Karin Esch/Josef Hilbert/Sybille Stöbe-Blossey: Der ... - Isps-online.de
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2. För<strong>de</strong>rn und For<strong>de</strong>rn von pragmatischem Han<strong>de</strong>ln als Grundlage<br />
<strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staates<br />
Dazu setzt <strong>de</strong>r aktivieren<strong>de</strong> Staat aber nicht auf eine Ausweitung staatlicher Aktivitäten.<br />
<strong>Der</strong> Kern <strong>de</strong>s Leitbil<strong>de</strong>s eines aktivieren<strong>de</strong>n Staates besteht vielmehr darin,<br />
daß Strukturen geschaffen wer<strong>de</strong>n, die das Engagement <strong>de</strong>r gesellschaftlichen Akteure<br />
för<strong>de</strong>rn und for<strong>de</strong>rn. Dabei ist die Verknüpfung von ”För<strong>de</strong>rn” und ”For<strong>de</strong>rn” von<br />
beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung. Das ”För<strong>de</strong>rn” trägt zunächst <strong>de</strong>r Tatsache Rechnung, daß<br />
die bloße normative For<strong>de</strong>rung nach Engagement zu kurz greift - um Engagement zu<br />
aktivieren, bedarf es <strong>de</strong>r Schaffung för<strong>de</strong>rlicher Rahmenbedingungen und <strong>de</strong>s Abbaus<br />
von Hemmnissen. Damit kommt das Leitbild <strong>de</strong>s aktivieren<strong>de</strong>n Staates <strong>de</strong>m<br />
Verständnis <strong>de</strong>s Subsidiaritätsprinzips sehr nahe, wie es von Vertretern <strong>de</strong>r katholischen<br />
Soziallehre verstan<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>: Bereits Oswald von Nell-Breuning (1990) hat<br />
darauf hingewiesen, daß die kleineren Gemeinschaften ihre volle Leistungskraft nur<br />
dann erreichen können, wenn die übergeordneten, größeren Gemeinschaften ihrerseits<br />
Vorleistungen erbringen, also eine ”Pflicht <strong>de</strong>s hilfreichen Beistands” erfüllen. 4 ”For<strong>de</strong>rn”<br />
be<strong>de</strong>utet, daß <strong>de</strong>r ”hilfreiche Beistand” so gestaltet wer<strong>de</strong>n soll, daß individuelles Engagement<br />
nicht ersetzt, son<strong>de</strong>rn vielmehr die individuelle Verantwortung gestärkt<br />
wird. Dies kann - etwa bei sozial- und arbeitsmarktpolitischen Programmen - gegebenenfalls<br />
auch be<strong>de</strong>uten, daß die Ablehnung von För<strong>de</strong>rangeboten mit Sanktionen<br />
belegt wird.<br />
Im bezug auf die Leistungserstellung folgt <strong>de</strong>r aktivieren<strong>de</strong> Staat <strong>de</strong>m Grundsatz:<br />
Handlungsdruck statt Übernahmegarantie. Eine wichtige Orientierung besteht – wie<br />
bei vielen Verfechtern <strong>de</strong>s ”schlanken Staates” – darin, so viele öffentliche Aufgaben<br />
wie möglich von nicht-staatlichen Akteuren erledigen o<strong>de</strong>r miterledigen zu lassen.<br />
Aus <strong>de</strong>m Anspruch heraus, für Effizienz, Qualität, Gerechtigkeit und Innovation zu<br />
sorgen, leitet sich auch eine Gewährleistungsverantwortung für viele Aufgabenberei-<br />
4 Diese Perzeption <strong>de</strong>s Subsidiaritätsprinzips hat sich allerdings nicht auf breiter Basis durchgesetzt;<br />
vielfach wird vor allem darauf verwiesen, daß <strong>de</strong>r Staat von eigenen Maßnahmen absehen soll, wenn<br />
eine kleinere Einheit in <strong>de</strong>r Lage ist, die Leistungen zu erbringen. Im Vergleich zu dieser Interpretation<br />
wird <strong>de</strong>m aktivieren<strong>de</strong>n Staat ein höheres Maß an Verantwortung zugeschrieben - er soll Engagement<br />
explizit for<strong>de</strong>rn und för<strong>de</strong>rn und als sinnvoll erachtete Aktivitäten nötigenfalls auch gezielt anregen.<br />
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