Ausgabe 2 / Dezember 2005 - Fidfinvest Treuhand, Zug
Ausgabe 2 / Dezember 2005 - Fidfinvest Treuhand, Zug
Ausgabe 2 / Dezember 2005 - Fidfinvest Treuhand, Zug
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Von Francesco R. Fusco<br />
Bald wird die seit Jahren angewendete fifty-fifty Praxis abgeschafft.<br />
Damit hat sich Bundesrat Merz in diesem Frühjahr<br />
dem langjährigen Druck der OECD (Organisation für<br />
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) gebeugt.<br />
Gespräche mit Personen, welche in dieser Thematik<br />
mitverhandelten, haben aufgezeigt, dass Bundesrat Merz<br />
sich sehr wenig – wenn überhaupt – mit der entsprechenden<br />
Thematik auseinandergesetzt hat. Ob diese Praxisabschaffung<br />
für den Finanzplatz Schweiz und somit für den Finanzplatz<br />
<strong>Zug</strong> Vorteile bringt, ist natürlich eher zu bezweifeln.<br />
Die EU hat somit erfolgreich Druck auf die Schweiz aus-<br />
geübt und dies ohne, dass sich der zuständige Bundesrat für<br />
die Interessen der Schweiz eingesetzt hat.<br />
Bereits Ende September <strong>2005</strong> wurde die nächste Attacke<br />
geritten. Die EU setzt nun die Schweiz bei der Besteuerung<br />
von Holdings mächtig unter Druck. Die EU kann oder will<br />
die verschiedenen Besteuerungsarten – insbesondere das<br />
Holdingprivileg – nicht verstehen. In einem Brief will die EU<br />
vom Bundesrat wissen, wie es Schweizer Kantone mit der<br />
Besteuerung von Gesellschaften halten. Der Kanton <strong>Zug</strong><br />
wird namentlich erwähnt.<br />
Nebst der Holdingbesteuerung will die EU auch über die<br />
Besteuerung der so genannten «gemischten Gesellschaften»<br />
informiert werden.<br />
Warum will die EU über diese Besteuerungsarten<br />
Bescheid wissen?<br />
Ganz einfach: sie stört sich daran, dass ausländische<br />
Konzerne in der Schweiz einen Firmensitz halten, aber in<br />
der Schweiz keine oder eine nur untergeordnete Geschäftstätigkeit<br />
ausüben. Diese Gesellschaften, oft auch nur Briefkasten-<br />
oder Domizilgesellschaften genannt, werden in<br />
50 F i n a n z p l a t z Z u g<br />
Der Druck der<br />
auf die Schweiz<br />
Die Europäische Union und der Versuch, die Schweiz und somit auch den Finanzplatz<br />
<strong>Zug</strong> unattraktiv zu machen.<br />
verschiedenen Kantonen zu einem speziellen Steuersatz<br />
besteuert. Und genau das ist der EU und vielen Finanzministern<br />
in den einzelnen EU-Staaten (Deutschland lässt grüssen)<br />
ein Dorn im Auge.<br />
Der Druck für die Abschaffung begann vor mehreren Jahren<br />
via OECD. Unter anderem führte die OECD die Schweiz auf<br />
einer Liste. Auf dieser Liste wurden jene Staaten aufgeführt,<br />
welche in ihren Augen eine «schädliche Steuerpolitik» betreiben.<br />
Der rechtlich nicht bindende EU-Verhaltenskodex<br />
von 1997 bildete die Basis für die Erstellung dieser ominösen<br />
Liste. Es ist hier auch darauf hinzuweisen, dass dieser<br />
EU-Verhaltenskodex lediglich eine politische Absichtserklärung<br />
darstellt.<br />
Im OECD-Bericht des Jahres 1998 wurden die verschiedenen<br />
Aspekte der «schädlichen Steuerpolitik» aufgeführt. Unter<br />
anderem sind tiefe Steuerbelastungen, Steuerbefreiungen<br />
oder begrenzte Bemessungsgrundlagen, keine wirksame<br />
Amtshilfe (z.B. das Bankgeheimnis) als solche Faktoren betrachtet<br />
worden. Einige Punkte wurden speziell wegen der<br />
Schweiz aufgelistet. Die Schweiz hat diesem Bericht keine<br />
wirkliche Beachtung geschenkt und ihm eine globale Betrachtungsweise<br />
abgesprochen. Bei der Abstimmung über<br />
die Akzeptanz dieses Berichtes hat sich die Schweiz der<br />
Stimme enthalten.<br />
Von 1998 bis 2003 hat die OECD weitere Berichte (follow-up)<br />
generiert. Dabei wurden immer wieder Änderungen an den<br />
so genannten «schädlichen Steuerfaktoren» vorgenommen.<br />
So wurde im November 2001 das im Jahre 1998 noch für<br />
schädlich gehaltene «ring fencing» (Steuervergünstigungen<br />
für ausländische Unternehmungen) nicht mehr als negativ<br />
empfunden. Vieles wurde von der Liste gestrichen, nicht<br />
zuletzt deshalb, weil die USA ihre Haltung nach der Wahl<br />
von George W. Bush zu den Steueroasen revidiert hat. Nach<br />
einigem hin und her wurde die Arbeit der OECD zur Frage<br />
abgeschlossen, inwieweit die in der Liste als potenziell