Ausgabe 2 / Dezember 2005 - Fidfinvest Treuhand, Zug
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54 Millionen für Stau<br />
Mobilität ist eine Grundvoraussetzung für die Lebens- und Entwicklungsfähigkeit eines<br />
Wirtschaftsstandortes. Ein Interview mit Hans-Beat Uttinger, Baudirektor des Kantons <strong>Zug</strong>.<br />
Mit Hans-Beat Uttinger sprach Francesco R. Fusco<br />
Wie wichtig ist eine funktionierendeVerkehrsinfrastruktur<br />
für den Wirtschaftsstandort<br />
<strong>Zug</strong>?<br />
Mobilität ist eine Grundvoraussetzung<br />
für die Lebens- und Entwicklungsfähigkeit<br />
eines Wirtschaftsstandortes.<br />
Im Kanton<br />
<strong>Zug</strong> wird die Mobilität aufgrund<br />
des prognostizierten Wachstums<br />
in den kommenden Jahren<br />
weiter zunehmen. Gemäss<br />
Hans-Beat Uttinger<br />
Richtplan soll sich die Verkehrsleistung,<br />
d.h. die gefahrenen<br />
Kilometer pro Tag, bis ins Jahr 2020 spürbar erhöhen. Beim<br />
öffentlichen Verkehr rechnet man mit einer Zuwachsrate von<br />
38%, beim privaten Verkehr sogar mit einem Wachstum von<br />
43%. Die Mehrleistung beim Privatverkehr muss vor allem im<br />
Zusammenhang mit der Eröffnung der A4 im Knonaueramt<br />
gesehen werden.<br />
Wenn wir also mit dem Ausbau der Verkehrsinfrastrukturen<br />
nicht mithalten, drohen in unserem Kanton noch höhere<br />
Staukosten als die ermittelten 54 Mio. Franken pro Jahr. Jede<br />
Million ist für den Wirtschaftsstandort <strong>Zug</strong> eine zuviel. Ein<br />
wichtiges Signal müssen wir anhand der Nordzufahrt aussenden.<br />
Wenn das Volk über eine Strasse abgestimmt hat, dann<br />
wird diese gebaut - komme, was da wolle. Einsprachen können<br />
das Vorhaben zwar verzögern, nicht aber verhindern.<br />
Was gehört zu einem funktionierenden Verkehrskonzept?<br />
Ein funktionierendes Verkehrskonzept baut grundsätzlich auf<br />
einem hierarchisch gestalteten Verkehrsnetz auf. Dazu gehört<br />
auf der obersten Ebene ein funktionierendes Hochleistungsstrassennetz,<br />
in der Regel die heutigen Autobahnen.<br />
Das Funktionieren dieses Netzes im Kanton <strong>Zug</strong>, auch nach<br />
der Eröffnung der A4 durch das Knonaueramt, unterstützen<br />
wir mit der Planung des 6-Spur-Ausbaus zwischen den Verzweigungen<br />
Blegi und Rütihof.<br />
In zweiter Linie ist ein gut ausgebautes Netz von regionalen<br />
Verbindungsachsen wichtig. Diese bestehen weitgehend<br />
aus dem heutigen Kantonsstrassennetz. Um diese Funktion<br />
sicherzustellen, wurden im kantonalen Richtplan neue und<br />
ergänzende Strassenabschnitte definiert.<br />
Alle Projekte der ersten Priorität befinden sich in einer intensiven<br />
Planungsphase. Für die übrigen Projekte werden Vorarbeiten<br />
geleistet, um den benötigten Raum in den Siedlungsgebieten<br />
sicherzustellen.<br />
Welche der aktuellen Verkehrsprojekte favorisieren Sie?<br />
Es sind die Vorhaben, die im Richtplan der Priorität 1 zugewiesen<br />
sind. Auf der Ebene der Hochleistungsstrassen heisst<br />
dies: 6-Spur-Ausbau der A4 zwischen den Verzweigungen<br />
Blegi und Rütihof. Auf der Ebene Kantonsstrassen sind dringlich:<br />
Nordzufahrt Baar/<strong>Zug</strong>, Tangente Neufeld und Kammerkonzept<br />
Ennetsee.<br />
Die INFRAS kommt in ihrem Bericht vom Mai 2003 zum<br />
Schluss, dass im Kanton <strong>Zug</strong> jährliche Stau- und Langsamfahrkosten<br />
von rund 54 Millionen Franken anfallen.<br />
Was gedenken Sie dagegen zu unternehmen?<br />
Als erster Kanton hat <strong>Zug</strong> – zusammen mit dem TCS – eine<br />
Staustudie in Auftrag gegeben. Wir wollten damit einmal die<br />
Stau- und Langsamfahrkosten ermitteln, die unsere Volkswirtschaft<br />
jährlich belasten. Das Ergebnis ist bedenklich!<br />
Es lässt nur eine Schlussfolgerung zu: Das Strassenbauprogramm,<br />
wie es der Richtplan vorsieht, muss so schnell als<br />
möglich realisiert werden.<br />
Was ist Ihnen sonst zu diesem Thema wichtig?<br />
Ich hoffe, dass sich folgende Einsicht möglichst rasch durchsetzt:<br />
Die Behauptung «Wer Strassen sät, wird Verkehr ernten»<br />
trifft für den Kanton <strong>Zug</strong> nicht zu. <strong>Zug</strong> «erntet» Verkehr,<br />
ohne Strassen zu «säen». Dass dem so ist, kann angesichts<br />
der Entwicklungszahlen nicht erstaunen. Seit 1960 hat sich<br />
die Bevölkerung des Kantons <strong>Zug</strong> verdoppelt, die Zahl der<br />
Arbeitsplätze verdreifacht und die Zahl der Motorfahrzeuge<br />
verachtfacht!<br />
Herr Uttinger – wir danken Ihnen für das Gespräch und<br />
wünschen Ihnen alles Gute.<br />
F i n a n z p l a t z Z u g