Familien stark machen! - loesungsorientierung.de
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Der Auftrag zur Unterstützung<br />
einer realistischen Freizeitbeschäftigung<br />
ist also ein weitaus<br />
komplexerer, als man zunächst<br />
vermuten kann.<br />
Die gemeinsame Kontaktaufnahme<br />
in diesem Fall zum Tao-Trainer,<br />
Erklären <strong>de</strong>r Situation und<br />
Treffen von Absprachen, gemeinsames<br />
Ansehen/Probetraining,<br />
Üben <strong>de</strong>r Fahrt zur TAO-Schule<br />
und zurück mit <strong>de</strong>m Fahrrad stellen<br />
dabei nur einen Teil <strong>de</strong>r Arbeit<br />
dar.<br />
Begleitet wird dies im „flientje“<br />
durch Gespräche, in <strong>de</strong>nen beispielsweise<br />
überlegt wird, welche<br />
Ängste W. hat und wie er sie überwin<strong>de</strong>n<br />
kann, welche Verhaltensweisen<br />
sinnvoll sind, wenn W. neu<br />
in eine Gruppe kommt, wie es W.<br />
schaffen kann, dass er mit <strong>de</strong>n<br />
an<strong>de</strong>ren Kin<strong>de</strong>rn in <strong>de</strong>r Gruppe<br />
auskommt, was genau er tun<br />
kann, wenn er Unterstützung<br />
braucht und in welchen Situationen<br />
er es schon geschafft hat, gut<br />
in einer Gruppe zurechtzukommen.<br />
Was genau hat W. dann an<strong>de</strong>rs<br />
gemacht? Was hat funktioniert?<br />
Zur Arbeit gehört auch dazu, dass<br />
schon kleine Erfolge hervorgehoben<br />
wer<strong>de</strong>n, z. B. in Form von<br />
Rückmeldungen, Urkun<strong>de</strong>n, usw.<br />
„Toll, W., dass du es schaffst, ganz<br />
allein mit <strong>de</strong>m Fahrrad hin und<br />
zurückzufahren. Wir fin<strong>de</strong>n es<br />
Klasse, dass wir uns so gut auf<br />
dich verlassen können, du so<br />
selbständig bist!“<br />
Aufbauend auf <strong>de</strong>m Erreichen<br />
erster Ziele von W. mit <strong>de</strong>m damit<br />
verbun<strong>de</strong>nen Erfolgserlebnis<br />
können nun weitere Schritte<br />
<strong>de</strong>r Hilfeplanung erarbeitet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
2. Beispiel:<br />
S., 9 Jahre, wird u. a. bei Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
an sie sehr oft sehr<br />
wütend. Es fällt ihr dann schwer,<br />
ihre Wut unter Kontrolle zu bringen<br />
und gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Schule<br />
führt dies zu großen Schwierigkeiten.<br />
In diesen Situationen<br />
steigert sich S. regelrecht in Rage.<br />
Eines ihrer Muster ist dabei zu<br />
schreien, sich auf <strong>de</strong>n Fußbo<strong>de</strong>n<br />
zu werfen, an<strong>de</strong>re Kin<strong>de</strong>r und Erwachsene<br />
zu beleidigen etc. mit<br />
<strong>de</strong>m Versuch, sich durchzusetzen.<br />
Ein zweites Muster ist, zu klammern<br />
und zu wimmern und so einen<br />
Erwachsenen an sich zu bin<strong>de</strong>n.<br />
Sie kann häufig nur unter<br />
erheblichem, insbeson<strong>de</strong>re auch<br />
zeitlichem Aufwand seitens <strong>de</strong>r<br />
Erwachsenen aus <strong>de</strong>n Situationen<br />
hinausgeführt wer<strong>de</strong>n. Eine<br />
Musterdurchbrechung ist auf<br />
Grund <strong>de</strong>r hohen und schnell aufkeimen<strong>de</strong>n<br />
Emotionalität auf <strong>de</strong>n<br />
ersten Blick sehr schwer möglich.<br />
Neben einer genauen Diagnostik<br />
war es für uns hilfreich, Thesen<br />
aufzustellen, die mögliche Erklärungen<br />
für ihr Verhalten liefern,<br />
um (Re)-Aktionsmöglichkeiten<br />
unsererseits zu entwickeln, die S.<br />
dabei unterstützen, aus ihren<br />
Handlungsmustern herauszukommen<br />
und Alternativen zu entwickeln.<br />
Wenn sich ein Versuch<br />
<strong>de</strong>r Musterdurchbrechung als<br />
nicht hilfreich erwiesen hat,<br />
bringt es unserer Erfahrung nach<br />
nichts, diesen immer weiter zu<br />
steigern, son<strong>de</strong>rn es macht Sinn,<br />
nach Alternativen zu suchen.<br />
Kollegiale Beratung, Teamtreffen,<br />
Supervision und die enge<br />
Einbindung <strong>de</strong>r Eltern und <strong>de</strong>s<br />
Jugendamtes sind gera<strong>de</strong> in solchen<br />
Phasen sehr wichtig.<br />
In <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rzeit haben wir unter<br />
an<strong>de</strong>rem mit einem Triptychon<br />
gearbeitet, einem dreigeteilten<br />
Bild aus Problembeschreibung,<br />
Weg zur Zielerreichung und <strong>de</strong>r<br />
Ziel<strong>de</strong>finition – alles aus <strong>de</strong>r Perspektive<br />
<strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s gesehen.<br />
Im linken Teil hat S. das Problem<br />
gemalt:<br />
„Ein Mädchen mit einem ausgebrochenen<br />
Vulkan im Kopf“<br />
(Titel <strong>de</strong>s Bil<strong>de</strong>s)<br />
„Vulkanausbruch“<br />
Auf meine Frage, wann genau<br />
dieser Vulkan ausbricht, antwortete<br />
sie:<br />
„...wenn ich etwas <strong>machen</strong> soll,<br />
was mir nicht gefällt;<br />
...wenn ich etwas doof/blöd<br />
fin<strong>de</strong>.<br />
Dann wer<strong>de</strong> ich wütend, will<br />
alles kaputt <strong>machen</strong> und möchte<br />
nach Hause.“<br />
„Und wenn du Angst hast o<strong>de</strong>r<br />
traurig bist?“<br />
„Wenn ich Angst habe, möchte<br />
ich klammern/jeman<strong>de</strong>n festhalten<br />
und wenn ich traurig<br />
bin, kommen mir die Tränen.“<br />
(Fortsetzung nächste Seite)<br />
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