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Karin Esch/Josef Hilbert/Sybille Stöbe-Blossey: Der ... - Isps-online.de

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<strong>Karin</strong> <strong>Esch</strong>/<strong>Josef</strong> <strong>Hilbert</strong>/<strong>Sybille</strong> <strong>Stöbe</strong>-<strong>Blossey</strong><br />

<strong>Der</strong> aktivieren<strong>de</strong> Staat – Konzept, Potentiale und Entwicklungstrends am Beispiel<br />

<strong>de</strong>r Jugendhilfe<br />

erscheint in: Rolf G. Heinze/Thomas Olk (Hrsg.), Bürgerengagement in Deutschland:<br />

Bestandsaufnahme und Perspektiven. Opla<strong>de</strong>n: Leske & Budrich.<br />

In <strong>de</strong>r neueren politikwissenschaftlichen Forschung wird eine intensive Diskussion über<br />

die Zukunft <strong>de</strong>s Staates geführt. Trotz vielfältiger Ausgangspositionen und unterschiedlicher<br />

Zielsetzungen wird ein Funktionswan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>s Staates konstatiert, <strong>de</strong>r sich in einer<br />

Abkehr sowohl vom Hoheitsstaat als auch vom Wohlfahrtsstaat klassischer Prägung<br />

äußert (vgl. Böhret 1993; Kaufmann 1994; Scharpf 1991). Diese Debatte trägt <strong>de</strong>m<br />

Umstand Rechnung, daß die klassischen Strukturen, Instrumente und Leistungen <strong>de</strong>r<br />

öffentlichen Hand angesichts <strong>de</strong>s schnellen sozialen und ökonomischen Wan<strong>de</strong>ls nicht<br />

mehr hinreichend funktionieren. Die Krise <strong>de</strong>r öffentlichen Finanzen hat Ausmaße angenommen,<br />

die mit punktuellen Sparmaßnahmen an bestimmten Einzelbudgets nicht<br />

mehr zu bewältigen sind. Gleichzeitig ist ein Akzeptanz- und damit auch Wirkungsverlust<br />

öffentlichen Han<strong>de</strong>lns festzustellen. Die grundsätzlichen Probleme schlagen<br />

sich in vielen unterschiedlichen Politikfel<strong>de</strong>rn nie<strong>de</strong>r; exemplarisch ist etwa darauf<br />

zu verweisen, daß<br />

• in <strong>de</strong>r Sozial- und Gesundheitspolitik die notwendigen Ressourcen für weitere<br />

Fortschritte unter an<strong>de</strong>rem <strong>de</strong>shalb nicht erschlossen wer<strong>de</strong>n, weil es nicht gelingt,<br />

die unzweifelhaft vorhan<strong>de</strong>nen Produktivitätsreserven zu mobilisieren;<br />

• Mängel im Wissenstransfer zwischen Hochschulen und Wirtschaft zu Engpaßfaktoren<br />

für die Innovations- und damit auch Wettbewerbsfähigkeit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen<br />

Wirtschaft wer<strong>de</strong>n;<br />

• <strong>de</strong>r Notwendigkeit einer generellen Anhebung <strong>de</strong>s Qualifikationsniveaus eine Schule<br />

gegenübersteht, die <strong>de</strong>n Anschluß an die technologische Entwicklung zu verpassen<br />

droht.<br />

Die neoliberale Staatskritik, die pauschale For<strong>de</strong>rung nach weniger Staat, geht an diesen<br />

und an<strong>de</strong>ren Herausfor<strong>de</strong>rungen vorbei. In <strong>de</strong>n Konzepten von einem Minimalstaat<br />

bleibt unklar, auf welche Weise auf die steigen<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an staatliches Han-<br />

1


<strong>de</strong>ln reagiert wer<strong>de</strong>n kann. Viele Fragen müssen sich auch Konzepte gefallen lassen,<br />

die auf Dezentralisierung, Teilhabe und Verstärkung von Bürgerengagement setzen.<br />

Hier bleibt unklar, wie eine Stärkung <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Kräfte bewirkt wer<strong>de</strong>n kann<br />

und wie sicherzustellen ist, daß <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>zentral von<br />

Bürgerhand tatsächlich zufrie<strong>de</strong>nstellend begegnet wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Vor diesem Hintergrund gewinnen in <strong>de</strong>r staatstheoretischen Diskussion Überlegungen<br />

an Be<strong>de</strong>utung, die nicht auf einen kompletten Form- und Zielwechsel <strong>de</strong>s Staates setzen.<br />

Die Arbeit richtet sich vielmehr auf neue Konzepte<br />

• zur Leistungsverbesserung öffentlicher Einrichtungen,<br />

• zur Optimierung <strong>de</strong>s Zusammenspiels zwischen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft,<br />

• zur Qualitätsentwicklung (Sozialverträglichkeit) nicht-staatlicher Wohlfahrtsbeiträge.<br />

Für einen Staat, <strong>de</strong>r diese Zielsetzungen verfolgt, wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r wissenschaftlichen Diskussion<br />

<strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>s ”aktivieren<strong>de</strong>n Staates” geprägt (vgl. v. Ban<strong>de</strong>mer et al. 1995; v.<br />

Ban<strong>de</strong>mer/<strong>Hilbert</strong> 1998; Blanke/v. Ban<strong>de</strong>mer 1999). Ziel dieses Beitrages ist es, diesen<br />

Begriff zu konkretisieren. 1 In einem ersten Teil wird in vier Schritten <strong>de</strong>r Versuch einer<br />

Definition unternommen. Dabei wird zunächst klargestellt, daß das Leitbild <strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n<br />

Staates im Kontext <strong>de</strong>r Diskussion um die Weiterentwicklung <strong>de</strong>s Sozialstaates<br />

zu sehen ist. Im zweiten Schritt wer<strong>de</strong>n die Verknüpfung <strong>de</strong>s ”For<strong>de</strong>rns und För<strong>de</strong>rns”<br />

von Engagement und ihre Implikationen dargestellt. Drittens geht es um das Steuerungsverständnis<br />

im aktivieren<strong>de</strong>n Staat. Schließlich wer<strong>de</strong>n viertens die Ansprüche an<br />

eine aktivieren<strong>de</strong> Verwaltung diskutiert. Im zweiten Teil soll exemplarisch ein konkretes<br />

Politikfeld, nämlich das <strong>de</strong>r kommunalen Jugendhilfe, untersucht wer<strong>de</strong>n. Hier wer<strong>de</strong>n<br />

1<br />

Dabei muß berücksichtigt wer<strong>de</strong>n, daß die inhaltlichen Ergebnisse von Politik im aktivieren<strong>de</strong>n Staat<br />

unterschiedlichen politisch-administrativen Aushandlungsprozessen unterliegen, so daß bei <strong>de</strong>r Gestaltung<br />

und För<strong>de</strong>rung neuer Strukturbeziehungen die jeweilige Dynamik eines Politikfel<strong>de</strong>s beachtet wer<strong>de</strong>n<br />

muß. <strong>Der</strong> aktivieren<strong>de</strong> Staat ist als ein Leitbild zu verstehen, bei <strong>de</strong>ssen Implementation die gegebenen<br />

Beson<strong>de</strong>rheiten von politischen, administrativen und korporatistischen Akteuren hinterfragt und darauf<br />

basierend unter Berücksichtigung <strong>de</strong>s Leitbil<strong>de</strong>s Optionen zur Strukturverbesserung aufgezeigt wer<strong>de</strong>n<br />

können. Das Leitbild <strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staates ist somit weniger ein universalistisches Leitbild, son<strong>de</strong>rn<br />

bedient sich vielmehr ”modulartig” bestimmter grundlegen<strong>de</strong>r Bestandteile, die <strong>de</strong>n jeweiligen Bedingungen<br />

eines Politikfel<strong>de</strong>s angepaßt wer<strong>de</strong>n.<br />

2


Entwicklungstrends und Potentiale diskutiert, die sich in diesem Politikfeld im Hinblick<br />

auf das Leitbild <strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staates ausmachen lassen.<br />

I. <strong>Der</strong> aktivieren<strong>de</strong> Staat: Versuch einer Definition<br />

1. Herausfor<strong>de</strong>rungen an öffentliches Han<strong>de</strong>ln<br />

<strong>Der</strong> aktivieren<strong>de</strong> Staat greift viele Erkenntnisse aus <strong>de</strong>r staatstheoretischen Diskussion<br />

<strong>de</strong>r letzten 20 Jahre auf 2 . Zumin<strong>de</strong>st für die <strong>de</strong>utsche Diskussion gilt es dabei<br />

als unstrittig, daß bei <strong>de</strong>n Zielbestimmungen nicht nur die Größen Effizienz und Gerechtigkeit,<br />

son<strong>de</strong>rn auch Qualität und Innovation - im Sinne einer kontinuierlichen<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Lebens- und Arbeitsbedingungen <strong>de</strong>r Gesamtbevölkerung – zu<br />

beachten sind. Insofern will das Leitbild <strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staats dazu beitragen, die<br />

Orientierung an <strong>de</strong>n inhaltlichen Ansprüchen dieses I<strong>de</strong>als vom Wohlfahrtsstaat aufrechtzuerhalten.<br />

Vor diesem Hintergrund be<strong>de</strong>utet <strong>de</strong>r aktivieren<strong>de</strong> Staat mithin das<br />

genaue Gegenteil einer Rücknahme politischer Gestaltungsansprüche und <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>reinführung<br />

eines schlanken Minimalstaates. Dem aktivieren<strong>de</strong>n Staat liegt also<br />

ein sozialstaatliches Grundverständnis zugrun<strong>de</strong>, das sich von einer rein liberalmarktwirtschaftlichen<br />

Sichtweise abgrenzt. Da Wirtschaft und Gesellschaft im Urteil<br />

vieler Experten 3 einen wachsen<strong>de</strong>n Bedarf an externen Orientierungen, Impulsen<br />

und Vernetzung haben, ist im Interesse von Wohlfahrtssteigerungen sogar mit einer<br />

Ausweitung <strong>de</strong>r Ansprüche an öffentliches Han<strong>de</strong>ln zu rechnen.<br />

2<br />

Als Überblick vgl. Kaufmann 1998.<br />

3<br />

3 vgl. die Beiträge in Braczyk/Cooke/Hei<strong>de</strong>nreich 1998 sowie Meyer-Krahmer/Reger 1997 und Rothwell<br />

1993.


2. För<strong>de</strong>rn und For<strong>de</strong>rn von pragmatischem Han<strong>de</strong>ln als Grundlage<br />

<strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staates<br />

Dazu setzt <strong>de</strong>r aktivieren<strong>de</strong> Staat aber nicht auf eine Ausweitung staatlicher Aktivitäten.<br />

<strong>Der</strong> Kern <strong>de</strong>s Leitbil<strong>de</strong>s eines aktivieren<strong>de</strong>n Staates besteht vielmehr darin,<br />

daß Strukturen geschaffen wer<strong>de</strong>n, die das Engagement <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Akteure<br />

för<strong>de</strong>rn und for<strong>de</strong>rn. Dabei ist die Verknüpfung von ”För<strong>de</strong>rn” und ”For<strong>de</strong>rn” von<br />

beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung. Das ”För<strong>de</strong>rn” trägt zunächst <strong>de</strong>r Tatsache Rechnung, daß<br />

die bloße normative For<strong>de</strong>rung nach Engagement zu kurz greift - um Engagement zu<br />

aktivieren, bedarf es <strong>de</strong>r Schaffung för<strong>de</strong>rlicher Rahmenbedingungen und <strong>de</strong>s Abbaus<br />

von Hemmnissen. Damit kommt das Leitbild <strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staates <strong>de</strong>m<br />

Verständnis <strong>de</strong>s Subsidiaritätsprinzips sehr nahe, wie es von Vertretern <strong>de</strong>r katholischen<br />

Soziallehre verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>: Bereits Oswald von Nell-Breuning (1990) hat<br />

darauf hingewiesen, daß die kleineren Gemeinschaften ihre volle Leistungskraft nur<br />

dann erreichen können, wenn die übergeordneten, größeren Gemeinschaften ihrerseits<br />

Vorleistungen erbringen, also eine ”Pflicht <strong>de</strong>s hilfreichen Beistands” erfüllen. 4 ”For<strong>de</strong>rn”<br />

be<strong>de</strong>utet, daß <strong>de</strong>r ”hilfreiche Beistand” so gestaltet wer<strong>de</strong>n soll, daß individuelles Engagement<br />

nicht ersetzt, son<strong>de</strong>rn vielmehr die individuelle Verantwortung gestärkt<br />

wird. Dies kann - etwa bei sozial- und arbeitsmarktpolitischen Programmen - gegebenenfalls<br />

auch be<strong>de</strong>uten, daß die Ablehnung von För<strong>de</strong>rangeboten mit Sanktionen<br />

belegt wird.<br />

Im bezug auf die Leistungserstellung folgt <strong>de</strong>r aktivieren<strong>de</strong> Staat <strong>de</strong>m Grundsatz:<br />

Handlungsdruck statt Übernahmegarantie. Eine wichtige Orientierung besteht – wie<br />

bei vielen Verfechtern <strong>de</strong>s ”schlanken Staates” – darin, so viele öffentliche Aufgaben<br />

wie möglich von nicht-staatlichen Akteuren erledigen o<strong>de</strong>r miterledigen zu lassen.<br />

Aus <strong>de</strong>m Anspruch heraus, für Effizienz, Qualität, Gerechtigkeit und Innovation zu<br />

sorgen, leitet sich auch eine Gewährleistungsverantwortung für viele Aufgabenberei-<br />

4 Diese Perzeption <strong>de</strong>s Subsidiaritätsprinzips hat sich allerdings nicht auf breiter Basis durchgesetzt;<br />

vielfach wird vor allem darauf verwiesen, daß <strong>de</strong>r Staat von eigenen Maßnahmen absehen soll, wenn<br />

eine kleinere Einheit in <strong>de</strong>r Lage ist, die Leistungen zu erbringen. Im Vergleich zu dieser Interpretation<br />

wird <strong>de</strong>m aktivieren<strong>de</strong>n Staat ein höheres Maß an Verantwortung zugeschrieben - er soll Engagement<br />

explizit for<strong>de</strong>rn und för<strong>de</strong>rn und als sinnvoll erachtete Aktivitäten nötigenfalls auch gezielt anregen.<br />

4


che ab; allerdings wird diese nicht im Sinne einer öffentlichen Übernahmegarantie für<br />

<strong>de</strong>n Fall interpretiert, daß private, gemeinschaftliche o<strong>de</strong>r verbandliche Akteure sich<br />

nicht engagieren. Eine solche Interpretation von Gewährleistungsgarantie wür<strong>de</strong><br />

nämlich <strong>de</strong>m Markt- und Gemeinschaftsversagen ”Tür und Tor öffnen” und zu einer<br />

weiteren Inflationierung <strong>de</strong>r Ansprüche an die staatliche Leistungserstellung führen.<br />

Es geht im Gegenteil darum, <strong>de</strong>r Annahme entgegenzuwirken, <strong>de</strong>r Staat wer<strong>de</strong> es<br />

schon richten, wenn die gesellschaftlichen Akteure sich verweigern, und gegebenenfalls<br />

Druck erzeugen, <strong>de</strong>r die gesellschaftlichen Akteure dazu bewegt, tätig zu<br />

wer<strong>de</strong>n. Ein angemesseneres Verständnis von staatlicher Verantwortung setzt daher<br />

darauf, mit privaten, gesellschaftlichen, gemeinschaftlichen Akteuren in möglichst<br />

vielen Bereichen um verbesserte Wohlfahrtsbeiträge zu ringen. 5 Steuerungstechnisch<br />

wird dabei ganz pragmatisch vorgegangen; oft steht am Anfang ein ”run<strong>de</strong>r<br />

Tisch”, kommt man dort jedoch nicht weiter, kann auch auf die Kraft <strong>de</strong>r Hierarchie<br />

zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Geldanreiz genutzt wer<strong>de</strong>n, etwa, in<strong>de</strong>m man mit<br />

”Subventionen überzeugt” 6 .<br />

Mit <strong>de</strong>r Betonung <strong>de</strong>r wesentlichen Rolle gesellschaftlicher Akteuere steht das Leitbild<br />

<strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staates in engem Zusammenhang mit <strong>de</strong>n Konzepten <strong>de</strong>r<br />

”Bürgergesellschaft” (auch: ”Zivilgesellschaft”), die seit <strong>de</strong>n achtziger Jahren verstan<strong>de</strong>n<br />

wird als die ”Version einer <strong>de</strong>mokratischen Gesellschaft, die durch Selbstorganisation<br />

und vielfältige Mitwirkung und Mitverantwortung gekennzeichnet ist” (vgl.<br />

Wendt 1996: 18). Jedoch stellt <strong>de</strong>r aktivieren<strong>de</strong> Staat ein erweitertes Konzept <strong>de</strong>r<br />

Bürgergesellschaft dar: Zum einen wird nicht nur <strong>de</strong>r bürgerschaftliche Sektor im engeren<br />

Sinne in das Zentrum von Aktivierungsstrategien gerückt; einbezogen wer<strong>de</strong>n<br />

darüber hinaus sowohl die Strukturen staatlicher Organisiation und Verwaltung als<br />

auch die Wirtschaft. Zum an<strong>de</strong>ren wird Akteuren aus Politik und Verwaltung eine<br />

5<br />

Wie solche Strategien <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rn und För<strong>de</strong>rns aussehen könnten, kann etwa an <strong>de</strong>n Bereichen<br />

Berufsbildungspolitik und technische Normung studiert wer<strong>de</strong>n, wo mit Überzeugungsarbeit, mit Drohungen<br />

(Ausbildungsabgabe) sowie durch eine Mo<strong>de</strong>rnisierung <strong>de</strong>r regulativen Vorgaben auf einen<br />

Ausbau <strong>de</strong>s Engagements <strong>de</strong>r privaten Wirtschaft hingearbeitet wird.<br />

5<br />

6 Die Internationale BauAusstellung (IBA Emscher Park), die für wichtige neue Akzente beim Strukturwan<strong>de</strong>l<br />

im nördlichen Ruhrgebiet gesorgt hat, könnte als I<strong>de</strong>altypus einer <strong>de</strong>rart konzipierten und<br />

realisierten Politik angesehen wer<strong>de</strong>n (vgl. Kilper 1999). Wenngleich alle Praktiker plausibel begrün<strong>de</strong>n,<br />

daß die überwältigen<strong>de</strong> Mehrheit aller Innovations- und Reformprojekte nach <strong>de</strong>r Logik <strong>de</strong>s Innovationspartisanentums<br />

funktionieren, hat die politische Theorie noch keine befriedigen<strong>de</strong> Dimensionierung<br />

dieses Politiktypus vorgenommen; hier dominiert nach wie vor die Orientierung am ”run<strong>de</strong>n<br />

Tisch”.


<strong>de</strong>utlich aktivere Rolle zugeschrieben, in<strong>de</strong>m sie die Aufgabe erhalten, individuelles<br />

Engagement zu for<strong>de</strong>rn und zu för<strong>de</strong>rn.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n die unterschiedlichen Formen individuellen Engagements als gleichwertig<br />

betrachtet. Gefor<strong>de</strong>rt und geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n sollen das rein private Engagement,<br />

etwa in <strong>de</strong>r Familie o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r privaten Vorsorge, die freiwillige Arbeit in Kooperation<br />

mit an<strong>de</strong>ren, sei es im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit ”für an<strong>de</strong>re”,<br />

in Selbsthilfegruppen o<strong>de</strong>r in Verbän<strong>de</strong>n, ebenso wie gewerbliche Aktivitäten und<br />

(direkte) politische Beteiligung. <strong>Der</strong> aktivieren<strong>de</strong> Staat knüpft insofern an wohlfahrtspluralistische<br />

Konzepte (vgl. Evers/Olk 1995) an, welche Optimierungpotentiale<br />

in einem besseren Zusammenspiel von staatlichem, informellen, verbandlichen und<br />

gewerblichen Sektor ausmachen.<br />

<strong>Der</strong> aktivieren<strong>de</strong> Staat geht allerdings stärker von einer Überschreitung <strong>de</strong>r Grenzen<br />

zwischen diesen Sektoren aus und schreckt auch nicht davor zurück, in solchen Bereichen<br />

nicht-staatliche Beiträge gutzuheißen, die traditionell als Dömanen öffentlicher<br />

Angebote gelten, wie z. B. Sicherheitsdienstleistungen o<strong>de</strong>r die schulische Ausbildung.<br />

Hier ist nicht so entschei<strong>de</strong>nd, wer die Leistungen erstellt, son<strong>de</strong>rn daß<br />

pragmatisch darauf hingearbeitet wird, Effizienz, Qualität, Gerechtigkeit und Innovation<br />

zu verbessern. Den Protagonisten <strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staates geht es mithin nicht<br />

um die konsequente Einhaltung irgendwelcher Prinzipien <strong>de</strong>r Entstaatlichung und<br />

Vergesellschaftung, son<strong>de</strong>rn im Vor<strong>de</strong>rgrund steht die Mobilisierung von <strong>de</strong>zentralem<br />

und gesellschaftlichem Wissen, Konsens und Unterstützung (Macht) für vorwärtsweisen<strong>de</strong><br />

Reform- und Innovationsprojekte. 7<br />

In diesem Zusammenhang wird Eigennutz als Chance begriffen: Das Leitbild <strong>de</strong>s<br />

aktivieren<strong>de</strong>n Staats setzt an Schnittstellen zwischen individuellen und gemeinschaftlichen<br />

Interessen an und geht im Sinne eines Rational-Choice-Ansatzes davon<br />

aus, daß je<strong>de</strong>s Individuum bestrebt ist, seinen individuellen Nutzen zu optimieren.<br />

Sowohl in <strong>de</strong>r theoretischen Diskussion als auch anhand von empirischen Beobach-<br />

7 Die Grenzen zwischen solchen Formen eines gemeinwohlverträglichen Innovationspartisanentums<br />

und <strong>de</strong>r partikularistischen Verfolgung eigener Interessen verborgener Seilschaften sind unter <strong>de</strong>n<br />

beschriebenen Bedingungen oftmals fließend. Aus diesem Grun<strong>de</strong> wird <strong>de</strong>r aktivieren<strong>de</strong> Staat Instrumente<br />

entwickeln müssen, die die Anbindung offener, experimeteller Strukturen an Effizienz, Qualität<br />

und Gerechtigkeit beför<strong>de</strong>rn. Hierzu liegen bislang keine konzeptionellen Arbeiten vor; vermutlich<br />

6


tungen wird <strong>de</strong>utlich, daß die Individualisierung ein erhebliches Potential für gemeinnütziges<br />

Engagement in sich birgt (vgl. Beck 1999: 27; Keupp 1996: 86). <strong>Der</strong> aktivieren<strong>de</strong><br />

Staat versucht daher, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, daß sich ein<br />

Engagement für <strong>de</strong>n einzelnen lohnt und dazu beiträgt, auch für die Gemeinschaft<br />

Nutzen zu stiften. In dieser Sichtweise liegt eine klare Abgrenzung zur Kommunitarismus<strong>de</strong>batte<br />

(vgl. Etzioni 1994; Walzer 1988, 1993): Ausgangspunkt für die Kommunitarier<br />

ist die ”community”, die sich durch eine Übereinstimmung von Zielen und<br />

Wertvorstellungen und <strong>de</strong>ren Verbindlichkeit für ihre Angehörigen auszeichnet. Aus<br />

einer eher konservativen Grundposition heraus wird eine Wie<strong>de</strong>rbelebung traditioneller<br />

Werte verfolgt und dabei gera<strong>de</strong> in Abgrenzung zum Liberalismus und seinem<br />

individualistischen Ansatz argumentiert. Zwar strebt auch <strong>de</strong>r aktivieren<strong>de</strong> Staat eine<br />

Revitalisierung <strong>de</strong>r örtlichen Gemeinschaft an; jedoch wird keineswegs vorrangig auf<br />

gemeinsame Werte, son<strong>de</strong>rn vielmehr in <strong>de</strong>n Aushandlungsprozessen zwischen <strong>de</strong>n<br />

individuellen Interessen <strong>de</strong>r Akteure eine Basis für neue Aktivitäten gesehen. Dabei<br />

ist allerdings zu berücksichtigen, daß die betroffenen Akteure nicht immer von sich<br />

aus Handlungsoptionen erkennen, die einen Nutzen für sie haben könnten. 8 Staatliche<br />

Aufgabe ist es daher, Engagement anzuregen und <strong>de</strong>n potentiellen Nutzen aufzuzeigen.<br />

3. Steuerungsformen im aktivieren<strong>de</strong>n Staat<br />

Bei <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung und For<strong>de</strong>rung von Engagement gilt <strong>de</strong>r Grundsatz <strong>de</strong>r Koproduktion.<br />

Es wird danach gefragt, wer in <strong>de</strong>r Lage und willens ist, eine Leistung zu erbringen,<br />

wobei unterschiedlichste Formen <strong>de</strong>r Koproduktion in <strong>de</strong>n unterschiedlichsten<br />

Akteurskonstellationen <strong>de</strong>nkbar sind. Über die Beteiligung gesellschaftlicher Akteure<br />

an <strong>de</strong>r Entscheidungsfindung hinaus wird im aktivieren<strong>de</strong>n Staat <strong>de</strong>ren Einbeziehung<br />

in die Umsetzung <strong>de</strong>r Entscheidungen und in die Leistungserbringung angestrebt.<br />

kann ein Benchmarking bei dieser Problemstellung weiterhelfen. Erste Ansätze dazu fin<strong>de</strong>n sich bei<br />

Blanke/Ban<strong>de</strong>mer 1999).<br />

8<br />

Diese Feststellung ergibt sich, wenn man die Voraussetzungen <strong>de</strong>s Rationalitätsprinzips hinterfragt:<br />

Wenn postuliert wird, daß das Individuum immer die Verhaltensalternative wählt, die ihm <strong>de</strong>n größten<br />

Nutzen bringt bzw. mit <strong>de</strong>n geringsten Kosten verbun<strong>de</strong>n ist, wird damit impliziert, daß das Individuum<br />

über Nutzen, Kosten, potentielle Verhaltensalternativen und ihre Konsequenzen vollständig informiert<br />

ist. Dies ist jedoch in <strong>de</strong>r Realität höchst selten <strong>de</strong>r Fall (zur Diskussion um die Einschränkungen <strong>de</strong>s<br />

Rationalitätsprinzips vgl. zusammenfassend <strong>Stöbe</strong> 1992: 198ff.).<br />

7


Damit geht Partizipation im Sinne <strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staates weit über politische Beteiligung<br />

im klassischen Sinne hinaus.<br />

Dementsprechend legt <strong>de</strong>r aktivieren<strong>de</strong> Staat Wert darauf, Kooperation in offenen<br />

Akteurssystemen zu organisieren. Er arbeitet mit Verbän<strong>de</strong>n zusammen, schreibt<br />

ihnen aber keine privilegierte Rolle zu. Gera<strong>de</strong> auf bun<strong>de</strong>spolitischer Ebene ist die<br />

Kooperation mit Verbän<strong>de</strong>n unumgänglich, weil Interessen nur gebün<strong>de</strong>lt verhandlungsfähig<br />

sind und individuelle Beteiligung praktisch nicht organisierbar ist. <strong>Der</strong> aktivieren<strong>de</strong><br />

Staat ist also auf Verbän<strong>de</strong> als Kooperationspartner angewiesen; in <strong>de</strong>r Tat<br />

geht es um die ”Einbindung (Inkorporierung) von organisierten Interessen in Politik<br />

und um ihre Teilhabe an <strong>de</strong>r Formulierung und Ausführung politischer Entscheidungen”<br />

(vgl. Heinze/Voelzkow 1991: 187) im Sinne korporatistischer Steuerung. Er<br />

grenzt sich jedoch insofern vom traditionellen Modus korporatistischer Steuerung ab,<br />

als er <strong>de</strong>n traditionellen Verbän<strong>de</strong>n kein Recht auf exklusive Beteiligung zuweist. Er<br />

ist bestrebt, Verhandlungssysteme für neue Akteure zu öffnen und verbandliche Beteiligungsstrukturen<br />

durch Formen individueller Partizipation zu ergänzen (wobei<br />

letzteres zweifellos auf kommunaler Ebene eine weit größere Rolle spielt als auf<br />

Bun<strong>de</strong>sebene).<br />

Wenn es darum geht, Wissen, Konsens und Macht für Programme und Maßnahmen<br />

zu mobilisieren, kann die Gründung von Innovationsallianzen einen wichtigen Beitrag<br />

leisten. <strong>Der</strong> aktivieren<strong>de</strong> Staat schließt hier an die vielfältigen Diskussionen und Entwicklungstrends<br />

an, die sich in <strong>de</strong>n letzten 20 Jahren<br />

• in Richtung einer Renaissance <strong>de</strong>r <strong>de</strong>zentralen Ebenen (Regionen, Städte und<br />

Gemein<strong>de</strong>n) 9<br />

• in Richtung einer stärkeren Beteiligung von und Abstimmung mit gesellschaftlichen<br />

Interessen 10 (”Verhandlungsstaat”)<br />

ergeben haben. Allerdings herrscht im aktivieren<strong>de</strong>n Staat eine unübersehbare<br />

Skepsis gegenüber <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit und Reichweite solcher Konzepte <strong>de</strong>r<br />

”<strong>de</strong>zentralen Kontextsteuerung” o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s ”inszenierten Korporatismus”, da unüber-<br />

9 vgl. Blanke/Evers/Wollmann 1986.<br />

10 vgl. Böhret 1993; Heinelt 1998; Scharpf 1991.<br />

8


sehbar ist, daß <strong>de</strong>rartige Steuerungsmechanismen häufig in Sackgassen und Innovationsblocka<strong>de</strong>n<br />

en<strong>de</strong>n (vgl. Heinze 1998). Demzufolge gewinnt die Aufmerksamkeit<br />

für ”Innovationspartisanen” und ”Innovationsallianzen” an Be<strong>de</strong>utung, die im Sinne<br />

von ”Benevolent Conpiracies” (vgl. Willke/Krück/Thorn 1995), Innovationsi<strong>de</strong>en<br />

entwickeln und dann mit Gleichgesinnten und ähnlich Interessierten im Rahmen <strong>de</strong>r<br />

gegebenen rechtlichen und finanziellen Möglichkeiten – auch gegen an<strong>de</strong>re Partikularinteressen<br />

und bürokratische Unbeweglichkeit – realisieren. Aufgabe <strong>de</strong>s Staates<br />

muß es hier freilich sein, anwaltschaftlich die Gemeinwohlinteressen zum Ausdruck<br />

zu bringen.<br />

4. Die Umsetzung <strong>de</strong>s Leitbil<strong>de</strong>s: Anfor<strong>de</strong>rungen an eine aktivieren<strong>de</strong> Verwaltung<br />

Zur Umsetzung <strong>de</strong>r formulierten Leitvorstellungen braucht <strong>de</strong>r aktivieren<strong>de</strong> Staat eine<br />

aktivieren<strong>de</strong> Verwaltung. Die gegenwärtige Hauptströmung <strong>de</strong>r Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung,<br />

die sich am New Public Management (vgl. Budäus 1994, Budäus/Conrad/Schreyögg<br />

1998) orientiert, beinhaltet Elemente, die sich för<strong>de</strong>rlich auf<br />

die Implementation von Aktivierungsstrategien auswirken. In diesem Kontext ist vor<br />

allem die angestrebte Dezentralisierung von Verantwortung zu nennen, die die<br />

Handlungsspielräume <strong>de</strong>r einzelnen Verwaltungseinheiten und somit auch ihre Möglichkeiten<br />

zur Kooperation mit Dritten erweitern. Die Praxis <strong>de</strong>r Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung<br />

ist jedoch vielfach durch eine einseitige Dominanz von betriebswirtschaftlichen<br />

Instrumenten und - damit verbun<strong>de</strong>n - von einseitigen Kosteneinparungsstrategien<br />

geprägt. Eine aktivieren<strong>de</strong> Verwaltung macht sich diese Instrumente zunutze<br />

(wobei für die Beurteilung <strong>de</strong>r einzelnen Instrumente die Relation zwischen Aufwand<br />

und Ertrag entschei<strong>de</strong>nd ist), ohne aber betriebswirtschaftliche Aspekte zum dominieren<strong>de</strong>n<br />

Moment <strong>de</strong>r Verwaltungskultur wer<strong>de</strong>n zu lassen. Die Kultur einer aktivieren<strong>de</strong>n<br />

Verwaltung läßt sich - sicher ein wenig plakativ - mit <strong>de</strong>n Stichworten<br />

”Aufgewecktheit, Mut, Problemlösungswille” beschreiben.<br />

Die aktivieren<strong>de</strong> Verwaltung läßt sich in die aktuelle Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Diskussion<br />

um kommunale Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung einordnen. In dieser Diskussion wird<br />

die ”Bürgerkommune” (vgl. Banner 1998) postuliert: ”In <strong>de</strong>r Bürgerkommune soll <strong>de</strong>n<br />

Bürgerinnen und Bürgern eine neue, aktive und selbstbewußte Rolle bei <strong>de</strong>r Gestal-<br />

9


tung <strong>de</strong>r Kommune zugewiesen und diese kommunalpolitisch unterstützt wer<strong>de</strong>n. (...)<br />

<strong>Der</strong> Bürger/die Bürgerin ist politischer Auftraggeber, Kun<strong>de</strong> und Mitgestalter <strong>de</strong>r Gemeinschaft.”<br />

(Kriterien <strong>de</strong>s Netzwerks ”Kommunen <strong>de</strong>r Zukunft”, zitiert nach Mezger<br />

1998: 23)<br />

Dabei kommt <strong>de</strong>m Leistungsadressaten im aktivieren<strong>de</strong>n Staat ein möglichst hohes<br />

Maß an Konsumentensouveränität zu. Oft kann dies dadurch realisiert wer<strong>de</strong>n, daß<br />

<strong>de</strong>m Bürger mehr Wahlmöglichkeiten gegeben wer<strong>de</strong>n, um ihn gegenüber <strong>de</strong>n Leistungsanbietern<br />

zu stärken. In einigen Staaten spiegelt sich die Orientierung an Aktivierungstrategien<br />

bereits in <strong>de</strong>r Organisation von sozialen Leistungen. Hier wer<strong>de</strong>n<br />

”Quasi-Märkte” geschaffen, um einen Wettbewerb <strong>de</strong>r Anbieter und eine Wahlfreiheit<br />

<strong>de</strong>r Adressaten zu erreichen. So wer<strong>de</strong>n beispielsweise in Schwe<strong>de</strong>n Voucher-<br />

Systeme für Kin<strong>de</strong>rgärten und Schulen erprobt: Die Eltern erhalten Gutscheine, mit<br />

<strong>de</strong>nen sie Plätze an <strong>de</strong>n Einrichtungen ihrer Wahl ”kaufen” können, so daß die Finanzierung<br />

<strong>de</strong>r Institution je nach Kun<strong>de</strong>nzuspruch erfolgt (vgl. Evers/Leichsenring<br />

1996). Ein solches System kann als Instrumentarium gelten, um <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r sozialpolitischen<br />

Debatte unter Berufung auf das Gedankengut <strong>de</strong>s New Public Management<br />

weithin gefor<strong>de</strong>rten Paradigmenwechsel von einem Staat/Klienten- hin zu einem<br />

Markt/Kun<strong>de</strong>n-Mo<strong>de</strong>ll in praktische Politik umzusetzen. Durch die För<strong>de</strong>rung von<br />

Wettbewerb ergibt sich für die Anbieter ein Anreiz für eine qualitativ hochwertige, bedarfsgerechte<br />

und effiziente Leistungsgestaltung.<br />

<strong>Der</strong> aktivieren<strong>de</strong> Staat setzt auf Leistungsaktivierung durch Organisationsentwicklung.<br />

Wer eine Leistung erbringt o<strong>de</strong>r erbringen könnte, soll zur permanenten Verbesserung<br />

von Qualität und Effizienz angeregt und darin kooperativ unterstützt wer<strong>de</strong>n<br />

- unabhängig davon, ob es sich um Verwaltungseinheiten, halböffentliche Institutionen,<br />

Initiativen o<strong>de</strong>r Unternehmen han<strong>de</strong>lt. Angesichts <strong>de</strong>r Inter<strong>de</strong>pen<strong>de</strong>nz von<br />

Einzelleistungen ist dabei die gesamte Wertschöpfungskette zu berücksichtigen -<br />

also etwa bei einem För<strong>de</strong>rprogramm alle Beteiligten von <strong>de</strong>r Programmentwicklung<br />

über die Umsetzung bis zum Projektcontrolling. Leistungsaktivierung setzt nicht auf<br />

nachträgliche Kontrolle, son<strong>de</strong>rn darauf, Instrumente zur Organisationsentwicklung<br />

bereitzustellen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Benchmarking-Verfahren, die <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Institution ermöglichen, sich im Vergleich mit an<strong>de</strong>ren zu messen, von ihnen<br />

zu lernen und sich entsprechend zu verbessern.<br />

10


Im Rahmen <strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staates übernehmen die öffentlichen Akteure die Verantwortung<br />

dafür, daß aktivieren<strong>de</strong> För<strong>de</strong>rstrategien entwickelt wer<strong>de</strong>n. För<strong>de</strong>rprogramme<br />

müssen zum einen auf zu <strong>de</strong>taillierte Regulierungen verzichten, zum an<strong>de</strong>ren<br />

in erster Linie die Funktion eines Anstoßgebers, von ”Hilfe zur Selbsthilfe” haben.<br />

Dabei gibt es allerdings eine wesentliche Ausnahme: Ausgehend davon, daß <strong>de</strong>r aktivieren<strong>de</strong><br />

Staat Engagement nicht nur zu for<strong>de</strong>rn, son<strong>de</strong>rn zu för<strong>de</strong>rn hat, muß er<br />

eine Infrastruktur sicherstellen, die diese För<strong>de</strong>rung ermöglicht.<br />

II. Potentiale und Entwicklungstrends in <strong>de</strong>r Jugendhilfe<br />

1. Jugendhilfe als sozialstaatliche Leistung<br />

Das Politikfeld <strong>de</strong>r Jugendhilfe wird im wesentlichen bestimmt durch das Kin<strong>de</strong>r- und<br />

Jugendhilfegesetz (KJHG), das am 01.01.1991 in Kraft trat. Es löste das letztlich aus<br />

<strong>de</strong>m Jahre 1924 stammen<strong>de</strong> Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG) ab, schrieb <strong>de</strong>ssen<br />

Strukturen in Politik und Verwaltung allerdings im wesentlichen fort. Inhaltlich unterschei<strong>de</strong>t<br />

das KJHG zwischen ”Leistungen <strong>de</strong>r Jugendhilfe” (§ 2 II) und ”an<strong>de</strong>ren Aufgaben<br />

<strong>de</strong>r Jugendhilfe” (§ 2 III). <strong>Der</strong> Unterschied zwischen bei<strong>de</strong>n Teilbereichen liegt<br />

- ein wenig vereinfachend zusammengefaßt - darin, daß es sich bei <strong>de</strong>m erstgenannten<br />

Teil vorrangig um Angebote und Dienstleistungen für junge Menschen und<br />

<strong>de</strong>ren Familien han<strong>de</strong>lt, während im letzteren Teil eher hoheitlich geprägte Aufsichtsund<br />

Kontrollaufgaben im Mittelpunkt stehen. Zu <strong>de</strong>n ”Leistungen <strong>de</strong>r Jugendhilfe”<br />

gehören die Jugendarbeit, die Jugendsozialarbeit, die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Erziehung in<br />

<strong>de</strong>r Familie, die För<strong>de</strong>rung von Kin<strong>de</strong>rn in Tageseinrichtungen und in Tagespflege<br />

sowie Hilfen zur Erziehung. Dabei sind die im KJHG aufgezählten Leistungen nicht<br />

als abschließen<strong>de</strong>r Katalog zu verstehen, son<strong>de</strong>rn können je nach Bedarf ergänzt<br />

wer<strong>de</strong>n. Zu <strong>de</strong>n ”an<strong>de</strong>ren Aufgaben <strong>de</strong>r Jugendhilfe” sind vorläufige Maßnahmen<br />

zum Schutz von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen, <strong>de</strong>r Schutz von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

in Familienpflege und in Einrichtungen, die Mitwirkung in gerichtlichen Verfahren,<br />

das Vormundschafts- und Pflegschaftswesen zu rechnen.<br />

Bereits die Aufgabenstellung zeigt, daß die Jugendhilfe ein Kernbereich <strong>de</strong>r Sozialstaatlichkeit<br />

darstellt. Gerechtigkeit, Qualität und Innovation gelten in diesem Feld als<br />

weitgehend unstrittige Zielgrößen; <strong>de</strong>r Aspekt <strong>de</strong>r Effizienz gewinnt in <strong>de</strong>n letzten<br />

11


Jahren im Kontext <strong>de</strong>r Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung (vgl. II.4) an Be<strong>de</strong>utung. <strong>Der</strong> politische<br />

Gestaltungsanspruch wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Verabschiedung <strong>de</strong>s KJHG wesentlich<br />

verstärkt: In <strong>de</strong>m Gesetz wird <strong>de</strong>r Anspruch einer präventiv orientierten, aktiven Jugendhilfepolitik<br />

<strong>de</strong>utlich hervorgehoben und damit die in <strong>de</strong>r Fachdiskussion lange<br />

gefor<strong>de</strong>rte Sichtweise kodifiziert, daß Jugendhilfe nicht nur am akuten Notfall anzusetzen,<br />

son<strong>de</strong>rn die Rahmenbedingungen für die Sozialisation von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

zu gestalten habe. 11 Insofern sind die Leistungen <strong>de</strong>s KJHG bewußt nicht<br />

als Konditionalprogramme formuliert; vielmehr soll die <strong>de</strong>m Einzelfall angemessene<br />

Lösung realisiert wer<strong>de</strong>n. Ebenso bleibt offen, in welcher Form - qualitativ wie quantitativ<br />

- bestimmte Bereiche, wie etwa die offene Jugendarbeit, geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

In <strong>de</strong>r kommunalen Praxis ergeben sich scharfe Konflikte zwischen Fachpolitik<br />

und Querschnitts- bzw. Finanzpolitik: Während aus fachpolitischer Perspektive <strong>de</strong>r<br />

Pflichtcharakter <strong>de</strong>r Aufgaben nach <strong>de</strong>m KJHG betont wird, wer<strong>de</strong>n aus finanziellen<br />

Erwägungen heraus gera<strong>de</strong> präventiv orientierte Angebote reduziert. Faktisch wird<br />

<strong>de</strong>r präventive Anspruch somit in vielen Kommunen zurückgenommen. Diesbezügliche<br />

I<strong>de</strong>en kommen daher oft nicht zum Zuge - unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Aktivierung<br />

von Innovation eine problematische Entwicklung.<br />

Die Problematik verschärft sich angesichts <strong>de</strong>ssen, daß die Jugendhilfe zweifellos<br />

von wachsen<strong>de</strong>n gesellschaftlichen Herausfor<strong>de</strong>rungen gekennzeichnet ist: Die Verän<strong>de</strong>rung<br />

und Ausdifferenzierung von Lebenslagen betrifft Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche und<br />

Familien in beson<strong>de</strong>rem Maße. Von 9,5 Millionen Familien in Deutschland sind 1,8<br />

Millionen Ein-Eltern-Familien; von 16 Millionen min<strong>de</strong>rjährigen Kin<strong>de</strong>rn leben 2,6 Millionen<br />

nur mit einem Elternteil zusammen. Das Interesse von Frauen an Erwerbsarbeit<br />

auch während <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rerziehung wächst weiter, wobei die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r klassischen Halbtagstätigkeit abnimmt - Kombinationen zwischen Präsenzund<br />

Heimarbeit und eine individuelle Gestaltung von Arbeitsvolumen und Arbeitszeit<br />

gewinnen an Stellenwert. <strong>Der</strong> materielle Druck nimmt ebenfalls zu. Konstatiert wird<br />

inzwischen eine ”Verjüngung <strong>de</strong>r Armut”: Familien und damit Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />

sind unter <strong>de</strong>n Empfängern von Hilfe zum Lebensunterhalt weit überrepräsentiert.<br />

Des weiteren lassen sich zahlreiche Fel<strong>de</strong>r ausmachen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Handlungs-<br />

11 Zur diesbezüglichen Diskussion vgl. Christian Schrapper 1996: 62.<br />

12


druck wächst: Zu nennen sind hier beispielsweise die Integration von ausländischen<br />

Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen, die zunehmen<strong>de</strong> Virulenz <strong>de</strong>r Debatte um Kriminalität und<br />

Gewaltbereitschaft, die Gefährdungen durch Sucht, sexuellen Mißbrauch usw., <strong>de</strong>r<br />

wachsen<strong>de</strong> Stellenwert <strong>de</strong>s Umgangs mit Medien, das steigen<strong>de</strong> (kommerzielle)<br />

Freizeitangebot, die speziellen Bedürfnisse von Mädchen, die Probleme <strong>de</strong>s Einstiegs<br />

in Ausbildung und Beruf und Fragen <strong>de</strong>r politischen Bildung. Vor diesem Hintergrund<br />

ist in <strong>de</strong>r Tat eine Ausweitung <strong>de</strong>r Ansprüche an öffentliches Han<strong>de</strong>ln zu<br />

beobachten.<br />

2. För<strong>de</strong>rn und For<strong>de</strong>rn: Möglichkeiten und Grenzen in <strong>de</strong>n Strukturen kommunaler<br />

Jugendhilfe<br />

Gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Jugendhilfepolitik richten sich diese Ansprüche traditionell nicht nur an<br />

staatliche und kommunale Stellen. Vergleichbar mit an<strong>de</strong>ren Sektoren <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen<br />

Sozialstaates, ist das Subsidiaritätsprinzip in <strong>de</strong>r Jugendhilfepolitik stark verankert. Dies<br />

zeigt sich an <strong>de</strong>r gesetzlichen Regelungen über die Rolle freier Träger im KJHG; staatliche<br />

bzw. kommunale Aktivitäten gelten gegenüber <strong>de</strong>m Engagement an<strong>de</strong>rer Akteure<br />

als nachrangig 12 : Im KJHG heißt es: ”Die Jugendhilfe ist gekennzeichnet durch die<br />

Vielfalt von Trägern unterschiedlicher Wertorientierungen und die Vielfalt von Inhalten,<br />

Metho<strong>de</strong>n und Arbeitsformen.” (§ 3 I) Dem Subsidiaritätsprinzip entsprechend<br />

sollen öffentliche Träger von eigenen Maßnahmen absehen, wenn geeignete Einrichtungen,<br />

Dienste und Veranstaltungen von freien Trägern betrieben o<strong>de</strong>r rechtzeitig<br />

geschaffen wer<strong>de</strong>n können (§ 4 II).<br />

Die Träger <strong>de</strong>r öffentlichen Jugendhilfe sollen die Tätigkeit von freien Trägern anregen<br />

und unter bestimmten Voraussetzungen för<strong>de</strong>rn. Für eine auf Dauer angelegte<br />

För<strong>de</strong>rung ist in <strong>de</strong>r Regel die Anerkennung als Träger <strong>de</strong>r freien Jugendhilfe Vor-<br />

12<br />

Vor allem in <strong>de</strong>n sechziger Jahren hatte es diesbezüglich zeitweise heftige Konflikte gegeben. 1962<br />

legten die Stadt Dortmund und in <strong>de</strong>r Folgezeit weitere Städte Verfassungsklage ein, weil sie die<br />

Festschreibung <strong>de</strong>s Vorrangs freier Träger als Eingriff in die kommunale Selbstverwaltung betrachteten.<br />

Zwar wur<strong>de</strong> diese Klage in ihren wesentlichen Teilen abgewiesen; allerdings stellte das Bun<strong>de</strong>sverfassungsgericht<br />

klar, daß das Ziel <strong>de</strong>r diesbezüglichen Regelungen kein absoluter Vorrang <strong>de</strong>r<br />

freien Träger, son<strong>de</strong>rn eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und freien Trägern<br />

sei und daß die Gesamtverantwortung beim öffentlichen Träger, also bei <strong>de</strong>r Kommune, verbleibt<br />

(vgl. Kühn 1994: 79f:, Mün<strong>de</strong>r 1996: 107f.).<br />

13


aussetzung (§ 74 I). Bedingung für diese Anerkennung ist - neben fachlichen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

- unter an<strong>de</strong>rem die Verfolgung gemeinnütziger Ziele (§ 75 I). Die Kirchen<br />

und Religionsgemeinschaften <strong>de</strong>s öffentlichen Rechts sowie die auf Bun<strong>de</strong>sebene<br />

zusammengeschlossenen Verbän<strong>de</strong> <strong>de</strong>r freien Wohlfahrtspflege sind per <strong>de</strong>finitionem<br />

anerkannte Träger <strong>de</strong>r freien Jugendhilfe (§ 75 III). An<strong>de</strong>re Träger haben einen<br />

Rechtsanspruch auf Anerkennung, wenn sie seit drei Jahren die für die Anerkennung<br />

formulierten Voraussetzungen erfüllen (§ 75 II). Nur auf die anerkannten freien Träger<br />

bezieht sich im übrigen das erwähnte Subsidiaritätsprinzip nach § 4 II; sollten<br />

an<strong>de</strong>re Anbieter die gleichen Leistungen bereitstellen, stellt dies keinen Grund für<br />

<strong>de</strong>n öffentlichen Träger dar, auf eigene Angebote zu verzichten.<br />

Die praktische Ausgestaltung <strong>de</strong>s Subsidiaritätsprinzips in <strong>de</strong>r Jugendhilfe ist somit<br />

ein Beispiel dafür, daß es faktisch eine Vorrangstellung <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong> festschreibt. In<br />

<strong>de</strong>n letzten Jahren hat sich an dieser Konstruktion immer wie<strong>de</strong>r Kritik entzün<strong>de</strong>t:<br />

Einerseits unterlägen die Verbän<strong>de</strong> durch die Einbindung in staatliche Planungszusammenhänge<br />

und <strong>de</strong>r Abhängigkeit von Ressourcen in hohem Maße staatlicher<br />

Kontrolle, daß sie zu parastaatlichen Einrichtungen gewor<strong>de</strong>n und zu kritischen und<br />

innovativen Ansätzen nicht mehr fähig seien (vgl. zusammenfassend Klug 1997: 69;<br />

Zimmer 1997: 77ff.). An<strong>de</strong>rerseits läge diese Situation auch im Interesse <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong>,<br />

weil sie im Rahmen von ”neokorporatistischen Wohlfahrtskartellen” (vgl.<br />

Heinze 1985: 209) <strong>de</strong>n ”Markt” für soziale Leistungen unter sich aufteilten und ihre<br />

Einnahmequellen sichern könnten. R. Bauer beschreibt diese Konstellation folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />

”In seinen wesentlichen Zügen ist das Verhältnis von ‘anerkennen<strong>de</strong>m’<br />

Staat und ‘anerkannten’ Nonprofit-Organisationen durch <strong>de</strong>n Neokorporatismus-<br />

Ansatz theoretisch hinreichend und treffend beschrieben als ein herrschaftlich regulierter<br />

‘Pakt auf Gegenseitigkeit’. Von diesem Pakt weitgehend - wenn nicht gänzlich -<br />

ausgeschlossen und <strong>de</strong>shalb in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind hingegen diejenigen<br />

Ansätze freiwilliger Organisationen, welche kritische, innerhalb <strong>de</strong>r staatlichen<br />

Ordnung unerwünschte o<strong>de</strong>r gesellschaftlich alternative Konzepte vertreten und sich<br />

nicht bereitwillig in <strong>de</strong>n etablierten Institutionenrahmen ‘konzertierter Aktion’ einordnen<br />

lassen.” (vgl. Bauer 1997: 137)<br />

Ob im Rahmen eines solchen ”Paktes auf Gegenseitigkeit” eine Verknüpfung von<br />

För<strong>de</strong>rn und For<strong>de</strong>rn vorstellbar ist, ist fraglich. Die Verpflichtung zur För<strong>de</strong>rung ge-<br />

sellschaftlicher Akteure ist explizit im Gesetz festgeschrieben und wird in <strong>de</strong>r Praxis<br />

14


in zahlreichen Programmen umgesetzt. Was <strong>de</strong>n Aspekt <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rns betrifft, so ist<br />

er im Verhältnis zwischen öffentlicher Hand und freien Trägern insofern enthalten, als<br />

bestimmte fachliche Standards als Voraussetzung für eine För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>finiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r Aufteilung <strong>de</strong>r Märkte und <strong>de</strong>r strukturellen Absicherung <strong>de</strong>r Vorrangstellung<br />

bestimmter Anbieter verfügt die öffentliche Hand faktisch aber kaum<br />

über das Potential, bestimmte Leistungen, geschweige <strong>de</strong>nn eine bestimmte Qualität<br />

einzufor<strong>de</strong>rn. Eine gewisse Än<strong>de</strong>rung zeichnet sich erst in jüngster Zeit im Zuge <strong>de</strong>r<br />

Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung ab; im Rahmen <strong>de</strong>r Entwicklung eines Kontraktmanagements<br />

wird versucht, Instrumente zu entwickeln, die die festgefügten Strukturen<br />

aufbrechen. Insofern könnte <strong>de</strong>r Aspekt <strong>de</strong>s For<strong>de</strong>rns in Zukunft an Be<strong>de</strong>utung gewinnen,<br />

so daß mit einer engeren Verknüpfung zwischen För<strong>de</strong>rn und For<strong>de</strong>rn Aktivierungskomponenten<br />

gestärkt wer<strong>de</strong>n.<br />

Dies gilt allerdings vor allem für die Qualität von Leistungen; schwieriger ist die Entwicklung<br />

von Aktivierungsstrategien dort, wo es um die Anregung gesellschaftlicher<br />

Akteure zur Erbringung bestimmter Leistungen geht. Zwar gibt es dort, wo es sich<br />

klar um freiwillige Aufgaben <strong>de</strong>s Staates o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Kommune han<strong>de</strong>lt, positive Ansätze:<br />

So wer<strong>de</strong>n Programme immer häufiger so ausgestaltet, daß För<strong>de</strong>rung an Engagement<br />

gekoppelt wird – es gibt etwa für die Gestaltung von Spielplätzen Zuschüsse<br />

nur unter <strong>de</strong>r Voraussetzung, daß sich Nachbarschaftsinitiativen an <strong>de</strong>r Arbeit beteiligen<br />

o<strong>de</strong>r eine Verpflichtung für die spätere Betreuung übernehmen.<br />

An<strong>de</strong>rs sieht es bei Aufgaben aus, <strong>de</strong>nen sich <strong>de</strong>r öffentliche Träger aus rechtlichen<br />

o<strong>de</strong>r politischen Grün<strong>de</strong>n nicht entziehen kann. Die Träger <strong>de</strong>r öffentlichen Jugendhilfe<br />

haben für die Erfüllung <strong>de</strong>r im KJHG enthaltenen Aufgaben ”die Gesamtverantwortung<br />

einschließlich <strong>de</strong>r Planungsverantwortung” (§ 79 I). Sie sollen gewährleisten,<br />

daß die dazu erfor<strong>de</strong>rliche Infrastruktur zur Verfügung steht (§ 79 II) und sind in diesem<br />

Kontext verpflichtet, eine Jugendhilfeplanung durchzuführen. Zwar fügt sich diese<br />

Gewährleistungsverantwortung insofern in das Leitbild <strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staates<br />

ein, als sie beinhaltet, daß öffentliche Verantwortung nicht automatisch gleichbe<strong>de</strong>utend<br />

mit öffentlicher Leistungserbringung ist - ein Bewußtsein, das in an<strong>de</strong>ren Politikfel<strong>de</strong>rn<br />

erst mühsam entwickelt wer<strong>de</strong>n muß. Jedoch be<strong>de</strong>utet die Ausgestaltung<br />

<strong>de</strong>r Gewährleistungsverantwortung im KJHG zumin<strong>de</strong>st für Pflichtaufgaben letztlich<br />

eine staatliche bzw. kommunale Übernahmegarantie. Angesichts <strong>de</strong>r sozialstaatli-<br />

chen Verantwortung gegenüber <strong>de</strong>n betroffenen Kin<strong>de</strong>rn, Jugendlichen und Familien<br />

15


ist eine Relativierung dieser Garantie auch nicht ohne weiteres vorstellbar, so daß<br />

<strong>de</strong>r öffentliche Träger faktisch über eine schwache Position verfügt, wenn er Handlungsdruck<br />

ausüben will; er kann in <strong>de</strong>r Regel nur ”mit Subventionen überzeugen”. 13<br />

Somit kann er Engagement zwar, wie auch im KJHG formuliert, anregen, aber eben<br />

kaum for<strong>de</strong>rn.<br />

Angesichts <strong>de</strong>r traditionell starken Funktion <strong>de</strong>r freien Träger liegt <strong>de</strong>r Gedanke nahe,<br />

das Politikfeld <strong>de</strong>r Jugendhilfe als ein Beispiel für die Entwicklung <strong>de</strong>r Bürgergesellschaft<br />

anzusehen. Dem erweiterten Verständnis von Bürgergesellschaft im Sinne <strong>de</strong>s<br />

aktivieren<strong>de</strong>n Staates entspricht es jedoch nur teilweise. Lange spielte sich die Jugendhilfepolitik<br />

nahezu ausschließlich innerhalb einer bestimmten ”Szene” ab - Jugendamt,<br />

Jugendhilfeauschuß, Jugendhilfeeinrichtungen und an<strong>de</strong>re Institutionen,<br />

die Leistungen nach <strong>de</strong>m KJHG erbringen. Selbst die Einbeziehung <strong>de</strong>r Institution<br />

Schule entwickelt sich erst langsam, obwohl die inhaltlichen Berührungspunkte auf<br />

<strong>de</strong>r Hand liegen.<br />

Vor allem aber kann von einer Gleichwertigkeit <strong>de</strong>r unterschiedlichen Formen von<br />

Engagement keine Re<strong>de</strong> sein. Bereits im Kontext <strong>de</strong>r Anmerkungen zur Ausgestaltung<br />

<strong>de</strong>s Subsidiaritätsprinzips wur<strong>de</strong> auf die Vorrangstellung <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong> hingewiesen,<br />

die sich aus <strong>de</strong>n Regelungen über die För<strong>de</strong>rung ergibt. Gewerbliche Anbieter<br />

sind oft explizit ausgeschlossen, und auch freie Initiativen außerhalb <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong><br />

haben es oft schwer, Fuß zu fassen. Es ist also letztlich vorrangig eine bestimmte<br />

Art <strong>de</strong>s Engagements, die in <strong>de</strong>r traditionellen Jugendhilfepolitik gefor<strong>de</strong>rt und<br />

geför<strong>de</strong>rt wird. Eben diese Form <strong>de</strong>s Engagements verliert aber an Be<strong>de</strong>utung. Untersuchungen<br />

zufolge weist das traditionelle, wohlfahrtsverbandlich organisierte Ehrenamt<br />

eher eine abnehmen<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nz auf; <strong>de</strong>mgegenüber gewinnen Formen <strong>de</strong>s Engagements<br />

an Be<strong>de</strong>utung, die an aktuellen individuellen Lebenslagen anknüpfen (vgl. MAGS<br />

1996; Wendt 1996). Eine Jugendhilfepolitik im Sinne eines aktivieren<strong>de</strong>n Staates wird<br />

sich schon allein <strong>de</strong>shalb von <strong>de</strong>r Konzentration auf verbandliches Engagement lösen<br />

müssen.<br />

13 Sehr <strong>de</strong>utlich wird dies anhand <strong>de</strong>r Konflikte über die Finanzierung von Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen,<br />

die es in Nordrhein-Westfalen im Vorfeld <strong>de</strong>r Novellierung <strong>de</strong>s diesbezüglichen Gesetzes im Jahre<br />

1998 gegeben hat: Freie Träger, insbeson<strong>de</strong>re die Kirchen, drohten mit einem Abbau von Kin<strong>de</strong>rgartenplätzen,<br />

wenn die Finanzierungsstruktur nicht in ihrem Sinne verbessert wür<strong>de</strong>. Da <strong>de</strong>r öffentliche<br />

16


In Ansätzen geschieht dies bereits. In <strong>de</strong>n letzten Jahren haben neben <strong>de</strong>n großen<br />

Verbän<strong>de</strong>n Selbsthilfegruppen und an<strong>de</strong>re selbstorganisierte Initiativen an Be<strong>de</strong>utung<br />

gewonnen. Zu nennen sind beispielsweise die Selbstorganisation von Angeboten<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rbetreuung und <strong>de</strong>r offenen Jugendarbeit, <strong>de</strong>r Bau und die Betreuung<br />

von Spielplätzen o<strong>de</strong>r die Entwicklung von Nachbarschaftsinitiativen in unterschiedlichsten<br />

Tätigkeitsfel<strong>de</strong>rn.<br />

Vielfach sind diese Gruppen - nicht zuletzt im Kontext <strong>de</strong>r neuen sozialen Bewegungen<br />

- bewußt in Abgrenzung zu <strong>de</strong>n als bürokratische Großorganisationen wahrgenommenen<br />

Verbän<strong>de</strong>n entstan<strong>de</strong>n. Ein großer Teil dieser Gruppen hat sich allerdings<br />

<strong>de</strong>m Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband angeschlossen, um angesichts<br />

<strong>de</strong>r rechtlichen Regelungen insbeson<strong>de</strong>re auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung die<br />

Vorteile <strong>de</strong>r Mitgliedschaft in einer Dachorganisation zu nutzen. Allein schon daran<br />

zeigt sich, daß es neue Organisationen ”in Deutschland vergleichsweise schwer [haben],<br />

als för<strong>de</strong>rungswürdig anerkannt sowie als Partner einer korporatistischen Politikgestaltung<br />

im Rahmen administrativer Interessenvermittlung auf <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />

Politikebenen akzeptiert zu wer<strong>de</strong>n” (vgl. Zimmer 1997: 76). Zwar wird in vielen<br />

Kommunen die Be<strong>de</strong>utung von freien Initiativen immer mehr hervorgehoben, jedoch<br />

schlägt sich dies bislang selten in entsprechen<strong>de</strong>n För<strong>de</strong>rstrategien nie<strong>de</strong>r.<br />

Auch gewerbliche Anbieter gewinnen an Be<strong>de</strong>utung: Immer häufiger fin<strong>de</strong>t sich in<br />

<strong>de</strong>n kommunalen Jugendämtern die Einschätzung, daß man auch mit gewerblichen<br />

Partnern kooperieren könne; parallel dazu gibt es aber auch Vorbehalte gegenüber<br />

einer möglichen ”Kommerzialisierung” in <strong>de</strong>r Jugendhilfe. Verstärkt wird diese Diskussion<br />

dadurch, daß im Zuge <strong>de</strong>r europäischen Einigung das Subsidiaritätsprinzip<br />

mit seiner Sicherung <strong>de</strong>r Vorrangstellung freier Träger aus wettbewerbsrechtlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n in Frage gestellt wird. Vor allem aber ist in einigen sozialpolitisch relevanten<br />

Bereichen die Entwicklung einer starken privaten Konkurrenz bereits im Gange. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

betrifft dies, geför<strong>de</strong>rt durch die Regelungen <strong>de</strong>r Pflegeversicherung, auf<br />

<strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Pflege zu, wo private Pflegedienste mit <strong>de</strong>n Verbän<strong>de</strong>n um Marktanteile<br />

kämpfen.<br />

Träger <strong>de</strong>r Jugendhilfe <strong>de</strong>n Rechtsanspruch auf einen Kin<strong>de</strong>rgartenplatz einlösen mußte, waren es<br />

faktisch eher die freien Träger, die staatliches Engagement for<strong>de</strong>rn konnten, nicht umgekehrt.<br />

17


Eine vergleichbare Entwicklung ist auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>r Jugendhilfe allerdings (noch)<br />

nicht in Sicht. So zeigt etwa eine Befragung von Mitarbeitern kommunaler Jugendämter<br />

und von Mitglie<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>r Jugendhilfeausschüsse in 10 nordrhein-westfälischen<br />

Kommunen, daß es sich bei privatwirtschaftlich organisierten Angeboten bisher um<br />

Einzelfälle han<strong>de</strong>lt. 14 Eine Aufweichung <strong>de</strong>r Abgrenzung zum erwerbswirtschaftlichen<br />

Sektor ist jedoch zu verzeichnen: So wird <strong>de</strong>r im Zuge <strong>de</strong>r Einlösung <strong>de</strong>s Rechtsanspruchs<br />

auf einen Kin<strong>de</strong>rgartenplatz massiv ausgeweitete Bau von Kin<strong>de</strong>rgärten<br />

nicht selten über Investorenmo<strong>de</strong>lle finanziert; Sozialpädagogen schließen sich in<br />

privatwirtschaftlicher Rechtsform zusammen, um Hilfen zur Erziehung anzubieten;<br />

freie Initiativen arbeiten in aller Regel mit gewerblichen Partnern zusammen, um ihre<br />

Finanzierung zu sichern 15 . Letzteres zeigt, daß die Verflechtungen zunehmen; eine<br />

Ten<strong>de</strong>nz zur Aufweichung <strong>de</strong>r Grenzen zwischen <strong>de</strong>n Sektoren ist also durchaus<br />

erkennbar. Eine aktive und explizite Strategie dazu ist jedoch höchstens ansatzweise<br />

zu beobachten. Die Aktivierungspotentiale, die in <strong>de</strong>r traditionell starken Rolle gesellschaftlicher<br />

Akteure in <strong>de</strong>r Jugendhilfepolitik enthalten sind, wer<strong>de</strong>n je<strong>de</strong>nfalls bislang<br />

durch die Konzentration auf verbandliche Akteure nur suboptimal genutzt.<br />

Ähnlich ambivalent verhält es sich mit <strong>de</strong>r Nutzung von Schnittstellen zwischen <strong>de</strong>n<br />

Interessen als Basis für die For<strong>de</strong>rung und För<strong>de</strong>rung individuellen Engagements.<br />

Zahlreiche freie Initiativen in <strong>de</strong>r Jugendhilfe entstehen in <strong>de</strong>r Tat auf <strong>de</strong>r Grundlage<br />

individueller Interessen: Aufgrund <strong>de</strong>s Mangels an Plätzen in Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen<br />

schließen sich Eltern zusammen, um für die eigenen Kin<strong>de</strong>r einen Betreuungsplatz<br />

zu schaffen; Eltern nehmen <strong>de</strong>n Bau o<strong>de</strong>r die Betreuung eines Spielplatzes in<br />

die Hand, damit ihre Kin<strong>de</strong>r Spielmöglichkeiten haben; Bewohner eines Stadtviertels<br />

schließen sich zu Stadtteilinitiativen zusammen, um die Lebensbedingungen in ihrem<br />

unmittelbaren Umfeld zu verbessern. In all diesen Fällen sind Eigeninteressen <strong>de</strong>r<br />

14 Die Befragung (im folgen<strong>de</strong>n kurz: Jugendamtsbefragung) wur<strong>de</strong> mit Hilfe eines halbstandardisierten<br />

Gesprächsleitfa<strong>de</strong>ns 1998/1999 im Rahmen eines Lehrforschungsprojektes an <strong>de</strong>r Gerhard-<br />

Mercator-Universität - Gesamthochschule - Duisburg durchgeführt. Einbezogen waren vier kreisangehörige<br />

und sechs kreisfreie Städte im Ruhrgebiet, im Bergischen Land sowie am Nie<strong>de</strong>r- und Mittelrhein.<br />

15 Im Zuge <strong>de</strong>r Jugendamtsbefragung (vgl. Fn. 14) wur<strong>de</strong> in einer Kommune einer Interviewserie mit<br />

17 freien Initiativen durchgeführt. Dabei stellte sich heraus, daß - mit zwei Ausnahmen - alle Kontakte<br />

zu gewerblichen Partnern haben. Neben Geldspen<strong>de</strong>n gibt es zahlreiche weitere Formen <strong>de</strong>r Unterstützung,<br />

etwa Sachspen<strong>de</strong>n, die unentgeltliche Durchführung von Arbeiten, die Überlassung von<br />

Materialien und Maschinen etc.<br />

18


Betroffenen <strong>de</strong>r Ausgangspunkt für das Engagement. Auf dieser Basis entstehen<br />

dann Angebote, die einen gemeinschaftlichen Wert haben - gera<strong>de</strong>zu klassische<br />

Beispiele für die Nutzung von Schnittstellen.<br />

Faktisch versuchen viele Jugendämter auch durchaus gezielt, an diesen Schnittstellen<br />

anzusetzen. So wird beispielsweise Eltern signalisiert, daß von seiten <strong>de</strong>r Stadt in<br />

einem neuen Wohnviertel auf absehbare Zeit kein Spielplatz gebaut wer<strong>de</strong>n kann,<br />

Eigenleistungen <strong>de</strong>r Bewohner jedoch Unterstützung fin<strong>de</strong>n wür<strong>de</strong>n. <strong>Der</strong> Umgang mit<br />

dieser Art von Engagement ist aber nach wie vor ambivalent - sowohl auf seiten von<br />

Politik und Verwaltung als auch bei <strong>de</strong>n Betroffenen selbst. Die Sichtweise, daß ehrenamtliches<br />

Engagement Einsatz für an<strong>de</strong>re be<strong>de</strong>utet und damit in diametralem<br />

Gegensatz zu egoistischer Motivation steht, scheint gesellschaftlich so fest verhaftet<br />

zu sein, daß aktive Bürger sich nicht selten scheuen, Eigeninteressen offenzulegen.<br />

In Politik und Verwaltung wird oft eine nachlassen<strong>de</strong> Bereitschaft zum Engagement<br />

beklagt und gleichzeitig, quasi ”hinter <strong>de</strong>r vorgehaltenen Hand”, angemerkt, daß diese<br />

Bereitschaft dann ansteige, wenn eigene Interessen dahinterstün<strong>de</strong>n. ”Eigentlich<br />

ist so ein Egoismus ja auch positiv”, formuliert eine Stadtverordnete eher entschuldigend<br />

in einem Interview im Rahmen <strong>de</strong>r Jugendamtsbefragung (vgl. Fn. 14). Eine<br />

offensive Strategie, die gezielt nach mobilisierbaren Individualinteressen suchen<br />

wür<strong>de</strong>, läßt sich auf <strong>de</strong>r Basis einer <strong>de</strong>rart ambivalenten Haltung schlecht entwickeln;<br />

eine ein<strong>de</strong>utige politische Anerkennung eines solchen Ansatzes wäre eine wichtige<br />

Voraussetzung für die Ausweitung von bürgerschaftlichem Engagement.<br />

3. Steuerungsformen in <strong>de</strong>r Jugendhilfe: Hat die Annäherung an ein aktivieren<strong>de</strong>s<br />

Steuerungsverständnis begonnen?<br />

Die Steuerung <strong>de</strong>r kommunalen Jugendhilfe beinhaltet einige Beson<strong>de</strong>rheiten im<br />

Vergleich zu an<strong>de</strong>ren kommunalen Politikfel<strong>de</strong>rn. Zunächst unterschei<strong>de</strong>t sich das<br />

Jugendamt von allen an<strong>de</strong>ren kommunalen Ämtern durch seine<br />

”Kollegialverfassung”: Seine Aufgaben ”wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Jugendhilfeausschuß und<br />

durch die Verwaltung <strong>de</strong>s Jugendamtes wahrgenommen” (§ 70 I), wobei die laufen<strong>de</strong>n<br />

Geschäfte vom Leiter <strong>de</strong>r Verwaltung <strong>de</strong>s Jugendamtes durchgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

<strong>Der</strong> Jugendhilfeausschuß gilt also als Bestandteil <strong>de</strong>s Jugendamtes. Im Kontext <strong>de</strong>r<br />

19


Diskussion um <strong>de</strong>n aktivieren<strong>de</strong>n Staat ist diese Konstellation vor allem aufgrund <strong>de</strong>r<br />

Zusammensetzung <strong>de</strong>s Ausschusses von Be<strong>de</strong>utung: Als stimmberechtigte Mitglie<strong>de</strong>r<br />

gehören ihm zu drei Fünfteln Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vertretungskörperschaft <strong>de</strong>s Trägers<br />

bzw. vom ihr gewählte, in <strong>de</strong>r Jugendhilfe erfahrene Männer und Frauen an; zwei<br />

Fünftel wer<strong>de</strong>n auf Vorschlag <strong>de</strong>r örtlichen anerkannten Träger <strong>de</strong>r freien Jugendhilfe<br />

von <strong>de</strong>r Vertretungskörperschaft gewählt, wobei die Vorschläge <strong>de</strong>r Jugend- und <strong>de</strong>r<br />

Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong> angemessen zu berücksichtigen sind (§ 71 I).<br />

In dieser Zusammensetzung <strong>de</strong>r Jugendhilfeausschüsse spiegelt sich die wesentliche<br />

Rolle wi<strong>de</strong>r, die freie Träger in <strong>de</strong>r Jugendhilfe spielen. Aus <strong>de</strong>r Partizipation gesellschaftlicher<br />

Akteure, die das Gesetz mit <strong>de</strong>r Funktion und Zusammensetzung <strong>de</strong>s<br />

Jugendhilfeausschusses festschreibt, ergibt sich grundsätzlich eine Aktivierungskomponente<br />

- diejenigen Akteure, die die Jugendhilfepolitik auf lokaler Ebene umsetzen,<br />

wer<strong>de</strong>n bereits in die Politikformulierung einbezogen. Darin liegt eine gute Voraussetzung<br />

für die Entwicklung von Koproduktion. In <strong>de</strong>r Praxis ist jedoch zu beobachten,<br />

daß ein mehr o<strong>de</strong>r weniger großer Anteil <strong>de</strong>r Vertreter freier Träger nicht in<br />

erster Linie an <strong>de</strong>r Mitgestaltung <strong>de</strong>r Jugendhilfepolitik, son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>r Sicherung<br />

<strong>de</strong>s eigenen Anteils an <strong>de</strong>n zu verteilen<strong>de</strong>n Mitteln interessiert ist. Gegenüber <strong>de</strong>r<br />

Entwicklung von Politikinhalten steht nicht selten <strong>de</strong>r Einfluß auf die Verteilung <strong>de</strong>r<br />

Mittel im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />

Vor allem aber han<strong>de</strong>lt es sich nicht um offene Akteurssysteme; die Regelungen über<br />

die Zusammensetzung sichern bestimmten Akteursgruppen einen exklusiven Zugang.<br />

16 Im übrigen wer<strong>de</strong>n die Jugendhilfeausschüsse, je nach kommunalpolitischer<br />

16<br />

Im Zuge <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r neuen Steuerungsmo<strong>de</strong>lle (vgl. II.4.) befürchten Verbandsvertreter,<br />

daß ihre Rolle zurückgedrängt wird: Da im neuen Steuerungsmo<strong>de</strong>ll eine klare Aufgabentrennung<br />

zwischen Politik und Verwaltung gefor<strong>de</strong>rt wird, vermutet man eine ”schleichen<strong>de</strong> Aushebelung <strong>de</strong>s<br />

zweigleisigen Jugendamtes” (vgl. Berthelmann/Niehaus 1996: 291) und damit eine Reduzierung <strong>de</strong>s<br />

Einflusses sowohl <strong>de</strong>r Politik als auch <strong>de</strong>r im Jugendhilfeausschuß vertretenen freien Träger. Die Problematik<br />

<strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen Kommune und freien Trägern wur<strong>de</strong> aufgegriffen<br />

in einem seit Januar 1996 vom Bun<strong>de</strong>sministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geför<strong>de</strong>rten<br />

Mo<strong>de</strong>llprojekt ”Neue Steuerungssysteme in <strong>de</strong>r Jugendhilfe” (vgl. JSB 1998a) an zwei Standorten<br />

(Lan<strong>de</strong>shauptstadt Stuttgart und Landkreis Göppingen). Dieses Projekt kommt zu <strong>de</strong>r Empfehlung,<br />

”freie Träger in ihrer anwaltschaftlichen Rolle in Steuerung miteinzubin<strong>de</strong>n und nicht reine Auftraggeber/Auftragnehmerverhältnisse<br />

zwischen Kommunen und freien Trägern vorzusehen” und<br />

”privat-gewerbliche Träger genauso wie die frei-gemeinnützigen Träger beim Aufbau von Steuerungssystemen<br />

einzubin<strong>de</strong>n” (vgl. JSB 1998a: 44). Anknüpfend an das Konzept <strong>de</strong>s sozialraumbezogenen<br />

Arbeitens empfiehlt es die Einrichtung von bezirksbezogenen Steuerungsgremien (vgl. JSB<br />

1998a:47). <strong>Der</strong>artige Konzepte können als Beleg dafür dienen, daß die exklusive Beteiligung <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong><br />

an <strong>de</strong>r Steuerung in <strong>de</strong>r Jugendhilfe durch die Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung relativiert wird.<br />

20


Landschaft, originär von parteipolitischen Konstellationen geprägt; insbeson<strong>de</strong>re in<br />

Kommunen mit festgefügten Mehrheitsverhältnissen engagieren sich Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />

Mehrheitspartei in Verbän<strong>de</strong>n, um dann von diesen als Vertreter in <strong>de</strong>n Jugendhilfeausschuß<br />

entsandt zu wer<strong>de</strong>n. Von Kooperation zwischen unabhängigen Akteuren<br />

kann in solchen Fällen kaum noch die Re<strong>de</strong> sein.<br />

Allerdings wird in wachsen<strong>de</strong>m Maße versucht, Dialoge zu organisieren, die diesem<br />

System vorgelagert sind und es partiell öffnen. In vielen Kommunen gibt es Projekte<br />

zur Partizipation von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen, in <strong>de</strong>nen diese etwa ihre Vorstellungen<br />

zu Freizeitangeboten o<strong>de</strong>r ihre Wünsche an die Gestaltung von Spielflächen<br />

einbringen können. <strong>Der</strong>artige Projekte haben von <strong>de</strong>r Konzeption her ein<strong>de</strong>utig aktivieren<strong>de</strong>n<br />

Charakter, weil sie Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche zur aktiven Beteiligung anregen.<br />

Häufig wer<strong>de</strong>n solche Projekte genutzt, um Material für die Jugendhilfeplanung<br />

zu sammeln: Die in diesem Rahmen erarbeiteten Vorstellungen von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

gehen in die kommunale Planung ein.<br />

Ein an<strong>de</strong>res Instrument besteht in <strong>de</strong>r Durchführung von Stadtteilkonferenzen, in <strong>de</strong>nen<br />

- in <strong>de</strong>r Regel mo<strong>de</strong>riert durch das Jugendamt - Vertreter von jugendpolitisch<br />

relevanten Akteuren zusammentreffen - Vertreter von Schulen, Kin<strong>de</strong>rtagesreinrichtungen,<br />

Jugendzentren, Kirchen und Verbän<strong>de</strong>n sowie interessierte Privatpersonen.<br />

Auch auf dieser Ebene wer<strong>de</strong>n, bezogen auf <strong>de</strong>n Stadtteil, Vorstellungen über gewünschte<br />

Angebote entwickelt. Als problematisch erweist sich jedoch regelmäßig die<br />

Umsetzung. Ebenso wie bei Partizipationsprojekten für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche, so<br />

wer<strong>de</strong>n auch mit <strong>de</strong>r Durchführung von Stadtteilkonferenzen Ansprüche geweckt, die<br />

dann nicht selten im Konflikt mit an<strong>de</strong>ren Interessenlagen und finanziellen Erwägungen<br />

zum Opfer fallen. Frustration, Rückzug und Verärgerung <strong>de</strong>r Beteiligten sind die<br />

Folgen. In einigen Kommunen hat man aus entsprechen<strong>de</strong>n negativen Erfahrungen<br />

die Konsequenz gezogen, Partizipation nur noch bezogen auf konkrete Einzelprojekte<br />

durchzuführen - wenn beispielsweise bereits feststeht, daß ein Spielplatz eingerichtet<br />

wird, gibt es für im Rahmen von Partizipationsprojekten entwickelte Gestaltungsvorschläge<br />

relativ gute Umsetzungschancen. Trotz aller Schwierigkeiten im einzelnen<br />

läßt sich aber feststellen, daß Ansätze direkter Partizipation auf kommunaler<br />

Ebene an Be<strong>de</strong>utung gewinnen.<br />

21


Im Hinblick auf die Entwicklung von Koproduktion sind schließlich auch Versuche von<br />

Be<strong>de</strong>utung, unterschiedliche Akteure zu vernetzen. So gibt es einen hohen Bedarf<br />

nach einer Verbesserung <strong>de</strong>r Nachmittagsbetreuung schulpflichtiger Kin<strong>de</strong>r. Neben<br />

<strong>de</strong>m klassischen Hort wer<strong>de</strong>n hier in wachsen<strong>de</strong>m Maße Grundschulen, Jugendheime,<br />

Vereine und Stadtteilinitiativen in die Entwicklung von Angeboten einbezogen. In<br />

vielen Kommunen gibt es Bestrebungen, diese Aktivitäten aufeinan<strong>de</strong>r abzustimmen.<br />

Zu diesem Zweck wer<strong>de</strong>n Arbeitsgruppen gebil<strong>de</strong>t, mit <strong>de</strong>nen zunächst eine wechselseitige<br />

Information über Aktivitäten und Potentiale und eine Weiterentwicklung <strong>de</strong>r<br />

Aktivitäten erreicht wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

Partizipationsprojekte, Stadtteilkonferenzen und Ansätze zur Vernetzung können in<br />

<strong>de</strong>r Tat dazu beitragen, daß ”Innovationsallianzen” entstehen. Insofern können <strong>de</strong>rartige<br />

Ansätze in eine offensive Aktivierungsstrategie eingebun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Zum einen<br />

wirken die Möglichkeiten zur Mitgestaltung für die Betroffenen per se als Anregung<br />

für Aktivität; zum an<strong>de</strong>ren können die Mo<strong>de</strong>lle dahingehend weiterentwickelt<br />

wer<strong>de</strong>n, daß die Beteiligten nicht nur Vorschläge erarbeiten, son<strong>de</strong>rn, im Sinne <strong>de</strong>r<br />

Koproduktion, aktiv in <strong>de</strong>ren Umsetzung einbezogen wer<strong>de</strong>n. So kann eine Stadtteilkonferenz<br />

als Ausgangspunkt dafür dienen, daß unterschiedliche Akteure ihre Ressourcen<br />

bün<strong>de</strong>ln, um ein Angebot offener Jugendarbeit zu schaffen. Inwieweit im<br />

Rahmen solcher Kooperationen tatsächlich innovative Ansätze entstehen, kann im<br />

voraus kaum beurteilt wer<strong>de</strong>n; die Chance besteht je<strong>de</strong>nfalls, und eine entsprechen<strong>de</strong><br />

Mo<strong>de</strong>ration kann ihre Nutzung zweifellos verbessern.<br />

4. Neue Steuerungsmo<strong>de</strong>lle in <strong>de</strong>r Jugendhilfe: Auf <strong>de</strong>m Weg zur<br />

aktivieren<strong>de</strong>n Verwaltung?<br />

Verän<strong>de</strong>rungen in <strong>de</strong>n Strukturen <strong>de</strong>r kommunalen Jugendhilfe ergeben sich in <strong>de</strong>n<br />

letzten Jahren durch die Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung, die in vielen <strong>de</strong>utschen<br />

Kommunen seit Beginn <strong>de</strong>r neunziger Jahre unter <strong>de</strong>m Stichwort ”Neues<br />

Steuerungsmo<strong>de</strong>ll” in Angriff genommen wur<strong>de</strong>: Die Organisationsstruktur soll<br />

umgestaltet wer<strong>de</strong>n, um zusammenhängen<strong>de</strong> Aufgaben in Fachbereichen<br />

zusammenzufassen. Je<strong>de</strong>r Fachbereich erhält für die Erfüllung seiner Aufgaben ein<br />

Budget, das er möglichst weitgehend selbst bewirtschaften kann (”<strong>de</strong>zentrale<br />

22


Ressourcenverantwortung”). Damit einher geht die Umgestaltung <strong>de</strong>s Haushaltsplanes,<br />

<strong>de</strong>r künftig einen Überblick über die mit Hilfe dieses Budgets erstellten Leistungen<br />

(”Produkte”) ermöglichen soll. Über Art, Umfang und Qualität <strong>de</strong>r Leistungen - zwischen<br />

Politik und Verwaltung, Verwaltungsspitze und Fachbereichen, Fachbereichsleitungen<br />

und Arbeitsteams - sollen Zielvereinbarungen abgeschlossen wer<strong>de</strong>n<br />

(”Kontraktmanagement”). Auf Grundlage dieser Zielvereinbarungen ist eine<br />

weitgehen<strong>de</strong> Dezentralisierung <strong>de</strong>r Verantwortung für die Umsetzung vorgesehen,<br />

wodurch eine bessere Motivation <strong>de</strong>r Beschäftigten, eine erhöhte Flexibilität und damit<br />

mehr Effizienz erreicht wer<strong>de</strong>n soll. Zur Steuerung kommen betriebswirtschaftliche<br />

Instrumente (Kosten- und Leistungsrechnung, Controlling) zum Einsatz.<br />

Die Kommunale Gemeinschaftsstelle (KGSt), die diese Entwicklung wesentlich geprägt<br />

hat, legte 1994 als Grundlage für die Einführung <strong>de</strong>r neuen Steuerung in einem<br />

Bericht einen Vorschlag für einen Produktplan <strong>de</strong>r Jugendhilfe vor, <strong>de</strong>r sechs Produktbereiche<br />

17 umfaßt. Für diese Bereiche schlägt die KGSt eine <strong>de</strong>taillierte Aufglie<strong>de</strong>rung<br />

in Produktgruppen und Produkte vor (vgl. KGSt 1994: 21ff.), welche sich<br />

stark an <strong>de</strong>n im KJHG <strong>de</strong>finierten Aufgabenkatalog anlehnt.<br />

Praktisch richteten die neuen Steuerungsmo<strong>de</strong>lle sich zunächst schwerpunktmäßig<br />

auf eine Umgestaltung <strong>de</strong>r Aufbauorganisation 18 sowie auf die Einführung von betriebswirtschaftlichen<br />

Steuerungsinstrumenten 19 . Inzwischen wird die Umsetzung <strong>de</strong>r<br />

Grundgedanken <strong>de</strong>r neuen Steuerung nicht nur innerhalb <strong>de</strong>r Jugendämter, son<strong>de</strong>rn<br />

auch im Hinblick auf die freien Träger verfolgt. Viele Kommunen sind bestrebt, Lei-<br />

17<br />

Kin<strong>de</strong>rtagesbetreuung, Allgemeine För<strong>de</strong>rung von jungen Menschen und ihren Familien, Familienergänzen<strong>de</strong><br />

Hilfen für junge Menschen und ihre Familien in beson<strong>de</strong>ren Problemlagen, Familienersetzen<strong>de</strong><br />

Hilfen für junge Menschen und ihre Familien in beson<strong>de</strong>ren Problemlagen, Sonstige Hilfen,<br />

Interne Produkte (vgl. KGSt 1994)<br />

23<br />

18 Für die Jugendämter be<strong>de</strong>utet dies oft, daß sie als eigenständiges Amt aufgelöst wur<strong>de</strong>n. I<strong>de</strong>altypisch<br />

kann man zwei Mo<strong>de</strong>lle <strong>de</strong>r Zuordnung ihrer bisherigen Aufgaben unterschei<strong>de</strong>n, nämlich einerseits<br />

die Zusammenfassung mit Bildung und Kultur, an<strong>de</strong>rerseits die Integration in einen Fachbereich<br />

”Soziale Dienste”. Darüber hinaus gibt es Kommunen, die sehr große Fachbereiche gebil<strong>de</strong>t haben,<br />

welche all diese Aufgaben enthalten. Des weiteren wur<strong>de</strong>n in einigen Kommunen die Aufgaben <strong>de</strong>r<br />

Jugendhilfe institutionell voneinan<strong>de</strong>r getrennt, in<strong>de</strong>m beispielsweise Infrastruktureinrichtungen (wie<br />

Tageseinrichtungen für Kin<strong>de</strong>r, Jugendfreizeiteinrichtungen usw.) nun als Regiebetriebe o<strong>de</strong>r Eigenbetriebe<br />

mit relativ hoher Autonomie geführt wer<strong>de</strong>n (zum Beispiel Wuppertal vgl. Wilts 1997).<br />

19 Nach <strong>de</strong>n Ergebnissen einer Befragung von Jugendämtern, die das Deutsche Jugendinstitut im<br />

Rahmen seines Projektes ”Dauerbeobachtung <strong>de</strong>r Jugendhilfe” (vgl. Seckinger/Weigel/van Santen/Markert<br />

1998) im Jahre 1996 durchführte, haben 62 % <strong>de</strong>r Jugendämter bereits Umstrukturierungen<br />

nach <strong>de</strong>n Empfehlungen <strong>de</strong>r KGSt vorgenommen bzw. planten sie für die nächste Zeit planten<br />

(vgl. Seckinger/Weigel/van Santen/Markert 1998: 117), wobei alle Ämter - mit einer Ausnahme - auch<br />

Produktbeschreibungen erarbeiteten (vgl. Seckinger/Weigel/van Santen/Markert 1998: 119).


stungsbeziehungen vertraglich festzulegen (Kontrakte) und über ein Berichtswesen<br />

anhand festgelegter Kenngrößen und Indikatoren <strong>de</strong>n Erfolg <strong>de</strong>r jeweiligen Produkte<br />

und Leistungen zu kontrollieren. Zuschüsse an die Träger sollen auf dieser Grundlage<br />

durch Leistungsentgelte ersetzt wer<strong>de</strong>n. 20 Diese Entwicklung steht allerdings noch<br />

am Anfang. 21<br />

Die Zielgröße einer ”aktivieren<strong>de</strong>n Verwaltung” spielte in dieser Entwicklung zunächst<br />

keine Rolle. Daß im gleichen Zeitraum auch die Be<strong>de</strong>utung von freien Initiativen gewachsen<br />

ist, ist eher als zufällige Parallele zu betrachten. Die Implementierung von<br />

Aktivierungsstrategien gewinnt erst langsam, im Zuge <strong>de</strong>r neueren Debatte um die<br />

”Bürgerkommune”, an Be<strong>de</strong>utung. Auswirkungen auf die Entwicklung von Aktivierungsstrategien<br />

hatte die Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung daher bislang nur indirekt -<br />

positiv wie negativ. Positiv hervorzuheben ist die Dezentralisierung <strong>de</strong>r Ressourcenverantwortung:<br />

Wenn ein Amt die Möglichkeit hat, im Rahmen seines Budgets einer<br />

Initiative Ressourcen zuzuweisen, kann eine För<strong>de</strong>rung kurzfristiger und unbürokratischer<br />

erfolgen als im traditionellen System. Auch in <strong>de</strong>r Stärkung <strong>de</strong>r Eigenverantwortung<br />

<strong>de</strong>r einzelnen Einrichtungen sehen Vertreter freier Träger (welche <strong>de</strong>n neuen<br />

Steuerungsmo<strong>de</strong>llen ansonsten oft sehr kritisch gegenüberstehen) Chancen für<br />

eine erweiterte Partizipation von Jugendlichen ”in Jugendverbän<strong>de</strong>n, Jugendfreizeitstätten<br />

und an<strong>de</strong>ren Einrichtungen <strong>de</strong>r Jugendarbeit. Eine Grundbedingung für die<br />

Entwicklung von Beteiligungsmöglichkeiten junger Menschen in <strong>de</strong>r Jugendarbeit<br />

liegt wie<strong>de</strong>rum in erweiterten Gestaltungs- und Entscheidungskompetenzen für die<br />

dort freiwillig und hauptamtlich tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ohne daß die<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst über gesicherte und transparente Mitspracheund<br />

Entscheidungsrechte verfügen, können sie mit Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen solche<br />

Strukturen und Verhaltensweisen nicht wirklich einüben und praktizieren. Hier könnte<br />

das Neue Steuerungsmo<strong>de</strong>ll durch Abbau hierarchischer Strukturen und Aufbau <strong>de</strong>-<br />

20<br />

vgl. ausführlich KGSt 1998.<br />

24<br />

21 Sowohl mit <strong>de</strong>n Bestrebungen zur Einführung neuer Steuerungsmo<strong>de</strong>lle in einer wachsen<strong>de</strong>n Zahl<br />

von Jugendämtern als auch mit <strong>de</strong>n diesbezüglichen KGSt-Berichten wur<strong>de</strong> eine umfangreiche und<br />

kontroverse fachpolitische Diskussion ausgelöst. Während einerseits die Jugendämter von <strong>de</strong>r KGSt<br />

wie auch von einigen Kommunen als Mo<strong>de</strong>llämter ausgewählt wur<strong>de</strong>n, gibt es an<strong>de</strong>rerseits kaum<br />

einen Verwaltungsbereich, in <strong>de</strong>m Konzeption und Umsetzung <strong>de</strong>r Reformen so umstritten sindZu<br />

diesen Kontroversen vgl. die Beiträge in Flösser/Otto 1996 und Merchel/Schrapper 1996; zusammenfassend<br />

<strong>Stöbe</strong>-<strong>Blossey</strong> 1998.


zentraler Ressourcenverantwortung einen Fortschritt bringen” (vgl. Berthelmann/Niehaus<br />

1996: 289).<br />

Negative Konsequenzen für Aktivierungsstrategien können sich aus <strong>de</strong>r (vor allem in<br />

<strong>de</strong>r Anfangsphase stark im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen<strong>de</strong>n, inzwischen aber relativierten)<br />

Arbeit mit Produktkatalogen ergeben: Hier besteht die Gefahr, daß ein bestimmter<br />

status quo an Leistungen festgeschrieben und die Arbeit <strong>de</strong>r Verwaltung einseitig<br />

darauf abgestellt wird, so daß die Chancen für die Entwicklung von neuen Ansätzen<br />

geringer wer<strong>de</strong>n. Darüber hinaus schaffen Ansätze einer Kosten-Leistungs-<br />

Rechnung mehr Transparenz. In manchen Fällen erschwert diese Transparenz die<br />

Weiterführung einer bisher oft vorfindbaren Praxis <strong>de</strong>r informellen För<strong>de</strong>rung von Initiativen:<br />

So wird beispielsweise mancherorts Initiativen die kostenlose Nutzung von<br />

städtischen Räumen ermöglicht, was oft auf eine informelle Regelung zurückgeht, die<br />

nun durch die betriebswirtschaftlich orientierte Betrachtungsweise offensichtlich wird.<br />

Wenn in einer Kommune Aktivierungselemente eher naturwüchsig als politisch gewollt<br />

entstan<strong>de</strong>n sind, können sie <strong>de</strong>mnach durch die Umsetzung <strong>de</strong>r neuen Steuerungsmo<strong>de</strong>lle<br />

ebenso naturwüchsig zurückgedrängt wer<strong>de</strong>n. Steht jedoch eine offensive<br />

Strategie dahinter, kann die entstehen<strong>de</strong> Transparenz die Chancen für die Weiterentwicklung<br />

von Aktivierungselementen eher verbessern.<br />

Ansätze für eine offensive Strategie sind jedoch bislang noch selten vorzufin<strong>de</strong>n.<br />

Vertreter freier Initiativen beklagen sich oft darüber, daß sie es beson<strong>de</strong>rs in <strong>de</strong>r Anfangsphase<br />

schwer haben, in <strong>de</strong>r Verwaltung die richtigen Ansprechpartner zu fin<strong>de</strong>n,<br />

die notwendigen Informationen zu erhalten und als Gesprächspartner anerkannt<br />

zu wer<strong>de</strong>n. Hier ist zunächst innerhalb <strong>de</strong>r Verwaltungen ein Bewußtseinswan<strong>de</strong>l<br />

erfor<strong>de</strong>rlich (<strong>de</strong>r ansatzweise bereits im Gange ist): Freie Initiativen müssen als Partner<br />

gesehen wer<strong>de</strong>n und nicht, wie teilweise zu beobachten, als Konkurrenz o<strong>de</strong>r<br />

Bedrohung. Darüber hinaus wird über organisatorische Maßnahmen diskutiert: So<br />

könnte beispielsweise ein Mitarbeiter <strong>de</strong>r Verwaltung eine Art ”Lotsenfunktion” übernehmen,<br />

das heißt, <strong>de</strong>n Initiativen als erster Ansprechpartner zur Verfügung stehen<br />

und <strong>de</strong>ren Anliegen innerhalb <strong>de</strong>r Verwaltung vertreten.<br />

Ein hohes Maß an Konsumentensouveränität ist im Kin<strong>de</strong>r- und Jugendhilfegesetz<br />

angelegt: § 5 KJHG räumt Leistungsberechtigten das Recht ein, ”zwischen Einrichtungen<br />

und Diensten verschie<strong>de</strong>ner Träger zu wählen und Wünsche hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

25


Gestaltung <strong>de</strong>r Hilfe zu äußern”, wobei diesen Wünschen zu entsprechen ist, ”soweit<br />

dies nicht mit unverhältnismäßigen Mehrkosten verbun<strong>de</strong>n ist”; nach § 8 KJHG sind<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche ”entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffen<strong>de</strong>n<br />

Entscheidungen <strong>de</strong>r öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen”; bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Ausgestaltung von Hilfen zur Erziehung sind Personensorgeberechtigte sowie das<br />

Kind bzw. <strong>de</strong>r Jugendliche nach § 36 I KJHG umfassend zu beraten. Das Aktivierungspotential,<br />

das diese Regelungen auf <strong>de</strong>n ersten Blick zu enthalten scheinen,<br />

wird allerdings durch zwei Aspekte eingeschränkt:<br />

<strong>Der</strong> erste Aspekt ist pädagogischer Art: Was bei <strong>de</strong>r Verabschiedung <strong>de</strong>s KJHG als<br />

Fortschritt galt, nämlich das hohe Maß an Freiwilligkeit <strong>de</strong>r Betroffenen bei <strong>de</strong>r Inanspruchnahme<br />

von Hilfen, wird inzwischen von manchen Fachleuten als kontraproduktiv<br />

kritisiert: Betroffene, so beispielsweise <strong>de</strong>r Leiter <strong>de</strong>s Kieler Amtes für Soziale<br />

Dienste, wüßten ”nicht in je<strong>de</strong>m Fall, was gut für sie sei”; ein ”sanfter Druck” sei teilweise<br />

notwendig, um Hilfen zur Selbsthilfe umsetzen zu können (vgl. Die Zeit<br />

02.06.1999).<br />

Die zweite Einschränkung ergibt sich daraus, daß <strong>de</strong>r Wettbewerb zwischen unterschiedlichen<br />

Anbietern, <strong>de</strong>r sich aus <strong>de</strong>m Wahlrecht potentiell ergeben könnte, durch<br />

die Struktur <strong>de</strong>s ”Marktes” nicht voll zur Wirkung kommen kann. Es ist nicht unbedingt<br />

die Qualität <strong>de</strong>s Angebots, die die Präferenz eines Betroffenen für einen bestimmten<br />

Träger beeinflußt; vielmehr spielen - vom KJHG auch durchaus so intendiert<br />

- i<strong>de</strong>ologische Bindungen eine Rolle: Man wen<strong>de</strong>t sich beispielsweise an die<br />

Caritas, weil man katholisch ist. Schwerer wirkt die vielfach vorfindbare Aufteilung<br />

<strong>de</strong>s ”Marktes” zwischen <strong>de</strong>n Trägern, so daß eine Wahlmöglichkeit <strong>de</strong>s einzelnen<br />

oftmals faktisch nicht gegeben ist.<br />

Tatsächlich spielt das Thema ”Wettbewerb zwischen <strong>de</strong>n Trägern” erst mit <strong>de</strong>r Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r neuen Steuerungsmo<strong>de</strong>lle eine praktisch relevante Rolle. In Verbindung<br />

mit <strong>de</strong>m Konzept <strong>de</strong>r Leistungsverträge ist diese Entwicklung für die Anbieter von<br />

entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r Be<strong>de</strong>utung. Eine vom Bun<strong>de</strong>sministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend geför<strong>de</strong>rte Trendstudie <strong>de</strong>r Dr. Jan Schrö<strong>de</strong>r Beratungsgesellschaft<br />

mbH versucht einen ersten Einblick zu geben, wie weit die Einführung wettbewerblicher<br />

Elemente in <strong>de</strong>r Jugendhilfe bereits fortgeschritten ist (vgl. BMFSFJ/JSB<br />

1998). Von 69 Jugendämtern, die in diesem Zusammenhang an einer schriftlichen<br />

26


Befragung teilgenommen hatten, gaben 41 Ämter an, in <strong>de</strong>n vergangenen drei Jahren<br />

aktiv <strong>de</strong>n Wettbewerb zwischen <strong>de</strong>n Anbietern geför<strong>de</strong>rt zu haben. Themenfel<strong>de</strong>r<br />

sind insbeson<strong>de</strong>re die Hilfen zur Erziehung (in fast allen Ämtern); mit gut 50 % folgt<br />

die Jugendarbeit; jeweils ein knappes Drittel <strong>de</strong>r Ämter nennt die Bereiche<br />

”Kin<strong>de</strong>rtagesstätten” und ”Beratung und Bildung”. Dabei lassen sich zwei Formen von<br />

Wettbewerb unterschei<strong>de</strong>n, nämlich die Stärkung <strong>de</strong>r Nutzer bei Auswahlentscheidungen<br />

und die Durchführung von Anfragen/Ausschreibungen durch <strong>de</strong>n öffentlichen<br />

Träger. Letzteres wird von allen 41 Ämtern praktiziert, ersteres nur von 17. Im Ergebnis<br />

kommt die Studie zu <strong>de</strong>r Feststellung, daß es bislang noch wenig Kenntnisse<br />

über die Verfahren gibt, die zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Wettbewerbs praktiziert wer<strong>de</strong>n (vgl.<br />

JSB 1998b).<br />

Von <strong>de</strong>n etablierten Trägern wer<strong>de</strong>n diese Entwicklungen oft mit großer Skepsis betrachtet,<br />

<strong>de</strong>nn es wird nicht nur eine stärkeren Konkurrenz durch gewerbliche Träger<br />

vermutet (vgl. Berthelmann/Niehaus 1996: 285) - auch im Verhältnis <strong>de</strong>r Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong><br />

untereinan<strong>de</strong>r wächst <strong>de</strong>r Konkurrenzdruck. Wenn die Kommunen zu einer<br />

Ausschreibungspraxis übergehen, entfällt die Aufteilung <strong>de</strong>s ”Marktes”, die vielfach<br />

nach <strong>de</strong>m Prinzip funktioniert, daß kein Verband in die Domänen <strong>de</strong>s an<strong>de</strong>ren vorzudringen<br />

versucht: ”Das in vielen Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong>n vorherrschen<strong>de</strong> Nebeneinan<strong>de</strong>r,<br />

die äußerliche Toleranz <strong>de</strong>s ‘Leben-und-Leben-Lassens’ kann angesichts dieser<br />

Herausfor<strong>de</strong>rung nicht mehr durchgehalten wer<strong>de</strong>n. Die Träger sind gezwungen, ihre<br />

Qualitätskriterien offenzulegen und sich in eine Konfrontation mit an<strong>de</strong>ren Konzepten<br />

zu begeben” (vgl. Merchel 1996: 306f.). Unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Aktivierung -<br />

insbeson<strong>de</strong>re unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>s ”For<strong>de</strong>rns” (vgl. II.2.) - sind dies allerdings genau<br />

die gewünschten Effekte.<br />

Jedoch befürchten viele freie Träger, zum bloßen Leistungsanbieter <strong>de</strong>gradiert und<br />

nach ausschließlich ökonomischen Kriterien bewertet zu wer<strong>de</strong>n: ”Ten<strong>de</strong>nziell<br />

scheint <strong>de</strong>r freie Träger in <strong>de</strong>n Status eines Erbingers von Leistungen in Delegation<br />

gedrängt zu wer<strong>de</strong>n, und das Verhältnis zwischen öffentlichen und freien Trägern<br />

tendiert in Richtung einer zunehmen<strong>de</strong>n Hierarchisierung von Beziehungen” (vgl.<br />

Merchel 1996: 300). Wenn tatsächlich eine Hierarchisierung <strong>de</strong>r Beziehungen im<br />

Mittelpunkt steht, wirkt dies zweifellos <strong>de</strong>aktivierend: Für potentielle Träger - für die<br />

etablierten ebenso wie für neu hinzukommen<strong>de</strong> - ist es dann rational, auf Anfragen<br />

<strong>de</strong>r Kommune zu warten und dann ein möglichst genau darauf abgestimmtes und<br />

27


kostengünstiges Angebot vorzulegen. Die Gefahr <strong>de</strong>r Erstarrung, die als mögliche<br />

Folge einer engen Orientierung an Produktkatalogen verwaltungsintern gegeben ist,<br />

überträgt sich so auf die Träger.<br />

Bei einer geeigneten Gestaltung hingegen kann das Instrument <strong>de</strong>r Leistungsverträge<br />

durchaus eine Aktivierungsstrategie darstellen. Voraussetzung dafür ist, daß die<br />

potentiellen Träger in die inhaltliche Diskussion um die Planung <strong>de</strong>r Angebote einbezogen<br />

wer<strong>de</strong>n. Vor allem sollten Leistungsverträge eben nicht nur starr an Produkten<br />

ausgerichtet sein. Vielmehr sollten sie Zielgrößen enthalten, die <strong>de</strong>m Träger einen<br />

Freiraum bei <strong>de</strong>r Ausgestaltung seiner Arbeit einräumen. Ebenso muß in diesem<br />

Kontext eine Qualitäts<strong>de</strong>batte geführt wer<strong>de</strong>n, um Kriterien zu entwickeln, die fachlichen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen entsprechen.<br />

Von <strong>de</strong>r relativ einseitigen Orientierung an quantitativen Kennziffern und Produkt<strong>de</strong>finitionen<br />

hat sich auch die KGSt inzwischen abgewandt. In einem neueren Bericht<br />

betont sie im Hinblick auf die Jugendhilfe, quantitative Daten seien ”eine notwendige<br />

Informationsquelle, erhalten ihren Wert aber erst im Rahmen <strong>de</strong>r fachlichen Einschätzungen<br />

<strong>de</strong>r Fachkräfte und aus <strong>de</strong>m betroffenen Wirkungsfeld” (vgl. KGSt<br />

1998: 32). Daher wer<strong>de</strong>n einige Vorschläge für outcomeorientierte Indikatoren unterbreitet<br />

(vgl. KGSt 1998: 25ff.). Des weiteren wird als Controlling-Instrument die regelmäßige<br />

Durchführung von Workshops angeregt, in <strong>de</strong>nen alle Beteiligten und<br />

eventuell externe Experten anhand zuvor entwickelter Indikatoren Bedarfs- und Leistungsentwicklungen<br />

analysieren (vgl. KGSt 1998: 32f.). An solchen Verfahren sollten<br />

nach Auffassung <strong>de</strong>r KGSt in angemessenen Abstän<strong>de</strong>n auch Klienten und an<strong>de</strong>re<br />

Bürger beteiligt wer<strong>de</strong>n; Ergebnisprotokolle sollten nach diesem Konzept <strong>de</strong>m<br />

Jugendhilfeausschuß vorgelegt wer<strong>de</strong>n und somit <strong>de</strong>r Steuerungsunterstützung dienen<br />

(vgl. KGSt 1998: 33). In <strong>de</strong>rartigen Verfahrensweisen - wenn sie <strong>de</strong>nn praktisch<br />

umgesetzt wer<strong>de</strong>n - liegen schon allein aufgrund <strong>de</strong>r starken Beteiligungsorientierung<br />

zweifellos wichtige Anknüpfungspunkte für Aktivierungsstrategien. Auf diese Weise<br />

können bei <strong>de</strong>n Trägern Prozesse <strong>de</strong>r Organisationsentwicklung angestoßen wer<strong>de</strong>n.<br />

Es ist durchaus vorstellbar und wünschenswert, in diesem Kontext auch Benchmarking-Verfahren<br />

zu entwickeln; jedoch liegen hierzu bislang kaum Konzepte,<br />

geschweige <strong>de</strong>nn Erfahrungen vor.<br />

28


Was schließlich die Ausgestaltung von För<strong>de</strong>rstrategien betrifft, so können aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Vielfalt vorhan<strong>de</strong>ner Programme im Kontext dieses Beitrages nur einige exemplarische<br />

Problemfel<strong>de</strong>r angesprochen wer<strong>de</strong>n, aus <strong>de</strong>nen sich Hinweise auf die<br />

Problematik ableiten lassen:<br />

• In einigen Fel<strong>de</strong>rn, wie etwa in <strong>de</strong>r offenen Jugendarbeit, ist eine Ten<strong>de</strong>nz weg<br />

von <strong>de</strong>r institutionellen För<strong>de</strong>rung eines Trägers hin zu einer Projektför<strong>de</strong>rung zu<br />

beobachten. Einerseits liegen hier - ähnlich wie bezüglich <strong>de</strong>r Leistungsverträge -<br />

Aktivierungspotentiale, weil die Träger gezwungen sind, ihre Arbeit neu zu über<strong>de</strong>nken<br />

und konkrete, bedarfsgerechte Projekte zu <strong>de</strong>finieren. An<strong>de</strong>rerseits führt<br />

dies in <strong>de</strong>r Praxis oft auch dazu, daß eine umfangreiche (und zeitrauben<strong>de</strong>)<br />

”Projektlyrik” entwickelt wird, um die eigene Arbeit (und die Stellen <strong>de</strong>r betroffenen<br />

Mitarbeiter) abzusichern. <strong>Der</strong> bürokratische Aufwand einerseits und <strong>de</strong>r Innovationsgrad<br />

an<strong>de</strong>rerseits müssen dann nicht unbedingt in einem sinnvollen Verhältnis<br />

zueinan<strong>de</strong>r stehen.<br />

• Die Rahmenbedingungen für Elterninitiativen, die Einrichtungen zur Kin<strong>de</strong>rbetreuung<br />

grün<strong>de</strong>n wollen, sind in <strong>de</strong>n einzelnen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn höchst unterschiedlich<br />

gestaltet. So wird beispielsweise in einigen Gesetzen über Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen<br />

Elterninitiativen die Möglichkeit eingeräumt, die erfor<strong>de</strong>rlichen Eigenanteile an<br />

<strong>de</strong>n Betriebskosten dadurch nachzuweisen, daß sie, ergänzend zu <strong>de</strong>n Fachkräften,<br />

ehrenamtlich in <strong>de</strong>r Einrichtung mitarbeiten. Außer<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n in einigen<br />

Fällen auch sehr kleine Einrichtungen geför<strong>de</strong>rt, was die Organisationskosten für<br />

Initiativen erheblich senkt. In an<strong>de</strong>ren Lan<strong>de</strong>sgesetzen fehlen <strong>de</strong>rartige Aktivierungselemente<br />

vollständig. So erhalten Elterninitiativen in Nordrhein-Westfalen<br />

zwar eine recht komfortable finanzielle För<strong>de</strong>rung, jedoch müssen Personalausstattung<br />

und Gruppengröße vollständig <strong>de</strong>n Standards einer kommunal o<strong>de</strong>r verbandlich<br />

getragenen Einrichtung entsprechen. Zu<strong>de</strong>m müssen die Eltern - zusätzlich<br />

zu <strong>de</strong>m in <strong>de</strong>r Regel erfor<strong>de</strong>rlichen Vereinsbeitrag - <strong>de</strong>n lan<strong>de</strong>sweit einheitlichen<br />

und zentral über die Kommune eingezogenen Elternbeitrag entrichten. Sowohl<br />

die hohen Organisationskosten als auch die zusätzliche finanzielle Belastung<br />

wirken zweifellos <strong>de</strong>aktivierend; daß es <strong>de</strong>nnoch in nennenswertem Umfang zur<br />

Gründung von Initiativen gekommen ist, hängt wohl vor allem mit <strong>de</strong>m lange vorherrschen<strong>de</strong>n<br />

Mangel an Kin<strong>de</strong>rbetreuungsplätzen zusammen.<br />

29


• Wenn in Programmen Aktivierungselemente enthalten sind, wer<strong>de</strong>n diese nicht<br />

selten in <strong>de</strong>r Umsetzung unterlaufen. Beispielsweise gibt es in Nordrhein-<br />

Westfalen eine Erprobungsklausel, die die Möglichkeit bietet, Maßnahmen in und<br />

mit Kin<strong>de</strong>rtageseinrichtungen durchzuführen, die bislang im Gesetz nicht vorgesehen<br />

sind. Im Rahmen <strong>de</strong>r bereits erwähnten Befragung von zehn Jugendämtern<br />

(vgl. Fn. 14) zeigt sich, daß bei <strong>de</strong>n Jugendämtern, bei <strong>de</strong>n Trägern sowie in <strong>de</strong>n<br />

Einrichtungen selbst ein verstärktes Engagement für innovative Betreuungslösungen<br />

entsteht. Die Berichte zeigen aber auch, daß die bei <strong>de</strong>n Landschaftsverbän<strong>de</strong>n<br />

angesie<strong>de</strong>lten Lan<strong>de</strong>sjugendämter sich bei <strong>de</strong>r Genehmigung von Experimenten<br />

zumin<strong>de</strong>st teilweise restriktiv verhalten.<br />

• Schließlich zeigt sich immer wie<strong>de</strong>r, daß zusätzliches bürgerschaftliches Engagement<br />

aktiviert wer<strong>de</strong>n kann, wenn die Ausschöpfung <strong>de</strong>r Potentiale durch eine<br />

entsprechen<strong>de</strong> Infrastruktur unterstützt wird. Vor diesem Hintergrund sind in jüngster<br />

Zeit zahlreiche, meistens von Verbän<strong>de</strong>n getragene Freiwilligenagenturen<br />

entstan<strong>de</strong>n, die sowohl interessierte Bürger gewinnen und informieren als auch Initiativen<br />

bei <strong>de</strong>r Betreuung ihrer ehrenamtlichen Mitarbeiter beraten. <strong>Der</strong>artige Ansätze<br />

wären ausbaufähig; hier ist es nicht selten die Lage <strong>de</strong>r öffentlichen Haushalte,<br />

die die Mobilisierung von zusätzlichem Engagement begrenzt.<br />

III. Schlußfolgerungen und Perspektiven<br />

Das Politikfeld <strong>de</strong>r Jugendhilfe verfügt mit <strong>de</strong>r Tradition <strong>de</strong>r Leistungserbringung<br />

durch gesellschaftliche Akteure und <strong>de</strong>r Verankerung <strong>de</strong>r Gewährleistungsverantwortung<br />

über Rahmenbedingungen, die <strong>de</strong>m Leitbild eines aktivieren<strong>de</strong>n Staates<br />

entgegenkommen. Als hin<strong>de</strong>rlich erweisen sich aber die historisch gewachsene Konzentration<br />

auf die Kooperation mit <strong>de</strong>n etablierten Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong>n, die unterentwickelten<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>s ”For<strong>de</strong>rns” und eine ambivalente Haltung zu <strong>de</strong>r Ausschöpfung<br />

von Potentialen, die in eigennützigen Motivationen liegen. Sollen Aktivierungspotentiale<br />

in Zukunft besser ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n, müssen offensive Strategien<br />

zur För<strong>de</strong>rung und For<strong>de</strong>rung aller Akteure entwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Angebote für die Partizipation gesellschaftlicher Akteure an <strong>de</strong>r Steuerung, wie sie in<br />

an<strong>de</strong>ren Politikfel<strong>de</strong>rn erst nach und nach entwickelt wer<strong>de</strong>n, existieren in <strong>de</strong>r Ju-<br />

30


gendhilfe bereits. Sie sind jedoch gekennzeichnet durch Abschottung und Exklusivität.<br />

Inzwischen allerdings lassen sich vermehrt Ten<strong>de</strong>nzen zur Aufweichung <strong>de</strong>r exklusiven<br />

Rolle <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong> und damit für eine Stärkung von Aktivierungskomponenten<br />

beobachten. Neben <strong>de</strong>n etablierten entwickeln sich neue Verhandlungs- und<br />

Kooperationszusammenhänge, die auf direkter Partizipation beruhen sowie Koproduktion<br />

und Innovation för<strong>de</strong>rn können. Hier liegen erhebliche Chancen für eine Verstärkung<br />

von Aktivierungskomponenten.<br />

Die in <strong>de</strong>n neunziger Jahren entwickelten Ansätze zur Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung<br />

enthalten ebenfalls Aktivierungspotentiale, die aber nur ausgeschöpft wer<strong>de</strong>n können,<br />

wenn dieses Ziel durch geeignete Strategien offensiv verfolgt wird. Geschieht<br />

dies nicht, können einzelne Elemente <strong>de</strong>r neuen Steuerungsmo<strong>de</strong>lle eher kontraproduktiv<br />

wirken und zu Erstarrungen führen. Bezüglich <strong>de</strong>r Ausgestaltung von För<strong>de</strong>rprogrammen<br />

ist festzuhalten, daß sowohl bei <strong>de</strong>r Programmgestaltung als auch bei<br />

<strong>de</strong>r Programmimplementation noch vielfältige Aktivierungshemmnisse abgebaut und<br />

Aktivierungselemente eingeführt wer<strong>de</strong>n können.<br />

Die Konkretisierung und Umsetzung <strong>de</strong>s Konzepts vom ”aktivieren<strong>de</strong>n Staat” ist nach<br />

wie vor ”work in progress”. Eine <strong>de</strong>r Hauptschwierigkeiten liegt darin, daß es kein<br />

Patentrezept gibt, das umstandslos auf alle Politikfel<strong>de</strong>r gleichermaßen zu übertragen<br />

ist. Statt<strong>de</strong>ssen muß mit einer Grundorientierung gearbeitet wer<strong>de</strong>n, die jeweils<br />

kontextspezifisch auf <strong>de</strong>n zur Gestaltung anstehen<strong>de</strong>n Bereich angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n<br />

muß. Die vorstehen<strong>de</strong> Auseinan<strong>de</strong>rsetzung zeigt, das ein solches Vorgehen sehr<br />

anspruchsvoll ist: Zum einen steckt <strong>de</strong>r Teufel oft im Detail, zum an<strong>de</strong>ren kann die<br />

Aktivierung, die Erschließung zusätzlicher (vor allem privater) Ressourcen für öffentliche<br />

Aufgaben zumeist nur über die Infragestellung bisheriger Arbeitsroutinen und<br />

Kooperationsstrukturen erreicht wer<strong>de</strong>n. Gefragt sind also ein langer Atem und eine<br />

hohe Konfliktfähigkeit <strong>de</strong>r jeweiligen Politiker und Verwaltungsmitarbeiter.<br />

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