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Bernhard Blanke: „Erzählungen“ vom Aktivierenden Staat - ISPS eV

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6 Die AG Aufgabenkritik bei der <strong>Staat</strong>skanzlei wurde im Mai 1996 in der zweiten nds.<br />

Legislaturperiode nach der Auflösung der Planungsabteilung als verwaltungsinterner „think<br />

tank“ unter der Leitung von Heinz Thörmer gegründet und erarbeitete verschiedene Berichte<br />

zur <strong>Staat</strong>smodernisierung, die weit rezipiert wurden. In diesem Umkreis entwickelte ich auch<br />

mit Kollegen zusammen die Idee, ein Handbuch zur Verwaltungsreform zu organisieren, weil<br />

uns deutlich wurde, dass etwas Babylonisches die Diskussion bestimmte (siehe <strong>Blanke</strong> u.a.<br />

1998, 2001, 2005).<br />

7 1991 wurde das Institut für Sozialpolitik und Stadtforschung (später Policy Studies <strong>ISPS</strong><br />

e.V.), mit Unterstützung des niedersächsischen Wissenschaftsministeriums als<br />

universitätsnaher „think tank“ gegründet. Das <strong>ISPS</strong> hat mehrere Produktlinien hervorgebracht<br />

und sich stark in der Politikberatung engagiert. Dabei lag das Schwergewicht auf einer<br />

„modernen Steuerung“ in der Sozialpolitik, genauer Sozialadministration. Zu nennen sind die<br />

konsekutiven Projekte „Sozialbilanz Niedersachsen“, „Sozialpolitisches<br />

Qualitätsmanagement“ und „Dialog Soziales Niedersachsen“ (www.ispsonline.de/aktstaat/index.htm)<br />

Diese Arbeiten könnte man retrospektiv als Umsetzung des<br />

aktivierenden <strong>Staat</strong>es vor seiner endgültigen Ausformulierung als Leitbild bezeichnen. Und<br />

umgekehrt stammen wichtige Einsichten aus diesen Projekten, die in Kooperation mit<br />

Stephan von Bandemer (IAT, BPC) durchgeführt wurden.<br />

8 Dieser Diskurs wurde bis dato von drei „streams“ bestimmt: der Literatur zum<br />

„Wertewandel“, dem Wohlfahrtspluralismus und dem „Dritten Sektor“ (vgl. die Darstellung<br />

in <strong>Blanke</strong>/Schridde 2001, S. 94 ff.) Im Leitbild der „Bürgergesellschaft“ fanden diese<br />

Konzepte eine Vereinigungsmöglichkeit, wobei der „Aktivierende <strong>Staat</strong>“ für viele nur einen<br />

Umsteigebahnhof darstellte (vgl. Olk 2001). Es steht für mich außer Zweifel, dass der<br />

Einfluss der Grünen in der Koalition hierbei eine bedeutende Rolle gespielt hat, denn ein<br />

großer Teil ihres Klientels speist sich aus diesem Umkreis.<br />

9 Bodo Hombach wurde zur Beeinflussung und Bearbeitung der Rede nach Hannover<br />

abgesandt und gewann als erster Chef des Bundeskanzleramtes (1998-1999) kurzen, aber<br />

wichtigen Einfluss, was für die ‚niedersächsische Linie‘ des „<strong>Aktivierenden</strong> <strong>Staat</strong>es“<br />

durchaus nicht förderlich war. Man wurde für den New Labour Sozialliberalismus<br />

gewissermaßen in Sippenhaft genommen. In diesem Diskurs über den „aktivierenden<br />

Sozialstaat“ werden selbst wieder die inneren Spannungen der nordrhein-westfälischen Linie<br />

zwischen dem Hombach-Flügel und der DGB/HBS-Linie offenbar.<br />

10 Nach dem Rückzug von Hombach und der Installierung von Frank Walter Steinmeier<br />

bestand die Chance, den „<strong>Aktivierenden</strong> <strong>Staat</strong>“ zu rehabilitieren. Die Expertise (www.ispsonline.de/aktstaat/index.htm)<br />

ging später in den Aufsatz von Lamping/Schridde 2004, die<br />

steuerungspolitischen Kernideen wurden bei <strong>Blanke</strong> 2001 veröffentlicht.<br />

11 Hinter dieser Debatte lag eine viel grundsätzlichere, nämlich zum Verhältnis von <strong>Staat</strong>,<br />

Gesellschaft und Markt und der „coordination of social life“ (vgl. die Textsammlung bei<br />

Thomson et al. 1991). Als paradigmatische Idee wurde dort die Koordination über Netzwerke<br />

‚geboren‘, die ihrerseits einem großen Teil der Governance-Konzepte zugrundeliegt.<br />

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