Supraleitendes Gravimeter - Institut für Geophysik - Universität ...
Supraleitendes Gravimeter - Institut für Geophysik - Universität ...
Supraleitendes Gravimeter - Institut für Geophysik - Universität ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Schwerevariationen durch Erd-Eigenschwingungen 6<br />
Stand der Forschung: Die Spektren des 2004 Sumatrabebens<br />
bieten sich <strong>für</strong> eine Untersuchung dieses Signals<br />
an, weil einerseits das Zeemansplitting nur bei Moden unterhalb<br />
2 mHz in den Daten nachgewiesen werden kann und<br />
weil anderseits die Moden in diesem Frequenzband nur von<br />
den größten Beben messbar angeregt werden. Die radiale<br />
Dichteverteilung im Erdinnern wurde bisher ausschließlich<br />
anhand von entarteten Eigenfrequenzen sowie Masse<br />
und Trägheitsmoment der Erde geschätzt. Bei den Eigenfrequenzen,<br />
die den Großteil an Dichteinformation enthalten,<br />
besteht jedoch die Schwierigkeit, dass sie nicht nur von<br />
der Dichte sondern gleichzeitig von fünf anisotropen Moduln<br />
abhängen. In dieser Hinsicht hat die Beobachtung des Zeemansplittings<br />
einen Vorteil gegenüber den Eigenfrequenzen:<br />
dieses hängt ausschliesslich von der Dichteverteilung<br />
ab.<br />
Eine Doktorarbeit (S. Lambotte, 2007), die sich der spektralen<br />
Feinstruktur dieser Moden widmet, wurde von einem<br />
Mitarbeiter des BFO mitbetreut. Das Zeemansplitting wird<br />
in dieser Arbeit aber nur tangiert. Es zeigt sich aber, dass<br />
im untersuchten Frequenzband die Daten der ruhigsten<br />
SGs den ruhigsten Breitbandseismometern (STS-1) deutlich<br />
überlegen sind. Ein SG am Standort BFO könnte hier<br />
noch zu einer wesentlichen Verbesserung der Datengrundlage<br />
<strong>für</strong> weitere Studien führen.<br />
Ic. Coriolis-Kopplung unterhalb 1 mHz<br />
Fragestellung: Gelingt es anhand von Schätzungen der<br />
Coriolis-Kopplung einen Beitrag zur Bestimmung der 1D-<br />
Dichteverteilung in der Erde zu leisten?<br />
Hintergrund: In den Spektren des Sumatrabebens konnten<br />
erneut torsionale Moden in den Vertikalkomponenten<br />
nachgewiesen werden - ein klares Indiz <strong>für</strong> Coriolis Kopplung<br />
(Masters et al., 1983; Zürn et al., 2000). Die Kopplungsstärke<br />
steht in einem linearen Integralzusammenhang mit<br />
der 1D-Dichtestruktur der Erde und kann anhand der Amplitude<br />
in den Spektren geschätzt werden (Dahlen und Tromp,<br />
1998).<br />
Stand der Forschung: Bisher ist noch in keiner Studie<br />
versucht worden, dieses Signal auszuwerten, weil<br />
die Kopplungsstärke auch vom Frequenzabstand zwischen<br />
den Kopplungspartnern abhängt. Den Frequenzabstand<br />
der Moden zu kennen erfordert jedoch ein gutes 1D-<br />
Referenzmodell. Während die Coriolis-Kopplung im Frequenzband<br />
2-3 mHz Moden betrifft, die nur bis in den oberen<br />
Mantel eindringen, handelt es sich bei der Coriolis-Kopplung<br />
unterhalb von 1 mHz um Moden, die den gesamten Mantel<br />
erfassen. Da die mittlere Struktur in der Übergangszone<br />
und im unteren Mantel gegenüber dem oberen Mantel vergleichsweise<br />
gut bekannt ist (wegen der insgesamt geringeren<br />
Heterogenität), sind die vorhergesagten Multiplettfrequenzen<br />
mit einer entsprechend kleineren Unsicherheit behaftet<br />
als bei Moden oberhalb von 2 mHz. Wird nun eine Diskrepanz<br />
zwischen vorhergesagter und beobachteter Kopplungsstärke<br />
gefunden, so muss untersucht werden, welche<br />
Modellperturbation die Daten besser zu erklären vermag:<br />
Eine Änderung des seismischen Geschwindigkeitsmodells<br />
ändert die Kopplungsstärke über den Modenabstand, wogegen<br />
eine Änderung des Dichtemodells unmittelbar zu einer<br />
Änderung der Kopplungsstärke führt.<br />
Coriolis-Kopplung unterhalb von 1 mHz wurde zuerst in den<br />
Daten des Federgravimeters ET-19 am BFO und in den SG-<br />
Daten von Strasbourg und Boulder nachgewiesen (e.g. Zürn<br />
et al., 2000). Es ist zu erwarten, dass ein SG am BFO die<br />
Datenlage bei künftigen Beben wesentlich verbessert.<br />
II Validierung zeitvariabler Schwerefeldmodelle<br />
Fragestellung: Lässt sich die Qualität der monatlichen<br />
GRACE-Schwerefeldmodelle durch unabhängige Beobachtungen<br />
validieren?<br />
Hintergrund: Die Satellitenmission GRACE (Gravity Recovery<br />
and Climate Experiment) beobachtet seit 2002<br />
das Erdschwerefeld. Die hohe Messgenauigkeit erlaubt die<br />
Auflösung von zeitvariablen Schwerefeldsignalen, typischerweise<br />
in monatlichen ” snapshots“ , mit einer räumlichen<br />
Auflösung von etwa 1000 km. Das Erdschwerefeld ist ein<br />
Spiegel der Massenverteilung im Erdkörper. Zeitliche Variationen<br />
stellen also Massenverlagerungen im System Erde,<br />
hauptsächlich in einer relativ dünnen Oberflächenschicht,<br />
dar. Aus diesem Grund werden die GRACE-Ergebnisse<br />
in vielen Nachbardisziplinen wie Hydrologie, Ozeanographie<br />
oder Klimaforschung mit Begeisterung angenommen;<br />
GRACE ist in gewisser Weise ein Bindeglied der interdisziplinärer<br />
Geoforschung.<br />
Stand der Forschung: Das Problem besteht einerseits<br />
darin, dass GRACE nur die räumliche Grobstruktur der Zeitvariationen<br />
erfasst, andererseits die Kurzzeitvariationen unterhalb<br />
der Monatsauflösung (u.a. Gezeiten, Atmosphäre)<br />
in die Monatslösungen hinein projiziert werden (aliasing).<br />
Kombiniert mit den charakteristischen Sensoreigenschaften<br />
und der Bahnkonfiguration der beiden GRACE-Satelliten ergeben<br />
sich Schwerefeldlösungen mit nicht-trivialen stochastischen<br />
Eigenschaften.<br />
Weil diese Art von ” gravitationeller Fernerkundung“ eine<br />
völlig neue Observable im geodätisch-geophysikalischen