Karin Esch/Josef Hilbert/Sybille Stöbe-Blossey: Der ... - Isps-online.de
Karin Esch/Josef Hilbert/Sybille Stöbe-Blossey: Der ... - Isps-online.de
Karin Esch/Josef Hilbert/Sybille Stöbe-Blossey: Der ... - Isps-online.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Jahren im Kontext <strong>de</strong>r Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung (vgl. II.4) an Be<strong>de</strong>utung. <strong>Der</strong> politische<br />
Gestaltungsanspruch wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Verabschiedung <strong>de</strong>s KJHG wesentlich<br />
verstärkt: In <strong>de</strong>m Gesetz wird <strong>de</strong>r Anspruch einer präventiv orientierten, aktiven Jugendhilfepolitik<br />
<strong>de</strong>utlich hervorgehoben und damit die in <strong>de</strong>r Fachdiskussion lange<br />
gefor<strong>de</strong>rte Sichtweise kodifiziert, daß Jugendhilfe nicht nur am akuten Notfall anzusetzen,<br />
son<strong>de</strong>rn die Rahmenbedingungen für die Sozialisation von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />
zu gestalten habe. 11 Insofern sind die Leistungen <strong>de</strong>s KJHG bewußt nicht<br />
als Konditionalprogramme formuliert; vielmehr soll die <strong>de</strong>m Einzelfall angemessene<br />
Lösung realisiert wer<strong>de</strong>n. Ebenso bleibt offen, in welcher Form - qualitativ wie quantitativ<br />
- bestimmte Bereiche, wie etwa die offene Jugendarbeit, geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />
In <strong>de</strong>r kommunalen Praxis ergeben sich scharfe Konflikte zwischen Fachpolitik<br />
und Querschnitts- bzw. Finanzpolitik: Während aus fachpolitischer Perspektive <strong>de</strong>r<br />
Pflichtcharakter <strong>de</strong>r Aufgaben nach <strong>de</strong>m KJHG betont wird, wer<strong>de</strong>n aus finanziellen<br />
Erwägungen heraus gera<strong>de</strong> präventiv orientierte Angebote reduziert. Faktisch wird<br />
<strong>de</strong>r präventive Anspruch somit in vielen Kommunen zurückgenommen. Diesbezügliche<br />
I<strong>de</strong>en kommen daher oft nicht zum Zuge - unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Aktivierung<br />
von Innovation eine problematische Entwicklung.<br />
Die Problematik verschärft sich angesichts <strong>de</strong>ssen, daß die Jugendhilfe zweifellos<br />
von wachsen<strong>de</strong>n gesellschaftlichen Herausfor<strong>de</strong>rungen gekennzeichnet ist: Die Verän<strong>de</strong>rung<br />
und Ausdifferenzierung von Lebenslagen betrifft Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche und<br />
Familien in beson<strong>de</strong>rem Maße. Von 9,5 Millionen Familien in Deutschland sind 1,8<br />
Millionen Ein-Eltern-Familien; von 16 Millionen min<strong>de</strong>rjährigen Kin<strong>de</strong>rn leben 2,6 Millionen<br />
nur mit einem Elternteil zusammen. Das Interesse von Frauen an Erwerbsarbeit<br />
auch während <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rerziehung wächst weiter, wobei die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>r klassischen Halbtagstätigkeit abnimmt - Kombinationen zwischen Präsenzund<br />
Heimarbeit und eine individuelle Gestaltung von Arbeitsvolumen und Arbeitszeit<br />
gewinnen an Stellenwert. <strong>Der</strong> materielle Druck nimmt ebenfalls zu. Konstatiert wird<br />
inzwischen eine ”Verjüngung <strong>de</strong>r Armut”: Familien und damit Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />
sind unter <strong>de</strong>n Empfängern von Hilfe zum Lebensunterhalt weit überrepräsentiert.<br />
Des weiteren lassen sich zahlreiche Fel<strong>de</strong>r ausmachen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Handlungs-<br />
11 Zur diesbezüglichen Diskussion vgl. Christian Schrapper 1996: 62.<br />
12