RCW 1892 - Ruder-Club Witten eV

Als Rudern auf der Ruhr verboten war
Auszug aus den RCW-Nachrichten vom Juni 1924,
in der Zeit der französischen Ruhrbesetzung
Wiederaufnahme des Ruderns.
Am Dienstag, den 20. Mai, war der 1. Vorsitzende, Herr Heinrich Korfmann, und
dessen Stellvertreter, Herr Walter Lohde, zur französischen Kommandantur vorgeladen.
Der Zivilkommandant für den Platz Witten, Herr Kapitän Michel, erklärte den
beiden Herren, daß der Ruderklub die Erlaubnis bekommen könne zu rudern, falls
sich die rudernden Mitglieder folgenden Bedingungen unterwerfen:
1. Es dürfen nur Sportboote fahren, die nicht an dem gegenüberliegenden Ufer anlegen.
2. Jedes Boot muß, als dem R.C.W. gehörig, durch die Flagge gekennzeichnet sein.
3. Ruderfahrten dürfen nur in der Zeit von 6 Uhr morgens bis 9 Uhr abends stattfinden.
Für die korrekte Durchführung der von der Besatzungsbehörde erlassenen Bestimmung
haftet der Vorsitzende der französischen Besatzungsbehörde gegenüber. Wie
uns bekannt geworden ist, hat der Ruderverein Bochum bereits ein Gesuch an die
Besatzungsbehörde gerichtet, Antwort jedoch nicht erhalten. Auf jeden Fall wird
die französische Besatzungsbehörde der sportlichen Ruderei keine Schwierigkeiten
bereiten, solange die Vorschriften erfüllt werden. Das Rudern in Vergnügungsbooten
bleibt vorerst noch untersagt.
Wir fordern nun all diejenigen ausübenden Mitglieder, die in diesem Sommer rudern
wollen, auf, dies unverzüglich dem 1. Ruderwart, Herrn Heinz Bruno, mitzuteilen.
Der Bochumer Ruderverein hat uns seinerzeit in liebenswürdiger Weise erlaubt, einige
Boote in seinem Bootshause unterzubringen, unter der Voraussetzung natürlich, daß
wir auch von Zeit zu Zeit die Nachtwachen im Bootshause übernehmen.
Alle Mitglieder, die sich jetzt zum Rudern Melden, müssen sich ehrenwörtlich verpflichten,
alle diese Bedingungen auf das strikteste zu erfüllen, denn für jede Übertretung
haftet unser Vorsitzender. Aber jeder echte Ruderer wird es mit Freuden
begrüßen, daß er den Rudersport wieder ausüben kann und alle Vorschriften und
Beschränkungen gern in Kauf nehmen.
Das Rudern nimmt unter allen Leibesübungen eine Sonderstellung ein, da es in der
ausgiebigsten Weise den ganzen Körper erfasst. Es wird anfangs schwer sein nach
langer Zeit der Untätigkeit den geregelten und disziplinierten Ruderbetrieb wieder
aufzunehmen, aber alle Teilnehmer werden den Lohn in seelischer und körperlicher
Erfrischung nach Hause tragen.
Der Ruderwart nimmt Meldungen bis zum 21. Juni entgegen. Am 21. Juni, gelegentlich
des Herrenabends, findet bei Borgmann die endgültige Verpflichtung der Teilnehmer
statt. Also, Ruderer heraus!
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