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Bernhard Blanke: „Erzählungen“ vom Aktivierenden Staat - ISPS eV

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Leistungsvereinbarungen und anderem mehr. Konzeptionelle Strategie ist aber, dass für alles<br />

die Bürgerinnen und Bürger in ihren verschiedene Rollen selbst verantwortlich sind, und es<br />

im modernen fundamentaldemokratischen <strong>Staat</strong> auf Dauer nicht möglich ist, diese<br />

Verantwortung hin und her zu schieben (es sei denn, es werden Nullsummenspiele gespielt).<br />

Naivität unterwegs?<br />

Dem Leitbild des „<strong>Aktivierenden</strong> <strong>Staat</strong>“ kann man sicherlich mit einem gewissen Recht<br />

vorwerfen, dass es bezüglich der Motivation (Le Grand 2003) der am gewünschten Prozess<br />

einer kooperativen Gemeinwohlproduktion (Schuppert 2003, S. 219ff) Beteiligten hohe<br />

Ansprüche stellt und naiv über die bekannten rationalistischen Annahmen von<br />

nutzenorientierten Bürgern und ihren geringen Gemeinwohlinteressen, über die<br />

Parteienkonkurrenz in der parlamentarischen Demokratie, über Globalisierungszwänge und<br />

einiges mehr hinwegging und -geht.<br />

Andererseits könnte die Operationalisierung des Konzeptes in einem Steuerungsmodell<br />

zeigen, dass sich durchaus handfeste Praktiken entwickeln lassen, in denen einerseits z.B.<br />

durch dialogische Politikverfahren transparente und legitime Kompromisse über<br />

Problemlösungen gefunden werden, sich andererseits auch instrumentelle Möglichkeiten<br />

bieten, moral hazard und anderem abweichendem Verhalten präventiv zu begegnen oder<br />

dieses zu sanktionieren.<br />

Wie anders soll man sich denn beispielsweise eine „Lösung“ der Finanzkrise vorstellen, wenn<br />

nicht durch intelligente staatliche Regulierungen, die in Kenntnis der Verlockungen des<br />

Geldmarktes verantwortliches Handeln im Sinne des Gemeinwohles anregt und<br />

Abweichungen sanktioniert? Und durch einen verantwortlichen Umgang der Banker mit dem<br />

Finanzsystem, sowie durch einen intelligenten Umgang der Bürger selbst mit „ihren“<br />

Finanzen? Überhaupt – traurig genug ist der Anlass – ist eine Renaissance „des <strong>Staat</strong>es“<br />

eingetreten, anlässlich derer ein Rückblick auf den <strong>Aktivierenden</strong> <strong>Staat</strong> vielleicht hilfreich<br />

sein könnte. Denn nur den <strong>Staat</strong> als rettendes Subjekt zurückzuwünschen, wie es viele mit<br />

guten Gründen tun (z.B. Böckenförde 2009), lässt die gleichen Fragen wieder offen, die im<br />

Modernisierungsdiskurs des letzten Jahrzehntes versuchsweise, wenn auch kontrovers,<br />

beantwortet wurden.<br />

Hannover, im April 2009<br />

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