SKIP - Das Kinomagazin Februar 2012
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▶l Film<br />
The Lady Eve<br />
PRESTON STURGES lässt sich am<br />
besten in Zahlen beschreiben: Geboren 1898,<br />
arbeitete Preston nach der Ausbildung zuerst<br />
acht Jahre lang als Kaufhaus-Manager, bis er<br />
beim Theater landete. Durch den sagenhaften<br />
Erfolg seiner ersten Stücke am Broadway<br />
(1929 verdiente er an einem glatt 300.000<br />
US-Dollar) wurde Hollywood auf ihn aufmerksam,<br />
wo er unfassbare 17.500$ für ein Drehbuch<br />
bekam, sehr zum Neid der Kollegen. <strong>Das</strong><br />
rigide Hollywood-System war dem Selfmademan<br />
allerdings zuwider, also entschied er sich<br />
dafür – damals unvorstellbar! – selbst Regie zu<br />
führen: Der Legende nach verscherbelte Sturges<br />
dafür sein Drehbuch für The Great Mc-<br />
Ginty für einen Dollar an Paramount. Dann<br />
drehte er nur in fünf Jahren jene legendären<br />
Screwball-Comedys, die heute noch in jeder<br />
Top-100-Liste stehen: Die hinterfotzige Polit-<br />
090 <strong>SKIP</strong> FEBRUAR<br />
Preston Sturges<br />
Sieben Filme. 1940 – 44<br />
Ein Ausnahme-Regisseur, der als Drehbuchautor begonnen hat: Bei<br />
PRESTON STURGES standen Filmbusiness wie Hauptfi guren Kopf,<br />
seine Screwball-Comedies mit DICK POWELL, POWELL BARBARA STANWYCK<br />
und CLAUDETTE COLBERT inspirierten sogar die COEN-Brüder.<br />
Sullivan’s Travels Christmas in July<br />
Komödie The Great McGinty (1940), dafür<br />
gabs gleich den ersten Original-Drehbuch-Oscar,<br />
den die Academy jemals verliehen hat.<br />
Schon folgte Christmas in July (1940), wo<br />
Dick Powell als vermeintlicher Glückspilz Probleme<br />
kriegt. Dann wäre da noch The Lady<br />
Best of Preston Sturges: Am Programm im Filmmuseum<br />
stehen sieben Filme voller menschlicher Komödie und herrlicher<br />
Persiflage, temperamentvoll, pointiert und verspielt.<br />
Schlicht zum Zerkugeln, damals wie heute.<br />
Eve (1941): Nie hat jemand schöner einen ahnungslosen<br />
Millionär verführt als Barbara<br />
Stanwyck, zumal auch noch Henry Fonda den<br />
Naivling gibt. Sullivan’s Travels (1941) ist eine<br />
herrliche Hollywood-Persiflage: Ein Regisseur<br />
will endlich einen künstlerisch wertvollen Film<br />
über das echte Amerika drehen und trifft als<br />
Obdachloser verkleidet auf Veronica Lake.<br />
Den Arbeitstitel O Brother, Where Art Thou?<br />
klauten 59 Jahre später die Coen-Brüder.<br />
Noch mehr Verwechslungskomödie bietet The<br />
Palm Beach Story (1942), wo zwei Zwillingspaare<br />
verhängnisvolle Ehefehler begehen (u.a.<br />
die fabelhaften Damen Claudette Colbert und<br />
Mary Astor). The Miracle of Morgan’s Creek<br />
(1944) befasst sich mit der plötzlichen<br />
Schwangerschaft von Trudy Kockenlocker<br />
(Betty Hutton), trotz des gewagten Themas<br />
gabs eine Oscar-Nominierung, detto für den<br />
vermeintlichen Kriegeshelden in Hail the<br />
Conquering Hero (1944), der den vermutlich<br />
albernsten Namen der Filmgeschichte hat:<br />
Woodrow Lafayette Pershing Truesmith.<br />
Ende der Vierzigerjahre wars mit der strahlenden<br />
Karriere des Comedy-Gottes allerdings<br />
vorbei. Nach vier Ehen und zig durchzechten<br />
Jahren verstarb Preston Sturges 1959 im Alter<br />
von 60 Jahren, während er angeblich gerade<br />
seine Autobiografie verfasste. Der Arbeitstitel?<br />
Die Ereignisse, die zu meinem Tode führten.<br />
Was für eine Schlusspointe. JP<br />
▶l 10 02 – 07 03 <strong>2012</strong><br />
PRESTON STURGES. SIEBEN FILME. 1940–44.<br />
<strong>Das</strong> Österreichische Filmmuseum zeigt sieben<br />
klassische Komödien des legendären Filmemachers.<br />
Die Schau wird ergänzt durch einen Vortrag des<br />
Filmwissenschaftlers und Kritikers Joachim Schätz<br />
am 23. <strong>Februar</strong>. <strong>Das</strong> komplette Programm mit allen<br />
Terminen gibts auf www.filmmuseum.at