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Hilfen für suchtkranke Menschen in besonderen sozialen ...

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<strong>Hilfen</strong> <strong>für</strong> <strong>suchtkranke</strong> <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> <strong>besonderen</strong> <strong>sozialen</strong> Schwierigkeiten nach § 67 SGB XII<br />

― Hoffnungslosigkeit und Misstrauen gegenüber schön kl<strong>in</strong>genden Zukunftsperspektiven s<strong>in</strong>d<br />

dabei durchaus realitätsangemessen: <strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> <strong>besonderen</strong> <strong>sozialen</strong> Schwierigkeiten<br />

erleben tagtäglich, wie wenig realistische Chancen sie beispielsweise auf e<strong>in</strong>e berufliche<br />

(Re)Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt oder auf e<strong>in</strong>e stabile Abst<strong>in</strong>enz haben, auch bei<br />

durchaus relevanten persönlichen „Vorleistungen“.<br />

<strong>Menschen</strong> <strong>in</strong> <strong>besonderen</strong> <strong>sozialen</strong> Schwierigkeiten s<strong>in</strong>d angesichts ihres Selbstwertverlusts <strong>in</strong><br />

gewisser Weise „verstummt“; <strong>für</strong> die Aufrechterhaltung letzter sozialer Bezüge haben der<br />

Suchtmittelkonsum und dessen Wirkung große Bedeutung. Mit e<strong>in</strong>er Aufgabe des Suchtmittels ist<br />

deshalb <strong>in</strong> ganz besonderem Maße E<strong>in</strong>samkeit verbunden, da durch Abst<strong>in</strong>enz auch die "Szene" als<br />

letzte Zuflucht verloren geht 6 . Anders als <strong>in</strong> bürgerlichen Welten verb<strong>in</strong>det sich mit der<br />

Suchtmittelabst<strong>in</strong>enz auch meist ke<strong>in</strong>e tragfähige Hoffnung auf die Heilung von<br />

Beziehungsabbrüchen oder auf die Gew<strong>in</strong>nung neuer Kontakte (auch über Formen von Beschäftigung<br />

und Arbeit).<br />

Zudem ergeben sich bei e<strong>in</strong>er Suchtbehandlung <strong>in</strong> vielen Fällen auch relevante sprachliche Barrieren:<br />

wer se<strong>in</strong> Selbstwertgefühl verloren hat und sozial weitgehend verstummt ist, tut sich meist auch<br />

zunehmend schwer, die eigene Person und Bef<strong>in</strong>dlichkeit gegenüber Therapeuten sprachlich zu<br />

fassen und auszudrücken. Die Angst vor den aus fachlichen Gründen normalerweise <strong>in</strong> der<br />

Suchtbehandlung stark verbreiteten Gruppenbehandlungen (auch vor Selbsthilfegruppen) hat auch<br />

hier ihre Ursachen.<br />

― Alle diese Faktoren s<strong>in</strong>d als Auswirkungen sozialer Exklusion und damit als Teil der<br />

<strong>besonderen</strong> <strong>sozialen</strong> Schwierigkeiten zu sehen. Sie zu bewältigen und gel<strong>in</strong>gende Übergänge<br />

zu schaffen, ist Aufgabe erfolgreicher Hilfe nach § 67. Gerade um dieses Ziel soweit irgend<br />

möglich zu erreichen, braucht es neben der unabd<strong>in</strong>gbaren fachlichen Professionalität<br />

(Kenntnis des Personenkreises) <strong>für</strong> e<strong>in</strong> qualifiziertes Casemanagement e<strong>in</strong>en klaren<br />

strukturellen Rahmen, e<strong>in</strong>e persönliche Bereitschaft und zeitlich/personelle Ressourcen <strong>für</strong><br />

die Entwicklung e<strong>in</strong>er stabilen Vertrauensbeziehung, <strong>in</strong> welcher Hoffnung und damit auch<br />

soweit noch möglich Mitwirkungsbereitschaft wachsen können.<br />

― Die Wohnungslosenhilfe ist <strong>für</strong> viele Betroffene das letzte gesellschaftlich organisierte<br />

„Auffangbecken“. Leistungsträger und Leistungserbr<strong>in</strong>ger s<strong>in</strong>d sich dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ig, dass alles<br />

versucht werden muss, um die <strong>besonderen</strong> <strong>sozialen</strong> Schwierigkeiten dieser <strong>Menschen</strong><br />

wirksam zu überw<strong>in</strong>den. E<strong>in</strong> <strong>in</strong>stitutionelles Verweisen oder e<strong>in</strong> "E<strong>in</strong>fordern von<br />

Behandlungswilligkeit" würde aber nach aller Erfahrung bei diesen schwer bee<strong>in</strong>trächtigten<br />

<strong>Menschen</strong> nur e<strong>in</strong> Überfordern bedeuten, was i.d.R. e<strong>in</strong>e Rückkehr <strong>in</strong> die Wohnungslosigkeit<br />

und damit die teuerste Form der Hilfe zur Folge hat. Es bleibt nur der Weg e<strong>in</strong>er geduldigen<br />

und zielorientierten Unterstützung, getragen von e<strong>in</strong>er möglichst gut vernetzten Fachlichkeit.<br />

6 "Wenn die Flasche im Kreis an dir vorbeigeht, gehörst du nirgends mehr dazu." (Betroffenenzitat)<br />

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