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Supraleitendes Gravimeter - Institut für Geophysik - Universität ...

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Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 4<br />

2. Darstellung der geplanten oder laufenden Forschungsprojekte, Begründung<br />

der Notwendigkeit des beantragten Gerätes<br />

Zwei Besonderheiten dieses Antrags sollen hier vorweg<br />

erläutert werden.<br />

(1) Als geodynamisches Observatorium sind <strong>für</strong> das<br />

BFO Langzeitdauerbeobachtungen von zentraler Bedeutung.<br />

Hier werden Fragestellungen verfolgt, die nicht mit<br />

dem zeitweiligen Einsatz anderer Großgeräte vergleichbar<br />

sind. Um das Studium von Variationen des Schwerefeldes<br />

mit Daten höchster Qualität weiterhin (<strong>für</strong> 10 - 20 Jahre) fortsetzen<br />

zu können, wird hier die Beschaffung eines SG modernster<br />

Bauart beantragt. Damit könnte das BFO weiterhin<br />

und langfristig Spitzenforschung auf diesem Gebiet betreiben<br />

und seine weltweit anerkannt hohe Qualität <strong>für</strong> geodynamische<br />

Messungen erhalten und sogar zu längeren Perioden<br />

ausdehnen.<br />

(2) Warum ist es sinnvoll trotz der in Mitteleuropa vergleichsweise<br />

hohen Dichte von Supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>n<br />

ein weiteres SG am BFO zu betreiben? Gegenwärtig<br />

werden schon in Strasbourg (Frankreich, 68km Entfernung<br />

zum BFO), Walferdange (Luxemburg, 229km), Bad Homburg<br />

(Hessen, 232km), Membach (Belgien, 325km), Wettzell<br />

(Bayern, 353km), Moxa (Thüringen, 366km), Medicina<br />

(Italien, 481km), Pecny (Tschechien, 510km), Wien (Österreich,<br />

598km) SGs betrieben. Trotz der relativ hohen Dichte<br />

von GGP Stationen in Europa denken wir, dass eine Installation<br />

eines supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>s am BFO sinnvoll<br />

ist und den von GGP formulierten Forschungsansätzen<br />

und -zielen weitere Impulse geben kann. Das Organisationskommitte<br />

des GGP sieht das ebenso und hat das BFO<br />

als Standort <strong>für</strong> ein supraleitendes <strong>Gravimeter</strong> empfohlen<br />

(siehe Anlagen). Diese Position wurde auch von Professor<br />

Crossley (University Saint Louis, U.S.A.), seinerzeit Präsident<br />

des GGP, in seinem Plenarvortrag vor der Deutschen<br />

<strong>Geophysik</strong>alischen Gesellschaft im Februar 2003 bekräftigt.<br />

Die Argumente da<strong>für</strong> sollen im Folgenden etwas näher ausgeführt<br />

werden.<br />

Vorteile des Standorts BFO: Bei qualitativ hochwertigen<br />

Messinstrumenten wird die Detektionsschwelle <strong>für</strong> geophysikalisch<br />

nutzbare Signale nicht nur durch die individuellen<br />

Geräteeigenschaften bestimmt, sondern vor allem auch<br />

durch den Standort, die Art der Geräteaufstellung und die<br />

Abschirmung gegen Störeinflüsse aus der Umgebung. Eine<br />

maßgebliche Strrgröße ist die durch meteorologischhydrologische<br />

und zivilisatorische Störquellen hervorgerufene<br />

Bodenunruhe, die sich als allgemeines ” Rauschen“ in<br />

den Messdaten niederschlägt. Ein geringes Rauschen geht<br />

einher mit einer höheren Verlässlichkeit der Messergebnisse<br />

und ist die Voraussetzung <strong>für</strong> die Entdeckung und Beschreibung<br />

noch unbekannter oder noch nicht ausreichend<br />

untersuchter Phänomene.<br />

Für das BFO als Standort <strong>für</strong> genaueste seismische und<br />

Schweremessungen sprechen seit jeher die große Distanz<br />

zu industriellen Störquellen, zu größeren Straßen und zu<br />

Flüssen. Unter einer 170 m mächtigen Überdeckung aus<br />

Buntsandstein und Granit und durch eine Druckschleuse<br />

sind die Instrumente von meteorologischen Störquellen<br />

weitgehend abgeschirmt. Sorgfältig ausgeführte Verbesserungen<br />

der Aufstellungsbedingungen, insbesondere die<br />

Installation einer Druckschleuse, haben in den vergangenen<br />

Jahrzehnten die Datenqualität und -verfügbarkeit immer<br />

weiter verbessert.<br />

Die am BFO erhobenen Daten gehen an nationale und internationale<br />

Datenzentren und stehen on-line Wissenschaftlern<br />

aus aller Welt zur Verfügung. Ein von der Harvard University<br />

in Boston, USA, laufend aktualisiertes und im Internet<br />

veröffentlichtes Qualitätsranking <strong>für</strong> insgesamt 166 global<br />

verteilte seismische Breitband-Stationen belegt, dass<br />

das BFO in punkto Datenqualität und -verfügbarkeit stets<br />

unter den besten Stationen weltweit zu finden ist. Das BFO<br />

steht meistens auf einem der ersten 4 Ränge und damit<br />

weit vor den in globale seismische Netzwerke integrierten<br />

GGP-Stationen. Auf Grund der weltweit anerkannten Qualität<br />

des Standortes wird das BFO immer wieder als Teststandort<br />

<strong>für</strong> neu entwickelte Instrumente genutzt, z.B. <strong>für</strong> ein<br />

Breitband-Laser-Seismometer <strong>für</strong> den japanischen Gravitationswellendetektor<br />

oder, ganz aktuell, <strong>für</strong> ein neu entwickeltes<br />

Breitband-Seismometer der Firma Nanometrics.<br />

Das Qualitätsranking der Harvard University betrifft den<br />

seismologisch interessanten Periodenbereich von einigen<br />

Sekunden bis zu einigen Minuten. Die supraleitenden <strong>Gravimeter</strong><br />

entfalten ihre Stärke bei längeren Perioden von Tagen<br />

bis zu einigen Jahren. In diesem Periodenband werden<br />

nahezu alle bisher in Betrieb genommenen Standorte<br />

von supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>n durch Schweresignale infolge<br />

von Variationen des lokalen Grundwasserspiegels um<br />

teilweise mehrere Meter massiv beeinträchtigt. Auch hier<br />

sind die Voraussetzungen am BFO deutlich günstiger: die<br />

170 m mächtige Gesteinsüberdeckung sorgt <strong>für</strong> einen ausreichenden<br />

Abstand zwischen dem <strong>Gravimeter</strong> und dem<br />

Oberflächenwasser. Messungen des Kluftwasserstandes im<br />

BFO-Stollen weisen Variationen im mm-Bereich nach; damit<br />

hat diese Störquelle am BFO eine um den Faktor 100<br />

bis 1000 kleinere Amplitude als an anderen GGP-Stationen.<br />

Wir erwarten daher eine Signalqualität, die an keinem der<br />

bisher vorhandenen Standorte erreicht werden kann. Diese<br />

Erwartung wird belegt durch eine temporäre Installation<br />

des supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>s SG102 im Jahr 1994 am<br />

BFO. Die Installation lieferte die zweithöchste Datenqualität,<br />

die damals mit supraleitenden <strong>Gravimeter</strong>n erzielt wurde.<br />

Darüber hinaus konnten im Vergleich mit den anderen am<br />

BFO betriebenen Messinstrumenten einige damals vorhan-

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