisorientierten Maßnahmen beinhalten die gesundheitsförderliche<br />
Gestaltung der Arbeit und der Arbeitsbedingungen. Das schließt folgendes ein:<br />
w Arbeitsinhalte<br />
w Arbeitsorganisation<br />
w Kommunikation in Arbeitsprozessen<br />
w Arbeitsumgebung<br />
w Arbeitstechniken<br />
Diese Maßnahmen greifen nur auf langfristiger Basis und lassen sich als Gesundheitsmanagement charakterisieren.<br />
Sie sollten Bestandteil der Unternehmensziele sein und nicht nur gelegentlich, bedarfsweise aufgelegt<br />
werden.<br />
Das macht Eigeninitiative und Selbstverantwortlichkeit der Beschäftigten in keiner Weise hinfällig, ergänzt sie<br />
aber um einen notwendigen betrieblichen Anteil.<br />
Dass der Erhalt der Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern billiger ist, als sich dem Problem erst<br />
dann zu stellen, wenn Beschäftigte bereits erkrankt sind, haben zahlreiche Unternehmen durchaus erkannt.<br />
Allerdings wird die Verantwortung für Krankenstände und Präsenzzeiten in der Regel den zuständigen Führungskräften<br />
überlassen – in der Regel aber auch ohne deren Kenntnis, wie sie darauf positiven Einfluss nehmen<br />
können.<br />
Trainingskonzept „Gesund führen“<br />
Im Rahmen des Projektes AQUA hat das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) der Beruflichen Fortbildungszentren<br />
der Bayerischen Wirtschaft (bfz) das Trainingskonzept „gesund führen“ entwickelt. Hier lernen<br />
Führungskräfte, wie sie auch be<strong>im</strong> Thema „Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“ den Fokus auf<br />
die Stärken richten können, um die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten, statt auf Krankenstände zu<br />
„schielen“.<br />
Das Konzept steht für Unternehmen <strong>im</strong> Internet bereit. Es stellt die Ziele des Führungskräfte-Trainings, die<br />
Vorgehensweise und die einzelnen Bausteine der Trainings vor. Es beinhaltet darüber hinaus bereitgestellte<br />
Fragebögen zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge der Beschäftigten und des Betriebes.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
a Aus dem Projekt „AQUA – alternsgerechte Qualifizierung“, Berufliche Fortbildungszentren der<br />
Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH:<br />
„Gesund führen“ – Ein Trainingskonzept für betriebliche Führungskrafte, mit dem sie lernen,<br />
nicht vorrangig den Krankenstand, sondern die Stärken und Ressourcen der Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen in den Blick zu nehmen (PDF-Dokument).<br />
9
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Reduzierung psychosozialer Belastungen<br />
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat <strong>im</strong> Rahmen der „Initiative Neue Qualität<br />
der Arbeit“ (INQA) ein Konzept entwickelt, das zeigt, wie Führungskräfte auch psychosozialen Fehlbelastungen<br />
durch ihr Führungsverhalten gegensteuern können. Das Konzept enthält Checklisten und Handlungsleitlinien<br />
und stellt konkrete Maßnahmen vor.<br />
50<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
a Aus „INQA – Initiative Neue Qualität der Arbeit“, BAuA - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />
Arbeitsmedizin: „Mitarbeiterorientiertes Führungsverhalten und soziale Unterstützungsprozesse am<br />
Arbeitsplatz“. Die Broschüre beschreibt, wie den psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz durch<br />
ein angemessenes Führungsverhalten vorgebeugt werden kann (PDF-Dokument).<br />
Alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung<br />
Neben und in Kombination mit Maßnahmen der Personal- und Organisationsentwicklung können alternsgerechte<br />
Arbeitszeitmodelle dazu beitragen, dass Beschäftigte langfristig am Erwerbsleben teilhaben.<br />
Die Broschüre „Alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung“ richtet sich an Geschäftsführungen, Personalleitungen,<br />
Arbeitnehmervertretungen und Beschäftigte. Sie zeigt eine große Bandbreite von Ansatzpunkten für eine<br />
alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung auf und gibt interessante und praxistaugliche Ideen für Veränderungsprozesse<br />
<strong>im</strong> Unternehmen. In der Broschüre werden die Ergebnisse einer schriftlichen Befragung von rund 50<br />
Unternehmen aller Größen und unterschiedlicher Branchen <strong>im</strong> IHK-Bezirk Dortmund zusammengefasst.<br />
Weitere Anregungen zur Thematik gibt die Broschüre „Alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung – Maßnahmen,<br />
Erfahrungen und Handlungserfordernisse zu Bewältigung des demographischen Wandels“ der Sozialen Innovation<br />
GmbH.<br />
Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />
a Aus dem Projekt „Alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung“, einem Teilprojekt der Sozialen Innovation<br />
GmbH, Dortmund <strong>im</strong> Rahmen der Entwicklungspartnerschaft FAIRplus: „Alternsgerechte<br />
Arbeitszeitgestaltung – Maßnahmen, Erfahrungen und Handlungserfordernisse zur Bewältigung<br />
des <strong>demografischen</strong> Wandels“. In der Broschüre werden die Ergebnisse einer schriftlichen<br />
Befragung von 50 Betrieben zu ihren Maßnahmen auf dem Gebiet der Arbeitszeitgestaltung zur<br />
Bewältigung des <strong>demografischen</strong> Wandels zusammengefasst (PDF-Dokument).
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Weiterführende Literatur, Monographien, Zeitschriftenbeiträge<br />
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung: Die demografische Lage der Nation – Wie zukunftsfähig<br />
sind Deutschlands Regionen? München: dtv 00 .<br />
Bertelsmann Stiftung, Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (Hg.): Erfolgreich mit älteren<br />
Arbeitnehmern. Strategien und Beispiele für die betriebliche Praxis. . Aufl. Bielefeld: Bertelsmann<br />
Stiftung 005.<br />
Bosch, Gerhard, Sebastian Schief: Politik für ältere Beschäftigte oder Politik für alle? Zur Teilnahme älterer<br />
Personen am Erwerbsleben in Europa (IAT-Report Nr. / 005). Gelsenkirchen.<br />
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Mit Erfahrung die Zukunft meistern! Altern und<br />
Ältere in der Arbeitswelt. Dortmund 005. (Broschüre)<br />
Bundesinstitut für Berufsbildung (Hg.): Qualifizierung, Personal- und Organisationsentwicklung mit<br />
älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Probleme und Lösungsansätze. Bielefeld: Bertelsmann 001.<br />
(Berichte zur beruflichen Bildung, Heft 7)<br />
Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA): Ältere Mitarbeiter <strong>im</strong> Betrieb. Ein Leitfaden<br />
für Unternehmer. Berlin, März 00 .<br />
Brussig, Martin: Die Nachfrageseite des Arbeitsmarkte.: Betrieb und die Beschäftigung Älterer <strong>im</strong> Lichte<br />
des IAB-Betriebspanels 00 (Altersübergangs-Report Nr. / 005, hrsg. Institut für Arbeit und Technik<br />
und Hans-Böckler-Stiftung). Gelsenkirchen / Düsseldorf.<br />
Cranach, Mario von, Hans-Dieter Schneider, Eberhard Ulich: Ältere Menschen <strong>im</strong> Unternehmen. Chancen,<br />
Risiken, Maßnahmen. Bern u. a.: Haupt 00 .<br />
Deich, Svenja , Angie Genenger, Klaus Linde: Innovative Arbeitsformen. Flexibilisierung von Arbeitszeit,<br />
Arbeitsentgelt, Arbeitsorganisation. Köln: Otto Schmidt 005.<br />
Deutsche Gesellschaft für Personalführung (Hg.): Personalentwicklung für ältere Mitarbeiter. Grundlagen,<br />
Handlungshilfen, Praxisbeispiele. Bielefeld: Bertelsmann 00 . (PraxisEdition, Bd. 7 )<br />
Eichhorst, Werner, Eric Thode: Strategien gegen den Fachkräftemangel Bd. – Betriebliche Optionen<br />
und Beispiele. Bielefeld: Bertelsmann Stiftung 00 .<br />
Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb): <strong>Wettbewerbsfähig</strong> mit alternden Belegschaften. Betriebliche<br />
Bildung und Beschäftigung <strong>im</strong> Zeichen des <strong>demografischen</strong> Wandels (Hrsg. H. Loebe, E. Severing).<br />
Bielefeld 005.<br />
Gussone, Max u.a: Ältere Arbeitnehmer. Altern und Erwerbsarbeit in rechtlicher, arbeits- und sozialwissenschaftlicher<br />
Sicht. Frankfurt a. M. 1999.<br />
Ilmarinen, Juhani, Jürgen Tempel: Arbeitsfähigkeit 010 – Was können wir tun, damit Sie gesund <strong>bleiben</strong>?<br />
1. Aufl. Hamburg 00 .<br />
Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (Hg.): Demografische Analyse und Strategieentwicklung in<br />
Unternehmen. Köln: Wirtschaftsverlag Bachem 005.<br />
Köchling, Annegret: Projekt Zukunft. Leitfaden zur Selbstanalyse altersstruktureller Probleme in Unternehmen.<br />
Dortmund 00 .<br />
Reindl, Josef, Carola Feller, Martina Morschhäuser, Ach<strong>im</strong> Huber: Für <strong>im</strong>mer jung? Wie Unternehmen des<br />
Maschinenbaus dem <strong>demografischen</strong> Wandel begegnen. Frankfurt: VDMA-Verlag 00 .<br />
Rump, Jutta, Silke Schmidt: Lernen durch Wandel – Wandel durch Lernen. Sternenfels: Verlag Wissenschaft<br />
und Praxis 00 . (Managementschriften, Sonderband 1)<br />
Szebel-Habig, Astrid: Mitarbeiterbindung: Auslaufmodell Loyalität? Mitarbeiter als strategischer Erfolgsfaktor.<br />
Weinhe<strong>im</strong>: Beltz 00 .<br />
Wilke, Jürgen, Wolfgang Schätzler: OE und PE in der zweiten Hälfte des Erwerbslebens. Erfahrungen aus<br />
einem Modellversuch zur Organisations- und Personalentwicklung mit älteren Mitarbeitern. In: Personalführung<br />
/ 00 , 58- .<br />
Wunderer, Rolf, Petra Dick: Personalmanagement – Quo vadis? Analysen und Prognosen zu Entwicklungstrends<br />
bis 010. . Aufl. München: Luchterhand 00 .<br />
51
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Anhang I<br />
Tabellen zur Durchführung der Altersstrukturanalyse<br />
Im Rahmen des Projektverbundes „NETAB – Netzwerk für alternsgerechte Arbeit“ und darauf aufbauend <strong>im</strong><br />
Rahmen des Projektes „BRELAG – Projektverbund Bremerhaven / Bremen zur betrieblichen Lern- und Arbeitsgestaltung<br />
<strong>im</strong> demographischen Wandel“ wurden zwei Excel-Tabellen entwickelt, mit Hilfe derer Altersstrukturanalysen<br />
von Belegschaften oder Belegschaftsteilen durchgeführt werden können. Dafür ist nur die Anzahl<br />
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Altersstufen für Gegenwart und Zukunft einzutragen, die Tabelle<br />
generiert automatisch die entsprechenden Grafiken, sowohl einzeln als auch <strong>im</strong> Vergleich. Zur Veranschaulichung<br />
sind in der nachstehend abgebildet Mustertabelle Beispielswerte eingetragen. Sowohl die Tabelle als<br />
auch die sich daraus ergebenden Grafiken werden hier abgebildet. Die erste Tabelle gibt die Altersstruktur in<br />
absoluten Zahlen wieder:<br />
5
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
5
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Die zweite Tabelle zeigt die Altersgruppenanalyse in prozentualen Werten:<br />
5<br />
Absolute Anzahl<br />
Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen<br />
Prozentualer Anteil<br />
Mitarbeiter und<br />
Mitarbeiterinnen
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
55
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Anhang II<br />
Im Rahmen des Projektverbundes „NETAB - Netzwerk für alternsgerechte Arbeit“ und darauf aufbauend <strong>im</strong><br />
Rahmen des Projektes „BRELAG - Projektverbund Bremerhaven / Bremen zur betrieblichen Lern- und Arbeitsgestaltung<br />
<strong>im</strong> demographischen Wandel“ wurden die folgenden drei Leitfragebögen zur Erfassung des betrieblichen<br />
Arbeitsfähigkeitsprofils entwickelt.<br />
5<br />
Leitfragebögen zum Arbeitsfähigkeitsprofil mit Anleitung<br />
Fit für den <strong>demografischen</strong> Wandel<br />
Altersstrukturanalyse und Arbeitsfähigkeitsprofil 2007–2017<br />
Aufgabenstellung des Arbeitskreises / des Workshops:<br />
Arbeitsfähigkeitsprofil Qualifikation, Gesundheit, Motivation<br />
Arbeitsfähigkeit eines Mitarbeiters / einer Mitarbeiterin<br />
=<br />
Qualifikation + Gesundheit + Motivation<br />
Das Arbeitsfähigkeitsprofil stellt Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Mittelpunkt der Wettbewerbsfaktoren. Die Arbeitsfähigkeit<br />
der Belegschaft wird als einer der wichtigsten Konkurrenzvorteile eingestuft. Qualifizierung, Gesundheitsschutz<br />
und Motivation sind die Mittel der Personalentwicklung zur Sicherung dieses Wettbewerbsfaktors.<br />
Bei der Erstellung eines Arbeitsfähigkeitsprofils geht es um die Überprüfung aller betrieblichen Maßnahmen <strong>im</strong> Personalwesen,<br />
der laufenden und der geplanten unter dem Gesichtspunkt der Entwicklungsfähigkeit des Unternehmens<br />
angesichts des <strong>demografischen</strong> Wandels in den nächsten bis 10 Jahren.<br />
Die Erstellung des Arbeitsfähigkeitsprofils soll die Faktoren Qualifikation, Gesundheit und Motivation in ihren einzelnen, je<br />
betriebsspezifischen Elementen gewichten, um zu einer<br />
w Einschätzung des Ist-Zustandes und dann zu<br />
w (Gedanken über) Maßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung für die nächsten Jahre zu kommen.<br />
Keiner der drei Faktoren konstituiert für sich genommen Arbeitsfähigkeit. Sie wirken <strong>im</strong> geordneten Zusammenspiel. Ein<br />
Unternehmen, das z.B. über den Faktor Gesundheit seiner Mitarbeitenden zu dem Urteil gelangt: „ausreichend“, wird<br />
– wenn es nicht schnell Maßnahmen ergreift – mit Sicherheit auch be<strong>im</strong> Faktor Motivation <strong>im</strong> Hintertreffen sein.<br />
Einschätzungen zur Qualifikation, Gesundheit und Motivation sind subjektive Faktoren. Sie treffen auf betriebliche Bedingungen<br />
(„objektive“ Faktoren wie Qualifikationsanforderungen, Gehalt, Arbeitsbedingungen, Arbeitsgestaltung usw.), die<br />
zusätzlich positiv oder negativ verstärkend wirken.<br />
Für die Überprüfung des Arbeitsfähigkeitsprofils stehen jeweils ein Leitfragebogen Qualifikation, Gesundheit, Motivation<br />
bereit.<br />
w Nehmen Sie die einzelnen Fragen als Leitfragen zu einer vorläufigen, aber gründlichen Einschätzung.<br />
w Überlegen Sie, wo Sie <strong>im</strong> Unternehmen gut sind und ob Sie daraus genug „machen“ (Ist-Stand).<br />
w Überlegen Sie, wo Sie der Meinung sind, da müsse eigentlich schon längst und <strong>im</strong>mer mal wieder etwas getan<br />
werden und fügen Sie weitere, Ihnen wichtige Elemente ein (Soll-Stand).<br />
w Denken Sie daran, auch Maßnahmen einzuschätzen, die Ihnen „selbstverständlich“ vorkommen.<br />
w Denken Sie an die „Entwicklungsnotwendigkeiten“ Ihres Unternehmens.<br />
w Notieren Sie Ihre Einschätzungen Punkt für Punkt <strong>im</strong> entsprechenden Leitfragebogen, begründen Sie diese und<br />
Ihre Benotung. Für Ihre Antwort müssen Sie keine Zeilenbegrenzung beachten.<br />
Bitte entscheiden Sie die Beurteilung zu allen Punkten möglichst nicht allein, sondern besprechen Sie die Fragen schon<br />
<strong>im</strong> Vorfeld der Arbeitskreis- oder Workshopsitzung mit Kollegen, Kolleginnen, Abteilungsleitenden, Meistern, usw.<br />
Bitte übermitteln Sie Ihre Notizen bis zum … per E-Mail an …………………..<br />
Fügen Sie bitte – soweit möglich – eine Liste der Schulungsmaßnahmen in Ihrem Unternehmen an. Dies dient der vertiefenden<br />
Einschätzung des Ist-Standes.<br />
Für eine kurze Vorstellung in der kommenden Arbeitskreis- bzw. Workshop-Sitzung bereiten Sie bitte die Darstellung Ihrer<br />
„Highlights“ und ein bis zwei exemplarischer Schwachpunkte vor.
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Bestandsaufnahme: Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
Ort:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datum: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
(Nicht alle Kriterien lassen sich an KMU anlegen)<br />
Fragen Punkte Ist–Stand Punkte<br />
Ist<br />
1. Wie wichtig ist das Thema Qualifizierung in Ihrem Unternehmen?<br />
. Wird Qualifizierung kontinuierlich verfolgt? 0 - 1<br />
. a) Gibt es ein Weiterbildungsbudget? Wenn ja, wie hoch<br />
ist es?<br />
b) Würden Sie ein anderes Budget einsetzen und warum?<br />
. a) Erheben Sie die Bildungsbedarfe bei sich <strong>im</strong> Unternehmen?<br />
b) Nach welchen Kriterien (begründen) richten Sie sich?<br />
5. a) Welche Qualifikationsgruppen gibt es <strong>im</strong><br />
Unternehmen?<br />
b) Wo mangelt es an Kompetenzen und<br />
Qualifikationen<br />
- bezogen auf die aktuellen Bedarfe?<br />
- bezogen auf künftige Anforderungen und Zukunftsbedarfe<br />
( –10 Jahre)?<br />
. a) Bilden Sie aus?<br />
b) Was ist der Grund dafür?<br />
c) Werden Azubis besonders gefördert?<br />
(wenn ja, wie?)<br />
d) Werden Azubis übernommen?<br />
7. Welche Maßnahmen der Weiterbildung gibt es bei Ihnen<br />
/ veranlassen / fördern oder<br />
unterstützen Sie?<br />
8. Inwieweit decken sich Ihre Vorstellungen über notwendige<br />
Weiterbildungs- oder Fördermaßnahmen mit der<br />
Betriebspolitik?<br />
9. Machen Sie Unterschiede bei den Lerngruppen (z.B.<br />
Jüngere / Ältere, Führungskräfte / gering Qualifizierte)?<br />
Warum?<br />
10. Wie schätzen Sie den Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen<br />
(Absicherung) ein?<br />
11. Was geschieht bei Ihnen, wenn MA den Betrieb verlassen<br />
(Kündigung, Ruhestand, Erziehungsjahr usw.)?<br />
1 . Wie wird bei Ihnen für Wissenstransfer gesorgt? 0 -<br />
1 . Weitere Aspekte, die Ihnen wichtig sind und ihre Begründung<br />
dafür!<br />
Gesamtpunktzahl/Note<br />
- 9,5 Punkte: sehr gut<br />
9 - Punkte: gut<br />
0 –<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 - 5<br />
0 - 5<br />
0 -<br />
0 - 1<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 -<br />
mögliche<br />
Veränderungen/<br />
Soll-<br />
Stand<br />
Punkte<br />
Soll<br />
57
<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />
Bestandsaufnahme: Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
Ort:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datum: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
(Nicht alle Kriterien lassen sich an KMU anlegen)<br />
58<br />
Fragen Punkte Ist–Stand Punkte<br />
Ist<br />
1. Wie wichtig ist das Thema Gesundheit in Ihrem Unternehmen?<br />
. a) Wer ist (neben den MA selbst) bei Ihnen für die<br />
Gesundheit der MA zuständig?<br />
b) Gibt es MA-Befragungen dazu? Machen Sie Unterschiede<br />
zwischen Jung und Alt? (Wie?)<br />
. a) Was wird zur Gesundheitsförderung angeboten?<br />
b) Gibt das Unternehmen den MA Anregungen zur<br />
Gesunderhaltung?<br />
. Was folgt aus krankheitsbedingten Fehlzeitenstatistiken?<br />
(z.B. Rückkehrgespräche, Ergebnis...)<br />
5. a) Gibt es eine Fachkraft für Arbeitssicherheit / einen<br />
Sicherheitsingenieur / einen Betriebsarzt?<br />
b) Wie sind die Aufgabenzuschnitte?<br />
c) Wie sieht die Zusammenarbeit mit Berufsgenossenschaft,<br />
Krankenkassen usw. aus?<br />
. a) Gibt es über die gesetzliche Notwendigkeit hinaus bei<br />
Ihnen Gefährdungsbeurteilungen/-analysen?<br />
b) Was folgt aus diesen?<br />
7. a) Gibt es Arbeitsplatzanalysen bzw. Begehungen?<br />
b) Unter welchen Gesichtspunkten erfolgen diese (z.B.<br />
Verschleiß, langfr. Planung von Besetzungen/Arbeitsplatzveränderungen)?<br />
c) Wer ist wie eingebunden?<br />
8. Welche Gestaltungsspielräume haben die Mitarbeiter bei<br />
der Arbeit? (Wdh. Motivation)<br />
9. Gibt es Arbeitsplätze, von denen man weiß, dass<br />
dort niemand bis zum Rentenalter arbeiten kann? Wie<br />
wird damit umgegangen?<br />
10. Für wen gibt es vertikale und horizontale Laufbahngespräche?<br />
a) Haben diese auch dauerhafte (einseitige) Belastung,<br />
Stress etc. zum Inhalt?<br />
b) Wie wird mit den Ergebnissen verfahren?<br />
11. Welche Maßnahmen werden durchgeführt, wenn<br />
Mitarbeiter gesundheitlich beeinträchtigt sind?<br />
1 . Weitere Aspekte, die Ihnen wichtig sind! 0 -<br />
Gesamtpunktzahl/Note<br />
- 9,5 Punkte: sehr gut<br />
9 - Punkte: gut<br />
0 -<br />
1 - 5<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 - 1<br />
0 -<br />
0 -<br />
mögliche<br />
Veränderungen<br />
/<br />
Soll-<br />
Stand<br />
Punkte<br />
Soll
Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />
Bestandsaufnahme: Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
Ort:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datum: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
(Nicht alle Kriterien lassen sich an KMU anlegen)<br />
Fragen Punkte Ist–Stand Punkte<br />
Ist<br />
1. Wie wichtig ist das Thema Motivation in Ihrem<br />
Unternehmen?<br />
. a) Was gehört für Ihr Unternehmen zum Thema Wertschätzung<br />
der MA?<br />
b) Wie würden Sie die Unternehmenskultur beschreiben?<br />
. Gibt es bei Ihnen Führungsgrundsätze? Wenn ja, wie<br />
werden sie mit Leben gefüllt?<br />
. Welche Möglichkeiten der MA-Entwicklung/Laufbahnplanung<br />
gibt es in Ihrem Unternehmen?<br />
5. Wie sehen MA-Beteiligungssysteme bei Ihnen aus?<br />
a) BVW, Ideenmanagement…<br />
b) Betriebsfeste, Gesprächsforen etc.<br />
c) Prämien<br />
d) Stoßen Beteiligungssysteme bei Ihren MA auf Akzeptanz?<br />
. Welchen Einfluss können Ihre MA auf die Arbeitsorganisation<br />
nehmen (Arbeitszeit, -inhalte, -gestaltung)?<br />
7. Woran orientieren sich bei Ihnen die Lohn- und<br />
Gehaltszahlungen, Beurteilungssysteme, MA-Bewertung<br />
– transparent usw.?<br />
8. a) Wo entstehen in Ihrem Unternehmen Konflikte?<br />
b) Welcher Art sind sie und wie werden sie gelöst?<br />
9. a) Arbeiten bei Ihnen altersgemischte Teams?<br />
b) Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit von Jung und<br />
Alt?<br />
10. a) Wie schätzen Sie die Bindung Ihrer MA ein?<br />
b) Wie hoch ist die Fluktuation?<br />
c) Gründe dafür?<br />
11. Wie steht Ihr Unternehmen nach außen da? Presse,<br />
Schulen usw. Was machen Sie dafür?<br />
1 . Wie wird mit Freisetzungen und Rationalisierung<br />
umgegangen?<br />
1 . Weitere Aspekte, die Ihnen wichtig sind! 0 -<br />
Gesamtpunktzahl/Note<br />
- 9,5 Punkte: sehr gut<br />
9 - Punkte: gut<br />
0 -<br />
1 -<br />
1 -<br />
0 -<br />
0 – 5<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 -<br />
0 -<br />
mögliche<br />
Veränderungen<br />
/<br />
Soll-<br />
Stand<br />
Punkte<br />
Soll<br />
59
Projektverbund<br />
Gesellschaft für Projektentwicklung und Innovation (GPI) mbH, Bremen<br />
Die GPI ist Trägerin des Projektes BRELAG und hat die Steuerungsfunktion <strong>im</strong><br />
Verbund.<br />
www.gpi-bremen.de<br />
Bildungszentrum der Wirtschaft <strong>im</strong> Unterwesergebiet e.V. (<strong>BWU</strong>)<br />
Das Bildungszentrum der Wirtschaft <strong>im</strong> Unterwesergebiet als Bildungseinrichtung<br />
der Unternehmensverbände <strong>im</strong> Lande Bremen und des Arbeitgeberverbandes<br />
Bremerhaven unterstützt die Multiplikation der Projektergebnisse<br />
in die regionalen Unternehmen und die durchgängige Berücksichtigung des<br />
Gender Mainstreaming in der Projektumsetzung.<br />
www.bwu-bremen.de<br />
IHK Bremerhaven<br />
Die Industrie und Handelskammer Bremerhaven berät und unterstützt das<br />
Projekt.<br />
www.bremerhaven.ihk.de<br />
Kreishandwerkerschaft Bremerhaven-Wesermünde<br />
Die Kreishandwerkerschaft Bremerhaven-Wesermünde berät und unterstützt<br />
das Projekt.<br />
www.kreishandwerkerschaft-bremerhaven.de<br />
Volkswagen Coaching Gesellschaft mbH (VW-CG) Wolfsburg<br />
Wissensmanagement und Kompetenzerweiterung sind wichtige Elemente, die<br />
die Volkswagen Coaching <strong>im</strong> Verbund vertritt.<br />
www.vw-coaching.de<br />
Arbeitnehmerkammer Bremen, Mitbest<strong>im</strong>mung und Technologieberatung<br />
Die Arbeitnehmerkammer unterstützt Handlungsoptionen bei der Arbeits- und<br />
Laufbahngestaltung alternder Belegschaften und deren empowerment.<br />
www.arbeitnehmerkammer.de/<br />
Projektförderung<br />
Das Projekt BRELAG wird vom ESF <strong>im</strong> Rahmen der Landesinitiative zur Förderung<br />
der Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer/-innen gefördert von:<br />
Europäische Union<br />
Europäischer Sozialfonds<br />
Freie Hansestadt Bremen<br />
Die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales<br />
Das Projekt BRELAG wird begleitet durch die Bremerhavener Arbeit GmbH<br />
(brag)