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Karin Esch/Josef Hilbert/Sybille Stöbe-Blossey: Der ... - Isps-online.de

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Jahren im Kontext <strong>de</strong>r Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung (vgl. II.4) an Be<strong>de</strong>utung. <strong>Der</strong> politische<br />

Gestaltungsanspruch wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>r Verabschiedung <strong>de</strong>s KJHG wesentlich<br />

verstärkt: In <strong>de</strong>m Gesetz wird <strong>de</strong>r Anspruch einer präventiv orientierten, aktiven Jugendhilfepolitik<br />

<strong>de</strong>utlich hervorgehoben und damit die in <strong>de</strong>r Fachdiskussion lange<br />

gefor<strong>de</strong>rte Sichtweise kodifiziert, daß Jugendhilfe nicht nur am akuten Notfall anzusetzen,<br />

son<strong>de</strong>rn die Rahmenbedingungen für die Sozialisation von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

zu gestalten habe. 11 Insofern sind die Leistungen <strong>de</strong>s KJHG bewußt nicht<br />

als Konditionalprogramme formuliert; vielmehr soll die <strong>de</strong>m Einzelfall angemessene<br />

Lösung realisiert wer<strong>de</strong>n. Ebenso bleibt offen, in welcher Form - qualitativ wie quantitativ<br />

- bestimmte Bereiche, wie etwa die offene Jugendarbeit, geför<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n sollen.<br />

In <strong>de</strong>r kommunalen Praxis ergeben sich scharfe Konflikte zwischen Fachpolitik<br />

und Querschnitts- bzw. Finanzpolitik: Während aus fachpolitischer Perspektive <strong>de</strong>r<br />

Pflichtcharakter <strong>de</strong>r Aufgaben nach <strong>de</strong>m KJHG betont wird, wer<strong>de</strong>n aus finanziellen<br />

Erwägungen heraus gera<strong>de</strong> präventiv orientierte Angebote reduziert. Faktisch wird<br />

<strong>de</strong>r präventive Anspruch somit in vielen Kommunen zurückgenommen. Diesbezügliche<br />

I<strong>de</strong>en kommen daher oft nicht zum Zuge - unter <strong>de</strong>m Gesichtspunkt <strong>de</strong>r Aktivierung<br />

von Innovation eine problematische Entwicklung.<br />

Die Problematik verschärft sich angesichts <strong>de</strong>ssen, daß die Jugendhilfe zweifellos<br />

von wachsen<strong>de</strong>n gesellschaftlichen Herausfor<strong>de</strong>rungen gekennzeichnet ist: Die Verän<strong>de</strong>rung<br />

und Ausdifferenzierung von Lebenslagen betrifft Kin<strong>de</strong>r, Jugendliche und<br />

Familien in beson<strong>de</strong>rem Maße. Von 9,5 Millionen Familien in Deutschland sind 1,8<br />

Millionen Ein-Eltern-Familien; von 16 Millionen min<strong>de</strong>rjährigen Kin<strong>de</strong>rn leben 2,6 Millionen<br />

nur mit einem Elternteil zusammen. Das Interesse von Frauen an Erwerbsarbeit<br />

auch während <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>rerziehung wächst weiter, wobei die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>r klassischen Halbtagstätigkeit abnimmt - Kombinationen zwischen Präsenzund<br />

Heimarbeit und eine individuelle Gestaltung von Arbeitsvolumen und Arbeitszeit<br />

gewinnen an Stellenwert. <strong>Der</strong> materielle Druck nimmt ebenfalls zu. Konstatiert wird<br />

inzwischen eine ”Verjüngung <strong>de</strong>r Armut”: Familien und damit Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />

sind unter <strong>de</strong>n Empfängern von Hilfe zum Lebensunterhalt weit überrepräsentiert.<br />

Des weiteren lassen sich zahlreiche Fel<strong>de</strong>r ausmachen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Handlungs-<br />

11 Zur diesbezüglichen Diskussion vgl. Christian Schrapper 1996: 62.<br />

12

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