Karin Esch/Josef Hilbert/Sybille Stöbe-Blossey: Der ... - Isps-online.de
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Diskussion um <strong>de</strong>n aktivieren<strong>de</strong>n Staat ist diese Konstellation vor allem aufgrund <strong>de</strong>r<br />
Zusammensetzung <strong>de</strong>s Ausschusses von Be<strong>de</strong>utung: Als stimmberechtigte Mitglie<strong>de</strong>r<br />
gehören ihm zu drei Fünfteln Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Vertretungskörperschaft <strong>de</strong>s Trägers<br />
bzw. vom ihr gewählte, in <strong>de</strong>r Jugendhilfe erfahrene Männer und Frauen an; zwei<br />
Fünftel wer<strong>de</strong>n auf Vorschlag <strong>de</strong>r örtlichen anerkannten Träger <strong>de</strong>r freien Jugendhilfe<br />
von <strong>de</strong>r Vertretungskörperschaft gewählt, wobei die Vorschläge <strong>de</strong>r Jugend- und <strong>de</strong>r<br />
Wohlfahrtsverbän<strong>de</strong> angemessen zu berücksichtigen sind (§ 71 I).<br />
In dieser Zusammensetzung <strong>de</strong>r Jugendhilfeausschüsse spiegelt sich die wesentliche<br />
Rolle wi<strong>de</strong>r, die freie Träger in <strong>de</strong>r Jugendhilfe spielen. Aus <strong>de</strong>r Partizipation gesellschaftlicher<br />
Akteure, die das Gesetz mit <strong>de</strong>r Funktion und Zusammensetzung <strong>de</strong>s<br />
Jugendhilfeausschusses festschreibt, ergibt sich grundsätzlich eine Aktivierungskomponente<br />
- diejenigen Akteure, die die Jugendhilfepolitik auf lokaler Ebene umsetzen,<br />
wer<strong>de</strong>n bereits in die Politikformulierung einbezogen. Darin liegt eine gute Voraussetzung<br />
für die Entwicklung von Koproduktion. In <strong>de</strong>r Praxis ist jedoch zu beobachten,<br />
daß ein mehr o<strong>de</strong>r weniger großer Anteil <strong>de</strong>r Vertreter freier Träger nicht in<br />
erster Linie an <strong>de</strong>r Mitgestaltung <strong>de</strong>r Jugendhilfepolitik, son<strong>de</strong>rn an <strong>de</strong>r Sicherung<br />
<strong>de</strong>s eigenen Anteils an <strong>de</strong>n zu verteilen<strong>de</strong>n Mitteln interessiert ist. Gegenüber <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung von Politikinhalten steht nicht selten <strong>de</strong>r Einfluß auf die Verteilung <strong>de</strong>r<br />
Mittel im Vor<strong>de</strong>rgrund.<br />
Vor allem aber han<strong>de</strong>lt es sich nicht um offene Akteurssysteme; die Regelungen über<br />
die Zusammensetzung sichern bestimmten Akteursgruppen einen exklusiven Zugang.<br />
16 Im übrigen wer<strong>de</strong>n die Jugendhilfeausschüsse, je nach kommunalpolitischer<br />
16<br />
Im Zuge <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r neuen Steuerungsmo<strong>de</strong>lle (vgl. II.4.) befürchten Verbandsvertreter,<br />
daß ihre Rolle zurückgedrängt wird: Da im neuen Steuerungsmo<strong>de</strong>ll eine klare Aufgabentrennung<br />
zwischen Politik und Verwaltung gefor<strong>de</strong>rt wird, vermutet man eine ”schleichen<strong>de</strong> Aushebelung <strong>de</strong>s<br />
zweigleisigen Jugendamtes” (vgl. Berthelmann/Niehaus 1996: 291) und damit eine Reduzierung <strong>de</strong>s<br />
Einflusses sowohl <strong>de</strong>r Politik als auch <strong>de</strong>r im Jugendhilfeausschuß vertretenen freien Träger. Die Problematik<br />
<strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Beziehungen zwischen Kommune und freien Trägern wur<strong>de</strong> aufgegriffen<br />
in einem seit Januar 1996 vom Bun<strong>de</strong>sministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geför<strong>de</strong>rten<br />
Mo<strong>de</strong>llprojekt ”Neue Steuerungssysteme in <strong>de</strong>r Jugendhilfe” (vgl. JSB 1998a) an zwei Standorten<br />
(Lan<strong>de</strong>shauptstadt Stuttgart und Landkreis Göppingen). Dieses Projekt kommt zu <strong>de</strong>r Empfehlung,<br />
”freie Träger in ihrer anwaltschaftlichen Rolle in Steuerung miteinzubin<strong>de</strong>n und nicht reine Auftraggeber/Auftragnehmerverhältnisse<br />
zwischen Kommunen und freien Trägern vorzusehen” und<br />
”privat-gewerbliche Träger genauso wie die frei-gemeinnützigen Träger beim Aufbau von Steuerungssystemen<br />
einzubin<strong>de</strong>n” (vgl. JSB 1998a: 44). Anknüpfend an das Konzept <strong>de</strong>s sozialraumbezogenen<br />
Arbeitens empfiehlt es die Einrichtung von bezirksbezogenen Steuerungsgremien (vgl. JSB<br />
1998a:47). <strong>Der</strong>artige Konzepte können als Beleg dafür dienen, daß die exklusive Beteiligung <strong>de</strong>r Verbän<strong>de</strong><br />
an <strong>de</strong>r Steuerung in <strong>de</strong>r Jugendhilfe durch die Verwaltungsmo<strong>de</strong>rnisierung relativiert wird.<br />
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