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BILDUNG<br />
16<br />
"Praeceptor Germaniae" <strong>de</strong>r Lehrer<br />
Deutschlands<br />
Keine Gestalt <strong>de</strong>r in Deutschland so<br />
brisanten Reformationszeit hat so<br />
viel öffentliche Zustimmung und Bewun<strong>de</strong>rung<br />
erfahren wie <strong>de</strong>r aus<br />
Bretten im Kraichgau (20 km nördlich<br />
von Pforzheim) stammen<strong>de</strong> Philipp<br />
Melanchthon. Der „kleine<br />
Grieche“ wie er von seinem Freund<br />
Martin Luther wegen seiner altsprachlichen<br />
Gelehrsamkeit gerne<br />
genannt wur<strong>de</strong>, trat im Sommer<br />
1518 die neu eingerichtete Professur<br />
für die griechische Sprache in Wittenberg<br />
an und hielt als 21jähriger<br />
eine vielbeachtete Antrittsre<strong>de</strong> – auf<br />
lateinisch wohlgemerkt. Ohne dass<br />
er dies beabsichtigt hätte, geriet er<br />
sehr schnell in <strong>de</strong>n theologischen<br />
Aufbruch <strong>de</strong>r Reformation und wur<strong>de</strong><br />
dabei ihr tüchtigster und stets besonnener<br />
Gestalter. Das kleine<br />
Städtchen Wittenberg an <strong>de</strong>r Elbe,<br />
damals vielleicht zweitausend Einwohner<br />
zählend, wur<strong>de</strong> bald zu einem<br />
Mekka <strong>de</strong>r Studieren<strong>de</strong>n aus<br />
ganz Europa, nicht zuletzt wegen<br />
ZUM 450. TODESTAG PHILIPP MELANCHTHONS<br />
Melanchthons Impulsen zur humanistischen<br />
und religiösen Bildung.<br />
Auf seine Initiative hin gingen fortschrittlich<br />
<strong>de</strong>nken<strong>de</strong> Lan<strong>de</strong>sfürsten<br />
dazu über, überall Schulen einzurichten,<br />
um die För<strong>de</strong>rung bei<strong>de</strong>r<br />
(!) Geschlechter voranzutreiben.<br />
Vor allem aber ist ihm zu danken,<br />
dass er mit <strong>de</strong>m 1530 beim Reichstag<br />
vor Kaiser Karl V. verlesenen<br />
„Augsburger Bekenntnis“ das erste<br />
evang.-lutherische Bekenntnis<br />
schuf.<br />
Nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> Luthers im Jahr<br />
1546 führte Melanchthon die reformatorische<br />
Bewegung fort und gestaltete<br />
noch <strong>de</strong>n Augsburger<br />
Religionsfrie<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Jahres 1555 aktiv<br />
mit, ehe er dann fünf Jahre später,<br />
im Alter von 63 Jahren, starb.<br />
Noch zu Lebzeiten erhielt Philipp<br />
Melanchthon <strong>de</strong>n Ehrentitel „Praeceptor<br />
Germaniae“, <strong>de</strong>r Lehrer<br />
Deutschlands. Diese Auszeichnung<br />
<strong>de</strong>utet an, welch umfassen<strong>de</strong>n Einfluss<br />
das Wirken Melanchthons gehabt<br />
hat, <strong>de</strong>r durch seine<br />
zurückhalten<strong>de</strong> Art immer etwas im<br />
Schatten <strong>de</strong>s großen Martin Luther<br />
stand. Im Jahr 2010 gibt es viele<br />
Veranstaltungen und Vorträge, die<br />
sich mit ihm beschäftigen. Auch ist<br />
das hervorragend eingerichtete Melanchthonhaus<br />
in Bretten auf je<strong>de</strong>n<br />
Fall einen Besuch wert.<br />
Andreas Bührer