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Wettbewerbsfähig bleiben im demografischen Umbruch - BWU eV

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Ursula Rettke<br />

Sabine Seemann<br />

Dr. Günter Gebauer<br />

<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong><br />

<strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Eine Werkzeugsammlung<br />

für Personalverantwortliche<br />

in mittelständischen Unternehmen<br />

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<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Impressum<br />

Ursula Rettke<br />

Bildungszentrum der Wirtschaft <strong>im</strong> Unterwesergebiet e.V. (<strong>BWU</strong>)<br />

Schillerstr. 10<br />

8195 Bremen<br />

rettke@bwu-bremen.de<br />

Sabine Seemann<br />

Carl von Ossietzky Universität Oldenburg<br />

Fakultät I, Arbeitsstelle Weiterbildung<br />

sabine.seemann@uni-oldenburg.de<br />

Dr. Günter Gebauer<br />

Gesellschaft für Projektentwicklung und Innovation (GPI) mbH<br />

Georg-Gröning-Str. 1 1<br />

8 09 Bremen<br />

guenter-gebauer@t-online.de<br />

Diese Handlungshilfe wurde gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds <strong>im</strong> Bremer Landesprogramm<br />

zur Erhöhung der Beschäftigungschancen älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen<br />

<strong>im</strong> Projekt „BRELAG – Projektverbund Bremerhaven/Bremen zur betrieblichen Lern- und Arbeitsgestaltung<br />

<strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> Wandel“.<br />

Layout und Satz: Dripke & Partner, Gummersbach


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort.......................................................................................................................................................... 5<br />

EINLEITUNG................................................................................................................................................... 6<br />

1. Der demografische Wandel – ein schleichender Prozess.................................................................. 6<br />

2. Altersstrukturanalyse und betriebliches Arbeitsfähigkeitsprofil –<br />

Neue Wege der betrieblichen Personalpolitik.................................................................................... 7<br />

3. Quick-Check zur individuellen betrieblichen Ausgangslage............................................................. 9<br />

I. DEMOGRAFISCHER UMBRUCH UND PERSONALENTWICKLUNG................................................... 10<br />

1. Der demografische <strong>Umbruch</strong> und unternehmerisches (Nicht-) Handeln....................................... 10<br />

2. Der demografische Wandel in Bremerhaven und „um zu“............................................................. 12<br />

3. Abschied vom Jugendkult – Ältere als Ressource............................................................................ 14<br />

4. Jeder Betrieb hat eigene Besonderheiten!........................................................................................ 18<br />

II. ALTERSSTRUKTURANALYSE UND EINSCHÄTZUNG<br />

DES BETRIEBLICHEN ARBEITSFÄHIGKEITSPROFILS......................................................................... 19<br />

1. Der erste Schritt <strong>im</strong> Unternehmen: Die Altersstrukturanalyse....................................................... 19<br />

2. Der zweite Schritt <strong>im</strong> Unternehmen: Das betriebliche Arbeitsfähigkeitsprofil............................ 21<br />

3. Zwei Beispiele: Ergebnisse betrieblicher Altersstrukturanalysen<br />

und Arbeitsfähigkeitsprofile in zwei Unternehmen Bremerhavens............................................... 22<br />

.1 Altersstruktur und Arbeitsfähigkeitsprofil eines mittelständischen<br />

Unternehmens in der Lebensmittelbranche Bremerhavens............................................................. 22<br />

. Altersstruktur und Arbeitsfähigkeitsprofil eines mittelständischen Unternehmens<br />

in der Logistik-Branche Bremerhavens............................................................................................ 25<br />

4. Wie setzen Sie Altersstrukturanalysen und Analysen zum betrieblichen<br />

Arbeitsfähigkeitsprofil in Ihrem Unternehmen um? Anleitung für die Praxis.............................. 29<br />

III. ENTWICKLUNGSPERSPEKTIVEN IM UNTERNEHMEN<br />

HANDLUNGSLINIEN IM DEMOGRAFISCHEN UMBRUCH................................................................. 31<br />

1. „Die Vorgesetzten müssen überzeugen“ –<br />

Motivieren, Unternehmens- und Führungskultur ausbauen........................................................... 31<br />

2. Mitarbeiterbefragung und Mitarbeitergespräche............................................................................ 35<br />

.1 Die Mitarbeiterbefragung – Instrument zur Beschaffung von Steuerungsdaten............................. 35<br />

. Mitarbeitergespräche – Fundament einer mitarbeiterorientierten Führungskultur.......................... 36


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

3. Der Wettbewerb um die Besten:<br />

Qualifizierungsstrategien für ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen............................... 39<br />

.1 Lernen Ältere anders?..................................................................................................................... 39<br />

. Kompetenzanalyse und Qualifizierungsplanung............................................................................. 40<br />

. Mehrfachqualifizierung und Job Rotation....................................................................................... 41<br />

. Horizontale Laufbahngestaltung..................................................................................................... 41<br />

.5 Weiterbildung und Wissenstransfer Alt/Jung.................................................................................. 42<br />

4. Betriebliche Gesundheitsförderung................................................................................................... 45<br />

.1 Krankheitsstand in deutschen Unternehmen und individuelle Selbsteinschätzung<br />

des Gesundheitszustandes.............................................................................................................. 45<br />

. Arbeitsbedingter Verschleiß und Krankheitskosten......................................................................... 47<br />

. Gesundheitsförderliche Maßnahmen <strong>im</strong> Unternehmen.................................................................. 48<br />

Weiterführende Literatur, Monographien, Zeitschriftenbeiträge......................................................... 51<br />

Anhang I<br />

Tabellen zur Durchführung der Altersstrukturanalyse........................................................................... 52<br />

Anhang II<br />

Leitfragebögen zum Arbeitsfähigkeitsprofil mit Anleitung.................................................................. 56


Vorwort<br />

Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Die vorliegende Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche „<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong><br />

<strong>Umbruch</strong>“ entstand <strong>im</strong> Rahmen des Projektes „BRELAG – Projektverbund Bremerhaven / Bremen zur<br />

betrieblichen Lern- und Arbeitsgestaltung <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> Wandel“.<br />

In der Zusammenarbeit mit zahlreichen Unternehmen in Bremerhaven und Bremen wurden Erfahrungen gesammelt,<br />

wie und in welchem Maße die Unternehmen der Region vom <strong>demografischen</strong> Wandel erfasst werden.<br />

Es wurden Ansätze in unterschiedlichen Feldern der Personalpolitik und Personalentwicklung erprobt,<br />

um Betriebe möglichst rasch und wirtschaftlich dabei zu unterstützen, den je betriebsspezifischen Folgen des<br />

bereits erfahrenen oder in naher Zukunft zu erwartenden Fachkräftemangels und der Arbeit mit alternden<br />

Belegschaften zu begegnen.<br />

Die Werkzeugsammlung fasst das hier gesammelte Erfahrungswissen und das Know how zusammen und<br />

ergänzt es um die inzwischen bundesweit vorhandenen Beispiele guter Praxis. Sie stellt Entwicklungsperspektiven,<br />

Handlungshilfen und erprobte Instrumente aus der Praxis der Personalentwicklung <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong><br />

Wandel vor.<br />

Sie finden zu den folgenden Themenbereichen ausführliche Erläuterungen und Darstellungen:<br />

w Mit welchen Auswirkungen des <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong>s auf die betriebliche Personalentwicklung<br />

ist zu rechnen?<br />

w Wie können Unternehmen Folgeabschätzung vornehmen: Betriebliche Arbeitsstrukturanalysen und<br />

Einschätzung des betrieblichen Arbeitsfähigkeitsprofils<br />

w Beispiele guter Praxis und Handlungshilfen für mittelständische Unternehmen.<br />

In den einzelnen Kapiteln werden in sog. „Werkzeugsammlungen“ konkrete, in der betrieblichen Praxis erprobte<br />

Instrumente mit Hinweisen und Anleitungen für die Umsetzung in die je eigene betriebliche Praxis<br />

einschließlich Leitfäden, Checklisten, Erfahrungsberichten aus Unternehmen u.a.m. vorgestellt, die über das<br />

Internet erreichbar sind.<br />

Sie finden die Broschüre als PDF-Datei auf den Internetseiten der GPI Gesellschaft für Projektentwicklung und<br />

Innovation GmbH (www.gpi-bremen.de) und des <strong>BWU</strong> Bildungszentrum der Wirtschaft <strong>im</strong> Unterwesergebiet<br />

e.V. (www.bwu-bremen.de). In dieser PDF-Version – die Sie auf den angegebenen Internetseiten auch jederzeit<br />

herunterladen können – können Sie die in den Werkzeugsammlungen enthaltenen Links anklicken und<br />

gelangen damit zur entsprechenden Sammlung <strong>im</strong> Internet, von der aus das gewünschte Werkzeug direkt<br />

aufgerufen werden kann.<br />

Die vorliegende Broschüre kann als ein Printmedium die Fülle dessen, was <strong>im</strong> Internet zur Verfügung steht,<br />

auch nicht annäherungsweise wiedergeben. Die zugehörigen Werkzeugsammlungen <strong>im</strong> Internet sind deshalb<br />

deutlich ausführlicher und umfassender als die Sammlungen in dieser Broschüre, die <strong>im</strong>mer nur die wesentlichsten<br />

Werkzeuge wiedergeben können.<br />

Hier sehen Sie einen Ausschnitt aus einer Bildschirmdarstellung der Werkzeugsammlung <strong>im</strong> Internet:<br />

5


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Einleitung<br />

1. Der demografische Wandel – ein schleichender Prozess<br />

Noch ist es in den Unternehmen Alltagspolitik, Erwerbstätige mit 55 Jahren auf den Ruhestand vorzubereiten.<br />

Personalverantwortliche, Arbeitnehmervertretungen und Beschäftige selbst befürworten das vorzeitige Ausscheiden<br />

aus dem Betrieb.<br />

Dabei zeigen Arbeitsmarktexperten und -expertinnen heute mit überzeugenden <strong>demografischen</strong> Daten, dass<br />

Unternehmen mit den aktuellen Personalkonzepten in die „demografische Falle“ laufen:<br />

Bevölkerungsrückgang und Nachwuchsmangel<br />

„Derzeit hat Deutschland 82,4 Millionen Einwohner. 2050 werden es noch knapp 69–74 Millionen sein<br />

… Der Rückgang der Bevölkerung ist nicht mehr aufzuhalten.“<br />

Bericht des STATISTISCHEN BUNDESAMTES 00<br />

„Die Gruppe der Zwanzig- bis Vierzigjährigen, das Rückgrat unserer Volkswirtschaft und der Motor der<br />

Produktivitätssteigerung, schrumpft – seit den neunziger Jahren jedes Jahr um mehrere hunderttausend!“<br />

Herwig Birg, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG (FAZ), 8.08. 00<br />

Durch den <strong>demografischen</strong> Wandel wird sich der aktuelle Fachkräftemangel verschärfen:<br />

w Der Anteil der über 50-jährigen Erwerbspersonen wächst von heute % auf % <strong>im</strong> Jahr 015.<br />

w Die Zahl der 0–50-jährigen Erwerbstätigen fällt von heute 55% auf 7% <strong>im</strong> Jahr 015.<br />

w Die Gruppe der 15– 0-Jährigen, die 1990 0% betrug, hat sich schon heute bei % eingependelt.<br />

In diesen Zahlen sind bereits die steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen und eine höhere Zuwanderung<br />

eingerechnet.<br />

Das Institut der Deutschen Wirtschaft warnt vor einer ernsten Gefahr für die Leistungs- und Innovationsfähigkeit<br />

der Unternehmen – wenn keine Maßnahmen ergriffen werden:<br />

Fachkräftemangel und betriebliche Wertschöpfung<br />

„Die gute Konjunktur, der Strukturwandel hin zu einer forschungs- und wissensintensiven Gesellschaft,<br />

aber auch die alternde Bevölkerung sind wichtige Gründe dafür, dass Unternehmen verstärkt nach<br />

hochqualifizierten Mitarbeitern Ausschau halten. Personalchefs müssen beispielsweise die Stellen ihrer<br />

pensionierten Beschäftigten wiederbesetzen… Bereits <strong>im</strong> Jahr 2006 konnten etwa 165.000 Stellen für<br />

Hochqualifizierte nicht besetzt werden… Insgesamt entgingen der deutschen Wirtschaft 2006 durch<br />

den Fachkräftemangel 18,5 Milliarden Euro an Wertschöpfung – das waren 0,8 Prozent des erwirtschafteten<br />

Bruttoinlandprodukts… Die demografische Entwicklung droht, diese Engpässe künftig noch<br />

zu verschärfen… Die Unternehmen müssen ihre Strategien überdenken, um kluge Köpfe zu gewinnen<br />

und weiter an sich zu binden…“<br />

Informationsdienst des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln, Nr. 1 / 008<br />

Nach Meinung aller Expertinnen und Experten fehlt auf der betrieblichen Ebene bislang noch weitgehend das<br />

Problembewusstsein für den schleichenden <strong>demografischen</strong> Strukturwandel und seine betrieblichen Auswirkungen.<br />

Es gibt also nicht nur Sensibilisierungs- und Beratungsbedarf für die Notwendigkeit eines präventiven Handelns.<br />

Es gibt auch konkreten Bedarf an Lösungsansätzen, wie sich Unternehmen auf den altersstrukturellen<br />

Wandel ihrer Belegschaften einstellen und welche Maßnahmen sie entwickeln können.


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Handlungsbedarfe sehen Experten und Expertinnen vor allem in den folgenden Feldern:<br />

Handlungsfelder einer demografieorientierten Personalpolitik<br />

Gesundheit<br />

und<br />

Arbeitsbedingungen<br />

Kompetenz<br />

und<br />

Entwicklung<br />

Körperliche<br />

Leistungsfähigkeit<br />

aufrechterhalten<br />

Kompetenz,<br />

Qualifikation<br />

sicherstellen<br />

Leistungsfähigkeit<br />

sichern<br />

Motivation,<br />

Eigenveranwortung<br />

fördern<br />

Tätigkeit<br />

lernförderlich<br />

gestalten<br />

Führung<br />

und<br />

Unternehmenskultur<br />

Arbeitsorganisation<br />

und<br />

-gestaltung<br />

Unternehmen werden künftig mit ihrer Personal- und Arbeitspolitik vor allem dafür Sorge tragen müssen, dass<br />

ihre jungen und alten, männlichen und weiblichen Beschäftigten in Teams und <strong>im</strong> Betrieb innovativ bis zum<br />

5. bzw. bis zum 7. Lebensjahr zusammenarbeiten können.<br />

Ausgewählte Handlungsbereiche <strong>im</strong> Überblick sind z.B.:<br />

Personalpolitik Arbeitspolitik<br />

Neue demografieoffene Unternehmens-<br />

und Führungskulturen<br />

Neue Rekrutierungs- und<br />

Personalbindungsstrategien<br />

Schaffung ausgewogener Alters- bzw.<br />

Personalstrukturen<br />

Altersgemischte Team- und Gruppenarbeit<br />

Zusammenarbeit und Wissenstransfer<br />

zwischen Jung und Alt<br />

Horizontale Tätigkeitswechsel<br />

Förderung beruflicher Entwicklungen Lern- und gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung<br />

Berufsbegleitendes Lernen, arbeitsplatznahes<br />

Lernen<br />

u.a.m.<br />

Auch in den Unternehmen Bremerhavens wird zunehmend über Fachkräftemangel und Nachwuchssorgen<br />

geklagt. Für Unternehmerinnen, Unternehmer und Personalverantwortliche ist es<br />

„fünf vor zwölf“, sich auf die bereits spürbaren Folgen einzustellen – und nicht erst dann, wenn<br />

die sich verschärfenden Engpässe bei der Personalbeschaffung und -entwicklung die Erfolgsziffern<br />

des Betriebes best<strong>im</strong>men.<br />

7


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

2. Altersstrukturanalyse und betriebliches Arbeitsfähigkeitsprofil –<br />

Neue Wege der betrieblichen Personalpolitik<br />

Wie weit der demografische Wandel das eigene Unternehmen erfasst hat und welche Auswirkungen die regionalen<br />

<strong>demografischen</strong> Veränderungen für die eigene Personalpolitik absehbar mit sich bringen werden, lässt<br />

sich in jedem Betrieb mit geringem analytischen Aufwand relativ schnell feststellen.<br />

Die Instrumente heißen „Altersstrukturanalyse“ der Belegschaft und „Arbeitsfähigkeitsprofil“ des Unternehmens<br />

(beide Instrumente sind ausführlich dargestellt <strong>im</strong> Abschnitt II).<br />

Mit der Altersstrukturanalyse der Belegschaft werden zunächst zwei Messungen vorgenommen: Die erste<br />

Messung erfasst den aktuellen Altersstand und den Altersaufbau der Belegschaft. Die zweite Messung erfasst<br />

– in einer Fortschreibung der bisherigen Personalzu- und -abgänge und der bisher praktizierten Personalanpassungsmaßnahmen<br />

– die prognostizierbare Altersstruktur der Belegschaft in zehn Jahren. Dieses Verfahren<br />

kann für den Gesamtbetrieb – um prägnante, handlungsleitende Daten zu erhalten – differenziert werden<br />

nach Bereichen, Abteilungen, Funktionen und Qualifikationen.<br />

Auf dieser Grundlage werden dann in einem weiteren, durch Leitfragebögen gestützten Schritt die bisherigen<br />

Maßnahmen und der Stand der Personalentwicklung in den personal- und arbeitspolitischen Handlungsfeldern<br />

Qualifikation, Motivation und Gesundheit daraufhin untersucht, ob sie zukunftstauglich und in der Lage sind,<br />

dem Unternehmen eine arbeits- und wettbewerbsfähige Belegschaft zu sichern. Das Resultat ist das Arbeitsfähigkeitsprofil<br />

des Unternehmens – eine situationsgerechte Einschätzung darüber, in welchen Bereichen der<br />

Personalentwicklung das Unternehmen gut aufgestellt ist, wo es Schwächen aufweist und Handlungsbedarfe<br />

bestehen.<br />

Beurteilt wird also die bisherige Personal- und Arbeitspolitik – und ein Teil der Unternehmenskultur – nach<br />

ihren bisherigen Leistungen bezogen auf das Gewinnen und Binden, auf die Einsatz- und Leistungsfähigkeit<br />

und die Leistungsbereitschaft der Beschäftigten. Es werden Stärken und Schwächen ermittelt und angesichts<br />

der Herausforderungen des <strong>demografischen</strong> Wandels überprüft.<br />

Aus diesen Befunden lassen sich dann gezielte betriebliche Verbesserungen sowie kurz-, mittel- und langfristige<br />

Maßnahmen ableiten.<br />

8<br />

Neun von zehn Personalabteilungen werden bei diesem Vergleich<br />

Handlungsbedarf entdecken!<br />

Die vorliegende Handlungshilfe gibt einen Orientierungsrahmen (Abschnitt I), stellt die Analyse-Instrumente<br />

vor, zeigt auf, wie mit ihnen gearbeitet wird und stellt Beispiele aus Unternehmen der Region vor (Abschnitt<br />

II). Abschnitt III gibt dann eine Reihe von Anregungen, Handlungsempfehlungen und einen Einblick in betriebliche<br />

Beispiele (Gute Praxis) für die Personal- und Arbeitspolitik in mittelständischen Unternehmen <strong>im</strong><br />

Angesicht des <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong>s.


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

3. Quick-Check zur individuellen betrieblichen Ausgangslage<br />

Um herauszufinden, wie in Ihrem Unternehmen der Handlungsbedarf angesichts des <strong>demografischen</strong> Wandels<br />

aussieht, kreuzen Sie bitte die Fragen mit Ja oder Nein an.<br />

ja nein<br />

1. Kennen Sie die Altersstruktur der Belegschaft in Ihrem Unternehmen? <br />

. Berücksichtigen Sie die Alterszusammensetzung bei personalpolitischen Entscheidungen?<br />

. Verfügen Sie über Personalstrategien zur langfristigen Erhaltung der Arbeits- und<br />

Beschäftigungsfähigkeit der Mitarbeitenden?<br />

. Haben sich Ihre Mitarbeitenden mit dem Thema demografischer Wandel und alternde<br />

Belegschaften auseinandergesetzt?<br />

<br />

<br />

<br />

5. Gibt es Anreize, die Fach- und Führungskräfte an Ihr Unternehmen binden? <br />

. Erhöhen Sie durch familienfreundliche Maßnahmen den Anteil der Mitarbeiterinnen? <br />

7. Haben Sie ein Personalmarketingkonzept für Ihr Unternehmen? <br />

8. Führen Sie regelmäßig Mitarbeitergespräche mit allen Mitarbeitenden durch? <br />

9. Bieten Sie Ihren Mitarbeitenden horizontale Karriereperspektiven? <br />

10. Versuchen Sie, soweit möglich, Arbeitszeiten flexibel zu gestalten und unterschiedliche<br />

Lebenssituationen der Mitarbeitenden zu berücksichtigen?<br />

11. Besprechen Sie mit den rentennahen Mitarbeitenden rechtzeitig, wann und wie sie<br />

aus dem Unternehmen ausscheiden können?<br />

<br />

<br />

1 . Setzen Sie Methoden zur Sicherung des Wissenstransfers zwischen Alt und Jung ein? <br />

1 . Qualifizieren Sie auch ältere Mitarbeitende regelmäßig weiter? <br />

1 . Wird lebenslanges Lernen gezielt gefördert und unterstützt? <br />

15. Bilden Sie gezielt altersgemischte Teams und Arbeitsgruppen? <br />

1 . Stellen Sie sicher, dass be<strong>im</strong> Ausscheiden von Mitarbeitenden die Kompetenzen für<br />

das Unternehmen erhalten <strong>bleiben</strong>?<br />

<br />

17. Beinhaltet Ihre Unternehmenskultur eine altersunabhängige Wertschätzung? <br />

18. Sind die Arbeitsbedingungen gesundheitsförderlich gestaltet? <br />

Je öfter Sie mit „nein“ antworten mussten, desto dringender ist der Handlungsbedarf in Ihrem Unternehmen.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Quick-Checks aus anderen Projekten, die sich mit den Auswirkungen des <strong>demografischen</strong><br />

Wandels auf Unternehmen beschäftigen<br />

a Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ – CD-ROM des Netzwerkes „Altersmanagement“<br />

der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL: Checkliste „Auf dem Weg zum<br />

Altersmanagement“ zur Feststellung des Handlungsbedarfs (PDF-Dokument).<br />

a Aus den „Werkzeugen für eine demografieorientierte Personalpolitik“, die <strong>im</strong> Rahmen der<br />

„Demografie-Initiative II“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in der<br />

Zusammenarbeit mehrerer Projekte erarbeitet wurden: Kurz-Check: „Ist Ihr Betrieb auf den<br />

<strong>demografischen</strong> Wandel vorbereitet?“ (Online-Abfrage mit Empfehlungen zur Personalpolitik).<br />

9


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

I. Demografischer <strong>Umbruch</strong> und Personalentwicklung<br />

1. Der demografische <strong>Umbruch</strong> und unternehmerisches (Nicht-)Handeln<br />

Die Mehrzahl der Menschen in Deutschland weiß inzwischen, dass der geänderte Altersaufbau Konsequenzen<br />

für Wachstum, Beschäftigung und Renteneintrittsalter und damit für alle politischen und wirtschaftlichen Gestaltungsfelder<br />

haben wird. Der demografische Wandel wird ständig bis in die Feuilletons der Zeitungen und<br />

Fernsehshows hinein thematisiert. Selten konnte sich also eine Nation breiter informiert auf eine historische<br />

<strong>Umbruch</strong>situation einstellen.<br />

Auf der einen Seite wird bereits reformiert: Festlegung eines <strong>demografischen</strong> Faktors bei der Rente, Frühverrentungsinstrumente<br />

entfallen, die Lebensarbeitszeit wird verlängert …<br />

Auf der anderen, der betrieblichen Seite, aber bleibt das Wissen über den <strong>demografischen</strong> Wandel bislang<br />

noch viel zu folgenlos: In einer Studie von Comteam, einem bundesweit agierenden Beratungsunternehmen<br />

der Wirtschaft, in der Fach- und Führungskräfte befragt wurden, sagte ein Drittel aller Befragten, dass in<br />

ihrem Unternehmen bislang gar nichts passiere, um der <strong>demografischen</strong> Entwicklung zu begegnen (vgl. FAZ,<br />

19.05. 007). Unternehmen, die „nachhaltig das Demografieproblem angehen“ (VDMA-Präsident Dr. Dieter<br />

Brucklacher in der FAZ, 9.0 . 007), sind <strong>im</strong>mer noch die Ausnahme.<br />

Heute gibt es fast 9,1 Millionen Menschen, die zwischen 15 und 5 Jahre alt sind, 015 werden es noch ca.<br />

8, Millionen sein.<br />

10<br />

Bevölkerung 2005 und 2050<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2006<br />

Bereits 010 wird sich die Zahl der Schulabgänger und -abgängerinnen, die für das duale Ausbildungssystem<br />

zur Verfügung stehen, <strong>im</strong> Schnitt um bis zu 1 % verringern (vgl. FAZ, 9.0 . 007).


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Rückgang des Nachwuchses (15–20 J./20–25 J.) bis 2050<br />

Quelle: Universität Oldenburg, Interner Antragsentwurf, 2006<br />

Wandel ist angesichts dieser Daten kein Zukunftsfenster – für Unternehmen steht er vor der Tür. Besorgniserregend<br />

ist diese Entwicklung nicht nur auf dem Ausbildungssektor, weil jede heute nicht gut ausgebildete<br />

Fachkraft schon morgen fehlt und damit zu einer Wachstumsbremse für die Firmen der Region wird. Ebenso<br />

zu denken gibt die weiterhin zurückhaltende Bereitschaft von Unternehmen, über 0 Jahre alte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter einzustellen.<br />

Viele Unternehmen sind so stark in das Tagesgeschäft eingebunden, dass sie personalpolitisch erst dann handeln,<br />

wenn es kaum mehr anders geht. Dies ist sicherlich nicht nur kurzfristigen Planungshorizonten geschuldet,<br />

sondern lässt leider zumeist auch Rückschlüsse auf den Stellenwert der Personalpolitik <strong>im</strong> Unternehmen<br />

zu: Neben den Führungsaufgaben Technik und Finanzen wird Personalpolitik häufig eher nachrangig behandelt.<br />

Außerdem gibt es einen historisch bedingten Gewöhnungseffekt: Personaleinsatz war stets eine flexible und<br />

variable Größe. Eine Größe also, auf die relativ problemlos zurückgegriffen werden konnte. In der Folge standen<br />

die Mitarbeitenden nicht <strong>im</strong>mer „<strong>im</strong> Mittelpunkt“…<br />

Unterbewertete Stellung der Personalabteilungen in deutschen Unternehmen<br />

„Viele Personalabteilungen ... haben ein Akzeptanzproblem. Etwa 40 Prozent der ... befragten Personalverantwortlichen<br />

gaben an, in ihrem Unternehmen einen schlechten Ruf zu haben, nur gut die<br />

Hälfte ... glaubt, <strong>im</strong> Unternehmen überhaupt als wertschöpfende Einheit wahrgenommen zu werden.<br />

Die teils geringe Wertschätzung ... äußert sich auch in den Budgets, die dieser Abteilung jeweils zur<br />

Verfügung stehen...<br />

Dass die Betonung der strategischen Bedeutung des Faktors Personal in vielen Unternehmen ein<br />

Lippenbekenntnis ist, zeigt auch die relativ geringe Präsenz von Personalmanagern in Vorstand oder<br />

Geschäftsführung.“<br />

FAZ, 9.01. 005<br />

11


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

2. Der demografische Wandel in Bremerhaven und „um zu“<br />

Wie macht sich der demografische Wandel in Bremerhaven bemerkbar?<br />

1<br />

Demografischer <strong>Umbruch</strong> in Bremerhaven<br />

„Bremerhaven schrumpft wie sonst nur Städte <strong>im</strong> Nordosten Deutschlands … 1993 wohnten<br />

noch 131.000 Menschen in Bremerhaven, derzeit sind es 117.000, und für 2020 wird mit nur<br />

noch 102.000 Einwohnern gerechnet. Bremerhaven erlebt eine Strukturkrise wie einst das<br />

Ruhrgebiet. … Und wie <strong>im</strong> Ruhrgebiet dauert die Anpassung lange und ist für die Bewohner<br />

schmerzlich“.<br />

FAZ, 0 .05. 007<br />

Der Rückgang der Bevölkerungszahlen ist dabei nicht auf Bremerhaven beschränkt, sondern findet auch <strong>im</strong><br />

Umland statt (Cuxhaven Stadt / Landkreis Cuxhaven, Landkreis Wesermarsch). Wollte man die Entwicklung<br />

grafisch darstellen, dann müsste man mit dem Zirkel vom Jadebusen her einen Halbkreis bis Bremen schlagen:<br />

in diesem Halbkreis ist die Bevölkerungsentwicklung stark rückläufig. Die Bevölkerungszuwächse, die es in<br />

den Landkreisen Osterholz-Scharmbeck und Stade gibt, sind gering und haben mehr mit Überalterung als mit<br />

jugendlichem Nachwuchs zu tun. Außerdem ist in Rechnung zu stellen, dass die Metropolregion Hamburg sich<br />

zu einem zunehmend wichtiger werdenden Magnet für (mobile) qualifizierte Arbeitskräfte aus Bremerhaven<br />

entwickelt. Die ökonomischen und bevölkerungspolitischen Prognosen für Hamburg lauten: Wachstum.<br />

Gleichzeitig gehen auch in Bremerhaven die Zahlen der schulpflichtigen Jugendlichen zurück: Die Gruppe der<br />

15– 5-Jährigen umfasst in Bremerhaven ca. 1 .000 Personen, sie wird in 15 Jahren nur noch 10.000 Personen<br />

umfassen (vgl. Demografiebericht der Bertelsmann-Stiftung, Wegweiser Demografischer Wandel, Kommune<br />

Bremerhaven, www.wegweiserdemographie.de).<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Demografischer Wegweiser<br />

a Die Bertelsmann-Stiftung stellt <strong>im</strong> Rahmen der „Aktion demographischer Wandel“ das Online-Tool<br />

„wegweiser-kommune“ zur Verfügung. Zu allen Kommunen, die mehr als 5000 Einwohner und<br />

Einwohnerinnen haben, können hier Daten zur Bevölkerungsprognose bis zum Jahr 0 0 und viele<br />

weitere Informationen abgerufen werden.<br />

Rückgang der Bevölkerung in Deutschland und Bremerhaven<br />

Quelle: WESER KURIER (WK), eig. Grafik


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Bürgerschaft – große Anfrage vom September 2005:<br />

„Handlungsbedarf aufgrund des <strong>demografischen</strong> Wandels“<br />

„Für die Stadt Bremen wird <strong>im</strong> Zeitraum von 2003 bis 2020 ... ein leichter Bevölkerungsanstieg<br />

erwartet, allerdings wird aufgrund der Alterung der Bevölkerung die Zahl der Erwerbsfähigen<br />

<strong>im</strong> gleichen Zeitraum um 3,5% abnehmen.<br />

In Bremerhaven ist <strong>im</strong> selben Zeitraum ein Bevölkerungsrückgang von mehr als 10% ...<br />

wahrscheinlich, wobei sich die Zahl der Erwerbsfähigen noch stärker verringern würde, sofern<br />

diese Entwicklung nicht verändert werden kann.“<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Demografischer Wandel in Bremerhaven und Bremen<br />

Das Institut Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen hat <strong>im</strong> Rahmen des regelmäßig durchgeführten<br />

„Regionalen Monitoring Systems Qualifikationsentwicklung (RMQ)“ <strong>im</strong> Monitoring-Bericht 007/ das<br />

Thema „Demographischer Wandel und alternsgerechte Personalpolitik – Bestandsaufnahme, Strategien<br />

und Unterstützungsbedarfe in regionalen Unternehmen“ aufgegriffen und untersucht.<br />

a Der 70seitige Bericht<br />

w gibt einen Überblick über die demographischen Entwicklungen <strong>im</strong> Lande Bremen und setzt sich<br />

mit den Folgen für Unternehmen auseinander;<br />

w stellt ausführlich die Ergebnisse der regionalen Betriebsbefragung vor;<br />

w gibt in einem gesonderten Kapitel einen Überblick über regionale und überregionale Unterstützungsangebote.<br />

1


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

3. Abschied vom Jugendkult – Ältere als Ressource<br />

Betriebliche Personalstrategien konzentrierten sich in den letzten 5 Jahren in der Regel auf jüngere Menschen<br />

zwischen 18 und 5 Jahren. Die systematische Nutzung des Potenzials der älteren, erfahrenen Beschäftigten<br />

ab 5 Jahren war eher die Ausnahme.<br />

Das Desinteresse an älteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist einerseits darauf zurückzuführen, dass davon<br />

ausgegangen wird, Ältere würden geringere Leistungen erbringen und über schlechtere Qualifikationen<br />

verfügen, mit den Jüngeren also „nicht mithalten“ können. Werden dann noch die oftmals höheren Löhne ins<br />

Verhältnis zum geringeren Entgelt jüngerer Beschäftigter gesetzt, dann haben eind<strong>im</strong>ensionale Nutzenrechnungen<br />

ebenso wie Fehleinschätzungen die Weichen zum „Abstellgleis“ für Ältere gestellt.<br />

1<br />

Inzwischen muss sich jedes Unternehmen fragen, wie es ab 2010<br />

qualifizierte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen rekrutieren kann,<br />

wenn es nicht schon jetzt die Weichen stellt.<br />

Auch Rationalisierungseffekte in den Unternehmen und die Erschließung weiterer Beschäftigungspotenziale<br />

(z.B. erhöhte Zuwanderung, Frauen) und selbst die Ausdehnung der faktischen Lebensarbeitszeit, werden<br />

diese Tendenz nicht umkehren können.<br />

Gleichzeitig wird die Ansicht, dass eine alternde Belegschaft an sich schon ein Wettbewerbsnachteil sei, von<br />

vielen Personalverantwortlichen geteilt.<br />

Ältere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einstellen?<br />

„Eine Neueinstellung eines über 50jährigen Mitarbeiters? Nein, sagen dazu 57% (der befragten Unternehmen),<br />

nur 10% würden zu einer solchen Einstellungspolitik neigen.“<br />

Capgemini / consulting.technology.outsourcing, Wirtschaftsst<strong>im</strong>mung 005, S.<br />

Aber st<strong>im</strong>mt diese Sichtweise überhaupt? St<strong>im</strong>mt es, dass<br />

bedeutet und<br />

alt = leistungsgemindert?<br />

alt = lernunfähig und unflexibel?<br />

alt = kränkelnd? usw.<br />

jung = qualifiziert, leistungsstark und gesund?<br />

Wenn Personalverantwortliche diese Frage ernsthaft prüfen, dann werden sie – die selbst häufig zu den älteren<br />

Mitarbeitenden zählen! – dieses Bild von älteren Beschäftigten als Vorurteil ablegen müssen.<br />

Über die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit alternder und älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen<br />

bestehen in der betrieblichen Praxis und in der öffentlichen Wahrnehmung sehr unterschiedliche<br />

Auffassungen. Häufig wird die Ansicht vertreten, fortschreitendes Lebensalter sei zwangsläufig mit einem<br />

generellen Absinken der Leistungsfähigkeit und mit Leistungsabfall verbunden. Gerade die lange Zeit vorherrschende<br />

Praxis des vorzeitigen Ruhestands hat ebenso wie die Tatsache, dass ältere Erwerbslose in der Regel<br />

nur schwer in eine neue Beschäftigung zu vermitteln sind, dazu beigetragen, dass sich die Vorstellung einer<br />

eingeschränkten Einsatzfähigkeit Älterer <strong>im</strong> Erwerbsleben durchgesetzt hat – und zwar entgegen wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse.<br />

Die Ergebnisse der gerontologischen Forschung führen nämlich zu einer differenzierteren Betrachtung des<br />

Themas Alter und zu der praktisch bedeutsamen Erkenntnis, dass aus dem kalendarischen Alter eines Menschen<br />

allein keine Schlüsse über seine Leistungsfähigkeit abzuleiten sind. Anders ausgedrückt:


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Ältere sind nicht weniger, sondern anders leistungsfähig als Jüngere.<br />

Im Laufe des Lebens verändern sich menschliche Fähigkeiten in unterschiedlicher Weise. Dabei steht einem<br />

natürlichen Altersabbau best<strong>im</strong>mter Fähigkeiten der Aufbau anderer Fähigkeiten gegenüber.<br />

So erhöhen sich mit steigendem Lebensalter z.B. die folgenden Fähigkeiten bis zu einem individuellen Max<strong>im</strong>um:<br />

Erfahrung, Können in Abhängigkeit von Art und Dauer der Tätigkeit, Urteilsvermögen, Selbstständigkeit,<br />

Verantwortungsbewusstein und Zuverlässigkeit – um nur einige beispielhaft zu nennen. Diese Fähigkeiten<br />

können altersbedingte negative Leistungsveränderungen durchaus kompensieren!<br />

Eine Reihe von Fähigkeiten hingegen erweist sich als altersbeständig, wie z.B. die Fähigkeit zur Informationsaufnahme,<br />

die Aufmerksamkeit, die Konzentrationsfähigkeit und die Lernfähigkeit.<br />

Veränderungen der Leistungsfähigkeit <strong>im</strong> Alternsgang<br />

zunehmend<br />

Lebens- und<br />

Berufserfahrung<br />

Betriebsspezifisches<br />

Können und Wissen<br />

Expertenwissen<br />

Urteilsfähigkeit<br />

Pflicht- und<br />

Verantwortungsbewusstsein<br />

Qualitätsbewusstsein,<br />

Zuverlässigkeit,<br />

Selbstständigkeit<br />

Angst vor Veränderungen<br />

gleich<strong>bleiben</strong>d<br />

Leistungs- und<br />

Zielorientierung<br />

Systemdenken<br />

Kreativität<br />

Entscheidungsfähigkeit<br />

Kommunikationsfähigkeit<br />

Psychisches<br />

Durchhaltevermögen<br />

Konzentrationsfähigkeit,<br />

Informationsfähigkeit,<br />

Lernfähigkeit<br />

abnehmend<br />

Körperliche<br />

Leistungsfähigkeit<br />

Geistige Beweglichkeit<br />

Geschwindigkeit der<br />

Informationsaufnahme<br />

Kurzzeitgedächtnis<br />

Risikobereitschaft<br />

Aufstiegsorientierung<br />

Lern- und Weiterbildungsbereitschaft<br />

Im Zeitalter der <strong>im</strong>mer kürzer werdenden Halbwertzeiten von Wissen wird dabei vor allem <strong>im</strong>mer wieder darauf<br />

hingewiesen, dass Studien eindeutig zeigen: Auch die Lernfähigkeit Älterer stellt kein Problem dar!<br />

Alter ist keine Lernbarriere!<br />

„In Deutschland herrscht noch <strong>im</strong>mer ein negatives Altersstereotyp vor, das älteren Menschen die Lernfähigkeit<br />

abspricht. Diese Grundhaltung ist nicht nur unter Jungen verbreitet, auch Ältere selbst haben<br />

es häufig verinnerlicht, was dann meist wie die Konsequenz einer sich selbst verwirklichenden Prophezeiung<br />

wirkt. Die kognitive Trainingsforschung beweist jedoch, dass der Mensch so lange lernen kann,<br />

so lange er lebt und dabei keinen pathologischen Altersprozessen unterworfen ist.<br />

Aber: Wir lernen umso leichter, je mehr wir daran gewöhnt sind und je besser die Vermittlungsmethoden<br />

darauf eingestellt sind, dass neues Wissen an vorhandenen Wissens- und Erfahrungsbeständen<br />

anknüpfen sollte.<br />

Alter ist also kein Lernhindernis.“<br />

Prof. Dr. Ursula Staudinger, Dr. Larissa Kühler: Das Ende der geistigen Frührente. Personalwirtschaft / 00 , S. 11f.<br />

15


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

1<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Alterskritische Anforderungen <strong>im</strong> Urteil von Betrieben<br />

a Eine Broschüre der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) „Ältere<br />

Mitarbeiter <strong>im</strong> Betrieb – Ein Leitfaden für Unternehmer“ gibt praktische Arbeitshilfen sowie<br />

handlungsorientierte Antworten auf die wesentlichen Fragen der beruflichen Weiterbildung und<br />

der betrieblichen Personalpolitik <strong>im</strong> Zusammenhang mit dem <strong>demografischen</strong> Strukturwandel<br />

( . Auflage 00 , eine Neuauflage mit den aktuellen rechtlichen Rahmenbedingungen ist in<br />

Vorbereitung, PDF-Dokument).<br />

Zweifellos gibt es Ältere, die gesundheitlich und geistig „verbraucht“ sind. Das ist jedoch meistens eine Folgewirkung<br />

einseitiger und oft bis zur Höchstbelastung verlaufender Beanspruchung in der Arbeit, verbunden mit<br />

mangelnden Lernanreizen. Überdies ist das Phänomen zu berücksichtigen, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen,<br />

die sich auf das „Abstellgleis“ der Personalentwicklung geschoben sehen, dies in aller Regel auch auf<br />

ihr Selbstbewusstsein und ihre Selbsteinschätzung übertragen: Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden<br />

sich bald auch nicht mehr leistungsstark fühlen. Der eintretende „Frust“ blockiert vorhandene Potenziale!<br />

Ein spürbarer altersbedingter Leistungsabbau beginnt in der Regel tatsächlich erst ab dem 70. Lebensjahr.<br />

Aber auch das Bild vom jungen, leistungsstarken Mitarbeitenden als Supermann/-frau ist mehr vom personalpolitischen<br />

Ideal als von der Wirklichkeit geprägt:<br />

w Die Statistiken der Krankenkassen über Rückenleiden junger Menschen<br />

w die Befunde von Werksärzten größerer Unternehmen über Gesundheitszustand<br />

und Gesundheitsverhalten junger Beschäftigter oder<br />

w die Qualität vieler Schulabschlüsse<br />

sprechen eine eigene Sprache.<br />

!<br />

Gute Praxis<br />

Kampf den Vorurteilen bei FAHRION ENGINEERING<br />

„Unternehmen stellen ältere Mitarbeiter oft nicht ein, weil sie angeblich unflexibel sind und langsam,<br />

kränklich und ohne Leistungswillen oder beruflich nicht auf aktuellem Stand sind. Tatsächlich aber<br />

müssen jüngere Mitarbeiter durch Familie, Kinder, Ausbildung, Sport, Freizeitverpflichtungen oder Bau<br />

von Eigenhe<strong>im</strong>en permanent größere Ablenkungen bewältigen. Sie sind also wesentlich mehr eingeschränkt<br />

in ihrer betrieblichen Verfügbarkeit und Flexibilität. Auch der Krankenstand lässt bei diesem<br />

Personenkreis zu wünschen übrig, weil sie glauben, dass sie sich Fehlzeiten eher erlauben können. Ältere<br />

Mitarbeiter sind dagegen bestrebt, ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen.<br />

Über Aktivität und Initiative entscheidet grundsätzlich nicht das Alter, sondern die individuelle Eignung<br />

und Mentalität…<br />

Wir halten eine gesunde Mischung zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitern für ideal, weil damit ein<br />

permanenter Wissenstransfer und ständig die besten Arbeitsergebnisse erzielt werden…<br />

Es muss wieder normal sein, dass arbeitsfähige und arbeitswillige Menschen bis zum Eintritt in das<br />

gesetzliche Rentenalter beschäftigt werden und bei Verlust des Arbeitsplatzes eine neue Chance am Arbeitsmarkt<br />

erhalten. Bei richtigem Einsatz ist ihre Tätigkeit hochgradig wirtschaftlich. Besonders kleine<br />

und mittelgroße Unternehmen sollten sich deshalb mit der Frage auseinandersetzen, ob es sich nicht<br />

auszahlt, ältere Mitarbeiter zu reaktivieren.“<br />

Otmar Fahrion, Geschäftsführer Fahrion Engineering GmbH & Co. KG


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Gute Praxis bei Fahrion: Altersgemischte Teams<br />

a Otmar Fahrion, Geschäftsführer der Fahrion Engineering GmbH & Co. KG, einem<br />

Dienstleistungsunternehmen für Industrieplanung und Konstruktion, thematisiert in seinem Vortrag<br />

die Wirtschaftlichkeit altersgemischter Teams und beschreibt, wie seine Firma solche Teams<br />

organisiert (PDF-Dokument).<br />

Ein Schwerpunkt der kommenden Aufgaben in der Personalpolitik wird auf der Gewinnung und Bindung vor<br />

allem älterer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und deren Chancenverbesserung <strong>im</strong> Unternehmen liegen.<br />

Dabei wird die Frage zu lösen sein, wie und über welche Formen der Arbeitsorganisation und der Laufbahngestaltung,<br />

über welche Qualifizierungsangebote und über welche gesundheitsorientierten Maßnahmen es den<br />

Beschäftigten möglich und ermöglicht wird, ihre Tätigkeit bis zum regulären Renteneintrittsalter auszuüben.<br />

Vorurteile... Dagegen spricht…<br />

Ältere Beschäftigte leisten geistig<br />

weniger<br />

Ältere Beschäftigte leisten<br />

körperlich weniger<br />

Ältere Beschäftigte sind weniger<br />

flexibel<br />

Älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern fällt es durch ihre Erfahrung<br />

leichter, mit komplexen Sachverhalten umzugehen. Sie sind in schwierigen<br />

Situationen abgeklärter und können Rückschläge produktiver verarbeiten<br />

Der altersbedingte Abbau körperlicher Leistungsfähigkeit spielt aufgrund<br />

moderner Produktionsmethoden und eines hohen Dienstleistungsanteils in<br />

Unternehmen eine <strong>im</strong>mer geringere Rolle<br />

Ältere Beschäftigte sind genauso flexibel wie ihre jüngeren Kolleginnen und<br />

Kollegen. Sie sind häufig sogar weniger durch private Interessen und<br />

Familie abgelenkt. Im Laufe ihres Berufslebens haben sie oftmals<br />

Erfahrungen in verschiedenen Betriebs- und Berufsbereichen gesammelt<br />

und somit gelernt, sich <strong>im</strong>mer wieder wechselnden Anforderungen zu<br />

stellen.<br />

Ältere sind nicht bereit zu lernen Grundsätzlich gilt: Es ist eher eine Frage der Persönlichkeitsstruktur, der<br />

Berufsbiografie und der Motivation, als eine Frage des biologischen Alters,<br />

in welchem Maße Beschäftigte lernbereit und lernfähig sind. Was sich<br />

jedoch mit dem Lebensalter ändert, ist die Art und Weise, wie gelernt wird.<br />

Ältere Beschäftigte sind häufiger<br />

krank<br />

Vorurteile gegen Ältere<br />

Nein! Tatsächlich sind ältere Beschäftigte seltener krank als jüngere. Wenn<br />

Ältere jedoch krankheitsbedingt ausfallen, gilt dies in Einzelfällen für einen<br />

längeren Zeitraum.<br />

Ältere Beschäftigte sind teurer Die Kostenbetrachtung hat ohne die Berücksichtigung des Nutzens, den<br />

Erfahrungswissen für das Unternehmen hat, keinen Aussagewert. Darüber<br />

hinaus akzeptieren Ältere oft niedrigere Einstiegslöhne, wenn sie dadurch<br />

wieder neue Beschäftigung finden. Zudem gibt es staatliche<br />

Eingliederungshilfen.<br />

Es geht insgesamt also darum, eine Wende in der Praxis der Personalpolitik und den Abbau vorhandener<br />

Vorurteile gegenüber Älteren einzuleiten. In Regionen, in denen der Fachkräftemangel<br />

stark zun<strong>im</strong>mt, geschieht das zum Teil schon bis hin zu dem Schritt, dass verrentete ehemalige<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wieder reaktiviert werden – so z.B. auf den Werften in Bremerhaven.<br />

17


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

4. Jeder Betrieb hat eigene Besonderheiten!<br />

Abhängig von der Personal- und Arbeitspolitik des einzelnen Unternehmens, aber auch von lokalen oder<br />

regionalen Rahmenbedingungen werden sich in der Zukunft ganz neue Typen von Belegschaftsstrukturen<br />

herausbilden, die spezielle und gezielte personalpolitische Maßnahmen erfordern.<br />

Wenn auch fast jeder Betrieb heute schon in der einen oder anderen Weise von den Wirkungen des <strong>demografischen</strong><br />

Wandels betroffen ist – zwischen den einzelnen Unternehmen bestehen dabei je nach Region,<br />

Branche, Größe und Produktpalette Unterschiede in Problemlagen und Handlungsbedarfen.<br />

Fachkräftenachwuchs, Qualifizierung, Betriebsbindungsstrategien<br />

So leiden insbesondere KMU unter ihrer – <strong>im</strong> Verhältnis zu Großbetrieben – in der Regel geringeren Attraktivität<br />

als Arbeitgeber für junge Fachkräfte. Das beginnt bei der Gewinnung von Auszubildenden und erstreckt<br />

sich häufig über Probleme betrieblicher Weiterbildungsangebote für qualifizierte Fachkräfte mit mehrjähriger<br />

Berufserfahrung. KMU haben vielfach Nachholbedarf in Personalmarketing- und Betriebsbindungsstrategien.<br />

Arbeiten bis 67<br />

In einer Reihe von Betrieben liegen langjährige positive Erfahrungen mit älteren Arbeitskräften vor. Arbeiten<br />

bis zum 5. Lebensjahr war und ist in manchen Betrieben eine Selbstverständlichkeit. Erfahrungsträger und<br />

-trägerinnen werden zielgerichtet dort eingesetzt, wo sie benötigt und geschätzt werden. Auch die Stärken<br />

und Schwächen von Berufsanfängern und -anfängerinnen werden <strong>im</strong> Personaleinsatz berücksichtigt, indem<br />

die Zusammenarbeit zwischen Arbeitskräften aller Altersgruppen aktiv gefördert wird.<br />

Oft wird dieses Konzept aber „naturwüchsig“ und nicht als bewusst geplante Personalarbeit umgesetzt. Heute<br />

heißt es, daraus bewusste und zielgerichtete Langfriststrategien zu entwickeln.<br />

In anderen Betrieben wiederum sind keine oder kaum Erfahrungen mit über 55-Jährigen vorhanden. Altersteilzeitprogramme<br />

werden seit Jahren voll ausgeschöpft. Unter Berücksichtigung des Auslaufens der Altersteilzeit<br />

009 wird hier eine Umstellung der gesamten Personalarbeit notwendig sein. Das gilt für die Personalgewinnung<br />

und den Personaleinsatz, für die Weiterbildung und die Gesundheitsförderung.<br />

Arbeitsfähigkeit<br />

Risiken einer sinkenden Leistungsfähigkeit <strong>im</strong> Alterungsprozess werden stark davon beeinflusst, welche Altersund<br />

Personengruppen bislang in betriebliche Strategien zur Erhaltung und Weiterentwicklung ihrer Arbeitsfähigkeit<br />

eingebunden und welche ausgegrenzt waren. Zu diesen Strategien zählen Maßnahmen zur Erhaltung<br />

der Leistungsfähigkeit (Weiterbildung, Laufbahngestaltung, Gesundheitsschutz und Gesundheitsförderung)<br />

ebenso wie Maßnahmen zur Erhaltung der Leistungsbereitschaft (Führungsstil, soziales Kl<strong>im</strong>a, Motivation,<br />

abwechslungsreiche und anregende Tätigkeiten).<br />

Sind <strong>im</strong> Unternehmen in den vergangenen Jahren hier Versäumnisse zu verzeichnen, gilt es, diese möglichst<br />

rasch zu beheben, um eine leistungsstarke Gesamtbelegschaft zu erhalten.<br />

18<br />

Was können Unternehmen tun?


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

II. Altersstrukturanalyse und Einschätzung des<br />

betrieblichen Arbeitsfähigkeitsprofils<br />

Das folgende Kapitel stellt – zugeschnitten auf die Bedarfe und die Anforderungen in mittelständischen Betrieben<br />

– ein Instrumentarium vor, mit Hilfe dessen Unternehmen in sehr systematischer Form <strong>im</strong> Sinne einer<br />

Selbstanalyse einen Gesamtüberblick über die betriebliche Ausgangssituation hinsichtlich<br />

w ihrer Alters- und Personalstruktur und<br />

w der Folgen bzw. Effizienz ihrer bisher praktizierten Personalstrategien und -maßnahmen<br />

gewinnen können: die betrieblichen Analyse-Instrumente „Altersstrukturanalyse“ und „Arbeitsfähigkeitsprofil“.<br />

In einem weiteren Schritt stellt Ihnen die vorliegende Handlungshilfe in Kapitel III dann konkrete Maßnahmen<br />

und Strategien für eine alternsgerechte Personalpolitik vor.<br />

Das hier vorgestellte Instrumentarium wurde vom Autorenteam <strong>im</strong> Auftrag einer Reihe von Projekten<br />

entwickelt, die aus Mitteln der Bundesregierung und der Europäischen Union gefördert<br />

wurden. Das Instrumentarium wurde vom Autorenteam <strong>im</strong> Auftrag des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft und Arbeit u.a. in 5 Betrieben der Weser-Ems-Region erprobt und <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Projektes BRELAG mit mittelständischen Unternehmen unterschiedlicher Branchen in Bremerhaven<br />

und Bremen weiterentwickelt.<br />

Die drei Schritte des Gesamtverfahrens sind in der folgenden Grafik dargestellt:<br />

Konzept Altersstrukturanalyse und Personalentwicklung<br />

1. Der erste Schritt <strong>im</strong> Unternehmen: Die Altersstrukturanalyse<br />

Die Altersstrukturanalyse ist ein Frühwarnindikator, der Anhaltspunkte zur Planung des Personalbestandes, zur<br />

Steuerung von Personalzu- und -abgängen und für die Planung gegenwärtiger und zukünftiger Personalstrategien<br />

liefert. Sie kommt mit relativ wenigen Daten und Berechnungen aus.<br />

Die Altersstrukturanalyse umfasst drei Schritte:<br />

1. Darstellung der gesamtbetrieblichen Altersstruktur<br />

. Hochrechnung der Altersverteilung der Belegschaft auf 10 Jahre<br />

. Vergleichsbetrachtungen der betrieblichen Kernarbeitsgruppen (z.B. Konstruktion, Vertrieb etc.)<br />

In Abhängigkeit von der vorhandenen Altersstruktur (jugendzentriert, mittelalterzentriert, alterszentriert) ist<br />

dann auf einen Blick erkennbar, wo zukünftige personelle Lücken in Personalbestand und Personalstruktur<br />

und/oder wo Probleme der Arbeitsfähigkeit auftreten werden.<br />

Sie können Ihre Altersstrukturanalyse in einer oder – je nach Bedarf der Analysetiefe – in mehreren Excel-Tabellen<br />

vornehmen. Über den folgenden Link können Sie sich die Tabellen herunterladen:<br />

19


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

0<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Alterstrukturanalyse für den eigenen Betrieb selbst durchführen<br />

a Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ – CD-ROM des Netzwerks „Altersmanagement“<br />

zum Demografischen Wandel <strong>im</strong> Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative EQUAL: Zwei Excel-<br />

Tabellen, mit denen eine Altersstrukturanalyse des eigenen Betriebs übersichtlich und leicht<br />

durchgeführt werden kann.<br />

a Aus dem „Werkzeugkasten für eine demografieorientierte Personalarbeit“ des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Forschung (BMBF): Hier finden Sie eine detaillierte Anleitung zur Durchführung<br />

einer Alterstrukturanalyse (Online mit zusätzlichen PDF-Dokumenten).<br />

In der Mehrzahl der Unternehmen werden die Ergebnisse der Altersstrukturanalyse – nahezu idealtypisch wie<br />

<strong>im</strong> folgenden Schaubild <strong>im</strong> hintersten Feld – zu einem hohen „Altersberg“ tendieren. Die Begriffe hierfür sind:<br />

altershomogen und alterszentriert.<br />

Altershomogene und altersheterogene Personalzusammensetzung<br />

Quelle: H. Buck u.a.: Demographischer Wandel in der Arbeitswelt. DEMOTRANS, Stuttgart 2002, S.55<br />

Vor allem in vielen großen deutschen Unternehmen ist der Altersaufbau heute zum Teil frappierend ähnlich<br />

strukturiert.<br />

Dieser „Altersberg“ hat Konsequenzen, die sich in einigen Punkten vorab best<strong>im</strong>men lassen: In fast allen Unternehmen<br />

wird in zehn Jahren mehr als die Hälfte der Beschäftigten das Alter von 5 Jahren überschritten<br />

haben. Dort, wo es vor allem auf körperliche Leistung ankommt und/oder wo z.B. Schichtarbeit den Arbeitsalltag<br />

kennzeichnet, wird der Leistungszenit der Beschäftigten überschritten sein. Dort ist mit einer großen<br />

Zahl sog. „Leistungsgewandelter“ zu rechnen.<br />

Angesichts dessen, dass die Rekrutierung jüngerer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen <strong>im</strong>mer schwieriger wird,<br />

wird es hier also notwendig, besondere Maßnahmen der Prävention und des Gesundheitsmanagements,<br />

der Motivation und Qualifikation zu ergreifen, um die hohe Anzahl älterer Beschäftigter bis zur Verrentung<br />

arbeitsfähig zu halten.<br />

Wenn in diesen Unternehmen dann die „Wellen“ der Altersabgänge bevorstehen, muss schlagartig sehr viel<br />

Wissen und Routine mit Hilfe weiterer gezielter Personalstrategien ersetzt werden.


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

2. Der zweite Schritt <strong>im</strong> Unternehmen: Das betriebliche<br />

Arbeitsfähigkeitsprofil<br />

Die Analyse des Arbeitsfähigkeitsprofils ist die kritische Bilanz der Leistungen des Betriebes in den Feldern Qualifikation,<br />

Motivation und Gesundheit der Beschäftigten. Diese Bilanz wird mit Hilfe von Leitfäden erstellt.<br />

Was ist mit Arbeitsfähigkeit und<br />

Was ist mit Arbeitsfähigkeitsprofil gemeint?<br />

Das Konzept der Arbeitsfähigkeit basiert auf Untersuchungen von Juhani Ilmarinen in Finnland. Arbeitsfähigkeit<br />

wird hier definiert als die Summe von Faktoren, die eine Person in einer best<strong>im</strong>mten Situation in die Lage<br />

versetzen, eine gestellte Aufgabe erfolgreich zu bewältigen. Dabei wird davon ausgegangen, dass Arbeitsfähigkeit<br />

nicht nur auf den Voraussetzungen des oder der Beschäftigten basiert. Es kommt ebenfalls auf die<br />

„Interaktion von Individuum und Arbeit“ an. Ilmarinen beschreibt sein Arbeitsfähigkeitskonzept als die „vier<br />

Stockwerke <strong>im</strong> Haus der Arbeitsfähigkeit“:<br />

Die vier Stockwerke der Arbeitsfähigkeit*<br />

Die „ Stockwerke“ der Arbeitsfähigkeit beschreiben also die subjektiven Faktoren eines oder einer Beschäftigten,<br />

die auf betriebliche Bedingungen treffen (objektive Faktoren wie Arbeitsbelastung, Qualifikationsanforderungen,<br />

Lohn- und Gehaltsgestaltung, Aufstiegsmöglichkeiten, Arbeitsorganisation und Arbeitsbedingungen).<br />

Subjektive und objektive Faktoren konstituieren die Arbeitsfähigkeit und stehen <strong>im</strong> Wechselspiel<br />

miteinander.<br />

Bei der Erstellung eines betrieblichen Arbeitsfähigkeitsprofils werden diese Faktoren kombiniert und gewichtet,<br />

um zu einer Einschätzung des Ist-Zustandes und zur Entwicklung von Maßnahmen zum Erhalt und zur<br />

Verbesserung der Arbeitsfähigkeit zu kommen. Sie können das Arbeitsfähigkeitsprofil Ihres Unternehmens<br />

mit Hilfe von Leitfragebögen vornehmen, die Sie <strong>im</strong> Anhang dieser Handlungshilfe finden. Sie können diese<br />

Tabellen auch herunterladen, um sie selbst bearbeiten zu können. Den Link dazu finden Sie hier:<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Arbeitfähigkeitsprofile erstellen, Arbeitsfähigkeit erhalten<br />

a Leitfragebögen für die Erstellung eines Arbeitsfähigkeitsprofils für das eigene Unternehmen:<br />

Bestandsaufnahme 1. der Qualifikation, . der Motivation und . der Gesundheit von<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern <strong>im</strong> Unternehmen (PDF-Dokument).<br />

a Ein Interview von Barbara Reuhl von der Arbeitnehmerkammer Bremen/Bremerhaven mit Professor<br />

Ilmarinen zum Thema „Die finnische Lösung: Alternde Belegschaften – die Arbeitsfähigkeit<br />

erhalten“ (Online-Dokument).<br />

* Vgl. Dr. Juhani Ilmarinen, Finnisches Institut für Arbeitsmedizin, Helsinki, Finnland: Vortrag auf der Nationalen<br />

Tagung für betriebliche Gesundheitsförderung, Universität Bern 005, „ 0+ – Gesundheit und<br />

Erfahrung als betriebliches Potenzial“<br />

1


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

3. Zwei Beispiele: Ergebnisse betrieblicher Altersstrukturanalysen<br />

und Arbeitsfähigkeitsprofile in zwei Unternehmen Bremerhavens*<br />

3.1 Altersstruktur und Arbeitsfähigkeitsprofil eines mittelständischen<br />

Unternehmens in der Lebensmittelbranche Bremerhavens<br />

Das Unternehmen hat rund 00 Beschäftigte, davon 50 <strong>im</strong> gewerblichen Bereich. Der Anteil an Leiharbeiterinnen<br />

und -arbeitern liegt bei etwa 10%. Die Qualifikationsanforderungen <strong>im</strong> gewerblichen Bereich umfassen<br />

schwerpunktmäßig einfache Anlerntätigkeiten. Der Gesamtüberblick zeigt eine mittelalterzentrierte Altersstruktur<br />

(Durchschnittsalter 0 Jahre).<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2007 nach Altersgruppen<br />

Dieses Unternehmen wird erst in ca. zehn Jahren das typische Altersprofil deutscher Betriebe spiegeln. Erst<br />

dann erreicht ein großer Teil der Beschäftigten das Alter von – 0 Jahren. Das heißt, weit über die Hälfte der<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wird voraussichtlich noch einige Jahre über die gewohnte gute physische<br />

Leistungsfähigkeit verfügen.<br />

Die Altersstrukturanalyse des Unternehmens zeigt hier also, dass mit relativ geringem Aufwand zu realisierende<br />

präventive Maßnahmen Altersprobleme über einen längeren Planungszeitraum ausschließen können.<br />

Damit kann dieses Unternehmen sich den „Luxus“ leisten, sich relativ ruhig und überlegt auf den <strong>demografischen</strong><br />

Wandel einzustellen.<br />

* Die Unternehmensdaten wurden anonymisiert.<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 2017 nach Altersgruppen


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Hinter diesem Bild, das Einblick in e i n e n Unternehmensbereich gewährt, können sich allerdings ernsthafte<br />

Altersprobleme verbergen, wenn weitere Kernarbeitsbereiche mit höherer Qualifikationszusammensetzung<br />

(Forschung/Entwicklung, Instandhaltung, Vertrieb) einen gänzlich anderen Altersaufbau haben.<br />

Für eine abschließende Beurteilung ist diesem Unternehmen also zu empfehlen, eine detaillierte Untersuchung<br />

der Altersstruktur in den einzelnen Fachabteilungen vorzunehmen.<br />

Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Qualifikation<br />

Das Arbeitsfähigkeitsprofil des Unternehmens wurde in mehreren Arbeitskreissitzungen ermittelt.<br />

In einem ersten Schritt wurden die Qualifizierungsmaßnahmen auf den Prüfstand gestellt. Dabei wurden Stärken<br />

und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis in folgenden Bereichen reflektiert:<br />

w Verankerung von Qualifizierung <strong>im</strong> Unternehmen<br />

w Analyse von Bildungsbedarfen<br />

w Ausbildungsaktivitäten<br />

w Weiterbildungsaktivitäten<br />

w Wissenstransfer/Nachfolgemanagement<br />

Die Ergebnisse:<br />

Die Personalentwicklung soll in den Kernbereichen Forschung/Entwicklung und Instandhaltung zukünftig einen<br />

längeren Planungszeitraum ins Auge fassen. Wie in vielen Unternehmen sind Weiterbildung und Seminare<br />

bislang fast ausschließlich Führungskräften vorbehalten. Es soll gezielt der Angestelltenbereich einbezogen<br />

werden, so dass Anreize für vertikale und horizontale Laufbahngestaltungen geschaffen werden.<br />

Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:<br />

Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Qualifikation<br />

Qualifikation Ist Qualifikation Soll – To Do<br />

Qualifikation wird <strong>im</strong> Unternehmen als wichtiges<br />

Thema begriffen, es gibt aber keine stringente Weiterbildungsplanung<br />

für die Belegschaft<br />

Kein Budget für Fort- und Weiterbildung, aber Kostenstellen<br />

vorhanden<br />

Erstausbildung mit übergreifenden Zusatzqualifikationen<br />

wird als wichtige Aufgabe auch der eigenen<br />

Zukunftssicherung gesehen:<br />

Eigener Werksunterricht,<br />

Leistungsstarke Auszubildende werden übernommen<br />

Weiterbildung soll verstärkt werden und Perspektiven<br />

in den Schwerpunkten qualifizierter Tätigkeiten<br />

bieten<br />

Methodisches Instrumentarium: Mitarbeitergespräche,<br />

Befragungen<br />

Weiterbildung soll einem Feedback/Bildungscontrolling<br />

unterworfen werden<br />

Budgetierung<br />

Gezielte Weiterbildungsangebote für Auszubildende<br />

/ übernommene Auszubildende<br />

Wissenstransfer ausschließlich über Einarbeitung Strukturierung des Wissenstransfers


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Gesundheit<br />

In einem zweiten Schritt wurde die Haltung des Unternehmens zur Gesundheitsförderung und -prävention<br />

erörtert. Dabei wurden folgende Bereiche der Unternehmensstrategie und -praxis betrachtet:<br />

w Gesamtzuständigkeit <strong>im</strong> Unternehmen<br />

w Befragung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ihrem Gesundheitsstand<br />

und (zu Vorschlägen) zur Gesundheitsförderung<br />

w Maßnahmen der Gesundheitsförderung<br />

w Fehlzeitenstatistik<br />

w Aufgabenverteilung <strong>im</strong> Unternehmen<br />

w Umgang mit Gefährdungen<br />

w Arbeitsplatzanalysen<br />

w Gestaltungsspielräume für die Beschäftigten in der Arbeit<br />

w Umgang mit gesundheitlich beeinträchtigten Mitarbeitenden<br />

Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:<br />

Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Gesundheit<br />

Gesundheit Ist Gesundheit Soll – To Do<br />

Gesundheitliche Themen <strong>im</strong> Unternehmen sind<br />

Krankenstand und gesundheitsförderliche Maßnahmen<br />

Umfassende Gesundheitsförderung, Maßnahmen<br />

nicht nur verhaltensorientiert, sondern auch verhältnisorientiert<br />

ausgestalten<br />

Werkarztstation, Sprechstunden <strong>im</strong> Unternehmen Befragungen zur Gesundheit fehlen, setzen allerdings<br />

die Entscheidung für ein Gesundheitsmanagement<br />

voraus<br />

Motivationsanreize zur Verhaltensprävention vorhanden<br />

(Essgutscheine, Zuschüsse für Schw<strong>im</strong>mbad,<br />

Fitnessstudio)<br />

Dadurch, dass viele Arbeitsplätze in der Produktion<br />

geringe Qualifikationen erfordern, sehr kurze<br />

Einarbeitungszeiten haben und Arbeitsabläufe eng<br />

vorgegeben (Taktung) sind, ist der Gestaltungsraum<br />

in der Arbeit min<strong>im</strong>al<br />

Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Motivation<br />

Gesundheit als Führungsaufgabe einrichten:<br />

Integratives Gesamtkonzept „Gesund in Rente in<br />

der Fischverarbeitung“ mit längerer Laufzeit: soll<br />

Einzelmaßnahmen bündeln<br />

Einführung von Rotation<br />

In einem dritten Schritt wurden die Führungskultur des Unternehmens und Maßnahmen der Mitarbeitermotivation<br />

auf den Prüfstand gestellt.<br />

Die Ergebnisse:<br />

Erfolgreiche Maßnahmen zur Motivation werden vor allem in den Feldern Qualifizierung und Gesundheitsmaßnahmen<br />

/ gesunde Arbeitsbedingungen verortet. Sie sollen flankiert werden durch gute Führung, gutes<br />

Arbeitskl<strong>im</strong>a, positive Mitarbeitergespräche („nicht nur Kritikgespräche“).<br />

Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Motivation<br />

Motivation Ist Motivation Soll – To Do<br />

Traditionsbetrieb, kein Motivationsprogramm Herausfinden, was Mitarbeitende motiviert/<br />

demotiviert<br />

Ausdruck der Wertschätzung bislang: Weihnachtsfeiern,<br />

Betriebsfeste, Sportveranstaltungen. Identifikation<br />

der Belegschaft über Produkte und Region gut<br />

Bislang keine Probleme der Gewinnung von Auszubildenden<br />

und Mitarbeitenden, geringe Fluktuation<br />

Einführung gezielter Mitarbeitergespräche<br />

Laufbahngestaltung beschränkt auf Führungskräfte,<br />

Gestaltungsspielräume der Mitarbeitenden<br />

in der Linie verstärken<br />

Regionales Image des Unternehmens positiv Öffentlichkeitsarbeit als regionaler Arbeitgeber<br />

verstärken<br />

Verhältnis Alt–Jung ist konfliktlos Gezielte Rotation und Kooperation Alt–Jung<br />

3.2 Altersstruktur und Arbeitsfähigkeitsprofil eines mittelständischen Unternehmens<br />

in der Logistik-Branche Bremerhavens<br />

Das Unternehmen hat rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Altersdurchschnitt liegt bei etwa 7<br />

Jahren, 80% der Beschäftigten sind <strong>im</strong> gewerblichen Bereich tätig. Hier spielen Erfahrung und Geschick eine<br />

wichtige Rolle.<br />

Die Altersstrukturanalyse konzentrierte sich auf die handwerklichen Bereiche, auf die voraussichtlich die größten<br />

Belastungen mit dem <strong>demografischen</strong> Wandel zukommen werden.<br />

Alterstruktur <strong>im</strong> Jahr 2007<br />

Die Mehrzahl der in Handwerksberufen beschäftigten 00 Mitarbeiter sind über 50 Jahre alt. Die Altersstruktur<br />

ist damit eindeutig altershomogen und alterszentriert. Allein rund 9% sind hier 59 bzw. 0 Jahre alt.<br />

Das Unternehmen weist damit das für Deutschland typische Altersprofil aus. Weit über die Hälfte der Beschäftigten<br />

hat wahrscheinlich den Zenit der physischen Leistungsfähigkeit überschritten.<br />

Die Verschiebung der Altersstruktur um zehn Jahre zeigt <strong>im</strong> Bereich der heute 50–57-Jährigen eine eindeutige<br />

Kumulation von Altersabgangsproblemen. Wenn diese Beschäftigten in einigen Jahren etwa zeitgleich das Un-<br />

5


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

ternehmen verlassen werden, geht auf einen Schlag entscheidendes Know-how verloren. Um Betriebsabläufe<br />

zu sichern, wird das Unternehmen <strong>im</strong> Sinne einer vorausschauenden Personalentwicklung frühzeitig reagieren<br />

müssen.<br />

Alterstruktur <strong>im</strong> Jahr 2017<br />

Die „Stafettenübergabe“ ist hier also ein wichtiges Thema. Ebenso eine nicht nur vertikale Laufbahngestaltung,<br />

sondern die Eröffnung einer horizontalen Chancenentwicklung für die Beschäftigten <strong>im</strong> Interesse der<br />

Nachwuchsgewinnung, -bindung und -qualifizierung.<br />

Gesundheit sollte <strong>im</strong> Unternehmen nicht nur als verhaltensorientiertes Ziel betrachtet werden, sondern angesichts<br />

der Altersstruktur als verhältnisorientierte unternehmerische Aufgabe.<br />

Bei der hohen Zahl älterer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ist es überdies empfehlenswert, <strong>im</strong> Dialog (individuelle)<br />

Perspektiven für das Älterwerden in der Arbeit zu entwickeln.<br />

Auch diesem Unternehmen wird empfohlen, die Altersstrukturanalyse für einzelne Berufs- und Tätigkeitsgruppen<br />

detailliert vorzunehmen: Von den jeweiligen Qualifikationen und Altershäufungen (u.a.) hängen nicht nur<br />

Vereinbarungen über zeitlich versetzte Altersabgänge ab, sondern auch die Qualität vorlaufend zu planender<br />

Einarbeitungen neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Qualifikation<br />

Auch in diesem Unternehmen wurde das Arbeitsfähigkeitsprofil in mehreren Arbeitskreissitzungen ermittelt.<br />

In einem ersten Schritt wurden die Qualifizierungsmaßnahmen des Unternehmens auf den Prüfstand gestellt.<br />

Dabei wurden Stärken und Schwächen der jeweiligen Unternehmensstrategie und -praxis in den folgenden<br />

Bereichen reflektiert:<br />

w Wissenstransfer/Nachfolgemanagement<br />

w Analyse von Bildungsbedarfen<br />

w Verankerung von Qualifizierung <strong>im</strong> Unternehmen<br />

w Ausbildungsaktivitäten


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:<br />

Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Qualifikation<br />

Qualifikation Ist Qualifikation Soll – To Do<br />

Wissenstransfer bleibt Zufall überlassen, keine<br />

Abgangsgespräche<br />

Ausbildung (über eigenen Bedarf) wird vor allem<br />

aus gesellschaftlicher Verantwortung wahrgenommen<br />

„Fachliche“ Qualifizierung hat hohen Wert <strong>im</strong><br />

Unternehmen<br />

Nachfolge, Wissenstransfer als Abteilungsregelung<br />

Beraterverträge mit ausscheidenden Mitarbeitern<br />

und Mitarbeiterinnen in Schlüsselpositionen<br />

Ausbildung wird (noch) nicht als Potenzial für eigene<br />

Zukunft gesehen<br />

Sog. soft skills haben – entgegen ihres Bedarfs an<br />

den Arbeitsplätzen vor allem in de handwerklichen<br />

Bereichen – einen „schweren Stand“<br />

Durchführung von Bedarfserhebungen<br />

Budget für Weiberbildung existiert Bedeutung und Kontinuität der Weiterbildung<br />

hängt noch von der Gewichtung durch die jeweilige<br />

Führungskraft ab<br />

Notwendigkeit von Bedarfsanalysen wird von der<br />

Führung gesehen<br />

Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Gesundheit<br />

Zukünftige systematische Personalentwicklung <strong>im</strong><br />

Unternehmen<br />

Umsetzung lerngruppenspezifischer Maßnahmen<br />

Maßnahme-Evaluation<br />

Stringente Verfolgung von Bedarfserhebungen<br />

Führung selbst sollte Thema werden<br />

In einem zweiten Schritt wurde die Haltung des Unternehmens zur Gesundheitsförderung und -prävention<br />

erörtert. Dabei wurden folgende Bereiche der Unternehmensstrategie und -praxis betrachtet:<br />

w Gesamtzuständigkeit <strong>im</strong> Unternehmen<br />

w Befragung von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen über Gesundheitsstand und (Vorschläge zur)<br />

Gesundheitsförderung<br />

w Maßnahmen der Gesundheitsförderung<br />

w Fehlzeitenstatistik<br />

w Aufgabenverteilung <strong>im</strong> Unternehmen<br />

w Umgang mit Gefährdungen<br />

w Arbeitsplatzanalysen<br />

w Gestaltungsspielräume für MA in der Arbeit<br />

w Umgang mit gesundheitlich beeinträchtigten MA<br />

Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:<br />

7


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Gesundheit<br />

Gesundheit Ist Gesundheit Soll – To Do<br />

Gesundheit wird als wichtiges Thema <strong>im</strong><br />

Unternehmen gesehen<br />

Vorhandene „Arbeitsgruppe Gesundheit“<br />

n<strong>im</strong>mt sich vor allem des verhaltensorientierten<br />

Angebots an (Sucht, Bewegung/<br />

Rückenschule, Konflikte…)<br />

Arbeitsplatzgestaltung unterliegt dem<br />

Regelwerk von Arbeitssicherheit gemäß<br />

Berufsgenossenschaften<br />

Arbeitsinhalte, Abfolge der Arbeitsschritte<br />

mit geringem Gestaltungsspielraum für<br />

Mitarbeitende z.T. von Führungskraft<br />

abhängig<br />

Arbeitsfähigkeitsprofil: Abschnitt Motivation<br />

8<br />

Systematische Maßnahmen zur Prävention/Gesundheitsförderung,<br />

Maßnahmen sind nur verhaltensorientiert, verhältnisorientierte<br />

Maßnahmen sind zu entwickeln<br />

Arbeitsplätze sollen unter dem Blickwinkel längerfristiger<br />

Auswirkungen auf die Gesundheit <strong>im</strong> Sinne der Ermöglichung<br />

des Alterns in der Arbeit analysiert werden. Befragungen<br />

zunächst mit 50+, dann schrittweise für die jüngeren<br />

Jahrgänge (gesunde ältere Mitarbeiter/Mitarbeiterinnen befragen:<br />

Was hält sie gesund/hat sie gesund gehalten?). KVP<br />

mit ergonomisch-gesundheitlichen Maßnahmen koppeln<br />

Gesundheit soll eine Führungsaufgabe werden<br />

Erfolgreiche Maßnahmen hinsichtlich Führung und Mitarbeitermotivation werden vor allem auf den Feldern<br />

gelebter Führung, Laufbahngestaltung und Erweiterung von Gestaltungsspielräumen gesehen.<br />

Folgende Stärken und Schwächen der Unternehmensstrategie und -praxis wurden herauskristallisiert:<br />

Ergebnisse des Arbeitsfähigkeitsprofils Motivation<br />

Motivation Ist Motivation Soll – To Do<br />

Voraussetzungen für Motivation als Beurteilungsgrundlage:<br />

Verankerung des Unternehmens in der<br />

Region und (bisherige) Arbeitsplatzsicherheit<br />

Führung(sgrundsätze) entwickeln<br />

Gute Außendarstellung / Image Imagewerbung verstärken (Führungsgrundsätze,<br />

Mitarbeiter-Wertschätzung…)<br />

Unternehmen leistet Wertschätzung durch Ehrungen<br />

usw., Vereinbarkeit von Familie und Beruf<br />

in Arbeit.<br />

Verhältnis Alt/Jung konfliktfrei, Leitfaden zur Konfliktberatung<br />

vorhanden<br />

Laufbahngestaltung für alle entwickeln, gezielte<br />

Rotation und Kooperation Alt/Jung<br />

Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als Experten in<br />

eigener Sache begreifen, Mitarbeitergespräche<br />

bezogen auf Wissens-/Erfahrungstransfer<br />

Teamarbeit bislang eingeschränkt Teamarbeit, ganzheitliche Aufgabenstellungen<br />

entwickeln: Disposition, Freiheitsspielräume bei<br />

Arbeitsgestaltung


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

4. Wie setzen Sie Altersstrukturanalysen und Analysen zum betrieblichen<br />

Arbeitsfähigkeitsprofil in Ihrem Unternehmen um?<br />

– Anleitung für die Praxis –<br />

Die Altersstrukturanalysen für Ihr Unternehmen können Sie selbstständig durchführen, indem Sie die entsprechenden<br />

Dateien erstellen und Hochrechnungen anstellen. Vorbereitete Berechnungstabellen hierfür finden<br />

Sie <strong>im</strong> Anhang und in den Tools auf Seite 0.<br />

Für die Analyse des betrieblichen Arbeitsfähigkeitsprofils aber empfiehlt es sich, sie <strong>im</strong> Rahmen betriebsinterner<br />

Workshops oder in (moderierten) Arbeitskreisen mehrerer Unternehmen vorzunehmen. Dafür stehen<br />

drei Leitfragebögen „Qualifikation“, „Gesundheit“, „Motivation“ bereit, die die Grundlage der Profilerstellung<br />

bilden. Sie fragen in einer offenen und kritischen Bilanz die Leistungen des Unternehmens in den drei Handlungsfeldern<br />

ab. Sie erheben den Ist-Stand ebenso wie mögliche Veränderungen (Soll-Stand) <strong>im</strong> Unternehmen.<br />

Dabei fragen sie die tatsächlichen Gegebenheiten <strong>im</strong> Betrieb ab – nicht die subjektiven Empfindungen<br />

der Beschäftigten (die z.B. durch Befragungen ermittelt werden können). Sie finden die Leitfragebögen mit<br />

einer Arbeitsanleitung ebenfalls <strong>im</strong> Anhang.<br />

Diese abgefragten Gegebenheiten und Voraussetzungen müssen nicht mit den subjektiven Befunden der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zusammenfallen – und auch nicht in jedem Falle mit Ihren subjektiven Einschätzungen.<br />

Sie sind dennoch der Maßstab für eine nüchterne Einschätzung aller Faktoren. Deshalb ist es wichtig,<br />

dass nicht eine einzelne Person die Beurteilung allein vorn<strong>im</strong>mt. Die Fragen sollten mit Personalleiterinnen<br />

und -leitern, Meistern, Vorarbeitern und anderen Fachkräften besprochen werden, damit ein umfassendes<br />

Bild entstehen kann. Entscheidend ist dabei nicht nur die Bewertungsnote, sondern die jeweils beurteilten<br />

Handlungen und Maßnahmen und die mögliche Verbesserungstendenz.<br />

Diskutieren Sie Ihre Einschätzung Punkt für Punkt, begründen Sie sie und überdenken Sie sie ggfs., bevor Sie<br />

Ergebnisse in die Fragebögen eintragen!<br />

Die Workshops oder Arbeitskreise, <strong>im</strong> Rahmen derer Sie dann die ausgefüllten Fragebögen diskutieren und<br />

bearbeiten, folgen dem Prinzip des „Coachings durch Reflexion“ („Abteilung coacht Abteilung“ oder „Betrieb<br />

coacht Betrieb“). Die Diskussion der Ergebnisse, der Erfahrungsaustausch und praktische Vorschläge geben<br />

Denkanstöße. Werden zwischenbetriebliche Arbeitskreise genutzt, wird das Arbeitsfähigkeitsprofil dabei zu<br />

einem Benchmarking-Instrument.<br />

Folgende Punkte sollten bei der Durchführung von Arbeitskreisen und Workshops grundsätzlich beachtet<br />

werden:<br />

w Die Analyse und Diskussion – auch die Diskussion von Verbesserungsmöglichkeiten – erfolgt <strong>im</strong>mer<br />

durch kollegialen Austausch der betrieblichen Fachleute betriebsintern bzw. betriebsübergreifend mit<br />

versierten Personen aus anderen Unternehmen.<br />

w Aufgabenstellung, Diskussionsführung und Ergebnispräsentation sollten von einem Moderator oder<br />

einer Moderatorin angeleitet werden.<br />

w Jede Abteilung bzw. jedes Unternehmen erarbeitet <strong>im</strong> Arbeitskreis oder Workshop ein spezielles Konzept.<br />

w Voraussetzung für alle Schritte ist <strong>im</strong>mer die verantwortliche Einbindung der Geschäftsführung.<br />

w Erarbeitete Vorschläge können bereits parallel zu den Arbeitskreisen und Workshops schrittweise<br />

angegangen bzw. umgesetzt werden.<br />

w Über die Arbeit am Arbeitsfähigkeitsprofil sollte unternehmensintern breit informiert werden. Resultate<br />

und geplante Maßnahmen sollten für den betrieblichen Imagegewinn auch <strong>im</strong> Rahmen einer<br />

gezielten Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden (lokale Presse, Fachzeitschriften, Verbände und Kammern,<br />

Internetauftritt u.a.m.)<br />

9


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

0<br />

BRELAG<br />

Den Moderatoren und Moderatorinnen Ihres Arbeitskreises oder Workshops wird sehr wohl bewusst<br />

sein, wie wenig Zeit <strong>im</strong> Unternehmen vorhanden ist, um eine personalpolitische Bilanz zu<br />

ziehen. Deshalb wurden die Fragebögen entwickelt und der kommunikative Zwang vorgegeben,<br />

in Arbeitskreisen oder Workshops eigene Einschätzungen fundiert vorzutragen.<br />

Wir wissen aus den Abschlussbesprechungen der zahlreichen Arbeitskreise, wie positiv dieser<br />

„Zwang“ von Personalverantwortlichen und Geschäftsleitungen am Ende beurteilt wurde, auch<br />

wenn sie – nach eigenen Aussagen – bei der Vorbereitung am Schreibtisch manches Mal geflucht<br />

haben.<br />

Die Arbeitskreise und Workshops enden mit betriebs- und/oder abteilungsbezogenen Schlussbilanzen, die in<br />

Vorlagen für die Geschäftsführung erfasst werden.


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

III. Entwicklungsperspektiven <strong>im</strong> Unternehmen –<br />

Handlungslinien <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

1. „Die Vorgesetzten müssen überzeugen“ – Motivieren,<br />

Unternehmens- und Führungskultur ausbauen<br />

Betrachtet man die zentralen Handlungsfelder der Personalentwicklung für die Sicherung künftiger Marktanteile<br />

bei gleichzeitiger Bewältigung des <strong>demografischen</strong> Wandels, lassen sich die wichtigen Gestaltungsfelder<br />

und Maßnahmen <strong>im</strong> Überblick wie in der folgenden Tabelle zusammenfassen:<br />

Qualifizierung Gesundheit<br />

w Augenmerk auf Auswahl nach<br />

Altersgruppen<br />

w Altersbegrenzung für betriebliche<br />

Fort- und Weiterbildung aufheben<br />

w Berücksichtigung von Lernerfahrungen<br />

w „Sanfte“ Verpflichtung aller zum<br />

Lernen<br />

w Lernen mit Laufbahngestaltung<br />

verbinden<br />

w Lernen als ständige Notwendigkeit<br />

<strong>im</strong> betrieblichen Ablauf<br />

verankern (Betriebskultur)<br />

w Systematisch altersgemischte<br />

Gruppen bilden (Lerntandems /<br />

Partnerschaft Alt/Jung)<br />

w Wissenstransfer an Schnitt- und<br />

Kernpunkten angehen<br />

w Moderationsfähigkeit unter<br />

Beschäftigten für Weiterbildung,<br />

KVP usw. entwickeln<br />

w Rekrutierungsstrategie und<br />

Adressatenzuschnitt verändern<br />

w gezielte Besuche von Schulen,<br />

Messen usw. anbieten<br />

w Alternsgerechte Qualifizierungsmaßnahmen<br />

einführen<br />

Führung(sverhalten):<br />

w Bereitschaft zur Kooperation<br />

w Fähigkeit zur indiv. Arbeitsplanung<br />

w Verhaltensorientierte Maßnahmen<br />

<strong>im</strong> Unternehmen systematisieren<br />

und anbieten<br />

Bemerkung: Erwarten Sie nicht gleich<br />

eine hohe Beteiligung, bedenken Sie<br />

auch den psychologischen Effekt:<br />

„Unser Betrieb tut etwas für uns…“<br />

w Verhältnisorientierte Maßnahmen<br />

in kleinen Schritten mit/aus<br />

Gesundheitszirkel starten bzw.<br />

erweitern<br />

Bemerkung: Kostenersparnis zeigt sich<br />

erst nach 1-3 Jahren<br />

w KVP mit ergonomisch-gesundheitlichen<br />

Maßnahmen koppeln<br />

w Abteilungsdenken zwischen Personalabteilung/Arbeitssicherheit<br />

überwinden<br />

w Befragungen 50+ in kleinen<br />

Schritten als Erfolg für Beschäftigte<br />

realisieren<br />

w Kooperation mit Krankenkassen<br />

und Berufsgenossenschaften<br />

w Betriebliche Arbeitsplätze nach<br />

Schwere- und Lerngrad („Landkarte“<br />

des Betriebes) beurteilen,<br />

Qualifizierung/Rotation ableiten<br />

w Gesunde ältere Beschäftigte befragen:<br />

Was hält sie gesund bzw.<br />

hat sie gesund gehalten?<br />

w Schlussfolgerungen für betriebliche<br />

Praxis ableiten<br />

w Aufbau eines betrieblichen<br />

Gesundheitsmanagements<br />

Führung(sverhalten):<br />

w Bereitschaft zur Kommunikation<br />

w Gesundheit als Führungsaufgabe<br />

Motivation,<br />

Arbeitsgestaltung,<br />

Betriebsbindungsstrategien<br />

w Einstellungswandel gegenüber<br />

dem Alter<br />

w Gleitende Übergänge in Rente<br />

schaffen<br />

w Beschäftigte als Experten/Expertinnen<br />

in eigener Sache begreifen<br />

w Schranken von Fehlzeiten- und<br />

Beurteilungsgesprächen verstehen<br />

w Mitarbeitergespräche ausbauen<br />

w Neue horizontale Laufbahnen <strong>im</strong><br />

Unternehmen planen<br />

w Wertigkeit von Stellen neben<br />

„Bezahlung“ schaffen<br />

w Gratifikationen für verdiente Beschäftigte<br />

schaffen/beibehalten<br />

(Betriebstreue)<br />

w Gute Beschäftigte finden und<br />

binden<br />

w Vertikale Laufbahnen durchdenken<br />

/ neu auslegen<br />

w Flexibilität/Planungsräume in<br />

Arbeit erhöhen<br />

w Arbeitsorganisation verbessern,<br />

Pausen neu durchdenken<br />

w Arbeitszeit neu durchdenken,<br />

work-life-balance<br />

w Maßnahmen altersspezifisch und<br />

-unabhängig ergreifen<br />

Führung(sverhalten):<br />

w Was ist gute Führung?<br />

w Positive Einstellung gegenüber<br />

Älteren<br />

1


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Die Umsetzung entsprechender Maßnahmen ist dabei generell an eine zentrale Voraussetzung gebunden: Die<br />

Gestaltung einer mitarbeiterzentrierten Führungskultur.<br />

Wenn Geschäftsführung und Personalabteilung sich die Fragen stellen,<br />

w wie eine mitarbeiterzentrierte Führungskultur aussehen kann,<br />

w was Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigentlich an das Unternehmen bindet<br />

w oder wie die Beschäftigten das Unternehmen sehen und beurteilen<br />

finden sie wichtige Antworten in der Studie „Was ist gute Arbeit? Anforderungen an gute Arbeit aus der Sicht<br />

von Arbeitnehmer/innen“*:<br />

Nach den Ergebnissen der Studie kommt aus Sicht der Beschäftigten der „Führungsqualität der Vorgesetzten“<br />

entscheidende Bedeutung für die Qualität ihrer Arbeit zu: Unter den 0 für die Beschäftigten wichtigsten<br />

Aspekten guter Arbeit, finden sich allein 5 aus der Kategorie „Führungsqualität“ (Angabe in Prozent der Befragten):<br />

w Vorgesetzte sorgen für gute Arbeitsplanung ( %)<br />

w Vorgesetzte vermitteln Anerkennung/Kritik ( %)<br />

w Vorgesetzte kümmern sich um fachliche/beruflliche Entwicklung ( %)<br />

w Vorgesetzte haben Verständnis für individuelle Probleme ( %)<br />

w Vorgesetzte unterstützen bei der Arbeit ( 0%)<br />

Auch die über einen Zeitraum von 10 Jahren durchgeführten Studien des finnischen Arbeitsmediziners Juhani<br />

Ilmarinen belegen ganz eindeutig, dass umsichtige und wertschätzende Führung für die Verbleibsdauer vor<br />

allem Älterer in der Arbeit und für den Erhalt ihrer Arbeitsfähigkeit eine ebenso signifikante Rolle spielt wie<br />

beispielsweise das Gewähren von Gestaltungsspielräumen in der Arbeit.<br />

Nicht das Gehalt allein ist entscheidend<br />

„Die meisten Personalentscheider halten ein wettbewerbsfähiges Gehalt für den wichtigsten Treiber<br />

zur Mitarbeiterbindung. Für Deutschlands Arbeitnehmer dagegen ist die Höhe der Vergütung gar nicht<br />

so entscheidend: den stärksten Einfluss auf ihre Bindung ans Unternehmen hat … die ausreichende<br />

Entscheidungsfreiheit <strong>im</strong> Beruf, gefolgt von Vorgesetzten, die für die Arbeit begeistern können.“<br />

FAZ, 19.0 . 00<br />

Allerdings sieht über ein Drittel der Befragten ( %) große Defizite gerade <strong>im</strong> Führungsverhalten ihrer Vorgesetzten<br />

und dringenden Handlungsbedarf für die Unternehmen!<br />

w Fast die Hälfte ( 8%) der Befragten gibt an, nicht genügend soziale Unterstützung durch Vorgesetzte<br />

zu erhalten. Trotz einer allgemein hohen Arbeitsmotivation fühlen sich viele der Befragten ihrem<br />

Unternehmen nicht oder nur selten verbunden.<br />

w % fühlen sich hinsichtlich ihrer fachlichen und beruflichen Kenntnisse und Fertigkeiten unterfordert.<br />

w 1% der Befragten sagen aus, dass sie nie oder selten eine Anerkennung für ihre Arbeit bekämen.<br />

Weitere zentrale Themen für die Beschäftigten sind dann Einkommen und Beschäftigungssicherheit: Auch hier<br />

sehen % der Befragten einen großen Handlungsbedarf.<br />

* Tatjana Fuchs: Was ist gute Arbeit? Anforderungen an gute Arbeit aus der Sicht von Arbeitnehmer/innen.<br />

Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) Berlin, Dortmund, Dresden 00 .<br />

Die repräsentative Umfrage „Was ist gute Arbeit?“ wurde von INQA 00 beauftragt, durchgeführt vom<br />

Internationalen Institut für empirische Sozialökonomie (INIFES) und dem Forschungsteam Internationaler<br />

Arbeitsmarkt und TNS-Infratest Sozialforschung. Ziel der Untersuchung war es, aus der Sicht von Beschäftigten<br />

Ansatzpunkte für eine verbesserte Arbeitsgestaltung zu ermitteln. Es wurden 7. zufällig<br />

ausgewählte abhängig und selbstständig Beschäftigte aufgefordert, ihre derzeitigen Arbeitsbedingungen<br />

zu beschreiben und zu bewerten sowie ihre Anforderungen an „gute Arbeit“ zu benennen. Über 70% der<br />

Befragten waren dieser Aufforderung gefolgt und haben den 1 -seitigen Fragebogen ausgefüllt. Erste<br />

Ergebnisse der Studie wurden vom Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit, Wolfgang Clement, am 19.<br />

Mai 005 in Berlin vorgestellt.


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

N<strong>im</strong>mt man alle Ergebnisse der umfangreichen Untersuchung zusammen, dann können derzeit nur etwa 7%<br />

der Arbeitsplätze der abhängig beschäftigten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland positiv<br />

bewertet werden. 1 % sind „gut“, weitere 5% haben <strong>im</strong>merhin eine gute Grundlage, die man durch entsprechende<br />

Veränderungen ausbauen kann.<br />

Das folgende Schaubild stellt die Wirkungen „guter“ und „belastender, ressourcenarmer“ Arbeit auf die Haltung<br />

der Beschäftigten gegenüber:<br />

Verbundenheit<br />

Positive und negative Arbeitsemotionen unter Berücksichtigung der Arbeitsqualität<br />

Stolz<br />

Anerkennung<br />

Begeisterung<br />

Freude<br />

Verbundenheit<br />

Stolz<br />

Anerkennung<br />

Begeisterung<br />

Freude<br />

77%<br />

88%<br />

67%<br />

81%<br />

88%<br />

Nie/Selten Oft/Immer<br />

Arbeitsqualität: Typ 1 „Gute Arbeit“<br />

Flaues<br />

Zukunftsgefühl<br />

Frustation<br />

Erholungsschwierigkeit<br />

Ausgebrannt<br />

Flaues<br />

Zukunftsgefühl<br />

Frustation<br />

Erholungsschwierigkeit<br />

Ausgebrannt<br />

5%<br />

14%<br />

17%<br />

14%<br />

Nie/Selten Oft/Immer<br />

Arbeitsqualität: Typ 5 „Belastende, ressourcenarme Arbeit“<br />

51%<br />

27%<br />

27%<br />

36%<br />

Nie/Selten Oft/Immer<br />

15%<br />

Quelle: Tatjana Fuchs, INIFES Berlin, Dortmund, Dresden 2006, INQA<br />

62%<br />

57%<br />

56%<br />

69%<br />

Nie/Selten Oft/Immer<br />

Die Wirkungen sind erheblich: Je höher die angegebenen Indikatoren für „gute“ Arbeit sind, desto geringer<br />

sind psychischer und physischer Verschleiß und desto höher sind Arbeitslust und Betriebsverbundenheit.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Wie beurteilen die Beschäftigten in Deutschland, was sie sich von „Guter Arbeit“ erwarten?<br />

a INQA (Initiative Neue Qualität der Arbeit) ist eine Gemeinschaftsinitiative aus Bund, Ländern,<br />

Sozialpartnern, Sozialversicherungsträgern, Stiftungen und Unternehmen mit dem Ziel, gesunde<br />

und gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen zu schaffen und dabei die Interessen der<br />

Beschäftigten mit den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen zu verbinden. In diesem<br />

Rahmen entsteht der Report „DGB-Index Gute Arbeit“, in dem die Ergebnisse repräsentativer<br />

Befragungen zur Qualität der Arbeitsgestaltung regelmäßig veröffentlicht werden (PDF-Dokument).


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

In der sich hier zeigenden hohen Bedeutung von Führungsqualität liegen in den meisten<br />

Unternehmen bislang zu wenig genutzte Ressourcen der Personalentwicklung, in<br />

die zu investieren sich lohnt.<br />

Deshalb sollten Personalverantwortliche und Führungskräfte Möglichkeiten der Motivation<br />

und Anerkennung, der Förderung und Stärkung von Eigenverantwortlichkeit,<br />

von Gestaltungsspielräumen, Qualifizierung und Gesundheitsmaßnahmen, von Teamarbeit<br />

und anderen Faktoren „guter Arbeit“ für die Personalentwicklung <strong>im</strong> Unternehmen<br />

gezielter nutzen.<br />

Führung entscheidet über das Wohlbefinden in der Arbeit,<br />

über Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit ebenso<br />

wie über Krankheitshäufigkeit und -dauer.<br />

In den folgenden Kapiteln werden zwei wichtige Eckpfeiler einer mitarbeiterorientierten Führungskultur vorgestellt:<br />

die Mitarbeiterbefragung und das Mitarbeitergespräch.<br />

Darauf aufbauend stellen wir ausgewählte Maßnahmen einer altersorientierten Personalentwicklung vor.<br />

Dabei stellen wir Maßnahmen und Beispiele guter Praxis aus Unternehmen in den Mittelpunkt, die<br />

gezielt die Personalentwicklung für Ältere thematisieren:<br />

Weil die Anforderungen der Arbeitswelt zunehmend von <strong>im</strong> Durchschnitt älteren Belegschaften bewältigt<br />

werden müssen, heißt der „Paradigmenwechsel“ in der betrieblichen Personalpolitik: Von der bisherigen Jugendzentrierung<br />

hin zu einer Förderung der Beschäftigung älterer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Personalpolitik<br />

mit dieser Zielgruppe ist neu. Es müssen neue Strategien entwickelt werden, die an der Stärkung<br />

ihrer Beschäftigungsfähigkeit („employability“) ansetzen. Bezugspunkte sind dabei Motivationserhalt, Qualifikationssicherung,<br />

Gesundheitsschutz und die Gestaltung von Arbeitsbedingungen und –belastungen.<br />

Sie finden in der folgenden Werkzeugsammlung zahlreiche Anregungen, Umsetzungshilfen und good-practice-Beispiele<br />

aus Unternehmen zu allen personalpolitischen Handlungsfeldern <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> Wandel.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Werkzeuge für die betriebliche Personalarbeit<br />

a Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat in einer Handreichung „Werkzeuge“<br />

für die betriebliche Personalarbeit unter dem Titel „Demografischer Wandel – (k)ein Problem“<br />

zusammengestellt (PDF-Dokument). Die Werkzeuge sind das Ergebnis dreier vom BMBF geförderter<br />

Vorhaben <strong>im</strong> Rahmen der Demografie-Initiative der Bundesregierung unter Federführung des<br />

Verbandes Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA), des Zentralverbandes Elektrotechnik-<br />

und Elektronikindustrie (ZVEI) sowie des Zentralverbandes Sanitär Heizung Kl<strong>im</strong>a (ZVSHK).<br />

a Die Werkzeuge stehen auch online als „Werkzeugkasten für eine demografieorientierte<br />

Personalarbeit“ bereit.<br />

a Die Bertelsmann-Stiftung hat zusammen mit der Bundesvereinigung der Deutschen<br />

Arbeitgeberverbände eine Untersuchung veröffentlicht mit dem Titel: „Erfolgreich mit älteren<br />

Arbeitnehmern – Strategien und Beispiele für die betriebliche Praxis“ (PDF-Dokument).<br />

a Die Zentralstelle für die Weiterbildung <strong>im</strong> Handwerk hat unter dem Titel „Good Practice<br />

Studie“ eine Broschüre speziell für das Handwerk veröffentlicht, in der verschiedene<br />

Personalentwicklungsinstrumente für KMU zuammen mit Beispielen „Guter Praxis“ vorgestellt<br />

werden. (PDF-Dokument).<br />

a Im Rahmen des Projektes „Ältere Arbeitnehmer in Baden-Württemberg: Fakten und Empfehlungen<br />

für Unternehmer, Bildungsträger und Beschäftigte“ (Prof. Dr. Schmid, Uni Tübingen) wurden<br />

online Beispiele guter Praxis zur Förderung der Beschäftigungsfähigkeit älterer Arbeitnehmer<br />

zusammengestellt.


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

2. Mitarbeiterbefragung und Mitarbeitergespräche<br />

2.1 Die Mitarbeiterbefragung – Instrument zur Beschaffung von Steuerungsdaten<br />

Gerade weil die Personalpolitik mit der Zielgruppe älterer Beschäftigter eine neue Herausforderung für die<br />

betriebliche Personalpolitik darstellt, ist es zunächst einmal von Bedeutung, Steuerungsdaten für die Gestaltung<br />

von Maßnahmen zu gewinnen.<br />

Mitarbeiterbefragungen sind ein effektives Instrument zur Beschaffung entsprechender Daten in allen Bereichen:<br />

Sie geben Informationen über die Zufriedenheit der Beschäftigten <strong>im</strong> Unternehmen ebenso wie über<br />

Veränderungsbedarfe und -potenziale. Ergebnis von Mitarbeiterbefragungen ist eine umfassende Beschreibung<br />

des Ist-Zustandes des Unternehmens aus Sicht der Beschäftigten. Ihr besonderer Wert liegt u.a. darin,<br />

dass sie die Interessen der verschiedenen Gruppen – auch Altersgruppen – <strong>im</strong> Unternehmen spiegelt:<br />

Die Beschäftigten...<br />

erhalten Gelegenheit, (anonym) ihre Meinung zu sagen, auf bestehende Friktionen, gesundheitliche Probleme,<br />

Mängel in der Kooperation oder auf eigene Probleme in der Arbeit aufmerksam zu machen sowie Verbesserungsvorschläge<br />

einzubringen.<br />

Führungskräfte...<br />

erhalten eine statistisch gesicherte Rückmeldung über ihr Führungsverhalten, über die Zufriedenheit der Beschäftigten,<br />

die Qualität der Zusammenarbeit in den Abteilungen und über Probleme an einzelnen Arbeitsplätzen.<br />

Die Unternehmensführung...<br />

erhält Informationen über die allgemeine Zufriedenheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, über Stärken<br />

und Schwächen einzelner Abteilungen sowie über die Bekanntheit, Akzeptanz und Umsetzung von Maßnahmen,<br />

Unternehmens- und Führungsgrundsätzen.<br />

Mitarbeiterbefragungen ermöglichen also, sowohl dem Bedürfnis nach Partizipation entgegenzukommen, als<br />

auch ungenutzte Leistungs- und Kooperationspotenziale zu aktivieren. Das Wissen der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen<br />

um die Gegebenheiten und Probleme an ihrem Arbeitsplatz wird gezielt genutzt.<br />

In der folgenden Werkzeugsammlung finden Sie Erläuterungen, praktische Beispiele und Literaturangaben,<br />

die Ihnen helfen, Mitarbeiterbefragungen umzusetzen.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Wie werden Mitarbeiterbefragungen durchgeführt?<br />

a In der freien Enzyklopädie Wikipedia steht online ein informativer Artikel zum Thema<br />

„Mitarbeiterbefragung“ zur Verfügung. Beachten Sie hier vor allem auch die Literaturliste.<br />

a Erläuterungen, Hilfen und Leitfäden, praktische Beispiele und Literaturangaben zum Thema<br />

„Mitarbeiterbefragungen“ werden auf den Internetseiten der amundis communications GmbH zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

5


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

2.2 Mitarbeitergespräche – Fundament einer<br />

mitarbeiterorientierten Führungskultur<br />

Ein zweiter zentraler Eckpfeiler einer mitarbeiterorientierten Führungskultur ist die Umsetzung strukturierter<br />

Mitarbeitergespräche. Ziele sind<br />

w die Herstellung von Transparenz über betriebliche Leistungsbereiche,<br />

w die Förderung einer konstruktiven, vertrauensvollen Zusammenarbeit,<br />

w die Verbesserung der Qualifikationsstruktur der Belegschaft,<br />

w die Senkung von Krankenständen.<br />

Regelmäßige Mitarbeitergespräche sind die Grundlage für eine auf Nachhaltigkeit zielende Personalentwicklung.<br />

Das individuelle Gespräch bietet den Schlüssel, passgenaue Maßnahmen zu entwickeln, die dem tatsächlichen<br />

Bedarf entsprechen und Akzeptanz bei den Mitarbeitenden finden.<br />

!<br />

Gute Praxis<br />

Bei der „Europipe GmbH Ratingen“ werden einmal <strong>im</strong> Jahr systematisch und geplant „strukturierte Mitarbeitergespräche“<br />

geführt. Auf der Grundlage eines Leitfadens, der speziell für die betrieblichen Belange<br />

entwickelt wurde, gliedert sich das Gespräch in drei Abschnitte:<br />

Im Gesprächsabschnitt „Rückmeldung“ werden die Ziele und deren Erreichung <strong>im</strong> abgelaufenen Jahr,<br />

eine Gegenüberstellung von Anforderungsprofil der Stelle und aktuellem, individuellem Mitarbeiterprofil<br />

thematisiert.<br />

Im Gesprächsabschnitt „Zielvereinbarungen“ werden die Entwicklung der Unternehmens- und Prozessziele<br />

auf die jeweilige Mitarbeiterebene übertragen und Vereinbarungen über die individuellen Mitarbeiterziele<br />

für das kommende Jahr getroffen.<br />

Im Gesprächsabschnitt „Förderung“ werden gemeinsam Qualifikations- bzw. Entwicklungsbedarfe der<br />

oder des Beschäftigten ermittelt. Sie werden abgeleitet aus dem Abgleich „Zielvereinbarungen“ und<br />

„Profil des Mitarbeiters bzw. der Mitarbeiterin“. Die Europipe GmbH stellt ihr Instrumentarium <strong>im</strong> Internet<br />

für den Einsatz in anderen Unternehmen bereit.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

„Mitarbeitergespräche: Wichtiges Instrument der Personalentwicklung“<br />

a Aus der Zeitschrift „stahl und eisen“ Nr. 10, 00 : Ein Artikel über die Praxis der strukturierten<br />

Mitarbeitergespräche bei der Europipe GmbH in Ratingen. Sie werden dort systematisch und<br />

geplant einmal <strong>im</strong> Jahr zu den wichtigsten Themen der Zusammenarbeit und der betrieblichen<br />

Zielsetzungen geführt – zur „verbesserten Transparenz der betrieblichen Entscheidungsprozesse,<br />

zur Förderung einer vertrauensvollen, konstruktiven Zusammenarbeit sowie zur verbesserten<br />

individuellen Qualifikation aller Mitarbeiter“ (PDF-Dokument).<br />

!<br />

Gute Praxis<br />

Bei der Hamburger Hochbahn AG wird das Gesprächsverfahren des „anerkennenden Erfahrungsaustausches“<br />

praktiziert. Das Verfahren wurde von Torsten Bökenheide, einem Personalberater in Hamburg,<br />

entwickelt (Heinrich Geißler, Torsten Bökenheide u.a.: Der anerkennende Erfahrungsaustausch.<br />

Das neue Instrument für die Führung. Frankfurt / New York 00 ).<br />

Der Fokus liegt zunächst auf Gesprächen mit älteren Mitarbeitenden, um über diesen Pilotbereich in<br />

weiteren Schritten die Mehrzahl der Belegschaft in einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess durch<br />

das Mitarbeitergespräch einzubeziehen.<br />

Bei der Hamburger Hochbahn AG hatten vor allem die älteren Bus- und Hochbahnfahrer und -fahrerinnen<br />

einen vergleichsweise hohen Krankenstand. Aufgefallen ist dabei, dass der Personalleitung Kranke namentlich<br />

und individuell bekannt sind: Sie wurden über Fehlzeiten- oder Rückkehrgespräche erreicht.<br />

Und die gesunden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen?


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Fragen, die man sich bei der Hochbahn stellte, waren z.B.<br />

w Wieso weiß man von diesen wichtigen betrieblichen Leistungsträgern nichts?<br />

w Was sagen sie über das Unternehmen, über Arbeitsbedingungen u.a.m. aus?<br />

w Warum sind hier die Krankenstände geringer und kürzer?<br />

Angenommen wurde, dass hier durch Unterlassung ein wesentliches, produktives Potenzial des Unternehmens<br />

unerkannt blieb.<br />

Mit 7 älteren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen wurden sog. „Arbeitsbewältigungsgespräche“ in Gruppen<br />

von sechs bis acht Personen unter folgenden Rahmendaten geführt:<br />

w Die Frage lautete: „Was brauchen Sie, um bis zur (regulären) Rente arbeitsfähig zu <strong>bleiben</strong>?“<br />

w Die Antworten wurden life dokumentiert (Notebook und Beamer)<br />

w Geschäftsleitung, Betriebsrat und Diensteinteiler waren bei den Gesprächen anwesend<br />

w Es gab vorab die verbindliche Zusage, dass mindestens ein Wunsch praktisch erfüllt werden wird<br />

w Abschließend wurde ein sog. psychologischer Arbeitsvertrag verhandelt, in dem beide Seiten ein<br />

Plus für sich verbuchen sollten und konnten.<br />

Die Erfahrungen haben gezeigt, dass sich die individuellen Wünsche nach gesundheitspräventiven Maßnahmen<br />

am Arbeitsplatz oder Veränderungen in der Arbeitszeitgestaltung fast ausnahmslos als realisierbar<br />

und kostengünstig erwiesen. Die eingeleiteten Maßnahmen wurden als Wertschätzung aufgefasst,<br />

wirkten motivierend und haben den Krankenstand <strong>im</strong> Unternehmen deutlich gesenkt: Der Erfolg des<br />

Modells zeigt sich heute darin, dass die Älteren seltener und kürzer krank sind, gern gesehen und anerkannt<br />

werden. Die Kosten waren gering. Der Krankenstand der Älteren liegt heute unter %.<br />

Befragungsbeispiel nach Torsten Bökenheide<br />

Die Fragen an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen stehen unter dem Titel<br />

„Mit 50 mitten <strong>im</strong> Arbeitsleben – Was können wir gemeinsam tun, damit Sie gesund <strong>bleiben</strong> und Ihre<br />

Arbeit bis zur Rente ausführen können?“<br />

Sie lauten z.B.:<br />

w „Was stört Sie – am meisten – bei der Arbeit?“ (Das Wort „meisten“ ist wichtig, um die Themen<br />

einzugrenzen, sich also möglichst auf wenige Aussagen zu beschränken)<br />

w Was stört und belastet Sie – am meisten?<br />

w Wenn Sie in meiner Position wären, was würden Sie als Erstes weiter verbessern?<br />

w Was leistet Ihrer Meinung nach das Unternehmen für die Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen?<br />

w Was ist gut <strong>im</strong> Unternehmen?<br />

w Angenommen, Ihr bester Freund / Ihre beste Freundin ist Mitarbeiter/in bei uns, würde er/sie<br />

unter den bestehenden Arbeitsbedingungen bis 5 arbeiten wollen?<br />

w Wenn nein, was müsste sich genau ändern, damit er/sie bleibt?<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Gesundheitsfördernde Führung<br />

a Ein Artikel von Torsten Bökenheide zum „Anerkennenden Erfahrungsaustausch“ und andere<br />

„Gesunde Gespräche“ <strong>im</strong> Rahmen einer umfassenden Gesprächsstrategie: „55+ oder<br />

Alter(n)sgerechte Arbeitsbedingungen <strong>im</strong> Fahrdienst als Führungsaufgabe“ (PDF-Dokument).<br />

a Ein Artikel von Brigitta Geißler-Gruber (@rbeitsleben) und Marie Luise Stöttinger (SABTOURS)<br />

zur Einführung eines Personalpflege- und -entwicklungsprogramms. Der Artikel richtet sich an<br />

Busunternehmen, kann aber auch auf andere Branchen angewendet werden. (PDF-Dokument).<br />

7


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

!<br />

Gute Praxis<br />

Im Gewes Gelenkwellenwerk Stadtilm GmbH werden regelmäßig sog. „Zukunftsgespräche“ über<br />

die Arbeitsperspektiven älterer Arbeitskräfte geführt. In den Gesprächen geht es um die einvernehmliche<br />

Planung des Zeitraumes, den der oder die Beschäftigte bis zum Ruhestand <strong>im</strong> Betrieb verbringt. Einvernehmliche<br />

Planung bedeutet: Beide Seiten legen ihre jeweiligen Vorstellungen offen und versuchen <strong>im</strong><br />

Gespräch, auf einen gemeinsamen Nenner hinsichtlich Austrittszeitpunkt, Arbeitseinsatz, Wissenstransfer<br />

und Qualifizierung zu kommen. Ihre Verständigung ist die Grundlage für die Gestaltung des Erwerbslebens<br />

in den ver<strong>bleiben</strong>den Jahren.<br />

8<br />

Hintergrund dieser speziellen Gespräche ist die Erfahrung, dass Berufsaustritte oft unerfreulich für alle<br />

Seiten verlaufen. Die Betriebe wissen in den seltensten Fällen über die Absichten ihrer Beschäftigten Bescheid<br />

und versäumen deshalb auch häufig, eine Nachfolgeplanung durchzuführen oder Vorkehrungen<br />

für den Wissenstransfer zu treffen.<br />

Die Beschäftigten wiederum fühlen sich in den letzten Jahren häufig an den Rand gedrängt und nicht<br />

mehr genügend beachtet, was sie den inneren Rückzug antreten lässt.<br />

Fragestellungen der Gespräche sind u.a.<br />

w Gehen die Mitarbeitenden davon aus, dass sie die jetzige Tätigkeit problemlos bis zur Rente ausüben<br />

können?<br />

w Was muss sich für sie ändern, damit sie gegebenenfalls bis zur Rente arbeiten können?<br />

w Wollen sie in ihrer Tätigkeit ver<strong>bleiben</strong> oder sehen sie Alternativen dazu?<br />

Zukunftsgespräche…<br />

… sind regelmäßig stattfindende Gespräche über die beruflichen Pläne und Erwartungen der Beschäftigten,<br />

um berufliche Perspektiven und persönliche Lebensplanung abzust<strong>im</strong>men.<br />

Sie sind nicht nur für ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sinnvoll: Eine alternsorientierte<br />

Personalentwicklung erfasst auch die Jüngeren <strong>im</strong> Unternehmen!<br />

Veränderungswünsche können frühzeitig erkannt und mittelfristige Maßnahmen z.B. zur Personalbindung,<br />

zum Personalersatz oder zur Organisation des Know-how- und Wissenstransfers eingeleitet werden.<br />

Zukunftsgespräche helfen, Kosten zu senken und das Risiko eines plötzlichen Know-how-Verlustes zu<br />

min<strong>im</strong>ieren. Sie tragen zugleich zur Verbesserung der Unternehmenskultur und des -<strong>im</strong>ages bei.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Zukunftsgespräche<br />

a Aus den „Werkzeugen für eine demografieorientierte Personalpolitik“, die <strong>im</strong> Rahmen der<br />

„Demografie-Initiative II“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) in der<br />

Zusammenarbeit mehrerer Projekte erarbeitet wurden:<br />

„Zukunftsgespräche“ – Regelmäßige Gesprächen mit älteren Arbeitskräften über ihre<br />

Arbeitsperspektiven. Eine Beschreibung der Vorgehensweise, des Nutzens für den Betrieb und<br />

Beispielen aus Firmen (Webseite).


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

3. Der Wettbewerb um die Besten: Qualifizierungsstrategien<br />

für ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen<br />

Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist Deutschland in der Problemsicht auf die Situation älterer<br />

Beschäftigter noch nicht sehr weit. Dazu trägt ganz entscheidend bei, dass zwei wichtige Bereiche – die Erwachsenenbildung<br />

und das lebenslange Lernen – in Deutschland de facto an den Älteren vorbei gehen.<br />

Vorurteile gegenüber älteren Beschäftigten, die in der Regel auf Unkenntnis beruhen (vgl. hierzu z.B. Kapitel<br />

I. ), fehlendes Wissen zur Lernfähigkeit Älterer und mangelnde Beispiele guter Praxis verfestigen diese Situation<br />

bis heute.<br />

Im folgenden geben wir Ihnen einige Informationen zur Lernfähigkeit älterer Beschäftigter und stellen praktische<br />

Beispiele für die Organisation der Weiterbildung mit älteren Zielgruppen vor.<br />

3.1 Lernen Ältere anders?<br />

Ob Ältere (noch) lernen (können), gilt nicht mehr als fraglich. Auch die Frage, „Lernen Ältere anders?“ ist beantwortet<br />

mit einem klaren „Ja“.<br />

Keineswegs einhellig ist aber die Antwort auf die handlungsleitende Frage, worin die Unterschiede <strong>im</strong> Lernen<br />

bestehen. Einigkeit hingegen besteht in der Forschung darin, dass Ältere über ein hohes Know-how und über<br />

erprobte Lösungsstrategien verfügen. Das eigentliche Problem besteht in der Lernentwöhnung. Setzt diese<br />

ein, fällt das Neulernen schwer, egal wie alt der Mensch zu diesem Zeitpunkt ist.<br />

Erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter lernen generell schneller, wenn das zu lernende Material an ihre<br />

Erfahrungen anknüpft, bereits erworbenes Wissen einbezogen wird und das neue Wissen <strong>im</strong> Bezug zu den<br />

erlebten Anforderungen des Arbeitsplatzes steht.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse der Lernforschung mit älteren Zielgruppen lauten zusammengefasst:<br />

1. Weiterbildungsmaßnahmen, die ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen einbeziehen, sollen ihre<br />

Erfahrungen und Kompetenzen gezielt berücksichtigen und aufgreifen.<br />

. Vor Beginn der Qualifizierung sollte daher der individuelle Kompetenzstand der oder des Lernenden<br />

erfasst werden.<br />

. Erfahrene Berufstätige sind nicht als „Lernbedürftige“, sondern vor allem auch als „Experten“ und „Expertinnen“<br />

ihres Arbeitsplatzes anzusprechen.<br />

. Das arbeitsplatznahe Lernen, das einen hohen Praxisbezug gewährleistet, ist seminaristischen Lernformen<br />

mindestens gleichzustellen. Die vorhandenen Erfahrungen und Kompetenzen können eingebracht<br />

und durch das eigene Handeln modifiziert werden.<br />

5. Das Lernen <strong>im</strong> Dialog der Generationen hat einen hohen Motivationsgehalt, fördert den Wissens- und<br />

Erfahrungstransfer <strong>im</strong> Unternehmen.<br />

. Mit der Gestaltung kontinuierlicher Lernprozesse, die die Lernenden bis zu einem gewissen Grad selbst<br />

steuern können, werden die besten Ergebnisse erzielt.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Alternsgerechte Qualifizierung<br />

a Aus dem Projekt „AQUA – alternsgerechte Qualifizierung“, Berufliche Fortbildungszentren der<br />

Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH:<br />

„Lernen Ältere anders?“ von Eva Hörwick (PDF-Dokument).<br />

a Ergebnisse der Impuls-Werkstatt <strong>im</strong> Rahmen des Projektes AQUA: „Betriebliche Strategien für<br />

alternsgerechte Personalentwicklung“ (PDF-Dokument).<br />

a Dokumente zur Qualifizierung älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – Eine kommentierte<br />

Linkliste auf dem Deutschen Bildungsserver.<br />

a Diplomarbeit von Natia Weinmann: „Alternsgerechtes Lernen in der beruflichen Weiterbildung<br />

– konzeptionelle Überlegungen, Umsetzungsstrategien und -probleme“ (PDF-Dokument).<br />

9


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Neue Formen arbeitsplatznahen selbstgesteuerten Lernens, die sich für ältere Beschäftigte besonders eignen,<br />

fehlen bisher weitgehend. Personalabteilungen in kleinen und mittleren Unternehmen sind mit der Organisation<br />

betrieblicher Weiterbildungskonzepte schon allein aufgrund mangelnder Erfahrungen häufig überfordert.<br />

Wir stellen Ihnen <strong>im</strong> Folgenden daher – beginnend mit der Kompetenzanalyse und Qualifizierungsplanung<br />

– beispielhaft einige Modelle vor, die in Unternehmen erfolgreich erprobt wurden.<br />

3.2 Kompetenzanalyse und Qualifizierungsplanung<br />

Um effiziente Qualifizierungsmaßnahmen umsetzen zu können, ist es sinnvoll, zunächst die Entwicklungsbedarfe<br />

<strong>im</strong> Unternehmen bzw. in einzelnen Abteilungen zu erheben. Kern jeder Bedarfsabklärung ist ein SOLL-<br />

IST-Vergleich:<br />

0<br />

w Was müssen die Beschäftigten des Unternehmens / des Bereiches können? (SOLL)<br />

w Was / wie viel beherrschen sie bereits? (IST)<br />

Für diesen SOLL-IST-Abgleich wurde <strong>im</strong> Rahmen des Projektes GENERA - die Jungen und die Alten (siehe Werkzeugsammlung<br />

auf dieser Seite) das Verfahren der „Kompetenzanalyse“ entwickelt. Die Kompetenzanalyse<br />

ermöglicht es Unternehmen, auf relativ einfache Weise die Kompetenzen ihrer Beschäftigten zu ermitteln und<br />

individuelle Kompetenzprofile zu erstellen, die mit den kurz- bis mittelfristig anfallenden Bedarfen <strong>im</strong> Unternehmen<br />

abgeglichen und Grundlage für Qualifizierungsplanungen werden.<br />

Das Verfahren setzt Beteiligung und eine betriebliche Konsensorientierung voraus. Es ist vor allem geeignet<br />

für gewerblich-technische Beschäftigungsgruppen in Industrieunternehmen mittlerer Größe mit einem hohen<br />

Anteil an- und ungelernter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das Modell zeigt,<br />

w auf welche Weise die unternehmensbezogenen Faktoren ermittelt werden und<br />

w wie die mitarbeiterbezogenen Voraussetzungen erfasst werden können.<br />

Ergebnis des Projektes GENERA sind u.a. „Werkzeuge“ zur Durchführung von Kompetenzanalysen. Sie stehen<br />

<strong>im</strong> Internet zur Nutzung für Unternehmen bereit.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Werkzeuge für Kompetenzanalysen<br />

Im Projekt „GENERA – die Jungen und die Alten“ haben Expertinnen und Experten aus dem Personal-<br />

und Organisationsmanagement der Gießerei- und Schmiedeindustrie Lösungsansätze für die Arbeit mit<br />

alternden Belegschaften entwickelt. Das Projekt wurde <strong>im</strong> Verbund zahlreicher Unternehmen <strong>im</strong> Rahmen<br />

der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL umgesetzt:<br />

a Projektbroschüre „Neue Perspektiven für Ätere und Jüngere – Instrumente zur Bewältigung des<br />

<strong>demografischen</strong> Wandels in Betrieben der Gießerei- und Schmiedeindustrie“ (PDF-Dokument).<br />

a Ordner mit den Projektergebnissen: Der Ordner mit den Projektergebnissen kann be<strong>im</strong> Deutschen<br />

Gießereiverband bestellt werden, ein Auszug mit Inhaltsverzeichnis steht als PDF-Dokument zur<br />

Verfügung. Auf über 500 Seiten werden Analyse-Instrumente, Handlungs- und Arbeitshilfen zur<br />

Bewältigung des <strong>demografischen</strong> Wandels ausführlich dargestellt.<br />

Aus dem Projekt „Beschäftigungsfähigkeit sichern – Potenziale alternder Belegschaften am Beispiel der<br />

Metall- und Elektroindustrie in der Region Dortmund/Hamm/Kreis Unna“:<br />

a EDV-Tool „KoMeT – Kompetenzen der Mitarbeiter/innen erfassen und Trainingsbedarfe festlegen“,<br />

mit Hilfe dessen sich die Kompetenzanalyse (Fragebogenerstellung, Auswertungen etc.) am PC<br />

umsetzen lässt, mit Anleitungsbroschüre.<br />

a Beschreibung des Vorgehens und der Ziele des Verfahrens mit einem Beispiel der betrieblichen<br />

Qualifizierungsplanung.<br />

Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ – CD-ROM des Thematischen Netzwerkes „Altersmanagement“<br />

zum <strong>demografischen</strong> Wandel <strong>im</strong> Rahmen der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL:<br />

a Leitfaden zur Durchführung von Kompetenzbedarfsinterviews (PDF-Dokument).<br />

a Blanko-Entwürfe eines Fragebogen zur Kompetenzanalyse und eines Kompetenzentwicklungsplans<br />

(Excel-Datei).


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

3.3 Mehrfachqualifizierung und Job Rotation<br />

Von zahlreichen Unternehmen wird heute das Instrument der Mehrfachqualifizierung bei gleichzeitigem Einsatz<br />

von Job Rotation genutzt. Der Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH (BVV) zeigt in einer Kombination<br />

beider Instrumente, wie Mehrfachqualifizierungen realisiert werden können. Das Unternehmen steht<br />

mit seinem bisherigen Personaleinsatz beispielhaft für viele Betriebe:<br />

!<br />

Gute Praxis<br />

Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH wurden üblicherweise<br />

an einem Arbeitsplatz angelernt und über Jahre dort eingesetzt. Im Laufe ihrer z.T. langjährigen<br />

Tätigkeit haben sie sich an einzelnen Arbeitsplätzen umfassendes Erfahrungswissen angeeignet und<br />

konnten zu Recht als Experten für ihren jeweiligen Produktionsausschnitt bezeichnet werden. Die negativen<br />

Seiten dieses Personaleinsatzes sind: Sie waren in nur begrenztem Umfang flexibel auf anderen<br />

Arbeitsplätzen einsetzbar. Ein Verständnis von Produktionszusammenhängen <strong>im</strong> Hinblick auf Verarbeitungsfolge,<br />

Qualität, Termine und Kosten war kaum vorhanden.<br />

Dieses Organisations- und Personaleinsatzkonzept stieß zunehmend an wirtschaftliche und personalpolitische<br />

Grenzen, weil auf steigende Kundenanforderungen hinsichtlich Qualität, Flexibilität und Termintreue<br />

kaum reagiert werden konnte. Als Veränderungsziele wurden daher formuliert,<br />

w die Beschäftigten so zu qualifizieren, dass sie flexibel an mehreren Arbeitsplätzen eingesetzt werden<br />

können, so dass eine höhere Produktionsauslastung und mehrschichtige Fahrweise möglich wird;<br />

w den Beschäftigten arbeitsplatzübergreifendes Prozesswissen hinsichtlich Kosten, Qualität und Termine<br />

zu vermitteln, so dass sie insgesamt an Handlungs- und Entscheidungskompetenz gewinnen<br />

und u.a. auf Produktionsfehler und -störungen frühzeitig reagieren können;<br />

w die Vermittlung neuen Wissens so anzulegen, dass ältere An- und Ungelernte ihr Erfahrungswissen<br />

an jüngere Kollegen und Kolleginnen weitergeben und sie selbst dabei neue Kompetenzen erwerben,<br />

die es möglich machen, sie bis zum Rentenalter produktiv(er) einzusetzen.<br />

Ein Problem bei der Umsetzung der entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen ist häufig die parallele Qualifizierung<br />

mehrerer Beschäftigter bei laufender Produktion. Hilfestellung bietet das Instrument der aktiven<br />

Arbeitsmarktpolitik: Job-Rotation nach dem SGB III. In modifizierter Anwendung ist es vor allem für kleine und<br />

mittlere Unternehmen für die betriebliche, arbeitsplatznahe Qualifizierung attraktiv.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Kompetenzanalyse und Qualifizierungsplanung<br />

a Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ (Initiative EQUAL): Erfahrungsbericht:<br />

Beteiligungsorientierte Kompetenzanalyse und Qualifizierungsbedarfsermittlung be<strong>im</strong> Bochumer<br />

Verein Verkehrstechnik GmbH (BVV) (PDF-Dokument).<br />

3.4 Horizontale Laufbahngestaltung<br />

Als „Laufbahngestaltung“ wird traditionellerweise der berufliche Aufstieg <strong>im</strong> Unternehmen bezeichnet. Von<br />

dieser Laufbahngestaltung sind aber ganze Statusgruppen in der Arbeit und häufig vor allem auch Ältere<br />

ausgeschlossen. Damit entfallen für diese Zielgruppen auch die motivationalen Elemente einer Laufbahngestaltung.<br />

Im Zusammenspiel mit betrieblichen Qualifizierungsstrategien hat sich für sie die Erprobung „horizontaler<br />

Laufbahngestaltungen“ in Unternehmen als ausgesprochen interessant erwiesen.<br />

Die Qualifizierung von Mitarbeitenden für die Aufgabenabwicklung an mehreren verwandten und/oder auch<br />

unterschiedlichen Arbeitsplätzen ist die Grundlage der horizontalen Laufbahngestaltung. Der systematisch<br />

geplante Arbeitsplatzwechsel fixiert die Arbeitenden nicht auf die <strong>im</strong>mer gleichen Tätigkeiten, sondern bietet<br />

Entwicklungsperspektiven auf drei Ebenen:<br />

w die Schaffung von Lernanreizen<br />

w Lernen wird als integrales Element der Arbeitstätigkeit institutionalisiert<br />

1


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

w geichzeitig kann eine Entlastung von einseitigen Tätigkeiten stattfinden<br />

w Arbeitsplatzwechsel und Lernen in der Arbeit haben einen hohen motivationalen Stellenwert.<br />

Die Entwicklungsschritte <strong>im</strong> Rahmen der horizontalen Laufbahn können dabei Schnittstellen zu vertikalen<br />

Laufbahnen <strong>im</strong> Unternehmen enthalten.<br />

Unter den folgenden Internetadressen finden Sie Handlungshilfen für die Gestaltung horizontaler Laufbahnen<br />

<strong>im</strong> Rahmen der Personalentwicklung in Ihrem Unternehmen.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Arbeits- und Laufbahngestaltung<br />

a Beitrag von Johann Behrens in der Beilage „Aus Politik und Zeitgeschichte“ der Zeitung<br />

„Das Parlament“: Was uns vorzeitig „alt“ aussehen lässt: Arbeits- und Laufbahngestaltung<br />

– Voraussetzung für eine länger andauernde Erwerbstätigkeit.<br />

Hier werden die Folgen skizziert, die mit dem Modell des „Reinhauens bis 55“ mit anschließender<br />

Frühverrentung verbunden sind. Der Autor betont die Notwendigkeit, Arbeitsplätze und<br />

Berufswege so zu gestalten, dass die qualifikatorischen und organisatorischen Ressourcen zum<br />

rechtzeitigen Tätigkeitswechsel nach dem Vorbild der vertikalen und horizontalen Bahnung von<br />

Erwerbsverläufen bereitgestellt werden.<br />

3.5 Weiterbildung und Wissenstransfer Alt/Jung<br />

Ältere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verfügen in der Regel über einen großen Fundus an Fachwissen, Arbeits-<br />

und Lebenserfahrung, die sie <strong>im</strong> Laufe ihrer langjährigen Berufstätigkeit erworben haben. Wenn sie ihr<br />

Wissen und ihre Erfahrungen an die Jüngeren weitergeben, tragen sie dazu bei, dass es dem Unternehmen<br />

erhalten bleibt, in neue Vorhaben und Projekte einfließen kann. Dabei liegt vor allem in der Verzahnung des<br />

Wissens und der Arbeitsweisen von Jung und Alt ein großes Potenzial.<br />

Altersgemischte Teams als Erfolgsfaktor bei microTEC<br />

„Wir bilden in unserem Unternehmen gezielt Teams aus jüngern und älteren Mitarbeitern. In gemischten<br />

Gruppen können wir die jeweiligen Stärken nutzen und durch die gemeinsame Projektverantwortung<br />

den Wissenstransfer fördern. In den Teams wollen wir vor allem eine Vielfalt an beruflichen<br />

und persönlichen Erfahrungen verbinden.“<br />

Andrea Reinhardt, Geschäftsführerin microTEC Gesellschaft für Mikrotechnologien GmbH<br />

Allerdings liegt ein solcher Wissens- und Erfahrungstransfer in vielen Unternehmen <strong>im</strong> Argen.<br />

Wir stellen <strong>im</strong> Folgenden zwei Formen der betrieblichen Arbeits- und Lernorganisation vor, die beispielhaft<br />

zeigen, wie Beschäftigte <strong>im</strong> Betrieb ihr Wissen weitgehend selbstständig und <strong>im</strong> Austausch untereinander<br />

erweitern können:<br />

w den Transfer von arbeitsplatzbezogenem Wissen in „Tandems“ und<br />

w das selbstständige Gruppenlernen.<br />

Beide Lernarrangements wurden <strong>im</strong> Rahmen der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL in den Projekten<br />

GENERA und AQUA in Unternehmen mehrfach erprobt und weiterentwickelt.<br />

Transfer von arbeitsplatzbezogenem Wissen in „Tandems“<br />

Zur Sicherung des umfangreichen Erfahrungswissens älterer Beschäftigter hat sich der Transfer von arbeitsplatzbezogenem<br />

Wissen in sog. Wissenstandems bewährt. Dieses Instrument eignet sich für die Qualifizierung<br />

und Einarbeitung neuer Beschäftigter ebenso wie für die Weiterqualifizierung bereits erfahrener, jüngerer<br />

Beschäftigter in unterschiedlichen Bereichen in Unternehmen jeder Größe.<br />

Dabei wird zum einen das Erfahrungswissen älterer Beschäftigter in unterschiedlichen Unternehmensbereichen<br />

durch den systematischen arbeitsplatzbezogenen Transfer auf jüngere Kolleginnen und Kollegen für das<br />

Unternehmen gesichert.


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Was zeichnet ältere Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus?<br />

„Ältere Mitarbeiter können auf einen großen Fundus von Fachwissen und Lebenserfahrung zurückgreifen…<br />

Ältere können (z.B.) Rückschläge, wie sie bei der Entwicklung neuer Produkte auftreten, produktiver<br />

verarbeiten: Sie haben bereits gelernt, dass Durchhalten zu positiven Ergebnissen führt. Diese<br />

Lernprozesse müssen jüngere Arbeitnehmer erst noch durchlaufen.“<br />

Andrea Reinhardt, Geschäftsführerin microTEC Gesellschaft für Mikrotechnologien GmbH<br />

Darüber hinaus wird die Einsatzflexibilität sowohl der jüngeren als auch der älteren Mitarbeitenden durch den<br />

Erwerb arbeitsplatzbezogenen und theoretischen Wissens erhöht.<br />

In den Wissenstandems qualifizieren die Expertinnen und Experten eines Arbeitsplatzes ihre Kolleginnen und<br />

Kollegen, die an dem Arbeitsplatz noch nicht eingesetzt waren. Die Vermittlung erfolgt über Erklären, Vormachen<br />

und Nachmachen. Zusätzlich kann das theoretisch geprägte Wissen jüngerer Beschäftigter <strong>im</strong> Vermittlungsprozess<br />

genutzt werden, um den älteren Beschäftigten neue Arbeitsweisen und Methoden nahezubringen.<br />

Ziel ist es, dass der Arbeitsplatzinhaber, bzw. die -inhaberin den Tandempartnern und -partnerinnen erkären<br />

und zeigen, was an ihrem Arbeitsplatz passiert, welche kausalen Zusammenhänge es gibt und welche Ursache-Wirkungs-Ketten<br />

zu beachten sind. Dieses Wissen ist in der Regel nicht dokumentiert. Es existiert in den<br />

Köpfen der Beschäftigten und ist durch jahrzehntelanges praktisches Handeln <strong>im</strong> Arbeitsprozess entstanden.<br />

Auch den Arbeitsplatzexpertinnen und -experten ist häufig nicht bewusst, dass sie über ein entsprechendes<br />

Know-how verfügen.<br />

Es ist also nur <strong>im</strong>plizit vorhanden und muss über ein entsprechendes Verfahren in explizites Wissen überführt<br />

werden.<br />

In den nachfolgend aufgeführten Links finden Sie Beschreibungen und Leitfäden, wie das Verfahren organisiert<br />

und eingeführt wird und wie Sie Tandems zusammenstellen. Ein betriebliches Praxisbeispiel aus der Produktion<br />

veranschaulicht das Verfahren. Bereits erprobte Arbeitshilfen unterstützen Sie bei der Umsetzung.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Wissenstransfer und Lerntandems<br />

Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ – CD-ROM des Netzwerkes „Altersmanagement“ <strong>im</strong><br />

Rahmen der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL:<br />

a Wissenstransfer am Arbeitsplatz: Hier wird der Transfer von arbeitsplatzbezogenem Wissen <strong>im</strong><br />

Rahmen von Lern- und Wissenstandems in Produktionsbereichen beschrieben. In diesen Tandems<br />

aus älteren und jüngeren Beschäftigten kann das Erfahrungswissen durch einen systematischen<br />

arbeitsplatzbezogenen Transfer weitergegeben werden. Damit wird zugleich die Flexibilität und<br />

Produktivität der Älteren bis zum Renteneintritt deutlich verbessert (PDF-Dokument).<br />

a Wissenstransfer <strong>im</strong> Tandem: ein Praxisbeispiel: Hier wird der erfolgreiche Einsatz des Tandem-<br />

Modells <strong>im</strong> Bochumer Verein Verkehrstechnik GmbH in der Produktionslinie Räderwalzwerk<br />

dokumentiert (PDF-Dokument).<br />

a Arbeitsblätter und Arbeitshilfen zum Wissentransfer / zu Lerntandems (Word-Dokument): Die<br />

Arbeitsblätter und Arbeitshilfen können für den Aufbau von Lerntandems <strong>im</strong> eigenen Betrieb<br />

verwendet werden.<br />

w Formulare zur Erstellung von Arbeitsmappen für Wissens- und Lerntandems<br />

w Übersicht über die „Lernregeln“ in den Tandems<br />

w Checkliste zur Einführung von Wissens- und Lerntandems


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Selbstständiges Gruppenlernen<br />

Das Konzept des selbstständigen Gruppenlernens basiert auf einem methodisch-didaktischen Ansatz, der vor<br />

allem auf die Eigenaktivität und das Expertenwissen der Beschäftigten setzt. Im Mittelpunkt der Lerngruppen<br />

stehen nicht fachsystematische Inhalte wie „Pneumatik“, „Mitarbeiterführung“ o.ä., sondern ein betriebliches<br />

Problem oder ein Opt<strong>im</strong>ierungsbedarf: Es geht z.B. um Themen, wie die „Verbesserung der Schichtabst<strong>im</strong>mung“<br />

oder den „Umgang mit schwierigen Kunden“ o.ä.<br />

Ein solches Problem wird von der Gruppe als ihr Projekt definiert und dann arbeitsintegriert und weitgehend<br />

selbstständig bearbeitet. Lernen findet dabei wesentlich als Lernen voneinander statt. Die Gruppenmitglieder<br />

sind selbst die Expertinnen und Experten, die vom Wissen der anderen profitieren, gemeinsam Lösungen erarbeiten<br />

und dadurch individuelle Lernfortschritte erzielen.<br />

Die Zielgruppe eines solchen Trainings ist nicht durch Beruf oder Hierarchiestufe definiert. In Frage kommen<br />

gewerbliche Beschäftigte ebenso wie Sachbearbeiter und Sachbearbeiterinnen oder Führungskräfte.<br />

In den nachfolgend aufgeführten Links finden Sie eine ausführliche Beschreibung des Verfahrens, das Sie für<br />

die Bedarfe Ihres Unternehmens modifizieren können, und einen umfangreichen Erfahrungsbericht aus der<br />

Umsetzung mit unterschiedlichen Gruppen. Erprobte Arbeitshilfen bieten Ihnen Unterstützung für die Umsetzung.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Selbstständiges Gruppenlernen<br />

Aus der Toolbox „Älter werden <strong>im</strong> Berufsleben“ – CD-ROM des Netzwerkes „Altersmanagement“ <strong>im</strong><br />

Rahmen der europäischen Gemeinschaftsinitiative EQUAL, Projekt AQUA – alternsgerechte Qualifizierung,<br />

Berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH, Forschungsinstitut<br />

Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH:<br />

a Leitfaden „Selbstständiges Gruppenlernen“ für die Durchführung eines Inhouse-Trainings in sechs<br />

Workshops: In dieser Lernform werden keine fachsystematischen Inhalte vermittelt, sondern die<br />

Lernenden selbst als Experten und Expertinnen ernst genommen. Inhaltlich geht es <strong>im</strong>mer um ein<br />

betriebliches Problem oder einen Opt<strong>im</strong>ierungsbedarf. Dieses Problem wird von der Gruppe als ihr<br />

Projekt definiert und dann weitgehend selbstständig bearbeitet. Das Lernen findet dabei wesentlich<br />

untereinander statt. (PDF-Dokument).<br />

a Erfahrungen aus dem Projekt AQUA: In diesem Infoblatt wird über die Erfahrungen mit dem<br />

selbstständigen Gruppenlernen <strong>im</strong> Projekt „AQUA – alternsgerechte Qualifizierung“ berichtet<br />

(PDF-Dokument).<br />

a Evaluationsunterlagen für Teilnehmende (Word-Dokument): Auswertungsunterlagen für<br />

Teilnehmende an dem Inhouse-Training „Selbstständiges Gruppenlernen“ (siehe oben), um eine<br />

Evaluation der Workshops zu ermöglichen.<br />

a „Fahrdiensttauglich bis zur Rente“: Fahrer reflektieren die Gestaltung ihres Arbeitsplatzes: In<br />

dieser Workshopreihe für Fahrpersonal des öffentlichen Personennahverkehrs werden sowohl<br />

Führungskräfte als auch Fahrer und Fahrerinnen in einem gestaltungsoffenen Lernarrangement<br />

dazu angeregt, gemeinsam organisatorische Veränderungen zu durchdenken, Arbeitsplätze zu<br />

opt<strong>im</strong>ieren und ihre jeweiligen Kompetenzen <strong>im</strong> Sinne eines Wissenstransfers zu übertragen.<br />

a „FIL – FacharbeiterIn in der Lebensmitte“: Im Projekt FIL wird ein Modell erprobt, wie un- und<br />

angelernte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verschiedenen Alters motivationsfördernd zu einem<br />

anerkannten IHK-Ausbildungsberuf nachqualifiziert werden können, nicht nur durch den üblichen<br />

theoretischen und praktischen Unterricht, sondern vor allem durch eine fördernde Lerninfrastruktur<br />

(Workshops, begleitete Lerngruppen) und durch begleitende Unterstützung der Meister,<br />

Meisterinnen und Führungskräfte.


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

4. Betriebliche Gesundheitsförderung<br />

4.1 Krankheitsstand in deutschen Unternehmen und individuelle<br />

Selbsteinschätzung des Gesundheitszustandes<br />

Mit der kontinuierlichen Zunahme Älterer wird Gesundheitsförderung <strong>im</strong> Unternehmen zu einem Handlungsfeld<br />

von zentraler Bedeutung. In Deutschland ist der Krankenstand in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich<br />

gesunken und liegt inzwischen bei , %. Rechnet man das auf alle Beschäftigten um, fehlten diese <strong>im</strong> Schnitt<br />

nur an , Arbeitstagen <strong>im</strong> Jahr. Das ist der geringste Kranken- bzw. Arbeitsunfähigkeitsstand seit 0 Jahren.<br />

Die Krankenkassen gehen davon aus, dass dieser historische Tiefstand nicht mehr zu unterbieten sein wird.<br />

Bedeutet Rückgang der Krankenzahlen aber auch Rückgang von Krankheiten?<br />

Subjektive und objektive Gesundheitsbefunde zeigen etwas anderes: Viele Kranke „schleppen“ sich aus Angst<br />

vor Arbeitsplatzverlust zur Arbeit. Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes ist die in Unternehmen am weitesten<br />

verbreitete Sorge unter den Beschäftigten.<br />

Dabei schätzen in Studien bis zu 9% der Befragten ihre Arbeitsfähigkeit negativ ein.<br />

Hohe Belastungen &<br />

Kaum Ressourcen<br />

Geringe Belastungen<br />

& Hohe Ressourcen<br />

Typ 5<br />

Typ 4<br />

Typ 3<br />

Typ 2<br />

Typ 1<br />

Selbsteinschätzung der Arbeitsfähigkeit<br />

Wenn Sie an Ihre Arbeit und Ihren Gesundheitszustand denken:<br />

Meinen Sie, dass Sie unter den derzeitigen Anforderungen Ihre<br />

jetzige Tätigkeit bis zum Rentenalter ausüben können?<br />

40%<br />

48%<br />

60%<br />

72%<br />

81%<br />

39%<br />

31%<br />

26%<br />

14%<br />

Ja, wahrscheinlich Nein, wahrscheinlich nicht Weiß nicht<br />

Quelle: Tatjana Fuchs, INIFES<br />

Betrachtet man diese Daten, ist eine erhebliche Diskrepanz zwischen den subjektiven Gesundheitseinschätzungen<br />

und den Daten zum Krankenstand in Unternehmen festzustellen.<br />

Mit der kontinuierlichen Zunahme Älterer wird Gesundheitsförderung <strong>im</strong> Unternehmen zu einem Handlungsfeld<br />

von zentraler Bedeutung.<br />

Lange Zeit hat z.B. <strong>im</strong> gewerblichen Bereich der Wirtschaft für viele Mitarbeitende das Modell gegolten: Mit<br />

0 Jahren „schnell ans große Geld“, mit 5 Jahren „die Sache langsamer angehen“ und mit 55 Jahren „in den<br />

Vorruhestand“. Arbeitsunfälle, Muskel-, Skelett- und Hauterkrankungen und psychisch bedingte Erkranungen<br />

sind die häufigsten Krankheitsursachen. Der Wunsch vieler Unternehmen in den 80er und 90er Jahren, sich<br />

„Olympiamannschaften“ zusammenzustellen und das Interesse der „jungen“ Belegschaft, schnell Geld zu verdienen,<br />

fanden in diesem Modell zusammen. Steigende Rentenzugänge aufgrund geminderter Erwerbsfähigkeit<br />

sind die Folge.<br />

6%<br />

21%<br />

21%<br />

13%<br />

14%<br />

13%<br />

5


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Ärzte<br />

Hochschullehrer<br />

Ingenieure<br />

Architekten<br />

Verwaltungsfachleute<br />

Techniker<br />

Unternehmer<br />

Lehrer<br />

Landwirte<br />

Industriemeister<br />

Lagerarbeiter<br />

Elektroinstallateure<br />

Kfz-Instandsetzer<br />

Hilfsarbeiter<br />

Bauschlosser<br />

Kellner<br />

Maler, Lackierer<br />

Rohrinstallateure<br />

Bauhilfsarbeiter<br />

Maurer<br />

3,7%<br />

7,3%<br />

7,5%<br />

8,7%<br />

9,1%<br />

10,1%<br />

10,6%<br />

11,4%<br />

11,9%<br />

12,2%<br />

42,3%<br />

42,9%<br />

43,0%<br />

44,8%<br />

45,4%<br />

45,4%<br />

46,7%<br />

47,7%<br />

48,6%<br />

50,5%<br />

Rentenzugänge aufgrund geminderter Erwerbsfähigkeit<br />

Renten wegen erminderter Erwerbsfähigkeit Renten wegen Alters<br />

Quelle: Morschhäuser, nach VDR-Daten, 2002<br />

Der Zusammenhang zwischen dem Typus der Arbeit, körperlicher Belastung und Gesundheit ist in der Grafik<br />

signifikant.<br />

Immer noch 0% der Betriebe haben z.B. überhaupt keine Gefährdungsbeurteilungen. In nur rund 0% der<br />

Unternehmen wird be<strong>im</strong> Personaleinsatz Rücksicht auf ältere Beschäftigte genommen.<br />

Dabei zeigt z.B. der Frauengesundheitsbericht der Bundesregierung, dass Frauen einen überproportionalen<br />

Anteil an den Frühverrentungen haben. Auch bei den zugrunde liegenden Krankheitsarten gibt es deutliche<br />

geschlechtsspezifische Unterschiede: Bei den Männern stehen Rückenleiden, bei den Frauen psychische Erkrankungen<br />

an vorderster Stelle.<br />

Gleichzeitig zeigt eine Studie am Beispiel von 5 Unternehmen in Baden-Württemberg, dass nur ,8% der<br />

in die Studie einbezogenen Unternehmen eine geschlechterspezifische Gesundheitsförderung praktizieren.<br />

Weitestgehend unberücksichtigt bleibt in der Regel, dass Frauen und Männer auch gleiche Arbeiten in unterschiedlichen<br />

Körperhaltungen und Bewegungsmustern mit unterschiedlichen Belastungsfolgen verrichten.<br />

Fast alle Belastungs- und Beanspruchungskonzepte, Schutzausrüstungen, ergonomischen Hilfsmittel u.a. orientieren<br />

sich an der Leistungsfähigkeit des männlichen Durchschnittsarbeiters. Deshalb verweist auch die<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) inzwischen mit einer Reihe von Untersuchungsergebnissen<br />

darauf, dass viele Regelungen des Arbeitsschutzes nur scheinbar geschlechtsneutral sind, faktisch<br />

jedoch sehr unterschiedliche Auswirkungen auf weibliche und männliche Beschäftigte mit ihrer unterschiedlichen<br />

körperlichen und psychischen Konstitution und Disposition, hinsichtlich Skelett- und Knochenbau, Fettund<br />

Muskelmasse, Gewebeaufbau, Stoffwechsel, Hormonhaushalt, Leberfunktion, u. a. m. haben.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

Unterschiede zwischen Männer und Frauen berücksichtigen<br />

a Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat einen „Bericht zur<br />

gesundheitlichen Situation von Frauen in Deutschland – Eine Bestandsaufnahme unter<br />

Berücksichtigung der unterschiedlichen Entwicklung in West- und Ostdeutschland“ herausgegeben,<br />

in dem u.a. die Spezifik weiblicher Arbeitsbelastungen und Ressourcen beschrieben wird.<br />

a Ursula Rettke (Bildungszentrum der Wirtschaft <strong>im</strong> Unterwesergebiet e.V.) und Christiane Koch<br />

behandeln in einem (noch unveröffentlichten) Manuskript „Gesundheit und Alter(n) von Männern<br />

und Frauen“ u.a. geschlechtsspezifische Unterschiede <strong>im</strong> Alternsprozess, die für die betriebliche<br />

Personalentwicklung von Bedeutung sind (Bremen, 008).<br />

96,3%<br />

92,7%<br />

92,5%<br />

91,3%<br />

90,9%<br />

89,9%<br />

89,4%<br />

88,6%<br />

88,1%<br />

87,8%<br />

57,7%<br />

57,1%<br />

57,0%<br />

55,2%<br />

54,6%<br />

54,6%<br />

53,3%<br />

52,3%<br />

51,4%<br />

49,5%


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

4.2 Arbeitsbedingter Verschleiß und Krankheitskosten<br />

Eine der wichtigsten Ursachen für frühzeitige Berufsaustritte ist also der arbeitsbedingte Gesundheitsverschleiß.<br />

Der Anteil der Mitarbeitenden, die nur noch eingeschränkt für betriebliche Aufgaben einsetzbar sind<br />

(Leistungsgewandelte), steigt in den Unternehmen mit zunehmendem Alter deutlich an.<br />

Arbeitsunfähigkeitsfälle nach Altersgruppen<br />

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK, 2000<br />

Zwar ist die Gleichung „alt = krank“ statistisch unhaltbar: Die Zahl der Krankentage der unter 5-Jährigen liegt<br />

um ca. 70% höher als die der Personen über 55 Jahre. Wenn ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber<br />

erkranken, ist die Dauer der Arbeitsunfähigkeit gegenüber jüngeren Mitarbeitenden erheblich höher.<br />

Arbeitsunfähigkeitstage nach Altersgruppen<br />

Quelle: Wissenschaftliches Institut der AOK, 2000<br />

In Deutschland werden die Kosten arbeitsbedingter Erkrankungen insgesamt<br />

w aufgrund körperlicher Arbeitsbelastungen auf 8, Mrd. Euro und<br />

w aufgrund psychischer Arbeitsbelastungen auf ,5 Mrd. Euro<br />

geschätzt.<br />

7


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

8<br />

Interessant dabei ist, dass von den Betroffenen selbst<br />

als die drei wichtigsten krank machenden Faktoren<br />

w Arbeitsschwere,<br />

w geringer Handlungsspielraum und<br />

w psychische Anforderungen<br />

genannt werden.<br />

4.3 Gesundheitsförderliche Maßnahmen <strong>im</strong> Unternehmen<br />

Damit Beschäftigte in Zukunft länger arbeiten können und Kostenexplosionen in Unternehmen und <strong>im</strong> Gesundheitswesen<br />

vermieden werden können, sind Maßnahmen einer gesundheitsorientierten, alternsgerechten<br />

Arbeits- und Personalpolitik notwendig. Dazu zählen<br />

w der Abbau von Arbeitsbelastungen<br />

w eine Begrenzung der Verweildauer in gesundheitskritischen Tätigkeitsfeldern sowie<br />

w die Stärkung von Gesundheitsressourcen insgesamt.<br />

Dabei stehen nicht nur Maßnahmen für Ältere auf der Tagesordnung, sondern auch und gerade Maßnahmen<br />

für die „Nachrücker“, die geburtenstarken Jahrgänge mittleren Alters.<br />

Mit dieser Perspektive rückt ein betriebliches Gesundheitsmanagement in den Fokus des Handelns.<br />

Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)<br />

Seit Mai 00 ist <strong>im</strong> Sozialgesetzbuch IX (SGB), § 8 , Absatz , geregelt, dass sich Arbeitgeber und Arbeitgeberinnen<br />

um die Wiederherstellung der Gesundheit ihrer Mitarbeitenden bemühen müssen:<br />

„Sind Beschäftigte innerhalb eines Jahres länger als sechs Wochen ununterbrochen oder wiederholt<br />

arbeitsunfähig, klärt der Arbeitgeber mit der zuständigen Interessenvertretung … und Beteiligung der<br />

betroffenen Person die Möglichkeiten, wie die Arbeitsunfähigkeit möglichst überwunden werden und<br />

mit welchen Leistungen oder Hilfen erneuter Arbeitsunfähigkeit vorgebeugt und der Arbeitsplatz erhalten<br />

werden kann (betriebliches Eingliederungsmanagement).“<br />

Wie die Grafik unten zeigt, investieren bislang aber nur wenige kleine Unternehmen Geld in Gesundheitsmaßnahmen.<br />

Betriebliche Gesundheitspolitik in KMU<br />

1-4 Beschäftigte<br />

5-19 Beschäftigte<br />

20-99 Beschäftigte<br />

100-499 Beschäftigte<br />

über 500 Beschäftigte<br />

Betriebliche Gesundheitspolitik in KMU<br />

0 20 40 60 80<br />

Krankenstandsanalysen<br />

Mitarbeiterbefragungen zum Gesunheitsschutz am Arbeitsplatz<br />

Gesprächskreise/Gesundheitszirkel<br />

Kurse zu gesundheitsgerechtem Verhalten<br />

Quelle: IAB-Betriebspanel, 2002


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

In den meisten Unternehmen wird Gesundheitsförderung vor allem unter dem Gesichtspunkt eines gesundheitsbewussten<br />

Verhaltens der Mitarbeitenden gesehen. Verhaltensorientierte Maßnahmen umfassen in<br />

der Regel<br />

w Informationen für die Mitarbeitenden<br />

w Motivationsseminare und<br />

w ein praktisches Training.<br />

Sie zielen auf ein generell gesundheitsförderliches Verhalten ab.<br />

Angesichts des gesetzlichen Beschlusses, das Renteneintrittsalter sukzessive auf 7 Jahre anzuheben, ist dieser<br />

Ansatz aber bei weitem nicht ausreichend. Unternehmen werden in Zukunft nicht nur ihre Mitarbeitenden<br />

für ihre Gesundheit verantwortlich machen können, sondern gezielte gesundheitsförderliche Maßnahmen <strong>im</strong><br />

Unternehmen ergreifen müssen.<br />

Die entsprechend anzustrebenden verhältnisorientierten Maßnahmen beinhalten die gesundheitsförderliche<br />

Gestaltung der Arbeit und der Arbeitsbedingungen. Das schließt folgendes ein:<br />

w Arbeitsinhalte<br />

w Arbeitsorganisation<br />

w Kommunikation in Arbeitsprozessen<br />

w Arbeitsumgebung<br />

w Arbeitstechniken<br />

Diese Maßnahmen greifen nur auf langfristiger Basis und lassen sich als Gesundheitsmanagement charakterisieren.<br />

Sie sollten Bestandteil der Unternehmensziele sein und nicht nur gelegentlich, bedarfsweise aufgelegt<br />

werden.<br />

Das macht Eigeninitiative und Selbstverantwortlichkeit der Beschäftigten in keiner Weise hinfällig, ergänzt sie<br />

aber um einen notwendigen betrieblichen Anteil.<br />

Dass der Erhalt der Gesundheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern billiger ist, als sich dem Problem erst<br />

dann zu stellen, wenn Beschäftigte bereits erkrankt sind, haben zahlreiche Unternehmen durchaus erkannt.<br />

Allerdings wird die Verantwortung für Krankenstände und Präsenzzeiten in der Regel den zuständigen Führungskräften<br />

überlassen – in der Regel aber auch ohne deren Kenntnis, wie sie darauf positiven Einfluss nehmen<br />

können.<br />

Trainingskonzept „Gesund führen“<br />

Im Rahmen des Projektes AQUA hat das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) der Beruflichen Fortbildungszentren<br />

der Bayerischen Wirtschaft (bfz) das Trainingskonzept „gesund führen“ entwickelt. Hier lernen<br />

Führungskräfte, wie sie auch be<strong>im</strong> Thema „Gesundheit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen“ den Fokus auf<br />

die Stärken richten können, um die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten, statt auf Krankenstände zu<br />

„schielen“.<br />

Das Konzept steht für Unternehmen <strong>im</strong> Internet bereit. Es stellt die Ziele des Führungskräfte-Trainings, die<br />

Vorgehensweise und die einzelnen Bausteine der Trainings vor. Es beinhaltet darüber hinaus bereitgestellte<br />

Fragebögen zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge der Beschäftigten und des Betriebes.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

a Aus dem Projekt „AQUA – alternsgerechte Qualifizierung“, Berufliche Fortbildungszentren der<br />

Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH:<br />

„Gesund führen“ – Ein Trainingskonzept für betriebliche Führungskrafte, mit dem sie lernen,<br />

nicht vorrangig den Krankenstand, sondern die Stärken und Ressourcen der Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen in den Blick zu nehmen (PDF-Dokument).<br />

9


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Reduzierung psychosozialer Belastungen<br />

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat <strong>im</strong> Rahmen der „Initiative Neue Qualität<br />

der Arbeit“ (INQA) ein Konzept entwickelt, das zeigt, wie Führungskräfte auch psychosozialen Fehlbelastungen<br />

durch ihr Führungsverhalten gegensteuern können. Das Konzept enthält Checklisten und Handlungsleitlinien<br />

und stellt konkrete Maßnahmen vor.<br />

50<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

a Aus „INQA – Initiative Neue Qualität der Arbeit“, BAuA - Bundesanstalt für Arbeitsschutz und<br />

Arbeitsmedizin: „Mitarbeiterorientiertes Führungsverhalten und soziale Unterstützungsprozesse am<br />

Arbeitsplatz“. Die Broschüre beschreibt, wie den psychosozialen Belastungen am Arbeitsplatz durch<br />

ein angemessenes Führungsverhalten vorgebeugt werden kann (PDF-Dokument).<br />

Alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung<br />

Neben und in Kombination mit Maßnahmen der Personal- und Organisationsentwicklung können alternsgerechte<br />

Arbeitszeitmodelle dazu beitragen, dass Beschäftigte langfristig am Erwerbsleben teilhaben.<br />

Die Broschüre „Alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung“ richtet sich an Geschäftsführungen, Personalleitungen,<br />

Arbeitnehmervertretungen und Beschäftigte. Sie zeigt eine große Bandbreite von Ansatzpunkten für eine<br />

alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung auf und gibt interessante und praxistaugliche Ideen für Veränderungsprozesse<br />

<strong>im</strong> Unternehmen. In der Broschüre werden die Ergebnisse einer schriftlichen Befragung von rund 50<br />

Unternehmen aller Größen und unterschiedlicher Branchen <strong>im</strong> IHK-Bezirk Dortmund zusammengefasst.<br />

Weitere Anregungen zur Thematik gibt die Broschüre „Alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung – Maßnahmen,<br />

Erfahrungen und Handlungserfordernisse zu Bewältigung des demographischen Wandels“ der Sozialen Innovation<br />

GmbH.<br />

Ü Weiterführende Infos in der Werkzeugsammlung (anklickbar):<br />

a Aus dem Projekt „Alternsgerechte Arbeitszeitgestaltung“, einem Teilprojekt der Sozialen Innovation<br />

GmbH, Dortmund <strong>im</strong> Rahmen der Entwicklungspartnerschaft FAIRplus: „Alternsgerechte<br />

Arbeitszeitgestaltung – Maßnahmen, Erfahrungen und Handlungserfordernisse zur Bewältigung<br />

des <strong>demografischen</strong> Wandels“. In der Broschüre werden die Ergebnisse einer schriftlichen<br />

Befragung von 50 Betrieben zu ihren Maßnahmen auf dem Gebiet der Arbeitszeitgestaltung zur<br />

Bewältigung des <strong>demografischen</strong> Wandels zusammengefasst (PDF-Dokument).


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Weiterführende Literatur, Monographien, Zeitschriftenbeiträge<br />

Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung: Die demografische Lage der Nation – Wie zukunftsfähig<br />

sind Deutschlands Regionen? München: dtv 00 .<br />

Bertelsmann Stiftung, Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (Hg.): Erfolgreich mit älteren<br />

Arbeitnehmern. Strategien und Beispiele für die betriebliche Praxis. . Aufl. Bielefeld: Bertelsmann<br />

Stiftung 005.<br />

Bosch, Gerhard, Sebastian Schief: Politik für ältere Beschäftigte oder Politik für alle? Zur Teilnahme älterer<br />

Personen am Erwerbsleben in Europa (IAT-Report Nr. / 005). Gelsenkirchen.<br />

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Mit Erfahrung die Zukunft meistern! Altern und<br />

Ältere in der Arbeitswelt. Dortmund 005. (Broschüre)<br />

Bundesinstitut für Berufsbildung (Hg.): Qualifizierung, Personal- und Organisationsentwicklung mit<br />

älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Probleme und Lösungsansätze. Bielefeld: Bertelsmann 001.<br />

(Berichte zur beruflichen Bildung, Heft 7)<br />

Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA): Ältere Mitarbeiter <strong>im</strong> Betrieb. Ein Leitfaden<br />

für Unternehmer. Berlin, März 00 .<br />

Brussig, Martin: Die Nachfrageseite des Arbeitsmarkte.: Betrieb und die Beschäftigung Älterer <strong>im</strong> Lichte<br />

des IAB-Betriebspanels 00 (Altersübergangs-Report Nr. / 005, hrsg. Institut für Arbeit und Technik<br />

und Hans-Böckler-Stiftung). Gelsenkirchen / Düsseldorf.<br />

Cranach, Mario von, Hans-Dieter Schneider, Eberhard Ulich: Ältere Menschen <strong>im</strong> Unternehmen. Chancen,<br />

Risiken, Maßnahmen. Bern u. a.: Haupt 00 .<br />

Deich, Svenja , Angie Genenger, Klaus Linde: Innovative Arbeitsformen. Flexibilisierung von Arbeitszeit,<br />

Arbeitsentgelt, Arbeitsorganisation. Köln: Otto Schmidt 005.<br />

Deutsche Gesellschaft für Personalführung (Hg.): Personalentwicklung für ältere Mitarbeiter. Grundlagen,<br />

Handlungshilfen, Praxisbeispiele. Bielefeld: Bertelsmann 00 . (PraxisEdition, Bd. 7 )<br />

Eichhorst, Werner, Eric Thode: Strategien gegen den Fachkräftemangel Bd. – Betriebliche Optionen<br />

und Beispiele. Bielefeld: Bertelsmann Stiftung 00 .<br />

Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb): <strong>Wettbewerbsfähig</strong> mit alternden Belegschaften. Betriebliche<br />

Bildung und Beschäftigung <strong>im</strong> Zeichen des <strong>demografischen</strong> Wandels (Hrsg. H. Loebe, E. Severing).<br />

Bielefeld 005.<br />

Gussone, Max u.a: Ältere Arbeitnehmer. Altern und Erwerbsarbeit in rechtlicher, arbeits- und sozialwissenschaftlicher<br />

Sicht. Frankfurt a. M. 1999.<br />

Ilmarinen, Juhani, Jürgen Tempel: Arbeitsfähigkeit 010 – Was können wir tun, damit Sie gesund <strong>bleiben</strong>?<br />

1. Aufl. Hamburg 00 .<br />

Institut für angewandte Arbeitswissenschaft (Hg.): Demografische Analyse und Strategieentwicklung in<br />

Unternehmen. Köln: Wirtschaftsverlag Bachem 005.<br />

Köchling, Annegret: Projekt Zukunft. Leitfaden zur Selbstanalyse altersstruktureller Probleme in Unternehmen.<br />

Dortmund 00 .<br />

Reindl, Josef, Carola Feller, Martina Morschhäuser, Ach<strong>im</strong> Huber: Für <strong>im</strong>mer jung? Wie Unternehmen des<br />

Maschinenbaus dem <strong>demografischen</strong> Wandel begegnen. Frankfurt: VDMA-Verlag 00 .<br />

Rump, Jutta, Silke Schmidt: Lernen durch Wandel – Wandel durch Lernen. Sternenfels: Verlag Wissenschaft<br />

und Praxis 00 . (Managementschriften, Sonderband 1)<br />

Szebel-Habig, Astrid: Mitarbeiterbindung: Auslaufmodell Loyalität? Mitarbeiter als strategischer Erfolgsfaktor.<br />

Weinhe<strong>im</strong>: Beltz 00 .<br />

Wilke, Jürgen, Wolfgang Schätzler: OE und PE in der zweiten Hälfte des Erwerbslebens. Erfahrungen aus<br />

einem Modellversuch zur Organisations- und Personalentwicklung mit älteren Mitarbeitern. In: Personalführung<br />

/ 00 , 58- .<br />

Wunderer, Rolf, Petra Dick: Personalmanagement – Quo vadis? Analysen und Prognosen zu Entwicklungstrends<br />

bis 010. . Aufl. München: Luchterhand 00 .<br />

51


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Anhang I<br />

Tabellen zur Durchführung der Altersstrukturanalyse<br />

Im Rahmen des Projektverbundes „NETAB – Netzwerk für alternsgerechte Arbeit“ und darauf aufbauend <strong>im</strong><br />

Rahmen des Projektes „BRELAG – Projektverbund Bremerhaven / Bremen zur betrieblichen Lern- und Arbeitsgestaltung<br />

<strong>im</strong> demographischen Wandel“ wurden zwei Excel-Tabellen entwickelt, mit Hilfe derer Altersstrukturanalysen<br />

von Belegschaften oder Belegschaftsteilen durchgeführt werden können. Dafür ist nur die Anzahl<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Altersstufen für Gegenwart und Zukunft einzutragen, die Tabelle<br />

generiert automatisch die entsprechenden Grafiken, sowohl einzeln als auch <strong>im</strong> Vergleich. Zur Veranschaulichung<br />

sind in der nachstehend abgebildet Mustertabelle Beispielswerte eingetragen. Sowohl die Tabelle als<br />

auch die sich daraus ergebenden Grafiken werden hier abgebildet. Die erste Tabelle gibt die Altersstruktur in<br />

absoluten Zahlen wieder:<br />

5


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

5


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Die zweite Tabelle zeigt die Altersgruppenanalyse in prozentualen Werten:<br />

5<br />

Absolute Anzahl<br />

Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen<br />

Prozentualer Anteil<br />

Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

55


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Anhang II<br />

Im Rahmen des Projektverbundes „NETAB - Netzwerk für alternsgerechte Arbeit“ und darauf aufbauend <strong>im</strong><br />

Rahmen des Projektes „BRELAG - Projektverbund Bremerhaven / Bremen zur betrieblichen Lern- und Arbeitsgestaltung<br />

<strong>im</strong> demographischen Wandel“ wurden die folgenden drei Leitfragebögen zur Erfassung des betrieblichen<br />

Arbeitsfähigkeitsprofils entwickelt.<br />

5<br />

Leitfragebögen zum Arbeitsfähigkeitsprofil mit Anleitung<br />

Fit für den <strong>demografischen</strong> Wandel<br />

Altersstrukturanalyse und Arbeitsfähigkeitsprofil 2007–2017<br />

Aufgabenstellung des Arbeitskreises / des Workshops:<br />

Arbeitsfähigkeitsprofil Qualifikation, Gesundheit, Motivation<br />

Arbeitsfähigkeit eines Mitarbeiters / einer Mitarbeiterin<br />

=<br />

Qualifikation + Gesundheit + Motivation<br />

Das Arbeitsfähigkeitsprofil stellt Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Mittelpunkt der Wettbewerbsfaktoren. Die Arbeitsfähigkeit<br />

der Belegschaft wird als einer der wichtigsten Konkurrenzvorteile eingestuft. Qualifizierung, Gesundheitsschutz<br />

und Motivation sind die Mittel der Personalentwicklung zur Sicherung dieses Wettbewerbsfaktors.<br />

Bei der Erstellung eines Arbeitsfähigkeitsprofils geht es um die Überprüfung aller betrieblichen Maßnahmen <strong>im</strong> Personalwesen,<br />

der laufenden und der geplanten unter dem Gesichtspunkt der Entwicklungsfähigkeit des Unternehmens<br />

angesichts des <strong>demografischen</strong> Wandels in den nächsten bis 10 Jahren.<br />

Die Erstellung des Arbeitsfähigkeitsprofils soll die Faktoren Qualifikation, Gesundheit und Motivation in ihren einzelnen, je<br />

betriebsspezifischen Elementen gewichten, um zu einer<br />

w Einschätzung des Ist-Zustandes und dann zu<br />

w (Gedanken über) Maßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung für die nächsten Jahre zu kommen.<br />

Keiner der drei Faktoren konstituiert für sich genommen Arbeitsfähigkeit. Sie wirken <strong>im</strong> geordneten Zusammenspiel. Ein<br />

Unternehmen, das z.B. über den Faktor Gesundheit seiner Mitarbeitenden zu dem Urteil gelangt: „ausreichend“, wird<br />

– wenn es nicht schnell Maßnahmen ergreift – mit Sicherheit auch be<strong>im</strong> Faktor Motivation <strong>im</strong> Hintertreffen sein.<br />

Einschätzungen zur Qualifikation, Gesundheit und Motivation sind subjektive Faktoren. Sie treffen auf betriebliche Bedingungen<br />

(„objektive“ Faktoren wie Qualifikationsanforderungen, Gehalt, Arbeitsbedingungen, Arbeitsgestaltung usw.), die<br />

zusätzlich positiv oder negativ verstärkend wirken.<br />

Für die Überprüfung des Arbeitsfähigkeitsprofils stehen jeweils ein Leitfragebogen Qualifikation, Gesundheit, Motivation<br />

bereit.<br />

w Nehmen Sie die einzelnen Fragen als Leitfragen zu einer vorläufigen, aber gründlichen Einschätzung.<br />

w Überlegen Sie, wo Sie <strong>im</strong> Unternehmen gut sind und ob Sie daraus genug „machen“ (Ist-Stand).<br />

w Überlegen Sie, wo Sie der Meinung sind, da müsse eigentlich schon längst und <strong>im</strong>mer mal wieder etwas getan<br />

werden und fügen Sie weitere, Ihnen wichtige Elemente ein (Soll-Stand).<br />

w Denken Sie daran, auch Maßnahmen einzuschätzen, die Ihnen „selbstverständlich“ vorkommen.<br />

w Denken Sie an die „Entwicklungsnotwendigkeiten“ Ihres Unternehmens.<br />

w Notieren Sie Ihre Einschätzungen Punkt für Punkt <strong>im</strong> entsprechenden Leitfragebogen, begründen Sie diese und<br />

Ihre Benotung. Für Ihre Antwort müssen Sie keine Zeilenbegrenzung beachten.<br />

Bitte entscheiden Sie die Beurteilung zu allen Punkten möglichst nicht allein, sondern besprechen Sie die Fragen schon<br />

<strong>im</strong> Vorfeld der Arbeitskreis- oder Workshopsitzung mit Kollegen, Kolleginnen, Abteilungsleitenden, Meistern, usw.<br />

Bitte übermitteln Sie Ihre Notizen bis zum … per E-Mail an …………………..<br />

Fügen Sie bitte – soweit möglich – eine Liste der Schulungsmaßnahmen in Ihrem Unternehmen an. Dies dient der vertiefenden<br />

Einschätzung des Ist-Standes.<br />

Für eine kurze Vorstellung in der kommenden Arbeitskreis- bzw. Workshop-Sitzung bereiten Sie bitte die Darstellung Ihrer<br />

„Highlights“ und ein bis zwei exemplarischer Schwachpunkte vor.


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Bestandsaufnahme: Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

Ort:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datum: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

(Nicht alle Kriterien lassen sich an KMU anlegen)<br />

Fragen Punkte Ist–Stand Punkte<br />

Ist<br />

1. Wie wichtig ist das Thema Qualifizierung in Ihrem Unternehmen?<br />

. Wird Qualifizierung kontinuierlich verfolgt? 0 - 1<br />

. a) Gibt es ein Weiterbildungsbudget? Wenn ja, wie hoch<br />

ist es?<br />

b) Würden Sie ein anderes Budget einsetzen und warum?<br />

. a) Erheben Sie die Bildungsbedarfe bei sich <strong>im</strong> Unternehmen?<br />

b) Nach welchen Kriterien (begründen) richten Sie sich?<br />

5. a) Welche Qualifikationsgruppen gibt es <strong>im</strong><br />

Unternehmen?<br />

b) Wo mangelt es an Kompetenzen und<br />

Qualifikationen<br />

- bezogen auf die aktuellen Bedarfe?<br />

- bezogen auf künftige Anforderungen und Zukunftsbedarfe<br />

( –10 Jahre)?<br />

. a) Bilden Sie aus?<br />

b) Was ist der Grund dafür?<br />

c) Werden Azubis besonders gefördert?<br />

(wenn ja, wie?)<br />

d) Werden Azubis übernommen?<br />

7. Welche Maßnahmen der Weiterbildung gibt es bei Ihnen<br />

/ veranlassen / fördern oder<br />

unterstützen Sie?<br />

8. Inwieweit decken sich Ihre Vorstellungen über notwendige<br />

Weiterbildungs- oder Fördermaßnahmen mit der<br />

Betriebspolitik?<br />

9. Machen Sie Unterschiede bei den Lerngruppen (z.B.<br />

Jüngere / Ältere, Führungskräfte / gering Qualifizierte)?<br />

Warum?<br />

10. Wie schätzen Sie den Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen<br />

(Absicherung) ein?<br />

11. Was geschieht bei Ihnen, wenn MA den Betrieb verlassen<br />

(Kündigung, Ruhestand, Erziehungsjahr usw.)?<br />

1 . Wie wird bei Ihnen für Wissenstransfer gesorgt? 0 -<br />

1 . Weitere Aspekte, die Ihnen wichtig sind und ihre Begründung<br />

dafür!<br />

Gesamtpunktzahl/Note<br />

- 9,5 Punkte: sehr gut<br />

9 - Punkte: gut<br />

0 –<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 - 5<br />

0 - 5<br />

0 -<br />

0 - 1<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 -<br />

mögliche<br />

Veränderungen/<br />

Soll-<br />

Stand<br />

Punkte<br />

Soll<br />

57


<strong>Wettbewerbsfähig</strong> <strong>bleiben</strong> <strong>im</strong> <strong>demografischen</strong> <strong>Umbruch</strong><br />

Bestandsaufnahme: Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

Ort:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datum: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

(Nicht alle Kriterien lassen sich an KMU anlegen)<br />

58<br />

Fragen Punkte Ist–Stand Punkte<br />

Ist<br />

1. Wie wichtig ist das Thema Gesundheit in Ihrem Unternehmen?<br />

. a) Wer ist (neben den MA selbst) bei Ihnen für die<br />

Gesundheit der MA zuständig?<br />

b) Gibt es MA-Befragungen dazu? Machen Sie Unterschiede<br />

zwischen Jung und Alt? (Wie?)<br />

. a) Was wird zur Gesundheitsförderung angeboten?<br />

b) Gibt das Unternehmen den MA Anregungen zur<br />

Gesunderhaltung?<br />

. Was folgt aus krankheitsbedingten Fehlzeitenstatistiken?<br />

(z.B. Rückkehrgespräche, Ergebnis...)<br />

5. a) Gibt es eine Fachkraft für Arbeitssicherheit / einen<br />

Sicherheitsingenieur / einen Betriebsarzt?<br />

b) Wie sind die Aufgabenzuschnitte?<br />

c) Wie sieht die Zusammenarbeit mit Berufsgenossenschaft,<br />

Krankenkassen usw. aus?<br />

. a) Gibt es über die gesetzliche Notwendigkeit hinaus bei<br />

Ihnen Gefährdungsbeurteilungen/-analysen?<br />

b) Was folgt aus diesen?<br />

7. a) Gibt es Arbeitsplatzanalysen bzw. Begehungen?<br />

b) Unter welchen Gesichtspunkten erfolgen diese (z.B.<br />

Verschleiß, langfr. Planung von Besetzungen/Arbeitsplatzveränderungen)?<br />

c) Wer ist wie eingebunden?<br />

8. Welche Gestaltungsspielräume haben die Mitarbeiter bei<br />

der Arbeit? (Wdh. Motivation)<br />

9. Gibt es Arbeitsplätze, von denen man weiß, dass<br />

dort niemand bis zum Rentenalter arbeiten kann? Wie<br />

wird damit umgegangen?<br />

10. Für wen gibt es vertikale und horizontale Laufbahngespräche?<br />

a) Haben diese auch dauerhafte (einseitige) Belastung,<br />

Stress etc. zum Inhalt?<br />

b) Wie wird mit den Ergebnissen verfahren?<br />

11. Welche Maßnahmen werden durchgeführt, wenn<br />

Mitarbeiter gesundheitlich beeinträchtigt sind?<br />

1 . Weitere Aspekte, die Ihnen wichtig sind! 0 -<br />

Gesamtpunktzahl/Note<br />

- 9,5 Punkte: sehr gut<br />

9 - Punkte: gut<br />

0 -<br />

1 - 5<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 - 1<br />

0 -<br />

0 -<br />

mögliche<br />

Veränderungen<br />

/<br />

Soll-<br />

Stand<br />

Punkte<br />

Soll


Eine Werkzeugsammlung für Personalverantwortliche in mittelständischen Unternehmen<br />

Bestandsaufnahme: Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

Ort:. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Datum: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />

(Nicht alle Kriterien lassen sich an KMU anlegen)<br />

Fragen Punkte Ist–Stand Punkte<br />

Ist<br />

1. Wie wichtig ist das Thema Motivation in Ihrem<br />

Unternehmen?<br />

. a) Was gehört für Ihr Unternehmen zum Thema Wertschätzung<br />

der MA?<br />

b) Wie würden Sie die Unternehmenskultur beschreiben?<br />

. Gibt es bei Ihnen Führungsgrundsätze? Wenn ja, wie<br />

werden sie mit Leben gefüllt?<br />

. Welche Möglichkeiten der MA-Entwicklung/Laufbahnplanung<br />

gibt es in Ihrem Unternehmen?<br />

5. Wie sehen MA-Beteiligungssysteme bei Ihnen aus?<br />

a) BVW, Ideenmanagement…<br />

b) Betriebsfeste, Gesprächsforen etc.<br />

c) Prämien<br />

d) Stoßen Beteiligungssysteme bei Ihren MA auf Akzeptanz?<br />

. Welchen Einfluss können Ihre MA auf die Arbeitsorganisation<br />

nehmen (Arbeitszeit, -inhalte, -gestaltung)?<br />

7. Woran orientieren sich bei Ihnen die Lohn- und<br />

Gehaltszahlungen, Beurteilungssysteme, MA-Bewertung<br />

– transparent usw.?<br />

8. a) Wo entstehen in Ihrem Unternehmen Konflikte?<br />

b) Welcher Art sind sie und wie werden sie gelöst?<br />

9. a) Arbeiten bei Ihnen altersgemischte Teams?<br />

b) Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit von Jung und<br />

Alt?<br />

10. a) Wie schätzen Sie die Bindung Ihrer MA ein?<br />

b) Wie hoch ist die Fluktuation?<br />

c) Gründe dafür?<br />

11. Wie steht Ihr Unternehmen nach außen da? Presse,<br />

Schulen usw. Was machen Sie dafür?<br />

1 . Wie wird mit Freisetzungen und Rationalisierung<br />

umgegangen?<br />

1 . Weitere Aspekte, die Ihnen wichtig sind! 0 -<br />

Gesamtpunktzahl/Note<br />

- 9,5 Punkte: sehr gut<br />

9 - Punkte: gut<br />

0 -<br />

1 -<br />

1 -<br />

0 -<br />

0 – 5<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 -<br />

0 -<br />

mögliche<br />

Veränderungen<br />

/<br />

Soll-<br />

Stand<br />

Punkte<br />

Soll<br />

59


Projektverbund<br />

Gesellschaft für Projektentwicklung und Innovation (GPI) mbH, Bremen<br />

Die GPI ist Trägerin des Projektes BRELAG und hat die Steuerungsfunktion <strong>im</strong><br />

Verbund.<br />

www.gpi-bremen.de<br />

Bildungszentrum der Wirtschaft <strong>im</strong> Unterwesergebiet e.V. (<strong>BWU</strong>)<br />

Das Bildungszentrum der Wirtschaft <strong>im</strong> Unterwesergebiet als Bildungseinrichtung<br />

der Unternehmensverbände <strong>im</strong> Lande Bremen und des Arbeitgeberverbandes<br />

Bremerhaven unterstützt die Multiplikation der Projektergebnisse<br />

in die regionalen Unternehmen und die durchgängige Berücksichtigung des<br />

Gender Mainstreaming in der Projektumsetzung.<br />

www.bwu-bremen.de<br />

IHK Bremerhaven<br />

Die Industrie und Handelskammer Bremerhaven berät und unterstützt das<br />

Projekt.<br />

www.bremerhaven.ihk.de<br />

Kreishandwerkerschaft Bremerhaven-Wesermünde<br />

Die Kreishandwerkerschaft Bremerhaven-Wesermünde berät und unterstützt<br />

das Projekt.<br />

www.kreishandwerkerschaft-bremerhaven.de<br />

Volkswagen Coaching Gesellschaft mbH (VW-CG) Wolfsburg<br />

Wissensmanagement und Kompetenzerweiterung sind wichtige Elemente, die<br />

die Volkswagen Coaching <strong>im</strong> Verbund vertritt.<br />

www.vw-coaching.de<br />

Arbeitnehmerkammer Bremen, Mitbest<strong>im</strong>mung und Technologieberatung<br />

Die Arbeitnehmerkammer unterstützt Handlungsoptionen bei der Arbeits- und<br />

Laufbahngestaltung alternder Belegschaften und deren empowerment.<br />

www.arbeitnehmerkammer.de/<br />

Projektförderung<br />

Das Projekt BRELAG wird vom ESF <strong>im</strong> Rahmen der Landesinitiative zur Förderung<br />

der Erwerbsbeteiligung älterer Arbeitnehmer/-innen gefördert von:<br />

Europäische Union<br />

Europäischer Sozialfonds<br />

Freie Hansestadt Bremen<br />

Die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales<br />

Das Projekt BRELAG wird begleitet durch die Bremerhavener Arbeit GmbH<br />

(brag)

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